Konstanze
Historischer Roman. Originalausgabe
Palermo im 13. Jahrhundert: Die junge Witwe Konstanze von Aragon wird mit Friedrich verheiratet, dem nach Sizilien verbannten Thronerben der Staufer. Was niemand für möglich hält geschieht: Die beiden verlieben sich ineinander. Mit Konstanzes...
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Produktinformationen zu „Konstanze “
Palermo im 13. Jahrhundert: Die junge Witwe Konstanze von Aragon wird mit Friedrich verheiratet, dem nach Sizilien verbannten Thronerben der Staufer. Was niemand für möglich hält geschieht: Die beiden verlieben sich ineinander. Mit Konstanzes Hilfe wird aus dem ungehobelten Rebellen Federico ein umschwärmter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, Friedrich der Staufer. Doch das Schicksal hält für Konstanze und Friedrich auch schwere Ruckschläge bereit, die sie vor große Herausforderungen stellen. Wird ihre Liebe dem standhalten? Ein farbenprächtiges Epos und der Roman einer großen Liebe.
Klappentext zu „Konstanze “
Palermo im 13. Jahrhundert: Die junge Witwe Konstanze von Aragon wird mit Friedrich verheiratet, dem nach Sizilien verbannten Thronerben der Staufer. Was niemand für möglich hält geschieht: Die beiden verlieben sich ineinander. Mit Konstanzes Hilfe wird aus dem ungehobelten Rebellen Federico ein umschwärmter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, Friedrich der Staufer. Doch das Schicksal hält für Konstanze und Friedrich auch schwere Ruckschläge bereit, die sie vor große Herausforderungen stellen. Wird ihre Liebe dem standhalten? Ein farbenprächtiges Epos und der Roman einer großen Liebe.
Lese-Probe zu „Konstanze “
Konstanze von Elisabeth Herrmann Etwas war anders. Und dieses Etwas weckte sie.Vorsichtig tastete Konstanze über das Kopfkissen und hielt die Augen geschlossen. Kissen noch da, signalisierte ihr vom Schlaf betäubtes Hirn, Laken auch. Dann spürte sie das Würgen in der Kehle. Brechreiz ebenfalls.
Ihr nackter Arm schlängelte sich unter der schweren Daunendecke hervor zu dem einfachen Topf aus getriebenem Messing, der zur Verrichtung diverser nächtlicher Notdurften in Griffnähe auf dem Boden stand. Sie fröstelte, als sie das kalte Metall an ihrem Hals spürte, zog die Decke fester um die Schultern und spie hinein. Schmerzhaft krampfte sich ihr Magen zusammen.Nichts.
Kein Wunder: Seit einer Woche hatte sie kaum etwas gegessen. So lange dauerte diese unselige Seereise schon, und wenn sie nicht bald festen Boden unter die Füße bekam, würde es auch noch mit dem Rest ihrer kümmerlichen Haltung endgültig vorbei sein.
Sie blinzelte. Es war schon hell, trübes Licht fiel durch das kleine Fenster in die Kajüte, und hinter den zarten, bestickten Vorhängen ihres Bettes herrschte dämmriges Halbdunkel.Doch etwas war anders.
Ein heiserer Schrei, vom Wind herübergetragen, draußen vor dem Fenster.Möwen.
Hastig richtete sie sich auf, rieb sich die schlafmüden Augen und suchte vergeblich nach der Bettmütze. Wieder verloren. Sie würde grauenhaft aussehen, aber das entsprach wenigstens ihrer Gemütsverfassung.
Sie sprang aus dem Bett und warf sich als Erstes das bodenlange Morgenhemd über. Dann griff sie nach ihren bestickten Pantoffeln. In dem dunklen Alkoven auf der anderen Seite der Kajüte regte sich etwas.»Vela! Velasquita! Wo sind meine Schuhe?«
... mehr
Velasquita, Condesa de Navarra, die erste Kammerfrau Konstanzes, wuchtete ihre mütterliche Fülle ächzend in eine aufrechte Position und zog den Vorhang zur Seite. Sie war es gewohnt, zu jeder Tages- und Nachtzeit mit schrillem Ton geweckt zu werden. Das war Teil der Ehre, und neben Gottes Lohn gab es dazu die Freude, alltäglich vom königlichen Glanz Konstanzes beschienen zu werden.
