Kalte Stille
Thriller
Wenn die Stille zum Alptraum wird ...
Eine Tonbandaufzeichnung, die in abrupter Stille endet - unerträglicher Stille. Mehr ist Jan Forstner von seinem kleinen Bruder nicht geblieben. Vor dreiundzwanzig Jahren ist Sven spurlos verschwunden. In...
Eine Tonbandaufzeichnung, die in abrupter Stille endet - unerträglicher Stille. Mehr ist Jan Forstner von seinem kleinen Bruder nicht geblieben. Vor dreiundzwanzig Jahren ist Sven spurlos verschwunden. In...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kalte Stille “
Wenn die Stille zum Alptraum wird ...
Eine Tonbandaufzeichnung, die in abrupter Stille endet - unerträglicher Stille. Mehr ist Jan Forstner von seinem kleinen Bruder nicht geblieben. Vor dreiundzwanzig Jahren ist Sven spurlos verschwunden. In derselben Nacht verunglückte auch sein Vater unter rätselhaften Umständen. Beide Fälle konnten nie aufgeklärt werden. Als Jan gezwungen ist, an den Ort seiner Kindheit zurückzukehren, holt ihn die Vergangenheit wieder ein.
Der Psychiater Jan Forstner leidet seit dreiundzwanzig Jahren unter dem mysteriösen Verschwinden seines damals sechsjährigen Bruders Sven. Nur ein Diktiergerät, das die beiden Jungen in jener Nacht bei sich hatten, ist Jan geblieben. Darauf ist Svens Stimme zu hören, die in abrupter Stille endet. Seither kann Jan keine Stille mehr ertragen und wird von Alpträumen geplagt. Ein weiteres Rätsel gibt der Unfall von Jans Vater auf, der in derselben Nacht verunglückte, nachdem er wegen eines Anrufs mit unbekanntem Ziel aufgebrochen war. Nach einer schweren Krise erhält Jan die Chance für einen beruflichen Neuanfang in der Klinik seines ehemaligen Heimatortes. Dort wird Jan mit einem mysteriösen Selbstmordfall konfrontiert. Gemeinsam mit der Journalistin Carla Weller kommt er einem Geheimnis auf die Spur, das sich seit vielen Jahren hinter den Klinikmauern verbirgt. Ein Geheimnis, das Jan zurück in seine Vergangenheit und auf die Spur des Täters führt.
Eine Tonbandaufzeichnung, die in abrupter Stille endet - unerträglicher Stille. Mehr ist Jan Forstner von seinem kleinen Bruder nicht geblieben. Vor dreiundzwanzig Jahren ist Sven spurlos verschwunden. In derselben Nacht verunglückte auch sein Vater unter rätselhaften Umständen. Beide Fälle konnten nie aufgeklärt werden. Als Jan gezwungen ist, an den Ort seiner Kindheit zurückzukehren, holt ihn die Vergangenheit wieder ein.
Der Psychiater Jan Forstner leidet seit dreiundzwanzig Jahren unter dem mysteriösen Verschwinden seines damals sechsjährigen Bruders Sven. Nur ein Diktiergerät, das die beiden Jungen in jener Nacht bei sich hatten, ist Jan geblieben. Darauf ist Svens Stimme zu hören, die in abrupter Stille endet. Seither kann Jan keine Stille mehr ertragen und wird von Alpträumen geplagt. Ein weiteres Rätsel gibt der Unfall von Jans Vater auf, der in derselben Nacht verunglückte, nachdem er wegen eines Anrufs mit unbekanntem Ziel aufgebrochen war. Nach einer schweren Krise erhält Jan die Chance für einen beruflichen Neuanfang in der Klinik seines ehemaligen Heimatortes. Dort wird Jan mit einem mysteriösen Selbstmordfall konfrontiert. Gemeinsam mit der Journalistin Carla Weller kommt er einem Geheimnis auf die Spur, das sich seit vielen Jahren hinter den Klinikmauern verbirgt. Ein Geheimnis, das Jan zurück in seine Vergangenheit und auf die Spur des Täters führt.
Klappentext zu „Kalte Stille “
Eine Tonbandaufzeichnung, die in abrupter Stille endet unerträglicher Stille. Mehr ist Jan Forstner von seinem kleinen Bruder nicht geblieben. Vor dreiundzwanzig Jahren ist Sven spurlos verschwunden. In derselben Nacht verunglückte auch sein Vater unter rätselhaften Umständen. Beide Fälle konnten nie aufgeklärt werden. Als Jan gezwungen ist, an den Ort seiner Kindheit zurückzukehren, holt ihn die Vergangenheit wieder ein.Der Psychiater Jan Forstner leidet seit dreiundzwanzig Jahren unter dem mysteriösen Verschwinden seines damals sechsjährigen Bruders Sven. Nur ein Diktiergerät, das die beiden Jungen in jener Nacht bei sich hatten, ist Jan geblieben. Darauf ist Svens Stimme zu hören, die in abrupter Stille endet. Seither kann Jan keine Stille mehr ertragen und wird von Alpträumen geplagt. Ein weiteres Rätsel gibt der Unfall von Jans Vater auf, der in derselben Nacht verunglückte, nachdem er wegen eines Anrufs mit unbekanntem Ziel aufgebrochen war. Nach einer schweren Krise erhält Jan die Chance für einen beruflichen Neuanfang in der Klinik seines ehemaligen Heimatortes. Dort wird Jan mit einem mysteriösen Selbstmordfall konfrontiert. Gemeinsam mit der Journalistin Carla Weller kommt er einem Geheimnis auf die Spur, das sich seit vielen Jahren hinter den Klinikmauern verbirgt. Ein Geheimnis, das Jan zurück in seine Vergangenheit und auf die Spur des Täters führt.
Lese-Probe zu „Kalte Stille “
Kalte Stille von Wulf Dorn Vor der Stille
Samstag, 12. Januar 1985
Der Scheibenwischer quälte sich über die zersprungene Windschutzscheibe, schob mit nachlassender Kraft den Schnee beiseite und sank dann wieder in seine Ausgangsposition zurück.
Vor Schmerzen wie von Sinnen starrte Bernhard Forstner auf das spinnennetzartige Rissmuster der Scheibe. Sein Blick folgte dem Wischer, dem ersterbenden Hin und Her, das an das Winken einer dürren Totenhand erinnerte.
Gleich nach dem Aufprall war der Motor abgestorben, die Scheinwerfer hatten ein letztes Mal geflackert, und seither herrschte die Dunkelheit der Winternacht.
Forstner hatte alles versucht, seinen ausbrechenden VW Passat unter Kontrolle zu bekommen, aber er war viel zu schnell gefahren, und die verschneite Fahrbahn war spiegelglatt gewesen. Entsetzt hatte er den Wald auf sich zukommen sehen und wie ein Wahnsinniger am Lenkrad gezerrt, doch der Wagen hatte ihm nicht mehr gehorcht. Mit einem gewaltigen Krachen war er frontal auf den Stamm einer dicken Tanne geprallt. Die gelb lackierte Motorhaube schob sich zusammen, als sei sie aus Papier, die Windschutzscheibe zerriss, und dann setzte der Schmerz ein.
