Lautlose Rache
Ein Spielplatz. Ein Pädophiler. Ein Mord. Das Opfer ist der Kinderschänder selbst. Sergeant Jill Jackson und ihr Kollege Scott Hutchinson nehmen die Ermittlungen auf. Da geschieht noch ein zweiter Mord. Wieder ist ein Mitglied eines Pädophilenrings das...
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Ein Spielplatz. Ein Pädophiler. Ein Mord. Das Opfer ist der Kinderschänder selbst. Sergeant Jill Jackson und ihr Kollege Scott Hutchinson nehmen die Ermittlungen auf. Da geschieht noch ein zweiter Mord. Wieder ist ein Mitglied eines Pädophilenrings das Opfer. Ist da vielleicht ein Serienmörder am Werk, der Rache für die missbrauchten Kinder übt? Jill gerät bei ihren Ermittlungen bald selbst in tödliche Gefahr.
Lautlose Rache von Leah Giarratano
LESEPROBE
1. Kapitel
Jill liebte diesen Teil. Die Muskeln ihrer Beine brannten, als sie weiterunerbittlich in die Pedale trat, nachdem sie den Hügel in der Arden Street in Sydneys strandnahem Stadtteil Coogee bereits zur Hälfte bezwungen hatte. Sie liebte dieseStrecke, weil sie wusste, wie sehr Scotty sie hasste.Wenn sie am Hügel genug Vorsprung herausholte, würde sie ihn dieses Malschlagen können.
Das Einzige, was sie hören konnte, waren ihre eigenen gleichmäßigenAtemzüge. Sie ließ Scotty hinter sich, und derGedanke, dass ihn diese Tatsache zum Fluchen brachte, spornte sie umso mehr an.Ihr blondes Haar hatte sie zum Pferdeschwanz gebunden und unter den Fahrradhelmgesteckt. Die Hitze der Morgensonne über Sydney brannte auf ihrem Rücken, unddie Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass es ihr fast so vorkam, als würde sieschwimmen. Bei Jeder Drehung ihres Körpers im Rhythmus der Bewegungen des Radskam unter dem Saum des T-Shirts die Waage der Gerechtigkeit zum Vorschein, diesie als Tätowierung auf ihrem Deltamuskel trug. Der Trikotstoff warschweißgetränkt und klebte auf ihrem flachen Bauch; jeder Atemzug, mit dem siedie schwüle Luft in ihre geschundenen Lungen einsog,schmeckte metallisch. Ihre Oberschenkel schrienbuchstäblich vor Überlastung, doch genau in dem Moment, als der Schmerzunerträglich wurde, schweifte sie ab, und Gedanken an ihre Arbeit verdrängtendie tatsächliche Umgebung aus ihrer Wahrnehmung. Trotz des unerbittlichenKonkurrenzkampfs beim gemeinsamen Sport wusste Jill genau: In ihrem Job konntesie sich auf Scott Hutchinson verlassen. Einenbesseren Partner als ihn hätte sie sich nicht wünschen können, vor allem jetzt,wo die halbe Einheit sie loswerden wollte. Es war so wie damals auf derHighschool: Wenn man nicht zur angesagten Clique gehörte, dann war man ein Niemand.Und Jill gehörte eindeutig nicht dazu. Dass sie alleinstehend,gut aussehend und nicht an einer Beziehung interessiert war, sprach nichtautomatisch gegen sie, aber es machte es auch nicht besser.
Nach ihrem letzten Fall war Jill zum Sergeant befördert worden. Auf derBeliebtheitsskala dagegen hatte sie sich damit in jene Ecke des Schulhofsmanövriert, in der sich die Loser tummelten. Ihr war es zu verdanken, dass einAmphetaminhändler-Ring in Wollongong aufflog und fünfMotorrad-Rocker in den Knast wanderten. Einer von ihnen war der Bruder eines Cops aus ihrer Einheit, von Eddie Calabrese.Er hätte eigentlich über die ganze Dealerszene in der Gegend Bescheid wissenmüssen, und er hatte ihr nie verziehen. Als sie seinen Bruder hinter Gitterbrachte, stand Calabrese wie ein Trottel da. Nochschlimmer aber war, dass seine Vorgesetzten plötzlich das Vertrauen in ihnverloren. Sein Spitzname war Elvis, weil er sich für den King hielt, und erverbreitete überall, Jill sei eine männerhassendeLesbe, der man nicht über den Weg trauen durfte.
