Faszination Kloster
In unserer schnelllebigen Zeit verspüren immer mehr Menschen den Wunsch nach innerer Einkehr. Das Kloster wird für sie ein Sehnsuchtsort: Sie folgen dem Ruf Gottes hinein in eine sprechende Stille. Pater Karl Josef Wallner lädt Sie mit...
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Produktinformationen zu „Faszination Kloster “
In unserer schnelllebigen Zeit verspüren immer mehr Menschen den Wunsch nach innerer Einkehr. Das Kloster wird für sie ein Sehnsuchtsort: Sie folgen dem Ruf Gottes hinein in eine sprechende Stille. Pater Karl Josef Wallner lädt Sie mit diesem Buch ein in die besondere Welt im Kloster Heiligenkreuz. Offen beschreibt er den Alltag als Mönch in der Ordensgemeinschaft u.v.a.
Klappentext zu „Faszination Kloster “
Dem Ruf Gottes folgen hinein in eine sprechende Stille- Das besondere Buch für Klosterliebhaber
- Ein spirituelles Buch von einem der bekanntesten und aufgeschlossensten Ordensmenschen
Warum zieht die Einkehr ins Kloster immer mehr Menschen an? Was ist es, das die Menschen gerade am klösterlichen Leben so fasziniert?
Das Schweigen ist für christliche Ordensleute ein Hilfsmittel zur besseren, ja zur eigentlichen Kommunikation, damit die Ohren des Herzens die Chance haben, den leisen und doch so konkreten Dialog mit Gott umso intensiver zu führen. Äußere Stille bewirkt innere Hörbereitschaft, bewirkt die Fähigkeit zum inneren Gespräch mit Gott. So ist die Stille des Klosters eine sprechende Stille, eine Stille, in die hinein das Wort Gottes tönt.
Karl Josef Wallner ermöglicht in diesem Buch Einblicke in eine ganz besondere, geheimnisvolle Welt, die für immer mehr Menschen ein Sehnsuchtsort ist.
Lese-Probe zu „Faszination Kloster “
Faszination Kloster von Karl J. WallnerIch bin Mönch. Und ich sage ein herzliches Willkommen! Willkommen in meinem Kloster, willkommen in meiner Welt und willkommen in meiner Seele. Seit fast 30 Jahren bin ich im Kloster, trage ein bodenlanges schwarz-weißes Gewand, wie es der Tradition der Zisterzienser entspricht, und stehe jeden Tag über drei Stunden beim Chorgebet, um mit meinen Mitbrüdern Gott mit Psalmen und Hymnen zu loben. Mein Kloster ist das Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, das 1133 gegründet wurde. Wenn Ihnen der Name bekannt vorkommt, dann vielleicht deshalb, weil wir in den letzten Jahren ein wenig in die Öff entlichkeit geraten sind. Wir standen plötzlich im Rampenlicht, weil hier ein Oscar-Drehbuch geschrieben wurde, weil der Papst uns besuchte und wir mit einer CD die Musik-Charts stürmten. Obwohl auf der CD nichts anderes zu hören war als unser tägliches Gebet: unsere Gesänge im Gregorianischen Choral, mit denen wir Gott anbeten. Klöster sind eine faszinierende Welt, und der liebe Gott hat es gefügt, dass mein Kloster Heiligenkreuz besonders faszinierend ist.
Ich bin Mönch, und zwar ein christlicher Mönch. Das muss ich gleich eingangs deshalb betonen, weil die romantische Begeisterung für östliche Religionen, die in den letzten Jahren bei uns ausgebrochen ist, dazu geführt hat, dass man beim Wort Mönch schon eher an orangegekleidete buddhistische Shaolins denkt als an Benediktiner und Zisterzienser. Und noch genauer: Ich bin ein katholischer Mönch. Auch das muss ich gleich am Beginn anführen, weil es das Mönchtum auch in den altorientalischen und orthodoxen Kirchen gibt, und im Westen mit wenigen Ausnahmen nur in der katholischen Kirche. Martin Luther war zwar anfangs Mönch, er gehörte den Augustiner-Eremiten an, aber das war dann nicht sein Weg. Die Frau, die er heiratete, gehörte
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übrigens meinem Orden an, sie war Zisterzienserin. Das Katholisch-Sein ist auch insofern wichtig, als ich mit wahrer Begeisterung und Freude zu dieser katholischen Kirche stehe mit allem, was zu ihr gehört, auch wenn es ihr gerade nicht so gut geht im öff entlichen Ansehen. Dies alles muss ich gleich am Anfang erwähnen, weil ich dieses Buch ja schließlich auch deshalb schreibe, um ein bisschen Werbung für den katholischen Glauben zu machen, für einen Glauben, der mich selbst erfüllt und glücklich macht.