Das alles hatte nicht mehr als ein paar Sekunden gedauert, doch Bernhard Forstner hatte jedes Detail wahrgenommen, als sähe er eine Zeitlupenaufnahme. Seither waren vielleicht zehn Minuten vergangen, die Forstner jedoch wie eine Ewigkeit erschienen.
Wie ein Soldat auf verlorenem Posten hatte der Scheibenwischer gegen die Schneemassen angekämpft, die aus dem Geäst der Tanne gefallen waren. Doch nun war er am Ende. Ein letztes Rucken, dann erstarrte er.
... mehr
Auch Bernhard Forstner fühlte seine Kräfte schwinden. Eingeklemmt hinter dem Lenkrad, das ihn mit unbarmherziger Gewalt in die Lehne seines Sitzes presste, wusste er, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
Jeder Atemzug schmerzte, als würden Rasierklingen durch seinen Brustkorb schneiden. Er vermutete, dass mehrere seiner Rippen gebrochen waren. Mindestens eine musste die Lunge durchstoßen haben. Das verriet ihm der blutige Sprühnebel, den er nun immer häufiger aushustete. Seine Arme und Beine waren gänzlich gefühllos, was darauf hindeutete, dass seine Wirbelsäule ebenfalls Schaden genommen hatte, als ihn das eingedrückte Armaturenbrett zwischen Lenkrad und Sitz gequetscht hatte.
Er würde sterben, hier und jetzt, da machte sich Forstner nichts vor. Als Mediziner wusste er, wann dieser Moment gekommen war. Er litt unter Lähmungserscheinungen und inneren Blutungen. Er spürte, wie ihn die Müdigkeit in Wellen überfiel und mitzureißen drohte. Bald würde er den Kampf mit seinen immer wieder zufallenden Augenlidern verlieren und in den einen letzten Schlaf fallen, aus dem man nie wieder erwachte.
Doch etwas in ihm, ein verzweifelter, eiserner Wille, wollte dies auf gar keinen Fall zulassen. Wenn er jetzt starb, hier auf dieser gottverlassenen Straße mitten im Fahlenberger Forst, würde nicht nur er sein Leben verlieren.
Wenn er jetzt starb, war Sven verloren. Sein kleiner, sechsjähriger Junge, der sich zu Weihnachten einen neuen Bahnhof für seine Modelleisenbahn gewünscht und der fest darauf vertraut hatte, ihn zu bekommen. Weil er wusste, dass er sich immer auf seinen Vater verlassen konnte. Und auch jetzt, wo es um das Leben des Jungen ging, würde er sich auf die Hilfe seines Vaters verlassen - darauf, dass Bernhard Forstner kommen und ihn retten würde.
Ich muss am Leben bleiben.
An diesen Gedanken klammerte sich Forstner mit zäher Verbissenheit, während er gleichzeitig mit einer nahenden Ohnmacht rang. Er versuchte, sich auf den eisigen Wind zu konzentrieren, der ihm durch das zerbrochene Fenster der Fahrertür ins Gesicht biss. Gleichzeitig richtete er seine Gedanken auf das leise Klicken des erkaltenden Motors. Er versuchte, die Anzahl der Klickgeräusche zu zählen, ein Muster darin zu erkennen. Hauptsache, er blieb bei Bewusstsein.
Ich muss am Leben bleiben, bis man mich hier findet!
Was für ein vermessenes Vorhaben, schalt ihn die logische Seite seines Verstandes. Von Minute zu Minute füllte sich seine Lunge weiter mit Blut. Bald würde sein Kreislauf vollends zusammenbrechen und der Kampf gegen die Besinnungslosigkeit verloren sein. Schon jetzt setzte ein Gedankengewitter in seinem Kopf ein, all die längst vergessen geglaubten Erinnerungen und Gefühle seiner Kindheit, die ihm Wärme und Geborgenheit signalisierten - jene als Nahtoderfahrungen bekannten neurologischen Wunder des Gehirns, die uns das Sterben erleichtern sollen. Das letzte Geschenk, das die Natur uns macht, ehe sie uns in ihren Schoß zurückholt.
Zu dieser frühen Stunde und vor allem bei diesen Wetterverhältnissen würde kaum ein Mensch auf die Idee kommen, die abgelegene Waldstraße zu nutzen. Man würde ihn frühestens im Laufe des Vormittags finden, sobald der Räumdienst die Bundes- und Hauptstraßen von der Schneelast befreit hatte und die Nebenstrecken abfuhr. Aber dann würde es zu spät sein. Für Forstner und für Sven.
Vor seinen Augen begannen Lichter zu tanzen. Zuerst schwach, dann immer stärker. Das grün-graue Netz der geborstenen Windschutzscheibe begann zu leuchten. Gleich würde er das helle Licht sehen, von dem Menschen immer wieder berichteten, die dem Tod in letzter Sekunde entkommen waren. Nur, dass er ihm nicht entkommen würde.
Doch halt, nein! Diese Lichter waren keine Halluzination. Es waren keine Tricks seines Gehirns, um ihm das Sterben zu erleichtern. Diese Lichter waren echt! Es waren die Scheinwerfer eines herannahenden Wagens.
Schon konnte Forstner das Brummen des Motors hören, gedämpft vom Schnee, aber dennoch real.
Die Hoffnung verlieh ihm neue Kräfte. Forstner hob den Kopf, soweit es seine eingekeilte Position und die geschwächten Muskeln zuließen.
Der Wagen steuerte vorsichtig auf ihn zu. Nun waren die rechteckigen Scheinwerfer gut erkennbar. Dann wurde der Motor abgestellt und das Licht ausgeschaltet.
Eine neue Schmerzwelle durchfuhr Forstners Brust, doch seine Gedanken waren klar genug, um zu erkennen, dass irgendetwas mit dem anderen Wagen nicht stimmte.
Warum schaltet er das Licht ab? Warum steigt er nicht aus?
Da auf einmal strahlte ihm erneut Licht entgegen. Diesmal nicht von den Scheinwerfern, sondern von einer einzelnen Lampe. Der Strahl war grell und kam schwankend auf ihn zu. Schritte näherten sich, gruben sich knirschend in den Schnee und endeten neben seiner Fahrertür. Forstner vermochte nicht, den Kopf zu drehen. Er benötigte alle Kraft, um zu sprechen.
»Bitte ... helfen Sie ... meinem Sohn.«
Der Mann neben ihm - denn nach den Schritten zu urteilen, schien es sich um einen Mann zu handeln - sagte nichts. Stattdessen hörte Forstner, wie er einen Handschuh abstreifte, und spürte, wie er den Puls seiner Halsschlagader berührte.
»Bitte ...«, keuchte Forstner. Er hob kurz den Kopf, doch er sank ihm gleich wieder auf die Brust, ohne dass Forstner etwas dagegen tun konnte. Lichtflecken, diesmal eindeutig halluzinatorischer Natur, tanzten hinter seinen geschlossenen Lidern.
Der Fremde entfernte sich. Er ging um den Wagen herum und zerrte an der rechten Hintertür. Doch die gesamte Karosserie war viel zu verzogen, als dass sie sich öffnen ließ. Forstner hörte mehrere dumpfe Schläge, ehe die Scheibe zerbarst. Etwas Glattes rieb am Stoffbezug der Rücksitzbank, und für einen irrwitzigen Augenblick sah Forstner das Bild seiner ledernen Aktentasche vor sich.
