Freiheitskämpfer, Terroristen, Demokraten und Faschisten
Politische Gewalt aus der Perspektive irischer und baskischer Nationalisten
Nordirland und das spanische Baskenland waren über Jahrzehnte geprägt von politischer Gewalt. Als politische Strategie kommt Gewalt jedoch besonders in Demokratien nicht ohne Legitimation aus. Die fortdauernde Existenz bewaffneter Gruppen in beiden Regionen...
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Klappentext zu „Freiheitskämpfer, Terroristen, Demokraten und Faschisten “
Nordirland und das spanische Baskenland waren über Jahrzehnte geprägt von politischer Gewalt. Als politische Strategie kommt Gewalt jedoch besonders in Demokratien nicht ohne Legitimation aus. Die fortdauernde Existenz bewaffneter Gruppen in beiden Regionen lässt sich daher nur vor dem Hintergrund der Perzeption ihrer Gewalt und des Staatshandelns erklären. Das Augenmerk dieser Studie liegt darum auf den öffentlichen Aushandlungsprozessen der nationalistischen Bewegungen. Was wurde unter Gewalt verstanden? Welche Ausprägungen als verboten oder gar als geboten angesehen? Die Analyse der Gewaltdiskurse zeigt, wie es zum Ende der Gewaltanwendung kam, ohne dass die bewaffneten Gruppen ihre Kernziele erreicht hatten.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Freiheitskämpfer, Terroristen, Demokraten und Faschisten “
1Einleitung: Sprechen über politische Gewalt»Die Gewalt spricht nicht«, überschrieb der renommierte Gewaltforscher und Gründer des Hamburger Instituts für Sozialforschung Jan Philipp Reemtsma einst einen Vortrag über das Verhältnis von Macht und Gewalt. Sie begleite vielmehr die Macht wie ein stummer Schatten. Während in Habermas' »Theorie des kommunikativen Handelns« Gewalt gleichsam den Gegenpol zur Kommunikation darstellt, bedeutet sie für Reemtsma jedoch nicht deren Ende: »Zwar spricht sie nicht, aber indem sie sich zeigt, sagt sie dennoch allerlei.« In einer triadischen Konstruktion stelle Gewalt selbst einen Akt der Kommunikation dar und werde dadurch zu sozialem Handeln.Zweifellos erzeugt Gewalt als Akt der »Eliminierung von Handeln durch Handeln« auch ohne kontextualisierende Diskurse Realität und sendet dabei in einem gewissen Rahmen auch eine Botschaft an Dritte. Allerdings setzt gerade aus politischen Motiven ausgeübte Gewalt eine weitergehende, sprachliche Kommunikation voraus. So werden einzelne Gewaltakte erst dadurch politisch und wirken über die jeweils direkt Betroffenen hinaus, indem sie in Kontext gesetzt und mit einer bestimmten Botschaft verbunden werden. Erst die begleitende Kommunikation, die den Gewaltakt in seiner konkreten Ausrichtung erklärt und in einen Ziel-Mittel-Kontext einordnet, macht diesen deutbar und ermöglicht es, Wirkungen, die über eine diffuse Angst hinausgehen, wie Drohpotenziale, Vermeidungshandeln oder Zugeständnisse des politischen Gegners zu generieren.Anders als bei Gewaltanwendungen in anderen Zusammenhängen, die nicht notwendigerweise ein politisches Ziel verfolgen und daher auch zum Selbstzweck werden können, kommt Gewalt als politische Strategie nicht ohne Legitimation aus. Laut Reemtsma ist die moderne europäische Kultur aber von einer prinzipiellen Gewaltaversion gekennzeichnet. In ihr wird nicht nur zwischen erlaubter, gebotener und verbotener Gewalt unterschieden, sondern Gewalt grundsätzlich als Problem
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angesehen. Diese wird nur noch als legitim anerkannt, wo sie vor schlimmerer Gewalt schützen soll. Innerhalb demokratisch verfasster Gesellschaften, in denen theoretisch politische Mehrheiten organisiert werden können, um Veränderungen durchzusetzen und bestimmte politische Ziele zu erreichen, erscheint die Anwendung von Gewalt besonders begründungspflichtig. Umso größere Bedeutung kommt hier dem Kampf um die Deutungshoheit zu, der stets mit dieser einhergeht und darauf abzielt, die eigene Anwendung von Gewalt zu rechtfertigen und ihr Legitimität zuzuweisen und gleichzeitig die Legitimität derjenigen