Hokus Pokus Zuckerkuss / Lizzie Nichols Bd.3
Roman
Endlich hat Lizzie einen Heiratsantrag von Luke bekommen. Doch während sie mitten in den turbulenten Hochzeits-Vorbereitungen steckt, fragt sie sich immer öfter, ob ihr Prinz wirklich so traumhaft ist. Und dann ist da noch dieser attraktive Chaz.
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Produktinformationen zu „Hokus Pokus Zuckerkuss / Lizzie Nichols Bd.3 “
Endlich hat Lizzie einen Heiratsantrag von Luke bekommen. Doch während sie mitten in den turbulenten Hochzeits-Vorbereitungen steckt, fragt sie sich immer öfter, ob ihr Prinz wirklich so traumhaft ist. Und dann ist da noch dieser attraktive Chaz.
Klappentext zu „Hokus Pokus Zuckerkuss / Lizzie Nichols Bd.3 “
Er liebt mich nicht, er liebt mich ...Endlich hat ihr Liebster Luke ihr einen Heiratsantrag gemacht! Lizzie Nichols ist völlig aus dem Häuschen. Und so stürzt sich der Wirbelwind mit dem losen Mundwerk mitten in die Hochzeitsvorbereitungen auf dem Schloss von Lukes Familie in Frankreich. Doch die rosarote Wolke droht zu platzen, denn Lizzie beginnt sich zu fragen, ob ihr Traumprinz eigentlich wirklich so traumhaft ist. Und dann ist da auch noch Chaz, der Exfreund ihrer besten Freundin, dessen Anwesenheit ihr jedes Mal Kribbeln im Bauch verursacht. Nur eines scheint sicher: Diese Hochzeit wird niemand so schnell vergessen ...
Lese-Probe zu „Hokus Pokus Zuckerkuss / Lizzie Nichols Bd.3 “
Hokuspokus Zuckerkuss von Meg Cabot1
Woraus auch unsere Seelen gemacht sein mögen,
seine und meine gleichen einander.
Emily Brontë (1818–1848),
britische Romanschriftstellerin und Dichterin
»Chaz!«, rufe ich und schüttle den Mann im Smoking, der lang ausgestreckt auf meinem Bett liegt.
»Du musst jetzt verschwinden.«
»Lass das, Mom.« Chaz schiebt meine Hand weg, die ihn anscheinend ärgert. »Ich sagte doch, ich habe den Müll schon rausgebracht.«
»Chaz!« Ich schüttle ihn wieder. »Ich meine es ernst. Wach auf, du musst gehen.«
Verwirrt schreckt er aus dem Schlaf hoch. »Was – wo bin ich?« Mit trüben Augen schaut er sich im Zimmer um. Schließlich bleibt sein Blick an mir hängen.
»Oh, Lizzie, wie spät ist es?«
»Höchste Zeit.« Ich packe seinen Arm und ziehe daran. »Komm, steh auf!«
Genauso gut hätte ich an einem Elefanten zerren können. Er rührt sich nicht.