Dann kamen die Schritte zu ihm zurück. Wieder fühlte der andere Forstners Puls.
Bernhard Forstner fehlte die Kraft, noch einmal den Kopf zu heben. Er hatte Mühe zu atmen und hörte ein Rasseln in seiner Brust, die sich inzwischen ebenso taub wie sein übriger Körper anfühlte. Dennoch war sein Verstand klar genug, zu erkennen, wer der Mann neben ihm war.
Mit letzter Anstrengung sprach Forstner den Namen seines Sohnes aus. »Was ... ist ... mit ihm?«
Jedes seiner Worte wurde von einem warmen Blutschwall begleitet, der seinen Mund mit bitterem Kupfergeschmack füllte.
»Pssst!«, zischte ihm der Mann zu. »Es ist gleich vorbei. «
Das letzte große Gefühl in Bernhard Forstners Leben war hilflose Wut.
»Der Teufel ... soll ... dich holen!«
Er spürte die Gegenwart des anderen dicht neben sich. Hörte sein Flüstern.
»Er hat mich längst geholt.«
Dann wurde es für immer dunkel.
1
Dreiundzwanzig Jahre später
Die Stille in dem großen Büro war unerträglich. Nur das Heulen des Novemberwinds war von jenseits des großen Doppelfensters zu hören. Frost und Schnee verheißend, pfiff er durch das Parkgelände der Waldklinik, fegte die letzten Blätter von den Bäumen und zerrte an den Fensterläden des Altbaus.
Jan Forstner bemühte sich, seine Unruhe zu verbergen - dieses schleichende Unbehagen, das ihn stets befiel, wenn es um ihn herum so still wurde, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Stille rief schlimme Erinnerungen hervor, ganz gleich, wie sehr sich Jan dagegen sträubte. Wenn es still war, kamen Bilder in ihm hoch, die ihn schaudern ließen.
Nacht. Schnee. Der menschenleere Park ...
Wäre er jetzt zu Hause oder mit dem Auto unterwegs gewesen, hätte er das Radio eingeschaltet. Irgendeinen Sender. Hauptsache Stimmen und Musik, die der Stille ein Ende setzten.
Doch hier, in Prof. Dr. Raimund Fleischers Büro, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf einen Trick zurückzugreifen, der sich in solchen Situationen schon mehrmals bewährt hatte. Jan rief sich eine eingängige Melodie in Erinnerung - die nächstbeste, die ihm in den Sinn kam. Der Trick bestand darin, sich ganz und gar auf die Musik zu konzentrieren, bis er glaubte, sie tatsächlich im Raum zu hören. Diesmal war es »Clocks«, ein Stück von Coldplay, das im Radio gelaufen war, als Jan auf den Besucherparkplatz des Verwaltungsgebäudes gefahren war. Das Ablenkungsmanöver gelang leichter als gedacht. Die sich ständig wiederholenden Klavierakkorde und der stampfende Rhythmus hallten in Jans Kopf nach, und die Erinnerungen verschwanden.
Fleischer schien von alldem nichts mitzubekommen. Mit entrücktem Gesichtsausdruck saß der leitende ärztliche Direktor in seinem Ledersessel und studierte Jans Unterlagen, als wollte er jedes Detail darin auswendig lernen. Ein Anblick, der Jan an seinen Vater erinnerte, wenn er spätabends in seinem Arbeitszimmer gesessen, Akten durchgeblättert und Berichte diktiert hatte.
Wenn man erwachsen ist, erscheint einem vieles kleiner als in Kindheitserinnerungen, doch Fleischer bildete für Jan eine Ausnahme. Noch immer war der Professor für ihn ein Hüne. Der graue Kaschmirpullover spannte ein wenig an den breiten Schultern und verriet einen durchtrainierten Körper. Anders als die meisten Professoren, die Jan bisher kennengelernt hatte, schien Fleischer viel Wert auf Sport und eine ausgewogene Ernährung zu legen. Der Psychiater hatte die fünfzig längst überschritten, wirkte aber entschieden jünger. Sicherlich lag dies auch an seinem dichten graumelierten Haar, das er mit Frisiercreme zu bändigen versuchte. Mit seinen markanten Gesichtszügen, den breiten Wangenknochen, der Denkerfalte zwischen den buschigen Brauen und der großen Lesebrille erinnerte er Jan an Gregory Peck als Atticus Finch in dem Filmklassiker Wer die Nachtigall stört. Im Fall einer Neuverfilmung hätte Fleischer sicherlich beste Chancen auf die Hauptrolle gehabt.
Jan ließ den Blick durch das geräumige Büro wandern. In die Wand zur Rechten war ein Bücherregal eingelassen, das von oben bis unten mit medizinischer Fachliteratur und einigen Jahrgängen der Psychiatrischen Praxis gefüllt war. Die gegenüberliegende Seite des Raums nahm ein polierter Besprechungstisch ein, auf dem eine voluminöse Vase mit frischen Schnittblumen thronte. Die Wand dahinter zierte ein großformatiges abstraktes Gemälde, in dem Gelb-und Rottöne dominierten. Daneben hingen mehrere gerahmte Urkunden und Fotos.
Die meisten dieser Fotos zeigten Fleischer bei feierlichen Anlässen und Kongressen. Ganz unten hing eine deutlich ältere Aufnahme, auf der eine Gruppe junger Menschen dem Betrachter entgegenstrahlte. Jeder von ihnen hatte den Ausdruck im Gesicht, der typisch ist für Schüler auf Abschlussfotos - Erleichterung und Stolz, es geschafft zu haben, und Neugier auf das, was die Zukunft bringen wird. Jan konnte Fleischer sofort in der Gruppe ausmachen. Er überragte die Mitschüler in seiner Reihe um mindestens eine Kopflänge. Schon damals trug er sein dichtes Haar streng frisiert, nur seine Statur war um einiges hagerer als heute.
Am äußeren Rand der kleinen Galerie fanden sich zwei Familienfotos, die in einem Doppelrahmen gefasst waren. Auf dem älteren spielten zwei kleine Mädchen im Sand, während sich das Elternpaar in Liegestühlen sonnte und dem unsichtbaren Fotografen zuwinkte. Auf dem anderen Foto nahmen zwei hübsche junge Frauen ihren Vater in die Mitte und legten lachend ihre Köpfe an seine Brust.
»Mein ganzer Stolz«, sagte Fleischer, und erst jetzt merkte Jan, dass der Professor ihn beobachtet hatte. »Die ältere ist Livia. Ihre Schwester haben wir nach ihrer Großmutter benannt. Annabelle. Sie wird uns demnächst selbst zu Großeltern machen.«
Jan erwiderte sein Lächeln. »Aus Kindern werden Leute.«
Ein besserer Kommentar fiel ihm in diesem Augenblick nicht ein. Für Smalltalk war er viel zu aufgeregt, denn wie auch immer das Ergebnis dieser Unterhaltung ausfiel, es würde über Jans weiteren Werdegang entscheiden.
