Elyria - Im Visier der Hexenjäger
Elyria ist im Besitz einer seltsamen Kraft, die sie nicht kontrollieren kann. Diese Gabe wird ihr zum Verhängnis, denn sie lebt in einer Zeit, in der Magie verfolgt und vernichtet wird. Zudem bedroht sie eine mysteriöse Prophezeiung: In einer uralten...
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Produktinformationen zu „Elyria - Im Visier der Hexenjäger “
Elyria ist im Besitz einer seltsamen Kraft, die sie nicht kontrollieren kann. Diese Gabe wird ihr zum Verhängnis, denn sie lebt in einer Zeit, in der Magie verfolgt und vernichtet wird. Zudem bedroht sie eine mysteriöse Prophezeiung: In einer uralten Schrift wird von einem Mädchen mit goldenen Augen erzählt, das die Welt in den Untergang führen wird. Verheißt der Glanz in Elyrias Augen Böses?
Lese-Probe zu „Elyria - Im Visier der Hexenjäger “
Elyria – Im Visier der Hexenjäger von Brigitte Melzer LESEPROBE 1Dunkelheit.Er war tot. Gestorben, als die Sieben Meistermagier den Schwarzen König zu vernichten versucht hatten. Sie hatten das Wissen des Schwarzen Königs aus seinem Körper gerissen und ihn, des Wissens und der Essenz seines Meisters beraubt, als leblose Hülle zurückgelassen. Doch wenn er tot war, warum konnte er sich erinnern?
Er selbst hatte den Schwarzen König gerufen. Deshalb wusste er, über welche Kräfte der Dämon verfügte. Ein Teil dieser Kräfte war nach der Beschwörung auch in ihn geflossen. Allein dafür verehrte er seinen Meister. Hatten diese armseligen Zauberer wirklich geglaubt, sie könnten seinen Meister vernichten? Sie mochten ihn geschwächt haben, doch er war noch immer hier. Er spürte die Macht des Dämons, die jede Faser seines toten Leibes durchdrang.
Diene mir! Wispernd bohrte sich die Stimme in seinen Verstand. Er wusste, dass es nicht wirklich eine Stimme war. Es war pure Macht, die wie ein Windhauch über seinen Geist strich und ihn in Besitz nahm. Sein Leib begann zu zucken, als er sich mit unheiligem Leben füllte. Ruckartig setzte er sich auf. Trotz der Dunkelheit erkannte er seine Umgebung klar und deutlich. Sein Blick erfasste den Ort, an dem er gestorben und nun wiedergeboren worden war, strich über raues Mau erwerk, streifte die Bluteiche im Zentrum der unterirdischen Kammer und wanderte zu den Stufen, die in die Grabkammer führten.
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Er blickte an sich herab. Die alten Gewänder umwehten seinem Leib, zerschlissen vom Atem der Zeit. Was von seinem Fleisch übrig geblieben war, hing in Fetzen von seinen Knochen. Maden wimmelten in der klumpigen Masse, bestrebt, ihr Werk zu vollenden und seine Knochen zu säubern. Er streckte eine skelettierte Hand aus und fegte ein paar Maden von seinem Bein, wo ihm die Kniescheibe wie ein bleiches Auge entgegenstarrte. Voller Erstaunen betrachtete er seinen Arm, an dem sich Sehnen und Muskelstränge zu erneuern begannen und sich ausbreiteten, hinauf in die Schulter, weiter über seinen Oberkörper, in den anderen Arm und über seine Beine, bis sie seinen Körper wie ein neues Gewand verhüllten. Ein leises Krächzen verließ seine Kehle, als sich seine Stimmbänder neu bildeten und ihm nach all den Jahren die Fähigkeit, sich zu artikulieren, zurückbrachten. Das verweste Fleisch fiel wie welkes Herbstlaub von seinen Knochen. Darunter kam neues zum Vorschein, schon bald von einer Schicht rosiger Haut bedeckt, die seine Metamorphose beendete. Sein Herz schlug nicht und er atmete auch nicht. Dennoch war er nicht tot. Er war ein Diener des Schwarzen Königs – er trug die Macht seines Meisters in sich. Er würde dem Herrn seinen Großmut vergelten, indem er seine Jünger um sich scharte und alles für seine Rückkehr vorbereitete. 2
Zelte aus bunten Flicken leuchteten im Schein der Frühlingssonne und offenbarten schon von Weitem den Aufenthaltsort des Fahrenden Volkes. Vor, während und nach den Vorstellungen wimmelte es zwischen den Zelten von Besuchern. Menschen aus der Stadt und den umliegenden Dörfern kamen, um Kunststücke zu sehen, sich von Schauspielen bezaubern und von Gauklern unterhalten zu lassen.