zu schwächen, die diese ablehnen oder gegen sie vorgehen.1.1 Fragestellung und ForschungsstandDie nordirische wie die baskische Gesellschaft waren über Jahrzehnte geprägt von politischer Gewalt. Diese Gewalt konnte vielfältige Formen annehmen. Sie äußerte sich seitens der nicht-staatlichen Akteure in Bombenanschlägen und gezielten Morden, aber auch in »punishment shootings« und »punishment beatings«, Vertreibungen, Mobbing, der Eintreibung einer »Revolutionssteuer« und Straßenkampf. Von staatlicher Seite wurde darauf mit zum Teil erheblicher Repression reagiert, die nicht nur gravierende Einschränkungen von Freiheitsrechten, sondern auch Menschenrechtsverletzungen mit einschloss. Die Gewalt war somit kein randständiges Phänomen, sondern wirkte auf breite Teile der Gesellschaft und führte zu einer erheblichen Polarisierung.Hier wie dort wurde, noch lange nachdem die alte politische Ordnung durch eine andere, formal demokratische ersetzt worden war, in einem erheblichen Ausmaß Gewalt in der politischen Auseinandersetzung angewandt. Erst 33 Jahre nach der Ablösung des Stormont-Regimes in Nord-irland respektive der Verabschiedung einer demokratischen Verfassung in Spanien verkündeten mit der (Provisional) Irish Republican Army und Euskadi Ta Askatasuna (militar) (Baskenland und Freiheit) die jeweils bedeutendsten Gewalt anwendenden Gruppen das Ende ihres bewaffneten
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Inhaltsverzeichnis zu „Freiheitskämpfer, Terroristen, Demokraten und Faschisten “
InhaltDank71 Einleitung: Sprechen über politische Gewalt 91.1 Fragestellung und Forschungsstand 101.2 Theoretische und methodische Zugänge 361.3 Ereignisgeschichtliche Einführung 562 Die unterdrückte Nation 742.1 Der nationale Gegensatz 752.2 Nationaler Befreiungskampf 932.3 »Tiocfaidh ár lá«/»Jo ta ke irabazi arte« 1112.4 Zwischenresümee1323 Undemokratische Verhältnisse 1363.1 Fehlen einer legitimen Grundlage 1373.2 Missachtung demokratischer Grundsätze 1593.3 Politische Justiz und mangelnde Rechtsstaatlichkeit 1773.4 Zwischenresümee1934 Unmenschliche Repressionsmethoden 1964.1 Kontinuität von Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen 1974.2 Staatsterrorismus 2174.3 Gewalt gegen Gefangene und ihre Familien 2334.4 Zwischenresümee 2495 Sozialrevolutionäre und disziplinierende Gewalt 2525.1 Nationale und soziale Revolution 2535.2 Schutz der eigenen Gemeinschaft 2725.3 Verräter 2845.4 Zwischenresümee 3036 Gewalt ist das falsche Mittel 3086.1 Gewalt ist nicht zielführend 3096.2 Gewalt ist kein legitimes Mittel 3266.3 Gewalt ist nicht gleich Gewalt 3406.4 Zwischenresümee3717 Falscher Umgang mit dem Konflikt 3757.1 Falsche Darstellung des Konflikts 3767.2 Kontraproduktives Staatshandeln 4007.3 Gewalt ist nicht mehr die richtige Strategie 4167.4 Zwischenresümee 4328 Abschließende Betrachtungen: Politische Gewalt aus der Perspektive irischer und baskischer Nationalisten 4368.1 Sprechweisen über politische Gewalt 4378.2 Entwicklungen, Unterschiede und externe Einflüsse 4568.3 Freiheitskämpfer, Terroristen, Demokraten und Faschisten 470Appendix 477Abkürzungsverzeichnis 477Glossar 480Zeittafel 498Regierungen auf zentralstaatlicher und regionaler Ebene 509Literatur 511
Autoren-Porträt von Sebastian Seibert
Sebastian Seibert ist promovierter Historiker und Politikwissenschaftler und gegenwärtig als freiberuflicher Bildungsreferent tätig.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sebastian Seibert
- 2019, 528 Seiten, Maße: 14,2 x 21,4 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593511460
- ISBN-13: 9783593511467
- Erscheinungsdatum: 15.09.2019
Pressezitat
»Damit füllt der Autor eine bisher bestehende Forschungslücke, die diverse Anknüpfungspunkte an viele weitere noch ausstehende Studien zu diskursiven Aushandlungsprozessen im Umgang mit politischer Gewalt, u.a. auch in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, bereithält.« Robert Wolff, H-Soz-u-Kult, 24.08.2021
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