Ich weiß, was du denkst
Experimente, praktische Übungen und persönliche Erfahrungen - Thorsten Havener ist ein Meister von Beobachtung und Analyse
"Gedankenleser" Thorsten Havener hat bereits Tausende in seinen Bann gezogen. Für ihn hat...
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Experimente, praktische Übungen und persönliche Erfahrungen - Thorsten Havener ist ein Meister von Beobachtung und Analyse
"Gedankenleser" Thorsten Havener hat bereits Tausende in seinen Bann gezogen. Für ihn hat Gedankenlesen nichts mit Übersinnlichkeit zu tun - allein durch die exakte Beobachtung von Gestik, Mimik und Körpersprache erzielt er verblüffende Erfolge. Und das Beste daran ist: Sie können das auch lernen! Durchbrechen Sie alte Denkmuster und nehmen Sie sich selbst und Ihre Umgebung neu wahr.
EINLEITUNG
KAPITEL EINS
DIE WELT IST DAS WOFÜR WIR SIE HALTEN
Mein Studium des Fachs « Übersetzen und Dolmetschen » war sehr interessant und hat mir viel Spaß bereitet. Hier hatte ich Gelegenheit, täglich dieselben Menschen bei ihren Vorträgen intensiv zu beobachten. Das war sehr wichtig für mich, denn meine Aufgabe als angehender Dolmetscher bestand darin, diese Reden in eine andere Sprache zu übersetzen: entweder ins Englische, Französische oder Deutsche. Ein Job, der sehr viel Konzentration und eine schnelle Auffassungsgabe erfordert. Ich kannte nach einigen Semestern unwillkürlich die Eigenheiten sämtlicher Redner. Ich wusste genau, wie sich jeder Einzelne präsentiert: ob er gerne mit den Beinen wippt, sich beim Reden mit den Fingern durch die Haare fährt oder unruhig hin und her blickt, wenn er nervös wird. Und vieles mehr. Eines Tages nahm ich mir bewusst vor, weniger auf das zu achten, was gesagt wurde, sondern vielmehr mein Augenmerk darauf zu richten, wie es geäußert wurde. Durch die Zauberei war ich ein sehr guter Beobachter geworden. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich einmal in meiner Dolmetscherkabine saß und allein durch genaues Hinsehen zum ersten Mal erkannte, wann der Sprecher sein Thema wechseln würde. Sobald ich auf die richtigen Signale achtete, war es möglich, diesen Moment herauszufinden! Wie gesagt war mir dieses Phänomen 1998 in Kalifornien bewusst geworden. Aber was bedeutete das für mich und meine Arbeit? Und weitergehend: Welche allgemeine Erkenntnis ließ sich daraus ableiten? Das waren die Fragen, die mich ab diesem Zeitpunkt beschäftigten. Ich las daraufhin sehr viel über die Zusammenhänge zwischen Psychologie und Gehirnforschung. Und mir wurde rasch Folgendes klar: Die Signale, die ich jetzt wahrnahm, hatte ich auch schon früher empfangen. Ich hatte sie nur nicht beachtet. Jeder Mensch verfügt über Eigenheiten, die viel über seine Person und seine Gedankenwelt verraten. Aber ich hatte all diese Details nie bewusst wahrgenommen, und daher waren sie für mich wie nicht existent. Das heißt aber nicht, dass diese Botschaften nicht dennoch die ganze Zeit über ausgesendet worden sind! Mein persönliches Fazit: Ab einem bestimmten Moment hatte ich mich stärker auf das konzentriert, was mir zuvor durch meine ausgewählte Perspektive verborgen geblieben war. Durch die Veränderung meiner Sicht auf die Realität konnte ich von jetzt an Facetten der Wirklichkeit erkennen, die normalerweise von vielen unbeachtet und unausgewertet bleiben. « Das Geld liegt auf der Straße, man muss es nur aufheben », heißt es in einem Spruch. Mit dem Sehen und Erkennen ist es genauso: Man muss beides nur auf die richtigen Ziele richten.
Das Wahrnehmungs-Experiment
Bitte nehmen Sie sich 30 Sekunden Zeit und sehen Sie sich in dem Raum um, in dem Sie sich gerade befinden. Bitte merken Sie sich in der nächsten halben Minute so viele blaue Gegenstände, wie Sie von Ihrem Platz aus sehen können. Lesen Sie erst dann weiter.
Haben Sie viele blaue Gegenstände gesehen? Gut, dann nennen Sie mir jetzt bitte, ohne sich erneut umzuschauen, drei grüne Dinge aus demselben Raum.
