Herzkurven
Roman. Deutsche Erstausgabe
Seit dem Tod ihrer Schwester Nella muss Danny sich um Nellas Kinder kümmern. Sie bemüht sich sehr, ihr neues Leben in den Griff zu bekommen. Bis Dannys Ex-Schwager auftaucht. Will er ihr etwa die Kinder wegnehmen? Doch Danny merkt ziemlich bald, wie charmant er eigentlich ist.
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Produktinformationen zu „Herzkurven “
Seit dem Tod ihrer Schwester Nella muss Danny sich um Nellas Kinder kümmern. Sie bemüht sich sehr, ihr neues Leben in den Griff zu bekommen. Bis Dannys Ex-Schwager auftaucht. Will er ihr etwa die Kinder wegnehmen? Doch Danny merkt ziemlich bald, wie charmant er eigentlich ist.
Klappentext zu „Herzkurven “
Nella ist vor einem halben Jahr gestorben und hat ihrer Schwester Danny neben einem Berg Schulden auch die Vormundschaft für ihre beiden Kinder hinterlassen. Seitdem bemüht sich Danny nach Kräften, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Als hätte sie damit nicht schon genug zu tun, erscheint auf einmal ihr Ex-Schwager auf der Bildfläche. Danny ist entsetzt ist Ross etwa gekommen, um ihr die Kinder wegzunehmen? Obwohl sie alles daransetzt, ihn auf Distanz zu halten, muss sie sich bald eingestehen, dass sie ihn ziemlich charmant findet ...
Nella ist vor einem halben Jahr gestorben und hat ihrer Schwester Danny neben einem Berg Schulden auch die Vormundschaft für ihre beiden Kinder hinterlassen. Seitdem bemüht sich Danny nach Kräften, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Als hätte sie damit nicht schon genug zu tun, erscheint auf einmal ihr Ex-Schwager auf der Bildfläche. Danny ist entsetzt - ist Ross etwa gekommen, um ihr die Kinder wegzunehmen? Obwohl sie alles daransetzt, ihn auf Distanz zu halten, muss sie sich bald eingestehen, dass sie ihn ziemlich charmant findet ...
Lese-Probe zu „Herzkurven “
Herzkurven von Michelle HolmanKapitel 1
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Als Daneka Lawton um sechs Uhr morgens von ihrem Radiowecker mit Lily Allens »Smile« geweckt wurde, ahnte sie nicht, dass ihre persönliche Nemesis gerade am Auckland Airport einer 747 entstiegen war.
Mühsam öffnete sie die Augen und verfluchte den Wecker. Lächeln war bei ihr im Moment nicht gerade an der Tagesordnung. Ihre Zwillingsschwester Daniella war vor sechs Monaten im Alter von zweiunddreißig Jahren gestorben und hatte Danny zurückgelassen - mit der Verantwortung für ihren elfjährigen Neffen Matt, seine achtjährige Schwester Mia, einem Haufen Schulden und einem Haus, das ihr über dem Kopf zerbröselte wie ein schimmliger Kuchen. Danny war von dem Tod ihrer Schwester immer noch aus der Bahn geworfen und hatte sich noch nicht ansatzweise damit abgefunden. Wie es schien, war die Tatsache für ihr Hirn einfach nicht zu verarbeiten, ähnlich Einsteins Relativitätstheorie.
Nellas Tod wäre vermeidbar gewesen. Ihre Mutter, Rose, war an Brustkrebs gestorben, als die Schwestern neunzehn waren, also wussten die Mädchen, dass bei ihnen das Risiko erhöht war, ebenfalls daran zu erkranken. Danny war regelmäßig zu ihren Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen gegangen und hatte gedacht, dass ihre Schwester das auch tat. Aber Nella hatte die Briefe weggeworfen und den Knoten in ihrer Brust einfach ignoriert. Als Danny schließlich verstand, dass ihre Schwester krank war, war es schon zu spät. Wie ihre Mutter hatte Nella ihr gesamtes Leben damit verbracht, allem auszuweichen, was unangenehm sein konnte, und es Danny überlassen, in der realen Welt zu leben und alle Familienkämpfe auszufechten.
Aber das war ein Kampf gewesen, den Danny nicht gewinnen konnte.
Als sie in ihrem Beruf als Krankenschwester in der örtlichen Notaufnahme einen langen Urlaub einreichte, um ihre Schwester zu pflegen, ließ Nella nicht zu, dass sie ihren amerikanischen Lebensgefährten Patrick Fabello kontaktierte, um ihm von der Krebserkrankung zu erzählen.
»Ich will nicht, dass er mich so sieht«, hatte sie erklärt. »Er würde es hassen.«
In Dannys Augen war Nellas Beziehung mit ihrem verantwortungslosen, verschwenderischen Liebhaber sehr einseitig. Patricks Besuche in Neuseeland waren unregelmäßig und kurz, und manchmal hörte Nella monatelang nichts von ihm. Danny vermutete, dass Patrick nur auftauchte, wenn er nichts Besseres zu tun hatte und gerade nirgendwo anders willkommen war.
»Arbeitet er überhaupt jemals?«, hatte sie gefragt.
»Ich glaube, seine Familie hat Geld«, antwortete Nella vage. »Du machst dir zu viele Gedanken um materielle Dinge.« »Und du nicht genug.«
Wie eine Gewächshauspflanze, die ständige Pf ege und jede Menge Dünger benötigt, brauchte Patrick jemanden, der ihm ununterbrochen den Bauch pinselte und ihn in seiner Meinung bestärkte, der Mittelpunkt des Universums zu sein. Er brauchte auch einen übergroßen Plasmafernseher, einen Fitnessraum und einen Whirlpool.
»Warum?«, hatte Danny ihn gefragt, als Nella ihm ihr weniges Erspartes übergab, um den Whirlpool zu kaufen. »Du bist nie hier, um ihn zu benutzen.«
»Er ist nicht nur für mich, sondern für die ganze Familie«, meinte Patrick.
Nella hatte sich nervös in der Nähe herumgetrieben und offenbar versucht zu entscheiden, ob sie ihn verteidigen oder sich lieber im Garten verstecken sollte. Niemand mit auch nur drei Gehirnzellen legte sich mit ihrer acht Minuten jüngeren Schwester an. Dannys Hirn sprintete, wo das von anderen Leuten nur joggte, und ihre Zunge war scharf wie ein Skalpell, was ihre Gegner rot anlaufen ließ und zum Stottern brachte.
Danny hob die Augenbrauen und schürzte die Oberlippe. Patrick fing an zu schwitzen. Er hasste Nellas Schwester. Sie erinnerte ihn an seinen Bruder. »Ich nehme meine persönliche Fitness sehr ernst.«
Eine Augenbraue wanderte noch höher, wie ein spöttisches Fragezeichen. Patrick nahm seine gesamte persönliche Erscheinung sehr ernst - Danny nahm an, dass er in einem vorherigen Leben ein Supermodel gewesen war. »Die einzigen Körperteile, die ich je im Training sehe, sind dein Daumen auf der Fernbedienung und der Arm, der den Föhn schwenkt - der bekommt wirklich jede Menge Training.« Lange schwarze Locken hingen über Patricks Schultern - Danny hatte auf Nellas Drängen hin gerade erst aufgehört, ihn d'Artagnan zu nennen.
