Leben Sie, statt zu funktionieren
In innerer Ruhe und Souveränität zu einem erfüllten Leben
Was hindert uns daran, ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen, unsere Wünsche und Vorstellungen zu verwirklichen? Es sind nicht nur die äußeren Umstände, oft stehen wir uns selbst im Weg: durch unbewusste Denk- und...
Leider schon ausverkauft
Weltbild Ausgabe
4.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Leben Sie, statt zu funktionieren “
Was hindert uns daran, ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen, unsere Wünsche und Vorstellungen zu verwirklichen? Es sind nicht nur die äußeren Umstände, oft stehen wir uns selbst im Weg: durch unbewusste Denk- und Verhaltensmuster, eine falsche Selbsteinschätzung, selbst auferlegte Begrenzungen.
Der Psychologe, Coach und Unternehmer Matt Galan Abend zeigt, wie wir unsere Stärken erkennen und leben.
Lese-Probe zu „Leben Sie, statt zu funktionieren “
Leben Sie von Matt Galan Abend Einführende Gedanken
Was ist „Erfolg" ? Was ist ein erfolgreiches Leben?
Auf diese Fragen kann es keine allgemeinverbindliche Antwort geben, denn jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen von seinem Erfolg oder einem erfolgreichen Leben schlechthin.
Diese eigene Vorstellung von Erfolg ist in der Regel sehr eng mit den vergangenen und den augenblicklichen Lebensumständen verknüpft; „Wenn ich das doch endlich erreichen würde ... wenn sich das endlich ändern würde ... wenn ich das endlich hinter mir hätte" usw. usw.
Oft ist diese Vorstellung auch an Personen geknüpft, die wir aus unserer jetzigen Perspektive als erfolgreich einstufen und denen wir damit so etwas wie eine Vorbildfunktion geben: unser Chef, der Nachbar gegenüber, ein erfolgreicher Sportler, Schauspieler, Politiker, Geschäftsmann, Bildhauer, Arzt oder Wissenschaftler.
Aber bedenken wir dabei: Das, was wir von außen sehen, ist immer nur ein Teil des Lebens, das der Betreffende führt. Es ist nur die begrenzte Rolle des Politikers, Wissenschaftlers oder Geschäftsmannes, die wir sehen. Ein erfolgreiches Leben aber besteht aus sehr viel mehr. Es umfasst alle Bereiche des Lebens und vor allem bedeutet es, Freude an diesem Leben zu haben und auch dann glücklich zu sein, wenn wir nicht gerade verliebt sind.
Die Feststellung von Erfolg oder gar eines erfolgreichen Lebens ist also etwas sehr Relatives. Es ist allein eine Frage des persönlichen Maßstabs sowie des Zeitraums, in dem wir denken.
... mehr
Nun begann unsere unvermeidliche Erziehung - oder nennen wir es besser unsere Dressur - zu einem „nützlichen Mitglied der menschlichen Gesellschaft" natürlich zunächst einmal damit, dass man uns die Maßstäbe und die Zeiträume von außen setzte. Dagegen konnten wir uns nicht wehren. Wir mussten im Sinne derer, die an uns herumzogen, die uns erzogen und zurechtbogen, funktionieren oder wir bekamen Ärger.
Wenn wir nun endlich ins Töpfchen machten oder gelernt hatten, unsere Kinder-Klobrille zu benutzen, statt die Windeln zu beschmutzen, war dies ein Erfolg, der auch von unserem Umfeld gebührend bewundert und gelobt wurde, wobei das Umfeld sich natürlich selbst den größten Anteil an solch fragwürdigen Erfolgen zuschrieb.
Dieses Prinzip änderte sich dann auch so schnell nicht mehr. Es war nun nicht mehr das Töpfchen, nun waren es unsere Zeugnisse, unsere sportlichen und schulischen Leistungen, die beurkundet wurden, unsere bestandene Führerscheinprüfung, unsere Ausbildung oder unser Studium, unser soziales Ansehen und dergleichen, die uns selbst das Gefühl des Erfolgs spüren und uns in den Augen derer, die uns nahe standen, wachsen ließen. Wobei natürlich jeder unserer Wegbegleiter seinen eigenen Anteil nicht vergaß. Unser Sohn ... unsere Tochter ... haben wir nicht alles für sie getan?
Damit haben wir eine Prägung erhalten, die uns erst dann etwas als Erfolg bewerten lässt, wenn es auch von außen so gesehen wird. Dies ist eine höchst verhängnisvolle Prägung, denn sie hindert uns daran, Zufriedenheit und Anerkennung aus uns selbst heraus zu beziehen. Wir suchen nach Bestätigung und Anerkennung von außen, legen großen Wert darauf, wie wir gesehen werden.
Ich sage Ihnen, wenn die ganze Welt Sie bewundert und für einen erfolgreichen Menschen hält, Sie sich aber in Ihrem Innern einsam und elend fühlen, dann sind Sie keinesfalls erfolgreich - Sie sind ein Narr.
Wenn die ganze Welt Sie belächelt und unterschätzt, Sie sich aber in Ihrem Innern sauwohl, glücklich und zufrieden fühlen und über die Einschätzung der anderen schmunzeln, dann sind Sie erfolgreich. Dann sind Sie ein Weiser.
Wenn wir das System unserer Außenabhängigkeit nicht kritisch hinterfragen und dann auch durchbrechen, werden wir ewig unterwegs sein und nie ankommen.
Mit diesem Buch will ich Ihnen nicht nur den Weg zu einem erfolgreichen Leben, sondern vor allem ein Stück des Weges in die innere Freiheit und Unabhängigkeit aufzeigen, denn beides ist unabdingbar miteinander verbunden.
Unabhängig von unserem persönlichen Maßstab und der erhofften Anerkennung von außen können wir jedoch schon eines am Anfang mit Sicherheit sagen:
Erfolg ist, wie es das Wort ausdrückt, immer die Folge
von etwas. Es erfolgt. Es ist kein Zufall, es hat eine
Ursache.
Diese Ursache müssen wir in jedem Fall selber setzen oder schon gesetzt haben, sonst könnte nichts erfolgen.
Aber wie setzt man die Ursachen zum Erfolg? Worauf ist dabei besonders zu achten? Was macht man dabei richtig und was kann man falsch machen? Wie und wodurch kann man den Weg zu einem erfolgreichen Leben erkennen oder erlernen? Diese Fragen möchte ich euch beantworten.
. Nun wurden wir ja, wie wir gesehen haben, in unserer Entwicklung nicht ganz alleine gelassen. Wir hatten Eltern, Lehrer und Vorgesetzte, die uns die Maßstäbe setzten, oder wir haben uns sogar selbst jemanden zum Vorbild auserkoren, von dem wir lernen wollten.
Aber all diese wohlmeinenden Stützen hatten eines gemeinsam: Sie sagten und zeigten uns, dass wir es so machen sollten, wie sie dachten, dass wir es machen sollten, und das war leider nicht immer das Richtige. Sie haben uns zu Ordnung und Disziplin angehalten, haben uns rechnen, schreiben und lesen gelehrt, haben uns vielleicht sogar studieren lassen oder uns gezeigt, wie man dies oder jenes verrichtet oder erfolgreich erledigt.
Aber haben sie uns auch gesagt oder sogar gezeigt, wie man erfolgreich lebt, oder haben sie uns eher gezeigt, wie man erfolgreich funktioniert? Hat uns irgendjemand „Leben" gelehrt oder war das, was sie uns vorlebten, eher ein abschreckendes Beispiel?