Sehen Sie: Sie haben sich so sehr auf eine Sache konzentriert, dass Ihnen anderes verborgen geblieben ist, obwohl es existiert! Ganz simpel. Auf diese Weise dringt vieles nicht in unser Bewusstsein, weil wir sofort vergessen, was wir zwar gesehen, aber nicht realisiert haben. Lesen Sie jetzt bitte folgenden Satz:
« 75,2 Prozent aller befragten Teilnehmer hatten Probleme, sich an die genaue Zahl der Teilnehmer zu erinnern, die – ohne erneutes Hinsehen – die Prozentzahl vom Anfang dieses Satzes wiedergeben konnten, sobald sie an dessen Ende angelangt waren. » Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
Mir scheint: Je älter wir werden, desto ungenauer beobachten wir. Meine Kinder dagegen sehen die unglaublichsten Dinge um sich herum und experimentieren ständig damit, Gegenstände zweckzuentfremden. Als Erwachsene tun wir das nicht mehr. Wir erkennen etwas und stimmen das Gesehene sofort mit unserer Erfahrung ab. Oft bemerken wir die Dinge dadurch nicht mehr als das, was sie wirklich sind, sondern kreieren unsere eigene Welt durch unsere ganz persönlichen Filter. Wie die folgende Leseprobe zeigt:
« Sicherlich knenen Sie auch dei Studie, in dre hersuafegnuden wrude, dass die Reinehfl oge der Bustchabne für uns nihct mher witchig ist. Nur die esrten und ltezten Buhctsaben müssen krorket sein. Wir heban die Wröter so oft gesehen, dass wir die fl asche Reiehnfl oge druch unsere Erafhrung umtslelen und die rcihtige Beduetung der Wörter so in unesrem Kopf autoamtisch enttseht . . . »
Sie sehen: Unsere Erfahrungen bestimmen, was wir sehen! Abgesehen davon, dass wir Unmengen an Informationen überhaupt nicht bewusst wahrnehmen, filtern wir zusätzlich noch weitere Details aus, indem wir die Wirklichkeit durch unser Vorwissen (oder jedenfalls durch das, was wir zu wissen glauben) ergänzen oder gar zu vervollkommnen versuchen. Alles soll unseren Erwartungen entsprechen. Diese Selektion ist allerdings sehr wichtig, auch wenn sie einen negativen Eindruck macht, denn wenn wir sie nicht träfen, dann würde uns die Informationslawine erdrücken. Unsere Sinne täuschen uns dabei immer wieder – unaufhörlich. Denn beim Sehen, Fühlen, Riechen, Tasten und Schmecken können wir nie alle Aspekte gleichzeitig wahrnehmen – das liegt in unserer Natur. Die Augen zum Beispiel müssen eine dreidimensionale Welt auf der Netzhaut abbilden, die lediglich zweidimensional ist. Dabei gehen bereits viele Informationen verloren. Bei diesem Prozess nehmen unsere Sehorgane aber immer noch ungefähr ein Gigabyte an Informationen pro Sekunde auf. Das ist extrem viel. Es entspricht beispielsweise einer Datenmenge von ungefähr 500 000 Buchseiten. Damit wir aus diesen Informationen das uns Wesentliche und Wichtige herauslesen können, müssen wir auswählen. Und auch das ist uns nur in sehr beschränktem Maß gezielt möglich. George A. Miller hat in seiner Arbeit « The Magical Num21 ber Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information » gezeigt, dass der Mensch lediglich die Fähigkeit hat, bis zu sieben plus oder minus zwei Informationseinheiten gleichzeitig wahrzunehmen. Sobald es mehr werden, ist der Beobachter überfordert und beginnt, die Dinge fehlerhaft zu erkennen und automatisch, sozusagen zum Selbstschutz, auszublenden. Ein Beispiel: Die Zahl 1726404 können Sie sich vielleicht nach einmaligem Hinsehen fehlerfrei merken. Bei der Zahl 172640485 wird das schon sehr viel schwieriger sein. Denn jede hinzugefügte Ziffer ist eine weitere Informationseinheit. Aber wenn Sie die zweite Zahl in drei Informationseinheiten zu je drei Ziffern aufteilen, fällt es Ihnen schon leichter, sie sich zu merken. Sie wissen sofort: 172 640 485. Sehen Sie? Kennen Sie das Gefühl, dass jemand eine Ihnen bekannte Telefonnummer in andere Informationseinheiten verpackt und Sie dieselbe Nummer deshalb nicht mehr sofort erkennen? Eine Erklärung: Sie sind es gewohnt, Ihre Telefonnummer in folgenden Paketchen zu diktieren: «7 444 27 66.» Und jemand sagt: «Aha, ich habe verstanden: 744 42 76 6.» In diesem Fall müssen Sie die Ihnen eigentlich bekannte Zahl in Ihr System übertragen und erneut auf ihre Richtigkeit hin kontrollieren, weil Sie nicht auf die gewohnte Weise mit ihr konfrontiert wurden. Mit solchen Reaktionen können Sie Ihren Mitmenschen das Leben sehr schwer machen. Zudem: Bei allem, was die sieben plus oder minus zwei Informationseinheiten überschreitet, sind Sie nicht mehr in der Lage, es richtig zu verarbeiten. Die Wirkung einer Informationsüberladung funktioniert bei uns so zuverlässig, dass diese Technik sogar als Einleitung zur Hypnose benutzt wird! Um zu überleben, müssen wir uns also ununterbrochen die für uns relevanten Informationen herausfiltern. Natürlich ist es möglich, diese Filter auszutauschen.