Patrick bekam einen Wutanfall und drohte damit zu gehen.
Nella brach in Tränen aus. »Hör auf! Warum musst du immer alles so schwierig machen?«
Nachdem Danny so zum Rückzug gezwungen war, warf Patrick ihr einen triumphierenden Blick zu. Er mochte ja nicht die größte Leuchte sein, aber er wusste genau, wie viel Macht er über Nella besaß und dass Danny eifersüchtig auf ihn war.
Patrick behandelte Matt und Mia auf dieselbe Art wie ihre Mutter: An den ersten paar Tagen hing er ständig an ihnen, bis der Reiz des Neuen nachließ. Patrick konkurrierte nicht gern um Nellas Aufmerksamkeit. Danny hatte schnell realisiert, dass es Zeitverschwendung war, Nella dazu bringen zu wollen, darauf zu achten, dass die Kinder nicht an den Rand gedrängt wurden. Wenn es um Patrick ging, benahm sie sich wie ein oberflächlicher, vernarrter Teenager. Dannys Kommentare sorgten nur für weitere Wortgefechte und vertieften den Graben zwischen den Geschwistern. Nella mochte ja am Ende der Schlange gestanden haben, als die grauen Zellen ausgeteilt wurden (Danny fragte sich, ob sie in dieser Schlange wohl Patrick getroffen hatte), aber in puncto Dickköpfigkeit war sie als Erste bedient worden.
»Du verstehst das einfach nicht!«, hatte Nella erklärt. »Ich will keine langweilige, vorhersehbare Beziehung mit einem Stubenhocker. Ich will das, was Mum und Dad hatten. Ich will Spaß und Spontaneität. Ich will Leidenschaft!«
»Daran werde ich dich das nächste Mal erinnern, wenn du weinst, weil Patrick seine Hälfte der Hypothekenrate nicht geschickt hat«, hatte Danny wütend geantwortet. »Und welcher Teil genau in der Beziehung unserer Eltern beinhaltete Spaß? Ich erinnere mich nur an jede Menge Streit und Geheule, bevor Dad uns verlassen hat.«
»Immer verdrehst du mir die Worte im Mund! Warum kannst du dich nicht für mich freuen?«
Weil ich ihn nicht mag und ihm nicht traue, dachte Danny. »Was ist mit seiner Familie? Er redet nie über sie.«
Nella zögerte. »Sie haben sich entfremdet.«
Danny zog eine Augenbraue hoch. »Nein, wirklich?« »Entfremdet« war genau die Art von Tatsachenverdrehung, die Patrick sich ausdenken würde. Danny tauschte »entfremdet« gegen »stinksauer« aus. Wenn sie mit dem Wissen leben müsste, dass sie genetisches Material mit Patrick Fabello gemeinsam hatte, wäre sie ihm auch entfremdet.
»Du bist unmöglich!«, beschuldigte Nella sie. »Du gibst Patrick das Gefühl, als wäre er in seinem eigenen Zuhause nicht willkommen.«
Sie schien völlig vergessen zu haben, dass sie und die Kinder nur ein Dach über dem Kopf hatten, weil Danny darauf bestanden hatte, dass Patrick seine Hälfte der Anzahlung rüberwachsen ließ. »Ich werde die andere Hälfte auftreiben und zu den Raten beitragen, unter der Bedingung, dass mein Name neben deinem und Nellas im Grundbuch steht«, erklärte sie Patrick. Es war der einzige Weg, um sicherzustellen, dass er ihnen das Haus nicht unter dem Hintern wegverkaufte, wenn er einmal Geld brauchte. Patrick schmollte und bekam noch ein paar Wutanfälle, aber Danny gab nicht nach. Nella tat, was sie am besten konnte - sie wartete ab und schmeichelte in regelmäßigen Abständen Patricks verletztem Ego. Danny beobachtete, wie Nella ihn genau dorthin bekam, wo sie ihn haben wollte, während sie gleichzeitig weiter ihre Rolle als die gute Freundin spielte. Sobald Danny den Boden bereitet hatte, war Nella entschlossen, ein Haus zu bekommen, und Danny würde es ihr besorgen. Patrick mochte in Nellas persönlichem Sonnensystem die Sonne darstellen, aber Danny bildete die Schwerkraft, die alles am rechten Platz hielt. Patrick spuckte das Geld schließlich aus, aber erst, nachdem er klargemacht hatte, dass es Geld war, das er für eine Mount-Everest-Besteigung beiseitegelegt hatte.
Danny hätte sich vor Lachen fast in die Hosen gemacht.
»Selbst du kannst nicht ernsthaft glauben, dass Patrick den Mount Everest besteigen will! Auf dem Weg zum Gipfel gibt es keine Kneipen, und er hätte auch keinen Strom für seinen Föhn!«
Das nahm die gute Nella ihr übel. »Nur weil du keine Träume hast, heißt das nicht, dass du dich über Patricks lustig machen kannst!«
Danny war schwer in Versuchung, ihr zu erwidern, dass auf sie und die Kinder aufzupassen ihr kaum Zeit für Tagträumereien ließ und dass es schön wäre, wenn Nella ein einziges Mal den Herausforderungen des Lebens gerecht würde. Aber sie hielt den Mund, aus Respekt vor der metaphysischen Verbindung mit ihrer Zwillingsschwester. Und außerdem traute Danny ihrer Schwester einfach nicht zu, die richtigen Entscheidungen für Matt und Mia zu treffen.
In den Wochen nach Daniellas Tod verbrachte Danny auf der Suche nach Patrick Stunden am Telefon und im Internet. Schließlich fand sie heraus, dass er vor der Küste der Salomonen betrunken von einer Jacht gefallen und ertrunken war.
Matt und Mia hatten niemals auch nur eine Geburtstagskarte aus den USA erhalten, also wurde Danny unruhig, als plötzlich Briefe von Anwälten eintrudelten, die einen Ross Fabello vertraten und Informationen über und Zugang zu den Kindern einforderten. Danny ignorierte die Briefe. Eine Familie, die Patrick hervorgebracht hatte, vermochte Matt und Mia nichts zu geben. Wenn Ross Fabello auch nur ansatzweise seinem Bruder ähnelte, dann war er ein Schwachkopf mit einem enzyklopädischen Wissen über Haarpflegemittel. Das war eine ernsthafte Fehlkalkulation auf Dannys Seite. Die Briefe häuften sich, und genau jetzt lag auf dem Nachttisch ein weiterer. Nur diesmal stammte er von einer Rechtsanwaltskanzlei in der Innenstadt von Auckland.
»Kommen Sie raus! Was tun Sie da?«
Danny schaute durch das Seitenfenster des Lastwagens auf den Arbeiter mit seinem gelben Helm und formte mit den Lippen einen klassisch neuseeländischen Gruß: Beiß deinen Arsch!
