Formierte Zivilgesellschaft
Zum Korporatismus in Deutschland 1945 und 1989. Dissertationsschrift
Kaum ein Staat hat ein derartig enges Verhältnis zu Verbänden wie Deutschland. Anhand der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege werden in dieser Studie die Interessen, Ideen und institutionellen Rahmenbedingungen des Korporatismus in Deutschland...
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Produktinformationen zu „Formierte Zivilgesellschaft “
Kaum ein Staat hat ein derartig enges Verhältnis zu Verbänden wie Deutschland. Anhand der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege werden in dieser Studie die Interessen, Ideen und institutionellen Rahmenbedingungen des Korporatismus in Deutschland exemplarisch untersucht. Wie ist der kartellförmige Zusammenschluss von lediglich sechs Spitzenverbänden und deren Inkorporierung in das politische System erklärbar? Letztlich zeigt die Autorin, wie der deutsche Korporatismus vor allem über die ökonomische Rationalität erklärt werden muss. Einen besonderen Ausdruck findet diese in einer Formierung der sogenannten Zivilgesellschaft.
Klappentext zu „Formierte Zivilgesellschaft “
Kaum ein Staat hat ein derartig enges Verhältnis zu Verbänden wie Deutschland. Anhand der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege werden in dieser Studie die Interessen, Ideen und institutionellen Rahmenbedingungen des Korporatismus in Deutschland exemplarisch untersucht. Wie ist der kartellförmige Zusammenschluss von lediglich sechs Spitzenverbänden und deren Inkorporierung in das politische System erklärbar? Letztlich zeigt die Autorin, wie der deutsche Korporatismus vor allem über die ökonomische Rationalität erklärt werden muss. Einen besonderen Ausdruck findet diese in einer Formierung der sogenannten Zivilgesellschaft.
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Lese-Probe zu „Formierte Zivilgesellschaft “
Einleitung"In diesem Sinne ist Korporatismus eine Ideologie, ein 'Glaube' an eine 'natürliche Hierarchie' der sozialen Gruppen, die angestammte Rechte und Verantwortlichkeiten besitzen." (Reutter 1991: 67)Verbände, die in allen modernen Staaten existieren, ermöglichen zum einen eine spezifische Antwort auf Konkurrenzverhältnisse, die zwischen verschiedenen Marktteilnehmern bestehen (vgl. Hoffmann 2006: 25). Sie aggregieren zum anderen Interessen und versuchen dadurch, Einfluss auf den politischen Entscheidungsprozess zu nehmen. Die konkrete Ausgestaltung des Verbandswesens und des Verhältnisses zwischen Staat und Verbänden gestaltet sich dabei in den jeweiligen Staaten jedoch sehr unterschiedlich. Während sie in angelsächsischen Staaten die Form von sogenannten pressure groups einnehmen, sind Verbände in der Bundesrepublik Deutschland mehr als nur Interessengruppen, die auf das politische System Einfluss nehmen; sie sind in das politische System inkorporiert:"Einen inkorporierten Status haben solche Verbände inne, die vom Staat und von den übrigen Verbänden als unverzichtbare Verhandlungspartner anerkannt sind und die dauerhaft und häufig in fest institutionalisierten Organen und Gremien mit staatlichen Instanzen zusammenarbeiten." (Winter 2000: 538 )Korporatismus bezeichnet somit die verstetigte Einbeziehung der Verbände in den politischen Entscheidungsfindungs- und Implementationsprozess (vgl. Jochem/Siegel 2003: 13). Aufgrund ihrer Fähigkeit, insbesondere in Krisenzeiten die Bereitschaft ihrer Mitglieder, politischen Entscheidungen zu folgen, mobilisieren zu können, stellen sie ein wichtiges staatliches Steuerungsinstrument dar (vgl. Lehmbruch 1996: 126). Die institutionalisierte Einbindung in politische Entscheidungsprozesse erfolgt sowohl durch verstetigte Kontakte zwischen Interessenorganisationen und politisch-administrativen Bereich als auch über personelle Querverbindungen zwischen den Verbänden und Parteien. Dabei hat jedoch kein Staat "eine so alte,
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kontinuierliche und einflußreiche korporatistische Tradition wie Deutschland" (Nocken 1981: 23f.). Wie lässt sich das erklären? Ist der deutsche Korporatismus dabei tatsächlich auf eine spezifische Kultur - wie es das Eingangszitat von Reutter behauptet - zurückzuführen?Neoinstitutionalistischen Theorien zufolge müssen Unterschiede in der institutionellen Ausgestaltung von Staaten, zu denen korporatistische Arrangements gezählt werden können, auch auf kulturelle Aspekte zurückgeführt werden (vgl. Hattam 1992: 157; vgl. Lepsius 2013: 14). Die Frage nach der Stabilität von korporatistischen Systemen, die einen Teil der langfristigen strukturellen Entwicklung des deutschen Staatswesens (vgl. Feldmann/Steinisch 1985: 11) darstellt, muss daher auch staats- und gesellschaftspolitische Vorstellungen innerhalb der inkorporierten Organisationen einbeziehen. Es soll in dieser Arbeit geprüft werden, ob und, wenn ja, auf welche normativen Grundlagen die Existenz und Persistenz korporatistischer Strukturen zurückgeführt werden können. An konkreten Akteuren muss, so der Anspruch dieser Studie, der 'Glaube' und die Ideologie, von der Reutter spricht, belegt werden können, um den Korporatismus auf diese zurückführen zu können.Die Freie Wohlfahrtspflege in DeutschlandWährend Zentralisierungstendenzen in Form von Monopolen oder Kartellen im Bereich der klassischen korporatistischen Akteure wie Gewerkschaften und Industrie- und Arbeitgeberverbände aufgrund ihrer Nähe zu ökonomischen Problemen - wie Lohnhöhe oder steuerrechtlichen Rege-lungen - durch Rückgriff auf ökonomistische Erklärungsansätze veranschaulicht werden können, stoßen diese in anderen, als marktfern geltenden Bereichen auf Grenzen. Zu diesen Bereichen wird die Freie Wohlfahrtspflege gezählt. Als 'gemeinwohlorientierte' und 'freie', also nichtstaatliche, Assoziationen ist ihre kartellförmige Schließung und ihre Inkorporierung in staatliche Strukturen mitsamt der Übernahme öffentlicher Aufgaben erklärungsbedürftig.
