Laviolette auf Trüffelsuche
Laviolette der Appetit... »Wer nach der Lektüre nicht
sofort in die Provence fahren will, der will nirgendwo mehr hin.« (BRIGITTE)
Lavioletteauf Trüffelsuche von PierreMagnan
LESEPROBE
«Welcher mag es wohl sein?», fragte sich Alyre.
Er hatte soeben die Tür zur Kneipe von Rosemonde Burleaufgestoßen. Sie waren alle bereits in das Spiel vertieft, als er eintrat. DerBäcker und der Pfarrer in Zivil tranken ein Glas zusammen, ehe sie denBrotteig kneten gingen, was sie gemeinsam taten, der eine half dabei demanderen. Martel, der das Baugeschäft hatte, und Martin, der Klempner,besprachen den Zeitplan einer anstehenden Baustelle.
Aber Alyres Freunde, der Klüngel der Trüffelsucher, warendort hinten im Dämmerlicht, diskret, ihr Kartenspiel haltend. Rosemonde sahihnen zu, die Ellenbogen auf der Theke, die Faust auf der Hand, ruhig undwehmütig.
«Welcher ist es?», fragte sich Alyre noch einmal.
Er näherte sich ihnen leise. Sie sahen ihn nicht kommen. Erbeobachtete sie von der Seite. Die «Todfeinde», wie man sie nannte. Es warendie letzten Trüffelproduzenten der Umgebung. Da ihre Kinder weggegangen warenoder kurz davor waren wegzugehen, würde hier niemand mehr Trüffeln ernten, wennsie einmal nicht mehr wären. Dickicht, Gestrüpp und Unkraut würden endgültigdie Trüffelhaine überwuchern, nicht anders, als wenn der Wald untergegangeneZivilisationen zudeckt.
«Was für ein Glück», dachte Alyre, «dass mein Paul, Agronomiestudiumhin oder her, fest entschlossen ist, wieder herzukommen und hier zu bleiben.»
Seine Freunde taten ihm ein wenig Leid, dass sie nicht diegleiche Gewißheit hatten.
«Und dabei», sagte er sich, «ist unter ihnen ein Dreckskerl!»
Er dachte an Roselines böse ramponierten Schinken, der, alleRegenbogenfarben durchlaufend, langsam von den Steinwürfen heilte, die siekürzlich abbekommen hatte.
«Ich hätte mich auf die Lauer legen sollen», sagte sichAlyre, «er muss sie ja irgendwann abgeholt haben, seinen Beschwörungsschleierund seinen Eimer...»»
Lautlos setzte er sich rittlings auf einen Stuhl, in einigemAbstand, um sie noch bequemer beobachten zu können.
Sie waren alle etwa in seinem Alter, außer Albert Pipeau,dem Rattenfänger, dessen Mutter mit vierzig «überrascht» worden war, als sieglaubte, kein Risiko mehr einzugehen. «Was ihn nicht daran hindert, schön wieein junger Gott zu sein», verkündete sie.
Doch mit allen anderen, Polycarpe Bleu und seinem BruderOmer, den Brüdern Virgile und Pascalon Bayle, Sidoine Pipeau, Alberts fünfzehnJahre älterem Brudermit ihnen allen, die in Banon blieben und allen Schwierigkeitenzum Trotz von einer Herde, einigen Trüffelparzellen und ein paar DutzendBienenstöcken ihr Leben fristeten, war Alyre zur Schule gegangen. Von denSchulkameraden waren nicht mehr viele übrig. Entweder waren sie weggegangenoder sie hatten den Beruf gewechselt oder sie waren schon tot. (...)
© für die deutsche Ausgabe: 2002 Scherz Verlag, Bern,München, Wien
Übersetzung: Irène Kuhn
- Autor: Pierre Magnan
- 2002, 281 Seiten, Maße: 13,8 x 21,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: FISCHER Scherz
- ISBN-10: 3502104344
- ISBN-13: 9783502104346
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