Er hatte sich schon mit dem Gedanken abgefunden gehabt, nie wieder zu praktizieren, als er plötzlich vor zwei Wochen Fleischers Einladung im Briefkasten fand. Zum ersten Mal schöpfte er wieder Hoffnung. Natürlich war ihm klar, dass die Einladung noch keine Zusage war, aber nach all den Absagen, die Jan in den letzten Monaten erhalten hatte, war dieses Vorstellungsgespräch zumindest eine Chance - und es war fraglich, ob er noch eine weitere erhalten würde. Nicht nach dem, was geschehen war.
»Wohl wahr. Aus Kindern werden Leute, und aus den Eltern werden alte Leute. Tja.«
Fleischer seufzte und sah ein wenig wehmütig drein. Dann legte er Jans Bewerbungsmappe vor sich auf den Tisch und nickte anerkennend.
»Und wie ich hier sehe, Jan, ist aus Ihnen auch etwas geworden. Hervorragendes Abitur, Studium der Medizin in Heidelberg, mehrere Assistenzstellen bei namhaften Kollegen und ein exzellenter Abschluss Ihrer Facharztausbildung. Noch dazu an einer der forensischen Einrichtungen, an denen einem die Arbeit ein ziemlich gutes Nervenkostüm abverlangt. Alle Achtung, Bernhard wäre stolz auf Sie.«
»Das Gebiet hat mich schon während meines Studiums interessiert«, warf Jan fast schon entschuldigend ein. Das Lob machte ihn verlegen.
»Triebtäter?« Fleischer hob die Brauen und nahm seine Lesebrille ab. »Kein einfacher Bereich, beileibe nicht. Umso beeindruckter bin ich von Ihrer Dissertation. Summa cum laude. Da waren Sie besser als ich. Wenn ich richtig informiert bin, wird das von Ihnen entwickelte Instrument zur Typisierung pädophiler Straftäter inzwischen an mehreren Institutionen angewandt.«
»An zwei, um genau zu sein. Wobei man sagen muss, dass sich der Fragebogen in einem Fall erst in der Erprobungsphase befindet und es noch nicht sicher ist, ob er tatsächlich implementiert werden soll.«
Fleischer grinste. »Mir kommt es vor, als säße ich Ihrem Vater gegenüber. Er war wie Sie, Jan, voller Ehrgeiz, aber mit Lob wusste er nichts anzufangen.«
»Nun ja, ich wollte nicht ...«
»Nein, das ist schon in Ordnung«, unterbrach ihn Fleischer mit einer abwehrenden Handbewegung. »Das gefällt mir. Genau deshalb mochte ich Bernhard. Diese Haltung zeichnete ihn schon während unseres Studiums aus. Er war keiner dieser eingebildeten Kerle, die sich für die künftigen Halbgötter in Weiß hielten. Umso mehr freut es mich, nun auch bei Ihnen diesen Wesenszug wiederzufinden. Mir sind Menschen zuwider, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Wie heißt es doch so trefflich: Wer glaubt, etwas zu sein, hört auf, etwas zu werden. Insofern haben Sie die besten Zukunftsaussichten.«
Im Moment liegen meine beruflichen Zukunftsaussichten eher im Nullbereich, und das wissen wir beide, dachte Jan.
»Wie Sie sich bestimmt denken können«, fuhr Fleischer fort, »habe ich Erkundigungen über Sie eingezogen, ehe ich Sie zu diesem Gespräch eingeladen habe. Aber ich muss auch sagen, dass ich Sie seit jener ... nun ja, sagen wir: seit jener Tragödie damals nie ganz aus den Augen verloren habe. Vor allem nicht, nachdem ich erfuhr, dass Sie in Bernhards Fußstapfen getreten sind, wenngleich auch auf einem anderen Fachgebiet.« Er tippte auf die Mappe und sah Jan mit wissendem Blick an. »Der Grund, warum Sie sich ausgerechnet darauf spezialisiert haben, liegt ja gewissermaßen auf der Hand - Ihre Vita lässt kaum einen Zweifel aufkommen. Nun frage ich mich, ob Ihre Suche nach der Wahrheit zu einem Ergebnis geführt hat?«
Jan musste schlucken. Er hatte sich lange auf dieses Gespräch vorbereitet, war sämtliche möglichen Fragen im Geiste durchgegangen, und hatte gewusst, dass es zwei große Hürden zu meistern galt. Natürlich spielte Fleischer mit seiner Frage auf Sven an, und es lag an Jan, diese erste Hürde zu nehmen, ohne dabei zu stolpern.
Wie immer, wenn jemand seinen Bruder erwähnte, kam es Jan so vor, als sei alles erst gestern geschehen. Jan hatte sich gut überlegt, wie er dieses heikle Thema angehen sollte. Er wusste, dass Fleischer von ihm die Wahrheit hören wollte, und dass diese Wahrheit sehr persönlich war. Jemandem, der ihn von Kindesbeinen an kannte, konnte und durfte er nichts vormachen. Dennoch hatte er sich vorgenommen, so sachlich wie irgend möglich zu antworten.
»Offen gesagt weiß ich nicht, ob ich wirklich zu einem Ergebnis gelangt bin. Ich wollte die Tat begreifen, indem ich versuchte, die Motivation des Täters zu verstehen. Jedes Jahr werden bundesweit fast zwölftausend Fälle von Kindesmissbrauch registriert, eine unfassbare Zahl, und die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. Doch ebenso unfassbar ist, dass nur etwa achtzig Prozent dieser Fälle aufgeklärt werden.«
Jan spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. Er fühlte sich unwohler denn je. Am liebsten wäre er aufgestanden und hinausgerannt, doch das hätte das endgültige Aus für seine Karriere bedeutet. Dies war seine Chance auf einen Neuanfang - und alles, was er dafür tun musste, war, Fleischer gegenüber Ehrlichkeit zu zeigen.
Der Klinikleiter schien Jans Gedanken gelesen zu haben. Er sah ihn verständnisvoll an und nickte aufmunternd.
Jan atmete tief durch, ehe er fortfuhr. »Irgendwo in dieser Statistik befindet sich der Fall meines kleinen Bruders, von dem man nie mehr fand als seine ...«, Jan schluckte, »seine Unterwäsche auf einem Autobahnparkplatz. Weder der Täter noch ...«, wieder musste Jan schlucken, »noch Svens Leiche wurden je ausfindig gemacht. Und was mit meiner übrigen Familie geschehen ist, wissen Sie ja.«
Betreten sah Fleischer aus dem Fenster in den bleigrauen Himmel.