Hätte sie nicht ihre Krankenschwesteruniform getragen und hätte der Truck nicht direkt vor der Notaufnahme gestanden, hätte Danny ihm zur Sicherheit noch den Stinkefinger gezeigt. Sie war fertig mit Höflichkeiten, fertig damit, auf den Baustellenaufseher zu warten, damit dieser den Criterion-Construction-Lastwagen wegfuhr, der die Einfahrt zur Notaufnahme blockierte. Drinnen hockten sie gedrängt Rollstuhl an Krücke. Als Stationsschwester der Frühschicht war Danny dafür verantwortlich, dass die Behandlung der Patienten im Fluss blieb, und sie musste auch sicherstellen, dass die Notarztwagen die Patienten ausladen konnten und auf die Straße zurückkamen. Sie hatte die letzten zwanzig Minuten mit zornentbrannten Sanitätern, Notarzthelfern sowie schlechtgelaunten Patienten und Angehörigen verbracht, weil der Truck den Hauptzugang zur Notaufnahme versperrte. Die Krankenhausverwaltung konnte das Management bei Criterion Construction nicht erreichen, der Vorarbeiter war mit den Schlüsseln verschwunden, und der Lastwagen hatte eine Automatikschaltung, also konnte man ihn auch nicht schieben.
Auf den Notarztwagenplätzen außerhalb der Notaufnahme wanderten Krankenträger, Sanitäter und Arbeiter herum und versuchten, einen Lösung zu finden. Was als kalter Krieg angefangen hatte, stand inzwischen kurz davor, in offene Kämpfe auszuarten.
Als das Handy klingelte, das sie als verantwortliche Krankenschwester trug, hob Danny ab und hielt es an ihr Ohr. Vanessa Cooper, ihre beste Freundin und ebenfalls Krankenschwester in der Notaufnahme, sagte: »Wir hatten gerade einen Code Blau. Ein siebenundvierzigjähriger Herzinfarkt ist auf dem Weg. Kommt in fünf Minuten an.«
Danny steckte das Telefon ein und stiefelte auf den nächststehenden Arbeiter zu. Sie zeigte auf den gelben Bagger, der am Fuß des Hügels neben der Straße Erde aushob, wo die Grundmauern für eine neue Notaufnahme errichtet wurden. »Holen Sie dieses Ding hier hoch und schleppen Sie diesen Truck aus der Einfahrt! Jetzt!«
Er wirkte schockiert. »Das können wir nicht machen! Der Boss tickt aus!«
Ein zweiter Arbeiter kam den Hügel heraufgelaufen. Er wedelte mit einem Schlüsselbund. »Ich habe ein zweites Set gefunden.«
Danny hätte ihn am liebsten geküsst. »Fantastisch!« Sie riss die Fahrertür des Lastwagens auf und schaute den Arbeiter erwartungsvoll an.
Er zögerte.
»Worauf warten Sie?« Sie wedelte ungeduldig mit ihrer Hand.
»Der Boss macht Kleinholz aus dir«, warnte der andere. Danny trat einen Schritt näher und drohte: »Nicht, wenn ich Sie vorher in Einzelteile zerlege!«
Er wurde rot und trat zurück. »Jetzt hören Sie mal,
Lady ...« Sein Kollege räusperte sich nervös. »Der Vorarbeiter ist wirklich empfindlich, wenn jemand seinen Lastwagen fährt. Er ist nagelneu; er hat ihn erst seit letzter Woche.«
In der Ferne näherte sich die Sirene eines Notarztwagens. Danny schnappte sich die Schlüssel, sprang ins Führerhaus des Lastwagens, knallte die Tür zu und verriegelte sie.
Und formte mit ihren Lippen einen neuseeländischen Gruß.
Sie startete den Motor und fuhr an, über das Gras und den Hügel nach unten in Richtung Baustelle. Das Fahrzeug wirkte im Gegensatz zu ihrem Nissan schwerfällig, aber Danny ging davon aus, dass das schon okay war. Sie hatte vor ein paar Jahren einen Kurs in defensivem Fahren absolviert, und außerdem musste sie den Lastwagen ja nur an den Fuß des Hügels befördern. Unglücklicherweise hatten mehrere Tage anhaltender Frühlingsregen und ständiger Verkehr von Traktoren, Baggern, Lastwagen und Arbeitsschuhen mit Stahlkappen die Erde in eine braune klebrige Masse verwandelt.
Der Truck wurde schneller. Danny umklammerte das Lenkrad und versuchte, sich zu erinnern, ob ihr Fahrlehrer irgendeinen Ratschlag zum Besten gegeben hatte, wie man einen rutschenden Lastwagen einen schlammigen Hügel hinabfuhr. Sie hörte eine körperlose Stimme in ihrem Kopf: In einer rutschigen Situation ist es wichtig, dass der Fahrer ruhig bleibt und auf keinen Fall zu fest auf die Bremse tritt. Das Bremspedal langsam betätigen ...
Danny drückte langsam auf die Bremse.
Nichtspassierte.
Sie trat fester zu.
Der Truck drehte sich seitlich, und das ließ die Betonblöcke, die auf dem Tiefader gestapelt waren, wie Kanonenkugeln gegen die Seite der Ladefläche knallen. Die Räder auf der Fahrerseite hoben sich so elegant wie der Arm einer Ballerina in Schwanensee.
»Oh!«, keuchte sie. »Oh, Scheeeiße!«
Zu spät ging ihr auf, dass es etwas völlig anderes war, einen Lastwagen zu fahren als ihr Auto, und dass ein Kurs in defensivem Fahren keine Hilfe bot, wenn man gerade in einem Lastwagen, beladen mit Betonblöcken, einen matschigen Hang hinunterschlitterte. Sterben war keine Option. Wenn ihr etwas passierte, dann gäbe es niemanden mehr, der sich um Matt und Mia kümmern konnte.
Sie riss das Lenkrad nach rechts, und die Räder des Lastwagens bekamen wieder Bodenkontakt. Er schoss allerdings weiter auf den Fuß des Abhangs zu und sorgte dafür, dass Arbeiter sich eilig in Sicherheit brachten. Sie sah am Ende des Hügels einen Haufen aus Erde und der Art von Betonblöcken, wie sie auch auf dem Lastwagen geladen waren. Ein großer Monty-Python-artiger Finger schien durch die Wolken zu brechen und auf diesen Erdhaufen zu zeigen. Danny hielt mit dem Lastwagen genau darauf zu.
»Ich kann das«, stieß sie grimmig hervor. »Ich kann das!« Sie trat sanft auf die Bremse, und der Truck wurde langsamer. Das unheilvolle Geräusch der nach vorn rutschenden Betonblöcke ließ sie erschaudern. Sie knallten in dem Moment von hinten gegen das Fahrerhaus, als Danny auf ein besonders matschiges Stück Erde fuhr. Die Räder drehten durch, und der Lastwagen rutschte den Hang hinunter, direkt in die Wand aus Betonblöcken.
Danny war nicht angeschnallt. Der Aufprall hob sie aus dem Fahrersitz, ihre Stirn kollidierte mit der Windschutzscheibe, und sie sah Sterne, als sie in den Sitz zurückgeworfen wurde. Der Truck schwankte heftig und warf sie dabei vor und zurück wie eine Puppe. Danny öffnete ihren Mund zu einem stummen Schrei, als ihr Gesicht erst einmal, dann noch einmal gegen das Lenkrad geschlagen wurde. Sie fand Halt und klammerte sich mit schmerzhaft verkrampften Fingern fest, um nicht wieder nach vorn geworfen zu werden. Irgendwo in der Entfernung hörte sie eine Sirene, aber sie war nicht annähernd so laut wie das Summen in ihren Ohren, als hätte jemand in ihrem Kopf ein Telefon abgenommen.
Danny stöhnte.