Zu dieser frühen Morgenstunde strahlte davon allerdings nicht viel herüber. Es gehörte schon einige Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass diese zerzauste, nicht mehr ganz junge Frau mit der grünlichen Gesichtsfarbe einmal die Königin Ungarns gewesen war. Noch viel weniger konnte man glauben, dass sie demnächst auf Siziliens Thron Platz nehmen würde, so, wie sie gerade aussah, dünn, nachlässig gekleidet, die langen blonden Haare zerzaust, schlecht gelaunt, sich nur widerwillig fügend, schlicht: unerträglich in ihren Launen.Vielleicht war diese neue Ehe genau das Richtige für sie. Mit vierundzwanzig Jahren konnte Konstanze im Grunde froh sein, dass der Papst ihr diese zweite Chance gegeben hatte. Egal, womit man den Ehemann geködert hatte …
Konstanze spürte die kleine Welle von Missbilligung, mit der
Vela sie musterte. Alle an Bord waren gereizt, sie am meisten. Und natürlich hatte die Kammerfrau ihre Betthaube nicht verloren, wie Konstanze mit einem hastigen Seitenblick bemerkte. Jeden Abend wiederholte sie das quälende Ritual, sich den züchtigen Schutz der weiblichen Zierde mit Eisennadeln auf den krausen Locken festzustecken. Konstanze dagegen empfand Betthauben als überflüssig. Es sah sie ja sowieso niemand. Ärgerlich schlüpfte sie in einen Pantoffel, der zweite war nirgendwo zu sehen.»Hörst du das?«
Velasquita spähte hinüber zu der Luke, wo das gewachste Tuch die Helligkeit mehr aussperrte als hineinließ.»Es ist Land in der Nähe. Die Vögel.«
Ein ganzer Schwarm Möwen musste über dem Koggen in dem kalten, frischen Wind stehen. Ihr heiseres Gekrächze übertönte sogar das Knattern des Rahsegels.
»Der Herr sei gepriesen und gelobt. Dann sind wir heute Nacht wohl auch geflogen …«
Mit einem Seufzen, das sich weniger der Erleichterung entrang denn der Mühe, langsam auf die kurzen, kräftigen Beine zu kommen, kletterte Vela aus ihrem erbärmlichen Verschlag und suchte nach ihrem surcot.
»Eigentlich sollten wir Palermo doch erst morgen erreichen. Wie spät ist es denn? Warum seid Ihr überhaupt schon wach?«»Die Möwen haben mich geweckt.«
Erfreut richtete sich Konstanze auf, in der Hand triumphierend den zweiten Pantoffel. Sie wollte ihn gerade überstreifen, da war Vela auch schon bei ihr und schüttelte den Kopf. Mit schnellen, geübten Handbewegungen schnallte sie den Gürtel um ihre breiten Hüften und bedeutete Konstanze, sich wieder hinzusetzen.»So wird das nichts, pequeña reina.«Umständlich ging sie vor ihrer Herrin auf die Knie.
Während die Kammerfrau ihr den Pantoffel überstreifte und die Riemen sorgfältig verknotete, ruhte Konstanzes Blick auf der kauernden Gestalt.Sie wird alt, dachte sie, und sie will es nicht wahrhaben.
Eine Welle von Zärtlichkeit überflutete ihr Herz. Pequeña reina, kleine Königin, so durfte nur Velasquita sie nennen. Und auch nur, wenn sie unter sich waren. Seit Konstanze der Amme entwachsen war, begleitete die gute Frau sie durch alle Höhen und Tiefen des Lebens. Gerade jetzt, wo die ersten Boten der Lüfte mit ihren lauten Stimmen das Ende des Martyriums ihrer Seereise verkündeten, gerade jetzt spürte Konstanze, dass sie Vela noch nie so sehr gebraucht hatte.
Als ob die Kammerfrau Konstanzes Gedanken spürte, ließ sie die Hände sinken und legte sie in den Schoß.»Vielleicht schon heute«, sagte sie, ohne aufzublicken.Ihre Königin nickte. »Heute werde ich ihn sehen.«
Vela erhob sich mühsam, und Konstanze stand auf, um ihr zu helfen.Unwirsch wehrte die Ältere ab.
