Geheimnisse und Intrigen
Nur wer die Sehnsucht kennt. Intrigen, Liebe, heiße Küsse. Immer wieder, immer mehr. Das Verlangen neu entflammt
Vier Geschichten voller Romantik in einem Band erzählen von vier Frauen zwischen Liebe, Leidenschaft und Gefahr.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Geheimnisse und Intrigen “
Vier Geschichten voller Romantik in einem Band erzählen von vier Frauen zwischen Liebe, Leidenschaft und Gefahr.
- Nora Roberts: Nur wer die Sehnsucht kennt: Was ist das los im Gasthaus von Andreas Tante? Alle verhalten sich plötzlich so seltsam. Auch ihre große Liebe Lucas. Dann passiert ein Mord. Und Andrea glaubt zu wissen, wer der Täter ist.
- Heather Graham: Intrigen, Liebe, heiße Küsse: Noch nie hat Chrissie so eine Leidenschaft erlebt wie mit Marcus de Medici. Doch dann gerät sie ungewollt in eine Intrige des italienischen Adels.
- Tori Carrington: Immer wieder, immer mehr
- Kelly Jamison: Das Verlangen neu erfinden
Klappentext zu „Geheimnisse und Intrigen “
Nur wer die Sehnsucht kennt:Merkwürdiges geht in dem Gasthaus ihrer Tante vor. Alle Anwesenden scheinen etwas zu verbergen auch Lucas, ihre große Liebe. Dann geschieht ein Mord! Und Andrea glaubt den Täter zu kennen
Intrigen, Liebe, heiße Küsse:
Nie hat ein Mann sie so geküsst wie Marcus di Medici. Doch was haben die rätselhaften Ereignisse in seinem Palazzo zu bedeuten? Chrissie gerät mitten in eine Intrige des italienischen Adels.
Immer wieder, immer mehr:
Unverhofft steht Liz vor ihm in einem Brautkleid. Einst ließ sie ihn vor dem Altar sitzen. Warum ist sie zurück? Liz schweigt. Doch Mitch weiß, was er tun muss, um ihr Geheimnis zu lüften
Das Verlangen neu entflammt:
Knapp entkommt Meg dem Flammenmeer und rettet sich in Bills starke Arme. Doch seit der Flucht leidet sie an Amnesie. So weiß sie nicht, bei wem sie Schutz sucht und in welcher Gefahr sie schwebt
1. Nur wer die Sehnsucht kennt: Merkwürdiges geht in dem Gasthaus ihrer Tante vor. Alle Anwesenden scheinen etwas zu verbergen - auch Lucas, ihre große Liebe. Dann geschieht ein Mord! Und Andrea glaubt den Täter zu kennen ...
2. Intrigen, Liebe, heiße Küsse: Nie hat ein Mann sie so geküsst wie Marcus di Medici. Doch was haben die rätselhaften Ereignisse in seinem Palazzo zu bedeuten? Chrissie gerät mitten in eine Intrige des italienischen Adels.
3. Immer wieder, immer mehr: Unverhofft steht Liz vor ihm - in einem Brautkleid. Einst ließ sie ihn vor dem Altar sitzen. Warum ist sie zurück? Liz schweigt. Doch Mitch weiß, was er tun muss, um ihr Geheimnis zu lüften ...
4. Das Verlangen neu entflammt: Knapp entkommt Meg dem Flammenmeer und rettet sich in Bills starke Arme. Doch seit der Flucht leidet sie an Amnesie. So weiß sie nicht, bei wem sie Schutz sucht - und in welcher Gefahr sie schwebt ...
2. Intrigen, Liebe, heiße Küsse: Nie hat ein Mann sie so geküsst wie Marcus di Medici. Doch was haben die rätselhaften Ereignisse in seinem Palazzo zu bedeuten? Chrissie gerät mitten in eine Intrige des italienischen Adels.
3. Immer wieder, immer mehr: Unverhofft steht Liz vor ihm - in einem Brautkleid. Einst ließ sie ihn vor dem Altar sitzen. Warum ist sie zurück? Liz schweigt. Doch Mitch weiß, was er tun muss, um ihr Geheimnis zu lüften ...
4. Das Verlangen neu entflammt: Knapp entkommt Meg dem Flammenmeer und rettet sich in Bills starke Arme. Doch seit der Flucht leidet sie an Amnesie. So weiß sie nicht, bei wem sie Schutz sucht - und in welcher Gefahr sie schwebt ...
Lese-Probe zu „Geheimnisse und Intrigen “
Nur wer die Sehnsucht kennt von Nora RobertsLeseprobe aus „Geheimnisse und Intrigen"
1. KAPITEL
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Der Pine View Inn lag im nördlichen Teil des Staates Nord-Virginia, in einem einsamen Tal der Blue Ridge-Berge versteckt. Wenn man die Hauptstraße verlassen hatte, fuhr man auf einem gewundenen Schotterweg, der schließlich auf einer Furt durch einen Fluss führte. Die Furt war gerade breit genug für einen Wagen. Kurz hinter ihr befand sich der Gasthof.