Sie wollte ihr Geld von diesem Fahrlehrer zurück.
Jemand versuchte, zu ihr zu kommen.
»Schließen Sie die Tür auf!«, schrie die rauhe, harsche Stimme eines Mannes. »Schließen Sie auf!«
Danny bewegte sich nicht. Sie konzentrierte sich darauf, sich von dem brennenden Gefühl auf ihrer Stirn zu distanzieren. Es fühlte sich an, als hätte jemand dort ein Streichholz angezündet. Weit entfernt hörte sie den Mann schreien: »Schützen Sie Ihren Kopf! Wir werden das Fenster einschlagen!« Sie schrie, als Glassplitter um sie herum explodierten.
Die Tür wurde aufgerissen und die rauhe Stimme verlangte zu wissen: »Sind Sie in Ordnung? Können Sie mich hören?« Der Akzent klang amerikanisch.
Danny hob langsam ihren Kopf, und die Hupe hörte auf zu jaulen. Sie starrte sie für einen Moment überrascht an, bevor sie langsam den Blick zu dem Gesicht des Mannes hob, der seinen Kopf ins Fahrerhaus gesteckt hatte. »Jemand ...«, begann sie mit zitternder Stimme, »hat das Telefon ... nicht aufgelegt.«
Er zog seine dichten schwarzen Augenbrauen hoch, die wie dafür gemacht waren,finster dreinzublicken. »Zur Hölle, Sie sehen schrecklich aus!«
Seine Stimme klang, als käme sie von weit entfernt. Das Innere von Dannys Kopf fühlte sich an wie ein Stück Schweizer Käse - es war, als f össe ihr Hirn durch die Löcher davon. Es war nicht mehr genug übrig, um zu verstehen, was er sagte. Der klare Teil ihres Selbst stand neben ihr und beobachtete das Geschehen. Dannys Ohren summten immer noch. Ihr Herz schlug unregelmäßig gegen ihr Brustbein, im Takt mit dem Hämmern in ihrem Kopf.
Das Summen verwandelte sich plötzlich in ein Winseln und dann in ein zwitscherndes Geräusch, als f ögen Vögel um ihren Kopf. Danny wedelte mit der Hand über sich herum, immer noch benommen. »Sind hier Vögel?«, fragte sie schwach.
Ihr klarer Teil vergrub das Gesicht in den Händen und schüttelte verzweifelt den Kopf.
Der Mann fing ihre Hand ein und zog sie sanft nach unten. Danny war überrascht, wie warm er sich anfühlte und wie kalt sie offensichtlich war. Sie betrachtete das schwarze Sweatshirt, das seine Brust bedeckte, und wollte sich darin vergraben. Hinter ihm erklangen wütende Stimmen. Er rieb ihre Hand zwischen seinen und rief über die Schulter: »Wir brauchen einen Arzt!«
Die klare Danny schaute genauer hin. Blutunterlaufene schwarze Augen in einem gebräunten Gesicht mit einem Bartschatten - sie entschied, dass die Designerklamotten ihm nicht besonders gut standen. Er wirkte mehr wie ein Serienkiller. Und diese Nase! Sie ragte wie ein Monument aus der Mitte seines Gesichts auf. Er wirkte entfernt vertraut, und Danny folgerte, dass sie sein Gesicht wahrscheinlich in Aktenzeichen XY ungelöst gesehen hatte.
»Sie sehen aus wie ein Serienkiller.«
Danny ging erst auf, dass sie es laut ausgesprochen hatte, als der Serienkiller aufhörte, ihre Hände zu reiben. »Ich sehe um einiges besser aus als Sie. Was zur Hölle haben Sie sich dabei gedacht?«, wollte er wissen. »Sie hätten jemanden umbringen können.«
Es war, als hätte er sie geohrfeigt. Sie schob seine Hände von sich und leckte sich die Lippen. »Ich will hier raus.« »Warten Sie, bis die Sanitäter da sind, Sie bluten!«
Sie starrte ihn überrascht an. »Tue ich das?«
Er schaute auf ihre Stirn und nickte.
Als wäre das ein Stichwort gewesen, lief etwas ihre Nase entlang. Blut? Danny hob die Hand und berührte ihr Gesicht.
Er fing ihr Handgelenk ein und zog es nach unten. »Vorsicht! «
Sie blickte auf die klebrige rote Spur auf ihren Fingern und presste die Augen zu. Es fühlte sich an, als würde ihr Gesicht mit stumpfen Nadeln malträtiert. Als sie ihre Augen wieder öffnete, war der Serienkiller von einem anderen Gesicht mit dünner werdendem braunen Haar abgelöst worden, das sie mit den Augen eines Cockerspaniels ängstlich durch eine Brille musterte.
Der Cockerspaniel drückte ihr sanft ein Taschentuch gegen die Stirn und erkundigte sich mit amerikanischem Akzent: »Sind Sie okay?«
Danny nahm ihm das Taschentuch ab und fragte sich, wo der Serienkiller abgeblieben war und warum es hier so viele Amerikaner gab. Sie unterdrückte ein Kichern. Gehirnerschütterung, leicht hysterisch, entschied die klare Danny.
Der Cockerspaniel hob seine Hand. »Wie viele Finger?« Ihre Zähne begannen zu klappern. »Warum? H-Haben Sie welche v-verloren?«
Der Serienkiller hatte sich neben den Cockerspaniel geschoben. »Die Sanitäter sind unterwegs, lass sie das erledigen.« Er bemerkte Dannys Zittern und verschwand wieder. Dann verschwand CS und SK tauchte wieder auf, ohne sein Sweatshirt.
Danny kicherte. »Sprecht ihr eure Auftritte ab?« »Hören Sie auf!«, grollte SK.
»Kann ich nicht!« Sie lachte, dann wimmerte sie, als der Schmerz zunahm.
»All dieses Herumzappeln macht es nur schlimmer«, tadelte SK.
Danny öffnete ein Auge. Schlimmer für wen? Für ihn oder sie?
Er lehnte sich vor, um sie mit seinem Pullover zuzudecken, erstarrte aber, als er das Namensschild an ihrem blauen Kittel bemerkte.
Danny fiel auf, dass am Ärmel seines Hemdes, am Handgelenk, ein leuchtend roter Fleck langsam größer wurde. »S-Sie bluten.«
SK antwortete nicht.
Sie biss die Zähne gegen die Schmerzen zusammen und berührte die Manschette seines Hemdes. »Sie bluten!«
Er starrte sie böse an. »Daneka Lawton? Sie sind Daneka Lawton?«
Sie ließ die Hand in ihren Schoß fallen. »Ja. Warum interessiert Sie das?«
Der Cockerspaniel tauchte wieder hinter SK auf, um ebenfalls eingehend ihr Namensschild zu mustern. Er riss die Augen auf, dann legte er eine beruhigende Hand auf die Schulter von SK. »Nicht jetzt, Ross! Sie ist verletzt.«
Seine Worte klangen unheilvoll, aber Danny konnte nicht darüber nachdenken. Das Gesicht des Serienkillers wuchs und schrumpfte in ihrer Sicht, während ihr Magen an¬fing, eine La-Ola-Welle zu starten, die sich langsam in ihre Speiseröhre fortsetzte. Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu konzentrieren. Ross? Sein Name war Ross? Das war wichtig, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, war um. Ihr Magen verkrampfte sich - sie musste aus diesem Truck raus.
