Kuss mit Soße / Stephanie Plum Bd.15
Ein Stephanie-Plum-Roman
Stephanie Plum kennt das Rezept für Desaster nur zu gut: Man nehme einen Mord an einem bekannten Fernsehkoch, dazu ihre exzentrische Kollegin Lula als Zeugin und ein Preisgeld von einer Million Dollar für jeden Hinweis auf den Mörder....
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kuss mit Soße / Stephanie Plum Bd.15 “
Stephanie Plum kennt das Rezept für Desaster nur zu gut: Man nehme einen Mord an einem bekannten Fernsehkoch, dazu ihre exzentrische Kollegin Lula als Zeugin und ein Preisgeld von einer Million Dollar für jeden Hinweis auf den Mörder. Einmal umrühren und fertig ist das Chaos!
Aber Stephanie behält einen kühlen Kopf, obwohl sie zusätzlich zu ihrem Job als Verbrecherjägerin noch eine Nebenbeschäftigung in der Sicherheitsfirma ihres attraktiven Kollegen Ranger angenommen hat. Jemand scheint dort vertrauliche Daten zu entwenden, um dann bei Klienten einbrechen zu können. Stephanie soll sich nun unauffällig bei Rangers Mitarbeitern umhören und die Sicherheitslücke finden.
Mord zum Frühstück und Spione zum Dessert - Stephanie ist in ihrem Element!
Klappentext zu „Kuss mit Soße / Stephanie Plum Bd.15 “
Stephanie Plum lässt nichts anbrennen Stephanie Plum kennt das Rezept für Desaster nur zu gut: Man nehme einen Mord an einem bekannten Fernsehkoch, dazu ihre exzentrische Kollegin Lula als Zeugin und ein Preisgeld von einer Million Dollar für jeden Hinweis auf den Mörder. Einmal umrühren und fertig ist das Chaos! Aber Stephanie behält einen kühlen Kopf, obwohl sie zusätzlich zu ihrem Job als Verbrecherjägerin noch eine Nebenbeschäftigung in der Sicherheitsfirma ihres attraktiven Kollegen Ranger angenommen hat. Jemand scheint dort vertrauliche Daten zu entwenden, um dann bei Klienten einbrechen zu können. Stephanie soll sich nun unauffällig bei Rangers Mitarbeitern umhören und die Sicherheitslücke finden. Mord zum Frühstück und Spione zum Dessert - Stephanie ist in ihrem Element!
Lese-Probe zu „Kuss mit Soße / Stephanie Plum Bd.15 “
Kuss mit Soße von Janet Evanovich1
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Als Kind habe ich mich vor Gemüse und vor Spinnen fürchterlich geekelt. Als Erwachsene habe ich Gemüse zwar irgendwann von meiner persönlichen Ekelliste gestrichen. Doch vor Spinnen habe ich bis heute panische Angst. Angst machen mir aber auch gemeingefährliche Irre, Vergewaltiger, Fettablagerungen, Joe Morellis Oma Bella, tollwütige Fledermäuse und Fitnessgruppen.
Ich heiße Stephanie Plum, und ich arbeite als Kautionsdetektivin für die Agentur Vincent Plum Bail Bonds. Kein toller Job, aber Fitnessgruppen kann ich mir dadurch sparen, und tollwütige Fledermäuse kommen mir auch kaum je in die Quere. Die übrigen Angstmacher verstecken sich irgendwo in den Schattenseiten meines Alltags. Aber es gibt auch Sonnenseiten in meinem Leben, dazu gehören Joe Morelli, ohne seine Oma Bella im Schlepptau, mein Kollege Ranger, ohne Kleider am Leib, meine durchgeknallte Familie, mein Hamster Rex - und Lula. Bei Lula schwanke ich etwas, mal ist sie eine tollwütige Fledermaus, mal mein Sonnenschein. Früher ist sie auf den Strich gegangen, heute macht sie die Ablage in unserem Büro und lernt Kautionsdetektivin. Lula ist eine große Persönlichkeit, die gerne kleine Größen trägt. Sie ist blond, üppig gebaut, und letzte Woche hat sie sich Pailletten auf ihre Wimpern geklebt.