Es war ein verwinkeltes, behagliches Gebäude, drei Stockwerke hoch, aus hellroten Backsteinen gebaut. Die Vorderfront war von schmalen Fenstern durchbrochen, neben denen sich weiße Fensterläden öffneten. Das geschwungene Dach hatte schon seit langer Zeit eine sattgrüne Farbe angenommen. Drei Schornsteine ragten auf. Eine breite, weiß gestrichene Holzveranda umgab das ganze Haus. Auf allen vier Seiten öffneten sich Türen zu ihr.
Die Rasenflächen ringsum waren gepflegt, aber nicht sehr ausgedehnt. Sie stießen bald an die Bäume und die Felsen der freien Landschaft. Es sah so aus, als habe die Natur selbst beschlossen, bis hierher und nicht weiter dürfe sich der Gasthof mit seinen Anlagen erstrecken.
Das Haus und die Berge ringsum boten einen bezaubernden Anblick, ein Bild vollendeter Harmonie.
Während Andrea ihren Wagen auf die Parkfläche neben dem Haus lenkte, zählte sie fünf Autos, die dort standen, einschließlich des betagten Chevys ihrer Tante. Obwohl die Saison erst in einigen Wochen begann, gab es bereits Gäste.
Die Aprilluft war frisch und kühl. Die Narzissen hatten sich noch nicht geöffnet, die Krokusblüte hingegen hatte ihren Höhepunkt bereits überschritten. Einige wenige Azaleenknospen zeigten einen ersten Hauch von Farbe. Alles schien auf den Beginn des Frühlings zu warten.
Die Berge hatten ihr braunes Winterkleid noch nicht abgelegt, doch auch an ihren Hängen zeigten sich hier und dort erste grüne Flecken. Bald würde das düstere Grau und Braun verschwunden sein.
Andrea hängte die Kameratasche über die eine Schulter und die Handtasche über die andere. Die Kamera war am wichtigsten. Außerdem musste sie zwei große Koffer aus dem Wagen ziehen und ins Haus bringen. Nach kurzem Kampf mit ihrem Gepäck gelang es Andrea, alles auf einmal zu tragen. Langsam ging sie die Stufen hinauf. Die Haustür war, wie immer, unverschlossen.
Kein Mensch war zu sehen. Das geräumige Wohnzimmer, das als Aufenthaltsraum diente, war leer. Allerdings brannte im Kamin ein Feuer, das behagliche Wärme ausstrahlte.
Andrea stellte die Koffer ab und sah sich um. Nichts hatte sich verändert. Auf dem Fußboden lagen Flickenteppiche. Handgeknüpfte Garnteppiche waren über den beiden Sofas ausgebreitet. Vor den Fenstern hingen Chintzgardine n. Auf dem Kaminsitz stand immer noch die Sammlung von Hummelfiguren.
Bezeichnend für Andreas Tante war es, dass das Zimmer zwar sauber war, aber keineswegs aufgeräumt wirkte. Hier und dort lag eine Illustrierte, der Nähkorb schien überzufließen. Die Kissen auf der Fensterbank waren in einer Ecke gehäuft und dienten offensichtlich mehr der Bequemlichkeit als der Zierde.
Alles wirkte freundlich und gemütlich und hatte einen versponnenen Charme. Lächelnd sagte sich Andrea, dass das Zimmer in vollkommener Weise zu ihrer Tante passte.
Andrea war rundum zufrieden. Es war ein beruhigendes Gefühl, dass sich nichts verändert hatte.
Mit einer raschen Bewegung strich sich Andrea durch das Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Es war von der langen Fahrt bei geöffnetem Fenster zerzaust. Einen Moment überlegte sie, ob sie es bürsten sollte. Doch das vergaß sie sofort, als sie draußen auf dem Flur Schritte hörte.
"Oh, Andrea, da bist du ja." Es war typisch: Ihre Tante begrüßte sie so, als sei sie lediglich für eine Stunde im Supermarkt gewesen und nicht ein Jahr lang in New York. "Fein, dass du vor dem Abendessen gekommen bist. Es gibt Schmorbraten, dein Lieblingsgericht."
Andrea brachte es nicht übers Herz, ihre Tante daran zu erinnern, dass Schmorbraten das Lieblingsgericht ihres Bruders Paul war. Rasch trat sie auf die alte Dame zu, umarmte sie und küsste sie auf die Wange. "Tante Tabby, wie schön, dich wiederzusehen." Der vertraute Duft von Lavendel ging von Tante Tabby aus.
Tabby war in dieser Gegend ein beliebter Name für Katzen. Doch Andreas Tante erinnerte in keiner Weise an diese eleganten Tiere. Katzen gelten als Snobs, die den Rest der Welt nur mit Herablassung dulden. Sie sind flink, beweglich und geschickt. Tante Tabby hingegen war für ihre gewundenen, manchmal geradezu verworrenen Gedankengänge bekannt. In Gesprächen war sie sprunghaft. Sie war ein durch und durch lieber und vertrauensvoller Mensch. Und gerade wegen dieser Charakterzüge liebte Andrea sie.
Sie schob ihre Tante ein wenig von sich fort und betrachtete sie genau. "Du siehst wunderbar aus."