»Was ist los?«, will er wissen. Wie ich zugeben muss, fällt es mir nicht leicht, ihn so gemein zu be- handeln. In seinem Smokinghemd, das stoppelbärtige Gesicht völlig verstört, das dunkle Haar wild zerzaust, sieht er hinreißend aus. Er blinzelt mich an. »Ist es schon Morgen? Hey – warum bist du immer noch angezogen?«
»Weil nichts zwischen uns passiert ist«, antworte ich – einigermaßen erleichtert, denn das stimmt sogar. Nun ja, ein bisschen was ist zwar passiert, aber ich trage immer noch meine körperformende Spanx- Wäsche, die meine Figur merklich verbessert. Also ist nicht allzu viel vorgefallen. Dem Himmel sei Dank. »Steh auf, du musst gehen.«
»Wie meinst du das – zwischen uns ist nichts passiert?« Gekränkt runzelt er die Stirn. »Wie
... mehr
kannst du das behaupten? Auf deinen Wangen sieht man doch rote Kratzer von meinem Bart.«
Schuldbewusst berühre ich mein Gesicht. »Was? O mein Gott, das muss ein Witz sein.«
»Nein, kein Witz. Du bist ganz zerkratzt.« Voller Genugtuung streckt er die Arme aus. »Komm zu mir. Machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben, als du so unhöflich eingeschlafen bist. Ich werde es dir nicht übel nehmen, obwohl ich sauer sein müsste. Natürlich verdienst du eine Strafe. Ich würde dich gern ein bisschen verhauen, wenn ich wüsste, wie ich dich aus diesem Ding kriegen soll. Wie hast du es genannt? Ach ja …« Seine Miene erhellt sich. »Spanx.«
Aber ich bin schon ins Bad gelaufen und starre mein Spiegelbild über dem Waschbecken an. Tatsächlich, die ganze untere Hälfte meines Gesichts ist gerötet, von Chaz’ Bartstoppeln verunstaltet, weil wir letzte Nacht im Fond des Taxis auf der Heimfahrt von der Hochzeit wie Teenager geknutscht haben.
»O Gott!«, jammere ich und wanke ins Schlafzimmer zurück. »Glaubst du, er hat’s gemerkt?«
»Ob ich glaube, wer was gemerkt hat?« Chaz umklammert mein Handgelenk, zieht mich zu sich aufs Bett und beginnt, die winzigen Knöpfe meines Kleids zu öffnen.
»Luke!«, kreische ich. »Glaubst du, er hat die Spuren von deinem Bart in meinem Gesicht gesehen?«
»Wie sollte er denn? Er ist in Frankreich. Sag mal, wie werden wir dieses Ding los?«
»Nein, er ist nicht in Frankreich!«, widerspreche ich und verscheuche Chaz’ Hände. »Das war eben er, unten an der Tür!«
»An der Tür?« Er unterbricht seinen Versuch, mich auszuziehen, und seine Verwirrung wirkt zauberhafter denn je. Nicht, dass es mir zustehen würde, Chaz zauberhaft zu finden. »Luke ist an der Tür?«
»Jetzt nicht mehr.« Genervt verscheuche ich wieder seine Hände. »Aber er kommt in einer halben Stunde zurück. Und deshalb musst du sofort gehen. Er weiß nicht, dass du hier bist, und dabei soll’s auch bleiben.« Ich springe auf und zerre Chaz’ Smokingjackett unter seinen Kniekehlen hervor. »Wenn du so freundlich wärst, das anzuziehen und dieses Haus zu verlassen …«
»Moment mal.« Chaz hebt eine dunkle Augenbraue.
»Warte mal. Versuchst du mir allen Ernstes einzureden, du bist wieder mit Mr. Romance zusammen?«
»Ja, natürlich sind wir wieder zusammen.« Ich werfe einen nervösen Blick zur Uhr hinüber. Noch fünfundzwanzig Minuten! In fünfundzwanzig Minuten kommt Luke zurück! Er ist nur zu einem Starbucks gegangen, um Kaffee und süße Teilchen für uns zu holen – oder was immer Starbucks an einem Neujahrsmorgen zu bieten hat. Meinetwegen könnte es fetter, ranziger Schweinebraten in einer Plastikpackung sein. Welche Rolle spielt das schon?
