Im Tal der Lügen
Eine abenteuerliche Geschichte über Freundschaft, Mord und Verrat - vor einer traumhaften Kulisse.
Cornwall 1856: Lorna und Cathy sind unzertrennliche Freundinnen. Doch das Blatt wendet sich, als Cathy Lorna offenbart, dass sie...
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Produktinformationen zu „Im Tal der Lügen “
Eine abenteuerliche Geschichte über Freundschaft, Mord und Verrat - vor einer traumhaften Kulisse.
Cornwall 1856: Lorna und Cathy sind unzertrennliche Freundinnen. Doch das Blatt wendet sich, als Cathy Lorna offenbart, dass sie den Witwer Lord Lanyon heiraten wird. Vier Tage vor der Hochzeit macht Lorna eine schreckliche Entdeckung. Sie findet Cathy neben der Leiche ihres zukünftigen Schwagers. Cathy verstrickt sich in ein Netz von Lügen und beschuldigt Lorna des Mordes.
Lese-Probe zu „Im Tal der Lügen “
Im Tal der Lügen von Ricarda Martin LESEPROBE 1. Kapitel Lostwithiel, Cornwall, April 1856
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Leise, um niemanden zu wecken, öffnete Lorna die Hintertür und trat in den gepflasterten Hof. Das erste Morgenlicht zeigte sich am Horizont. Tief sog sie die frische Luft ein, in der schon ein Hauch von Frühling spürbar war. Seit Wochen hatte es beinahe andauernd geregnet, aber jetzt war der Himmel wolkenlos. Lorna fröstelte, als sie den Hof überquerte und die Tür zum Hühnerstall öffnete. Sie wurde von lautem Gegacker empfangen, das sich erst legte, als sie den Hennen Futter ausstreute. Dann nahm sie den Korb vom Haken und sammelte die Eier ein, die teilweise noch warm in den Nestern lagen. Es waren elf Stück heute Morgen, das würde ein schönes Frühstück für die Familie geben. Sie kehrte in die Küche zurück und entzündete das Feuer, dabei versuchte sie, keinen unnötigen Lärm zu machen. Heute war Sonntag, der einzige Tag der Woche, an dem der Vater und die Brüder ausschlafen konnten. Eigentlich auch der einzige Tag, an dem sie selbst nicht schon um fünf Uhr in der Früh aus den Federn musste, doch Lorna liebte es, den Tag beim Morgengrauen zu beginnen. Dann war die Luft noch rein und klar, kein Poltern von rumpelnden Wagen auf den Straßen und kein Geschrei von Händlern durchbrachen die Stille, die friedvoll über der kleinen Stadt im Osten Cornwalls lag. Als das Feuer brannte, erhitzte Lorna Wasser und wusch sich in dem Anbau, den ihr Vater im letzten Jahr angefertigt hatte. Immer mehr Häuser in der Stadt hatten solche Verschläge, die direkt vom Haus zugänglich waren und in denen sich auch der Abtritt befand. Es war eine große Erleichterung, nicht mehr allmorgendlich die Nachttöpfe leeren zu müssen, auch wenn die Grube unter dem Abtritt regelmäßig gereinigt werden musste. Eine Aufgabe, die Lorna oblag, ebenso wie eigentlich alles, was den Haushalt betraf. Aber sie beklagte sich nicht. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben, und der Vater und die Brüder arbeiteten sechs Tage in der Woche in den nahen Abraumhalden der Kaolinerde, die von den Einheimischen schlicht Pit genannt wurden. Es war eine harte und anstrengende Arbeit, die die Männer in Zwölfstundenschichten bewältigen mussten. Auch Lorna arbeitete seit Jahresbeginn für Mr. Carpenter in der Lehmgrube, wenngleich sie im Gegensatz zu den Männern nicht in den Schlamm und Dreck der Gruben absteigen musste. Trotzdem war sie am Ende eines Arbeitstages optisch kaum von den Männern zu unterscheiden - über und über bedeckt mit weißer Erde, die sich in die Nasen- und Ohrenlöcher ebenso wie in jede Pore der Haut setzte.