Das war keineswegs übertrieben. Tante Tabbys Haar hatte dieselbe kastanienrote Farbe wie das ihrer Nichte, war aber an einigen Stellen bereits grau. Das stand ihr sehr gut. Sie trug das Haar kurz, Locken umrahmten das zierliche runde Gesicht. Zierlich -- das war das richtige Wort, um Tante Tabby zu beschreiben. Alles an ihr war zierlich, Mund, Nase und Ohren, sogar Hände und Füße.
Tante Tabbys Augenfarbe war ein verwaschenes Blau. Obwohl Tante Tabby bereits Ende fünfzig war, hatte sie noch keine Falten, und ihre Haut war glatt wie die eines jungen Mädchens. Ihre Figur war angenehm rund und weich. Andrea überragte sie um Kopfeslänge und kam sich neben ihr geradezu dünn vor.
Andrea umarmte ihre Tante noch einmal und küsste sie auf die andere Wange. "Einfach wunderbar siehst du aus."
Tante Tabby lächelte. "Was für ein hübsches Mädchen du bist. Ich wusste immer, dass du es werden würdest. Aber du bist schrecklich mager." Sie tätschelte Andreas Wange und überlegte dabei, wie viele Kalorien wohl in dem Schmorbraten seien.
Andrea dachte flüchtig an die zehn Pfund, die sie zugenommen hatte, nachdem sie das Rauchen aufgegeben hatte. Inzwischen hatte sie sie zum größten Teil wieder verloren.
"Nelson war immer mager." Tante Tabby meinte ihren Bruder, Andreas Vater.
"Das ist er immer noch." Andrea stellte ihre Kameratasche auf einen Tisch. Mit einem Augenzwinkern fuhr sie fort: "Mama droht ihm dauernd mit einer Scheidungsklage."
Tante Tabby schüttelte missbilligend den Kopf. "Nach so vielen Ehejahren wäre das keine gute Idee."
Andrea merkte, dass ihr Scherz nicht verstanden worden war und nickte nur.
"Meine Liebe, du bekommst wieder das Zimmer, das du besonders magst. Vom Fenster aus kannst du immer noch den See sehen. Allerdings, wenn sich erst die Blätter entfaltet haben ... erinnerst du dich noch, wie du als kleines Mädchen hineingefallen bist? Nelson musste dich herausfischen."
"Das war Will, nicht ich", verbesserte Andrea ihre Tante. Sie konnte sich noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem ihr jüngerer Bruder in den See gestürzt war.
"So?" Tante Tabby schien für einen Moment etwas verwirrt, dann lächelte sie entwaffnend. "Er hat schnell schwimmen gelernt, nicht wahr? Jetzt ist er ein so großer junger Mann. Das hat mich immer erstaunt. Zurzeit sind hier keine Kinder." Tante Tabby sprang von Satz zu Satz und folgte dabei ihrer eigenen Logik.
"Draußen habe ich mehrere Autos gesehen. Hast du viele Gäste?" Andrea reckte sich und begann, in dem Zimmer umherzugehen. Es roch nach Sandelholz und Zitronenöl.
"Ein Paar und fünf Einzelgäste", berichtete Tante Tabby. "Einer ist ein Franzose und mag meine Apfeltorte ganz besonders. Ich muss jetzt gehen und nach meinem Blaubeerauflauf sehen", verkündete sie plötzlich. "Nancy versteht es toll, einen Schmorbraten zuzubereiten, aber backen kann sie nicht. George liegt mit einer Grippe danieder."
Tante Tabby war bereits auf dem Weg zur Tür, als Andrea auf die letzte Information einging. "Das tut mir Leid", erklärte sie mit aufrichtigem Bedauern.
"Ich bin mit Hilfen im Moment ziemlich knapp, Liebe. Vielleicht kommst du mit deinen Koffern allein zurecht. Oder du wartest, bis einer der Herren hereinkommt."
George -- Andrea erinnerte sich an ihn. Er war Gärtner, Page und bediente an der Bar.
"Mach dir keine Sorgen, Tante Tabby. Ich komme zurecht."
"Ach, übrigens, Andrea." Tante Tabby drehte sich noch einmal um. Andrea wusste jedoch, dass ihre Gedanken jetzt schon bei dem Auflauf waren. "Ich habe eine kleine Überraschung für dich -- oh, da sehe ich gerade Miss Bond hereinkommen." Es war typisch, wie Tante Tabby sich selbst unterbrach. "Sie wird dir Gesellschaft leisten. Abendessen gibt es zur gewohnten Zeit. Komm nicht zu spät."
Tante Tabby war offensichtlich erleichtert, dass ihre Nichte versorgt war und sie sich nun um ihren Auflauf kümmern konnte. Sie eilte davon. Das fröhliche Klappern ihrer Absätze auf dem Holzfußboden war noch kurze Zeit zu hören.
Andrea drehte sich zu der ihr angekündigten Gesellschaft um und war völlig verblüfft.
Es war Julia Bond. Andrea erkannte sie sofort. Keine andere Frau war von solch strahlender blonder Schönheit. Wie oft hatte Andrea schon in einem ausverkauften Kino gesessen und Julias Charme und Talent auf der Leinwand bewundert. Jetzt, als sie wirklich und leibhaftig auf sie zukam, war sie nicht weniger schön, sondern wirkte umso lebendiger.