»Was glaubst du denn, warum ich dich dauernd anflehe, endlich zu verschwinden? Er darf nicht wissen, dass du diese Nacht hier warst – und mit deinem Bart mein Gesicht zerkratzt hast.«
»Lizzie …« Seufzend schüttelt er den Kopf. Aber er zieht das Smokingjackett an. Gott sei Dank. »Er ist kein kleiner Junge, und du kannst ihn nicht für alle Zeiten beschützen. Irgendwann wird er das mit uns rausfinden.«
Um mein Herz scheinen sich eisige Tentakel zu schlingen. »Mit uns? Chaz, es gibt kein Wir!«
»Was heißt das?« Er blickt von der Innentasche des Jacketts auf, in der er offensichtlich seine Brieftasche sucht. »Haben wir diese Nacht zusammen verbracht oder nicht?«
»Doch.« Verzweifelt schaue ich wieder auf die Uhr. Noch vierundzwanzig Minuten. Und ich muss meine Haare waschen. Sicher hängen Konfetti von der Hochzeitsparty drin. Ganz zu schweigen von den Waschbärringen um meine Augen herum. Weil meine Wimperntusche wahrscheinlich verschmiert ist. »Aber wie gesagt, es ist nichts passiert.«
»Nichts?«, wiederholt er vorwurfsvoll. »Also, ich erinnere mich ganz deutlich, dass ich dich zärtlich in meinen Armen gehalten und unter einem Himmel voller herabfallender Sterne geküsst habe. Das nennst du nichts?«
»Es waren Ballons«, verbessere ich ihn. »Keine Sterne.«
»Was auch immer. Wie ich mich entsinne, hatten wir gesagt, wir würden am körperlichen Aspekt unserer Beziehung arbeiten.«
»Nein, das hast du gesagt. Und ich sagte, wir beide hätten schmerzliche Trennungen hinter uns und müssten uns erst mal erholen.«
Mit den Fingern fährt Chaz durch seine Haare, die nach allen Seiten vom Kopf abstehen. Konfetti rieselt heraus und landet auf meinem Bett. »Jedenfalls hast du gesagt, wir würden versuchen, unsere Beziehung auf eine neue Ebene zu verlagern. Wohin sollten die Küsse im Taxi denn sonst führen?«
Zweifellos ein stichhaltiges Argument. Keine Ahnung, was dieses Geknutsche im Taxi sollte.
Und warum ich es so sehr genossen habe.
Aber eins weiß ich ganz genau. Ich werde nicht hier herumstehen und darüber reden. Jetzt nicht.
»Wir haben zu viel getrunken«, erkläre ich und werfe einen weiteren panischen Blick auf die Uhr.
Zweiundzwanzig Minuten! Und ich muss meine Haare auch noch föhnen! »Wir waren auf einer Hochzeit. Da lässt man sich leicht mitreißen.«
»Mitreißen?« Im bleichen Wintersonnenlicht, das durch meine neuen Spitzenvorhänge ins Zimmer dringt, wirken Chaz’ Augen unnatürlich blau. »So nennst du die Tatsache, dass meine Hand in deinem BH gelandet ist? Wir wurden mitgerissen?«
Hastig halte ich ihm den Mund zu. »Das dürfen wir nie mehr erwähnen.« In meiner Brust hämmert mein Herz – ja, es hämmert!
»Erzähl mir bloß nicht«, sagt er hinter meinen Fingern, »dass du ihm eine zweite Chance gibst. Okay, offenbar hat er die ganz große romantische Show abgezogen und ist am Neujahrstag aus Frankreich zurückgeflogen, oder was auch immer. Aber – Lizzie, der Typ leidet an einer akuten Bindungsphobie. Noch nie im Leben hat er sich ernsthaft für irgendwas engagiert.«
»Da irrst du dich!« Ich lasse seine Lippen los und halte ihm meine Hand vor die Augen. »Schau mal!«
Chaz starrt den vierten Finger meiner linken Hand an. »O Gott«, murmelt er nach einer langen
Pause, »ich glaube, mir wird schlecht.«
»Wie nett von dir, so was zu sagen!«, fauche ich.
»Zu dem Mädchen, dem dein bester Freund soeben einen Heiratsantrag gemacht hat!«
Komisch, auch mir wird ein bisschen übel. Das muss am Champagner der vergangenen Nacht liegen.
Was anderes kann es nicht sein.