Es war Montagmorgen. Connie, die Büroleiterin, und ich tranken gerade unseren Frühstückskaffee, als Lula draußen in ihrem roten Firebird vorfuhr und scharf abbremste. Wir beobachteten sie durch das Schaufenster des kleinen Ladenlokals, in dem die Kautionsagentur untergebracht ist, und verzogen beide gleichzeitig das Gesicht. Lula schien vollkommen aufgelöst. Sie torkelte auf die Straße, verschloss den Wagen mit ihrem Funkschlüssel und platzte mit weit aufgerissenen, rollenden Augen und wild gestikulierend ins Büro.
»Wahnsinn!«, sagte sie. »Ich habe alles gesehen. Es war schrecklich. Grauenhaft. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Und alles hat sich direkt vor meiner Nase abgespielt.« Sie sah sich um. »Haben wir irgendwas zu essen da? Donuts oder so? Ich brauche ganz dringend einen Donut. Am besten eine ganze Tüte. Dazu ein Frühstückssandwich mit Schinken und Ei und Käse und ganz viel Fett. Ich habe Heißhunger auf was Fettiges!«
Aus Erfahrung wusste ich, dass es ein Riesenfehler ist, Lula in solchen Momenten zu fragen, was genau sie gesehen hatte. Trotzdem, ich konnte mich nicht zurückhalten.
»Was war denn so schrecklich?«
Connie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch, offenbar rechnete sie mit dem Schlimmsten. Auch sie wusste, dass solche Geschichten bei Lula immer mit einem GAU endeten. Connie ist ein paar Jahre älter als ich, und während ich halb ungarischer, halb italienischer Abstammung bin, ist Connie reinrassige Italienerin. Pechschwarzes Haar, feuerrote Lippen, und ihr Body ist eine Wucht.
Lula dackelte nervös vor Connies Schreibtisch auf und ab. »Es fing schon krass an heute Morgen. Kaum Zeit für mich. Gestern Abend hatte ich ein Date. Wir sind groß ausgegangen und so, und als ich den Kerl endlich aus meinem Bett befördert hatte, da war nichts mehr mit Schönheitsschlaf und so. Also spät aufgestanden, aber dann konnte ich mich nicht entscheiden, was ich anziehen sollte. Mal ist es warm draußen, mal kalt. Ich habe überlegt, ziehe ich jetzt meine neuen arschgeilen Schuhe an oder doch lieber die, die besser für geile Arschtritte geeignet sind, das ist nämlich ein Unterschied.«
»Mensch, Lula«, sagte Connie. »Kannst du mal zur Sache kommen?«
»Die Sache ist die«, sagte Lula. »Ich war spät dran. Unterwegs im Auto will ich mir noch schnell Make-up auftragen, dabei verpasse ich eine Abfahrt, und schwupps, bin ich da gelandet, wo ich eigentlich gar nicht hinwollte. Ich also an den Straßenrand gefahren, gucken, wo ich bin, dabei rutscht der Schminkkoffer vom Beifahrersitz, und alle Utensilien verstreut auf dem Boden. Ich beuge mich runter, um die Sachen einzusammeln, und das muss wohl so ausgesehen haben, als säße keiner im Auto, weil, als ich mich wieder aufrichte, stehen da zwei so schwer behaarte Riesenlümmel direkt vor meinem süßen Firebird und trennen einem dritten Kerl den Kopf ab.«
»Wie bitte?«
»Der eine Depp schwingt ein großes Fleischerbeil, der andere Depp hält den Kerl fest, und zack ist der Kopf ab. Fällt einfach vom Rumpf und kullert auf die Straße.«
»Und was dann?«, fragte Connie.
»Dann haben sie mich gesehen«, sagte Lula. »Die waren natürlich echt erschrocken, und ich muss auch ziemlich erschrocken geguckt haben. Ich gebe also Gummi, was das Gaspedal hergibt, und haue ab.«
»Weißt du, wer die beiden waren?«
»Nein.«
»Und der dritte Mann? Kanntest du den?«
»Auch nicht. Er hatte einen Anzug an, edles Stöffchen. Und seine Krawatte war auch ziemlich schick.«
»Warst du schon bei der Polizei?«, wollte Connie wissen.
»Nein. Ich bin direkt hierhergefahren. Die Polizei hätte den armen Kerl auch nicht wieder zusammenflicken können«, sagte Lula. »Wozu also die Eile. Mein Donut ist viel dringender. Wirklich, ich habe schon Entzugserscheinungen. Ich muss jetzt sofort einen Donut essen.«
»Du musst die Polizei rufen«, klärte Connie Lula auf.