»Sitzen Sie still!«, blaffte Ross, der Serienkiller. »Die Sanitäter sind da.«
Plötzlich erschien der Name auf dem Brief, den sie am Morgen bekommen hatte, vor Dannys innerem Auge. Ross Fabello. Sie starrte Ross an, während ihr Magen sich hob.
Er starrte mit versteinerter Miene zurück.
Sie musste fragen. »Wer sind Sie?«
Seine schwarzen Augen bohrten sich in ihre. »Ich bin Ross Fabello«, antwortete er. »Ich bin Patricks Bruder.« Danny schlug sich die Hände vor den Mund.
Ross Fabello lehnte sich einen Moment zu spät zurück. Danny beugte sich aus der Tür.
Und kotzte ihm über die Schuhe.
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei Knaur Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
Als Daneka Lawton um sechs Uhr morgens von ihrem Radiowecker mit Lily Allens »Smile« geweckt wurde, ahnte sie nicht, dass ihre persönliche Nemesis gerade am Auckland Airport einer 747 entstiegen war.
Mühsam öffnete sie die Augen und verfluchte den Wecker. Lächeln war bei ihr im Moment nicht gerade an der Tagesordnung. Ihre Zwillingsschwester Daniella war vor sechs Monaten im Alter von zweiunddreißig Jahren gestorben und hatte Danny zurückgelassen - mit der Verantwortung für ihren elfjährigen Neffen Matt, seine achtjährige Schwester Mia, einem Haufen Schulden und einem Haus, das ihr über dem Kopf zerbröselte wie ein schimmliger Kuchen. Danny war von dem Tod ihrer Schwester immer noch aus der Bahn geworfen und hatte sich noch nicht ansatzweise damit abgefunden. Wie es schien, war die Tatsache für ihr Hirn einfach nicht zu verarbeiten, ähnlich Einsteins Relativitätstheorie.
Nellas Tod wäre vermeidbar gewesen. Ihre Mutter, Rose, war an Brustkrebs gestorben, als die Schwestern neunzehn waren, also wussten die Mädchen, dass bei ihnen das Risiko erhöht war, ebenfalls daran zu erkranken. Danny war regelmäßig zu ihren Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen gegangen und hatte gedacht, dass ihre Schwester das auch tat. Aber Nella hatte die Briefe weggeworfen und den Knoten in ihrer Brust einfach ignoriert. Als Danny schließlich verstand, dass ihre Schwester krank war, war es schon zu spät. Wie ihre Mutter hatte Nella ihr gesamtes Leben damit verbracht, allem auszuweichen, was unangenehm sein konnte, und es Danny überlassen, in der realen Welt zu leben und alle Familienkämpfe auszufechten.
Aber das war ein Kampf gewesen, den Danny nicht gewinnen konnte.
Als sie in ihrem Beruf als Krankenschwester in der örtlichen Notaufnahme einen langen Urlaub einreichte, um ihre Schwester zu pflegen, ließ Nella nicht zu, dass sie ihren amerikanischen Lebensgefährten Patrick Fabello kontaktierte, um ihm von der Krebserkrankung zu erzählen.
»Ich will nicht, dass er mich so sieht«, hatte sie erklärt. »Er würde es hassen.«
In Dannys Augen war Nellas Beziehung mit ihrem verantwortungslosen, verschwenderischen Liebhaber sehr einseitig. Patricks Besuche in Neuseeland waren unregelmäßig und kurz, und manchmal hörte Nella monatelang nichts von ihm. Danny vermutete, dass Patrick nur auftauchte, wenn er nichts Besseres zu tun hatte und gerade nirgendwo anders willkommen war.
»Arbeitet er überhaupt jemals?«, hatte sie gefragt.
»Ich glaube, seine Familie hat Geld«, antwortete Nella vage. »Du machst dir zu viele Gedanken um materielle Dinge.« »Und du nicht genug.«
Wie eine Gewächshauspflanze, die ständige Pf ege und jede Menge Dünger benötigt, brauchte Patrick jemanden, der ihm ununterbrochen den Bauch pinselte und ihn in seiner Meinung bestärkte, der Mittelpunkt des Universums zu sein. Er brauchte auch einen übergroßen Plasmafernseher, einen Fitnessraum und einen Whirlpool.
»Warum?«, hatte Danny ihn gefragt, als Nella ihm ihr weniges Erspartes übergab, um den Whirlpool zu kaufen. »Du bist nie hier, um ihn zu benutzen.«
»Er ist nicht nur für mich, sondern für die ganze Familie«, meinte Patrick.
Nella hatte sich nervös in der Nähe herumgetrieben und offenbar versucht zu entscheiden, ob sie ihn verteidigen oder sich lieber im Garten verstecken sollte. Niemand mit auch nur drei Gehirnzellen legte sich mit ihrer acht Minuten jüngeren Schwester an. Dannys Hirn sprintete, wo das von anderen Leuten nur joggte, und ihre Zunge war scharf wie ein Skalpell, was ihre Gegner rot anlaufen ließ und zum Stottern brachte.
Danny hob die Augenbrauen und schürzte die Oberlippe. Patrick fing an zu schwitzen. Er hasste Nellas Schwester. Sie erinnerte ihn an seinen Bruder. »Ich nehme meine persönliche Fitness sehr ernst.«
Eine Augenbraue wanderte noch höher, wie ein spöttisches Fragezeichen. Patrick nahm seine gesamte persönliche Erscheinung sehr ernst - Danny nahm an, dass er in einem vorherigen Leben ein Supermodel gewesen war. »Die einzigen Körperteile, die ich je im Training sehe, sind dein Daumen auf der Fernbedienung und der Arm, der den Föhn schwenkt - der bekommt wirklich jede Menge Training.« Lange schwarze Locken hingen über Patricks Schultern - Danny hatte auf Nellas Drängen hin gerade erst aufgehört, ihn d'Artagnan zu nennen.
Patrick bekam einen Wutanfall und drohte damit zu gehen.
Nella brach in Tränen aus. »Hör auf! Warum musst du immer alles so schwierig machen?«
Nachdem Danny so zum Rückzug gezwungen war, warf Patrick ihr einen triumphierenden Blick zu. Er mochte ja nicht die größte Leuchte sein, aber er wusste genau, wie viel Macht er über Nella besaß und dass Danny eifersüchtig auf ihn war.
Patrick behandelte Matt und Mia auf dieselbe Art wie ihre Mutter: An den ersten paar Tagen hing er ständig an ihnen, bis der Reiz des Neuen nachließ. Patrick konkurrierte nicht gern um Nellas Aufmerksamkeit. Danny hatte schnell realisiert, dass es Zeitverschwendung war, Nella dazu bringen zu wollen, darauf zu achten, dass die Kinder nicht an den Rand gedrängt wurden. Wenn es um Patrick ging, benahm sie sich wie ein oberflächlicher, vernarrter Teenager. Dannys Kommentare sorgten nur für weitere Wortgefechte und vertieften den Graben zwischen den Geschwistern. Nella mochte ja am Ende der Schlange gestanden haben, als die grauen Zellen ausgeteilt wurden (Danny fragte sich, ob sie in dieser Schlange wohl Patrick getroffen hatte), aber in puncto Dickköpfigkeit war sie als Erste bedient worden.
