Eugenik: Geschichte und Gegenwart
Die bayerische Fabrikarbeiterschaft in den Industriezentren entwickelte sich als Konglomerat aus Zuwanderern aus ländlichen Unterschichten, verarmten Handwerkern oder gescheiterten Heimgewerben. Anpassungsschwierigkeiten des neuen sozialen Milieus der...
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Produktinformationen zu „Eugenik: Geschichte und Gegenwart “
Klappentext zu „Eugenik: Geschichte und Gegenwart “
Die bayerische Fabrikarbeiterschaft in den Industriezentren entwickelte sich als Konglomerat aus Zuwanderern aus ländlichen Unterschichten, verarmten Handwerkern oder gescheiterten Heimgewerben. Anpassungsschwierigkeiten des neuen sozialen Milieus der arbeitenden Klasse an die Organisationsform Fabrik und damit einhergehende Disziplinprobleme bedingten eine Neustrukturierung der Arbeitswelt, welche sich in Fabrikordnungen manifestierte.Solche Ordnungen regulierten, den Werks- und Fabrikalltag; den Arbeitern wurden ganz im Sinne fabrikherrschaftlicher Interessen Handlungsrichtlinien vorgegeben und Fabrikbesitzer übten neben Kontrolle auch Führungs- und Erziehungsfunktionen aus, bildeten gleichzeitig aber in gewissem Ausmaße Mechanismen der sozialen Versorgung und der patriarchalischen Fürsorge. Anhand dieser Schlüsseldokumente zum Verständnis regionaler Arbeitswelten lässt sich ein Einblick in die Lebenswirklichkeit der Fabrikarbeiterschaft gewinnen. Die Studie fokussiert dabei besonders den Aspekt der Disziplinierungsfunktion, auch mit Berücksichtigung des Forschungsansatzes der Sozialdisziplinierung und die Frage, inwieweit das Herrschaftsinstrument Fabrikordnung auch Normen implementiert.
Lese-Probe zu „Eugenik: Geschichte und Gegenwart “
Textprobe:Kapitel 3, Sozialdisziplinierung:
3.1, Eine Begriffsbestimmung:
Das Forschungskonzept "Sozialdisziplinierung" wurde von Gerhard Oestreich 1969 in der Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte unter dem Titel "Strukturprobleme des europäischen Absolutismus" vorgestellt, und fand in den nachfolgenden Jahren eine breite Aufnahme in der Frühneuzeitforschung. Oestreich entwickelte seinen Ansatz in Auseinandersetzung mit Max Webers Begriff der "Rationalisierung", indirekt wohl auch in Abgrenzung zu Norbert Elias Konzept der "Zivilisation". Er stellt altrömische Staats- und Rechtsvorstellungen mit Werte wie auctoritas, temperantia, constantia und disciplina in den Mittelpunkt theoretischen Denkens und definiert so das Verhältnis von Untertanen und Obrigkeit. Der absolute Herrscher agiert laut Oestreich als sachkundiger, vernünftiger, verantwortungsbewußter Führer und die politischen Ordnung galt als Verkörperung des Gemeinwesens, dem sich die Bürger diszipliniert zu unterwerfen hatten.
Dabei galt Disziplin nicht als Sklaverei, sondern als höchster Wert, egal ob es nun um die Erziehung zu Arbeitsamkeit und Fleiß, oder um wirtschaftliche Disziplin geht. Der Begriff Sozialdisziplinierung umschreibt mit Oestreich einen historischen Prozess, durch den ein Konsens über das Wertesystem herbeigeführt wurde. Disziplin beinhaltet entsprechend nicht nur das von oben Geforderte (Befehl und Gehorsam), sondern genauso das von unten Geübte (Änderung des moralischen Bewusstseins und des sittlichen Verhaltens).
Max Weber greift den semantischen Kerninhalt des Konstruktes Sozialdisziplinierung auf und stellte die Disziplin den Konzepten von Herrschaft und Macht gegenüber:
16. Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden; Disziplin
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soll heißen die Chance, kraft eingeübter Einstellung für einen Befehl prompten, automatischen und schematischen Gehorsam bei [...] Menschen zu finden. Der [...] Begriff der "Herrschaft" muß daher ein präziserer sein und kann nur die die Chance bedeuten: für einen Befehl Fügsamkeit zu finden. [...] Der Begriff der "Disziplin" schließt die "Eingeübtheit" des kritik- und widerstandslosen Massengehorsams ein.
