Für immer, Dein Dad
Roman
''Dies ist mein Handbuch für meine Tochter Lois, die Liebe meines Lebens.''
Lois ist erst sechs, als ihr Vater stirbt. Als sie dreizehn ist, bekommt sie ein geheimnisvolles Paket. Es enthält ein Notizbuch, das ihr Vater für sie vor seinem...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Für immer, Dein Dad “
''Dies ist mein Handbuch für meine Tochter Lois, die Liebe meines Lebens.''
Lois ist erst sechs, als ihr Vater stirbt. Als sie dreizehn ist, bekommt sie ein geheimnisvolles Paket. Es enthält ein Notizbuch, das ihr Vater für sie vor seinem Tod schrieb. Plötzlich ist er ihr wieder ganz nah und Lois lernt, das Glück zu erkennen.
Klappentext zu „Für immer, Dein Dad “
Dies ist mein Handbuch für meine Tochter Lois, die Liebe meines Lebens. Regeln zur Benutzung: 1. Du darfst immer nur einen Abschnitt jeweils zu deinem Geburtstag lesen. 2. Der Inhalt geht nur uns beide etwas an.
3. Kein Schnüffeln in den Abschnitten, die für später gedacht sind! Warte auf deinen Geburtstag!
Lois' Vater starb, als sie sechs war. Mit dreizehn bekommt sie ein geheimnisvolles Paket: Ein Notizbuch, das ihr Vater vor seinem Tod für sie schrieb. Lois fühlt sich nicht mehr so allein und lernt, das Leben neu zu sehen. Und sie erkennt, dass das Glück manchmal direkt nebenan wartet.
Lese-Probe zu „Für immer, Dein Dad “
Für immer Dein Dad von Lola Jaye Du bist mein Stern
Ich erinnere mich daran, wie mein Dad mich einmal mit seinen großen Händen hochhob und durch die Luft wirbelte. Ich kreischte vor Vergnügen und freute mich auf das schwindelige Gefühl kurz bevor ich mein Frühstück wieder von mir geben würde.
«Ihr wird schlecht, lass sie runter!», hatte Mum gerufen. Hatte den schönen Augenblick verdorben. Unseren Augen- blick. Und das ist eigentlich alles, woran ich mich erinnern kann. Ach, und natürlich an den Leberfleck unter seinem Auge. Das Foto auf meiner Kommode und ein paar andere, die in einer kleinen Schachtel auf den Dachboden verbannt wurden - mehr hatte ich nicht, um meine Vorstellung von ihm zu erhalten, von der Größe seiner Nase, der Form seiner Lippen, den süßen kleinen Ohren und einer Haut, die be- stimmt so weich war, dass man sie immer wieder berühren wollte. Ich malte mir oft aus, wie ich in dieses Foto hineintauchte, und sei es nur für sechzig Sekunden. Jede dieser Sekunden würde ich damit verbringen, über sein Gesicht zu streichen, seinen Konturen zu folgen und mir sein Aussehen so intensiv einzuprägen, dass er für immer und ewig in mir weiterleben würde.
... mehr
Aber man kann eben nicht in ein Foto eintauchen. Nachdem Tante Philomena sich verabschiedet hatte, schloss ich mich erst mal in der stinkenden Restauranttoilette ein und heulte. Ich musste den ganzen Abend über immer wieder flennen und drückte mich am Rand dieser grässlichen Hochzeitsfeier herum, die mit all den lärmenden Gästen und der uncoolen Musik nichts besser machte. Später lag ich auf meinem Bett, immer noch in diesem schauderhaften Rüschenkleid, und heulte weiter. Die Puppenschuhe hatte ich von den Füßen geschleudert. Wie üblich merkte Mum nichts, sie war viel zu verknallt in ihren Bingo-Mann, um sich um mich zu kümmern. Ich wusste nicht mal so genau, warum ich überhaupt weinte, denn, wie Tante Philomena es ausgedrückt hatte, war es etwas Gutes. Ja, genau. Wie eine Botschaft aus dem Jenseits. Aber vermutlich war das, was mir wirklich zu schaffen machte, die Tatsache, dass er immer noch tot war. Seine Asche lag zusammen mit alten Autoreifen und rostigen Fahrrädern Tausende von Meilen entfernt im Meer. Er war nicht zurück- gekommen, um die endlosen Schultage zu verkürzen oder mich vor Mums Gejammer und jetzt auch noch vor einem Stiefvater zu retten, der der Ansicht war, er hätte das Recht, mir zu sagen, was ich zu tun hatte, nur weil er mit meiner Mutter schlief.
