Fettberg

Ich heiße Ebba Korff und ich bin fett. Fragen Sie nicht, wie viel ich wiege. Fragen Sie mich das nie. Besser noch, Sie kennen mich nicht: Wir wollen mit Leuten unter hundertzwanzig Kilo nichts zu tun haben.
Ach, und noch was: Ich weiß, wie ich aussehe. Nicht so fett wie andere hier, aber einen Schönheitswettbewerb würde ich auch nicht gewinnen. Vielleicht an der Elfenbeinküste Unfug, das ist nicht rassistisch. Können sie gerne überprüfen; manche haben andere Kriterien und ein großer Arsch kann durchaus preisverdächtig sein. Meiner ist groß. Obwohl mein Fett dazu tendiert, sich eher gleichmäßig auf mir zu verteilen. Ich bin ganz gut bepackt. Dass es zu viel geworden ist, merken Sie, wenn die Leute anfangen, Ihnen zu versichern, wie schön Ihre Haare sind. Haare! Halten Sie bloß den Mund über mein Haar.
Ich bin schlechter Laune, verzeihen Sie. Die Hitze macht mich fertig. Schon seit Tagen geht das jetzt so, wir drehen alle am Rad.
Sophie macht mich nervös; die Zimmer hier bieten nicht genug Raum für zwei von unserer Sorte schon gar nicht, wenn eine davon so hyperaktiv ist, wie Sophie. Sie denken jetzt, fett und hyperaktiv, wie soll das gehen? Sie kennen Sophie nicht.
Ich beobachte sie vom Bett aus. Sie inspiziert meinen Kleiderschrank. Ihr Hintern fasziniert mich immer wieder. Anders als meiner wölbt er sich wie aufgehender Hefeteig von ihrer Körpermitte aus in die Breite.

Phyllis Kiehl ist Künstlerin und Autorin. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und lebt und arbeitet in Frankfurt und Paris.