Ein erfolgreiches Leben, ein Lebens-Erfolg, bedeutet Erfolg in allen oder doch zumindest den meisten Bereichen des Lebens: Beruf, Partnerschaft, Freude, Liebe, Gesundheit, persönliche Erfüllung usw.
Romy Schneider, Elvis Presley, Marilyn Monroe, Roy Black z.B., wenn wir einmal bei den Schauspielern und Sängern bleiben, waren in ihren Berufen absolut erfolgreich, in ihrem Leben waren sie es leider nicht. Sie haben sich umgebracht. Diesen Beispielen könnten wir noch viele Namen aus anderen Berufsfeldern hinzufügen.
Was nutzt es uns z.B., ein erfolgreicher Geschäftsmann oder Manager zu sein, wenn das Geschäft oder das Unternehmen uns allmählich auffrisst? Wenn das Geschäft uns hat, statt dass wir das Geschäft haben? Ist das dann ein erfolgreiches Leben?
Viele werden sagen, dies sei halt der Preis, den man zu zahlen hat. Ich halte diese Behauptung für den Ausdruck tiefster Unwissenheit. Solange Sie für etwas „zu zahlen" haben, machen Sie etwas falsch. Sie sollen nicht zahlen, Sie sollen erlösen. Das geschieht aber keinesfalls dadurch, dass Sie kämpfen. Kampf ist Krampf.
Das Leben ist kein Kampfsport, auch wenn viele das so sehen und täglich in den Kampf ziehen.
In diesem Kampf werden Sie lediglich ausbluten, gewinnen können Sie ihn nicht. Ich erlebe fast täglich die Ausgebrannten, Herz- und Kreislaufgeschädigten, die Magenkranken oder Depressiven so genannten Erfolgreichen. Sie haben alles für ihren vermeintlichen Erfolg gegeben - sogar sich selbst. Welchen Sinn macht das?
Das Erlösen oder Ernten, das ich meine, geschieht durch die richtige Ursachensetzung auf der geistigen Ebene - der elegantere Weg, ein gesetztes Ziel zu erreichen.
Dies ist der Weg zu leben, statt gelebt zu werden - der Weg zu leben, statt zu funktionieren.
Auch wenn Sie so etwas in Ihrem Fall nicht für durchführbar halten, auch wenn Sie glauben, dass die Lebensumstände, die Branche, der Markt usw., in denen Sie stecken, Ihnen gar keine andere Wahl lassen, als zu kämpfen - Sie irren. Sie sind blind.
Ich habe schon mit sehr vielen Menschen gearbeitet, die eine Änderung ihrer Lebensumstände und ihres Engagements zunächst für unmöglich hielten und dann erstaunt waren, wie einfach es doch letztlich ging.
Das einzige Problem dabei ist, dass „Sie" mit der
Änderung anfangen müssen, vor allem, dass Sie „jetzt"
damit anfangen müssen. Sie müssen nicht erst noch ...
Sie müssen die Änderung allerdings selbst für möglich halten - und an dieser Stelle fängt das Unmögliche meist an. Solange Sie etwas für unmöglich halten, ändert sich nichts. Dies gilt gleichermaßen, ob Sie aus engen Verhältnissen ausbrechen wollen, oder ob Sie sich zu weit aus dem Fenster gelehnt haben und sich nun zurücknehmen möchten.
Wer eine Änderung nicht für möglich hält, sieht natürlich alle Rechtfertigungen für sein Verharren in der schlechten Situation. Natürlich weiß jeder, warum er im Moment nichts ändern kann, warum er da jetzt nicht rauskommt usw.
Wenn dann diese Argumente irgendwann einmal nicht mehr aufrechtzuhalten sind, erklärt er kurzerhand, dass er ja nur noch für eine begrenzte Zeit darin steckt und dass sich ja dann ohnehin alles ändern wird. Spätestens mit 40 ... 50 ... 60 ... usw.
Ich habe leider noch bei keinem Menschen erlebt, dass dies dann auch tatsächlich so eingetroffen wäre, es sei denn, äußere Umstände zwangen ihn dazu. Meist waren es Krankheiten, die die überfällige Kehrtwendung dann erzwangen.
Was ich Ihnen mit diesem Buch nahe bringen möchte, ist ein Weg, der Sie ein in jeder Hinsicht erfolgreiches Leben führen lässt. Der Sie in innerer Ruhe und Gelassenheit über den Dingen stehen und zum Zuschauer der eigenen Komödie werden lässt.
Aber vestehen Sie dies bitte nicht falsch. Dies ist kein Buch zum Aussteigen. Ganz im Gegenteil.
Dies ist ein Buch zum Einstieg in die Fülle der Schöpfung. Dies ist ein Buch zum Einstieg in das Spiel des Lebens, das Sie täglich erfolgreich und mit Freude spielen lässt, statt zu kämpfen.
Wie weit Sie in die Fülle der Schöpfung einsteigen wollen, entscheiden Sie letztlich selbst.
. Im ersten Teil des Buches biete ich Ihnen ein Handwerkszeug an, das Sie in jedem Fall nutzen sollten. Gleichgültig, wo Sie heute stehen und gleichgültig, wo Sie morgen zu stehen wünschen. Nur wenn Sie diesen ersten Teil nutzen, wenn Sie wirklich damit arbeiten, wird sich in Ihrem Leben etwas ganz Entscheidendes verändern. Was Sie allerdings verändern wollen, entscheiden Sie ganz alleine. Ich unterbreite Ihnen lediglich Vorschläge und zeichne die zur Umsetzung notwendigen Wege auf.
Wenn Sie auch den zweiten Teil des Buches beherzigen, wenn Sie mit dem Müll aufräumen, der sich auch bei Ihnen mit der Zeit angesammelt hat, gewinnen Sie noch ein weiteres Stück Freiheit und Lebensfreude dazu.
Aber dieser Teil ist nicht einfach. Es gilt, mit lieb gewonnenen Gewohnheiten und Ansichten aufzuräumen
- und da steht Ihnen Ihr Ego und auch Ihr Umfeld nicht gerade wohlwollend gegenüber. Verhaltensänderungen sind notwendig. Sie werden dadurch einiges verlieren, aber Wertvolleres hinzugewinnen. Wenn Sie auch den dritten Teil des Buches in Ihr Leben integrieren, begeben Sie sich endgültig auf den Weg zur Meisterschaft des Lebens. Dazu brauchen Sie dann etwas mehr Zeit. Dies ist nicht in wenigen Monaten oder auch Jahren zu erreichen.
Es ist ein Prozess, der innere Weisheit, Ruhe und Gelassenheit wachsen lässt. Denn wer einen weiten Weg vor sich hat, der rennt nicht.
Wenn Sie das Buch nur lesen und dann weglegen, ändert sich allerdings rein gar nichts.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls den Erfolg, den Sie sich wünschen.
Aschau i. Ch., im August 2002
TEIL I
DIE SELBSTANALYSE
Nur was ich durchschaue, kann ich auch ändern. Aufdeckung und Abbau unserer Erfolgsbremsen Die Fülle der Schöpfung als erreichbare Zielsetzung
Vergessen Sie zunächst einmal ...