Dad war nämlich immer noch tot.
Philomena hatte mir feierlich eine knittrige alte Plastiktüte überreicht, als wäre sie der Heilige Gral. Die Tüte war schwer, etwas Hartes, Schweres befand sich darin. Super, dachte ich, noch ein Buch, das ich lesen soll. Also hatte ich die Tüte einfach neben meine Doc Martens, meine Singles und einen der rosa Puppenschuhe auf den Boden fallen lassen. Ab und zu warf ich mit einer Mischung aus Verwirrung, Angst, Aufregung und Traurigkeit einen Blick darauf.
Zum Glück konnte ich das Wochenende bei Carla verbringen, weil Mum und der Bingo-Mann auf Hochzeits- reise nach Cornwall fuhren. Obwohl meine beste Freundin nebenan wohnte, ebenfalls in Süd-London, ebenfalls in Charlton, fühlte ich mich bei ihr wie auf einem anderen Planeten. Carla und ihr Bruder Corey durften nämlich abends lange aufbleiben, UND sie durften NACH neun Uhr noch Eis essen. Etwas Besseres als bei ihnen zu sein, um die «Botschaft» meines Vaters zu vergessen und wieder in die Spur zu kommen, konnte mir also kaum passieren. Doch ich war und blieb total verwirrt und bekam die Sache einfach nicht aus dem Kopf. Schließlich zählte ich sogar die Stunden bis zur Rückkehr meiner Mutter. Als die peinlichen Turteltäubchen endlich wieder da waren und sich augenblicklich einen lautstarken Streit darüber lieferten, was sie sich im Fernsehen ansehen wollten, stürzte ich in mein Zimmer, um endlich nachzusehen, was in der Tüte war.
«Bekomme ich kein Küsschen, junge Dame?», rief Mum, als ich gerade oben an der Treppe angekommen war. Ich stand vor meiner Tür, nur noch ein paar Schritte trennten mich von der Tüte. Mein Herz klopfte wild, während Mum langsam die Treppe heraufkam und sich mit einem breiten Lächeln vor mich stellte, sodass man die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen sehen konnte.
«Sorry, Mum. Schön, dass du wieder da bist», sagte ich und schielte zur Zimmertür, während sie mir einen feuchten Kuss auf die Wange gab.
«Bekomme ich auch einen?», fragte der Bingo-Mann, der in ihr Schlafzimmer ging. Ich seufzte leise. «Ja.»
Auf meinem Bett öffnete ich endlich die Plastiktüte. Vor mir lag ein hässliches grünes Notizbuch, auf dem mit dicker schwarzer Tinte Der Leitfaden stand.
«Lois!», rief meine Mutter von unten.
Schnell steckte ich den Leitfaden wieder in die Plastiktüte und stopfte alles unter mein Bett.
«Was??!!», schrie ich genervt zurück.
«Carla möchte wissen, ob du mit ihr Süßigkeiten kaufen gehst.»
Ein Stück Plastik sah unter dem Bett hervor. «Also ... ja, sag ihr, ich bin gleich da.»
«Was macht sie denn da oben?», fragte Carla so laut, dass ich es hören konnte.
«Nichts! Ich komme gleich runter!» Der Leitfaden hatte nun schon so lange gewartet, da kam es auf eine halbe Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Ungeduldig zappelte ich herum, während der kahlköpfige Mr. Tally hinter seinem Verkaufstresen Carla dabei beobachtete, wie sie sich für zehn Pennys Süßigkeiten heraussuchte. Mr. Tally hatte die Angewohnheit, uns ganz genau im Auge zu behalten, während er die Erwachsenen, die höchstwahrscheinlich hinter seinem Rücken eine Literpackung Milch mitgehen ließen, überhaupt nicht beachtete. (Ich hatte noch nie gestohlen, Corey allerdings hatte schon einmal einen Brausewürfel stibitzt.)