»Solange es geht, geht es, und damit basta. Jetzt mache ich mich schnell fertig und sehe dann nach, wo wir sind und was diese ungewaschenen marineros uns zum Frühstück anbieten werden.«
Vela verschwand hinter dem Vorhang, der wenigstens bei den intimsten Verrichtungen ein Minimum an Privatsphäre wahren sollte. Konstanze hörte, wie die Kammerfrau das Wasser in eine andere Messingschüssel goss, um sich auf eine Weise zu waschen, deren Logik und Ablauf Konstanze bis heute nicht hatte ergründen können. Sie suchte sich ihre Kleider aus der riesigen Kiste zusammen, die zwischen den beiden Betten stand und jede Möglichkeit, diese enge Kajüte ohne blaue Flecken an den Schienbeinen zu durchqueren, unmöglich machte. Natürlich war ihr Gürtel wieder mal nirgendwo zu finden.
Ungeduldig und achtlos warf sie die Kleidungsstücke auf den Boden. Die schönen seidenen Nachthemden, die kostbar bestickten Kleider – es war sowieso ein sinnloses Unterfangen, auf diesem Schiff auch nur den Hauch von Etikette zu wahren. Was ihr Bruder Pedro sich bloß dabei gedacht hatte, sie im Hochsommer dieses unseligen Jahres 1209 quer übers Mittelmeer zu schicken? Der Himmel und der Papst mochten es wissen.»Wo ist mein Gürtel?«Ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt.
Konstanze lauschte ihr nach. Wo ist der Gürtel?, fragte da ein bockiges, verwöhntes Mädchen. Nicht die gütige, milde Königin, die sie einmal hatte sein wollen und die sie sich als Kind so anders vorgestellt hatte: schön, blond. Von einer gleißenden Aureole gottesfürchtiger Milde umgeben.
Vermutlich wäre es auch egal, wenn ich drei Beine hätte und fünf bockfüßige Töchter, dachte sie bitter. Hauptsache, die Aussteuer stimmt.
Sie nahm die Bürste und ließ sie wieder sinken. Dann beugte sie sich vor und betrachtete sich in dem Spiegel, der ihr Bild leicht verzerrt zurückwarf. Sie sah sich an, musterte die bleichen, ausgezehrten Züge. Vor der Zeit gealtert, der verdorrte Ast eines saftstrotzenden Familienbaumes, der wie der biblische Rebstock plötzlich wieder blühen sollte.
Das bist du, Konstanze von Aragon. Du erfüllst deine Pflicht und tust, wie dir geheißen. Für deine Schwester, für deinen Bruder, für deine Familie und dein Land. Meinetwegen auch für den Papst.Aber bestimmt nicht für diesen vierzehnjährigen sizilianischen Bettelkönig, den du heiraten wirst.Also, reiß dich jetzt zusammen, so wie man es dir beigebracht hat, und hör endlich auf mit diesem verfluchten Selbstmitleid.
Da Velasquita immer noch bis zur Halskrause bekleidet versuchte, sich zu waschen, band Konstanze sich den festen Zopf
kurzerhand selbst und steckte sich die Haare hoch. Das reichte für einen weiteren langen Tag an Bord. Sollten sie Palermo wirklich früher erreichen, blieb für die Pracht der Ankunftszeremonie noch genügend Zeit.
Mit geübten Bewegungen wickelte sie das Gebände um den Kopf, zurrte es hinter den Ohren fest und öffnete dabei ein paarmal weit den Mund. Gut, sie konnte noch sprechen. Vela schnürte ihr das Band manchmal so fest, dass ihr nur noch ein zischendes Lispeln über die Lippen kam.
Dann warf sie den Spitzenschleier über den Kopf und wollte gerade den schmalen, aus Gold getriebenen Reif aufsetzen, als ein Schlag das Schiff erschütterte, die Messingschüssel hinter dem Paravent scheppernd auf die Bohlen fiel, Vela entsetzt aufschrie und wildes Gebrüll an Deck begann.Es wurde vom Meer aus erwidert.Der Koggen schlingerte zurück auf Kurs.»Was war denn das?«
Velasquita, Condesa de Navarra, die erste Kammerfrau Konstanzes, wuchtete ihre mütterliche Fülle ächzend in eine aufrechte Position und zog den Vorhang zur Seite. Sie war es gewohnt, zu jeder Tages- und Nachtzeit mit schrillem Ton geweckt zu werden. Das war Teil der Ehre, und neben Gottes Lohn gab es dazu die Freude, alltäglich vom königlichen Glanz Konstanzes beschienen zu werden.
