Kinder der Hoffnung
Toulouse in den 1940er Jahren: Raymond und sein Bruder schließen sich der Résistance an und kämpfen fortan gegen die deutschen Besatzer und die französische Miliz. Doch das Leben in der Illegalität ist hart, denn sie riskieren...
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Produktinformationen zu „Kinder der Hoffnung “
Toulouse in den 1940er Jahren: Raymond und sein Bruder schließen sich der Résistance an und kämpfen fortan gegen die deutschen Besatzer und die französische Miliz. Doch das Leben in der Illegalität ist hart, denn sie riskieren jeden Tag ihr Leben. Aber ihr Zusammenhalt macht sie stark. Und schließlich wissen sie, worum sie kämpfen: für ein freies Land, für eine Zukunft ohne Hass und für ihre Kinder.
Lese-Probe zu „Kinder der Hoffnung “
Kinder der Hoffnung von Marc Levy LESEPROBE Ich werde dich morgen lieben, denn heute kenne ich dich noch nicht. Ich bin die Treppe des alten Hauses, in dem ich wohnte, hinuntergegangen – ein wenig eilig, das muss ich gestehen. Im Erdgeschoss rochen meine Finger nach dem Bienenwachs, das die Concierge jeden Montag bis zum zweiten Stock und jeden Donnerstag bis zur letzten Etage auf den Handlauf des Geländers auftrug. Trotz des Sonnenlichts, das die Fassaden mit einem goldenen Schimmer überzog, war der Gehsteig vom morgendlichen Regen noch wie marmoriert. Wenn man bedenkt, dass ich in diesem Moment noch nichts von dir wusste, von dir, die du mir eines Tages sicher das schönste Geschenk machen wirst, mit dem das Leben den Menschen beglücken kann.
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Ich betrat das kleine Café an der Rue Saint-Paul, ich hatte Zeit. Zu dritt standen wir an der Theke und gehörten an diesem Frühlingsmorgen sicherlich zu den wenigen, die so viel Zeit hatten. Und dann, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, kam mein Vater in seinem Gabardinemantel herein, stützte die Ellenbogen auf den Tresen, so als hätte er mich nicht gesehen – eine für ihn typische taktvolle Haltung. Er bestellte einen Espresso, und ich konnte das Lächeln sehen, das er mehr schlecht als recht vor mir verbarg. Mit einem leichten Klopfen auf die Zinkplatte gab er mir zu verstehen, dass die Luft rein war, dass ich mich endlich nähern konnte. Als ich seinen Ärmel streifte, spürte ich seine Kraft und das Gewicht der Traurigkeit, die auf seinen Schultern lastete. Er fragte mich, ob ich immer noch »sicher« sei. Ich war mir über gar nichts sicher, aber ich nickte. Daraufhin schob er sehr diskret seine Tasse zu mir her. Unter dem Teller lag ein Fünfzig-Franc-Schein. Ich wollte ablehnen, doch er stieß leise zwischen den Zähnen hervor, wer Krieg führen wolle, dürfe keinen leeren Magen haben. Ich steckte den Schein ein, und sein Blick sagte mir, dass ich jetzt gehen solle. Ich rückte meine Schiebermütze zurecht, trat auf die Straße und entfernte mich.
Als ich am Fenster des Cafés vorüberging, sah ich meinen Vater an. Da bedeutete er mir mit einem letzten Lächeln, dass mein Kragen schief saß.
In seinen Augen lag etwas Dringliches, das ich erst viele Jahre später begriff. Und noch heute brauche ich die meinen nur zu schließen und an ihn zu denken, um diesen letzten Ausdruck deutlich vor mir sehen zu können. Ich weiß, dass mein Vater traurig über mein Fortgehen war, ich glaube auch, dass er ahnte, dass wir uns nicht wiedersehen würden. Nicht den eigenen Tod hatte er sich vorgestellt, sondern meinen.
Ich denke an diesen Moment im Café des Tourneurs zurück.
Es musste meinen Vater viel Kraft gekostet haben, in Gedanken seinen Sohn zu begraben, während dieser direkt neben ihm einen Zichorienkaffee trinkt, dabei zu schweigen und nicht zu sagen: »Du gehst jetzt auf der Stelle nach Hause und machst deine Schulaufgaben.« Ein Jahr zuvor hatte meine Mutter unsere gelben Sterne auf dem Kommissariat abgeholt. Das war für uns das Zeichen zum Exodus, und wir brachen nach Toulouse auf. Mein Vater war Schneider, und niemals würde er dieses verdammte Ding auf ein Stück Stoff nähen.
An diesem 21. März 1943 – ich bin achtzehn Jahre alt – steige ich in eine Straßenbahn. Ich fahre zu einer Station, die auf keinem Plan verzeichnet ist: Ich werde mich einer Widerstandsgruppe anschließen.
Vor zehn Minuten hieß ich noch Raymond, doch seit ich an der Endhaltestelle der Linie 12 ausgestiegen bin, heiße ich Jeannot. Jeannot, mehr nicht. Zu dieser noch friedlichen Stunde des Tages haben viele meiner Leute keine Ahnung von dem, was ihnen widerfahren wird. Papa und Maman wissen nicht, dass man ihnen bald eine Nummer auf den Arm tätowieren wird, Maman ahnt nicht, dass man sie auf einem Bahnsteig von dem Mann trennen wird, den sie fast mehr liebt als uns. Und ich weiß nicht, dass ich in zehn Jahren am Denkmal von Auschwitz in einem etwa fünf Meter hohen Berg von Brillen das Gestell wiedererkennen werde, das mein Vater, als ich ihn zum letzten Mal im Café des Tourneurs gesehen hatte, in die Brusttasche seiner Jacke steckte. Mein kleiner Bruder Claude weiß nicht, dass ich ihn bald holen werde und dass, wenn er nicht ja gesagt hätte und wir diese Jahre nicht gemeinsam durchgemacht hätten, keiner von uns überlebt hätte. Meine sieben Freunde – Jacques, Boris, Rosine, Ernest, François, Marius, Enzo – wissen nicht, dass sie sterben und dabei »Vive la France« rufen werden – fast alle mit einem ausländischen Akzent.