«Ich glaube, du bist drüber», sagte Mr. Tally. Keine Ahnung, warum er das sagte, denn er schüttete die winzige Papiertüte sowieso jedes Mal auf dem Verkaufstresen aus und zählte den Inhalt haargenau nach.
«Wieso das denn?», widersprach Carla. In diesem Moment schlug die Türklingel an, und ein weiterer junger Kunde kam herein, der das Schild an der Glastür offenbar nicht gesehen hatte: Zutritt für mehr als zwei Schulkinder zu- gleich verboten! «Ich habe eine Fliegende Untertasse, einen Talisman, eine saure Schlange, eine Flöte, eine rosa Krabbe und einen Fruchtsalat. Und das soll mehr als zehn Pence kosten?»
Seufzend warf ich einen Blick auf meine Uhr. Wir standen jetzt schon volle zehn Minuten hier herum, und mir reichte es. Ich wollte zurück ins Zimmer zu meiner Plastiktüte.
«Die Flöte kostet zwei Pence», sagte er.
«Dann habe ich immer noch drei Pence übrig!», schimpfte Carla empört.
Um mir Zeit und weitere Diskussionen zu ersparen, nahm ich eine der fertig gemischten Tüten, hoffte, dass ein paar von meinen Lieblingssüßigkeiten darin wären, und wir machten uns auf den Heimweg.
«Sollen wir nicht noch schnell auf den Spielplatz?», fragte Carla.
Ich öffnete meine Tüte. Immerhin war eine Maus aus weißer Schokolade drin. «Keine Lust heute. Lass uns einfach nach Hause gehen.»
«Hast du denn was vor?», fragte sie mit ungläubigem Blick. Als ob Lois Bates jemals etwas Interessantes vorhätte. Tja, meistens leider nicht.
«Und? Wie läuft's mit deinem neuen Dad?», erkundigte sich Carla, den Mund voller Süßigkeiten.
Fast wären mir die weiße Maus und das Toffee, die ich gerade zerkaute, aus dem Mund geflogen, als ich schrie: «Er ist nicht mein Dad, Carla!»
«S000rrryyy!» Sie zuckte mit den Schultern und zog eine Schnute, genau wie im Fernsehen. Carla war sicher das hübscheste Mädchen in ganz Charlton, nein, in ganz Süd-London, sogar mit kurzem Haar. Groß, schlank, immer die angesagtesten Klamotten, witzig, aber ziemlich nörgelig, wenn es mal nicht so lief, wie sie es wollte. Ich war erleichtert, als sie sich einen Dauerlutscher in den Mund schob, sodass ich sie mit dem neuesten Tratsch über Sharlene Rockingham ablenken konnte und mit dem Gerücht, dass Mrs. Codrington - unsere Biologielehrerin - früher ein Mann war.
Die Sonne brannte auf uns herab. Sie wärmte mich auf, und ich hätte schwören können, dass mein Dad bei mir war. Als wollte er mich drängen, nach Hause zu gehen, diese Plastiktüte aufzumachen und mich endlich meinem Alter entsprechend zu benehmen und nicht, als wäre ich noch im Kindergarten. Ich war jetzt schließlich ein großes Mädchen. Fast schon ein Teenager.
Und dann ging ich zu der Plastiktüte in meinem Schlafzimmer. Jetzt bekam ich doch Muffensausen. Mir wurde sogar ein bisschen übel, und die Tüte segelte auf den Boden.Da war es.
Das Etwas, das mir mein Dad hinterlassen hatte. Das komische grüne Buch starrte mich an.
Der Leitfaden
Ich schlug den Deckel auf und musste lächeln, als ich die erste Zeile las.
Das ist mein (Kevin Bates') Leitfaden für meine Tochter Lois. Die größte Liebe meines Lebens.