Julia Bond war klein, wohlgeformt, bis gerade zur Grenze des Üppigen und das großartige Beispiel einer Frau in voller Blüte. Sie trug eine cremefarbene Leinenhose und einen Kaschmirpullover in lebhaftem Blau, der ihr sehr gut stand. Goldblondes Haar umrahmte ihr Gesicht, und die Augen waren tiefblau.
Jetzt hob Julia die berühmten Augenbrauen. Die vollen Lippen formten sich zu einem Lächeln. Einen Moment spielte sie mit ihrem Seidenschal. Sie blieb stehen und sah Andrea an. Dann sagte sie mit rauchiger Stimme -- der Stimme, die Andrea so gut kannte: "Was für ein fantastisches Haar."
Andrea brauchte einen Moment, bevor sie die Bemerkung verstand. Sie war immer noch verblüfft, dass Julia Bond das Zimmer des ländlichen Gasthofes auf ebenso selbstverständliche Art betrat, als ginge sie in das Hilton-Hotel in New York. Doch Julias Lächeln war so charmant und natürlich, dass Andrea es erwiderte.
"Vielen Dank. Es ist für Sie sicherlich nichts Außergewöhnliches, Miss Bond, dass man Sie anstarrt. Aber ich möchte mich trotzdem entschuldigen."
Julia setzte sich mit einer anmutigen Bewegung auf den Schaukelstuhl. Sie zog eine lange dünne Zigarette aus der Packung und schenkte Andrea ein strahlendes Lächeln.
"Schauspieler lieben es, wenn sie angestarrt werden. Nehmen Sie doch Platz. Es scheint so, als hätte ich schließlich doch jemanden gefunden, mit dem ich mich unterhalten kann."
Andrea war von dem Charme der Schauspielerin so beeindruckt, dass sie folgsam gehorchte.
Julia musterte sie. "Natürlich sind Sie eigentlich zu jung und viel zu attraktiv." Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Irgendwie schaffte sie es, den ganz gewöhnlichen Schaukelstuhl in eine Art Thron zu verwandeln. "Ihre und meine Haarfarbe ergänzen sich übrigens toll. Wie alt sind Sie, Darling?"
"Fünfundzwanzig." Andrea war von Julia Bond so hingerissen, dass sie antwortete, ohne nachzudenken.
Julia lachte leise. "Oh, ich auch, schon seit einer Ewigkeit." Sie neigte den
Kopf amüsiert zur Seite. Es juckte Andrea in den Fingern, zu ihrer Kamera zu greifen. "Wie heißen Sie, Darling? Und was bringt Sie hierher in diese Einsamkeit, zu
den Fichten und Kiefern?"
"Andrea." Sie schob sich das Haar über die Schultern zurück. "Andrea Gallegher. Der Gasthof gehört meiner Tante."
"Ihrer Tante?" Julias Gesicht verriet Überraschung und noch mehr Belustigung. "Diese liebe kleine schrullige Dame ist Ihre Tante?"
"Ja." Julia hatte sie treffend beschrieben. "Sie ist die Schwester meines Vaters." Entspannt lehnte Andrea sich zurück. Sie musterte nun ihrerseits die Filmschauspielerin, dachte an Blickwinkel und richtige Beleuchtung.
"Das ist unglaublich." Julia schüttelte den Kopf. "Sie sehen ihr überhaupt nicht ähnlich. "Oh, natürlich, das Haar", verbesserte sie sich mit einem gewissen Neid. "Großartig. Ich kenne Frauen, die für solches Haar über Leichen gehen würden. Und Sie haben eine ganze Menge davon."
Mit einem Seufzer drückte sie die Zigarette aus. "So, Sie sind also gekommen, um Ihre Tante zu besuchen."
Julias Haltung war keineswegs herablassend. Die Schauspielerin sah Andrea mit aufrichtigem Interesse an. Andrea fing an, Julia nicht nur charmant, sondern aufrichtig sympathisch zu finden.
"Für einige Wochen. Wir haben uns seit fast einem Jahr nicht gesehen. Sie schrieb mir und bat mich, zu ihr zu kommen. Da habe ich meinen ganzen Urlaub auf einmal genommen."
"Was machen Sie? Sind Sie Fotomodell?"
"Nein." Andrea musste lachen. "Ich bin Fotografin."
"Fotografin?" rief Julia und strahlte. "Ich liebe Fotografen -- wahrscheinlich aus Eitelkeit."
"Ich kann mir gut vorstellen, dass Fotografen Sie aus demselben Grund lieben."
"Oh, meine Liebe." Wenn Julia lächelte, wirkte das stets zugleich erfreut und amüsiert. "Wie süß."
"Sind Sie allein hier, Miss Bond?" Andrea war nicht länger überwältigt davon, die berühmte Filmschauspielerin in Person vor sich zu sehen. Ihre Neugier setzte sich durch.
"Sagen Sie Julia zu mir, bitte. Sonst erinnern Sie mich an die Jahre, die zwischen uns liegen. Die Farbe Ihres Pullovers steht Ihnen gut. Ich könnte nie Grau tragen. Oh, entschuldigen Sie, Darling. Kleidung ist eine Schwäche von mir. Ob ich allein hier bin?"