»Ich hasse die Polizei. Ich kriege Zustände, wenn ich einen Polizisten nur sehe. Außer bei Stephanies Freund Morelli. Der ist ein heißer Typ.«
Joe Morelli ist Zivilbulle in Trenton, und in dem einen Punkt gebe ich Lula recht, er ist ein heißer Typ, aber in dem anderen hat sie unrecht, es ist nicht so, als wäre er mein fester Freund. Wir haben eine Beziehung, mehr oder weniger, im Moment eher weniger. Dies Auf und Ab geht schon, solange ich denken kann. Vor zwei Wochen haben wir uns darüber gestritten, ob Erdnussbutter gesund ist oder nicht, und rasend schnell artete der Streit aus, und es ging um alles oder nichts. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen.
Connie wählte sich in den Polizeifunk ein, und wir lauschten einige Minuten, ob vielleicht irgendwo in dem Krächzen auch von einer Enthauptung die Rede war.
»Wo ist das passiert?«, fragte Connie.
»In dem Dreihunderterblock in der Ramsey Street, unmittelbar vor dem Sunshine Hotel.«
Das Sunshine ist eine Kakerlakenfalle, das stundenweise Zimmer vermietet. Keiner der dort ein oder aus gehenden Gäste würde je irgendwas der Polizei melden.
»Ich habe ja schon viel erlebt«, sagte Lula, »aber das war einfach nur eklig. Das Blut hat gespritzt wie eine Ölfontäne aus einem Bohrloch. Und als der Kopf auf die Erde fiel, ich schwöre euch, da haben mich die Augen angeglotzt. Ihr habt recht, ich muss wohl doch die Polizei anrufen, aber ich spreche nur mit Morelli.« Lula fixierte mich. »Kannst du Morelli für mich anrufen?«
»Kommt gar nicht in Frage. Ich rede nicht mit ihm. Ruf ihn doch selbst an.«
»Ich kenne ihn nicht so gut wie du.«
»So gut kenne ich ihn auch nicht mehr. Ich bin fertig mit ihm. Ein Blödmann, der Typ.«
»Alle Männer sind blöd«, sagte Lula. »Das heißt aber nicht, dass sie für manche Sachen nicht doch ganz gut sind. Morelli ist ein Blödmann, aber trotzdem ein heißer Typ. Mit seinen lockigen schwarzen Haaren und dem verträumten Schlafzimmerblick könnte er glatt ein Filmstar sein oder Unterhosenmodel. Wenn er nur kein Bulle wäre. Er ist ein bisschen klein geraten, verglichen mit anderen Männern aus meiner Bekanntschaft, aber er bleibt trotzdem ein heißer Typ.«
Morelli ist über 1,80 m groß und ein einziges Muskelpaket. Aber Lula war mal vorübergehend mit einem Mann verlobt, einer Kreuzung aus einem Panzer und einem Gorilla, in ihrer Wahrnehmung musste Morelli daher zwangsläufig etwas kleiner ausfallen.
»Ich rufe ihn an«, sagte Connie. »Wozu ist Morelli schließlich Polizist? Mir egal, was für eine komplizierte Beziehung ihr habt.«
Ich war schon auf dem Sprung zur Tür. »Ich gehe dann mal. Ich habe noch was zu erledigen. Außerdem will ich Morelli jetzt nicht sehen.«
»Kommt nicht in die Tüte«, ermahnte mich Lula. »Heb deinen süßen Hintern wieder her, Liebes. Das stehen wir zusammen durch. Schon vergessen? Gemeinsam durch dick und dünn.«
»Seit wann gilt das denn?«
»Seit jetzt. Und davor hat es auch gegolten. Weißt du nicht mehr, dass ich dich damals gerettet habe? Vor der Riesenpythonschlange in dem Wohnmobil? Und das andere Mal, als wir uns in den Pine Barrens verlaufen hatten.«
»Du hast gebrüllt wie am Spieß und bist weggelaufen. Dabei hattest du dir die Schlange nur eingebildet. Es war überhaupt keine Schlange da! Und aus den Pine Barrens hat uns Ranger befreit.«
»Ja, aber wenn er uns nicht gefunden hätte, hätte ich uns aus dem Wald herausgeführt.«
»Du hast bis zu den Achseln in einem Cranberry-Moor gesteckt.«
»Ja, und Cranberrys kann ich seitdem auch nicht mehr sehen«, sagte Lula.
