Kleine Alltagsethik

Es lohnt sich zu suchen, was uns Menschen verbindet. Wir werden auf die verbindlichen Werte stoßen, um die es sich zu streiten lohnt.
Die Menschen haben sich immer schon viel erlaubt. Jetzt aber schütteln wir nicht mehr über machthungrige Päpste und Kaiser den Kopf. Heute ist es unser Nachbar, der macht, was er will.
Jeder hält sich für einen kleinen Kaiser. Ein Heer von absoluten Herrschern traut nur noch dem eigenen Horizont. Wehe dem, der ihn in Frage stellt! Dann verbittet man sich eine solche Einmischung in innere Angelegenheiten.
So stehen wir vor dem Ende des menschlichen Miteinanders. Denn jeder lebt nur noch das, was "für ihn" richtig ist. Ob das für andere auch gilt, ist ihm gleichgültig. Und wenn einer anderer der
Meinung ist: What shalls! Hauptsache, ich fühle mich gut.
Gespräche und Diskussionen werden sinnlos, wenn jeder seinen Horizont für den Himmel hält. Doch viele kleine Himmel machen noch nicht den großen Himmel aus. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Weil es über uns Menschen den einen Himmel gibt, werden wir neugierig, ob es nicht auch ein gemeinsames Fundament gibt, auf dem wir stehen.
Es lohnt sich zu suchen, was uns Menschen verbindet. Und genau das wollen die verbindlichen Werte. Sie sind nicht "meine", sondern "unsere" Grundlage. Weil sie so wichtig sind, lohnt es sich, um sie zu streiten.
Am Ende darf nicht siegen, wer die Macht hat. Das wäre eine erschreckende Perspektive, ganz gleich, ob wir dabei an Diktatoren, politische und kirchliche Amtsträger oder an Manager in der Finanz- und Wirtschaftswelt denken.
In diesen Diskussionen muss die Vernunft siegen. Wir brauchen eine neue Bewegung, die Lust macht, die eigenen Einstellungen zu begründen. Denn wehe uns, wenn wir nur tun und lassen, was uns das Bauchgefühl sagt. Das kann heute so und morgen wieder ganz anders sein. Ein tragendes Fundament sieht anders aus.
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen Geschmack auf Ethik machen. Sie lebt von der Erfahrung, dass Menschen einander brauchen, um

Bruder Paulus Terwitte, geboren 1959, Kapuziner im Kloster Dieburg, ist Ordenbruder aus Liebe, Lust und Leidenschaft. Der geschätzte Beicht- und Gesprächsseelsorger ist seit neuestem mit der Nachwuchsförderung betraut. Bekannt geworden ist er als TV-Moderator bei SAT1 und N24 und war im Internet Autor eines geistliches Kommentars zur Schlagzeile der BILD.