Jetzt, da der Beginn der nächsten Vorstellung noch Stunden entfernt war, lag der Platz verlassen da. Nachdem der Regen der vergangenen Nacht den Boden in matschigen Sumpf verwandelte hatte, waren Gaukler, Akrobaten und Schauspieler noch nicht aus ihren Zelten hervorgekommen. Selbst die Schaulustigen, die sich sonst immer in der Nähe des Lagerplatzes aufhielten, hatten sich noch nicht blicken lassen.
Elyria streifte zwischen den Zelten hindurch und hielt die Nase in den Wind. Statt des Dröhnens lachender, schwatzender Menschen hörte sie den Gesang der Vögel, unter den sich das gelegentliche Schnauben der Pferde mischte. Obwohl sie das bunte Treiben mochte, schätzte sie diese seltenen Augenblicke der Ruhe.
Mit ihren achtzehn Sommern war Elyria ein fester Bestandteil der Truppe. Sie war eine geschickte Messerwerferin, kümmerte sich auch mit um die Tiere und half den Schauspielern beim Einüben ihrer Rollen.
Seit sie denken konnte, war ihr Vater der Anführer der Gauklertruppe, die während des Sommers von Stadt zu Stadt reiste und sich mit ihren Vorstellungen den Lebensunterhalt verdingte. Im Winter zogen sie in den Süden und ließen sich an der Küste nieder, bis sie im Frühjahr ihre Reise wieder aufnehmen konnten.
Der Winter war gerade erst vorüber, die Straßen noch nicht lange frei von Eis und Schnee. Travencore war die erste Station in diesem Jahr. Die größte Stadt im Westen Cartómiens und zugleich die Stadt des Königs. Dennoch kamen Adlige nur selten zu den Vorstellungen. Sie hatten ihre eigenen Gaukler und Barden, die sie innerhalb der Mauern ihrer Burgen unterhielten. Wenn sich jedoch von Zeit zu Zeit ein Adliger blicken ließ, bedeutete das für die Truppe einen Segen an Münzen, der die Einnahmen eines ganzen Monats aufwog.
Am Zelt ihres Vaters blieb Elyria stehen. Sie streckte schon die Hand nach der Zeltplane aus, als seine Stimme an ihr Ohr drang.
»Elyria kommt allmählich in ein Alter, in dem ich daran denken sollte, sie zu verheiraten.«
Elyria ließ die Hand sinken. Heiraten? Sie hatte nie auch nur einen Augenblick gedacht, dass das Leben jemals anders sein könnte, als es im Augenblick war. Endlose Wege, die sie mit ihren bunt geschmückten Planwagen über die Straßen Cartómiens zu neuen Auftritten führten, und lange Abende am Lagerfeuer, im Kreise ihrer Freunde. Der Gedanke, diese Freiheit für einen Mann aufzugeben, war ihr noch nie gekommen. Und genau genommen behagte er ihr nicht sonderlich.