Ich weiß, dass viele Menschen heute auf der Suche sind, weil sie den Einheitsbrei eines Lebens, wo es immer nur um dasselbe geht, satt haben. Viele wollen einmal heraus aus dem Hamsterrad des Geldverdienens; viele haben das Gefühl, ganz innen drinnen ein großes Loch zu haben, das sich nicht zustopfen lässt. Vielleicht haben auch Sie zu diesem Buch gegriff en, weil Sie einmal etwas anderes wollen, weil Sie vom »Fast-Food«, das die Welt bietet, schon genug haben. Alles schmeckt irgendwie gleich: Am Anfang steht ein leckerer Geschmack, am Ende steht die Wirkung, dass man träge und dick geworden ist. Wir Mönche leben nach einem Alternativprogramm. Ein Kloster ist eine institutionalisierte Oase des Aussteigertums. Wir ernähren unsere Seele hier nicht mit fettmachendem Fast-Food, sondern mit biologischem Long-Food. Schließlich macht diese unsere Lebensform schon über Jahrhunderte Menschen glücklich, sonst wären wir ja längst ausgestorben. Dass wir Mönche definitiv nicht aussterben werden, das werde ich gleich anschließend erzählen. Der theologische Grund dafür liegt auf der Hand: Off ensichtlich hat Gott den Menschen so intelligent geschaffen, dass er immer wieder fähig ist, sich zum Guten zu verändern. Ja, die Menschen sind bekehrbar. Der christliche Glaube macht uns da rettungslos optimistisch. Und ein Zeichen dafür, dass sich die Gesellschaft wieder für die wahren Werte öff net, dass man sich wieder für das Richtige und Entscheidende zu interessieren beginnt, ist die Faszination, die unsere Klöster in den letzten Jahren auf die Menschen ausüben. Die Begeisterung für das Klosterleben ist ein richtiger Trend. Der Boom ist okay, denn er geht in die richtige Richtung.
Mein Kloster Heiligenkreuz ist voll mit jungen Berufungen. Ich bin Jugendseelsorger und als Rektor der Hochschule auch Anlaufstelle für viele, die Priester oder Ordensfrau werden wollen. Ich habe mir ein kleines Ritual, das ich von dem großen Th eologen Hans Urs von Balthasar abgeschaut habe, angewöhnt: Jedesmal, wenn ein junger Mann mir sagt, dass er Priester werden möchte, oder wenn mir jemand off enbart, dass er ins Kloster eintritt, rauche ich vor Freude eine Zigarre. Sonst bin ich natürlich Nichtraucher, paff en gilt ja nicht als rauchen. Schön langsam wird dieser anfänglich nette Brauch aber gesundheitsgefährdend, ich komme gar nicht mehr nach. Letzten Sommer habe ich fast jeden zweiten Tag nach dem abendlichen Rosenkranz in unserem Klostergarten gesessen und habe mir unter mildem Abendhimmel die obligate Zigarre angeraucht …
Aber ich schreibe dieses Buch nicht, weil ich mit unseren vielen Berufungen angeben möchte und schon gar nicht, weil ich will, dass Sie ins Kloster eintreten … Bei Gott ist zwar nichts unmöglich, aber unsere Kapazitäten sind begrenzt. Nein, ich schreibe, weil Sie off ensichtlich auch zu jenen gehören, die gerne ein wenig ausbrechen wollen aus einer Welt, der Atmosphäre, Geist und Sinn fehlt. Wenn Sie hineinschnuppern wollen in das klösterliche Leben, dann sind Sie herzlich willkommen. Aber Achtung: Klosterbücher gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Klosterbücher liegen im Trend. In meinem Büro für Öff entlichkeitsarbeit gibt es ganze Regale von Klosterurlaubsführern, Klosterpilgerpfaden, Kloster-ABCs und