Julias Lächeln verstärkte sich. "Genau genommen ist dieser kleine Ausflug eine Mischung aus Geschäft und Vergnügen. Ich stehe zurzeit zwischen zwei Ehemännern -- ein großartiges Zwischenspiel." Julia hob den Kopf. "Männer sind entzückend, aber Ehemänner können manchmal einengend sein. Hatten Sie jemals einen?"
"Nein." Andrea musste lachen. Julia hatte ihre Frage in einem Ton gestellt, als wolle sie wissen, ob Andrea jemals einen Hund besessen habe.
"Ich hatte drei."
Julia zwinkerte Andrea zu. "In diesem Fall war der dritte nicht die richtige Wahl. Sechs Monate mit einem englischen Baron haben mir gereicht."
Andrea erinnerte sich, dass sie Fotos von Julia mit einem hoch gewachsenen aristokratischen Engländer gesehen hatte. Julia hatte in einem Tweedkostüm hinreißend ausgesehen.
"Ich habe ein Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt", fuhr Julia fort. "Nicht vor Männern -- vor der Ehe."
"Bis zum nächsten Mal?"
"Bis zum nächsten Mal", bestätigte Julia lachend. "Doch zurzeit bin ich aus rein platonischen Gründen mit Jacques LeFarre hier."
"Mit dem Filmproduzenten?"
"Natürlich." Wieder spürte Andrea, dass Julia sie forschend betrachtete. "Er braucht nur einen Blick auf Sie zu werfen und wird sofort überzeugt sein, einen neuen künftigen Star entdeckt zu haben. Vielleicht wäre das eine interessante Abwechslung."
Julia schien einen Moment nachzudenken, dann zuckte sie mit den Schultern. "Die anderen Bewohner dieses gemütlichen Gasthofs haben bisher wenig Abwechslung geboten."
"Tatsächlich?" Andrea schüttelte automatisch den Kopf, als Julia ihr eine Zigarette anbot.
...
Übersetzung: Charlotte Corber
© MIRA Taschenbuch
Der Pine View Inn lag im nördlichen Teil des Staates Nord-Virginia, in einem einsamen Tal der Blue Ridge-Berge versteckt. Wenn man die Hauptstraße verlassen hatte, fuhr man auf einem gewundenen Schotterweg, der schließlich auf einer Furt durch einen Fluss führte. Die Furt war gerade breit genug für einen Wagen. Kurz hinter ihr befand sich der Gasthof.
Es war ein verwinkeltes, behagliches Gebäude, drei Stockwerke hoch, aus hellroten Backsteinen gebaut. Die Vorderfront war von schmalen Fenstern durchbrochen, neben denen sich weiße Fensterläden öffneten. Das geschwungene Dach hatte schon seit langer Zeit eine sattgrüne Farbe angenommen. Drei Schornsteine ragten auf. Eine breite, weiß gestrichene Holzveranda umgab das ganze Haus. Auf allen vier Seiten öffneten sich Türen zu ihr.
Die Rasenflächen ringsum waren gepflegt, aber nicht sehr ausgedehnt. Sie stießen bald an die Bäume und die Felsen der freien Landschaft. Es sah so aus, als habe die Natur selbst beschlossen, bis hierher und nicht weiter dürfe sich der Gasthof mit seinen Anlagen erstrecken.
Das Haus und die Berge ringsum boten einen bezaubernden Anblick, ein Bild vollendeter Harmonie.
Während Andrea ihren Wagen auf die Parkfläche neben dem Haus lenkte, zählte sie fünf Autos, die dort standen, einschließlich des betagten Chevys ihrer Tante. Obwohl die Saison erst in einigen Wochen begann, gab es bereits Gäste.
Die Aprilluft war frisch und kühl. Die Narzissen hatten sich noch nicht geöffnet, die Krokusblüte hingegen hatte ihren Höhepunkt bereits überschritten. Einige wenige Azaleenknospen zeigten einen ersten Hauch von Farbe. Alles schien auf den Beginn des Frühlings zu warten.
Die Berge hatten ihr braunes Winterkleid noch nicht abgelegt, doch auch an ihren Hängen zeigten sich hier und dort erste grüne Flecken. Bald würde das düstere Grau und Braun verschwunden sein.
Andrea hängte die Kameratasche über die eine Schulter und die Handtasche über die andere. Die Kamera war am wichtigsten. Außerdem musste sie zwei große Koffer aus dem Wagen ziehen und ins Haus bringen. Nach kurzem Kampf mit ihrem Gepäck gelang es Andrea, alles auf einmal zu tragen. Langsam ging sie die Stufen hinauf. Die Haustür war, wie immer, unverschlossen.
Kein Mensch war zu sehen. Das geräumige Wohnzimmer, das als Aufenthaltsraum diente, war leer. Allerdings brannte im Kamin ein Feuer, das behagliche Wärme ausstrahlte.
Andrea stellte die Koffer ab und sah sich um. Nichts hatte sich verändert. Auf dem Fußboden lagen Flickenteppiche. Handgeknüpfte Garnteppiche waren über den beiden Sofas ausgebreitet. Vor den Fenstern hingen Chintzgardine n. Auf dem Kaminsitz stand immer noch die Sammlung von Hummelfiguren.