... alles, was Sie über die Erfolgsrezepte anderer Menschen gehört oder gelesen haben. Sollten Sie solchen Rezepten folgen wollen, sollten Sie Ihr eigenes Verhalten danach ausrichten wollen, begeben Sie sich auf sehr brüchiges Eis. Dieses Eis ist schon deshalb brüchig, weil die als Anleitung angebotenen Erfolgsrezepte anderer zwangsläufig immer nur Rezepte von gestern oder vorgestern sein können.
Auch wenn die Lebensgeschichten und die Denk- und Verhaltensweisen zumindest in ihrem beruflichen Leben erfolgreicher Menschen immer wieder als Vorbild herausgestellt werden:
Nicht eines dieser Rezepte, nicht eine dieser Arbeitsweisen lässt sich kopieren. Nicht eine einzige Situation lässt sich wiederholen.
Ja nicht einmal für die Zitierten selbst wäre die eigene Geschichte in gleicher Form wiederholbar. Dies kann ich sehr leicht an mir selbst feststellen. Nicht einer meiner Erfolge könnte heute in der gleichen Weise noch einmal zustande kommen.
Was gestern richtig war, was gestern bei diesem oder jenem so wunderbar funktioniert hat, kann heute das genaue Gegenteil bewirken. Die Schöpfung ist in dauernder Bewegung. Nichts bleibt auch nur eine Sekunde so, wie es ist. Nicht einmal wir selbst.
Während Sie z.B. diesen Absatz lesen, sind einige Zellen Ihres Körpers abgestorben und neue Zellen haben sich gebildet - ein immerwährender Prozess, solange wir leben. Man weiß, dass unser Körper auf diese Weise alle sieben Jahre komplett erneuert wird. Nicht eine einzige der heute vorhandenen Zellen wird auch in sieben Jahren noch vorhanden sein. Nicht einen einzigen Gedanken, den wir heute denken, werden wir auch in sieben Jahren noch völlig unverändert denken. Wir haben uns verändert, die Welt hat sich verändert, unsere Mitmenschen haben sich verändert, ja selbst unser intimster Partner, unsere Kinder usw. haben sich verändert.
Wenn nun eine Strategie, wenn Denk- und Verhaltensmuster, die vor einiger Zeit zum Erfolg geführt haben, auch heute wieder zum Erfolg führen sollen, würde dies voraussetzen, dass die damalige Gesamtkonstellation aller Umstände auch heute wieder die gleiche sein müsste. Und dies ist absolut unmöglich.
Noch einmal: Nichts bleibt auch nur eine Sekunde so, wie es ist! Nicht einmal wir selbst!
Wenn aber etwas, das wir beherrschen und letztlich für uns nutzen und einsetzen wollen, in dauernder Bewegung - und damit ja zwangsläufig auch in dauernder Veränderung - ist, bekommen wir nur dann eine reelle Chance zur Einflussnahme, wenn wir diese Bewegung mitmachen.
Wenn wir auf dem Stand von gestern stehen bleiben, wenn wir das Rezept von gestern anwenden wollen, bewegt „es" sich an uns vorbei.
Flexibilität und Elastizität sind bei den sich immer schneller wandelnden Gegebenheiten von entscheidender Bedeutung.
Mit dem Nacheifern eines Vorbilds haben wir jedoch eine klare Vorstellung davon im Kopf, auf welchem Weg etwas zu funktionieren hat. Damit laufen wir Gefahr, für alle Varianten eines möglichen anderen und vielleicht sogar richtigeren Verhaltens unerreichbar zu werden. Neue Wege und Lösungen bleiben unerkannt. Wir sind blind. Wir haben ja unsere klare Vorstellung im Kopf, wie etwas zu sein hat.
Die so enorm wichtige Chance des Augenblicks, die darin besteht, im richtigen Moment das Richtige zu tun, auch wenn es nicht mit unserem Vorbild übereinstimmen sollte, könnten wir durch eine solch starre Fixierung verpassen.
Durch das Nacheifern eines Vorbilds blockieren wir das
wichtigste Kapital, über das wir verfügen:
unsere Individualität - unsere eigene unverkennbare
Duftmarke.
Wir laufen Gefahr, uns durch Kopieren eines fremden Erfolgsrezepts ein Verhalten aufzuerlegen, das unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur möglicherweise nicht nur völlig entgegensteht, sondern auch unsere eigenen Stärken ausbremst.
Folglich werden wir unserem Vorbild niemals gerecht werden können, und weil wir ihm niemals gerecht werden können, sind wir dann allzu schnell bereit, daraus den trügerischen Beweis unserer eigenen Unzulänglichkeit zu ziehen, unseres eigenen Versagens oder unserer eigenen Minderbegabung. Eine völlig überflüssige Quadratur des Nonsens.
Glauben Sie mir aufgrund meiner langen Erfahrung und meines täglichen Umgangs mit Menschen aus allen Positionen und Konstellationen:
Die Selbstanalyse
Es gibt nur einen Weg zum Erfolg Ihres Lebens: Ihren eigenen Weg.
Ich weiß, dass das, was ich hier sage, in krassem Widerspruch zu vielen anderen Büchern steht, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema Erfolg beschäftigen. Vor allem amerikanische Autoren haben es nahezu zur Meisterschaft gebracht, unter Aufzählung hunderter Namen aufzuzeigen, wie andere es gemacht haben, und leiten dann aus diesen Geschichten ihre Empfehlungen für das zukünftige eigene Verhalten ab. Für mich ist das absoluter Nonsens.
Das Gestrige kann niemals eine Empfehlung für das
Heutige sein - oder die Welt würde still stehen.
Zudem hege ich tiefstes Misstrauen gegen solche Erfolgsstorys, die nur selten mit der exakten Wahrheit übereinstimmen. Das wirkliche Geschehen wird im Nachhinein nur allzu gerne glorifiziert. Schwierigkeiten haben im Rückblick keine Bedeutung mehr. „Er oder sie hatten ihr Ziel immer klar vor Augen, haben niemals gezweifelt, hatten niemals etwas so Banales wie Angst." Was für Übermenschen! Ich glaube so etwas nicht.
Jeder Mensch neigt dazu, die Vergangenheit positiver zu sehen, als sie in Wirklichkeit war. Das ist ein durchaus sinnvoller Schutzmechanismus unseres Unterbewusstseins. Würden wir alle negativen Erfahrungen, alle Blessuren, Irritationen, Selbstzweifel und Misserfolge immer weiter vor uns hertragen, würden sie sich sehr schnell zu einer Last entwickeln, die uns bei jedem Schritt lähmt. Was in Wahrheit purer Zufall, glückliche Umstände oder die Hilfe von Freunden war, wird bei dieser Nachbetrachtung allzu schnell zum unternehmerischen Weitblick, zu einer unbeirrbar durchgesetzten Strategie usw. usw.
Es gibt keine Patentrezepte.
Nach den Millionenauflagen so genannter Erfolgsbücher müsste es z.B. ein Heer von Menschen geben, die sich keine Sorgen mehr machen und nur noch leben. Es scheint mein ganz persönliches Pech zu sein, dass mir trotz der vielen Menschen, die ich beruflich und privat kennen lerne, davon noch niemand begegnet ist. (Dies ist zugegebenermaßen ein etwas schiefes Bild, denn die, die sich tatsächlich keine Sorgen mehr machen und nur noch leben, kommen natürlich nicht zu mir.)