Klostererlebnisbüchern … Meist von faszinierten Menschen geschrieben, die sich in einem nicht unwesentlichen Punkt von mir unterscheiden: Es sind Laien, die eine Zeitlang im Kloster mitgelebt haben und von der Wucht ihrer Eindrücke so überwältigt waren, dass sie unbedingt darüber schreiben mussten … Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass ich keinerlei positive Laienerfahrung mit dem Klosterleben habe. Heiligenkreuz lernte ich mit 16 kennen, es hat mich gar nicht überwältigt, das Chorgebet fand ich langweilig, das frühe Aufstehen anstrengend. Erst der Ruf hat dann alles umgedreht, und zu meiner eigenen Überraschung kniete ich am 31. Jänner 1982 vor dem damaligen Abt Franz und wurde als Novize eingekleidet. Mein Ordenseintritt kam so überwältigend schnell, dass ich keine Zeit hatte, auch nur annähernd so romantische Gefühle gegenüber dem Mönchsleben zu entwickeln, wie ich das aus der überbordenden Klosterliteratur herauslese. Plötzlich war ich mit 18 Jahren Zisterzienser und musste nachreifen. Ich habe mir die Liebe zum Ordensleben, zum Chorgebet, zum Gregorianischen Choral, zur Liturgie, zum Gehorsam, zur Zeitordnung im Rhythmus von Ora et Labora, Gebet und Arbeit, erst langsam erobern müssen. Was manchmal nicht leicht war. Dieses Buch schreibe ich als einer, der nicht ein paar Tage oder ein paar Wochen im Kloster war und sich schon während seines Trips als Mönch auf Zeit dauernd selbst beobachtet hat, um Notizen für ein künftiges Klosterbuch zu machen. Solche Typen kenne ich, die kommen auch als Gäste zu uns. Und manches, was sie schreiben, ist ja recht hilfreich. Aber was ich Ihnen hier biete, ist etwas anderes.
Ich wiederhole den ersten Satz: Ich bin Mönch. Der heilige Benedikt sagt in seiner Regel, dass man sich darauf nichts einbilden soll, weil man ja immer ein schlechter Mönch bleibt. Dass ich in meinem Mönchsein immer unter der hohen Latte durchlaufe, die der heilige Benedikt da gelegt hat, das ist mir voll bewusst. Aber auch wenn ich ein schlechter Mönch bin, bin ich doch ein Mönch oder versuche zumindest seit 30 Jahren, ein ordentlicher Mönch zu werden. Und was ich Ihnen hier zu lesen gebe, schreibe ich als einer, der wirklich »bis zum Tod« in dieser Lebensform bleiben will. Jahrelang habe ich mein Leben als Zisterzienser überhaupt nicht refl ektiert, es war einfach schön, hier an diesem lebendigen Ort mit seiner faszinierenden Liturgie und seiner herausfordernden seelsorglichen Off enheit Gott zu dienen. Erst als ich vor einigen Jahren die Öff entlichkeitsarbeit übernahm und mich mit dem regen Interesse der Journalisten – »Wie leben Sie? Was machen Sie? Warum leben Sie so? Wie halten Sie das aus?« – konfrontiert sah, musste ich beginnen, über das Warum und Wie meiner Existenzform nachzudenken. Das steigerte sich dann noch im Zusammenhang mit den hunderten Interviews – oder waren es tausende? –, die ich über den Erfolg unserer CD »Chant – Music for Paradise« geben musste. »Warum schauen Sie so glücklich aus? Kann man wirklich mit Gott sprechen? Warum stehen Sie jeden Tag so früh auf? Was spüren Sie, wenn Sie stundenlang beten? Wie kann man es ohne Fernseher aushalten?« Die Fragen haben mich selber bewegt und zum Nachdenken gebracht. Und dadurch habe ich mein Klosterleben noch mehr lieben gelernt.