Neugierig spähte sie zwischen den Stoffbahnen hin durch, die den Eingang beinahe vollständig verhüllten. Ihr Vater stand vor einem Kohlebecken und wärmte sich die Hände über der Glut. Hinter ihm saß Dhori. Der mächtige Leib der Gauklerin versank in einem Stapel Kissen, der sonst Elyrias Vater als Sitzplatz diente. Ihr langes graues Haar schimmerte im Schein der Laterne wie Stahl.
Verschwommen erinnerte Elyria sich an eine Zeit, in der Dhori die Wahrsagerin der Truppe gewesen war. Ihr Vater hatte sie stets als die talentierteste Schauspielerin von allen bezeichnet. Wann immer die Sprache auf sie gekommen war, hatte er Elyria grinsend zugezwinkert. Das war seine Art, ihr zu sagen, dass er die alte Frau für eine Schwindlerin hielt. Dennoch war sie es gewesen, die der Truppe einst die größten Einnahmen beschert hatte. Sie hatte in einem verdunkelten Zelt gesessen und den Menschen gegen eine Münze aus der Hand gelesen oder ihnen die Runen geworfen.
Sie hat ihnen erzählt, was sie hören wollten. Als Kind war Elyria oft um Madame Dhoris Zelt herumgeschlichen, um zu belauschen, was sie den Menschen verkündete. Seit der Zeit der Reinigung, die dem Krieg der Mächte gefolgt war, hatte Madame Dhori keine Auftritte mehr absolviert. Elyrias Vater hatte es für zu gefährlich befunden. In einer Zeit, in der jeder, der auch nur den Anschein von Magie erweckte, verfolgt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, wollte er nicht riskieren, dass die alte Scharlatanin für ihr Schauspiel brennen musste. Seither war sie nur noch Dhori, ein weiteres Mitglied der Truppe und ein Teil der Schauspieler, die Tag für Tag ihre Stücke darboten.
© Ueberreuter Verlag
Zelte aus bunten Flicken leuchteten im Schein der Frühlingssonne und offenbarten schon von Weitem den Aufenthaltsort des Fahrenden Volkes. Vor, während und nach den Vorstellungen wimmelte es zwischen den Zelten von Besuchern. Menschen aus der Stadt und den umliegenden Dörfern kamen, um Kunststücke zu sehen, sich von Schauspielen bezaubern und von Gauklern unterhalten zu lassen.
Jetzt, da der Beginn der nächsten Vorstellung noch Stunden entfernt war, lag der Platz verlassen da. Nachdem der Regen der vergangenen Nacht den Boden in matschigen Sumpf verwandelte hatte, waren Gaukler, Akrobaten und Schauspieler noch nicht aus ihren Zelten hervorgekommen. Selbst die Schaulustigen, die sich sonst immer in der Nähe des Lagerplatzes aufhielten, hatten sich noch nicht blicken lassen.
Elyria streifte zwischen den Zelten hindurch und hielt die Nase in den Wind. Statt des Dröhnens lachender, schwatzender Menschen hörte sie den Gesang der Vögel, unter den sich das gelegentliche Schnauben der Pferde mischte. Obwohl sie das bunte Treiben mochte, schätzte sie diese seltenen Augenblicke der Ruhe.
Mit ihren achtzehn Sommern war Elyria ein fester Bestandteil der Truppe. Sie war eine geschickte Messerwerferin, kümmerte sich auch mit um die Tiere und half den Schauspielern beim Einüben ihrer Rollen.
Seit sie denken konnte, war ihr Vater der Anführer der Gauklertruppe, die während des Sommers von Stadt zu Stadt reiste und sich mit ihren Vorstellungen den Lebensunterhalt verdingte. Im Winter zogen sie in den Süden und ließen sich an der Küste nieder, bis sie im Frühjahr ihre Reise wieder aufnehmen konnten.