Ich seufzte so tief, dass ich mir das Buch auf die Zehen fallen ließ. Der Schmerz warf mich rücklings auf mein ungemachtes Bett, direkt auf meinen einäugigen Teddy, und eine einzelne Träne lief aus meinem Auge wie der letzte Tropfen eines Wasserfalls. Ich musste schluchzen, nicht weil meine Zehen wehtaten (und das taten sie), sondern weil ich nach all den Jahren endlich etwas von meinem Dad hörte.
Und gerade hatte er mir gesagt, dass er mich liebte.
Ich machte mir eine Tasse heiße Schokolade und stellte sie in sicherer Entfernung von dem Notizbuch direkt neben das Bild meines Vaters. Dann setzte ich mich sehr aufrecht aufs Bett. Das hätte Mum gefallen, schließlich kritisierte sie immer an meiner Haltung herum. Dann liefen mir schon wieder Tränen übers Gesicht. Ich rieb mir heftig die Augen, wischte den Rotz mit dem Handrücken weg und schniefte ein paar Mal. Zwischen zwei Schluchzern schaffte ich es, einen Blick auf die zweite Seite zu werfen.
© Wunderlich Verlag
Übersetzung: Karolina Fell
Dad war nämlich immer noch tot.
Philomena hatte mir feierlich eine knittrige alte Plastiktüte überreicht, als wäre sie der Heilige Gral. Die Tüte war schwer, etwas Hartes, Schweres befand sich darin. Super, dachte ich, noch ein Buch, das ich lesen soll. Also hatte ich die Tüte einfach neben meine Doc Martens, meine Singles und einen der rosa Puppenschuhe auf den Boden fallen lassen. Ab und zu warf ich mit einer Mischung aus Verwirrung, Angst, Aufregung und Traurigkeit einen Blick darauf.
Zum Glück konnte ich das Wochenende bei Carla verbringen, weil Mum und der Bingo-Mann auf Hochzeits- reise nach Cornwall fuhren. Obwohl meine beste Freundin nebenan wohnte, ebenfalls in Süd-London, ebenfalls in Charlton, fühlte ich mich bei ihr wie auf einem anderen Planeten. Carla und ihr Bruder Corey durften nämlich abends lange aufbleiben, UND sie durften NACH neun Uhr noch Eis essen. Etwas Besseres als bei ihnen zu sein, um die «Botschaft» meines Vaters zu vergessen und wieder in die Spur zu kommen, konnte mir also kaum passieren. Doch ich war und blieb total verwirrt und bekam die Sache einfach nicht aus dem Kopf. Schließlich zählte ich sogar die Stunden bis zur Rückkehr meiner Mutter. Als die peinlichen Turteltäubchen endlich wieder da waren und sich augenblicklich einen lautstarken Streit darüber lieferten, was sie sich im Fernsehen ansehen wollten, stürzte ich in mein Zimmer, um endlich nachzusehen, was in der Tüte war.
«Bekomme ich kein Küsschen, junge Dame?», rief Mum, als ich gerade oben an der Treppe angekommen war. Ich stand vor meiner Tür, nur noch ein paar Schritte trennten mich von der Tüte. Mein Herz klopfte wild, während Mum langsam die Treppe heraufkam und sich mit einem breiten Lächeln vor mich stellte, sodass man die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen sehen konnte.
«Sorry, Mum. Schön, dass du wieder da bist», sagte ich und schielte zur Zimmertür, während sie mir einen feuchten Kuss auf die Wange gab.
«Bekomme ich auch einen?», fragte der Bingo-Mann, der in ihr Schlafzimmer ging. Ich seufzte leise. «Ja.»
Auf meinem Bett öffnete ich endlich die Plastiktüte. Vor mir lag ein hässliches grünes Notizbuch, auf dem mit dicker schwarzer Tinte Der Leitfaden stand.
«Lois!», rief meine Mutter von unten.
Schnell steckte ich den Leitfaden wieder in die Plastiktüte und stopfte alles unter mein Bett.