»Ja, das weiß ich. Und es tut mir alles aufrichtig leid für Sie.«
»Ich habe nach Antworten gesucht«, sagte Jan. »Also habe ich mit Sexualstraftätern gesprochen. Es waren fast ausschließlich Männer. Sie stammten aus allen Bevölkerungsschichten. Lehrer, Handwerker, Arbeitslose, Alkoholiker, Priester, einmal sogar ein Psychiater. Dabei machte ich die Beobachtung, dass alle Täter zwei Dinge gemein hatten. Einerseits hatten sich alle zu ihren Opfern hingezogen gefühlt. Sie sprachen von Liebe und inniger Zuneigung, wobei sie andererseits keinerlei Skrupel gehabt hatten, ihre Opfer aus Furcht vor Entdeckung zu töten.« Jan zuckte mit den Schultern. »Aus psychiatrischer Sicht waren bei den meisten eine starke Triebhaftigkeit und ein durchgängiges Verhaltensmuster hinsichtlich ihrer mangelnden Schuldeinsicht erkennbar, was man als Antwort hätte akzeptieren können. Doch für mich persönlich habe ich nie eine zufriedenstellende Antwort gefunden. Nicht in Svens Fall. Er ist und bleibt verschwunden.«
Nun war es heraus. Jan spürte, wie seine Anspannung ein wenig nachließ. Er hatte es endlich geschafft, über das düsterste Kapitel seines Lebens zu sprechen, auch wenn er sich dabei wie ein Referent angehört haben mochte.
»Mein Vater hat einmal gesagt, das Leben stellt uns manchmal Fragen, auf die es keine Antworten gibt«, fügte er hinzu. »Ich habe mich lange nicht damit abfinden können, aber inzwischen denke ich, dass er Recht damit hatte. Wenn Sie so wollen, ist das das Ergebnis meiner Suche.«
Für einen Moment herrschte wieder die für Jan unerträgliche Stille. Dann löste Fleischer den Blick vom Fenster und sah ihn an.
»Auf dieser Suche haben Sie sich weit vorgewagt, Jan. Das war überaus mutig, wenngleich Sie am Ende über Ihr Ziel hinausgeschossen zu sein scheinen.«
Nun waren sie also beim zweiten großen Thema angelangt: Jans Zusammenbruch. Der Grund, warum er beinahe seine Approbation verloren hatte. Davon hing nun alles ab. Fleischer die Hintergründe seines Werdegangs offenzulegen war das eine gewesen. Ob er ihn nun davon überzeugen konnte, dass er aus seinen Fehlern gelernt hatte, stand auf einem anderen Blatt.
»Vor knapp einem Jahr stand ich unter einer starken psychischen Belastung, was ich mir zu jenem Zeitpunkt jedoch nicht eingestehen wollte«, erklärte Jan. »Meine Tätigkeiten als forensischer Gutachter und Stationsarzt lasteten mich völlig aus, aber ich sah darin eine berufliche Herausforderung und hatte zudem gute Chancen auf eine Oberarztstelle, die bald frei werden sollte. An manchen Tagen arbeitete ich fast rund um die Uhr. Kurz zuvor hatte meine Frau die Scheidung eingereicht, und ich hatte ihr zugesagt, mich nach einem Käufer für unsere gemeinsame Wohnung umzusehen. Als ich dann auch noch den Fall Laszinski übernahm, wurde mir alles zu viel. Leider habe ich das erst begriffen, als alles schon passiert war.«
»Laszinski«, sagte Fleischer und verzog das Gesicht. »Eine hässliche Geschichte.«
In der Tat. Der Fall Peter Laszinski hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Ein gefundenes Fressen für die Medien.
Bis zu seiner Verhaftung hatte der sechsundvierzigjährige Küster ein unscheinbares Leben in einer kleinen Gemeinde geführt. Er galt als höflich, wenn auch verschlossen, und die Tatsache, dass er trotz seines Alters noch immer Junggeselle war, schrieb man seiner als bösartig verschrienen Mutter zu. Laszinski hatte sie über viele Jahre aufopfernd gepflegt, und als sie vor drei Jahren ihrem Darmkrebsleiden erlegen war, gab es viele, die von einer Erlösung für den armen Peter gesprochen hatten.
Copyright © 2010 by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Auch Bernhard Forstner fühlte seine Kräfte schwinden. Eingeklemmt hinter dem Lenkrad, das ihn mit unbarmherziger Gewalt in die Lehne seines Sitzes presste, wusste er, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
Jeder Atemzug schmerzte, als würden Rasierklingen durch seinen Brustkorb schneiden. Er vermutete, dass mehrere seiner Rippen gebrochen waren. Mindestens eine musste die Lunge durchstoßen haben. Das verriet ihm der blutige Sprühnebel, den er nun immer häufiger aushustete. Seine Arme und Beine waren gänzlich gefühllos, was darauf hindeutete, dass seine Wirbelsäule ebenfalls Schaden genommen hatte, als ihn das eingedrückte Armaturenbrett zwischen Lenkrad und Sitz gequetscht hatte.
Er würde sterben, hier und jetzt, da machte sich Forstner nichts vor. Als Mediziner wusste er, wann dieser Moment gekommen war. Er litt unter Lähmungserscheinungen und inneren Blutungen. Er spürte, wie ihn die Müdigkeit in Wellen überfiel und mitzureißen drohte. Bald würde er den Kampf mit seinen immer wieder zufallenden Augenlidern verlieren und in den einen letzten Schlaf fallen, aus dem man nie wieder erwachte.
Doch etwas in ihm, ein verzweifelter, eiserner Wille, wollte dies auf gar keinen Fall zulassen. Wenn er jetzt starb, hier auf dieser gottverlassenen Straße mitten im Fahlenberger Forst, würde nicht nur er sein Leben verlieren.
Wenn er jetzt starb, war Sven verloren. Sein kleiner, sechsjähriger Junge, der sich zu Weihnachten einen neuen Bahnhof für seine Modelleisenbahn gewünscht und der fest darauf vertraut hatte, ihn zu bekommen. Weil er wusste, dass er sich immer auf seinen Vater verlassen konnte. Und auch jetzt, wo es um das Leben des Jungen ging, würde er sich auf die Hilfe seines Vaters verlassen - darauf, dass Bernhard Forstner kommen und ihn retten würde.
Ich muss am Leben bleiben.
An diesen Gedanken klammerte sich Forstner mit zäher Verbissenheit, während er gleichzeitig mit einer nahenden Ohnmacht rang. Er versuchte, sich auf den eisigen Wind zu konzentrieren, der ihm durch das zerbrochene Fenster der Fahrertür ins Gesicht biss. Gleichzeitig richtete er seine Gedanken auf das leise Klicken des erkaltenden Motors. Er versuchte, die Anzahl der Klickgeräusche zu zählen, ein Muster darin zu erkennen. Hauptsache, er blieb bei Bewusstsein.
Ich muss am Leben bleiben, bis man mich hier findet!
Was für ein vermessenes Vorhaben, schalt ihn die logische Seite seines Verstandes. Von Minute zu Minute füllte sich seine Lunge weiter mit Blut. Bald würde sein Kreislauf vollends zusammenbrechen und der Kampf gegen die Besinnungslosigkeit verloren sein. Schon jetzt setzte ein Gedankengewitter in seinem Kopf ein, all die längst vergessen geglaubten Erinnerungen und Gefühle seiner Kindheit, die ihm Wärme und Geborgenheit signalisierten - jene als Nahtoderfahrungen bekannten neurologischen Wunder des Gehirns, die uns das Sterben erleichtern sollen. Das letzte Geschenk, das die Natur uns macht, ehe sie uns in ihren Schoß zurückholt.