»Du verstehst das einfach nicht!«, hatte Nella erklärt. »Ich will keine langweilige, vorhersehbare Beziehung mit einem Stubenhocker. Ich will das, was Mum und Dad hatten. Ich will Spaß und Spontaneität. Ich will Leidenschaft!«
»Daran werde ich dich das nächste Mal erinnern, wenn du weinst, weil Patrick seine Hälfte der Hypothekenrate nicht geschickt hat«, hatte Danny wütend geantwortet. »Und welcher Teil genau in der Beziehung unserer Eltern beinhaltete Spaß? Ich erinnere mich nur an jede Menge Streit und Geheule, bevor Dad uns verlassen hat.«
»Immer verdrehst du mir die Worte im Mund! Warum kannst du dich nicht für mich freuen?«
Weil ich ihn nicht mag und ihm nicht traue, dachte Danny. »Was ist mit seiner Familie? Er redet nie über sie.«
Nella zögerte. »Sie haben sich entfremdet.«
Danny zog eine Augenbraue hoch. »Nein, wirklich?« »Entfremdet« war genau die Art von Tatsachenverdrehung, die Patrick sich ausdenken würde. Danny tauschte »entfremdet« gegen »stinksauer« aus. Wenn sie mit dem Wissen leben müsste, dass sie genetisches Material mit Patrick Fabello gemeinsam hatte, wäre sie ihm auch entfremdet.
»Du bist unmöglich!«, beschuldigte Nella sie. »Du gibst Patrick das Gefühl, als wäre er in seinem eigenen Zuhause nicht willkommen.«
Sie schien völlig vergessen zu haben, dass sie und die Kinder nur ein Dach über dem Kopf hatten, weil Danny darauf bestanden hatte, dass Patrick seine Hälfte der Anzahlung rüberwachsen ließ. »Ich werde die andere Hälfte auftreiben und zu den Raten beitragen, unter der Bedingung, dass mein Name neben deinem und Nellas im Grundbuch steht«, erklärte sie Patrick. Es war der einzige Weg, um sicherzustellen, dass er ihnen das Haus nicht unter dem Hintern wegverkaufte, wenn er einmal Geld brauchte. Patrick schmollte und bekam noch ein paar Wutanfälle, aber Danny gab nicht nach. Nella tat, was sie am besten konnte - sie wartete ab und schmeichelte in regelmäßigen Abständen Patricks verletztem Ego. Danny beobachtete, wie Nella ihn genau dorthin bekam, wo sie ihn haben wollte, während sie gleichzeitig weiter ihre Rolle als die gute Freundin spielte. Sobald Danny den Boden bereitet hatte, war Nella entschlossen, ein Haus zu bekommen, und Danny würde es ihr besorgen. Patrick mochte in Nellas persönlichem Sonnensystem die Sonne darstellen, aber Danny bildete die Schwerkraft, die alles am rechten Platz hielt. Patrick spuckte das Geld schließlich aus, aber erst, nachdem er klargemacht hatte, dass es Geld war, das er für eine Mount-Everest-Besteigung beiseitegelegt hatte.
Danny hätte sich vor Lachen fast in die Hosen gemacht.
»Selbst du kannst nicht ernsthaft glauben, dass Patrick den Mount Everest besteigen will! Auf dem Weg zum Gipfel gibt es keine Kneipen, und er hätte auch keinen Strom für seinen Föhn!«
Das nahm die gute Nella ihr übel. »Nur weil du keine Träume hast, heißt das nicht, dass du dich über Patricks lustig machen kannst!«
Danny war schwer in Versuchung, ihr zu erwidern, dass auf sie und die Kinder aufzupassen ihr kaum Zeit für Tagträumereien ließ und dass es schön wäre, wenn Nella ein einziges Mal den Herausforderungen des Lebens gerecht würde. Aber sie hielt den Mund, aus Respekt vor der metaphysischen Verbindung mit ihrer Zwillingsschwester. Und außerdem traute Danny ihrer Schwester einfach nicht zu, die richtigen Entscheidungen für Matt und Mia zu treffen.
In den Wochen nach Daniellas Tod verbrachte Danny auf der Suche nach Patrick Stunden am Telefon und im Internet. Schließlich fand sie heraus, dass er vor der Küste der Salomonen betrunken von einer Jacht gefallen und ertrunken war.
Matt und Mia hatten niemals auch nur eine Geburtstagskarte aus den USA erhalten, also wurde Danny unruhig, als plötzlich Briefe von Anwälten eintrudelten, die einen Ross Fabello vertraten und Informationen über und Zugang zu den Kindern einforderten. Danny ignorierte die Briefe. Eine Familie, die Patrick hervorgebracht hatte, vermochte Matt und Mia nichts zu geben. Wenn Ross Fabello auch nur ansatzweise seinem Bruder ähnelte, dann war er ein Schwachkopf mit einem enzyklopädischen Wissen über Haarpflegemittel. Das war eine ernsthafte Fehlkalkulation auf Dannys Seite. Die Briefe häuften sich, und genau jetzt lag auf dem Nachttisch ein weiterer. Nur diesmal stammte er von einer Rechtsanwaltskanzlei in der Innenstadt von Auckland.
»Kommen Sie raus! Was tun Sie da?«
Danny schaute durch das Seitenfenster des Lastwagens auf den Arbeiter mit seinem gelben Helm und formte mit den Lippen einen klassisch neuseeländischen Gruß: Beiß deinen Arsch!
Hätte sie nicht ihre Krankenschwesteruniform getragen und hätte der Truck nicht direkt vor der Notaufnahme gestanden, hätte Danny ihm zur Sicherheit noch den Stinkefinger gezeigt. Sie war fertig mit Höflichkeiten, fertig damit, auf den Baustellenaufseher zu warten, damit dieser den Criterion-Construction-Lastwagen wegfuhr, der die Einfahrt zur Notaufnahme blockierte. Drinnen hockten sie gedrängt Rollstuhl an Krücke. Als Stationsschwester der Frühschicht war Danny dafür verantwortlich, dass die Behandlung der Patienten im Fluss blieb, und sie musste auch sicherstellen, dass die Notarztwagen die Patienten ausladen konnten und auf die Straße zurückkamen. Sie hatte die letzten zwanzig Minuten mit zornentbrannten Sanitätern, Notarzthelfern sowie schlechtgelaunten Patienten und Angehörigen verbracht, weil der Truck den Hauptzugang zur Notaufnahme versperrte. Die Krankenhausverwaltung konnte das Management bei Criterion Construction nicht erreichen, der Vorarbeiter war mit den Schlüsseln verschwunden, und der Lastwagen hatte eine Automatikschaltung, also konnte man ihn auch nicht schieben.
Auf den Notarztwagenplätzen außerhalb der Notaufnahme wanderten Krankenträger, Sanitäter und Arbeiter herum und versuchten, einen Lösung zu finden. Was als kalter Krieg angefangen hatte, stand inzwischen kurz davor, in offene Kämpfe auszuarten.