Ich weiß, dass meine Gedanken wirr sind, dass die Worte in meinem Kopf durcheinanderwirbeln, doch von diesem Montagmittag an wird mein Herz zwei Jahre lang in einem Rhythmus schlagen, den ihm die Angst vorgibt; zwei Jahre lang hatte ich Angst, und manchmal wache ich noch immer nachts mit diesem verdammten Gefühl auf. Doch jetzt schläfst du neben mir, meine Liebste, auch wenn ich das damals noch nicht wusste. Hier also ein Stück der Geschichte von Charles, Claude, Alonso, Catherine, Sophie, Rosine, Marc, Émile, Robert, meinen spanischen, italienischen, polnischen, ungarischen, rumänischen Freunden – den Kindern der Hoffnung, den Kindern der Freiheit.
© Knaur Verlag
Übersetzung: Bettina Runge und Eliane Hagedorn
Als ich am Fenster des Cafés vorüberging, sah ich meinen Vater an. Da bedeutete er mir mit einem letzten Lächeln, dass mein Kragen schief saß.
In seinen Augen lag etwas Dringliches, das ich erst viele Jahre später begriff. Und noch heute brauche ich die meinen nur zu schließen und an ihn zu denken, um diesen letzten Ausdruck deutlich vor mir sehen zu können. Ich weiß, dass mein Vater traurig über mein Fortgehen war, ich glaube auch, dass er ahnte, dass wir uns nicht wiedersehen würden. Nicht den eigenen Tod hatte er sich vorgestellt, sondern meinen.
Ich denke an diesen Moment im Café des Tourneurs zurück.
Es musste meinen Vater viel Kraft gekostet haben, in Gedanken seinen Sohn zu begraben, während dieser direkt neben ihm einen Zichorienkaffee trinkt, dabei zu schweigen und nicht zu sagen: »Du gehst jetzt auf der Stelle nach Hause und machst deine Schulaufgaben.« Ein Jahr zuvor hatte meine Mutter unsere gelben Sterne auf dem Kommissariat abgeholt. Das war für uns das Zeichen zum Exodus, und wir brachen nach Toulouse auf. Mein Vater war Schneider, und niemals würde er dieses verdammte Ding auf ein Stück Stoff nähen.
An diesem 21. März 1943 – ich bin achtzehn Jahre alt – steige ich in eine Straßenbahn. Ich fahre zu einer Station, die auf keinem Plan verzeichnet ist: Ich werde mich einer Widerstandsgruppe anschließen.
Vor zehn Minuten hieß ich noch Raymond, doch seit ich an der Endhaltestelle der Linie 12 ausgestiegen bin, heiße ich Jeannot. Jeannot, mehr nicht. Zu dieser noch friedlichen Stunde des Tages haben viele meiner Leute keine Ahnung von dem, was ihnen widerfahren wird. Papa und Maman wissen nicht, dass man ihnen bald eine Nummer auf den Arm tätowieren wird, Maman ahnt nicht, dass man sie auf einem Bahnsteig von dem Mann trennen wird, den sie fast mehr liebt als uns. Und ich weiß nicht, dass ich in zehn Jahren am Denkmal von Auschwitz in einem etwa fünf Meter hohen Berg von Brillen das Gestell wiedererkennen werde, das mein Vater, als ich ihn zum letzten Mal im Café des Tourneurs gesehen hatte, in die Brusttasche seiner Jacke steckte. Mein kleiner Bruder Claude weiß nicht, dass ich ihn bald holen werde und dass, wenn er nicht ja gesagt hätte und wir diese Jahre nicht gemeinsam durchgemacht hätten, keiner von uns überlebt hätte. Meine sieben Freunde – Jacques, Boris, Rosine, Ernest, François, Marius, Enzo – wissen nicht, dass sie sterben und dabei »Vive la France« rufen werden – fast alle mit einem ausländischen Akzent.
Ich weiß, dass meine Gedanken wirr sind, dass die Worte in meinem Kopf durcheinanderwirbeln, doch von diesem Montagmittag an wird mein Herz zwei Jahre lang in einem Rhythmus schlagen, den ihm die Angst vorgibt; zwei Jahre lang hatte ich Angst, und manchmal wache ich noch immer nachts mit diesem verdammten Gefühl auf. Doch jetzt schläfst du neben mir, meine Liebste, auch wenn ich das damals noch nicht wusste. Hier also ein Stück der Geschichte von Charles, Claude, Alonso, Catherine, Sophie, Rosine, Marc, Émile, Robert, meinen spanischen, italienischen, polnischen, ungarischen, rumänischen Freunden – den Kindern der Hoffnung, den Kindern der Freiheit.
© Knaur Verlag
Übersetzung: Bettina Runge und Eliane Hagedorn
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Bibliographische Angaben
- Autor: Marc Levy
- 319 Seiten, Maße: 13,6 x 21,3 cm, Klappenbroschur
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2000000041001
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