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Empusion

Eine natur(un)heilkundliche Schauergeschichte
 
 
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September 1913, Görbersdorf in Niederschlesien. Inmitten von Bergen steht seit einem halben Jahrhundert das erste Sanatorium für Lungenkrankheiten. Mieczyslaw Wojnicz, Ingenieurstudent aus Lemberg, hofft, dass eine neuartige Behandlung und die kristallklare...
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Kommentare zu "Empusion"
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    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    alekto, 09.05.2023

    Als eBook bewertet

    Philosophische Diskurse treffen auf Mystery-Elemente in einem Umfeld toxischer Männlichkeit

    Mieczysław Wojnicz reist im Herbst 1913 aus Lemberg nach Görbersdorf, um wegen seiner Schwindsucht in einem frühen Stadium von Doktor Semperweiß auf ein Empfehlungsschreiben von Professor Sokolowski hin behandelt zu werden. Bis ein Platz im Kurhaus frei wird, wohnt er im Gästehaus für Herren, das von Wilhelm Opitz betrieben wird. Doch schon am Tag nach seiner Ankunft muss Wojnicz bei seiner Rückkehr aus dem Sanatorium die Leiche von Frau Opitz auf dem Tisch liegend vorfinden, da sie kurz zuvor gestorben ist. Ist das aber wirklich ein Selbstmord gewesen, indem sie sich erhängt hat, wie von ihrem Mann behauptet wird?

    Protagonist von Empusion ist der junge Student der Wasser- und Canalisationsbautechnik Mieczysław Wojnicz, aus dessen Perspektive der Roman geschildert wird. Wojnicz fällt es schwer sich in Görbersdorf zu akklimatisieren, da er sich von den sonst anwesenden polnischen Patienten fernhält als deren Landsmann er sich nicht zu erkennen gibt, wenn er diesen zufällig über den Weg läuft. Denn deren Herdentrieb und ihr aufgesetztes Selbstbewusstsein, mit dem sie ihre Komplexe kaschieren wollen, schrecken ihn ab.
    Neben den in den Monaten von September bis November des Jahres 1913 spielenden Ereignissen habe ich Hauptfigur Mieczysław Wojnicz anhand seiner Vergangenheit näher kennengelernt, indem Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend beschrieben wurden. Mieczysław ist bei seinem Vater, dem Ingenieur January Wojnicz, groß geworden, der Witwer ist, weil seine Mutter kurz nach der Geburt gestorben ist. Umsorgt wurde Mieczysław von seiner Kinderfrau Gliceria, die ihm in der Küche köstliche Leckereien zugesteckt hat. Dagegen sind sein Vater und sein Onkel Emil, der Offizier bei der Cavallerie ist, bestrebt gewesen Mieczysław jegliche Verweichlichung auszutreiben, obgleich dessen Leidenschaften sein Herbarium und die Imkerei sind.

