Europäisches Lobbying
Ein Berufsfeld zwischen Professionalismus und Aktivismus
Seitdem es die Europäische Union gibt, bemühen sich Interessengruppen darum, europäische Politik zu beeinflussen. Dieses Buch richtet den Blick auf das Personal: Wer betreibt in der Europäischen Union Lobbying? Welche Personen, Laufbahnen, Wissensbestände,...
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Produktinformationen zu „Europäisches Lobbying “
Klappentext zu „Europäisches Lobbying “
Seitdem es die Europäische Union gibt, bemühen sich Interessengruppen darum, europäische Politik zu beeinflussen. Dieses Buch richtet den Blick auf das Personal: Wer betreibt in der Europäischen Union Lobbying? Welche Personen, Laufbahnen, Wissensbestände, Arbeitspraktiken und Einstellungen stehen dahinter? Christian Lahusen beantwortet diese Fragen auf der Grundlage eines umfangreichen Datensatzes. So zeigt er nicht zuletzt, dass es sich um ein fest etabliertes und professionalisiertes Berufsfeld handelt, das davon abweichende Formen der Interessenvertretung marginalisiert.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Europäisches Lobbying “
1 Einleitung Lobbying ist Teil des politischen Alltags der Europäischen Union. Bemerkenswert ist vor allem das hohe Maß an Normalität, das der politischen Interessenvertretung zugeschrieben wird. Die Zahl der Verbände, Unternehmen und Vereinigungen ist groß, die eigene Büros in Brüssel unterhalten, um europäische Politik aus nächster Nähe verfolgen und beeinflussen zu können. Zahlreich sind aber auch die Gelegenheiten, die sie zur Artikulation ihrer Interessen nutzen, da europäische Gesetzgebungsverfahren verschiedene Formen der Konsultation vorsehen, gleichwie europäische Lobbygruppen das Gespräch mit Mitgliedern der europäischen Institutionen (Kommission, Parlament und Ministerrat) auch jenseits formaler Verfahren suchen. Auf dieser Grundlage entstehen dauerhafte Kontakte, die von den beteiligten Akteuren als ein normales und sinnvolles Element der politischen Willensbildung betrachtet werden. Tatsächlich scheint Lobbying der vorherrschenden Meinung zufolge mehr Nutzen zu bringen als Schaden anzurichten. Es müsse zwar davon ausgegangen werden, dass Lobbygruppen vor allem eigene Interessen und Ziele verfolgen. Die europäischen Institutionen seien aber durchaus in der Lage, die vorgelegten Informationen, Einschätzungen und Forderungen zu nutzen, um politische Entscheidungen zu treffen, die ein höheres Maß an Ausgewogenheit, Angemessenheit und Effektivität besitzen. Zugleich könne die Breite der Beteiligung auch demokratischen Ansprüchen gerecht werden, da Lobbying dafür sorge, dass gesellschaftliche Themen und Interessen auch jenseits periodischer Wahlen an die europäischen Institutionen herangetragen werden. Eine sinnvolle Beteiligung von Interessengruppen könne folglich die Kluft zwischen der EU und den nationalen Gesellschaften überbrücken helfen. Die Normalität des europäischen Lobbyings steht aber auch in der Kritik. Es wird der grundlegende Vorbehalt geäußert, dass europäische Interessengruppen zu viel Einfluss auf gewählte Politikerinnen und Politiker haben.
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Sie riskieren, zu bloßen Erfüllungsgehilfen mächtiger Interessengruppen zu werden. Aber auch diejenigen, die eine weniger grundsätzliche Kritik üben, geben ihr Unbehagen an der Vielzahl der Interessengruppen kund, die sich im Wettstreit um Einfluss befinden. Dies könne die politische Willensbildung und Entscheidungsfindung innerhalb wie auch zwischen den europäischen Institutionen erschweren und damit die Funktionsweise der EU behindern. Diese Kritik kommt auch aus den Reihen der europäischen Interessengruppen selbst, denn der Wettstreit erhöht den Aufwand, den die einzelnen Lobbyistinnen und Lobbyisten betreiben müssen und kann beträchtliche Ressourcen binden. Schließlich bemängeln lobbyingkritische Nichtregierungsorganisationen unlautere oder illegale Geschäftspraktiken einzelner Interessengruppen. Vor allem aber werden strukturelle Ungleichgewichte und systematische Legitimitätsdefizite angeprangert, etwa die Übervölkerung Brüssels mit Lobbyistinnen und Lobbyisten, die Übermacht bestimmter Interessengruppen gegenüber anderen gesellschaftlichen Kreisen oder die Aggressivität mancher Lobbygruppen. Europäisches Lobbying ist ein brisantes öffentliches Thema, das aber auch die wissenschaftliche Forschung