Zwanzig Minuten später kam Morelli ins Kautionsbüro geschlendert. Er trug Jeans und Sportschuhe, ein blaues Button-down-Hemd mit offenem Kragenknopf und einen marineblauen Blazer. Er sah sehr appetitlich aus, und er blickte ein bisschen skeptisch.
»Was gibt's?«, fragte er und sah mich dabei an.
Na gut, Morelli interessierte mich nicht mehr, jedenfalls war ich mir dessen ziemlich sicher. Trotzdem wünschte ich, ich hätte heute Morgen etwas mehr Sorgfalt auf meine Frisur und mein Make-up verwandt, damit er jetzt richtig sauer darüber wäre, was ihm mit mir so alles entging. Ich habe schulterlanges, lockiges brünettes Haar, das ich seit einiger Zeit nach hinten kämme und zu einem Pferdeschwanz zusammenbinde. Ich habe blaue Augen, die mit Eyeliner und Mascara noch viel schöner aussehen, einen einigermaßen hübschen Mund, der bis jetzt keine künstliche Aufspritzung nötig gehabt hat, und eine Stupsnase, die ich als mein bestes Stück betrachte. Für Morelli war mein bestes Stück natürlich etwas tiefer angesiedelt, ungefähr in der Mitte meines Körpers.
»Es war der Horror! Einfach schrecklich!«, sagte Lula. »Beinahe wäre ich in Ohnmacht gefallen.«
Morelli wandte seine Aufmerksamkeit Lula zu. Er sagte nichts, aber er sah sie an und zog ganz leicht die Augenbrauen in die Höhe.
»So etwas ist mir noch nicht untergekommen«, erzählte Lula. »Eben noch ein Tag wie jeder andere, und auf einmal, wusch!, und der Kerl hat keinen Kopf mehr. Das Blut schießt nur so aus ihm heraus wie ein Strahl aus einem Brunnen. Der Kopf knallt auf den Boden, und die Augen darin gucken mich groß an. Könnte sein, dass er mich sogar angelacht hat, aber sicher bin ich mir nicht.«
Morelli hakte die Daumen in die Taschen seiner Jeans und wollte schon wieder die Biege machen. »Ist das wirklich wahr?«
»Aber wie!«, sagte Lula. »Glaubst du vielleicht, ich würde mir so was aus den Fingern saugen? Ich bin traumatisiert.
Sieht man das nicht? Ich bin praktisch weiß wie Kreide. Vor Schreck! Ich glaube, meine Hände zittern sogar. Guck mal, meine Hände. Zittern die nicht?«
Morelli schielte wieder zu mir herüber. »Warst du dabei?« »Nö.«
»Hat jemand die Polizei verständigt?«
»Nö.«
Lula war ziemlich angepisst und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Wir haben dich doch angerufen«, sagte sie zu Morelli.
Morelli überflog mit einem Blick das Büro. »Ihr habt den abgeschlagenen Kopf nicht zufällig hierhergebracht, oder?«
»Soweit ich weiß, liegen der Kopf und alles andere immer noch vor dem Sunshine Hotel«, sagte Lula. »Aber mir gefällt deine ganze Art nicht. Ich habe den Eindruck, dass du uns gar nicht für voll nimmst.«
Morelli sah hinunter auf seine Schuhe. Versuchte er angestrengt nicht zu lachen, oder bekam er gerade einen Migrä ne an fall? Schwer zu sagen. Nachdem er bis fünf gezählt hatte, nahm er sein Handy aus der Tasche, rief die Polizei zen trale an und schickte einen Kollegen zum Sunshine Hotel.
»Okay, Ladys«, sagte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte, »wir machen jetzt eine Tatortbesichtigung.«
Ich sah demonstrativ auf meine Uhr. »Ach du Schreck! Ich muss los. Hab noch einiges zu erledigen.«
»Nix da«, sagte Lula. »Ich brauche jemanden, der mich begleitet, falls ich ohnmächtig werde.«
»Er ist doch bei dir«, sagte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf Morelli.
»Morelli ist ein feiner Kerl, aber für mich repräsentiert er nun mal die Polizei. Ich brauche jemanden, der auf meiner Seite ist, verstehst du? Ich brauche eine gute Freundin.«
»Ich bin leider verhindert«, sagte Connie. »Vinnie holt einen Kautionsflüchtling in Atlanta ab, deswegen muss ich mich um das Büro kümmern.«
Morelli sah mich an und schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er hier zu hören bekam, als wäre ich eine einzige, unermesslich große Nervensäge. Wer weiß, vielleicht dachte er ja im Moment ganz allgemein so über Frauen.
