Kulturen des Alterns
Plädoyers für ein gutes Leben bis ins hohe Alter
Wie wollen wir im Aller leben? Welche kulturellen und sozialen Bedingungen sind dafür ausschlaggebend? Altersforscher unterschiedlicher Disziplinen, unter anderem der Kultur- und Medienwissenschaft, Ethnologie, Soziologie und Theologie, loten Möglichkeiten...
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Produktinformationen zu „Kulturen des Alterns “
Wie wollen wir im Aller leben? Welche kulturellen und sozialen Bedingungen sind dafür ausschlaggebend? Altersforscher unterschiedlicher Disziplinen, unter anderem der Kultur- und Medienwissenschaft, Ethnologie, Soziologie und Theologie, loten Möglichkeiten des Alterns in globaler Perspektive aus. Sie weisen auf Potenziale des Alters für Kultur und Gesellschaft hin und widersprechen verbreiteten Negativszenarien, die eine Vergreisung der Gesellschaft und einen Clash of Generations prophezeien. Die Beiträge zeigen anschaulich und zugleich theoretisch versiert, wie die Kunst des humanen Alterns in der Welt gelingen kann.
Klappentext zu „Kulturen des Alterns “
Wie wollen wir im Aller leben? Welche kulturellen und sozialen Bedingungen sind dafür ausschlaggebend? Altersforscher unterschiedlicher Disziplinen, unter anderem der Kultur- und Medienwissenschaft, Ethnologie, Soziologie und Theologie, loten Möglichkeiten des Alterns in globaler Perspektive aus. Sie weisen auf Potenziale des Alters für Kultur und Gesellschaft hin und widersprechen verbreiteten Negativszenarien, die eine Vergreisung der Gesellschaft und einen Clash of Generations prophezeien. Die Beiträge zeigen anschaulich und zugleich theoretisch versiert, wie die Kunst des humanen Alterns in der Welt gelingen kann.
Lese-Probe zu „Kulturen des Alterns “
VorwortAnlässlich seines 80. Geburtstages gab der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg im Mai 2014 ein Interview zum Thema Altern. Keine Spur von Altersmüdigkeit ließ Adolf Muschg erkennen, im Gegenteil: Er zeigte sich mit Hoffnung unterwegs, Ernst Bloch im Tornister. Gerade weil es eine kritische Lebensphase sei, werde das Alter zur Instanz der Kritik - der Kritik an einer sozusagen überdrehten Zivilisation: "Mehr Geld, mehr Quote, mehr Erfolg" - mehr, mehr, mehr. Was will man mehr oder anderes?
Im Alter spüren wir zunehmend unsere Grenzen. Wir können oft nicht mehr mithalten, staunen etwa über die Geschwindigkeit, in der junge Leute mit ihren flinken Daumen simsen und twittern - diese 'Däumlinge der digitalen Welt', wie ein anderer großer Schriftsteller, Günter Grass, die jugendlichen Dauernutzer von neuen Medien genannt hat. Mehr und mehr wird mit dem Alter das Mehr-Mehr-Mehr obsolet und kritisch. Warum sollten wir stets und überall mithalten? Nicht einmal die Jugend schafft das, wenigstens nicht auf allen Gebieten, und schon gar nicht auf allen Gebieten gleichzeitig. Wo wollen wir mithalten und wo nicht? Und überhaupt: Liegt nicht "der Schlüssel zum guten Leben" ganz woanders? Wäre es nicht an der Zeit, uns auf einen anderen Lebensmodus zu besinnen und zu verständigen, um "unser Glück zu finden", fragt Adolf Muschg.
Das Alter verkörpert einen alternativen Lebensmodus. Nicht nur, dass es die Dynamik des Mehr-Mehr-Mehr infrage stellt, sondern auch und vor allem, dass es eine andere Art und Weise der Lebensführung verlangt, macht es zum lebendigen Plädoyer für eine andere Kultur und Gesellschaft, eine langsame, ruhige, besonnene - womöglich menschwürdigere? "Das Nichtmehrmüssen ist die gute Seite des Nichtmehrkönnens", sagt Adolf Muschg. Indem es vieles nicht mehr kann, zeigt das Alter auch der Jugend, dass man vieles gar nicht muss. Damit wird das Alter zum lebendigen "Ausdruck der Freiheit", nämlich der Freiheit, einer zivilisatorischen Dynamik zu
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widerstehen, von der unsere Kultur und Gesellschaft "zwanghaft fortgetrieben wird", als sei sie von der Tarantel gestochen.
Indem es Grenzen spürt und erkennt, ruft das Alter die Bedeutung von Grenzen in Erinnerung. Das sind zunächst Grenzen des Wachstums. Das Alter lehrt, so Muschg, "unser Glück zu finden in dem, was wir lassen können" - im Unterlassen, Ablassen, Loslassen. Das sind sodann Grenzen, derer das Leben selber bedarf. Das Alter lehrt, "dass wir unsere Grenzen als verbindlich betrachten", aber nicht wie Grenzbeamte, sondern ganz anders - wie Künstler: "wie bei einem Kunstwerk die Form", so sind Grenzen, Maß und Gestaltung "der Schlüssel zu einem guten Leben" im Alter (wie übrigens in allen Lebensphasen). Wohingegen unter der Dynamik des Mehr-Mehr-Mehr sich das Leben in einer furiosen Halt-, Maß- und Ziellosigkeit erschöpft.