«Was??!!», schrie ich genervt zurück.
«Carla möchte wissen, ob du mit ihr Süßigkeiten kaufen gehst.»
Ein Stück Plastik sah unter dem Bett hervor. «Also ... ja, sag ihr, ich bin gleich da.»
«Was macht sie denn da oben?», fragte Carla so laut, dass ich es hören konnte.
«Nichts! Ich komme gleich runter!» Der Leitfaden hatte nun schon so lange gewartet, da kam es auf eine halbe Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Ungeduldig zappelte ich herum, während der kahlköpfige Mr. Tally hinter seinem Verkaufstresen Carla dabei beobachtete, wie sie sich für zehn Pennys Süßigkeiten heraussuchte. Mr. Tally hatte die Angewohnheit, uns ganz genau im Auge zu behalten, während er die Erwachsenen, die höchstwahrscheinlich hinter seinem Rücken eine Literpackung Milch mitgehen ließen, überhaupt nicht beachtete. (Ich hatte noch nie gestohlen, Corey allerdings hatte schon einmal einen Brausewürfel stibitzt.)
«Ich glaube, du bist drüber», sagte Mr. Tally. Keine Ahnung, warum er das sagte, denn er schüttete die winzige Papiertüte sowieso jedes Mal auf dem Verkaufstresen aus und zählte den Inhalt haargenau nach.
«Wieso das denn?», widersprach Carla. In diesem Moment schlug die Türklingel an, und ein weiterer junger Kunde kam herein, der das Schild an der Glastür offenbar nicht gesehen hatte: Zutritt für mehr als zwei Schulkinder zu- gleich verboten! «Ich habe eine Fliegende Untertasse, einen Talisman, eine saure Schlange, eine Flöte, eine rosa Krabbe und einen Fruchtsalat. Und das soll mehr als zehn Pence kosten?»
Seufzend warf ich einen Blick auf meine Uhr. Wir standen jetzt schon volle zehn Minuten hier herum, und mir reichte es. Ich wollte zurück ins Zimmer zu meiner Plastiktüte.
«Die Flöte kostet zwei Pence», sagte er.
«Dann habe ich immer noch drei Pence übrig!», schimpfte Carla empört.
Um mir Zeit und weitere Diskussionen zu ersparen, nahm ich eine der fertig gemischten Tüten, hoffte, dass ein paar von meinen Lieblingssüßigkeiten darin wären, und wir machten uns auf den Heimweg.
«Sollen wir nicht noch schnell auf den Spielplatz?», fragte Carla.
Ich öffnete meine Tüte. Immerhin war eine Maus aus weißer Schokolade drin. «Keine Lust heute. Lass uns einfach nach Hause gehen.»
«Hast du denn was vor?», fragte sie mit ungläubigem Blick. Als ob Lois Bates jemals etwas Interessantes vorhätte. Tja, meistens leider nicht.
«Und? Wie läuft's mit deinem neuen Dad?», erkundigte sich Carla, den Mund voller Süßigkeiten.
Fast wären mir die weiße Maus und das Toffee, die ich gerade zerkaute, aus dem Mund geflogen, als ich schrie: «Er ist nicht mein Dad, Carla!»
«S000rrryyy!» Sie zuckte mit den Schultern und zog eine Schnute, genau wie im Fernsehen. Carla war sicher das hübscheste Mädchen in ganz Charlton, nein, in ganz Süd-London, sogar mit kurzem Haar. Groß, schlank, immer die angesagtesten Klamotten, witzig, aber ziemlich nörgelig, wenn es mal nicht so lief, wie sie es wollte. Ich war erleichtert, als sie sich einen Dauerlutscher in den Mund schob, sodass ich sie mit dem neuesten Tratsch über Sharlene Rockingham ablenken konnte und mit dem Gerücht, dass Mrs. Codrington - unsere Biologielehrerin - früher ein Mann war.