Zu dieser frühen Stunde und vor allem bei diesen Wetterverhältnissen würde kaum ein Mensch auf die Idee kommen, die abgelegene Waldstraße zu nutzen. Man würde ihn frühestens im Laufe des Vormittags finden, sobald der Räumdienst die Bundes- und Hauptstraßen von der Schneelast befreit hatte und die Nebenstrecken abfuhr. Aber dann würde es zu spät sein. Für Forstner und für Sven.
Vor seinen Augen begannen Lichter zu tanzen. Zuerst schwach, dann immer stärker. Das grün-graue Netz der geborstenen Windschutzscheibe begann zu leuchten. Gleich würde er das helle Licht sehen, von dem Menschen immer wieder berichteten, die dem Tod in letzter Sekunde entkommen waren. Nur, dass er ihm nicht entkommen würde.
Doch halt, nein! Diese Lichter waren keine Halluzination. Es waren keine Tricks seines Gehirns, um ihm das Sterben zu erleichtern. Diese Lichter waren echt! Es waren die Scheinwerfer eines herannahenden Wagens.
Schon konnte Forstner das Brummen des Motors hören, gedämpft vom Schnee, aber dennoch real.
Die Hoffnung verlieh ihm neue Kräfte. Forstner hob den Kopf, soweit es seine eingekeilte Position und die geschwächten Muskeln zuließen.
Der Wagen steuerte vorsichtig auf ihn zu. Nun waren die rechteckigen Scheinwerfer gut erkennbar. Dann wurde der Motor abgestellt und das Licht ausgeschaltet.
Eine neue Schmerzwelle durchfuhr Forstners Brust, doch seine Gedanken waren klar genug, um zu erkennen, dass irgendetwas mit dem anderen Wagen nicht stimmte.
Warum schaltet er das Licht ab? Warum steigt er nicht aus?
Da auf einmal strahlte ihm erneut Licht entgegen. Diesmal nicht von den Scheinwerfern, sondern von einer einzelnen Lampe. Der Strahl war grell und kam schwankend auf ihn zu. Schritte näherten sich, gruben sich knirschend in den Schnee und endeten neben seiner Fahrertür. Forstner vermochte nicht, den Kopf zu drehen. Er benötigte alle Kraft, um zu sprechen.
»Bitte ... helfen Sie ... meinem Sohn.«
Der Mann neben ihm - denn nach den Schritten zu urteilen, schien es sich um einen Mann zu handeln - sagte nichts. Stattdessen hörte Forstner, wie er einen Handschuh abstreifte, und spürte, wie er den Puls seiner Halsschlagader berührte.
»Bitte ...«, keuchte Forstner. Er hob kurz den Kopf, doch er sank ihm gleich wieder auf die Brust, ohne dass Forstner etwas dagegen tun konnte. Lichtflecken, diesmal eindeutig halluzinatorischer Natur, tanzten hinter seinen geschlossenen Lidern.
Der Fremde entfernte sich. Er ging um den Wagen herum und zerrte an der rechten Hintertür. Doch die gesamte Karosserie war viel zu verzogen, als dass sie sich öffnen ließ. Forstner hörte mehrere dumpfe Schläge, ehe die Scheibe zerbarst. Etwas Glattes rieb am Stoffbezug der Rücksitzbank, und für einen irrwitzigen Augenblick sah Forstner das Bild seiner ledernen Aktentasche vor sich.
Dann kamen die Schritte zu ihm zurück. Wieder fühlte der andere Forstners Puls.
Bernhard Forstner fehlte die Kraft, noch einmal den Kopf zu heben. Er hatte Mühe zu atmen und hörte ein Rasseln in seiner Brust, die sich inzwischen ebenso taub wie sein übriger Körper anfühlte. Dennoch war sein Verstand klar genug, zu erkennen, wer der Mann neben ihm war.
Mit letzter Anstrengung sprach Forstner den Namen seines Sohnes aus. »Was ... ist ... mit ihm?«
Jedes seiner Worte wurde von einem warmen Blutschwall begleitet, der seinen Mund mit bitterem Kupfergeschmack füllte.
»Pssst!«, zischte ihm der Mann zu. »Es ist gleich vorbei. «
Das letzte große Gefühl in Bernhard Forstners Leben war hilflose Wut.
»Der Teufel ... soll ... dich holen!«
Er spürte die Gegenwart des anderen dicht neben sich. Hörte sein Flüstern.
»Er hat mich längst geholt.«
Dann wurde es für immer dunkel.
1
Dreiundzwanzig Jahre später
Die Stille in dem großen Büro war unerträglich. Nur das Heulen des Novemberwinds war von jenseits des großen Doppelfensters zu hören. Frost und Schnee verheißend, pfiff er durch das Parkgelände der Waldklinik, fegte die letzten Blätter von den Bäumen und zerrte an den Fensterläden des Altbaus.
Jan Forstner bemühte sich, seine Unruhe zu verbergen - dieses schleichende Unbehagen, das ihn stets befiel, wenn es um ihn herum so still wurde, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Stille rief schlimme Erinnerungen hervor, ganz gleich, wie sehr sich Jan dagegen sträubte. Wenn es still war, kamen Bilder in ihm hoch, die ihn schaudern ließen.
Nacht. Schnee. Der menschenleere Park ...
Wäre er jetzt zu Hause oder mit dem Auto unterwegs gewesen, hätte er das Radio eingeschaltet. Irgendeinen Sender. Hauptsache Stimmen und Musik, die der Stille ein Ende setzten.
Doch hier, in Prof. Dr. Raimund Fleischers Büro, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf einen Trick zurückzugreifen, der sich in solchen Situationen schon mehrmals bewährt hatte. Jan rief sich eine eingängige Melodie in Erinnerung - die nächstbeste, die ihm in den Sinn kam. Der Trick bestand darin, sich ganz und gar auf die Musik zu konzentrieren, bis er glaubte, sie tatsächlich im Raum zu hören. Diesmal war es »Clocks«, ein Stück von Coldplay, das im Radio gelaufen war, als Jan auf den Besucherparkplatz des Verwaltungsgebäudes gefahren war. Das Ablenkungsmanöver gelang leichter als gedacht. Die sich ständig wiederholenden Klavierakkorde und der stampfende Rhythmus hallten in Jans Kopf nach, und die Erinnerungen verschwanden.
Fleischer schien von alldem nichts mitzubekommen. Mit entrücktem Gesichtsausdruck saß der leitende ärztliche Direktor in seinem Ledersessel und studierte Jans Unterlagen, als wollte er jedes Detail darin auswendig lernen. Ein Anblick, der Jan an seinen Vater erinnerte, wenn er spätabends in seinem Arbeitszimmer gesessen, Akten durchgeblättert und Berichte diktiert hatte.
Wenn man erwachsen ist, erscheint einem vieles kleiner als in Kindheitserinnerungen, doch Fleischer bildete für Jan eine Ausnahme. Noch immer war der Professor für ihn ein Hüne. Der graue Kaschmirpullover spannte ein wenig an den breiten Schultern und verriet einen durchtrainierten Körper. Anders als die meisten Professoren, die Jan bisher kennengelernt hatte, schien Fleischer viel Wert auf Sport und eine ausgewogene Ernährung zu legen. Der Psychiater hatte die fünfzig längst überschritten, wirkte aber entschieden jünger. Sicherlich lag dies auch an seinem dichten graumelierten Haar, das er mit Frisiercreme zu bändigen versuchte. Mit seinen markanten Gesichtszügen, den breiten Wangenknochen, der Denkerfalte zwischen den buschigen Brauen und der großen Lesebrille erinnerte er Jan an Gregory Peck als Atticus Finch in dem Filmklassiker Wer die Nachtigall stört. Im Fall einer Neuverfilmung hätte Fleischer sicherlich beste Chancen auf die Hauptrolle gehabt.