    Die Gruppe, die ebenso wie Mieczysław Wojnicz im Gästehaus für Herren bei Herbergswirt Opitz wohnt, hat Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk abwechslungsreich zusammengestellt. Davon lernt Wojnicz zunächst den eher zurückhaltenden Walter Frommer aus Breslau kennen, der durch seinen stets zugeknöpften und überkorrekten Kleidungsstil auffällt. Nur Thilo von Hahn, der sein Zimmer in ein kleines Atelier verwandelt hat, weil er Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Landschaftsmalerei studiert, ist im Alter von Wojnicz. August August, der im rumänischen Jassy geboren wurde, ist Professor für Griechisch und Latein mit einem Talent für die Schauspielerei, wenn er Verse griechischer Theaterstücke wiedergibt. Longinus Lukas, der seinen Lastern bestehend aus Frauen und Alkohol auch während der von seiner Tochter finanzierten Behandlung in Görbersdorf frönt, bezeichnet sich selbst als Philosophen, obwohl er Geschichtslehrer an einem Gymnasium in Königsberg ist. Oft erzählt er Anekdoten aus besseren Zeiten, in denen er Umgang mit Prominenten pflegte, die er nur bei ihrem Vornamen nennt. Diese Gruppe, die Wojnicz nach und nach kennenlernt, wird von Olga Tokarczuk in ungewöhnlichen Beschreibungen eingeführt. Deren originelle Ansätze habe ich mal mehr mal weniger gelungen empfunden. Stark ausgefallen ist etwa die ausführliche Schilderung von deren unterschiedlichem Schuhwerk, was die Bewegungsweise der Füße darin mit eingeschlossen hat. Zu übertrieben ist mir dagegen das Kapitel Husten-Symphonie erschienen, indem das Husten der Bewohner des Gästehauses von der Autorin in detaillierter Weise analysiert worden ist.
    Gespräche, die die angegebenen Figuren bei Tisch, auf gemeinsamen Spaziergängen und Ausflügen führen, arten in lebhafte Diskussionen oder ausufernde Vorträge aus. Diese weisen eine beachtliche Bandbreite an Themen auf, die vom Verschwinden der zwei Jahre zuvor aus dem Louvre gestohlenen Mona Lisa, über die erste schriftlich belegte Erwähnung von Hexen in den Fröschen, einer griechischen Komödie von Aristophanes, bis hin zu den Hexenprozessen, in denen die einst in der Umgebung von Görbersdorf lebenden Frauen angeklagt, gefoltert und brutal ermordet worden sind, reichen. So verschieden diese Gespräche beginnen, laufen sie doch immer auf den gleichen Schlusspunkt hinaus, wenn die Männer, die sonst unterschiedliche Standpunkte vertreten, nur über ihr Frauenbild zu einem Konsens gelangen.
    Zwar hat Olga Tokarczuk die das Gästehaus bewohnende Männergruppe bei deren Vorstellung noch interessant erscheinen lassen, bald schon hat sich aber bei mir eine gewisse Monotonie eingestellt, indem deren miteinander verbrachte Zeit stets von Diskussionen dominiert wird, die ein sich wiederholendes Ende haben. Bei diesem wird in detaillierter Weise, ohne dass das auf den geringsten Widerstand stößt, die Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau, die von Natur aus eine untergeordnete Rolle einnimmt, in allen möglichen Variationen erläutert. Da die daran beteiligten Männer stets gleich lautende Behauptungen aufstellen, die sie weder mit Argumenten untermauern noch konkreten Beispielen belegen können, haben sich diese Gespräche schnell im Kreis gedreht, weil diesen kein neuer Aspekt mehr hinzugefügt wurde. Besser hätte mir gefallen, wenn die Autorin ihre Männergruppe nicht derart eindimensional charakterisiert hätte, indem sie ihnen lediglich diese einseitige, beschränkte Sicht auf die Welt, an der nie der kleinste Zweifel aufgekommen ist, zugestanden hat.

    Mit dem abgeschiedenen Görbersdorf, das wegen seiner von den umliegenden Bergen geschützten Lage und seines milden Klimas von Doktor Brehmer ausgewählt wurde, dort sein Sanatorium samt eindrucksvollem Kurhaus zu bauen, hat Olga Tokarczuk die perfekte Kulisse ala “A Cure for Wellness” für ihre Schauergeschichte gefunden. Denn das prächtige Kurhaus erinnert mit seinen roten Backsteinmauern, Kreuzgängen und Türmchen an ein mittelalterliches Schloss und da es abgesehen von der Krypta für Doktor Brehmer keinen Friedhof in Görbersdorf gibt, scheint der Ort trotz seiner Allgegenwärtigkeit dem Tod trotzen zu wollen.
    Von Beginn an ist Wojnicz mit Mysterien konfrontiert, weil kurz nach seiner Ankunft Frau Opitz, die wohl von ihrem Mann geschlagen wurde, unter nicht näher geklärten Umständen verstirbt, Thilo behauptet, schon im Wald in Stücke gerissene Leichen gesehen zu haben, und Wojnicz selbst in der Nacht merkwürdige Geräusche vom Dachboden kommen hört.
    Die ungewöhnliche Kombination von philosophischen Auseinandersetzungen mit Mystery-Elementen fügt sich erst zu einem erstaunlich harmonischen Ganzen. Im weiteren Verlauf überwiegen jedoch die gesellschaftspolitisch oder kunstgeschichtlich angehauchten Diskussionen derart, dass die Handlung des Romans unausgewogen wirkt. Stärker wäre Empusion ausgefallen, wenn Olga Tokarczuk den Mut besessen hätte, ihre Geschichte in einem so düster abgründigen Tonfall zu erzählen, der besser dazu gepasst hätte, und ihren Mystery-Komponenten mehr Raum zu geben. Dabei hätte ich mir insbesondere weitere Informationen zum Hintergrund der rätselhaften Erscheinungen, von denen Görbersdorf heimgesucht wird, gewünscht, da zum Schluss des Romans diesbezüglich einige Fragen bei mir offen geblieben sind.

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