auf den Plan gerufen hat. Zahlreich sind die Studien, die sich mit diesem Thema befassen und auf diese Weise die besondere Bedeutung der europäischen Interessenvertretung im politischen Alltag der EU bestätigen. Hierauf soll im folgenden Kapitel näher eingegangen werden. Das wissenschaftliche Interesse hat aber nicht nur mit der politischen Relevanz und Brisanz zu tun, sondern entzündet sich auch an der Vielschichtigkeit und Unübersichtlichkeit des Gegenstandes. Europäisches Lobbying ist kein Tätigkeitsbereich, der sich leicht definieren, vermessen und verstehen lässt. Bei näherer Betrachtung stellt er sich als vielschichtig und diffus, dynamisch und wandelbar heraus, womit er trotz der großen Zahl an Studien und Befunden die wissenschaftliche Neugierde weiterhin wach
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Inhaltsverzeichnis zu „Europäisches Lobbying “
Inhalt 1Einleitung 9 1.1Forschungsansatz und Fragestellung 14 1.2Empirische Forschungsdaten und Danksagung 18 2Lobbyisten im Fadenkreuz der Forschung 28 2.1Europäisches Lobbying als Organisationsfeld 30 2.2Europäisches Lobbying als Berufsfeld 44 2.3Die Konstituierung des Berufsfeldes: eine theoretische Verortung 60 3Die Genese des Arbeitsfelds: Innenansichten 71 3.1Entwicklungslinien und kritische Wegscheiden 73 3.2Kompetitives Lobbying: die Steigerungsdynamiken im aktuellen Feld 102 3.3Der Blick zurück: Genese eines Feldes professioneller Tätigkeit 116 4Das Lobbyingpersonal: Strukturen, Profile, Selbstverständnisse 119 4.1Die EU-Affairs-Professionals: die Konturen und Strukturen des Personals 121 4.2EU-Affairs und Lobbying: Tätigkeitsschwerpunkte und Selbstverständnisse147 4.3Das Tätigkeitsfeld der EU-Affairs: Aufgabenvielfalt und Multitasking 161 4.4Fazit: ein Arbeitsfeld mit ausfransenden Rändern 185 5Die Verberuflichung des Lobbyings: Strukturierung und Schließung berufsmäßiger Beschäftigung 189 5.1Die berufliche Struktur des Arbeitsfeldes: Beschäftigungsformen 190 5.2Die sektorale Durchlässigkeit des Berufsfeldes: multiple Berufserfahrungen 205 5.3Normierte Laufbahnen: Berufseinstiege in ein etabliertes Feld 221 5.4Die Welt der EU Affairs: berufliche Ambitionen und Karrieren 243 5.5Fazit: die normierende Kraft des Berufsfeldes 251 6Die Professionalisierung des Lobbyings: Strukturierung und Schließung professionellen Wissens 253 6.1Die Akademisierung des Berufsfeldes: Verdrängungsprozesse 255 6.2Die Kanonisierung des Wissens: spezialisierte Expertise 273 6.3Die Schließung des Berufsfeldes: Berufspraxis als Kapitalakkumulation 283 6.4Professionelle Distinktion: Zugänge zur Macht 319 6.5Fazit: die professionelle Schließung eines heterogenen Berufsfeldes 347 7Die Legitimität des europäischen Lobbyings: Spaltungen und Konflikte eines politischen Feldes 351 7.1Das professionalistische Ethos: eine gemeinsame Mission? 353 7.2Professionelle Anerkennung: externe und
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interne Legitimität 365 7.3EU-Lobbying als umkämpftes Feld: Legitimierung und Delegitimierung 382 7.4Fazit: Lobbying zwischen Professionalismus und Aktivismus 406 8Europäisches Lobbying: Befunde und Implikationen 409 8.1Lobbying als Berufsfeld: professionelle Positionen und soziale Distinktion 410 8.2Dynamiken und offene Fragen 420 8.3Implikationen 427 Literatur 437
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Autoren-Porträt von Christian Lahusen
Christian Lahusen ist Professor für Soziologie an der Universität Siegen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Christian Lahusen
- 2020, 460 Seiten, Maße: 14 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593512025
- ISBN-13: 9783593512020
- Erscheinungsdatum: 15.07.2020
Pressezitat
»Lahusens Analyse europäischen Lobbyings [...] erweitert den Blick auf europäisches Lobbying und auf die Ursachen für sich vergrößernde Steuerungs- und Demokratiedefizite der EU, die sich im europäischen Lobbying widerspiegeln. Das Buch bietet sich ideal als Pflichtlektüre eines jeden (Master-)Seminars zum europäischen Lobbying an mit seinem umfassenden Überblick zum aktuellen Forschungsstand, seiner Uusammenfassung der Funktionsweise der EU, seinem breiten Methodenansatz und seiner anschaulichen Beschreibung einer möglichen Berufsoption von Studierenden der Politikwissenschaft (oder anderer Fächer).« Christine Quittkat, Polit Vierteljahressehr (2022) 63
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