Bezeichnend für Andreas Tante war es, dass das Zimmer zwar sauber war, aber keineswegs aufgeräumt wirkte. Hier und dort lag eine Illustrierte, der Nähkorb schien überzufließen. Die Kissen auf der Fensterbank waren in einer Ecke gehäuft und dienten offensichtlich mehr der Bequemlichkeit als der Zierde.
Alles wirkte freundlich und gemütlich und hatte einen versponnenen Charme. Lächelnd sagte sich Andrea, dass das Zimmer in vollkommener Weise zu ihrer Tante passte.
Andrea war rundum zufrieden. Es war ein beruhigendes Gefühl, dass sich nichts verändert hatte.
Mit einer raschen Bewegung strich sich Andrea durch das Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Es war von der langen Fahrt bei geöffnetem Fenster zerzaust. Einen Moment überlegte sie, ob sie es bürsten sollte. Doch das vergaß sie sofort, als sie draußen auf dem Flur Schritte hörte.
"Oh, Andrea, da bist du ja." Es war typisch: Ihre Tante begrüßte sie so, als sei sie lediglich für eine Stunde im Supermarkt gewesen und nicht ein Jahr lang in New York. "Fein, dass du vor dem Abendessen gekommen bist. Es gibt Schmorbraten, dein Lieblingsgericht."
Andrea brachte es nicht übers Herz, ihre Tante daran zu erinnern, dass Schmorbraten das Lieblingsgericht ihres Bruders Paul war. Rasch trat sie auf die alte Dame zu, umarmte sie und küsste sie auf die Wange. "Tante Tabby, wie schön, dich wiederzusehen." Der vertraute Duft von Lavendel ging von Tante Tabby aus.
Tabby war in dieser Gegend ein beliebter Name für Katzen. Doch Andreas Tante erinnerte in keiner Weise an diese eleganten Tiere. Katzen gelten als Snobs, die den Rest der Welt nur mit Herablassung dulden. Sie sind flink, beweglich und geschickt. Tante Tabby hingegen war für ihre gewundenen, manchmal geradezu verworrenen Gedankengänge bekannt. In Gesprächen war sie sprunghaft. Sie war ein durch und durch lieber und vertrauensvoller Mensch. Und gerade wegen dieser Charakterzüge liebte Andrea sie.
Sie schob ihre Tante ein wenig von sich fort und betrachtete sie genau. "Du siehst wunderbar aus."
Das war keineswegs übertrieben. Tante Tabbys Haar hatte dieselbe kastanienrote Farbe wie das ihrer Nichte, war aber an einigen Stellen bereits grau. Das stand ihr sehr gut. Sie trug das Haar kurz, Locken umrahmten das zierliche runde Gesicht. Zierlich -- das war das richtige Wort, um Tante Tabby zu beschreiben. Alles an ihr war zierlich, Mund, Nase und Ohren, sogar Hände und Füße.
Tante Tabbys Augenfarbe war ein verwaschenes Blau. Obwohl Tante Tabby bereits Ende fünfzig war, hatte sie noch keine Falten, und ihre Haut war glatt wie die eines jungen Mädchens. Ihre Figur war angenehm rund und weich. Andrea überragte sie um Kopfeslänge und kam sich neben ihr geradezu dünn vor.
Andrea umarmte ihre Tante noch einmal und küsste sie auf die andere Wange. "Einfach wunderbar siehst du aus."
Tante Tabby lächelte. "Was für ein hübsches Mädchen du bist. Ich wusste immer, dass du es werden würdest. Aber du bist schrecklich mager." Sie tätschelte Andreas Wange und überlegte dabei, wie viele Kalorien wohl in dem Schmorbraten seien.
Andrea dachte flüchtig an die zehn Pfund, die sie zugenommen hatte, nachdem sie das Rauchen aufgegeben hatte. Inzwischen hatte sie sie zum größten Teil wieder verloren.
"Nelson war immer mager." Tante Tabby meinte ihren Bruder, Andreas Vater.
"Das ist er immer noch." Andrea stellte ihre Kameratasche auf einen Tisch. Mit einem Augenzwinkern fuhr sie fort: "Mama droht ihm dauernd mit einer Scheidungsklage."
Tante Tabby schüttelte missbilligend den Kopf. "Nach so vielen Ehejahren wäre das keine gute Idee."
Andrea merkte, dass ihr Scherz nicht verstanden worden war und nickte nur.
"Meine Liebe, du bekommst wieder das Zimmer, das du besonders magst. Vom Fenster aus kannst du immer noch den See sehen. Allerdings, wenn sich erst die Blätter entfaltet haben ... erinnerst du dich noch, wie du als kleines Mädchen hineingefallen bist? Nelson musste dich herausfischen."
"Das war Will, nicht ich", verbesserte Andrea ihre Tante. Sie konnte sich noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem ihr jüngerer Bruder in den See gestürzt war.
"So?" Tante Tabby schien für einen Moment etwas verwirrt, dann lächelte sie entwaffnend. "Er hat schnell schwimmen gelernt, nicht wahr? Jetzt ist er ein so großer junger Mann. Das hat mich immer erstaunt. Zurzeit sind hier keine Kinder." Tante Tabby sprang von Satz zu Satz und folgte dabei ihrer eigenen Logik.