Ich hatte vollstes Verständnis für Morellis Einstellung, denn haargenau so dachte ich im Moment über Männer.
»Na toll«, seufzte ich. »Dann mal los!«
Lula und ich folgten Morelli in meinem zehn Jahre alten Ford Escort, der früher mal blau lackiert gewesen war. Wir fuhren mit meinem Escort, nicht weil das so ein tolles Auto war, sondern weil Lula meinte, sie sei viel zu aufgewühlt, um sich in ihren Firebird zu setzen. Außerdem brauche sie nach der Tatortbesichtigung erst mal einen Bacon-Cheeseburger zur Erholung, und Morelli habe bestimmt keine Lust, extra für sie ein Drive-in anzusteuern.
Übersetzung: Thomas Stegers
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Als Kind habe ich mich vor Gemüse und vor Spinnen fürchterlich geekelt. Als Erwachsene habe ich Gemüse zwar irgendwann von meiner persönlichen Ekelliste gestrichen. Doch vor Spinnen habe ich bis heute panische Angst. Angst machen mir aber auch gemeingefährliche Irre, Vergewaltiger, Fettablagerungen, Joe Morellis Oma Bella, tollwütige Fledermäuse und Fitnessgruppen.
Ich heiße Stephanie Plum, und ich arbeite als Kautionsdetektivin für die Agentur Vincent Plum Bail Bonds. Kein toller Job, aber Fitnessgruppen kann ich mir dadurch sparen, und tollwütige Fledermäuse kommen mir auch kaum je in die Quere. Die übrigen Angstmacher verstecken sich irgendwo in den Schattenseiten meines Alltags. Aber es gibt auch Sonnenseiten in meinem Leben, dazu gehören Joe Morelli, ohne seine Oma Bella im Schlepptau, mein Kollege Ranger, ohne Kleider am Leib, meine durchgeknallte Familie, mein Hamster Rex - und Lula. Bei Lula schwanke ich etwas, mal ist sie eine tollwütige Fledermaus, mal mein Sonnenschein. Früher ist sie auf den Strich gegangen, heute macht sie die Ablage in unserem Büro und lernt Kautionsdetektivin. Lula ist eine große Persönlichkeit, die gerne kleine Größen trägt. Sie ist blond, üppig gebaut, und letzte Woche hat sie sich Pailletten auf ihre Wimpern geklebt.
Es war Montagmorgen. Connie, die Büroleiterin, und ich tranken gerade unseren Frühstückskaffee, als Lula draußen in ihrem roten Firebird vorfuhr und scharf abbremste. Wir beobachteten sie durch das Schaufenster des kleinen Ladenlokals, in dem die Kautionsagentur untergebracht ist, und verzogen beide gleichzeitig das Gesicht. Lula schien vollkommen aufgelöst. Sie torkelte auf die Straße, verschloss den Wagen mit ihrem Funkschlüssel und platzte mit weit aufgerissenen, rollenden Augen und wild gestikulierend ins Büro.
»Wahnsinn!«, sagte sie. »Ich habe alles gesehen. Es war schrecklich. Grauenhaft. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Und alles hat sich direkt vor meiner Nase abgespielt.« Sie sah sich um. »Haben wir irgendwas zu essen da? Donuts oder so? Ich brauche ganz dringend einen Donut. Am besten eine ganze Tüte. Dazu ein Frühstückssandwich mit Schinken und Ei und Käse und ganz viel Fett. Ich habe Heißhunger auf was Fettiges!«
Aus Erfahrung wusste ich, dass es ein Riesenfehler ist, Lula in solchen Momenten zu fragen, was genau sie gesehen hatte. Trotzdem, ich konnte mich nicht zurückhalten.
»Was war denn so schrecklich?«
Connie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch, offenbar rechnete sie mit dem Schlimmsten. Auch sie wusste, dass solche Geschichten bei Lula immer mit einem GAU endeten. Connie ist ein paar Jahre älter als ich, und während ich halb ungarischer, halb italienischer Abstammung bin, ist Connie reinrassige Italienerin. Pechschwarzes Haar, feuerrote Lippen, und ihr Body ist eine Wucht.
