Im Tal der großen Geysire
Neuseeland, 1886: Als bei einem Vulkanausbruch die kleine Tochter der Bradleys stirbt, zerbricht die Familie daran. Erst Jahre später führt das Schicksal die Fäden wieder zusammen. Es ist eine Maori, die alles zum Guten wendet.
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Produktinformationen zu „Im Tal der großen Geysire “
Neuseeland, 1886: Als bei einem Vulkanausbruch die kleine Tochter der Bradleys stirbt, zerbricht die Familie daran. Erst Jahre später führt das Schicksal die Fäden wieder zusammen. Es ist eine Maori, die alles zum Guten wendet.
Lese-Probe zu „Im Tal der großen Geysire “
Im Tal der großen Geysire von Laura WaldenROTORUA, FEBRUAR I899
Der Schwefelgeruch war an diesem heißen Sommertag besonders intensiv. Wie eine geschlossene Dunstglocke lag er über dem Ort und drang den Menschen in jede Pore. Hätte ihre Schwester sie nicht darauf aufmerksam gemacht, wäre es Annabelle Parker allerdings gar nicht aufgefallen, weil ihr dieser Geruch so vertraut war, dass sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte. Er gehörte ebenso hierher wie der grün-gelblich schimmernde See, an dem ihr kleines Hotel lag, und die stinkenden Schwaden, die immer wieder aus den Blumenbeeten rechts und links vom Haupteingang emporwaberten. Auch an das ständige Blubbern in dem braunen Schlammloch im Garten sowie an den kleinen Pool mit trübem Wasser, in den man gar nicht gern steigen mochte, dafür aber herrlich erfrischt herauskam, hatte sie sich gewöhnt. Sie lebte nun einmal auf einem Flecken Erde, unter dessen Oberfläche »das Höllenfeuer« tobte, wie der alte Reverend Alister im Gottesdienst einst gemahnt hatte. »Wir tanzen eben auf dem Vulkan«, erklärte Annabelle lächelnd, wenn die Hotelgäste sie neugierig auf die vulkanischen Aktivitäten in und um Rotorua ansprachen. Olivia stand im Flur des Hotels und jammerte angewidert: »Wie faule Eier - igitt! Wenn ich mir vorstelle, dass ich hier den Rest meiner Jugend verbracht habe. Ich bekomme sofort Kopfschmerzen. Darling, bitte nimm mir den Koffer ab! Mir wird übel.« In ihrer Stimme schwang, wie immer, ein Vorwurf mit. Annabelle entfuhr ein tiefer Seufzer. So früh hatte sie ihre Schwester gar nicht erwartet. Hastig wischte sie sich die Finger an der Schürze ab, doch es nutzte nichts. Sie hatte soeben in der Küche eine ihrer selbst gefangenen Forellen ausgenommen, und alles stank nach Fisch. Aber nun blieb ihr keine Zeit mehr zum
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Waschen und Umziehen. Natürlich hätte Gordon ihr das Ausnehmen der Fische jederzeit abgenommen, aber Annabelle liebte es, am frühen Morgen allein zu einem einsamen Stückchen Strand zu rudern, um dort ihrer Leidenschaft, dem Fliegenfischen, zu frönen. Und anschließend ihre Beute, diese herrlichen Forellen, auch selbst zuzubereiten. Annabelle setzte ein Lächeln auf, was ihr nicht leichtfiel. Zu sehr lasteten die Ereignisse der letzten Tage auf ihrer Seele. Erst der tragische Unfall ihrer Mutter und in der letzten Nacht schon wieder einer dieser entsetzlichen Träume. Sie war schreiend aufgewacht und hatte nicht mehr einschlafen können. Ihr fehlte die Nachtruhe - und das seit Wochen. Annabelle schüttelte die Erinnerung an den Albtraum ab, reichte Olivia die Hand und fragte betont höflich: »Meine Liebe, ich hoffe, du hattest eine gute Reise?« Die beiden Schwestern umarmten einander nicht einmal mehr zur Begrüßung, seit sie erwachsen waren, doch auch diese Berührung war der jüngeren schon zu viel. Olivia rümpfte ihr wohlgeformtes Näschen, während sie Annabelle hastig die Hand entzog und schnippisch erwiderte: »Entsetzlich, diese Fahrt nach Rotorua. Fast neun Stunden hat der Zug gebraucht.« Dann musterte sie die ältere Schwester von Kopf bis Fuß. Annabelle wurde rot vor Scham. So ein fadenscheiniges mausgraues Kleid würde Olivia wahrscheinlich nicht mal zum Putzen tragen, fuhr ihr durch den Kopf, bis ihr einfiel, dass ihre Schwester gar nicht erst in die Verlegenheit kommen würde, im Haushalt überhaupt etwas anzufassen. Lady Hamilton hatte schließlich Dienstboten. Die eisige Begrüßung war sofort vergessen, als Olivias Sohn Duncan seine Tante überschwänglich in die Arme nahm und wild herumwirbelte. »Lass dich anschauen, mein Junge!