»Hm ... Omelett und Speck zum Frühstück!«
Lornas Gedanken wurden durch das Eintreten ihres ältesten Bruders James unterbrochen, und sie hielt beim Schneiden der Schweineschwarte inne. James gähnte ausgiebig und sah alles andere als munter aus.
»Warum bist du schon wach? Es sind noch drei Stunden bis zum Kirchgang.«
James seufzte, setzte sich auf einen Hocker, griff nach der eisernen Kanne, in der Lorna bereits heißen Tee aufgebrüht hatte, und schenkte sich eine Tasse ein.
»Ernie schnarcht mal wieder, als würde er dafür bezahlt werden. Offenbar hat er sich zum Ziel gesetzt, die gesamten Wälder von Cardingham abzuholzen.«
Lorna lächelte und schlug die ersten Eier in die Pfanne.
»Ich mache dir schon mal Frühstück, damit du wach wirst.« James und Ernie teilten sich eine der zwei Dachkammern, in der anderen Kammer schlief Lorna, während ihr Vater das größere Zimmer im ersten Stock bewohnte. Außer der Küche gab es im Erdgeschoss nur noch einen kleinen Raum, der hauptsächlich als Abstellkammer genutzt wurde und nicht beheizbar war. Somit hatten die beiden Brüder keine Möglichkeit, getrennt zu schlafen.
»Du könntest heiraten und einen eigenen Hausstand gründen, dann musst du das Schnarchen von Ernie nicht mehr ertragen«, schlug Lorna mehr aus Spaß vor. »Es gibt genügend Mädchen in der Stadt, die gerne Mrs. James Dowling werden würden. Mit fünfundzwanzig Jahren wird es so langsam Zeit, findest du nicht?«
James lachte und kratzte sich verlegen am Kopf.
»Ach, Schwesterchen, du weißt doch, mein Herz gehört nur einer, und die ist leider noch etwas zu jung für mich ...«
»Auch wenn Cathy älter wäre - und obwohl ich sie wie eine eigene Schwester liebe -, glaube ich nicht, dass ihr beide zusammenpasst.«
Cathy Bell wohnte nicht nur im Nebenhaus, sondern sie war auch die beste Freundin von Lorna. Die Mädchen waren nur wenige Wochen nacheinander geboren worden und seitdem unzertrennlich gewesen. Keine tat etwas, ohne die andere dabeizuhaben, und man sah sie eigentlich nur untergehakt durch die Straßen gehen. Obwohl sie ihrem Bruder alles Glück der Welt
wünschte, wusste sie, dass der stille, ernsthafte James mit der lebenslustigen Cathy nie glücklich werden würde.
»Nun, ich werde noch zwei, drei Jahre warten«, sagte James und schielte auf die Pfanne, in der sich der Speck zu bräunen begann. »Du musst aber zugeben, dass Cathy weit und breit das hübscheste Mädchen ist.«
Lorna nickte zustimmend. Tatsächlich gab es in Lostwithiel und Umgebung kein Mädchen, das sich mit Cathys Schönheit messen konnte. Das gestand Lorna neidlos ein.
Für sie war es nie ein Thema gewesen, dass Cathy mit ihren schwarzen Haaren und hellblauen Augen sofort alle Blicke auf sich zog. Neben der Freundin wirkte Lorna mit ihrem mausbraunen, glatten Haar und der etwas zu groß geratenen Nase über einem volllippigen Mund und den grüngrauen Augen fast unscheinbar.
»Schönheit ist nicht alles, James«, mahnte sie und fühlte sich wie eine Mutter, die zu ihrem halbwüchsigen Sohn sprach. Dabei war er zehn Jahre älter als sie, doch trotz seines Alters unselbstständig wie ein kleiner Junge.
Trotzdem oder gerade deswegen liebte sie ihn zärtlich, ebenso Ernie. Dieser war das genaue Gegenteil von James - aufbrausend und leicht aus der Ruhe zu bringen. Leider wurde er oft ein Opfer seines Temperaments und kam nicht selten mit einem blauen Auge und mit blutender Nase nach Hause. Glücklicherweise war er aber wegen seiner aufbrausenden Art noch nie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.