»Lizzie …« Jetzt sinkt Chaz auf mein Bett zurück und mustert die Risse in der Zimmerdecke. »Darf
ich dich daran erinnern, dass erst vor knapp vierundzwanzig Stunden Schluss mit euch war? Du bist aus eurem gemeinsamen Apartment ausgezogen, weil er dir erklärt hat, er könne sich keine Zukunft mit dir vorstellen. Danach hast du während der restlichen Nacht dauernd deine Zunge in meinen Hals gesteckt, weil es mit euch beiden vorbei war.«
»Okay«, sage ich und begutachte den dreikarätigen Diamanten mit Smaragdschliff auf dem schmalen Platinreif. Fabelhaft, wie er das Licht reflektiert … Luke hat mir versichert, das Zertifikat mit der Bestätigung, der Stein sei durch fairen Handel erworben worden, sei unterwegs. Das heißt, dieser Diamant würde keinesfalls den Krieg an der Elfenbeinküste oder sonstwo finanzieren. »Inzwischen hat er sich anders besonnen.«
»Weil ihm dein plötzlicher Auszug die Hölle heißgemacht hat?«, stößt Chaz hervor und setzt sich
wieder auf. »Willst du das? Einen Kerl, der mit einem Verlobungsring zu dir zurückläuft, nur weil er sich vor der Einsamkeit fürchtet? So sehr, dass er lieber mit einem Mädchen zusammen ist, das nicht zu ihm passt?«
»Oh …« Wütend balle ich die Fäuste. »Und du meinst, wir zwei wären ein ideales Paar?«
»Ja. Jetzt, wo du’s erwähnst – genau das glaube ich. Aber ehrlich gesagt, sogar ein Affe mit einer Papiertüte auf dem Kopf würde besser zu dir passen als Luke. Weil ihr beide total verschieden seid.«
»Du – du …« Mühsam ringe ich nach Luft. Dass ich mit Chaz über so was diskutiere, fasse ich einfach
nicht. »Was …Wie kannst du … Ich dachte, Luke ist dein bester Freund!«
»Das ist er ja auch. Ich kenne ihn, seit ich vierzehn Jahre alt bin. Wahrscheinlich kenne ich ihn besser, als er sich selber kennt. Und deshalb behaupte ich mit Fug und Recht, dass er im Augenblick nicht imstande ist, irgendwem einen Heiratsantrag zu machen – dir schon gar nicht.«
»Was bedeutet das – mir schon gar nicht?« Unter meinen Wimpern brennen Tränen. »Was stimmt
denn nicht mit mir?«
»Mit dir ist alles in Ordnung, Lizzie«, beteuert er etwas sanfter. »Aber du weißt nicht, was du willst, und Luke weiß es auch nicht. Du bist ein Star. Und Luke ist nicht der Typ, der hinter einem Star die zweite Geige spielt. Der bildet sich nämlich immer noch ein, er wäre der Star. Und in einer Beziehung kann es nicht zwei Stars geben. Einer muss bereit sein, die Nebenrolle zu übernehmen. Zumindest für einige Zeit.«
»Unsinn!«, protestiere ich und wische mit dem Handrücken über meine Augen. »Luke ist der Star. Bald wird er Arzt sein – und Kindern das Leben retten. «
Chaz verdreht die Augen. »An dem Tag, wo Luke de Villiers tatsächlich Arzt ist, gehe ich zu alkoholfreiem Bier über. Für immer.«
Empört starre ich ihn an und zeige zur Tür. »Raus! Ich meine es ernst. Hau ab!«
Chaz steht vom Bett auf – und erweckt sofort den Eindruck, als würde er es bereuen. Trotzdem sagt er, sobald er sein Gleichgewicht wiederfindet, in möglichst würdevollem Ton: »Weißt du was? Liebend gern.« Dann stapft er aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer und findet seinen Mantel am Boden, wo er ihn letzte Nacht hingeworfen hat. Als er ihn aufhebt, schwankt er und hält seinen Brummschädel fest. Schließlich steuert er die Tür des Apartments an. »Du machst einen Fehler, Lizzie«, warnt er mich, dreht sich um und scheint zu staunen, weil ich direkt hinter ihm stehe.