«, japste Annabelle völlig außer Atem, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Wie gut er aussah und wie männlich er geworden war! Annabelle konnte kaum den Blick von ihm wenden. Zwei Jahre lag sein letzter Besuch inzwischen zurück, und aus dem schlaksigen Jüngling war ein Bild von einem Mann geworden: hochgewachsen, schlank, jedoch nicht zu dünn, pechschwarzes Haar, ein kantiges Gesicht, eine gesunde Hautfarbe und volle, wohlgeformte Lippen, die nicht weiblich wirkten, sondern seine Männlichkeit im Gegenteil noch unterstrichen. Er kommt ganz nach Olivia, schoss es Annabelle durch den Kopf, nur die Nase, die hat er nicht von ihr. Duncans Nase war besonders kräftig, fügte sich jedoch harmonisch in sein ausdrucksstarkes Gesicht ein. So, als hätte die Natur ein besonders ansehnliches männliches Wesen schaffen wollen und dabei nicht mit Übertreibungen gegeizt. Er hat jetzt, wo er zum Mann heranwächst, immer weniger von Allan, stellte Annabelle fest. Und doch war er, wenn sie Duncans Briefen Glauben schenken durfte, immer noch der heiß geliebte Kronprinz seines Vaters. Annabelle war so begeistert, dass sie wiederholt kicherte: »Die Damenwelt wird entzückt sein!« Dann wurde sie wieder ernst. Warum Helen wohl nicht mitgekommen war? »Wo ist Mutter?«, unterbrach Olivia die Gedanken ihrer Schwester schroff, während sie auf einen Fremden deutete, der soeben eingetreten war. »Das ist Mister Harper, unser Begleiter!«, erklärte sie rasch. Der große Mann mit dem rötlichen Schopf grüßte Annabelle förmlich. »Ich bin der Anwalt der Familie Hamilton!«, sagte er mit Nachdruck, als wolle er Spekulationen über sein Verhältnis zu der schönen Olivia entgegenwirken.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2009 by
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch-Gladbach
Wie gut er aussah und wie männlich er geworden war! Annabelle konnte kaum den Blick von ihm wenden. Zwei Jahre lag sein letzter Besuch inzwischen zurück, und aus dem schlaksigen Jüngling war ein Bild von einem Mann geworden: hochgewachsen, schlank, jedoch nicht zu dünn, pechschwarzes Haar, ein kantiges Gesicht, eine gesunde Hautfarbe und volle, wohlgeformte Lippen, die nicht weiblich wirkten, sondern seine Männlichkeit im Gegenteil noch unterstrichen. Er kommt ganz nach Olivia, schoss es Annabelle durch den Kopf, nur die Nase, die hat er nicht von ihr. Duncans Nase war besonders kräftig, fügte sich jedoch harmonisch in sein ausdrucksstarkes Gesicht ein. So, als hätte die Natur ein besonders ansehnliches männliches Wesen schaffen wollen und dabei nicht mit Übertreibungen gegeizt. Er hat jetzt, wo er zum Mann heranwächst, immer weniger von Allan, stellte Annabelle fest. Und doch war er, wenn sie Duncans Briefen Glauben schenken durfte, immer noch der heiß geliebte Kronprinz seines Vaters. Annabelle war so begeistert, dass sie wiederholt kicherte: »Die Damenwelt wird entzückt sein!« Dann wurde sie wieder ernst. Warum Helen wohl nicht mitgekommen war? »Wo ist Mutter?«, unterbrach Olivia die Gedanken ihrer Schwester schroff, während sie auf einen Fremden deutete, der soeben eingetreten war. »Das ist Mister Harper, unser Begleiter!«, erklärte sie rasch. Der große Mann mit dem rötlichen Schopf grüßte Annabelle förmlich. »Ich bin der Anwalt der Familie Hamilton!«, sagte er mit Nachdruck, als wolle er Spekulationen über sein Verhältnis zu der schönen Olivia entgegenwirken.
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Autoren-Porträt von Laura Walden
Einmal Kiwi, immer Kiwi. Schon während ihrer Studienzeit hat Laura Walden ihre Liebe zu Neuseeland entdeckt. Als Jura-Referendarin hat sie viele Monate in dem Inselstaat verbracht. Eine Erfahrung, die sie bis heute nicht mehr loslässt. Nachdem sie wieder nach Deutschland zurückkehrte, begann sie, Romane zu schreiben. Der Schauplatz ihrer Geschichten war dabei natürlich klar: Neuseeland. Heute lebt die erfolgreiche Autorin in Hamburg, ist für ihre Recherchen aber immer noch häufig im »Kiwiland«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Laura Walden
- 509 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828997473
- ISBN-13: 9783828997479
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