Das Alter, das gemeinhin mit Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht wird - Adolf Muschg kürt es zur Avantgarde des Lebens und der Lebenskunst. Und was kulturwissenschaftlich besonders reizvoll ist: Adolf Muschg veranschaulicht seine Überlegungen an kulturellen Beispielen aus fern und nah - an afrikanischen Meistern der Lebenskunst ebenso wie an chinesischen Tuschmeistern: "Ich denke [auch] an einige japanische Meister, wunderbare alte Narren, aber auch an den einen oder andern Handwerker oder Gärtner in meiner Nähe." Heute schauen wir auf andere Kulturen immer auch, um von ihnen zu lernen. Und wir schauen, welche Ressourcen unsere eigene Kultur bereithält, damit unser Leben nicht bloß "zwanghaft fortgetrieben wird", sondern um es bewusst zu gestalten, eine Lebenskunst zu entwickeln - gerade im Alter. Als kulturwissenschaftliche Altersforscherinnen und Altersforscher interessieren wir uns besonders für kulturelle Formen, in denen das Alter nicht bloß als eine Belastung, eine Last oder gar als ein "Massaker" erscheint - um das harte Wort eines weiteren großen alten Schriftstellers, Philip Roth, aufzugreifen. W
Indem es Grenzen spürt und erkennt, ruft das Alter die Bedeutung von Grenzen in Erinnerung. Das sind zunächst Grenzen des Wachstums. Das Alter lehrt, so Muschg, "unser Glück zu finden in dem, was wir lassen können" - im Unterlassen, Ablassen, Loslassen. Das sind sodann Grenzen, derer das Leben selber bedarf. Das Alter lehrt, "dass wir unsere Grenzen als verbindlich betrachten", aber nicht wie Grenzbeamte, sondern ganz anders - wie Künstler: "wie bei einem Kunstwerk die Form", so sind Grenzen, Maß und Gestaltung "der Schlüssel zu einem guten Leben" im Alter (wie übrigens in allen Lebensphasen). Wohingegen unter der Dynamik des Mehr-Mehr-Mehr sich das Leben in einer furiosen Halt-, Maß- und Ziellosigkeit erschöpft.
Das Alter, das gemeinhin mit Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht wird - Adolf Muschg kürt es zur Avantgarde des Lebens und der Lebenskunst. Und was kulturwissenschaftlich besonders reizvoll ist: Adolf Muschg veranschaulicht seine Überlegungen an kulturellen Beispielen aus fern und nah - an afrikanischen Meistern der Lebenskunst ebenso wie an chinesischen Tuschmeistern: "Ich denke [auch] an einige japanische Meister, wunderbare alte Narren, aber auch an den einen oder andern Handwerker oder Gärtner in meiner Nähe." Heute schauen wir auf andere Kulturen immer auch, um von ihnen zu lernen. Und wir schauen, welche Ressourcen unsere eigene Kultur bereithält, damit unser Leben nicht bloß "zwanghaft fortgetrieben wird", sondern um es bewusst zu gestalten, eine Lebenskunst zu entwickeln - gerade im Alter. Als kulturwissenschaftliche Altersforscherinnen und Altersforscher interessieren wir uns besonders für kulturelle Formen, in denen das Alter nicht bloß als eine Belastung, eine Last oder gar als ein "Massaker" erscheint - um das harte Wort eines weiteren großen alten Schriftstellers, Philip Roth, aufzugreifen. W
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Inhaltsverzeichnis zu „Kulturen des Alterns “
InhaltVorwort.9
I. Vielfalt des Alter(n)s in der Welt
Im Fluss der Zeit wandern am Anfang der Welt - Zumutungen und Potenzial der Lebensstufe Alter in der chinesischen Philosophie.17
Gudula Linck
Altern in der Gemengelage von Demografie und Wirtschaftlichkeit..29
Angelika C. Messner
Die Familie als Garant sozialer Absicherung? Demografischer Wandel und soziale Herausforderungen in China.41
Franziska Kampf
Vom Mythos der Altentötung - Verallgemeinerungen aus Südamerika.49
Mark Münzel
Alter, Altern und ältere Menschen in Kamerun: Alerität - kollektives Gedächtnis.63
Antony Ahounfack
Der Online-Pfleger? Care und Mobiltelefonie am Beispiel Tansania.71
Jana Gerold
Zwischen Ehre und Exil - Kolonialveteranen des Zweiten Weltkriegs in Frankreich und den USA.79
Barbara Laubenthal
Alter/hohes Alter und islamische Vorschriftlichkeit.95
Otfried Weintritt
II. Möglichkeiten und Grenzen des Alter(n)s in der Mitte Europas
Alter(n)swirklichkeiten und Medienwandel - Warum die Rede von den Digitalen Immigranten in die Irre führt 113