Demnach ist Macht nicht als Bezeichnung für soziale Dauergebilde geeignet, sondern für dynamische Situationen. Herrschaft dagegen bezeichnet eine deutlich stärker ausgeprägte und fixierte soziale Beziehung. Disziplin ist also erfolgreich praktizierte Herrschaft im weiteren Sinne. In Anlehnung daran definiert Stefan Breuer Sozialdisziplinierung wie folgt:
Sozialdisziplinierung bezeichnet Totalisierung jener Disziplinierungstechniken, mit deren Hilfe abweichendes Verhalten schon in der Wurzel ausgerottet wird. Sie beschränkt sich deshalb nicht auf formelle oder informelle Reaktionen oder Sanktionen, obwohl sie diese natürlich nicht entbehren kann. Die Sanktion bildet gleichsam nur den stets präsenten Horizont, innerhalb dessen ein komplexes Gefüge von Mechanismen der Formierung, der Abrichtung, der Einübung von Motiven und Verhaltensmuster am Werk ist. Sozialdisziplinierung ist deshalb der Sozialisation sehr nahe, wenn man hierunter die Übernahme von Normen und Rollenerwartungen einer Gruppe durch ein Individuum versteht. [...] Sozialdisziplinierung ist Sozialisation in eine Gesellschaft, die durch asymmetrische Kombination ihrer Elemente, d.h. um mit Weber zu reden: durch Herrschaft gekennzeichnet ist.
3.2, Fabrikordnungen im Kontext der Sozialdisziplinierung:
Möchte man also Fabrikordnungen in diesen Kontext einordnen, müssen sie gewisse Kriterien erfüllen, um als Mittel der Sozialdisziplinierung in Frage zu kommen. Wenn Normen, Verhaltensansprüche, Rollenerwartungen etc. von den Fabrikarbeitern als reale Lebens- wirkl
Demnach ist Macht nicht als Bezeichnung für soziale Dauergebilde geeignet, sondern für dynamische Situationen. Herrschaft dagegen bezeichnet eine deutlich stärker ausgeprägte und fixierte soziale Beziehung. Disziplin ist also erfolgreich praktizierte Herrschaft im weiteren Sinne. In Anlehnung daran definiert Stefan Breuer Sozialdisziplinierung wie folgt:
Sozialdisziplinierung bezeichnet Totalisierung jener Disziplinierungstechniken, mit deren Hilfe abweichendes Verhalten schon in der Wurzel ausgerottet wird. Sie beschränkt sich deshalb nicht auf formelle oder informelle Reaktionen oder Sanktionen, obwohl sie diese natürlich nicht entbehren kann. Die Sanktion bildet gleichsam nur den stets präsenten Horizont, innerhalb dessen ein komplexes Gefüge von Mechanismen der Formierung, der Abrichtung, der Einübung von Motiven und Verhaltensmuster am Werk ist. Sozialdisziplinierung ist deshalb der Sozialisation sehr nahe, wenn man hierunter die Übernahme von Normen und Rollenerwartungen einer Gruppe durch ein Individuum versteht. [...] Sozialdisziplinierung ist Sozialisation in eine Gesellschaft, die durch asymmetrische Kombination ihrer Elemente, d.h. um mit Weber zu reden: durch Herrschaft gekennzeichnet ist.
3.2, Fabrikordnungen im Kontext der Sozialdisziplinierung:
Möchte man also Fabrikordnungen in diesen Kontext einordnen, müssen sie gewisse Kriterien erfüllen, um als Mittel der Sozialdisziplinierung in Frage zu kommen. Wenn Normen, Verhaltensansprüche, Rollenerwartungen etc. von den Fabrikarbeitern als reale Lebens- wirkl
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Autoren-Porträt von Katrin Lange
Katrin Lange, geboren 1979 in Rudolstadt, hat an der Universität Erfurt Erziehungswissenschaften studiert und sich im Rahmen ihres Studiums mit der Geschichte der Eugenik beschäftigt. Nach dem Studium vertiefte sie ihre Wissbegierde während eines Praktikums im Gen-ethischen Netzwerk Berlin e.V..Seit acht Jahren arbeitet sie im Plattenbaugebiet im Erfurter Norden als Streetworkerin mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.Ehrenamtlich engagiert sie sich als Radiomoderatorin im Erfurter Lokalradio Radio F.R.E.I. mit der Sendung LAMA - das Lateinamerikamagazin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Katrin Lange
- 2014, Erstauflage, 140 Seiten, 18 Abbildungen, Maße: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: disserta
- ISBN-10: 3954258587
- ISBN-13: 9783954258581
- Erscheinungsdatum: 27.11.2014
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