Zu dieser frühen Morgenstunde strahlte davon allerdings nicht viel herüber. Es gehörte schon einige Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass diese zerzauste, nicht mehr ganz junge Frau mit der grünlichen Gesichtsfarbe einmal die Königin Ungarns gewesen war. Noch viel weniger konnte man glauben, dass sie demnächst auf Siziliens Thron Platz nehmen würde, so, wie sie gerade aussah, dünn, nachlässig gekleidet, die langen blonden Haare zerzaust, schlecht gelaunt, sich nur widerwillig fügend, schlicht: unerträglich in ihren Launen.Vielleicht war diese neue Ehe genau das Richtige für sie. Mit vierundzwanzig Jahren konnte Konstanze im Grunde froh sein, dass der Papst ihr diese zweite Chance gegeben hatte. Egal, womit man den Ehemann geködert hatte …
Konstanze spürte die kleine Welle von Missbilligung, mit der
Vela sie musterte. Alle an Bord waren gereizt, sie am meisten. Und natürlich hatte die Kammerfrau ihre Betthaube nicht verloren, wie Konstanze mit einem hastigen Seitenblick bemerkte. Jeden Abend wiederholte sie das quälende Ritual, sich den züchtigen Schutz der weiblichen Zierde mit Eisennadeln auf den krausen Locken festzustecken. Konstanze dagegen empfand Betthauben als überflüssig. Es sah sie ja sowieso niemand. Ärgerlich schlüpfte sie in einen Pantoffel, der zweite war nirgendwo zu sehen.»Hörst du das?«
Velasquita spähte hinüber zu der Luke, wo das gewachste Tuch die Helligkeit mehr aussperrte als hineinließ.»Es ist Land in der Nähe. Die Vögel.«
Ein ganzer Schwarm Möwen musste über dem Koggen in dem kalten, frischen Wind stehen. Ihr heiseres Gekrächze übertönte sogar das Knattern des Rahsegels.
»Der Herr sei gepriesen und gelobt. Dann sind wir heute Nacht wohl auch geflogen …«
Mit einem Seufzen, das sich weniger der Erleichterung entrang denn der Mühe, langsam auf die kurzen, kräftigen Beine zu kommen, kletterte Vela aus ihrem erbärmlichen Verschlag und suchte nach ihrem surcot.
»Eigentlich sollten wir Palermo doch erst morgen erreichen. Wie spät ist es denn? Warum seid Ihr überhaupt schon wach?«»Die Möwen haben mich geweckt.«
Erfreut richtete sich Konstanze auf, in der Hand triumphierend den zweiten Pantoffel. Sie wollte ihn gerade überstreifen, da war Vela auch schon bei ihr und schüttelte den Kopf. Mit schnellen, geübten Handbewegungen schnallte sie den Gürtel um ihre breiten Hüften und bedeutete Konstanze, sich wieder hinzusetzen.»So wird das nichts, pequeña reina.«Umständlich ging sie vor ihrer Herrin auf die Knie.
Während die Kammerfrau ihr den Pantoffel überstreifte und die Riemen sorgfältig verknotete, ruhte Konstanzes Blick auf der kauernden Gestalt.Sie wird alt, dachte sie, und sie will es nicht wahrhaben.
Eine Welle von Zärtlichkeit überflutete ihr Herz. Pequeña reina, kleine Königin, so durfte nur Velasquita sie nennen. Und auch nur, wenn sie unter sich waren. Seit Konstanze der Amme entwachsen war, begleitete die gute Frau sie durch alle Höhen und Tiefen des Lebens. Gerade jetzt, wo die ersten Boten der Lüfte mit ihren lauten Stimmen das Ende des Martyriums ihrer Seereise verkündeten, gerade jetzt spürte Konstanze, dass sie Vela noch nie so sehr gebraucht hatte.
Als ob die Kammerfrau Konstanzes Gedanken spürte, ließ sie die Hände sinken und legte sie in den Schoß.»Vielleicht schon heute«, sagte sie, ohne aufzublicken.Ihre Königin nickte. »Heute werde ich ihn sehen.«
Vela erhob sich mühsam, und Konstanze stand auf, um ihr zu helfen.Unwirsch wehrte die Ältere ab.