Was heißt es z.B., wenn gesagt wird, dass ein Erfolgreicher (was auch immer wir zunächst als Erfolg bewerten) immer fest an die Erreichung seines Ziel geglaubt und nie gezweifelt hat? Haben wir dann mit dem Faktor „fester Glaube" ein eindeutiges Erfolgsrezept entdeckt? Ich sage nein.
Was heißt es, wenn wir feststellen, dass ein Erfolgreicher von der Erreichung seines Zieles nahezu besessen war? Haben wir dann mit dem Faktor „Besessenheit" ein Erfolgsrezept entdeckt? Ich sage wiederum nein.
Die Fragwürdigkeit solcher Beispiele ist schon allein daran zu erkennen, dass wir Tausende andere, die genauso fest geglaubt, nie gezweifelt haben, die von ihrer Idee besessen waren und trotzdem gescheitert sind, weder befragen noch analysieren können. Wir wissen nicht einmal von ihnen. Sie fallen einfach unter den Tisch, bleiben namenlos, obwohl sie mit Sicherheit die überwiegende Mehrheit darstellen würden.
Wie viele Menschen haben schon in Besessenheit und unerschütterlichem Glauben an ihre Idee alles gesetzt und alles verloren? Wer zählt diese namenlos Gebliebenen? Vielleicht kann man sie indirekt aus dem Konkursregister, dem öffentlichen Schuldnerverzeichnis, der Statistik über Ehescheidungen und Suizide ablesen?
Natürlich kann und will ich nicht bestreiten, dass der feste Glaube an die Erreichbarkeit eines Ziels eine nicht zu unterschätzende Kraft entwickelt. Wenn ich von vornherein nicht an die Erreichbarkeit eines Ziels glaube, sollte ich mich erst gar nicht auf den Weg machen.
Aber wie oft standen wir schon staunend da und mussten feststellen, dass wir an das, was sich da im Augenblick zu unseren Gunsten entwickelte, schon längst nicht mehr geglaubt hatten? Ja, dass es sich erstaunlicherweise erst ab dem Zeitpunkt positiv entwickelte, als wir es quasi aufgeben hatten. Mir selbst ist es des Öfteren so ergangen.
Wäre aber der feste Glaube eine unverrückbare Voraussetzung zum Erfolg, dürfte so etwas nicht vorkommen. Aber es kommt vor und darin ist sogar so etwas wie Gesetzmäßigkeit zu erkennen, auf die ich später noch genauer eingehen werde. Sie hat etwas mit Loslassen, mit Raum lassen zu tun.
Wenden wir uns also dem alles entscheidenden Faktor eines wirklich erfolgreichen Lebens zu. Dieser Faktor liegt in Ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur, ist Ihre eigene unverkennbare Duftmarke, wie ich es vorhin genannt habe.
Was auch immer Ihnen jemand empfiehlt - es mag im Kern noch so richtig und vernünftig sein - es kann so lange nicht funktionieren, wie es Ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur entgegensteht.
Dabei kann Ihr Verstand durchaus Zustimmung zu einer solchen Empfehlung signalisieren, mag Ihnen der empfohlene Weg durchaus logisch und nachahmenswert erscheinen. Das Problem dabei ist, dass Ihre Persönlichkeitsstruktur nicht auf der Verstandesebene, sondern auf der unbewussten Ebene verankert ist. Diese beiden Ebenen können sich total entgegenstehen.
Nehmen wir als Beispiel einmal die durchaus vernünftige Aufforderung, positiv zu denken. Niemand kann und will ernsthaft den Wert positiver Gedanken bestreiten. Aber wie kann ich positiv denken, wenn ich z.B. durch Erziehung oder eigene Erfahrungen genau gegenteilig geprägt wurde?
Vielleicht lebe und erlebe ich täglich eine Wahrheit, die für mein Empfinden alles andere als positiv ist und damit positive Gedanken auch gar nicht erst aufkommen lässt.
Wenn ich mich nun trotz dieser negativen Konditionierung (unbewusste Ebene) willentlich darum bemühe (Verstandesebene), die Dinge positiv zu sehen, wiehert mein Unterbewusstsein vor Vergnügen. Es kann und wird die Verrenkungen der Verstandesebene nicht akzeptieren. Es hat eine ganz andere Wahrheit erfahren und es wird diese Wahrheit durchsetzen.
Für mein Unterbewusstsein wirken solche Verstandesanstrengungen wie ein billiger Witz: im Moment ganz lustig, aber ernsthafte Folgen haben derartige Übungen nicht. Warum ist das so?
Unser Wille liegt auf der bewussten, unsere Konditionierungen aber auf der unbewussten Ebene. Wenn Bewusstsein und Unterbewusstsein gegeneinanderstehen, wenn die vermeintlichen Wahrheiten unvereinbar sind, siegt immer und ausnahmslos das Unterbewusstsein.
Die Empfehlung, positiv zu denken, war durchaus richtig, nur die Durchführung war leider nicht möglich. Wenn Napoleon Hill z.B. sagt, dass das Unterbewusstsein ein williger Diener ist, der unterschiedslos jeden positiven wie negativen Impuls aufnimmt, dann ist dies in meinen Augen einer seiner großen Irrtümer.
Das Unterbewusstsein nimmt nur das bereitwillig auf, was zu seiner Programmierung passt, und boykottiert konsequent alles, was dieser Programmierung entgegensteht.
Aber es gibt eine wunderbare Chance: Die unbewusste Ebene und auch unsere Persönlichkeitsstruktur ist umprogrammierbar. Eine solch mögliche Umprogrammierug, mit der wir uns in diesem Buch ausgiebig befassen werden, ist allerdings ein Weg mühevoller Kleinarbeit. Mit einem „willigen Diener" haben wir es dabei leider keineswegs zu tun.
Dale Carnegie führt aus, dass wir uns nur das geistige Rüstzeug schaffen müssen, um mit den verschiedensten Arten von Ängsten fertig zu werden: 1. Tatsachen sammeln, 2. Tatsachen analysieren, 3. Entscheidung treffen und danach handeln. Ich bin da allerdings ganz anderer Auffassung.
Auch die Angst ist auf der unbewussten Ebene verankert. Angst ist etwas völlig Unlogisches, dem mit Mitteln der Logik, die hier vorgeschlagen werden, nicht beizukommen ist. Die Ebenen stimmen nicht überein.
Nehmen wir auch dazu ein recht einfaches Beispiel: Wenn Sie die völlig banale Angst haben, mit einer Rolltreppe zu fahren, können Sie zunächst die objektive Tatsache sammeln, dass Tausende Menschen mit genau der Rolltreppe fahren, vor der Sie Angst haben (Schritt 1 nach Carnegie). Sie können ebenso leicht die Tatsache analysieren, dass keinem dieser Menschen auch nur das geringste Unheil passiert (Schritt 2 nach Carnegie). Sie können nun die Entscheidung treffen, dass deshalb auch Sie mit dieser Rolltreppe fahren können und danach handeln (Schritt 3 nach Carnegie).
Wahrscheinlich werden Sie sich nun mutig in Richtung Rolltreppe in Bewegung setzen. Das einzige kleine Problem könnte dabei sein, dass Sie wie angewurzelt vor den unentwegt aus der Tiefe hervorkommenden Stufen stehen, und den entscheidenden Schritt nicht machen können.
Eine Sperre auf der unbewussten Ebene ist stärker und
mächtiger als jede unserer „vernünftigen" Erkenntnisse.