Die Sonne brannte auf uns herab. Sie wärmte mich auf, und ich hätte schwören können, dass mein Dad bei mir war. Als wollte er mich drängen, nach Hause zu gehen, diese Plastiktüte aufzumachen und mich endlich meinem Alter entsprechend zu benehmen und nicht, als wäre ich noch im Kindergarten. Ich war jetzt schließlich ein großes Mädchen. Fast schon ein Teenager.
Und dann ging ich zu der Plastiktüte in meinem Schlafzimmer. Jetzt bekam ich doch Muffensausen. Mir wurde sogar ein bisschen übel, und die Tüte segelte auf den Boden.Da war es.
Das Etwas, das mir mein Dad hinterlassen hatte. Das komische grüne Buch starrte mich an.
Der Leitfaden
Ich schlug den Deckel auf und musste lächeln, als ich die erste Zeile las.
Das ist mein (Kevin Bates') Leitfaden für meine Tochter Lois. Die größte Liebe meines Lebens.
Ich seufzte so tief, dass ich mir das Buch auf die Zehen fallen ließ. Der Schmerz warf mich rücklings auf mein ungemachtes Bett, direkt auf meinen einäugigen Teddy, und eine einzelne Träne lief aus meinem Auge wie der letzte Tropfen eines Wasserfalls. Ich musste schluchzen, nicht weil meine Zehen wehtaten (und das taten sie), sondern weil ich nach all den Jahren endlich etwas von meinem Dad hörte.
Und gerade hatte er mir gesagt, dass er mich liebte.
Ich machte mir eine Tasse heiße Schokolade und stellte sie in sicherer Entfernung von dem Notizbuch direkt neben das Bild meines Vaters. Dann setzte ich mich sehr aufrecht aufs Bett. Das hätte Mum gefallen, schließlich kritisierte sie immer an meiner Haltung herum. Dann liefen mir schon wieder Tränen übers Gesicht. Ich rieb mir heftig die Augen, wischte den Rotz mit dem Handrücken weg und schniefte ein paar Mal. Zwischen zwei Schluchzern schaffte ich es, einen Blick auf die zweite Seite zu werfen.
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Übersetzung: Karolina Fell
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Autoren-Porträt von Lola Jaye
Lola Jaye wuchs in London auf, wo sie immer noch wohnt. Einige Monate verbrachte sie in Nigeria, dem Land ihrer Vorfahren. Sie hat Psychologie studiert und lange als Beraterin für den National Health Service gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann.
Autoren-Interview mit Lola Jaye
Interview mit Lola Jaye Die kleine Lois ist erst fünf Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Mit einer Verzögerung von sieben Jahren erhält sie ein ganz besonderes Geschenk: Ein Buch, das ihr Vater nur für sie mit Ratschlägen und kleinen Weisheiten gefüllt hat. In welcher Situation ist Lois, als sie mit der Erinnerung an ihren Vater konfrontiert wird?
Lois erhält dieses Buch genau an dem Tag, an dem ihre Mutter wieder heiratet. Es ist alles andere als ein Freudentag für Lois, da sie befürchtet, dass ihr Vater nun in Vergessenheit geraten wird. Sie ist ein Teenager, der an der Schwelle zum Frausein steht, eine Zeit, in der sich enorm viel verändert, und insofern der ideale Zeitpunkt, um diese Stimme „aus dem Jenseits“ zu hören.
Sie erzählten einmal, dass „Für immer, Dein Dad“ von einer Fernsehsendung inspiriert war. In ihr ging es um eine Mutter, die nur noch kurze Zeit zu leben hatte. Ihrer Tochter hinterließ sie eine kleine Sammlung mit Erinnerungsstücken. Wussten Sie gleich, dass dies der Stoff für einen Roman ist?
Definitiv ja. Ich saß wie angenagelt und tief bewegt vor dem Fernseher. Es war geradezu eine Flut von Was-wäre-wenn-Fragen, die auf mich einstürzte:
Was, wenn es noch keine Computer, DVDs, MP3s, Videokameras oder Handys gegeben hätte, um Erinnerungen an einen Menschen festzuhalten?Was, wenn es ein Vater und nicht die Mutter wäre, die stirbt?