Noch etwas habe ich mir angewöhnt, das eigentlich keine klösterliche Tugend ist, für die christliche Verkündigung jedoch unverzichtbar zu sein scheint: Dass ich nämlich off en und frei über mein Leben, meine Erfahrungen und meine Gedanken rede. Der heilige Benedikt gebietet das Schweigen, das wir auch heute durchaus einhalten. Wir reden nur, wo es notwendig ist, und die Nacht hindurch herrscht das heilige »Silentium nocturnum«, das nächtliche Stillschweigen. Im Mittelalter gab es in den Zisterzienserklöstern einen eigenen Raum, das »Parlatorium«, wohin man sich zurückzog, um miteinander zu reden. Doch ich denke, dass hier das berühmte »Tempora mutantur« gilt. Die Zeiten haben sich geändert. Eine Ordensgemeinschaft in der katholischen Kirche ist ohnehin niemals ein esoterischer Geheimbund, sondern immer ein Teil des öff entlichen kirchlichen Lebens. Es gibt bei uns auch keine Schweigegelübde und keine Sprechverbote. Der westlichen Welt heute geht es schlecht, sie hat ihre Mitte verloren, weil die Menschen nicht mehr in dieser kraftgebenden Beziehung zum lebendigen Gott stehen. Unsere Klöster sind »Orte der Kraft«, wie Papst Benedikt XVI. es formuliert hat. Warum sollten wir Mönche dann nicht den Menschen helfen, indem wir ihnen erzählen, wie schön es ist, mit Gott auf »Du und Du« zu leben? Freilich: In der Kirche werden viele Bücher über Gott und allerlei Drumherum geschrieben, das Meiste in einer sehr ernsten und feierlichen Sprache. Als Th eologe kenne ich dieses Geschäft des Verfassens oder Lesens von Fachartikeln oder Fachbüchern; es ist mit dem Stigma der Mühsamkeit verbunden. Diese Mühsamkeit möchte ich Ihnen und mir ersparen, auch wenn es ein bisschen gegen meine Th eologenehre ist. Wenn man sich bei uns in Österreich in einer entspannten und lockeren Atmosphäre austauscht, dann nennt man das »plaudern«. Wir haben eine eigene Kaff eehauskultur entwickelt, um dieses Plaudern zu praktizieren. Das Angenehme daran ist, dass man nicht jedes Wort auf die Waagschale legen muss, dass man sich selbst öff nen kann, ohne immer die Wirkung zu berechnen. Denn das Plaudern hat eben kein Ziel, es möchte den anderen nicht überzeugen, es möchte nicht manipulieren, es möchte einfach bezeugen.
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Ich weiß, dass viele Menschen heute auf der Suche sind, weil sie den Einheitsbrei eines Lebens, wo es immer nur um dasselbe geht, satt haben. Viele wollen einmal heraus aus dem Hamsterrad des Geldverdienens; viele haben das Gefühl, ganz innen drinnen ein großes Loch zu haben, das sich nicht zustopfen lässt. Vielleicht haben auch Sie zu diesem Buch gegriff en, weil Sie einmal etwas anderes wollen, weil Sie vom »Fast-Food«, das die Welt bietet, schon genug haben. Alles schmeckt irgendwie gleich: Am Anfang steht ein leckerer Geschmack, am Ende steht die Wirkung, dass man träge und dick geworden ist. Wir Mönche leben nach einem Alternativprogramm. Ein Kloster ist eine institutionalisierte Oase des Aussteigertums. Wir ernähren unsere Seele hier nicht mit fettmachendem Fast-Food, sondern mit biologischem Long-Food. Schließlich macht diese unsere Lebensform schon über Jahrhunderte Menschen glücklich, sonst wären wir ja längst ausgestorben. Dass wir Mönche definitiv nicht aussterben werden, das werde ich gleich anschließend erzählen. Der theologische Grund dafür liegt auf der Hand: Off ensichtlich hat Gott den Menschen so intelligent geschaffen, dass er immer wieder fähig ist, sich zum Guten zu verändern. Ja, die Menschen sind bekehrbar. Der christliche Glaube macht uns da rettungslos optimistisch. Und ein Zeichen dafür, dass sich die Gesellschaft wieder für die wahren Werte öff net, dass man sich wieder für das Richtige und Entscheidende zu interessieren beginnt, ist die Faszination, die unsere Klöster in den letzten Jahren auf die Menschen ausüben. Die Begeisterung für das Klosterleben ist ein richtiger Trend. Der Boom ist okay, denn er geht in die richtige Richtung.