»Nein!«, kreische ich und piekse einen Finger in sein Brustbein. »Du machst einen Fehler. Dein bester Freund wird mich heiraten, und du solltest dich mit ihm freuen. Nur weil es mit dir und Shari nicht geklappt hat …«
»Shari?« Verwirrt schüttelt er den Kopf. »Mit Shari hat das nichts zu tun, sondern mit dir und mir.«
»Mit mir und dir?«, frage ich verblüfft und breche in Gelächter aus. »Mich und dich gibt es nicht.«
»Das glaubst du.« Chaz schlüpft in seinen Mantel.
»Und ich werde einen Teufel tun und hier herumhängen und warten, bis du deinen Irrtum erkennst.«
»Wunderbar! Darum bitte ich dich auch gar nicht.«
»Nein, natürlich nicht.« Chaz lächelt, obwohl er nicht allzu glücklich aussieht. »Aber das würdest du tun, wenn du wüsstest, was gut für dich ist.« Ohne ein weiteres Wort reißt er die Tür auf, stürmt hindurch und knallt sie so vehement hinter sich zu, dass die Fensterscheiben klirren.
Und dann ist er endgültig verschwunden.
Übersetzung: Eva Malsch
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by
Verlagsgruppe Random House GmbH
Schuldbewusst berühre ich mein Gesicht. »Was? O mein Gott, das muss ein Witz sein.«
»Nein, kein Witz. Du bist ganz zerkratzt.« Voller Genugtuung streckt er die Arme aus. »Komm zu mir. Machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben, als du so unhöflich eingeschlafen bist. Ich werde es dir nicht übel nehmen, obwohl ich sauer sein müsste. Natürlich verdienst du eine Strafe. Ich würde dich gern ein bisschen verhauen, wenn ich wüsste, wie ich dich aus diesem Ding kriegen soll. Wie hast du es genannt? Ach ja …« Seine Miene erhellt sich. »Spanx.«
Aber ich bin schon ins Bad gelaufen und starre mein Spiegelbild über dem Waschbecken an. Tatsächlich, die ganze untere Hälfte meines Gesichts ist gerötet, von Chaz’ Bartstoppeln verunstaltet, weil wir letzte Nacht im Fond des Taxis auf der Heimfahrt von der Hochzeit wie Teenager geknutscht haben.
»O Gott!«, jammere ich und wanke ins Schlafzimmer zurück. »Glaubst du, er hat’s gemerkt?«
»Ob ich glaube, wer was gemerkt hat?« Chaz umklammert mein Handgelenk, zieht mich zu sich aufs Bett und beginnt, die winzigen Knöpfe meines Kleids zu öffnen.
»Luke!«, kreische ich. »Glaubst du, er hat die Spuren von deinem Bart in meinem Gesicht gesehen?«
»Wie sollte er denn? Er ist in Frankreich. Sag mal, wie werden wir dieses Ding los?«
»Nein, er ist nicht in Frankreich!«, widerspreche ich und verscheuche Chaz’ Hände. »Das war eben er, unten an der Tür!«
»An der Tür?« Er unterbricht seinen Versuch, mich auszuziehen, und seine Verwirrung wirkt zauberhafter denn je. Nicht, dass es mir zustehen würde, Chaz zauberhaft zu finden. »Luke ist an der Tür?«
»Jetzt nicht mehr.« Genervt verscheuche ich wieder seine Hände. »Aber er kommt in einer halben Stunde zurück. Und deshalb musst du sofort gehen. Er weiß nicht, dass du hier bist, und dabei soll’s auch bleiben.« Ich springe auf und zerre Chaz’ Smokingjackett unter seinen Kniekehlen hervor. »Wenn du so freundlich wärst, das anzuziehen und dieses Haus zu verlassen …«
»Moment mal.« Chaz hebt eine dunkle Augenbraue.