Der Winter war gerade erst vorüber, die Straßen noch nicht lange frei von Eis und Schnee. Travencore war die erste Station in diesem Jahr. Die größte Stadt im Westen Cartómiens und zugleich die Stadt des Königs. Dennoch kamen Adlige nur selten zu den Vorstellungen. Sie hatten ihre eigenen Gaukler und Barden, die sie innerhalb der Mauern ihrer Burgen unterhielten. Wenn sich jedoch von Zeit zu Zeit ein Adliger blicken ließ, bedeutete das für die Truppe einen Segen an Münzen, der die Einnahmen eines ganzen Monats aufwog.
Am Zelt ihres Vaters blieb Elyria stehen. Sie streckte schon die Hand nach der Zeltplane aus, als seine Stimme an ihr Ohr drang.
»Elyria kommt allmählich in ein Alter, in dem ich daran denken sollte, sie zu verheiraten.«
Elyria ließ die Hand sinken. Heiraten? Sie hatte nie auch nur einen Augenblick gedacht, dass das Leben jemals anders sein könnte, als es im Augenblick war. Endlose Wege, die sie mit ihren bunt geschmückten Planwagen über die Straßen Cartómiens zu neuen Auftritten führten, und lange Abende am Lagerfeuer, im Kreise ihrer Freunde. Der Gedanke, diese Freiheit für einen Mann aufzugeben, war ihr noch nie gekommen. Und genau genommen behagte er ihr nicht sonderlich.
Neugierig spähte sie zwischen den Stoffbahnen hin durch, die den Eingang beinahe vollständig verhüllten. Ihr Vater stand vor einem Kohlebecken und wärmte sich die Hände über der Glut. Hinter ihm saß Dhori. Der mächtige Leib der Gauklerin versank in einem Stapel Kissen, der sonst Elyrias Vater als Sitzplatz diente. Ihr langes graues Haar schimmerte im Schein der Laterne wie Stahl.
Verschwommen erinnerte Elyria sich an eine Zeit, in der Dhori die Wahrsagerin der Truppe gewesen war. Ihr Vater hatte sie stets als die talentierteste Schauspielerin von allen bezeichnet. Wann immer die Sprache auf sie gekommen war, hatte er Elyria grinsend zugezwinkert. Das war seine Art, ihr zu sagen, dass er die alte Frau für eine Schwindlerin hielt. Dennoch war sie es gewesen, die der Truppe einst die größten Einnahmen beschert hatte. Sie hatte in einem verdunkelten Zelt gesessen und den Menschen gegen eine Münze aus der Hand gelesen oder ihnen die Runen geworfen.
Sie hat ihnen erzählt, was sie hören wollten. Als Kind war Elyria oft um Madame Dhoris Zelt herumgeschlichen, um zu belauschen, was sie den Menschen verkündete. Seit der Zeit der Reinigung, die dem Krieg der Mächte gefolgt war, hatte Madame Dhori keine Auftritte mehr absolviert. Elyrias Vater hatte es für zu gefährlich befunden. In einer Zeit, in der jeder, der auch nur den Anschein von Magie erweckte, verfolgt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, wollte er nicht riskieren, dass die alte Scharlatanin für ihr Schauspiel brennen musste. Seither war sie nur noch Dhori, ein weiteres Mitglied der Truppe und ein Teil der Schauspieler, die Tag für Tag ihre Stücke darboten.
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Autoren-Porträt von Brigitte Melzer
Brigitte Melzer wurde 1971 geboren und kam über Fantasy-Rollenspiele zum Schreiben. „Whisper Königin der Diebe" gehörte zu den drei besten Manuskripten, die für den Wolfgang-Hohlbein-Preis 2003 eingereicht wurden. Brigitte Melzer lebt und arbeitet in München.
Bibliographische Angaben
- Autor: Brigitte Melzer
- Altersempfehlung: 13 - 16 Jahre
- 2008, 351 Seiten, Maße: 13 x 20,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Ueberreuter
- ISBN-10: 3800053861
- ISBN-13: 9783800053865
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