Mein Kloster Heiligenkreuz ist voll mit jungen Berufungen. Ich bin Jugendseelsorger und als Rektor der Hochschule auch Anlaufstelle für viele, die Priester oder Ordensfrau werden wollen. Ich habe mir ein kleines Ritual, das ich von dem großen Th eologen Hans Urs von Balthasar abgeschaut habe, angewöhnt: Jedesmal, wenn ein junger Mann mir sagt, dass er Priester werden möchte, oder wenn mir jemand off enbart, dass er ins Kloster eintritt, rauche ich vor Freude eine Zigarre. Sonst bin ich natürlich Nichtraucher, paff en gilt ja nicht als rauchen. Schön langsam wird dieser anfänglich nette Brauch aber gesundheitsgefährdend, ich komme gar nicht mehr nach. Letzten Sommer habe ich fast jeden zweiten Tag nach dem abendlichen Rosenkranz in unserem Klostergarten gesessen und habe mir unter mildem Abendhimmel die obligate Zigarre angeraucht …
Aber ich schreibe dieses Buch nicht, weil ich mit unseren vielen Berufungen angeben möchte und schon gar nicht, weil ich will, dass Sie ins Kloster eintreten … Bei Gott ist zwar nichts unmöglich, aber unsere Kapazitäten sind begrenzt. Nein, ich schreibe, weil Sie off ensichtlich auch zu jenen gehören, die gerne ein wenig ausbrechen wollen aus einer Welt, der Atmosphäre, Geist und Sinn fehlt. Wenn Sie hineinschnuppern wollen in das klösterliche Leben, dann sind Sie herzlich willkommen. Aber Achtung: Klosterbücher gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Klosterbücher liegen im Trend. In meinem Büro für Öff entlichkeitsarbeit gibt es ganze Regale von Klosterurlaubsführern, Klosterpilgerpfaden, Kloster-ABCs und Klostererlebnisbüchern … Meist von faszinierten Menschen geschrieben, die sich in einem nicht unwesentlichen Punkt von mir unterscheiden: Es sind Laien, die eine Zeitlang im Kloster mitgelebt haben und von der Wucht ihrer Eindrücke so überwältigt waren, dass sie unbedingt darüber schreiben mussten … Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass ich keinerlei positive Laienerfahrung mit dem Klosterleben habe. Heiligenkreuz lernte ich mit 16 kennen, es hat mich gar nicht überwältigt, das Chorgebet fand ich langweilig, das frühe Aufstehen anstrengend. Erst der Ruf hat dann alles umgedreht, und zu meiner eigenen Überraschung kniete ich am 31. Jänner 1982 vor dem damaligen Abt Franz und wurde als Novize eingekleidet. Mein Ordenseintritt kam so überwältigend schnell, dass ich keine Zeit hatte, auch nur annähernd so romantische Gefühle gegenüber dem Mönchsleben zu entwickeln, wie ich das aus der überbordenden Klosterliteratur herauslese. Plötzlich war ich mit 18 Jahren Zisterzienser und musste nachreifen. Ich habe mir die Liebe zum Ordensleben, zum Chorgebet, zum Gregorianischen Choral, zur Liturgie, zum Gehorsam, zur Zeitordnung im Rhythmus von Ora et Labora, Gebet und Arbeit, erst langsam erobern müssen. Was manchmal nicht leicht war. Dieses Buch schreibe ich als einer, der nicht ein paar Tage oder ein paar Wochen im Kloster war und sich schon während seines Trips als Mönch auf Zeit dauernd selbst beobachtet hat, um Notizen für ein künftiges Klosterbuch zu machen. Solche Typen kenne ich, die kommen auch als Gäste zu uns. Und manches, was sie schreiben, ist ja recht hilfreich. Aber was ich Ihnen hier biete, ist etwas anderes.
Ich wiederhole den ersten Satz: Ich bin Mönch. Der heilige Benedikt sagt in seiner Regel, dass man sich darauf nichts einbilden soll, weil man ja immer ein schlechter Mönch bleibt. Dass ich in meinem Mönchsein immer unter der hohen Latte durchlaufe, die der heilige Benedikt da gelegt hat, das ist mir voll bewusst. Aber auch wenn ich ein schlechter Mönch bin, bin ich doch ein Mönch oder versuche zumindest seit 30 Jahren, ein ordentlicher Mönch zu werden. Und was ich Ihnen hier zu lesen gebe, schreibe ich als einer, der wirklich »bis zum Tod« in dieser Lebensform bleiben will. Jahrelang habe ich mein Leben als Zisterzienser überhaupt nicht refl ektiert, es war einfach schön, hier an diesem lebendigen Ort mit seiner faszinierenden Liturgie und seiner herausfordernden seelsorglichen Off enheit Gott zu dienen. Erst als ich vor einigen Jahren die Öff entlichkeitsarbeit übernahm und mich mit dem regen Interesse der Journalisten – »Wie leben Sie? Was machen Sie? Warum leben Sie so? Wie halten Sie das aus?« – konfrontiert sah, musste ich beginnen, über das Warum und Wie meiner Existenzform nachzudenken. Das steigerte sich dann noch im Zusammenhang mit den hunderten Interviews – oder waren es tausende? –, die ich über den Erfolg unserer CD »Chant – Music for Paradise« geben musste. »Warum schauen Sie so glücklich aus? Kann man wirklich mit Gott sprechen? Warum stehen Sie jeden Tag so früh auf? Was spüren Sie, wenn Sie stundenlang beten? Wie kann man es ohne Fernseher aushalten?« Die Fragen haben mich selber bewegt und zum Nachdenken gebracht. Und dadurch habe ich mein Klosterleben noch mehr lieben gelernt.