»Warte mal. Versuchst du mir allen Ernstes einzureden, du bist wieder mit Mr. Romance zusammen?«
»Ja, natürlich sind wir wieder zusammen.« Ich werfe einen nervösen Blick zur Uhr hinüber. Noch fünfundzwanzig Minuten! In fünfundzwanzig Minuten kommt Luke zurück! Er ist nur zu einem Starbucks gegangen, um Kaffee und süße Teilchen für uns zu holen – oder was immer Starbucks an einem Neujahrsmorgen zu bieten hat. Meinetwegen könnte es fetter, ranziger Schweinebraten in einer Plastikpackung sein. Welche Rolle spielt das schon?
»Was glaubst du denn, warum ich dich dauernd anflehe, endlich zu verschwinden? Er darf nicht wissen, dass du diese Nacht hier warst – und mit deinem Bart mein Gesicht zerkratzt hast.«
»Lizzie …« Seufzend schüttelt er den Kopf. Aber er zieht das Smokingjackett an. Gott sei Dank. »Er ist kein kleiner Junge, und du kannst ihn nicht für alle Zeiten beschützen. Irgendwann wird er das mit uns rausfinden.«
Um mein Herz scheinen sich eisige Tentakel zu schlingen. »Mit uns? Chaz, es gibt kein Wir!«
»Was heißt das?« Er blickt von der Innentasche des Jacketts auf, in der er offensichtlich seine Brieftasche sucht. »Haben wir diese Nacht zusammen verbracht oder nicht?«
»Doch.« Verzweifelt schaue ich wieder auf die Uhr. Noch vierundzwanzig Minuten. Und ich muss meine Haare waschen. Sicher hängen Konfetti von der Hochzeitsparty drin. Ganz zu schweigen von den Waschbärringen um meine Augen herum. Weil meine Wimperntusche wahrscheinlich verschmiert ist. »Aber wie gesagt, es ist nichts passiert.«
»Nichts?«, wiederholt er vorwurfsvoll. »Also, ich erinnere mich ganz deutlich, dass ich dich zärtlich in meinen Armen gehalten und unter einem Himmel voller herabfallender Sterne geküsst habe. Das nennst du nichts?«
»Es waren Ballons«, verbessere ich ihn. »Keine Sterne.«
»Was auch immer. Wie ich mich entsinne, hatten wir gesagt, wir würden am körperlichen Aspekt unserer Beziehung arbeiten.«
»Nein, das hast du gesagt. Und ich sagte, wir beide hätten schmerzliche Trennungen hinter uns und müssten uns erst mal erholen.«
Mit den Fingern fährt Chaz durch seine Haare, die nach allen Seiten vom Kopf abstehen. Konfetti rieselt heraus und landet auf meinem Bett. »Jedenfalls hast du gesagt, wir würden versuchen, unsere Beziehung auf eine neue Ebene zu verlagern. Wohin sollten die Küsse im Taxi denn sonst führen?«
Zweifellos ein stichhaltiges Argument. Keine Ahnung, was dieses Geknutsche im Taxi sollte.
Und warum ich es so sehr genossen habe.
Aber eins weiß ich ganz genau. Ich werde nicht hier herumstehen und darüber reden. Jetzt nicht.
»Wir haben zu viel getrunken«, erkläre ich und werfe einen weiteren panischen Blick auf die Uhr.
Zweiundzwanzig Minuten! Und ich muss meine Haare auch noch föhnen! »Wir waren auf einer Hochzeit. Da lässt man sich leicht mitreißen.«
»Mitreißen?« Im bleichen Wintersonnenlicht, das durch meine neuen Spitzenvorhänge ins Zimmer dringt, wirken Chaz’ Augen unnatürlich blau. »So nennst du die Tatsache, dass meine Hand in deinem BH gelandet ist? Wir wurden mitgerissen?«
Hastig halte ich ihm den Mund zu. »Das dürfen wir nie mehr erwähnen.« In meiner Brust hämmert mein Herz – ja, es hämmert!