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Inhaltsverzeichnis zu „Formierte Zivilgesellschaft “
InhaltEinleitung 9Die Freie Wohlfahrtspflege in Deutschland 10Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege 13Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband im System der Freien Wohlfahrtspflege 16Strukturmerkmale der Wohlfahrtspflege 18Methodisches 24Forschungsstand 31Datenmaterial 37Aufbau der Studie 40Begrifflichkeiten 411. Die historische Entwicklung der Freien Wohlfahrtspflege und des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes 451.1 Entstehung und Entwicklung der Wohlfahrtsverbände vom 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg 461.2 Zentralisierung freier Wohlfahrtspflege im Ersten Weltkrieg 541.3 Inkorporierung freier Wohlfahrtspflege in der Weimarer Republik 571.4 Die Gründung des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes 67Zusammenfassung 722. Die Durchsetzung eines alten Konzepts in einem neuen Gesellschaftsmodell: Die Freie Wohlfahrtspflege nach 1945 772.1 Die Freie Wohlfahrtspflege im Nationalsozialismus 782.2 Unbestimmtes: Die Wohlfahrtspflege 1945 bis 1947 822.2.1 Rahmenbedingungen 822.2.2 Die Wohlfahrtsverbände 86Organisationale Verknüpfungen und Einfluss einzelner Persönlichkeiten 89Exkurs: Entwicklungen in der SBZ 96Reorganisation - Kriegsgefangene - Finanzierung: Inhaltliche Auseinandersetzungen 1022.2.3 Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband 106Reorganisation 107Inhaltliche Auseinandersetzungen 109Zusammenfassung 1112.3 Verstetigung: Die Wohlfahrtspflege 1948 bis 1953 1122.3.1 Rahmenbedingungen 1122.3.2 Die Wohlfahrtsverbände 114Anerkennung als Spitzenverband und Verteilungstaatlicher Gelder: Formierung der Freien Wohlfahrtspflege 119Fragen der Finanzierung 124Themen der Freien Wohlfahrtspflege: Das Beispiel Fluchtund Vertreibung 1292.3.3 Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband 131Strukturbildungen des DPWV in Nordrhein-Westfalen 132Exkurs: Antikommunismus - Paritätischer Wohlfahrtsverband und Gemeinschaftshilfe 136Entschädigung - Flüchtlinge - OrganisationalesSelbstverständnis: Inhaltliche Auseinandersetzungen 142Zusammenfassung
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160Fazit 1623. Normalisierung trotz Krise: Die Freie Wohlfahrtspflege nach 1989 1693.1 Die freie Wohlfahrtspflege in der DDR 1713.2 Getriebene: Die Wohlfahrtspflege 1989 bis 1990 1743.2.1 Rahmenbedingungen 1743.2.2 Die Wohlfahrtsverbände 176Exkurs: Die Wiedervereinigung als Teil der europäischen Integration 1803.2.3 Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband 186Zusammenfassung 1913.3 Krisenförmige Normalisierung: Die Wohlfahrtspflege ab März 1990 1933.3.1 Rahmenbedingungen 1933.3.2 Die Freie Wohlfahrtspflege 1953.3.3 Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband 207Exkurs: Der Arbeiter-Samariter-Bund LandesverbandBrandenburg 2153.3.4 Sozialpolitische Interventionen 2233.3.5 Sonderfall Volkssolidarität 232Neuorientierung: November 1989 bis Mai 1990 233Neuausrichtung: Entwicklung ab Mai 1990 236Die Integration der Volkssolidarität in das System der Freien Wohlfahrtspflege - Zwischenfazit 244Zusammenfassung 245Fazit 2484. Vergleich der Freien Wohlfahrtspflege und des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in den Systemumbrüchen 1945 und 1989 2554.1 Dynamiken des Systemwechsels 2574.1.1 Institutionelle Offenheit 2574.1.2 Institutionentransfer 2624.1.3 Divergierende Handlungsgeschwindigkeiten 2674.1.4 Aufgelöste Sozialmilieus und Ehrenamt 2704.1.5 Korporatistisches Staat-Verbände-Verhältnis 2734.1.6 Antipluralismus und Wettbewerb 2754.1.7 Fordismus und Korporatismus 2824.2 Thematische Bezüge 2874.2.1 Organisationaler Selbsterhalt 2884.2.2 Gestaltung Sozialer Arbeit 2904.2.3 Migration 2924.2.4 Innovation 2954.3 Europa und die Freie Wohlfahrtspflege 297Die Formierung der Zivilgesellschaft - Fazit 302Resümee 309Abkürzungen 323Quellen und Literatur 325Archivalische Quellen 325Gedruckte Literatur 325Danksagung 347
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Autoren-Porträt von Carsta Langner
Carsta Langner, Dr. phil., ist wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut im Bereich »Politische Sozialisation und Demokratieförderung«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Carsta Langner
- 2018, 347 Seiten, Maße: 13,9 x 21,2 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593508842
- ISBN-13: 9783593508849
- Erscheinungsdatum: 09.04.2018
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