© Knaur Taschenbuch, 2008
»Hm ... Omelett und Speck zum Frühstück!«
Lornas Gedanken wurden durch das Eintreten ihres ältesten Bruders James unterbrochen, und sie hielt beim Schneiden der Schweineschwarte inne. James gähnte ausgiebig und sah alles andere als munter aus.
»Warum bist du schon wach? Es sind noch drei Stunden bis zum Kirchgang.«
James seufzte, setzte sich auf einen Hocker, griff nach der eisernen Kanne, in der Lorna bereits heißen Tee aufgebrüht hatte, und schenkte sich eine Tasse ein.
»Ernie schnarcht mal wieder, als würde er dafür bezahlt werden. Offenbar hat er sich zum Ziel gesetzt, die gesamten Wälder von Cardingham abzuholzen.«
Lorna lächelte und schlug die ersten Eier in die Pfanne.
»Ich mache dir schon mal Frühstück, damit du wach wirst.« James und Ernie teilten sich eine der zwei Dachkammern, in der anderen Kammer schlief Lorna, während ihr Vater das größere Zimmer im ersten Stock bewohnte. Außer der Küche gab es im Erdgeschoss nur noch einen kleinen Raum, der hauptsächlich als Abstellkammer genutzt wurde und nicht beheizbar war. Somit hatten die beiden Brüder keine Möglichkeit, getrennt zu schlafen.
»Du könntest heiraten und einen eigenen Hausstand gründen, dann musst du das Schnarchen von Ernie nicht mehr ertragen«, schlug Lorna mehr aus Spaß vor. »Es gibt genügend Mädchen in der Stadt, die gerne Mrs. James Dowling werden würden. Mit fünfundzwanzig Jahren wird es so langsam Zeit, findest du nicht?«
James lachte und kratzte sich verlegen am Kopf.
»Ach, Schwesterchen, du weißt doch, mein Herz gehört nur einer, und die ist leider noch etwas zu jung für mich ...«
»Auch wenn Cathy älter wäre - und obwohl ich sie wie eine eigene Schwester liebe -, glaube ich nicht, dass ihr beide zusammenpasst.«
Cathy Bell wohnte nicht nur im Nebenhaus, sondern sie war auch die beste Freundin von Lorna. Die Mädchen waren nur wenige Wochen nacheinander geboren worden und seitdem unzertrennlich gewesen. Keine tat etwas, ohne die andere dabeizuhaben, und man sah sie eigentlich nur untergehakt durch die Straßen gehen. Obwohl sie ihrem Bruder alles Glück der Welt
wünschte, wusste sie, dass der stille, ernsthafte James mit der lebenslustigen Cathy nie glücklich werden würde.
»Nun, ich werde noch zwei, drei Jahre warten«, sagte James und schielte auf die Pfanne, in der sich der Speck zu bräunen begann. »Du musst aber zugeben, dass Cathy weit und breit das hübscheste Mädchen ist.«
Lorna nickte zustimmend. Tatsächlich gab es in Lostwithiel und Umgebung kein Mädchen, das sich mit Cathys Schönheit messen konnte. Das gestand Lorna neidlos ein.
Für sie war es nie ein Thema gewesen, dass Cathy mit ihren schwarzen Haaren und hellblauen Augen sofort alle Blicke auf sich zog. Neben der Freundin wirkte Lorna mit ihrem mausbraunen, glatten Haar und der etwas zu groß geratenen Nase über einem volllippigen Mund und den grüngrauen Augen fast unscheinbar.
»Schönheit ist nicht alles, James«, mahnte sie und fühlte sich wie eine Mutter, die zu ihrem halbwüchsigen Sohn sprach. Dabei war er zehn Jahre älter als sie, doch trotz seines Alters unselbstständig wie ein kleiner Junge.
Trotzdem oder gerade deswegen liebte sie ihn zärtlich, ebenso Ernie. Dieser war das genaue Gegenteil von James - aufbrausend und leicht aus der Ruhe zu bringen. Leider wurde er oft ein Opfer seines Temperaments und kam nicht selten mit einem blauen Auge und mit blutender Nase nach Hause. Glücklicherweise war er aber wegen seiner aufbrausenden Art noch nie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.
© Knaur Taschenbuch, 2008
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Bibliographische Angaben
- Autor: Ricarda Martin
- 559 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828993087
- ISBN-13: 9783828993082
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