»Solange es geht, geht es, und damit basta. Jetzt mache ich mich schnell fertig und sehe dann nach, wo wir sind und was diese ungewaschenen marineros uns zum Frühstück anbieten werden.«
Vela verschwand hinter dem Vorhang, der wenigstens bei den intimsten Verrichtungen ein Minimum an Privatsphäre wahren sollte. Konstanze hörte, wie die Kammerfrau das Wasser in eine andere Messingschüssel goss, um sich auf eine Weise zu waschen, deren Logik und Ablauf Konstanze bis heute nicht hatte ergründen können. Sie suchte sich ihre Kleider aus der riesigen Kiste zusammen, die zwischen den beiden Betten stand und jede Möglichkeit, diese enge Kajüte ohne blaue Flecken an den Schienbeinen zu durchqueren, unmöglich machte. Natürlich war ihr Gürtel wieder mal nirgendwo zu finden.
Ungeduldig und achtlos warf sie die Kleidungsstücke auf den Boden. Die schönen seidenen Nachthemden, die kostbar bestickten Kleider – es war sowieso ein sinnloses Unterfangen, auf diesem Schiff auch nur den Hauch von Etikette zu wahren. Was ihr Bruder Pedro sich bloß dabei gedacht hatte, sie im Hochsommer dieses unseligen Jahres 1209 quer übers Mittelmeer zu schicken? Der Himmel und der Papst mochten es wissen.»Wo ist mein Gürtel?«Ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt.
Konstanze lauschte ihr nach. Wo ist der Gürtel?, fragte da ein bockiges, verwöhntes Mädchen. Nicht die gütige, milde Königin, die sie einmal hatte sein wollen und die sie sich als Kind so anders vorgestellt hatte: schön, blond. Von einer gleißenden Aureole gottesfürchtiger Milde umgeben.
Vermutlich wäre es auch egal, wenn ich drei Beine hätte und fünf bockfüßige Töchter, dachte sie bitter. Hauptsache, die Aussteuer stimmt.
Sie nahm die Bürste und ließ sie wieder sinken. Dann beugte sie sich vor und betrachtete sich in dem Spiegel, der ihr Bild leicht verzerrt zurückwarf. Sie sah sich an, musterte die bleichen, ausgezehrten Züge. Vor der Zeit gealtert, der verdorrte Ast eines saftstrotzenden Familienbaumes, der wie der biblische Rebstock plötzlich wieder blühen sollte.
Das bist du, Konstanze von Aragon. Du erfüllst deine Pflicht und tust, wie dir geheißen. Für deine Schwester, für deinen Bruder, für deine Familie und dein Land. Meinetwegen auch für den Papst.Aber bestimmt nicht für diesen vierzehnjährigen sizilianischen Bettelkönig, den du heiraten wirst.Also, reiß dich jetzt zusammen, so wie man es dir beigebracht hat, und hör endlich auf mit diesem verfluchten Selbstmitleid.
Da Velasquita immer noch bis zur Halskrause bekleidet versuchte, sich zu waschen, band Konstanze sich den festen Zopf
kurzerhand selbst und steckte sich die Haare hoch. Das reichte für einen weiteren langen Tag an Bord. Sollten sie Palermo wirklich früher erreichen, blieb für die Pracht der Ankunftszeremonie noch genügend Zeit.
Mit geübten Bewegungen wickelte sie das Gebände um den Kopf, zurrte es hinter den Ohren fest und öffnete dabei ein paarmal weit den Mund. Gut, sie konnte noch sprechen. Vela schnürte ihr das Band manchmal so fest, dass ihr nur noch ein zischendes Lispeln über die Lippen kam.
Dann warf sie den Spitzenschleier über den Kopf und wollte gerade den schmalen, aus Gold getriebenen Reif aufsetzen, als ein Schlag das Schiff erschütterte, die Messingschüssel hinter dem Paravent scheppernd auf die Bohlen fiel, Vela entsetzt aufschrie und wildes Gebrüll an Deck begann.Es wurde vom Meer aus erwidert.Der Koggen schlingerte zurück auf Kurs.»Was war denn das?«
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Autoren-Porträt von Elisabeth Herrmann
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Sie machte Abitur auf dem Frankfurter Abendgymnasium und arbeitete nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman "Das Kindermädchen" ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Vernau mit Jan Josef Liefers. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen-Krimipreis und den Deutschen Krimipreis 2012. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Elisabeth Herrmann
- 2009, 480 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: List TB.
- ISBN-10: 3548608930
- ISBN-13: 9783548608938
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