Jan ließ den Blick durch das geräumige Büro wandern. In die Wand zur Rechten war ein Bücherregal eingelassen, das von oben bis unten mit medizinischer Fachliteratur und einigen Jahrgängen der Psychiatrischen Praxis gefüllt war. Die gegenüberliegende Seite des Raums nahm ein polierter Besprechungstisch ein, auf dem eine voluminöse Vase mit frischen Schnittblumen thronte. Die Wand dahinter zierte ein großformatiges abstraktes Gemälde, in dem Gelb-und Rottöne dominierten. Daneben hingen mehrere gerahmte Urkunden und Fotos.
Die meisten dieser Fotos zeigten Fleischer bei feierlichen Anlässen und Kongressen. Ganz unten hing eine deutlich ältere Aufnahme, auf der eine Gruppe junger Menschen dem Betrachter entgegenstrahlte. Jeder von ihnen hatte den Ausdruck im Gesicht, der typisch ist für Schüler auf Abschlussfotos - Erleichterung und Stolz, es geschafft zu haben, und Neugier auf das, was die Zukunft bringen wird. Jan konnte Fleischer sofort in der Gruppe ausmachen. Er überragte die Mitschüler in seiner Reihe um mindestens eine Kopflänge. Schon damals trug er sein dichtes Haar streng frisiert, nur seine Statur war um einiges hagerer als heute.
Am äußeren Rand der kleinen Galerie fanden sich zwei Familienfotos, die in einem Doppelrahmen gefasst waren. Auf dem älteren spielten zwei kleine Mädchen im Sand, während sich das Elternpaar in Liegestühlen sonnte und dem unsichtbaren Fotografen zuwinkte. Auf dem anderen Foto nahmen zwei hübsche junge Frauen ihren Vater in die Mitte und legten lachend ihre Köpfe an seine Brust.
»Mein ganzer Stolz«, sagte Fleischer, und erst jetzt merkte Jan, dass der Professor ihn beobachtet hatte. »Die ältere ist Livia. Ihre Schwester haben wir nach ihrer Großmutter benannt. Annabelle. Sie wird uns demnächst selbst zu Großeltern machen.«
Jan erwiderte sein Lächeln. »Aus Kindern werden Leute.«
Ein besserer Kommentar fiel ihm in diesem Augenblick nicht ein. Für Smalltalk war er viel zu aufgeregt, denn wie auch immer das Ergebnis dieser Unterhaltung ausfiel, es würde über Jans weiteren Werdegang entscheiden.
Er hatte sich schon mit dem Gedanken abgefunden gehabt, nie wieder zu praktizieren, als er plötzlich vor zwei Wochen Fleischers Einladung im Briefkasten fand. Zum ersten Mal schöpfte er wieder Hoffnung. Natürlich war ihm klar, dass die Einladung noch keine Zusage war, aber nach all den Absagen, die Jan in den letzten Monaten erhalten hatte, war dieses Vorstellungsgespräch zumindest eine Chance - und es war fraglich, ob er noch eine weitere erhalten würde. Nicht nach dem, was geschehen war.
»Wohl wahr. Aus Kindern werden Leute, und aus den Eltern werden alte Leute. Tja.«
Fleischer seufzte und sah ein wenig wehmütig drein. Dann legte er Jans Bewerbungsmappe vor sich auf den Tisch und nickte anerkennend.
»Und wie ich hier sehe, Jan, ist aus Ihnen auch etwas geworden. Hervorragendes Abitur, Studium der Medizin in Heidelberg, mehrere Assistenzstellen bei namhaften Kollegen und ein exzellenter Abschluss Ihrer Facharztausbildung. Noch dazu an einer der forensischen Einrichtungen, an denen einem die Arbeit ein ziemlich gutes Nervenkostüm abverlangt. Alle Achtung, Bernhard wäre stolz auf Sie.«
»Das Gebiet hat mich schon während meines Studiums interessiert«, warf Jan fast schon entschuldigend ein. Das Lob machte ihn verlegen.
»Triebtäter?« Fleischer hob die Brauen und nahm seine Lesebrille ab. »Kein einfacher Bereich, beileibe nicht. Umso beeindruckter bin ich von Ihrer Dissertation. Summa cum laude. Da waren Sie besser als ich. Wenn ich richtig informiert bin, wird das von Ihnen entwickelte Instrument zur Typisierung pädophiler Straftäter inzwischen an mehreren Institutionen angewandt.«
»An zwei, um genau zu sein. Wobei man sagen muss, dass sich der Fragebogen in einem Fall erst in der Erprobungsphase befindet und es noch nicht sicher ist, ob er tatsächlich implementiert werden soll.«
Fleischer grinste. »Mir kommt es vor, als säße ich Ihrem Vater gegenüber. Er war wie Sie, Jan, voller Ehrgeiz, aber mit Lob wusste er nichts anzufangen.«
»Nun ja, ich wollte nicht ...«
»Nein, das ist schon in Ordnung«, unterbrach ihn Fleischer mit einer abwehrenden Handbewegung. »Das gefällt mir. Genau deshalb mochte ich Bernhard. Diese Haltung zeichnete ihn schon während unseres Studiums aus. Er war keiner dieser eingebildeten Kerle, die sich für die künftigen Halbgötter in Weiß hielten. Umso mehr freut es mich, nun auch bei Ihnen diesen Wesenszug wiederzufinden. Mir sind Menschen zuwider, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Wie heißt es doch so trefflich: Wer glaubt, etwas zu sein, hört auf, etwas zu werden. Insofern haben Sie die besten Zukunftsaussichten.«
Im Moment liegen meine beruflichen Zukunftsaussichten eher im Nullbereich, und das wissen wir beide, dachte Jan.
»Wie Sie sich bestimmt denken können«, fuhr Fleischer fort, »habe ich Erkundigungen über Sie eingezogen, ehe ich Sie zu diesem Gespräch eingeladen habe. Aber ich muss auch sagen, dass ich Sie seit jener ... nun ja, sagen wir: seit jener Tragödie damals nie ganz aus den Augen verloren habe. Vor allem nicht, nachdem ich erfuhr, dass Sie in Bernhards Fußstapfen getreten sind, wenngleich auch auf einem anderen Fachgebiet.« Er tippte auf die Mappe und sah Jan mit wissendem Blick an. »Der Grund, warum Sie sich ausgerechnet darauf spezialisiert haben, liegt ja gewissermaßen auf der Hand - Ihre Vita lässt kaum einen Zweifel aufkommen. Nun frage ich mich, ob Ihre Suche nach der Wahrheit zu einem Ergebnis geführt hat?«
Jan musste schlucken. Er hatte sich lange auf dieses Gespräch vorbereitet, war sämtliche möglichen Fragen im Geiste durchgegangen, und hatte gewusst, dass es zwei große Hürden zu meistern galt. Natürlich spielte Fleischer mit seiner Frage auf Sven an, und es lag an Jan, diese erste Hürde zu nehmen, ohne dabei zu stolpern.
