Largo

Als Lektorin ist der Umgang mit dem Wort für mich Freude und Beruf zugleich. Das Manuskript „Largo“ erwies sich als ein fesselndes Lektorat. In zwölf Geschichten er-zählt der Autor von Menschen, die aufgrund verschiedener „Auffälligkeiten“ aus dem Automatismus eines „normalen“ Lebens herausfallen. Er baut eine Spannung auf, die am Schluss in einem Augenöffner gipfelt, denn der Autor erklärt, dass er gerade die-se schwerwiegenden Erfahrungen nicht missen möchte. So wird die Botschaft vermit-telt, das eigene Anders-Sein nicht zu verdrängen, sondern als einen respektablen Teil der Persönlichkeit zu akzeptieren. So erschließt der Autor für sich und für seine Leser die Möglichkeit, das Leben auch mit solchen Herausforderungen als sinnerfüllt und lebenswert wahrzunehmen. Mein Interesse für „Largo“ bleibt über das Berufliche hinaus bestehen, denn ich halte es für ein viel versprechendes Buch.

Bereits in der Buchhandlung begann ich zu lesen und konnte kaum erwarten nach Hause zu kommen, um mich für den Rest des Tages mit diesem Buch zu beschäftigen. WOW!!! Die Geschichten haben mich zutiefst berührt und betroffen gemacht. Die klare Sprache und die brillanten Formulierungen sind es, die die einzelnen Geschichten mir so besonders unter die Haut gehen lassen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen und hatte das Gefühl, ich bin mittendrin. Viele Beschreibungen kamen mir sehr bekannt vor. Es war mitunter richtig unheimlich. LARGO berührt die Seele, macht nachdenklich und ermutigt, sich mit eigenen Erinnerungen und eigener Realität zu beschäftigen. DANKE!

In LARGO entmystifiziert Rolf Piotrowski das Anderssein, auf eine liebe- und respektvolle Art und Weise. Ein Bekannter, den ich nie richtig verstehen konnte, gab mir das Buch zu lesen. Jetzt habe ich einen kleinen Einblick in seine Welt getan und bin unsicher, ob ich ihn bemitleiden oder beneiden soll. Oder beides?
Ich würde gerne mehr von diesem Autor lesen und noch besser verstehen lernen.

Hinter den scheinbar harmlosen Titeln der Kurzgeschichten verbergen sich zumeist tiefgründige Geschichten, überwiegend aus dem Leben des Autors. Es gibt in jeder der 12 Geschichten etwas "zwischen den Zeilen" zu lesen. Das lässt das Lesen nicht langweilig werden. Mein Fazit: Rund 120 Buchseiten, mit denen man sich lange befassen und beschäftigen kann, denn immer wieder stellt man (zumindest war das bei mir so) Parellelen zu den eigenen Lebenserinnerungen her.
LARGO. Eine -fast- unterhaltsame Art und Weise, mit unliebsamen Erinnerungen "aufzuräumen".

Für Liebhaber des Genres "Kurzgeschichten" in der Hemmingway´schen Tradition hervorragend geeignet für Kurzweil und Muße. Geschichten aus dem Leben, in einer facettenreichen, wohlüberlegten und präzise platzierten Wortwahl und einem trockenen, süffisanten Ende Richtung Humor mit einem Schuss Wehmut.