Noch etwas habe ich mir angewöhnt, das eigentlich keine klösterliche Tugend ist, für die christliche Verkündigung jedoch unverzichtbar zu sein scheint: Dass ich nämlich off en und frei über mein Leben, meine Erfahrungen und meine Gedanken rede. Der heilige Benedikt gebietet das Schweigen, das wir auch heute durchaus einhalten. Wir reden nur, wo es notwendig ist, und die Nacht hindurch herrscht das heilige »Silentium nocturnum«, das nächtliche Stillschweigen. Im Mittelalter gab es in den Zisterzienserklöstern einen eigenen Raum, das »Parlatorium«, wohin man sich zurückzog, um miteinander zu reden. Doch ich denke, dass hier das berühmte »Tempora mutantur« gilt. Die Zeiten haben sich geändert. Eine Ordensgemeinschaft in der katholischen Kirche ist ohnehin niemals ein esoterischer Geheimbund, sondern immer ein Teil des öff entlichen kirchlichen Lebens. Es gibt bei uns auch keine Schweigegelübde und keine Sprechverbote. Der westlichen Welt heute geht es schlecht, sie hat ihre Mitte verloren, weil die Menschen nicht mehr in dieser kraftgebenden Beziehung zum lebendigen Gott stehen. Unsere Klöster sind »Orte der Kraft«, wie Papst Benedikt XVI. es formuliert hat. Warum sollten wir Mönche dann nicht den Menschen helfen, indem wir ihnen erzählen, wie schön es ist, mit Gott auf »Du und Du« zu leben? Freilich: In der Kirche werden viele Bücher über Gott und allerlei Drumherum geschrieben, das Meiste in einer sehr ernsten und feierlichen Sprache. Als Th eologe kenne ich dieses Geschäft des Verfassens oder Lesens von Fachartikeln oder Fachbüchern; es ist mit dem Stigma der Mühsamkeit verbunden. Diese Mühsamkeit möchte ich Ihnen und mir ersparen, auch wenn es ein bisschen gegen meine Th eologenehre ist. Wenn man sich bei uns in Österreich in einer entspannten und lockeren Atmosphäre austauscht, dann nennt man das »plaudern«. Wir haben eine eigene Kaff eehauskultur entwickelt, um dieses Plaudern zu praktizieren. Das Angenehme daran ist, dass man nicht jedes Wort auf die Waagschale legen muss, dass man sich selbst öff nen kann, ohne immer die Wirkung zu berechnen. Denn das Plaudern hat eben kein Ziel, es möchte den anderen nicht überzeugen, es möchte nicht manipulieren, es möchte einfach bezeugen.
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Inhaltsverzeichnis zu „Faszination Kloster “
Inhalt6 Herzlich willkommen!
7 Faszination Kloster
14 Willkommen in meiner Seele!
17 Uralt und doch jung
27 Keine Dinosaurier
31 »Pop-Mönche«?
43 Ausstrahlung
51 Als Gast im Kloster
59 Ein Tag im Kloster
74 Gott kennenlernen
75 Schule des Gebetes
81 Gottes Gegenwart
90 Zweckfrei beten
95 Gott lobpreisen
100 Das Chorgebet
110 Aus den Quellen schöpfen
111 Der Ruf Gottes
117 Die freie Antwort
124 Die Stufen des Ordenslebens
129 Leben nach der Regel des Heiligen Benedikt
141 Das Charisma der Zisterzienser
150 Verliebt in Gott
162 Von den Mönchen lernen
163 Arbeit, Leib und Seele
169 Das Wunder namens »Gemeinschaft«
178 Mut zur Umkehr
180 Wohin geht der Weg?
189 »Geh fort, wenn du kannst«
Autoren-Porträt von Karl Josef Wallner
P. Dr. Karl Wallner ist Zisterzienser und Rektor der Päpstlichen Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz. Neben seiner Tätigkeit als Professor für Dogmatik und Sakramententheologie ist er mit Hingabe Jugend- und Studentenseelsorger.
Bibliographische Angaben
- Autor: Karl Josef Wallner
- 2011, 190 Seiten, 20 farbige Abbildungen, Maße: 14,5 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Gütersloher Verlagshaus
- ISBN-10: 3579065688
- ISBN-13: 9783579065687
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