Lula dackelte nervös vor Connies Schreibtisch auf und ab. »Es fing schon krass an heute Morgen. Kaum Zeit für mich. Gestern Abend hatte ich ein Date. Wir sind groß ausgegangen und so, und als ich den Kerl endlich aus meinem Bett befördert hatte, da war nichts mehr mit Schönheitsschlaf und so. Also spät aufgestanden, aber dann konnte ich mich nicht entscheiden, was ich anziehen sollte. Mal ist es warm draußen, mal kalt. Ich habe überlegt, ziehe ich jetzt meine neuen arschgeilen Schuhe an oder doch lieber die, die besser für geile Arschtritte geeignet sind, das ist nämlich ein Unterschied.«
»Mensch, Lula«, sagte Connie. »Kannst du mal zur Sache kommen?«
»Die Sache ist die«, sagte Lula. »Ich war spät dran. Unterwegs im Auto will ich mir noch schnell Make-up auftragen, dabei verpasse ich eine Abfahrt, und schwupps, bin ich da gelandet, wo ich eigentlich gar nicht hinwollte. Ich also an den Straßenrand gefahren, gucken, wo ich bin, dabei rutscht der Schminkkoffer vom Beifahrersitz, und alle Utensilien verstreut auf dem Boden. Ich beuge mich runter, um die Sachen einzusammeln, und das muss wohl so ausgesehen haben, als säße keiner im Auto, weil, als ich mich wieder aufrichte, stehen da zwei so schwer behaarte Riesenlümmel direkt vor meinem süßen Firebird und trennen einem dritten Kerl den Kopf ab.«
»Wie bitte?«
»Der eine Depp schwingt ein großes Fleischerbeil, der andere Depp hält den Kerl fest, und zack ist der Kopf ab. Fällt einfach vom Rumpf und kullert auf die Straße.«
»Und was dann?«, fragte Connie.
»Dann haben sie mich gesehen«, sagte Lula. »Die waren natürlich echt erschrocken, und ich muss auch ziemlich erschrocken geguckt haben. Ich gebe also Gummi, was das Gaspedal hergibt, und haue ab.«
»Weißt du, wer die beiden waren?«
»Nein.«
»Und der dritte Mann? Kanntest du den?«
»Auch nicht. Er hatte einen Anzug an, edles Stöffchen. Und seine Krawatte war auch ziemlich schick.«
»Warst du schon bei der Polizei?«, wollte Connie wissen.
»Nein. Ich bin direkt hierhergefahren. Die Polizei hätte den armen Kerl auch nicht wieder zusammenflicken können«, sagte Lula. »Wozu also die Eile. Mein Donut ist viel dringender. Wirklich, ich habe schon Entzugserscheinungen. Ich muss jetzt sofort einen Donut essen.«
»Du musst die Polizei rufen«, klärte Connie Lula auf.
»Ich hasse die Polizei. Ich kriege Zustände, wenn ich einen Polizisten nur sehe. Außer bei Stephanies Freund Morelli. Der ist ein heißer Typ.«
Joe Morelli ist Zivilbulle in Trenton, und in dem einen Punkt gebe ich Lula recht, er ist ein heißer Typ, aber in dem anderen hat sie unrecht, es ist nicht so, als wäre er mein fester Freund. Wir haben eine Beziehung, mehr oder weniger, im Moment eher weniger. Dies Auf und Ab geht schon, solange ich denken kann. Vor zwei Wochen haben wir uns darüber gestritten, ob Erdnussbutter gesund ist oder nicht, und rasend schnell artete der Streit aus, und es ging um alles oder nichts. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen.
Connie wählte sich in den Polizeifunk ein, und wir lauschten einige Minuten, ob vielleicht irgendwo in dem Krächzen auch von einer Enthauptung die Rede war.
»Wo ist das passiert?«, fragte Connie.
»In dem Dreihunderterblock in der Ramsey Street, unmittelbar vor dem Sunshine Hotel.«
Das Sunshine ist eine Kakerlakenfalle, das stundenweise Zimmer vermietet. Keiner der dort ein oder aus gehenden Gäste würde je irgendwas der Polizei melden.