»Erzähl mir bloß nicht«, sagt er hinter meinen Fingern, »dass du ihm eine zweite Chance gibst. Okay, offenbar hat er die ganz große romantische Show abgezogen und ist am Neujahrstag aus Frankreich zurückgeflogen, oder was auch immer. Aber – Lizzie, der Typ leidet an einer akuten Bindungsphobie. Noch nie im Leben hat er sich ernsthaft für irgendwas engagiert.«
»Da irrst du dich!« Ich lasse seine Lippen los und halte ihm meine Hand vor die Augen. »Schau mal!«
Chaz starrt den vierten Finger meiner linken Hand an. »O Gott«, murmelt er nach einer langen
Pause, »ich glaube, mir wird schlecht.«
»Wie nett von dir, so was zu sagen!«, fauche ich.
»Zu dem Mädchen, dem dein bester Freund soeben einen Heiratsantrag gemacht hat!«
Komisch, auch mir wird ein bisschen übel. Das muss am Champagner der vergangenen Nacht liegen.
Was anderes kann es nicht sein.
»Lizzie …« Jetzt sinkt Chaz auf mein Bett zurück und mustert die Risse in der Zimmerdecke. »Darf
ich dich daran erinnern, dass erst vor knapp vierundzwanzig Stunden Schluss mit euch war? Du bist aus eurem gemeinsamen Apartment ausgezogen, weil er dir erklärt hat, er könne sich keine Zukunft mit dir vorstellen. Danach hast du während der restlichen Nacht dauernd deine Zunge in meinen Hals gesteckt, weil es mit euch beiden vorbei war.«
»Okay«, sage ich und begutachte den dreikarätigen Diamanten mit Smaragdschliff auf dem schmalen Platinreif. Fabelhaft, wie er das Licht reflektiert … Luke hat mir versichert, das Zertifikat mit der Bestätigung, der Stein sei durch fairen Handel erworben worden, sei unterwegs. Das heißt, dieser Diamant würde keinesfalls den Krieg an der Elfenbeinküste oder sonstwo finanzieren. »Inzwischen hat er sich anders besonnen.«
»Weil ihm dein plötzlicher Auszug die Hölle heißgemacht hat?«, stößt Chaz hervor und setzt sich
wieder auf. »Willst du das? Einen Kerl, der mit einem Verlobungsring zu dir zurückläuft, nur weil er sich vor der Einsamkeit fürchtet? So sehr, dass er lieber mit einem Mädchen zusammen ist, das nicht zu ihm passt?«
»Oh …« Wütend balle ich die Fäuste. »Und du meinst, wir zwei wären ein ideales Paar?«
»Ja. Jetzt, wo du’s erwähnst – genau das glaube ich. Aber ehrlich gesagt, sogar ein Affe mit einer Papiertüte auf dem Kopf würde besser zu dir passen als Luke. Weil ihr beide total verschieden seid.«
»Du – du …« Mühsam ringe ich nach Luft. Dass ich mit Chaz über so was diskutiere, fasse ich einfach
nicht. »Was …Wie kannst du … Ich dachte, Luke ist dein bester Freund!«
»Das ist er ja auch. Ich kenne ihn, seit ich vierzehn Jahre alt bin. Wahrscheinlich kenne ich ihn besser, als er sich selber kennt. Und deshalb behaupte ich mit Fug und Recht, dass er im Augenblick nicht imstande ist, irgendwem einen Heiratsantrag zu machen – dir schon gar nicht.«
»Was bedeutet das – mir schon gar nicht?« Unter meinen Wimpern brennen Tränen. »Was stimmt
denn nicht mit mir?«
»Mit dir ist alles in Ordnung, Lizzie«, beteuert er etwas sanfter. »Aber du weißt nicht, was du willst, und Luke weiß es auch nicht. Du bist ein Star. Und Luke ist nicht der Typ, der hinter einem Star die zweite Geige spielt. Der bildet sich nämlich immer noch ein, er wäre der Star. Und in einer Beziehung kann es nicht zwei Stars geben. Einer muss bereit sein, die Nebenrolle zu übernehmen. Zumindest für einige Zeit.«