Ein untauglicher Versuch, wie das Beispiel der Rolltreppe, produziert eine Negativerfahrung, die dann die Angst noch stärker zementiert.
Statt Ihr Problem zu lösen, sind Sie noch tiefer hineingeraten: Sie haben es wieder einmal nicht geschafft, und diese Erkenntnis ergänzt die negativen Erfahrungen um eine weitere.
Vielleicht kommen solch fragwürdige Empfehlungen dadurch zustande, dass diese seit langem verblichenen Autoren das Wissen von gestern repräsentieren und keine Fachleute auf dem Gebiet der Psychotherapie waren. Wir sind in unseren Kenntnissen heute ein ganzes Stück weiter.
Ich habe dieses Kapitel mit der Zeile: „Vergessen Sie zunächst einmal" begonnen. Vergessen Sie bitte auch die vielen Definitionen darüber, was ein Erfolg, was ein erfolgreiches Leben ist und was nicht.
Niemand kann Ihnen darauf eine verbindliche Antwort geben. Die Antwort liegt allein in Ihnen. Sie allein bestimmen, was der „Erfolg Ihres Lebens" ist. Nicht alles, was auf den ersten Blick nach Erfolg aussieht, ist auch in Wahrheit ein Erfolg.
Wenn Sie z.B. die erste Million auf Ihrem Konto oder diese oder jene angestrebte Position endlich erreicht haben, daran aber leider Ihre Ehe zerbrochen ist, Sie von Herzrhythmusstörungen geplagt sind, Ihr Magen nur noch zarte Süpplein verträgt, Ihnen die Arbeit über dem Kopf zusammenbricht und Ihre Kinder inzwischen Sie zu Ihnen sagen, dann waren Sie in meinen Augen keinesfalls erfolgreich. Sie waren ein Narr. Mit Lebenserfolg hat das nichts zu tun.
Was Sie zunächst zu Ihrer eigenen Standortbestimmung und Zielsetzung brauchen, ist eine gesunde Portion innerer Freiheit und Unabhängigkeit von der Meinung anderer. Genau an diesem Punkt beginnt Ihr Weg.
Solange Sie den Erwartungen und dem Maßstab anderer gerecht werden wollen, gehören Sie automatisch zu den nie Angekommenen, gehören Sie zu den ewigen Verlierern und Mitläufern.
Schön wäre es, wenn ich Ihnen wie einem Neugeborenen begegnen könnte, so völlig unprogrammiert und offen. Aber unsere Hirne sind voll von „geht nicht, kann nicht, weiß man ja, konnte ich noch nie, tut man nicht, wie sieht das denn aus, usw.".
So bleibt uns nichts anderes übrig, als miteinander zu versuchen, diesen Müllhaufen, diesen Berg von Begrenzungen und Einschränkungen zunächst ein wenig abzutragen.
Packen wir's an.
Ich möchte Ihnen dabei eine kleine Hilfe geben, indem ich die wichtigsten Punkte eines Kapitels jeweils am Schluss noch einmal zusammenfasse. Ich habe diese Punkte als PIP's bezeichnet. Dies sind Ihre „Personal Important Points".
Weitaus wichtiger für Sie, als alle Very Important Persons dieser Welt zusammen. Diesen PIP's können Sie noch weitere, Ihnen wichtig erscheinende PIP's hinzufügen, denn für Sie persönlich kann etwas von großer Wichtigkeit sein, was für einen anderen Leser weniger Bedeutung hat. Dazu sind die Leerzeilen am Ende der PIP's gedacht.
PIP Your Personal Important Points
Die Erfolgsgeschichten anderer sind die Wahrheiten von gestern. * Jede Nachahmung blockiert mein eigenes Potenzial. * Was meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur widerspricht, kann ich nicht mit Erfolg durchführen. * Ich kann meine eigene Persönlichkeitsstruktur selbst erkennen und ändern. * Solange ich die Bewegung der Schöpfung nicht mitmache, werde ich bewegt. * Den Vorstellungen anderer zu folgen bedeutet, nie anzukommen. *
*
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
Dies ist ein etwas trockener Stoff, den ich Ihnen aber trotzdem nicht ersparen kann. Es ist wichtig, dass Sie eine Vorstellung davon haben, wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist. Warum wir so sind, wie wir nun einmal sind.
Sie werden erkennen, dass unser Verhalten, dass das Bild, das wir von uns selbst und der Welt haben, erlernt ist. Erschrecken Sie nicht, denn dies ist eine absolut positive Nachricht.
Alles, was wir erlernt haben, können wir auch wieder
verlernen und durch neu Erlerntes ersetzen.
Also fangen wir an. Unsere Prägungen - wir können sie auch als Konditionierungen bezeichnen - beginnen bereits im Mutterleib. Schon an diesem ersten Wohnsitz bekommen wir so ziemlich alles mit, was um uns herum geschieht, und natürlich besonders das, was unsere Mutter, unseren kurzzeitigen Gastgeber, betrifft.
Am Gefühlsleben unserer Mutter, an ihren Sorgen und Ängsten, an ihrer Freude und an ihrem Leid nehmen wir während unseres Heranwachsens im Mutterleib ohne jede Einschränkung teil.
Die Selbstanalyse
Zwar verstehen wir noch keine Sprache, die lernen wir erst sehr viel später. Unsere Teilnahme am Geschehen geschieht auf dem Weg der Übertragung energetischer Schwingungen.
Wir wissen heute, dass jeder Gedanke, jedes Gefühl eine bestimmte energetische Schwingung erzeugt, die sich
- wie die Wellen eines Radiosenders - ausbreitet. Auf dieser Schwingungsebene sind wir mit unserer Mutter verbunden, in ihrem Bauch empfangen wir ihr Sendeprogramm aus erster Hand. Haben wir z.B. eine Mutter, die das ganze Leben als eine ungeheure Last und die heutige Zeit als nahezu entsetzlich betrachtet, dann nehmen wir uneingeschränkt an dieser lebensverneinenden Grundschwingung teil. Wir können nicht ausweichen. Wir wachsen darin auf, es ist die Schwingung unseres ersten Zuhauses. Es ist die Wahrheit, in die wir hineinwachsen. Wir haben keine Alternative.
Vielleicht haben wir deshalb keine große Lust, diese vermeintlich schreckliche Welt zu betreten, legen uns schon bei unserer Geburt quer oder wickeln uns die Nabelschnur um den Hals. Schwierige Geburten sind nur selten zufällig schwierige Geburten. Versuchen Sie doch einmal herauszufinden, wie Ihre Geburt verlaufen ist. Vielleicht ergibt sich daraus ein erster interessanter Hinweis.
Noch intensiver als die Grundschwingung unserer Mutter nehmen wir natürlich das auf, was unsere eigene Existenz betrifft. Werden wir z.B. mit Freuden erwartet oder werden wir mehr als lästiger Störfaktor angesehen, durch den große Probleme entstehen und der deshalb besser nicht vorhanden wäre? Überlegt man, uns abzutreiben, oder versucht man es sogar?
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
All dies sind prägende Eindrücke, die auf unserer unbewussten Ebene, die auch dann schon voll funktionsfähig ist, wenn sich unser Körper noch in der Entwicklung befindet, tiefe Spuren hinterlassen. Eine Art Startkapital, mit dem wir geboren werden und das so schnell nicht aufgezehrt werden kann.