Wie immer, wenn jemand seinen Bruder erwähnte, kam es Jan so vor, als sei alles erst gestern geschehen. Jan hatte sich gut überlegt, wie er dieses heikle Thema angehen sollte. Er wusste, dass Fleischer von ihm die Wahrheit hören wollte, und dass diese Wahrheit sehr persönlich war. Jemandem, der ihn von Kindesbeinen an kannte, konnte und durfte er nichts vormachen. Dennoch hatte er sich vorgenommen, so sachlich wie irgend möglich zu antworten.
»Offen gesagt weiß ich nicht, ob ich wirklich zu einem Ergebnis gelangt bin. Ich wollte die Tat begreifen, indem ich versuchte, die Motivation des Täters zu verstehen. Jedes Jahr werden bundesweit fast zwölftausend Fälle von Kindesmissbrauch registriert, eine unfassbare Zahl, und die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. Doch ebenso unfassbar ist, dass nur etwa achtzig Prozent dieser Fälle aufgeklärt werden.«
Jan spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. Er fühlte sich unwohler denn je. Am liebsten wäre er aufgestanden und hinausgerannt, doch das hätte das endgültige Aus für seine Karriere bedeutet. Dies war seine Chance auf einen Neuanfang - und alles, was er dafür tun musste, war, Fleischer gegenüber Ehrlichkeit zu zeigen.
Der Klinikleiter schien Jans Gedanken gelesen zu haben. Er sah ihn verständnisvoll an und nickte aufmunternd.
Jan atmete tief durch, ehe er fortfuhr. »Irgendwo in dieser Statistik befindet sich der Fall meines kleinen Bruders, von dem man nie mehr fand als seine ...«, Jan schluckte, »seine Unterwäsche auf einem Autobahnparkplatz. Weder der Täter noch ...«, wieder musste Jan schlucken, »noch Svens Leiche wurden je ausfindig gemacht. Und was mit meiner übrigen Familie geschehen ist, wissen Sie ja.«
Betreten sah Fleischer aus dem Fenster in den bleigrauen Himmel.
»Ja, das weiß ich. Und es tut mir alles aufrichtig leid für Sie.«
»Ich habe nach Antworten gesucht«, sagte Jan. »Also habe ich mit Sexualstraftätern gesprochen. Es waren fast ausschließlich Männer. Sie stammten aus allen Bevölkerungsschichten. Lehrer, Handwerker, Arbeitslose, Alkoholiker, Priester, einmal sogar ein Psychiater. Dabei machte ich die Beobachtung, dass alle Täter zwei Dinge gemein hatten. Einerseits hatten sich alle zu ihren Opfern hingezogen gefühlt. Sie sprachen von Liebe und inniger Zuneigung, wobei sie andererseits keinerlei Skrupel gehabt hatten, ihre Opfer aus Furcht vor Entdeckung zu töten.« Jan zuckte mit den Schultern. »Aus psychiatrischer Sicht waren bei den meisten eine starke Triebhaftigkeit und ein durchgängiges Verhaltensmuster hinsichtlich ihrer mangelnden Schuldeinsicht erkennbar, was man als Antwort hätte akzeptieren können. Doch für mich persönlich habe ich nie eine zufriedenstellende Antwort gefunden. Nicht in Svens Fall. Er ist und bleibt verschwunden.«
Nun war es heraus. Jan spürte, wie seine Anspannung ein wenig nachließ. Er hatte es endlich geschafft, über das düsterste Kapitel seines Lebens zu sprechen, auch wenn er sich dabei wie ein Referent angehört haben mochte.
»Mein Vater hat einmal gesagt, das Leben stellt uns manchmal Fragen, auf die es keine Antworten gibt«, fügte er hinzu. »Ich habe mich lange nicht damit abfinden können, aber inzwischen denke ich, dass er Recht damit hatte. Wenn Sie so wollen, ist das das Ergebnis meiner Suche.«
Für einen Moment herrschte wieder die für Jan unerträgliche Stille. Dann löste Fleischer den Blick vom Fenster und sah ihn an.
»Auf dieser Suche haben Sie sich weit vorgewagt, Jan. Das war überaus mutig, wenngleich Sie am Ende über Ihr Ziel hinausgeschossen zu sein scheinen.«
Nun waren sie also beim zweiten großen Thema angelangt: Jans Zusammenbruch. Der Grund, warum er beinahe seine Approbation verloren hatte. Davon hing nun alles ab. Fleischer die Hintergründe seines Werdegangs offenzulegen war das eine gewesen. Ob er ihn nun davon überzeugen konnte, dass er aus seinen Fehlern gelernt hatte, stand auf einem anderen Blatt.
»Vor knapp einem Jahr stand ich unter einer starken psychischen Belastung, was ich mir zu jenem Zeitpunkt jedoch nicht eingestehen wollte«, erklärte Jan. »Meine Tätigkeiten als forensischer Gutachter und Stationsarzt lasteten mich völlig aus, aber ich sah darin eine berufliche Herausforderung und hatte zudem gute Chancen auf eine Oberarztstelle, die bald frei werden sollte. An manchen Tagen arbeitete ich fast rund um die Uhr. Kurz zuvor hatte meine Frau die Scheidung eingereicht, und ich hatte ihr zugesagt, mich nach einem Käufer für unsere gemeinsame Wohnung umzusehen. Als ich dann auch noch den Fall Laszinski übernahm, wurde mir alles zu viel. Leider habe ich das erst begriffen, als alles schon passiert war.«
»Laszinski«, sagte Fleischer und verzog das Gesicht. »Eine hässliche Geschichte.«
In der Tat. Der Fall Peter Laszinski hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Ein gefundenes Fressen für die Medien.
Bis zu seiner Verhaftung hatte der sechsundvierzigjährige Küster ein unscheinbares Leben in einer kleinen Gemeinde geführt. Er galt als höflich, wenn auch verschlossen, und die Tatsache, dass er trotz seines Alters noch immer Junggeselle war, schrieb man seiner als bösartig verschrienen Mutter zu. Laszinski hatte sie über viele Jahre aufopfernd gepflegt, und als sie vor drei Jahren ihrem Darmkrebsleiden erlegen war, gab es viele, die von einer Erlösung für den armen Peter gesprochen hatten.
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Autoren-Porträt von Wulf Dorn
Wulf Dorn, Jahrgang 1969, schreibt seit seinem zwölften Lebensjahr. Seine Kurzgeschichten erschienen in Anthologien und Zeitschriften und wurden mehrfach ausgezeichnet. Seit 1994 ist er in einer psychiatrischen Klinik tätig, wo er in der beruflichen Rehabilitation psychisch kranke Menschen beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben unterstützt. Mit seiner Frau und einer Glückskatze lebt er in der Nähe von Ulm.
Bibliographische Angaben
- Autor: Wulf Dorn
- 2010, 445 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453266862
- ISBN-13: 9783453266865
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