Als sie in die Maroubra Road einbog, spürte Jilleine frische Brise im Nacken, die jedes Mal etwas kühler wurde, wenn sie ineinen der tiefen Schatten eintauchte, die die Gebäude entlang der Straße aufden Asphalt warfen. Der ständige Wechsel zwischen Hell und Dunkel entfalteteeine hypnotische Wirkung, während sie nur das regelmäßige Kreisen der Pedaleund ihren Herzschlag hörte. Plötzlich war Jill wieder in dem Keller. Sie rochdas verbrannte Fleisch, als der große Typ seine Zigarette auf ihrer Brustwarzeausdrückte, und sie sah sich als Zwölfjährige, wie sie den Mund aufriss und zuschreien begann.
Jills Fuß verlor den Halt, und fast hätte sie einen erschrockenen Postbotengerammt. Sie fand das Gleichgewicht wie der, doch genau in dem Augenblickhuschte Scotty, der weit über den Lenker gebeugt saß,an ihrer rechten Schulter vorbei.
»O Mist!«, keuchte sie und schob den Fuß zurückins Pedal. Ihr entging nicht Scottys vertrautesGrinsen, als er sich kurz zu ihr umdrehte und den Abstand zwischen ihnen weitervergrößerte. Gleichzeitig fand sie wieder in die Gegenwart zurück; ihr wurdebewusst, dass sie in Sicherheit war und dass sie lebte.
Es war David Carters Lieblingsplatz: windgeschützt, sicher, hoch obengelegen - und völlig ungestört. Er rollte das bunte Badelaken aus, leerteseinen Rucksack, dann deponierte er seinen Proviant, die Handcreme und eineDose Coke auf den Felsen zu seiner Rechten. Die neueDigitalkamera legte er in seinen Schoß. Ihm gefiel dieses leichte Surren derKamera, wenn er sich die bereits geschossenen Fotos ansah. Auch nachdem er alleAufnahmen auf seinen Laptop runtergeladen hatte, ließer seine Lieblingsmotive noch auf dem Chip in der Kamera.
Erwartungsvoll saß er da und hoffte, dass die rothaarige Kleine und dasPummelchen kommen würden. Er war wie üblich ein wenig zu früh, aber er mochtedieses Hinauszögern.
Im Schneidersitz hatte er es sich auf dem Badelaken bequem gemacht undspähte zwischen den überhängenden Zweigen des Gebüschs hindurch, das ihn fastvollständig verbarg. Ihm fiel auf, dass nur zwei Mädchen im Teenageralter im50-Meter-Becken ihre Bahnen schwammen. Das Nichtschwimmerbecken war noch leer.Er zog den Reißverschluss seiner Hose auf und begann sich selbst leicht zumassieren, während sein Blick auf das Kameradisplay gerichtet war. Heute würdeein heißer Tag werden ... ein heißer Tag mit scharenweise Kindern.
Er fragte sich, was es wohl mit dem Treffen am Abend auf sich hatte, dasder » Chef « einberufen hatte. Normalerweise trafen sie sich nur einmal imMonat zu ihrem Spiel und um Fotos, Polizeiberichte und Filme auszutauschen. 0ja, und manchmal brachte sogar jemand ein Kind mit, das man für eine Stundeoder so haben konnte. Soweit er zurückdenken konnte, war es mitten im Monatnoch nie zu einem Treffen gekommen.
Ein Hauch von Angst kam ihn an. Was, wenn jemand von den Zusammenkünften wusste?Wenn seine Frau davon erfuhr? Ihm war klar, dass sie bereits einen Verdachthegte, was mit ihm los war. Aber nicht einmal sie würde noch zu ihm stehen,wenn sie handfeste Beweise für das geliefert bekam, mit was er sich am liebstenbeschäftigte.
Solche Gedanken verdarben nur die Stimmung, entschied er plötzlich undschob diese Überlegungen zur Seite. Wahrscheinlich würde es nur um irgendwelcheneue Vergnügungen gehen, die den Mitgliedern angeboten werden sollten,vielleicht um eine Gruppenreise nach Malaysia. Die Vorstellung genügte, um ihnalle Sorgen und Ängste vergessen zu lassen. Er konzentrierte sich wieder ganzauf seine Erektion, doch ein Geräusch warnte ihn, dass sich jemand durch dasGebüsch in seine Richtung bewegte. Bestimmt ein paar Surfer oder Arbeitslose,die herkamen, um zu kiffen oder zu vögeln.
Wie die Tiere.
Es gab keinen Grund zur Beunruhigung. Hier hatte ihn noch nie jemandentdeckt, dafür war das Dickicht einfach viel zu weitläufig und zuundurchdringlich.
Deutsch von Ralph Sander und Christian Kennerknecht
© Verlagsgruppe WeltbildGmbH
- Autor: Leah Giarratano
- 2007, 1, 336 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898977692
- ISBN-13: 9783898977692
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