Es ist sicher nicht schwierig, sich vorzustellen, dass es ein gewaltiger Unterschied ist, in Liebe und Freude erwartet zu werden oder als lästiges Übel unseren Weg antreten zu müssen, wenn wir einmal bei diesem krassen Beispiel bleiben wollen.
Nehmen wir einmal die so wichtigen Punkte des Selbstvertrauens und der Selbstsicherheit, die für unser späteres Leben von tragender Bedeutung sind. Wie kann ich mir selbst vertrauen, wie kann ich mir meiner selbst sicher sein, wenn ich schon im Mutterleib spüren musste, dass ich ein lästiges Übel bin, das es besser nicht gäbe?
Da wohl kaum anzunehmen ist, dass sich die Grundschwingung der Mutter nach unserer Geburt spontan ändert, sind wir diesem Energiefeld noch eine ganze Weile ausgesetzt, was nicht ohne Folgen für unsere eigene Persönlichkeitsstruktur bleiben kann.
Selbst wenn sich die Einstellung unserer Eltern - oder unserer vielleicht allein erziehenden Mutter - doch allmählich ändert und uns sogar so etwas wie Liebe entgegengebracht wird - was sehr häufig zu beobachten ist: Der so elementare Punkt des Urvertrauens hat in unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur einen gewaltigen Knacks bekommen.
Die Selbstanalyse
Urvertrauen bedeutet die vollkommene Sicherheit, dass alles mit uns in Ordnung ist, dass wir zu Recht da sind, dass wir unseren Platz in dieser Schöpfung haben, dass für uns gesorgt ist und letztlich nichts gegen uns geschieht.
Dies ist eine Lebensbasis von elementarster Bedeutung. Ein Mensch, der hier mit einem Defizit startet, wird voraussichtlich ein Leben lang unbewusst versuchen, täglich den Beweis zur Berechtigung seiner Existenz zu erbringen.
Unbewusst versucht er immer etwas mehr zu tun als andere. Mehr zu leisten, bessere Noten zu haben, freundlicher und oft auch angepasster zu sein, um auf diesem Weg Annahme, Liebe und Zuneigung sicherzustellen und sein unbewusst empfundenes Defizit auszugleichen. Wie gesagt - dies alles geschieht unbewusst.
Nun ist nicht jeder, der mehr leistet, bessere Noten hat oder freundlicher als andere scheint, ein Mensch mit einem gestörten Urvertrauen. So einfach können wir uns die Sache nicht machen. Dazu ist die Zahl möglicher anderer Ursachenverkettungen zu groß. Ich wollte damit lediglich ein typisches Beispiel von Grundprägung und möglichen späteren Auswirkungen aufzeigen. Diese Auswirkungen können sehr unterschiedlich sein. Sie können sich z.B. auch in Krankheiten manifestieren - diese Erkenntnis wird ja schon lange auch von der Schulmedizin anerkannt.
Gehen wir weiter. Schauen wir uns einmal die ersten sechs bis acht Wochen nach unserer Geburt an. Siegmund Freud, zu dessen Anhängern ich mich nicht unbedingt in allen Dingen zähle, bezeichnet diese Phase in seiner Neurosenlehre als die Intentionalphase.
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
Haben wir eine Mutter, die emotional offen ist, die uns Gefühle von Liebe und Zärtlichkeit hautnah erleben lässt, die unseren Körper liebevoll streichelt und deren Körper wir umgekehrt fühlen dürfen, so werden wir später kaum Schwierigkeiten mit emotionalem Austausch haben.
Ist es eher umgekehrt, haben wir eine emotional arme oder blockierte Mutter, die womöglich nur wenig Zeit für uns hat, die uns zwar korrekt füttert, sauber macht, badet und eincremt, aber trotz aller Bemühungen emotional als Hauptbeziehungsperson nicht zur Verfügung steht, werden in unserem späteren Leben gewisse NäheDistanz- Konflikte nicht ausbleiben.
Wir sind für den emotionalen Austausch, für das Zeigen-, Zulassen- und Fließenlassen von Gefühlen und Zärtlichkeiten nicht trainiert. Wir können uns nicht bedingungslos öffnen und fallen lassen. Aus einem unbewussten Schutzbedürfnis heraus werden wir in Gefühls- dingen eher zumachen, abblocken und uns auf die verstandesmäßig kontrollierbare Ebene zurückziehen.
Viele der so genannten harten Männer sind nichts anderes als die Auswirkungen solcher Urschäden. Ich gehörte lange Zeit selbst dazu. Meine Mutter war eine sehr kalte und ich muss leider sagen auch sehr böse Frau. Sie sagte mir wörtlich: „Liebe gibt es nicht, das ist Quatsch." Ein harter Brocken, an dem ich lange zu kauen hatte.
Mit unseren Urinstinkten sehnen wir uns nach Liebe und Zärtlichkeit, nach Streicheln und Gestreicheltwerden. Aber wenn wir dann in der ersehnten Situation sind, können wir durch unsere fehlenden Früherfahrungen damit nicht umgehen. Wir verschließen uns. Die unbewusste Ebene bestimmt unser Verhalten.
Die Selbstanalyse
Später ärgern wir uns dann über unser eigenes Verhalten und sehnen uns der nächsten Gelegenheit entgegen, bei der wir uns dann - trotz aller guten Vorsätze - wieder genauso verschließen.
Der Mensch verhält sich nicht so, wie er sich verhalten sollte oder es sogar vernünftig wäre, er verhält sich so, wie er sich aufgrund seiner Konditionierungen nur verhalten kann.
Es gibt aber durchaus gangbare Wege, einen derartigen Kreisverkehr aufzulösen, und ich werde diese Wege später aufzeigen.
Gehen wir aber zunächst noch ein Stück weiter durch unsere prägenden Entwicklungsphasen, wobei ich mich auf das Grundsätzliche beschränken will. Denn es ist wichtig, dass Sie zumindest eine Vorstellung von solchen Zusammenhängen haben, die ganz wesentliche Grundlagen von Glück oder Unglück, Erfolg oder Misserfolg, Freude oder Leid, Gesundheit oder auch Krankheit sein können.
Wenn wir der Einfachheit halber weiter der Freud' schen Einteilung folgen, durchleben wir bis etwa zum vierten Lebensjahr zunächst eine orale und danach die so genannte anale Phase.
Die orale Phase ist der Entwicklungsabschnitt, wo sich unser Erleben und Entdecken ausschließlich auf unseren Mund konzentriert. Alles, was wir greifen können, stecken wir in den Mund und natürlich spielt auch die Nahrungsaufnahme dabei eine wesentliche Rolle.
Werden wir später zum übergewichtigen Vielfraß oder plagen uns mit Magen-Darm-Problemen, kann dies seine tiefere Ursache in Störungen innerhalb dieser Phase
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
haben: ungeduldiges Füttern, übermäßiges Hineinstopfen usw. Es sind nicht immer die Gene oder die Drüsen, die so gerne verantwortlich gemacht werden.
In der darauf folgenden analen Phase konzentriert sich unser Erleben und Entdecken auf den analen Bereich. Vielleicht konnten Sie schon einmal beobachten, wie ein
- meist gerade frisch gewickeltes - Baby mit größter Wonne seinen Stuhlgang in die Windel presst. Es strahlt über das ganze Gesicht und erlebt dabei größte Glücksgefühle, die dem Reinlichkeitsempfinden seiner Mutter oft völlig entgegenstehen. In dieser Phase entdecken wir zum ersten Mal, dass wir selbst etwas produzieren und damit auch ein Gefühl herbeiführen können.