Anja Hartung
Rollatorenzugänge oder iPad-Nutzung? Die Konstruktion von Alter in musealen Seniorenprogrammen..133
Esther Gajek
Zur Wahrnehmung von Alter und Arbeit in alternden Belegschaften - Das Beispiel saarländischer Industrieunternehmen 147
Antje Schönwald
Patienten, Kunden, Auftraggeber? Die Rolle älterer Menschen mit Pflegebedürftigkeit gegenüber ambulanten Pflegediensten 159
Lydia-Maria Ouart
Zur Amalgamierung, Fest- und Fortschreibung von stereotypen Alters- und Frauenbildern 171
Ute Holfelder
Alte im Märchen - Mittler zwischen den Welten 187
Welf-Gerrit Otto
Die Manifestation unbewusster Altersbilder in der Karikatur - Bericht von der ersten empirischen Studie über Altersbilder in Karikaturen im deutschen Sprachraum 197
Franziska Polanski
Von Irritationen und Resonanzen - Zur Bedeutung der Sinne bei Demenz 209
Heinrich Grebe
Die gelöste Verbindung - Das Leben hochbetagter
... mehr
Menschen mit Demenz in ländlichen Regionen am Beispiel der Uckermark 231
Evelyn Niemeier
Pflegekulturen im Wandel - Über Handlungsstrategien in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz 239
Andrea Newerla
Edith Sparmann - Lebensstationen einer Ravensbrücker KZ-Häftlingsfrau 249
Sigrid Jacobeit
III. Für eine Kultur humanen Alterns
Kultur humanen Alterns - Ethische Perspektiven 257
Thomas Rentsch
Caring Community - Auf dem Weg in eine sorgende Gemeinschaft? 269
Thomas Klie
Zur Entwicklung (post-)moderner Altersbilder - Leitvorstellungen und Realität.287
François Höpflinger
Lebenschancen im Alter - Anlaufversuche im Schatten soziologischer Klassiker 303
Klaus R. Schroeter
Junger Gott für alte Leute - Spiritualität in der späten Lebensphase 323
Ralph Kunz
Die Psyche im Alter - Was uns Biografie und Spätwerk Johann Sebastian Bachs lehren 335
Andreas Kruse
Neue Wohnformen für ein neues Alter(n)? - Kulturelle Verhandlungen von Alter(n) am Beispiel der Wohngemeinschaft 363
Rebecca Niederhauser
Funktionale Lebensqualität im Alter 375
Mike Martin
Altern als Balanceakt - Ein kulturwissenschaftlicher Ansatz zwischen Frustration und Freude 387
Harm-Peer Zimmermann
Kulturen des Alter(n)s 401
Oskar Negt
Autorinnen und Autoren 415
Evelyn Niemeier
Pflegekulturen im Wandel - Über Handlungsstrategien in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz 239
Andrea Newerla
Edith Sparmann - Lebensstationen einer Ravensbrücker KZ-Häftlingsfrau 249
Sigrid Jacobeit
III. Für eine Kultur humanen Alterns
Kultur humanen Alterns - Ethische Perspektiven 257
Thomas Rentsch
Caring Community - Auf dem Weg in eine sorgende Gemeinschaft? 269
Thomas Klie
Zur Entwicklung (post-)moderner Altersbilder - Leitvorstellungen und Realität.287
François Höpflinger
Lebenschancen im Alter - Anlaufversuche im Schatten soziologischer Klassiker 303
Klaus R. Schroeter
Junger Gott für alte Leute - Spiritualität in der späten Lebensphase 323
Ralph Kunz
Die Psyche im Alter - Was uns Biografie und Spätwerk Johann Sebastian Bachs lehren 335
Andreas Kruse
Neue Wohnformen für ein neues Alter(n)? - Kulturelle Verhandlungen von Alter(n) am Beispiel der Wohngemeinschaft 363
Rebecca Niederhauser
Funktionale Lebensqualität im Alter 375
Mike Martin
Altern als Balanceakt - Ein kulturwissenschaftlicher Ansatz zwischen Frustration und Freude 387
Harm-Peer Zimmermann
Kulturen des Alter(n)s 401
Oskar Negt
Autorinnen und Autoren 415
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Autoren-Porträt
Harm-Peer Zimmermann, Dr. phil., ist Professor am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich. Andreas Kruse, Dr. phil., Dr. h.c., ist Professor und Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg. Thomas Rentsch, Dr. phil., ist Professor für Praktische Philosophie und Ethik an der TU Dresden.
Bibliographische Angaben
- 420 Seiten, 16 Abbildungen, Maße: 14,4 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Harm-Peer Zimmermann, Andreas Kruse, Thomas Rentsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593505533
- ISBN-13: 9783593505534
- Erscheinungsdatum: 05.04.2016
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