»Unsinn!«, protestiere ich und wische mit dem Handrücken über meine Augen. »Luke ist der Star. Bald wird er Arzt sein – und Kindern das Leben retten. «
Chaz verdreht die Augen. »An dem Tag, wo Luke de Villiers tatsächlich Arzt ist, gehe ich zu alkoholfreiem Bier über. Für immer.«
Empört starre ich ihn an und zeige zur Tür. »Raus! Ich meine es ernst. Hau ab!«
Chaz steht vom Bett auf – und erweckt sofort den Eindruck, als würde er es bereuen. Trotzdem sagt er, sobald er sein Gleichgewicht wiederfindet, in möglichst würdevollem Ton: »Weißt du was? Liebend gern.« Dann stapft er aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer und findet seinen Mantel am Boden, wo er ihn letzte Nacht hingeworfen hat. Als er ihn aufhebt, schwankt er und hält seinen Brummschädel fest. Schließlich steuert er die Tür des Apartments an. »Du machst einen Fehler, Lizzie«, warnt er mich, dreht sich um und scheint zu staunen, weil ich direkt hinter ihm stehe.
»Nein!«, kreische ich und piekse einen Finger in sein Brustbein. »Du machst einen Fehler. Dein bester Freund wird mich heiraten, und du solltest dich mit ihm freuen. Nur weil es mit dir und Shari nicht geklappt hat …«
»Shari?« Verwirrt schüttelt er den Kopf. »Mit Shari hat das nichts zu tun, sondern mit dir und mir.«
»Mit mir und dir?«, frage ich verblüfft und breche in Gelächter aus. »Mich und dich gibt es nicht.«
»Das glaubst du.« Chaz schlüpft in seinen Mantel.
»Und ich werde einen Teufel tun und hier herumhängen und warten, bis du deinen Irrtum erkennst.«
»Wunderbar! Darum bitte ich dich auch gar nicht.«
»Nein, natürlich nicht.« Chaz lächelt, obwohl er nicht allzu glücklich aussieht. »Aber das würdest du tun, wenn du wüsstest, was gut für dich ist.« Ohne ein weiteres Wort reißt er die Tür auf, stürmt hindurch und knallt sie so vehement hinter sich zu, dass die Fensterscheiben klirren.
Und dann ist er endgültig verschwunden.
Übersetzung: Eva Malsch
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by
Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Meg Cabot
Cabot, MegMeg Cabot stammt aus Bloomington, Indiana, und lebt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Katzen in New York City und Key West. Nach dem Studium hoffte sie auf eine Karriere als Designerin in New York und arbeitete währenddessen u. a. als Hausmeisterin in einem Studentenwohnheim. Mit großem Erfolg, denn immerhin ließ dieser Job ihr genügend Zeit, ihr erstes Buch zu schreiben. Inzwischen hat Meg Cabot mehr als 40 Romane verfasst und ist eine der erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen der Welt. Ihre Plötzlich-Prinzessin-Romane wurden von Hollywood verfilmt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Meg Cabot
- 2009, 411 Seiten, Maße: 11,5 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Malsch, Eva
- Übersetzer: Eva Malsch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442372011
- ISBN-13: 9783442372010
- Erscheinungsdatum: 09.11.2009
Rezension zu „Hokus Pokus Zuckerkuss / Lizzie Nichols Bd.3 “
"Meg Cabot ist die Meisterin ihres Genres!" Publishers Weekly
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