»Ich habe ja schon viel erlebt«, sagte Lula, »aber das war einfach nur eklig. Das Blut hat gespritzt wie eine Ölfontäne aus einem Bohrloch. Und als der Kopf auf die Erde fiel, ich schwöre euch, da haben mich die Augen angeglotzt. Ihr habt recht, ich muss wohl doch die Polizei anrufen, aber ich spreche nur mit Morelli.« Lula fixierte mich. »Kannst du Morelli für mich anrufen?«
»Kommt gar nicht in Frage. Ich rede nicht mit ihm. Ruf ihn doch selbst an.«
»Ich kenne ihn nicht so gut wie du.«
»So gut kenne ich ihn auch nicht mehr. Ich bin fertig mit ihm. Ein Blödmann, der Typ.«
»Alle Männer sind blöd«, sagte Lula. »Das heißt aber nicht, dass sie für manche Sachen nicht doch ganz gut sind. Morelli ist ein Blödmann, aber trotzdem ein heißer Typ. Mit seinen lockigen schwarzen Haaren und dem verträumten Schlafzimmerblick könnte er glatt ein Filmstar sein oder Unterhosenmodel. Wenn er nur kein Bulle wäre. Er ist ein bisschen klein geraten, verglichen mit anderen Männern aus meiner Bekanntschaft, aber er bleibt trotzdem ein heißer Typ.«
Morelli ist über 1,80 m groß und ein einziges Muskelpaket. Aber Lula war mal vorübergehend mit einem Mann verlobt, einer Kreuzung aus einem Panzer und einem Gorilla, in ihrer Wahrnehmung musste Morelli daher zwangsläufig etwas kleiner ausfallen.
»Ich rufe ihn an«, sagte Connie. »Wozu ist Morelli schließlich Polizist? Mir egal, was für eine komplizierte Beziehung ihr habt.«
Ich war schon auf dem Sprung zur Tür. »Ich gehe dann mal. Ich habe noch was zu erledigen. Außerdem will ich Morelli jetzt nicht sehen.«
»Kommt nicht in die Tüte«, ermahnte mich Lula. »Heb deinen süßen Hintern wieder her, Liebes. Das stehen wir zusammen durch. Schon vergessen? Gemeinsam durch dick und dünn.«
»Seit wann gilt das denn?«
»Seit jetzt. Und davor hat es auch gegolten. Weißt du nicht mehr, dass ich dich damals gerettet habe? Vor der Riesenpythonschlange in dem Wohnmobil? Und das andere Mal, als wir uns in den Pine Barrens verlaufen hatten.«
»Du hast gebrüllt wie am Spieß und bist weggelaufen. Dabei hattest du dir die Schlange nur eingebildet. Es war überhaupt keine Schlange da! Und aus den Pine Barrens hat uns Ranger befreit.«
»Ja, aber wenn er uns nicht gefunden hätte, hätte ich uns aus dem Wald herausgeführt.«
»Du hast bis zu den Achseln in einem Cranberry-Moor gesteckt.«
»Ja, und Cranberrys kann ich seitdem auch nicht mehr sehen«, sagte Lula.
Zwanzig Minuten später kam Morelli ins Kautionsbüro geschlendert. Er trug Jeans und Sportschuhe, ein blaues Button-down-Hemd mit offenem Kragenknopf und einen marineblauen Blazer. Er sah sehr appetitlich aus, und er blickte ein bisschen skeptisch.
»Was gibt's?«, fragte er und sah mich dabei an.
Na gut, Morelli interessierte mich nicht mehr, jedenfalls war ich mir dessen ziemlich sicher. Trotzdem wünschte ich, ich hätte heute Morgen etwas mehr Sorgfalt auf meine Frisur und mein Make-up verwandt, damit er jetzt richtig sauer darüber wäre, was ihm mit mir so alles entging. Ich habe schulterlanges, lockiges brünettes Haar, das ich seit einiger Zeit nach hinten kämme und zu einem Pferdeschwanz zusammenbinde. Ich habe blaue Augen, die mit Eyeliner und Mascara noch viel schöner aussehen, einen einigermaßen hübschen Mund, der bis jetzt keine künstliche Aufspritzung nötig gehabt hat, und eine Stupsnase, die ich als mein bestes Stück betrachte. Für Morelli war mein bestes Stück natürlich etwas tiefer angesiedelt, ungefähr in der Mitte meines Körpers.
»Es war der Horror! Einfach schrecklich!«, sagte Lula. »Beinahe wäre ich in Ohnmacht gefallen.«
Morelli wandte seine Aufmerksamkeit Lula zu. Er sagte nichts, aber er sah sie an und zog ganz leicht die Augenbrauen in die Höhe.