... mehr
Was, wenn dieser Vater einfach einen langen Brief an seine Tochter hinterlassen hätte?Was, wenn ich einfach den Computer anschalte und sehe, ob mir etwas dazu einfällt?Ich habe dann in dieser Nacht 6.000 Wörter geschrieben.
Mir ging es auch darum, aus der Perspektive eines Mannes zu schreiben. Eines Mannes, der denkt, fühlt und liebt; eines Mannes, der gut aussieht und sein Kind mit allem, was er hat, liebt, der keine Angst davor hat zu weinen oder seiner Tochter zu sagen, dass er sie liebt. Gleichzeit sollte dieser Typ auch maskulin sein, Fußball mögen usw.
Sie beschreiben wunderbar treffend – mal komisch, mal dramatisch – die Höhen und Tiefen des Teenager-Daseins. Haben dabei auch die Erinnerungen an die eigene Teenager-Zeit geholfen?
Ich war ein furchtbarer Teenager! Wie viele andere auch bereue ich inzwischen diese Niemand-versteht-mich-Haltung von damals – am Ende ist doch aber auch eine einigermaßen vorzeigbare Person aus mir geworden. Auch wenn ich wie damals noch immer dazu neige, mit vorgeschobener Unterlippe zu schmollen, wenn mir etwas nicht gefällt…
Erwachsene haben ja so viel um die Ohren: Job, Rechnungen, Beziehungen… Als Autor ist es durchaus reizvoll, für ein paar Stunden in der Woche zurückzugehen in Kindheit und Pubertät. Die Antwort lautet also: Ja, meine schreckliche Pubertät hat mir beim Schreiben sehr geholfen! Gibt es Autoren, die Sie besonders inspirieren? Marc Levy z. B. ist ein Facebook-Freund von Ihnen…
Ja, ich habe inzwischen so viele Autoren als Freunde auf Facebook – das ist großartig! Inspirationsquelle sind für mich aber eher Bücher als Autoren. Zum Beispiel „In meinem Himmel“ von Alice Sebold war der vielleicht am besten geschriebene, am stärksten zum Nachdenken anregende und bewegendste Roman, den ich je gelesen habe. Ich liebe aber auch „Shopaholic“ von Sophie Kinsella, das ist wirklich ein ziemlich witziges Buch. Ich hoffe, die Leser meiner Bücher werden auch genauso berührt und gleichzeitig zum Lachen gebracht. Inwieweit ist Ihr beruflicher Hintergrund als Psychotherapeutin wichtig für Ihr Schreiben?
Als Psychotherapeutin interessiere ich mich für Menschen und dafür, wie sie ticken. Als Autor schreibe ich über Menschen und darüber, wie sie miteinander umgehen, was sie geprägt hat. Es gibt also ganz klar Parallelen – Schreiben macht aber ein bisschen mehr Spaß!
Auf Ihrer Homepage haben Sie ein schönes Blog, das den langen Weg zu Ihrem ersten Autoren-Vertrag dokumentiert. Haben Sie ein paar Empfehlungen für junge Schreiber?Lesen, lesen, lesen.Schreiben, schreiben, schreiben.Schick deine Sachen raus.
Gib niemals auf. Mach weiter, wenn du dir sicher bist, dass es wirklich dein Ding ist. Und werde immer besser. Das ist harte Arbeit, aber wenn du es schaffst, bist du umso glücklicher.
Wie fühlt es sich an, wenn man endlich sein erstes gedrucktes Buch in der Hand hält? Ist das ausreichend Motivation für Roman Nr. 2?
Ich werde den Moment, als ich mein erstes Buch in der Hand hielt, nie vergessen! Ich weiß, das klingt, als würde ich ein Neugeborenes im Arm halten – aber auch ein Buch zu schreiben kann ja gut und gerne neun Monate und länger dauern. Wenn du „es“ dann endlich der Welt präsentierst, glaubst du, „es“ ist großartig, und hoffst insgeheim, dass das auch alle anderen denken werden. Es ist dein eigenes kleines Geschöpf, ein Bündel reiner Freude! Die Fragen stellte Carsten Hansen, Literaturtest.