Haben wir nun eine Mutter, die ihren Ehrgeiz dareinsetzt, uns so schnell wie möglich sauber zu haben, und uns zur Hergabe unseres Stuhls auf einem Töpfchen abrichtet
- „mein Kind war schon mit eineinhalb Jahren sauber" -, dann können daraus zwanghafte Persönlichkeitsmerkmale entstehen, die man mit überpenibel sauber, Reinlichkeitsfanatiker, Ordnungsfanatiker usw. umschreiben würde. Wie gesagt, es kann, aber es muss sich nicht immer so auswirken. Bis zum sechsten Lebensjahr etwa folgt dann die so genannte ödipale Phase, in der wir unser eigenes Geschlecht entdecken. Wir fühlen uns vom gegengeschlechtlichen Elternteil angezogen, versprechen als kleiner Junge der Mami, dass wir sie heiraten, wenn wir groß sind, oder machen als Mädchen dem Papi einen Heiratsantrag.
Wir lieben es auch, in das Bett der Eltern zu kriechen und mit der Mami oder dem Papi zu kuscheln, und wenn unsere Eltern normal und souverän damit umgehen, bedeutet dies für uns eine elementar wichtige Erfahrung.
Die Selbstanalyse
Die Selbstanalyse teil, sind wir auch hier um eine wichtige Erfahrung ärmer, und spätere Probleme im Umgang mit dem anderen Geschlecht erhalten damit eine gewisse Wahrscheinlichkeit.
Bis zum sechsten Lebensjahr etwa sind die grundsätz
lichen Weichenstellungen zu unserer Persönlichkeits
entwicklung abgeschlossen.
Danach erfolgt im Wesentlichen nur noch der weitere Ausbau der vorhandenen Basis. Die Sortiermaschine unseres Unterbewusstseins, wie ich es nenne, beginnt zu arbeiten. Sie addiert fleißig hinzu, was zu unserem einmal gefundenen Fundament passt, und blockiert konsequent alles, was diesen einmal gefundenen Wahrheiten widerspricht.
Die gezeigten Zusammenhänge sind sicher für jeden Leser verständlich, aber es gibt dabei ein Problem: Nur ganz selten tut uns das Leben den Gefallen, sich ausschließlich nach solch wissenschaftlich anerkannten Abläufen zu richten. Es gibt in unserer Entwicklung absolut prägende Grunderfahrungen, die in solche Schemata nicht einzuordnen sind. Auch dazu ein Beispiel:
Eine Klientin von mir, die auf einem Bergbauernhof in Sachrang nahe der Tiroler Grenze aufgewachsen war, berichtete mir von ihrer streng katholischen Erziehung. Ihr Vater muss in dieser Beziehung wirklich extrem gewesen sein. Er drohte den Kindern bei jeder Gelegenheit mit dem strafenden und rächenden Gott, der alles sieht, aufzeichnet, belohnt oder bestraft. Büßen, beten und Gott wohlgefällig sein schien der alleinige Lebensinhalt des Vaters, den er auch auf seine Kinder zu übertra
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
gen versuchte. Elementarste Lebensimpulse wurden dabei unterdrückt, Freude und Lachen schienen gar etwas Ungehöriges.
Am Sonntag mussten die Kinder gleich zweimal - am Vormittag und am Nachmittag - von ihrem Berghof in die Dorfkirche hinunter, was für sie jedes Mal eine einstündige Fußwanderung bedeutete. An einem Sonntag waren sie also alleine vier Stunden zur Ehre Gottes unterwegs, sodass der Sonntag mehr Qual als Freude bedeutete.
Wirkliche Freude und überschäumende kindliche Lebensäußerungen, die in der Entwicklung eines Kindes so wichtig sind, waren nach Ansicht des Vaters etwas, was Gott bestrafen würde. Man hatte ruhig, demütig und bescheiden zu sein, alles für die anderen zu geben und nichts für sich selbst zu beanspruchen.
Entsprechend diesen frühkindlichen Konditionierungen verlief dann das Leben dieser zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens etwa 55-jährigen Frau. Ihre Erscheinung war klein, gebeugt, grau. Sie war krebskrank, depressiv und ihr Händedruck fühlte sich wie die Berührung mit einem kalten Pudding an.
Sie hatte zwar inzwischen vieles erkannt, hatte sich sogar völlig von der Kirche getrennt, aber sie hatte es nie geschafft, sich wirklich zu befreien. Die Konditionierungen, denen sie in ihrer Kindheit unterworfen gewesen war, waren stärker. Tief in ihr war die Angst vor der Strafe Gottes, die man in sie hineingepflanzt hatte und die auch heute noch jede Lebensfreude verhinderte. Dagegen kam sie trotz aller verstandesmäßigen Erkenntnisse nicht an. Die unbewusste Ebene war stärker.
Warum erzähle ich solch ein extremes Beispiel und was hat dies mit dem Thema dieses Buches zu tun? Mancher wird sagen, dass solche Extreme nur sehr selten
Die Selbstanalyse
vorkommen und dass uns das, was uns nicht umbringt, doch eher hart macht. Nun gibt es in der Tat keine Dummheit, zu der es nicht auch ein entsprechendes Sprichwort gäbe.
Was wir an diesem Extremfall erkennen können, ist etwas ganz Entscheidendes:
Frühkindliche Konditionierungen werden für uns zu fun
damentalen Wahrheiten, die wir später trotz aller Er
kenntnisse unseres Verstandes kaum noch loswerden.
Steht ein solches Programm einem bestimmten Ziel
entgegen, werden wir dieses Ziel ohne eine Änderung
des behindernden Programms nie erreichen. Die alleini
ge Erkenntnis auf der Verstandesebene reicht dazu nicht
aus.
Kein Buch der Welt mit noch so tollen Tipps und Beispielen, wie andere zu Glück, Reichtum und einem sorgenfreien Leben gekommen sind, kann uns dabei helfen. Wir müssen an unseren eigenen Wurzel ansetzen.
Was wir zunächst dazu brauchen, ist eine Technik, mit der wir unsere behindernden Pseudowahrheiten erkennen und dann in Wahrheiten, die unserer Zielsetzung förderlich sind, umwandeln können.
Auch wenn ich hier die Zusammenhänge an extremen Beispielen deutlich gemacht habe: Mir ist bisher kaum ein Mensch begegnet, der in der frühen Phase seiner Persönlichkeitsentwicklung keine Wunden abbekommen hätte, die ihn noch heute in der einen oder anderen Form behindern.
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
Nehmen wir noch ein anderes Beispiel, von dem ich selbst zwar nur gehört habe, das aber nicht weniger aussagekräftig ist: In einer Großfamilie mit sieben Kindern war es ehernes Gesetz, dass jeden Abend Punkt sieben Uhr gegessen wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Familie vollzählig und ohne jede Ausnahme am Tisch zu sitzen. Üblicherweise bereitet eine solche Regelung den jüngsten Mitgliedern der Familie die größte Schwierigkeit, da ihr Zeitgefühl noch nicht entwickelt ist. Mit Hilfe der älteren Geschwister schaffte es der jüngste Spross der Familie, ein fünfjähriges Mädchen, an diesem Abend gerade noch rechtzeitig an den Tisch zu kommen, und stolz hielt sie ihrem gestrengen Herrn Vater ein Blatt Papier hin, auf dem sie für ihn, in ihrer kindlicher Art, ein Bild gemalt hatte.