Als das Handy klingelte, das sie als verantwortliche Krankenschwester trug, hob Danny ab und hielt es an ihr Ohr. Vanessa Cooper, ihre beste Freundin und ebenfalls Krankenschwester in der Notaufnahme, sagte: »Wir hatten gerade einen Code Blau. Ein siebenundvierzigjähriger Herzinfarkt ist auf dem Weg. Kommt in fünf Minuten an.«
Danny steckte das Telefon ein und stiefelte auf den nächststehenden Arbeiter zu. Sie zeigte auf den gelben Bagger, der am Fuß des Hügels neben der Straße Erde aushob, wo die Grundmauern für eine neue Notaufnahme errichtet wurden. »Holen Sie dieses Ding hier hoch und schleppen Sie diesen Truck aus der Einfahrt! Jetzt!«
Er wirkte schockiert. »Das können wir nicht machen! Der Boss tickt aus!«
Ein zweiter Arbeiter kam den Hügel heraufgelaufen. Er wedelte mit einem Schlüsselbund. »Ich habe ein zweites Set gefunden.«
Danny hätte ihn am liebsten geküsst. »Fantastisch!« Sie riss die Fahrertür des Lastwagens auf und schaute den Arbeiter erwartungsvoll an.
Er zögerte.
»Worauf warten Sie?« Sie wedelte ungeduldig mit ihrer Hand.
»Der Boss macht Kleinholz aus dir«, warnte der andere. Danny trat einen Schritt näher und drohte: »Nicht, wenn ich Sie vorher in Einzelteile zerlege!«
Er wurde rot und trat zurück. »Jetzt hören Sie mal,
Lady ...« Sein Kollege räusperte sich nervös. »Der Vorarbeiter ist wirklich empfindlich, wenn jemand seinen Lastwagen fährt. Er ist nagelneu; er hat ihn erst seit letzter Woche.«
In der Ferne näherte sich die Sirene eines Notarztwagens. Danny schnappte sich die Schlüssel, sprang ins Führerhaus des Lastwagens, knallte die Tür zu und verriegelte sie.
Und formte mit ihren Lippen einen neuseeländischen Gruß.
Sie startete den Motor und fuhr an, über das Gras und den Hügel nach unten in Richtung Baustelle. Das Fahrzeug wirkte im Gegensatz zu ihrem Nissan schwerfällig, aber Danny ging davon aus, dass das schon okay war. Sie hatte vor ein paar Jahren einen Kurs in defensivem Fahren absolviert, und außerdem musste sie den Lastwagen ja nur an den Fuß des Hügels befördern. Unglücklicherweise hatten mehrere Tage anhaltender Frühlingsregen und ständiger Verkehr von Traktoren, Baggern, Lastwagen und Arbeitsschuhen mit Stahlkappen die Erde in eine braune klebrige Masse verwandelt.
Der Truck wurde schneller. Danny umklammerte das Lenkrad und versuchte, sich zu erinnern, ob ihr Fahrlehrer irgendeinen Ratschlag zum Besten gegeben hatte, wie man einen rutschenden Lastwagen einen schlammigen Hügel hinabfuhr. Sie hörte eine körperlose Stimme in ihrem Kopf: In einer rutschigen Situation ist es wichtig, dass der Fahrer ruhig bleibt und auf keinen Fall zu fest auf die Bremse tritt. Das Bremspedal langsam betätigen ...
Danny drückte langsam auf die Bremse.
Nichtspassierte.
Sie trat fester zu.
Der Truck drehte sich seitlich, und das ließ die Betonblöcke, die auf dem Tiefader gestapelt waren, wie Kanonenkugeln gegen die Seite der Ladefläche knallen. Die Räder auf der Fahrerseite hoben sich so elegant wie der Arm einer Ballerina in Schwanensee.
»Oh!«, keuchte sie. »Oh, Scheeeiße!«
Zu spät ging ihr auf, dass es etwas völlig anderes war, einen Lastwagen zu fahren als ihr Auto, und dass ein Kurs in defensivem Fahren keine Hilfe bot, wenn man gerade in einem Lastwagen, beladen mit Betonblöcken, einen matschigen Hang hinunterschlitterte. Sterben war keine Option. Wenn ihr etwas passierte, dann gäbe es niemanden mehr, der sich um Matt und Mia kümmern konnte.
Sie riss das Lenkrad nach rechts, und die Räder des Lastwagens bekamen wieder Bodenkontakt. Er schoss allerdings weiter auf den Fuß des Abhangs zu und sorgte dafür, dass Arbeiter sich eilig in Sicherheit brachten. Sie sah am Ende des Hügels einen Haufen aus Erde und der Art von Betonblöcken, wie sie auch auf dem Lastwagen geladen waren. Ein großer Monty-Python-artiger Finger schien durch die Wolken zu brechen und auf diesen Erdhaufen zu zeigen. Danny hielt mit dem Lastwagen genau darauf zu.
»Ich kann das«, stieß sie grimmig hervor. »Ich kann das!« Sie trat sanft auf die Bremse, und der Truck wurde langsamer. Das unheilvolle Geräusch der nach vorn rutschenden Betonblöcke ließ sie erschaudern. Sie knallten in dem Moment von hinten gegen das Fahrerhaus, als Danny auf ein besonders matschiges Stück Erde fuhr. Die Räder drehten durch, und der Lastwagen rutschte den Hang hinunter, direkt in die Wand aus Betonblöcken.
Danny war nicht angeschnallt. Der Aufprall hob sie aus dem Fahrersitz, ihre Stirn kollidierte mit der Windschutzscheibe, und sie sah Sterne, als sie in den Sitz zurückgeworfen wurde. Der Truck schwankte heftig und warf sie dabei vor und zurück wie eine Puppe. Danny öffnete ihren Mund zu einem stummen Schrei, als ihr Gesicht erst einmal, dann noch einmal gegen das Lenkrad geschlagen wurde. Sie fand Halt und klammerte sich mit schmerzhaft verkrampften Fingern fest, um nicht wieder nach vorn geworfen zu werden. Irgendwo in der Entfernung hörte sie eine Sirene, aber sie war nicht annähernd so laut wie das Summen in ihren Ohren, als hätte jemand in ihrem Kopf ein Telefon abgenommen.
Danny stöhnte.
Sie wollte ihr Geld von diesem Fahrlehrer zurück.
Jemand versuchte, zu ihr zu kommen.
»Schließen Sie die Tür auf!«, schrie die rauhe, harsche Stimme eines Mannes. »Schließen Sie auf!«
Danny bewegte sich nicht. Sie konzentrierte sich darauf, sich von dem brennenden Gefühl auf ihrer Stirn zu distanzieren. Es fühlte sich an, als hätte jemand dort ein Streichholz angezündet. Weit entfernt hörte sie den Mann schreien: »Schützen Sie Ihren Kopf! Wir werden das Fenster einschlagen!« Sie schrie, als Glassplitter um sie herum explodierten.
Die Tür wurde aufgerissen und die rauhe Stimme verlangte zu wissen: »Sind Sie in Ordnung? Können Sie mich hören?« Der Akzent klang amerikanisch.
