Filmreif

Ein Buch das das alltäglich Leben einer Familie am sozialen Abgrund aus der Sicht des 15jährigen Sohnes sehr anschaulich und deutlich, aber dennoch nicht anklagend sondern nachdenklich stimmend darstellt. Torsten lebt mit seiner 16jährigen Schwester und den arbeitslosen und alkoholkranken Eltern in Finnland (es könnte aber auch in jedem anderen Land sein). Seine Schwester offenbart ihm, das sie wieder schwanger ist, mit 14 Jahren hat sie bereits ein Kind zur Welt gebracht, das zur Adoption freigegeben wurde. Torsten ist entsetzt. Der Freund der Schwester bekommt auch nichts auf die Reihe, sie will das Kind aber bekommen. Der Ruhepol im Chaos der Familie ist Sozialarbeiterin Liisa, die sie seit der letzten Schwangerschaft unterstützt.
Torstens Traum ist Regisseur zu werden; daher beschreibt er viel aus der Sicht eines Filmemachers.
Ein tolles Buch, das auch ein bisschen nachdenklich macht

Die Sprache des in Filmszenen gegliederten Buches ist modern und flüssig, wobei die Autorin auf lange komplizierte Sätze verzichtet und dem Leser eine endlose Aneinanderreihung von Hauptsätzen präsentiert. Durch den gesamten Roman zieht sich das Filmmotiv, indem sich Torsten eigene Filmszenen zu seinem Leben einfallen lässt, oder sein umfangreiches Filmwissen in die Geschichte einfließen lässt. In einer Art Tagebuchschreibstil berichtet Torsten von seinen Erlebnissen und schreibt teilweise fiktive oder auch tatsächlich stattgefundene Dialoge nieder. Auf direkte Rede wird während des gesamten Romans verzichtet. An vielen Stellen erscheint das Buch durchaus schockierend, vor allem wenn es um die menschlichen Abgründe der Alkoholikereltern geht. Für mich leider ein Buch, das an vielen Stellen noch verbesserungswürdig gewesen wäre.

Auch wenn wichtige Themen ansprochen werden, würde ich "Filmreif nicht empfehlen, da die Erzählweise und auch die Geschichte mich nicht überzeugt haben.
Man wird vollkommen in Donnerstags Gedanken geführt, was auf Dauer leider langweilig und langwierig wird und wodurch es keine aktuelle Handlung und Dialoge gibt. Positiv ist, dass Donnerstag ein ehrlicher Mensch ist und ohne Scham von seinen Sorgen erzählt und dabei auch die brisantesten Themen, die mit alkoholabhängigen Eltern zu Stande kommen, anspricht. Ob dieser Einblick in eine Welt, die ich nicht kenne, realistisch ist, kann ich nicht beurteilen und ich habe mich gefragt, woher die Autorin diese Informationen genommen hat - Erfahrung, Recherche oder hat sie nur eine glaubhafte Scheinwelt aufgebaut? Immerhin sind ihre Personen doch eher Stereotypen und nur Donnerstag hebt sich vom Klischee einer sozial schwachen Familie ab.