"Draußen habe ich mehrere Autos gesehen. Hast du viele Gäste?" Andrea reckte sich und begann, in dem Zimmer umherzugehen. Es roch nach Sandelholz und Zitronenöl.
"Ein Paar und fünf Einzelgäste", berichtete Tante Tabby. "Einer ist ein Franzose und mag meine Apfeltorte ganz besonders. Ich muss jetzt gehen und nach meinem Blaubeerauflauf sehen", verkündete sie plötzlich. "Nancy versteht es toll, einen Schmorbraten zuzubereiten, aber backen kann sie nicht. George liegt mit einer Grippe danieder."
Tante Tabby war bereits auf dem Weg zur Tür, als Andrea auf die letzte Information einging. "Das tut mir Leid", erklärte sie mit aufrichtigem Bedauern.
"Ich bin mit Hilfen im Moment ziemlich knapp, Liebe. Vielleicht kommst du mit deinen Koffern allein zurecht. Oder du wartest, bis einer der Herren hereinkommt."
George -- Andrea erinnerte sich an ihn. Er war Gärtner, Page und bediente an der Bar.
"Mach dir keine Sorgen, Tante Tabby. Ich komme zurecht."
"Ach, übrigens, Andrea." Tante Tabby drehte sich noch einmal um. Andrea wusste jedoch, dass ihre Gedanken jetzt schon bei dem Auflauf waren. "Ich habe eine kleine Überraschung für dich -- oh, da sehe ich gerade Miss Bond hereinkommen." Es war typisch, wie Tante Tabby sich selbst unterbrach. "Sie wird dir Gesellschaft leisten. Abendessen gibt es zur gewohnten Zeit. Komm nicht zu spät."
Tante Tabby war offensichtlich erleichtert, dass ihre Nichte versorgt war und sie sich nun um ihren Auflauf kümmern konnte. Sie eilte davon. Das fröhliche Klappern ihrer Absätze auf dem Holzfußboden war noch kurze Zeit zu hören.
Andrea drehte sich zu der ihr angekündigten Gesellschaft um und war völlig verblüfft.
Es war Julia Bond. Andrea erkannte sie sofort. Keine andere Frau war von solch strahlender blonder Schönheit. Wie oft hatte Andrea schon in einem ausverkauften Kino gesessen und Julias Charme und Talent auf der Leinwand bewundert. Jetzt, als sie wirklich und leibhaftig auf sie zukam, war sie nicht weniger schön, sondern wirkte umso lebendiger.
Julia Bond war klein, wohlgeformt, bis gerade zur Grenze des Üppigen und das großartige Beispiel einer Frau in voller Blüte. Sie trug eine cremefarbene Leinenhose und einen Kaschmirpullover in lebhaftem Blau, der ihr sehr gut stand. Goldblondes Haar umrahmte ihr Gesicht, und die Augen waren tiefblau.
Jetzt hob Julia die berühmten Augenbrauen. Die vollen Lippen formten sich zu einem Lächeln. Einen Moment spielte sie mit ihrem Seidenschal. Sie blieb stehen und sah Andrea an. Dann sagte sie mit rauchiger Stimme -- der Stimme, die Andrea so gut kannte: "Was für ein fantastisches Haar."
Andrea brauchte einen Moment, bevor sie die Bemerkung verstand. Sie war immer noch verblüfft, dass Julia Bond das Zimmer des ländlichen Gasthofes auf ebenso selbstverständliche Art betrat, als ginge sie in das Hilton-Hotel in New York. Doch Julias Lächeln war so charmant und natürlich, dass Andrea es erwiderte.
"Vielen Dank. Es ist für Sie sicherlich nichts Außergewöhnliches, Miss Bond, dass man Sie anstarrt. Aber ich möchte mich trotzdem entschuldigen."
Julia setzte sich mit einer anmutigen Bewegung auf den Schaukelstuhl. Sie zog eine lange dünne Zigarette aus der Packung und schenkte Andrea ein strahlendes Lächeln.
"Schauspieler lieben es, wenn sie angestarrt werden. Nehmen Sie doch Platz. Es scheint so, als hätte ich schließlich doch jemanden gefunden, mit dem ich mich unterhalten kann."
Andrea war von dem Charme der Schauspielerin so beeindruckt, dass sie folgsam gehorchte.
Julia musterte sie. "Natürlich sind Sie eigentlich zu jung und viel zu attraktiv." Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Irgendwie schaffte sie es, den ganz gewöhnlichen Schaukelstuhl in eine Art Thron zu verwandeln. "Ihre und meine Haarfarbe ergänzen sich übrigens toll. Wie alt sind Sie, Darling?"
"Fünfundzwanzig." Andrea war von Julia Bond so hingerissen, dass sie antwortete, ohne nachzudenken.
Julia lachte leise. "Oh, ich auch, schon seit einer Ewigkeit." Sie neigte den
Kopf amüsiert zur Seite. Es juckte Andrea in den Fingern, zu ihrer Kamera zu greifen. "Wie heißen Sie, Darling? Und was bringt Sie hierher in diese Einsamkeit, zu
den Fichten und Kiefern?"
"Andrea." Sie schob sich das Haar über die Schultern zurück. "Andrea Gallegher. Der Gasthof gehört meiner Tante."