Danny hob langsam ihren Kopf, und die Hupe hörte auf zu jaulen. Sie starrte sie für einen Moment überrascht an, bevor sie langsam den Blick zu dem Gesicht des Mannes hob, der seinen Kopf ins Fahrerhaus gesteckt hatte. »Jemand ...«, begann sie mit zitternder Stimme, »hat das Telefon ... nicht aufgelegt.«
Er zog seine dichten schwarzen Augenbrauen hoch, die wie dafür gemacht waren,finster dreinzublicken. »Zur Hölle, Sie sehen schrecklich aus!«
Seine Stimme klang, als käme sie von weit entfernt. Das Innere von Dannys Kopf fühlte sich an wie ein Stück Schweizer Käse - es war, als f össe ihr Hirn durch die Löcher davon. Es war nicht mehr genug übrig, um zu verstehen, was er sagte. Der klare Teil ihres Selbst stand neben ihr und beobachtete das Geschehen. Dannys Ohren summten immer noch. Ihr Herz schlug unregelmäßig gegen ihr Brustbein, im Takt mit dem Hämmern in ihrem Kopf.
Das Summen verwandelte sich plötzlich in ein Winseln und dann in ein zwitscherndes Geräusch, als f ögen Vögel um ihren Kopf. Danny wedelte mit der Hand über sich herum, immer noch benommen. »Sind hier Vögel?«, fragte sie schwach.
Ihr klarer Teil vergrub das Gesicht in den Händen und schüttelte verzweifelt den Kopf.
Der Mann fing ihre Hand ein und zog sie sanft nach unten. Danny war überrascht, wie warm er sich anfühlte und wie kalt sie offensichtlich war. Sie betrachtete das schwarze Sweatshirt, das seine Brust bedeckte, und wollte sich darin vergraben. Hinter ihm erklangen wütende Stimmen. Er rieb ihre Hand zwischen seinen und rief über die Schulter: »Wir brauchen einen Arzt!«
Die klare Danny schaute genauer hin. Blutunterlaufene schwarze Augen in einem gebräunten Gesicht mit einem Bartschatten - sie entschied, dass die Designerklamotten ihm nicht besonders gut standen. Er wirkte mehr wie ein Serienkiller. Und diese Nase! Sie ragte wie ein Monument aus der Mitte seines Gesichts auf. Er wirkte entfernt vertraut, und Danny folgerte, dass sie sein Gesicht wahrscheinlich in Aktenzeichen XY ungelöst gesehen hatte.
»Sie sehen aus wie ein Serienkiller.«
Danny ging erst auf, dass sie es laut ausgesprochen hatte, als der Serienkiller aufhörte, ihre Hände zu reiben. »Ich sehe um einiges besser aus als Sie. Was zur Hölle haben Sie sich dabei gedacht?«, wollte er wissen. »Sie hätten jemanden umbringen können.«
Es war, als hätte er sie geohrfeigt. Sie schob seine Hände von sich und leckte sich die Lippen. »Ich will hier raus.« »Warten Sie, bis die Sanitäter da sind, Sie bluten!«
Sie starrte ihn überrascht an. »Tue ich das?«
Er schaute auf ihre Stirn und nickte.
Als wäre das ein Stichwort gewesen, lief etwas ihre Nase entlang. Blut? Danny hob die Hand und berührte ihr Gesicht.
Er fing ihr Handgelenk ein und zog es nach unten. »Vorsicht! «
Sie blickte auf die klebrige rote Spur auf ihren Fingern und presste die Augen zu. Es fühlte sich an, als würde ihr Gesicht mit stumpfen Nadeln malträtiert. Als sie ihre Augen wieder öffnete, war der Serienkiller von einem anderen Gesicht mit dünner werdendem braunen Haar abgelöst worden, das sie mit den Augen eines Cockerspaniels ängstlich durch eine Brille musterte.
Der Cockerspaniel drückte ihr sanft ein Taschentuch gegen die Stirn und erkundigte sich mit amerikanischem Akzent: »Sind Sie okay?«
Danny nahm ihm das Taschentuch ab und fragte sich, wo der Serienkiller abgeblieben war und warum es hier so viele Amerikaner gab. Sie unterdrückte ein Kichern. Gehirnerschütterung, leicht hysterisch, entschied die klare Danny.
Der Cockerspaniel hob seine Hand. »Wie viele Finger?« Ihre Zähne begannen zu klappern. »Warum? H-Haben Sie welche v-verloren?«
Der Serienkiller hatte sich neben den Cockerspaniel geschoben. »Die Sanitäter sind unterwegs, lass sie das erledigen.« Er bemerkte Dannys Zittern und verschwand wieder. Dann verschwand CS und SK tauchte wieder auf, ohne sein Sweatshirt.
Danny kicherte. »Sprecht ihr eure Auftritte ab?« »Hören Sie auf!«, grollte SK.
»Kann ich nicht!« Sie lachte, dann wimmerte sie, als der Schmerz zunahm.
»All dieses Herumzappeln macht es nur schlimmer«, tadelte SK.
Danny öffnete ein Auge. Schlimmer für wen? Für ihn oder sie?
Er lehnte sich vor, um sie mit seinem Pullover zuzudecken, erstarrte aber, als er das Namensschild an ihrem blauen Kittel bemerkte.
Danny fiel auf, dass am Ärmel seines Hemdes, am Handgelenk, ein leuchtend roter Fleck langsam größer wurde. »S-Sie bluten.«
SK antwortete nicht.
Sie biss die Zähne gegen die Schmerzen zusammen und berührte die Manschette seines Hemdes. »Sie bluten!«
Er starrte sie böse an. »Daneka Lawton? Sie sind Daneka Lawton?«
Sie ließ die Hand in ihren Schoß fallen. »Ja. Warum interessiert Sie das?«
Der Cockerspaniel tauchte wieder hinter SK auf, um ebenfalls eingehend ihr Namensschild zu mustern. Er riss die Augen auf, dann legte er eine beruhigende Hand auf die Schulter von SK. »Nicht jetzt, Ross! Sie ist verletzt.«
Seine Worte klangen unheilvoll, aber Danny konnte nicht darüber nachdenken. Das Gesicht des Serienkillers wuchs und schrumpfte in ihrer Sicht, während ihr Magen an¬fing, eine La-Ola-Welle zu starten, die sich langsam in ihre Speiseröhre fortsetzte. Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu konzentrieren. Ross? Sein Name war Ross? Das war wichtig, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, war um. Ihr Magen verkrampfte sich - sie musste aus diesem Truck raus.
»Sitzen Sie still!«, blaffte Ross, der Serienkiller. »Die Sanitäter sind da.«
Plötzlich erschien der Name auf dem Brief, den sie am Morgen bekommen hatte, vor Dannys innerem Auge. Ross Fabello. Sie starrte Ross an, während ihr Magen sich hob.
Er starrte mit versteinerter Miene zurück.
Sie musste fragen. »Wer sind Sie?«
Seine schwarzen Augen bohrten sich in ihre. »Ich bin Ross Fabello«, antwortete er. »Ich bin Patricks Bruder.« Danny schlug sich die Hände vor den Mund.
Ross Fabello lehnte sich einen Moment zu spät zurück. Danny beugte sich aus der Tür.
Und kotzte ihm über die Schuhe.
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei Knaur Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
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Autoren-Porträt von Michelle Holman
Michelle Holman träumte schon früh von einer Schreibkarriere. Neben ihrer Arbeit als Krankenschwester hat sie nächtelang vor dem Computer gesessen und dabei Unmengen Schokolade vertilgt. Michelle Holman lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Auckland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michelle Holman
- 2010, 1, 431 Seiten, Maße: 12,5 x 19,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Vanessa Lamatsch
- Verlag: Knaur
- ISBN-10: 3426652404
- ISBN-13: 9783426652404
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