© 2009 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek
Interview mit Thorsten Havener
Kann man mit diesem Buch das Gedankenlesen erlernen?
Thorsten Havener: So würde ich das nicht ausdrücken. Sie lernen, wie Sie Ihr Gegenüber besser einschätzen können und wie Sie sich vor Manipulationen durch andere schützen können. Sie können nach der Lektüre Dinge beachten, von deren Existenz Sie bisher noch nichts geahnt haben. Die häufigste Rückmeldung, die ich von begeisterten Lesern erhalte, ist die, dass sie von nun an mit offeneren Augen durch die Welt gehen und an ihrem Gegenüber Gesten und Eigenheiten erkennen, die ihnen vorher verborgen blieben. Darum geht es: Den Blick fürs Wesentliche zu schärfen.
Stichwort „Fremdsuggestion“: Wie sehr lassen wir uns von anderen Menschen manipulieren?
Thorsten Havener: Das kommt immer auf die Situation an. Ich gebe Ihnen ein einfaches Beispiel: Wenn ich eine Person zu mir auf die Bühne bitte, dann verknüpfe ich immer zwei Befehle. Ich sage dann also nicht nur: ‚Bitte kommen Sie zu mir auf die Bühne‘, sondern ich gebe einen weiteren Befehl. Der Satz lautet dann: ‚Bitte stehen Sie auf und kommen zu mir nach vorne.‘
Ein weiterer Schlüsselbegriff ist „Erwartung“. Wie stark bestimmen Erwartungen unser Verhalten?
Thorsten Havener: Egal, was wir erwarten, wir werden immer Beweise für unsere Erwartungen finden. In den 70er-Jahren wurde ein Experiment mit Lehrern durchgeführt. Bevor die Lehrer in eine neue Klasse kamen, wurde ihnen gesagt, welche Schüler in ihrem Fach besonders begabt seien und welche völlig unbegabt. In Wirklichkeit war es genau umgekehrt: Die Schüler, die als unbegabt dargestellt wurden, waren im jeweiligen Fach sehr gut, und umgekehrt. Das Ergebnis: Schon nach einigen Wochen bekamen die vermeintlich begabten Schüler bessere Noten, und die angeblich unbegabten schlechtere... Dasselbe gilt für Menschen, die uns neu vorgestellt werden. Wenn mir ein neuer Bekannter als eloquenter Professor vorgestellt wird, dann werde ich automatisch nach Hinweisen suchen, die dieses Bild bestätigen. Es ist sehr schwer, sich dieser Suggestion zu entziehen. Mein Buch zeigt viele solcher Suggestionen, und vor allem zeigt es, wie wir uns davor schützen können, in solche Denkfallen zu tappen.
Sie geben auch zahlreiche Hinweise zur ganz allgemeinen Lebensführung und zur inneren Haltung. Mit „positive thinking“ allein lassen sich diese nicht beschreiben…
Thorsten Havener: Das stimmt, ‚positive thinking‘ alleine ist auch ziemlicher Schwachsinn. Es verleitet dazu, Dinge nicht als das zu sehen, was sie sind, sondern als das, was wir in ihnen wollen. Das bringt nichts – im Gegenteil, das ist sogar sehr gefährlich. Bei der inneren Haltung geht es genau darum, NICHT mehr zu unterteilen in ‚gut‘ und ‚schlecht‘, sondern vorbehaltlos zu sein. Es ist, wie es ist, und erst meine Gedanken machen eine Situation zu einer positiven oder negativen Erfahrung! Wenn wir etwas betrachten, wie es ist, auch mal aus den Augen des anderen, dann werden wir sämtliche Facetten wahrnehmen. Die Welt ist das, wofür Sie sie halten.
Inwiefern ist Gedankenlesen eine Gabe, und was gehört zum geübten „Handwerk“?
Thorsten Havener: Ich denke, das ist wie in jeder Kunst: Bis zu einem gewissen Grad kann jeder es erlernen. Was über diese Grundlage hinausgeht, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von Begabung, Begeisterung und Intuition.
Für die Skeptiker unter uns: Nennen Sie doch ein Beispiel, das ganz und gar wasserdicht belegt, dass bei Ihren Auftritten keine Komparsen mit im Spiel sind
Thorsten Havener: Bei meinen Auftritten und in meinen Seminaren sind so viele Leute beteiligt, dass ich das halbe Theater oder den halben Seminarraum bestechen müsste. Das geht rein logistisch gar nicht. Außerdem liegt es mir fern, irgendetwas zu beweisen. Für diejenigen, die keine Beweise wollen, brauche ich auch keine zu liefern, und für diejenigen, die alles bewiesen haben wollen, wird kein Beweis ausreichen.
Die Fragen stellte Carsten Hansen, Literaturtest.
- Autor: Thorsten Havener
- 189 Seiten, Maße: 12,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828941699
- ISBN-13: 9783828941694
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