»So etwas ist mir noch nicht untergekommen«, erzählte Lula. »Eben noch ein Tag wie jeder andere, und auf einmal, wusch!, und der Kerl hat keinen Kopf mehr. Das Blut schießt nur so aus ihm heraus wie ein Strahl aus einem Brunnen. Der Kopf knallt auf den Boden, und die Augen darin gucken mich groß an. Könnte sein, dass er mich sogar angelacht hat, aber sicher bin ich mir nicht.«
Morelli hakte die Daumen in die Taschen seiner Jeans und wollte schon wieder die Biege machen. »Ist das wirklich wahr?«
»Aber wie!«, sagte Lula. »Glaubst du vielleicht, ich würde mir so was aus den Fingern saugen? Ich bin traumatisiert.
Sieht man das nicht? Ich bin praktisch weiß wie Kreide. Vor Schreck! Ich glaube, meine Hände zittern sogar. Guck mal, meine Hände. Zittern die nicht?«
Morelli schielte wieder zu mir herüber. »Warst du dabei?« »Nö.«
»Hat jemand die Polizei verständigt?«
»Nö.«
Lula war ziemlich angepisst und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Wir haben dich doch angerufen«, sagte sie zu Morelli.
Morelli überflog mit einem Blick das Büro. »Ihr habt den abgeschlagenen Kopf nicht zufällig hierhergebracht, oder?«
»Soweit ich weiß, liegen der Kopf und alles andere immer noch vor dem Sunshine Hotel«, sagte Lula. »Aber mir gefällt deine ganze Art nicht. Ich habe den Eindruck, dass du uns gar nicht für voll nimmst.«
Morelli sah hinunter auf seine Schuhe. Versuchte er angestrengt nicht zu lachen, oder bekam er gerade einen Migrä ne an fall? Schwer zu sagen. Nachdem er bis fünf gezählt hatte, nahm er sein Handy aus der Tasche, rief die Polizei zen trale an und schickte einen Kollegen zum Sunshine Hotel.
»Okay, Ladys«, sagte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte, »wir machen jetzt eine Tatortbesichtigung.«
Ich sah demonstrativ auf meine Uhr. »Ach du Schreck! Ich muss los. Hab noch einiges zu erledigen.«
»Nix da«, sagte Lula. »Ich brauche jemanden, der mich begleitet, falls ich ohnmächtig werde.«
»Er ist doch bei dir«, sagte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf Morelli.
»Morelli ist ein feiner Kerl, aber für mich repräsentiert er nun mal die Polizei. Ich brauche jemanden, der auf meiner Seite ist, verstehst du? Ich brauche eine gute Freundin.«
»Ich bin leider verhindert«, sagte Connie. »Vinnie holt einen Kautionsflüchtling in Atlanta ab, deswegen muss ich mich um das Büro kümmern.«
Morelli sah mich an und schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er hier zu hören bekam, als wäre ich eine einzige, unermesslich große Nervensäge. Wer weiß, vielleicht dachte er ja im Moment ganz allgemein so über Frauen.
Ich hatte vollstes Verständnis für Morellis Einstellung, denn haargenau so dachte ich im Moment über Männer.
»Na toll«, seufzte ich. »Dann mal los!«
Lula und ich folgten Morelli in meinem zehn Jahre alten Ford Escort, der früher mal blau lackiert gewesen war. Wir fuhren mit meinem Escort, nicht weil das so ein tolles Auto war, sondern weil Lula meinte, sie sei viel zu aufgewühlt, um sich in ihren Firebird zu setzen. Außerdem brauche sie nach der Tatortbesichtigung erst mal einen Bacon-Cheeseburger zur Erholung, und Morelli habe bestimmt keine Lust, extra für sie ein Drive-in anzusteuern.
Übersetzung: Thomas Stegers
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Janet Evanovich
Janet Evanovich, die mit jedem ihrer Romane in den USA einen Nummer-1-Bestseller landet, stammt aus South River, New Jersey, und lebt heute in New Hampshire. Die Autorin wurde von der Crime Writers Association mit dem 'Last Laugh Award' und dem 'Silver Dagger' ausgezeichnet und erhielt bereits zweimal den Krimipreis des Verbands der unabhängigen Buchhändler in den USA.
Bibliographische Angaben
- Autor: Janet Evanovich
- 2011, 315 Seiten, Maße: 13,7 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Stegers, Thomas
- Übersetzer: Thomas Stegers
- Verlag: MANHATTAN
- ISBN-10: 3442546680
- ISBN-13: 9783442546688
Rezension zu „Kuss mit Soße / Stephanie Plum Bd.15 “
"Spannend und humorvoll bis zur letzten Seite"
Kommentare zu "Kuss mit Soße / Stephanie Plum Bd.15"
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