Mir ging es auch darum, aus der Perspektive eines Mannes zu schreiben. Eines Mannes, der denkt, fühlt und liebt; eines Mannes, der gut aussieht und sein Kind mit allem, was er hat, liebt, der keine Angst davor hat zu weinen oder seiner Tochter zu sagen, dass er sie liebt. Gleichzeit sollte dieser Typ auch maskulin sein, Fußball mögen usw.
Sie beschreiben wunderbar treffend – mal komisch, mal dramatisch – die Höhen und Tiefen des Teenager-Daseins. Haben dabei auch die Erinnerungen an die eigene Teenager-Zeit geholfen?
Ich war ein furchtbarer Teenager! Wie viele andere auch bereue ich inzwischen diese Niemand-versteht-mich-Haltung von damals – am Ende ist doch aber auch eine einigermaßen vorzeigbare Person aus mir geworden. Auch wenn ich wie damals noch immer dazu neige, mit vorgeschobener Unterlippe zu schmollen, wenn mir etwas nicht gefällt…
Erwachsene haben ja so viel um die Ohren: Job, Rechnungen, Beziehungen… Als Autor ist es durchaus reizvoll, für ein paar Stunden in der Woche zurückzugehen in Kindheit und Pubertät. Die Antwort lautet also: Ja, meine schreckliche Pubertät hat mir beim Schreiben sehr geholfen! Gibt es Autoren, die Sie besonders inspirieren? Marc Levy z. B. ist ein Facebook-Freund von Ihnen…
Ja, ich habe inzwischen so viele Autoren als Freunde auf Facebook – das ist großartig! Inspirationsquelle sind für mich aber eher Bücher als Autoren. Zum Beispiel „In meinem Himmel“ von Alice Sebold war der vielleicht am besten geschriebene, am stärksten zum Nachdenken anregende und bewegendste Roman, den ich je gelesen habe. Ich liebe aber auch „Shopaholic“ von Sophie Kinsella, das ist wirklich ein ziemlich witziges Buch. Ich hoffe, die Leser meiner Bücher werden auch genauso berührt und gleichzeitig zum Lachen gebracht. Inwieweit ist Ihr beruflicher Hintergrund als Psychotherapeutin wichtig für Ihr Schreiben?
Als Psychotherapeutin interessiere ich mich für Menschen und dafür, wie sie ticken. Als Autor schreibe ich über Menschen und darüber, wie sie miteinander umgehen, was sie geprägt hat. Es gibt also ganz klar Parallelen – Schreiben macht aber ein bisschen mehr Spaß!
Auf Ihrer Homepage haben Sie ein schönes Blog, das den langen Weg zu Ihrem ersten Autoren-Vertrag dokumentiert. Haben Sie ein paar Empfehlungen für junge Schreiber?Lesen, lesen, lesen.Schreiben, schreiben, schreiben.Schick deine Sachen raus.
Gib niemals auf. Mach weiter, wenn du dir sicher bist, dass es wirklich dein Ding ist. Und werde immer besser. Das ist harte Arbeit, aber wenn du es schaffst, bist du umso glücklicher.
Wie fühlt es sich an, wenn man endlich sein erstes gedrucktes Buch in der Hand hält? Ist das ausreichend Motivation für Roman Nr. 2?
Ich werde den Moment, als ich mein erstes Buch in der Hand hielt, nie vergessen! Ich weiß, das klingt, als würde ich ein Neugeborenes im Arm halten – aber auch ein Buch zu schreiben kann ja gut und gerne neun Monate und länger dauern. Wenn du „es“ dann endlich der Welt präsentierst, glaubst du, „es“ ist großartig, und hoffst insgeheim, dass das auch alle anderen denken werden. Es ist dein eigenes kleines Geschöpf, ein Bündel reiner Freude! Die Fragen stellte Carsten Hansen, Literaturtest.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Lola Jaye
- 2009, 336 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Fell, Karolina
- Übersetzer: Karolina Fell
- Verlag: Wunderlich
- ISBN-10: 3805208545
- ISBN-13: 9783805208543
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