"Ihrer Tante?" Julias Gesicht verriet Überraschung und noch mehr Belustigung. "Diese liebe kleine schrullige Dame ist Ihre Tante?"
"Ja." Julia hatte sie treffend beschrieben. "Sie ist die Schwester meines Vaters." Entspannt lehnte Andrea sich zurück. Sie musterte nun ihrerseits die Filmschauspielerin, dachte an Blickwinkel und richtige Beleuchtung.
"Das ist unglaublich." Julia schüttelte den Kopf. "Sie sehen ihr überhaupt nicht ähnlich. "Oh, natürlich, das Haar", verbesserte sie sich mit einem gewissen Neid. "Großartig. Ich kenne Frauen, die für solches Haar über Leichen gehen würden. Und Sie haben eine ganze Menge davon."
Mit einem Seufzer drückte sie die Zigarette aus. "So, Sie sind also gekommen, um Ihre Tante zu besuchen."
Julias Haltung war keineswegs herablassend. Die Schauspielerin sah Andrea mit aufrichtigem Interesse an. Andrea fing an, Julia nicht nur charmant, sondern aufrichtig sympathisch zu finden.
"Für einige Wochen. Wir haben uns seit fast einem Jahr nicht gesehen. Sie schrieb mir und bat mich, zu ihr zu kommen. Da habe ich meinen ganzen Urlaub auf einmal genommen."
"Was machen Sie? Sind Sie Fotomodell?"
"Nein." Andrea musste lachen. "Ich bin Fotografin."
"Fotografin?" rief Julia und strahlte. "Ich liebe Fotografen -- wahrscheinlich aus Eitelkeit."
"Ich kann mir gut vorstellen, dass Fotografen Sie aus demselben Grund lieben."
"Oh, meine Liebe." Wenn Julia lächelte, wirkte das stets zugleich erfreut und amüsiert. "Wie süß."
"Sind Sie allein hier, Miss Bond?" Andrea war nicht länger überwältigt davon, die berühmte Filmschauspielerin in Person vor sich zu sehen. Ihre Neugier setzte sich durch.
"Sagen Sie Julia zu mir, bitte. Sonst erinnern Sie mich an die Jahre, die zwischen uns liegen. Die Farbe Ihres Pullovers steht Ihnen gut. Ich könnte nie Grau tragen. Oh, entschuldigen Sie, Darling. Kleidung ist eine Schwäche von mir. Ob ich allein hier bin?"
Julias Lächeln verstärkte sich. "Genau genommen ist dieser kleine Ausflug eine Mischung aus Geschäft und Vergnügen. Ich stehe zurzeit zwischen zwei Ehemännern -- ein großartiges Zwischenspiel." Julia hob den Kopf. "Männer sind entzückend, aber Ehemänner können manchmal einengend sein. Hatten Sie jemals einen?"
"Nein." Andrea musste lachen. Julia hatte ihre Frage in einem Ton gestellt, als wolle sie wissen, ob Andrea jemals einen Hund besessen habe.
"Ich hatte drei."
Julia zwinkerte Andrea zu. "In diesem Fall war der dritte nicht die richtige Wahl. Sechs Monate mit einem englischen Baron haben mir gereicht."
Andrea erinnerte sich, dass sie Fotos von Julia mit einem hoch gewachsenen aristokratischen Engländer gesehen hatte. Julia hatte in einem Tweedkostüm hinreißend ausgesehen.
"Ich habe ein Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt", fuhr Julia fort. "Nicht vor Männern -- vor der Ehe."
"Bis zum nächsten Mal?"
"Bis zum nächsten Mal", bestätigte Julia lachend. "Doch zurzeit bin ich aus rein platonischen Gründen mit Jacques LeFarre hier."
"Mit dem Filmproduzenten?"
"Natürlich." Wieder spürte Andrea, dass Julia sie forschend betrachtete. "Er braucht nur einen Blick auf Sie zu werfen und wird sofort überzeugt sein, einen neuen künftigen Star entdeckt zu haben. Vielleicht wäre das eine interessante Abwechslung."
Julia schien einen Moment nachzudenken, dann zuckte sie mit den Schultern. "Die anderen Bewohner dieses gemütlichen Gasthofs haben bisher wenig Abwechslung geboten."
"Tatsächlich?" Andrea schüttelte automatisch den Kopf, als Julia ihr eine Zigarette anbot.
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Übersetzung: Charlotte Corber
© MIRA Taschenbuch
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Autoren-Porträt von Nora Roberts, Heather Graham, Tori Carrington, Kelly Jamison
Hinter dem Pseudonym Tori Carrington verbirgt sich das Ehepaar Lori und Tony Karayanni. Ihren ersten Roman schrieben sie 1984. Seitdem folgten zahlreiche Bücher, für die sie u. a. mit dem begehrten RITA Award ausgezeichnet wurden. Das Erfolgsduo lebt abwechselnd in Ohio, USA, und Griechenland.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Nora Roberts , Heather Graham , Tori Carrington , Kelly Jamison
- 2012, 524 Seiten, Maße: 14,1 x 20,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Mitarbeit: Roberts, Nora; Graham, Heather; Carrington, Tori
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3862783103
- ISBN-13: 9783862783106
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