„Da Papi, das hab ich für dich gemalt!" Der Vater schaut das Bild nur flüchtig an, schiebt es zur Seite und gibt dem Kind vor der versammelten Familie mit den Worten: „Hab' ich dir nicht gesagt, du hast mit reingewaschenen Fingern am Tisch zu erscheinen, schau dir mal deine schmutzigen Hände an" eine Ohrfeige.
Wenn diese Schilderung bei Ihnen starke Gefühle weckt oder sogar ein paar Tränen hochkommen lässt, dann haben Sie mit Sicherheit einmal ähnliche Verletzungen erlitten. Was das Kind hier erfahren hat, war in der Tat eine so tiefe seelische Verletzung, dass daraus das wurde, was man in der Psychologie als ein Schlüsselerlebnis bezeichnet.
Der im Unterbewusstsein des Kindes gespeicherte Erlebnisinhalt und die damit entstandene Wahrheit war, dass das eigene Tun, das eigene Freude-bereiten-Wollen nichts zählt und das Einhalten von Vorschriften wichtiger ist.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg Copyright der Originalausgabe © 2002/2005 by mvg Verlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München www.mvg-verlag.de
Nun begann unsere unvermeidliche Erziehung - oder nennen wir es besser unsere Dressur - zu einem „nützlichen Mitglied der menschlichen Gesellschaft" natürlich zunächst einmal damit, dass man uns die Maßstäbe und die Zeiträume von außen setzte. Dagegen konnten wir uns nicht wehren. Wir mussten im Sinne derer, die an uns herumzogen, die uns erzogen und zurechtbogen, funktionieren oder wir bekamen Ärger.
Wenn wir nun endlich ins Töpfchen machten oder gelernt hatten, unsere Kinder-Klobrille zu benutzen, statt die Windeln zu beschmutzen, war dies ein Erfolg, der auch von unserem Umfeld gebührend bewundert und gelobt wurde, wobei das Umfeld sich natürlich selbst den größten Anteil an solch fragwürdigen Erfolgen zuschrieb.
Dieses Prinzip änderte sich dann auch so schnell nicht mehr. Es war nun nicht mehr das Töpfchen, nun waren es unsere Zeugnisse, unsere sportlichen und schulischen Leistungen, die beurkundet wurden, unsere bestandene Führerscheinprüfung, unsere Ausbildung oder unser Studium, unser soziales Ansehen und dergleichen, die uns selbst das Gefühl des Erfolgs spüren und uns in den Augen derer, die uns nahe standen, wachsen ließen. Wobei natürlich jeder unserer Wegbegleiter seinen eigenen Anteil nicht vergaß. Unser Sohn ... unsere Tochter ... haben wir nicht alles für sie getan?
Damit haben wir eine Prägung erhalten, die uns erst dann etwas als Erfolg bewerten lässt, wenn es auch von außen so gesehen wird. Dies ist eine höchst verhängnisvolle Prägung, denn sie hindert uns daran, Zufriedenheit und Anerkennung aus uns selbst heraus zu beziehen. Wir suchen nach Bestätigung und Anerkennung von außen, legen großen Wert darauf, wie wir gesehen werden.
Ich sage Ihnen, wenn die ganze Welt Sie bewundert und für einen erfolgreichen Menschen hält, Sie sich aber in Ihrem Innern einsam und elend fühlen, dann sind Sie keinesfalls erfolgreich - Sie sind ein Narr.
Wenn die ganze Welt Sie belächelt und unterschätzt, Sie sich aber in Ihrem Innern sauwohl, glücklich und zufrieden fühlen und über die Einschätzung der anderen schmunzeln, dann sind Sie erfolgreich. Dann sind Sie ein Weiser.
Wenn wir das System unserer Außenabhängigkeit nicht kritisch hinterfragen und dann auch durchbrechen, werden wir ewig unterwegs sein und nie ankommen.
Mit diesem Buch will ich Ihnen nicht nur den Weg zu einem erfolgreichen Leben, sondern vor allem ein Stück des Weges in die innere Freiheit und Unabhängigkeit aufzeigen, denn beides ist unabdingbar miteinander verbunden.
Unabhängig von unserem persönlichen Maßstab und der erhofften Anerkennung von außen können wir jedoch schon eines am Anfang mit Sicherheit sagen:
Erfolg ist, wie es das Wort ausdrückt, immer die Folge
von etwas. Es erfolgt. Es ist kein Zufall, es hat eine
Ursache.
Diese Ursache müssen wir in jedem Fall selber setzen oder schon gesetzt haben, sonst könnte nichts erfolgen.
Aber wie setzt man die Ursachen zum Erfolg? Worauf ist dabei besonders zu achten? Was macht man dabei richtig und was kann man falsch machen? Wie und wodurch kann man den Weg zu einem erfolgreichen Leben erkennen oder erlernen? Diese Fragen möchte ich euch beantworten.
. Nun wurden wir ja, wie wir gesehen haben, in unserer Entwicklung nicht ganz alleine gelassen. Wir hatten Eltern, Lehrer und Vorgesetzte, die uns die Maßstäbe setzten, oder wir haben uns sogar selbst jemanden zum Vorbild auserkoren, von dem wir lernen wollten.
Aber all diese wohlmeinenden Stützen hatten eines gemeinsam: Sie sagten und zeigten uns, dass wir es so machen sollten, wie sie dachten, dass wir es machen sollten, und das war leider nicht immer das Richtige. Sie haben uns zu Ordnung und Disziplin angehalten, haben uns rechnen, schreiben und lesen gelehrt, haben uns vielleicht sogar studieren lassen oder uns gezeigt, wie man dies oder jenes verrichtet oder erfolgreich erledigt.
Aber haben sie uns auch gesagt oder sogar gezeigt, wie man erfolgreich lebt, oder haben sie uns eher gezeigt, wie man erfolgreich funktioniert? Hat uns irgendjemand „Leben" gelehrt oder war das, was sie uns vorlebten, eher ein abschreckendes Beispiel?
Ein erfolgreiches Leben, ein Lebens-Erfolg, bedeutet Erfolg in allen oder doch zumindest den meisten Bereichen des Lebens: Beruf, Partnerschaft, Freude, Liebe, Gesundheit, persönliche Erfüllung usw.
Romy Schneider, Elvis Presley, Marilyn Monroe, Roy Black z.B., wenn wir einmal bei den Schauspielern und Sängern bleiben, waren in ihren Berufen absolut erfolgreich, in ihrem Leben waren sie es leider nicht. Sie haben sich umgebracht. Diesen Beispielen könnten wir noch viele Namen aus anderen Berufsfeldern hinzufügen.
Was nutzt es uns z.B., ein erfolgreicher Geschäftsmann oder Manager zu sein, wenn das Geschäft oder das Unternehmen uns allmählich auffrisst? Wenn das Geschäft uns hat, statt dass wir das Geschäft haben? Ist das dann ein erfolgreiches Leben?
Viele werden sagen, dies sei halt der Preis, den man zu zahlen hat. Ich halte diese Behauptung für den Ausdruck tiefster Unwissenheit. Solange Sie für etwas „zu zahlen" haben, machen Sie etwas falsch. Sie sollen nicht zahlen, Sie sollen erlösen. Das geschieht aber keinesfalls dadurch, dass Sie kämpfen. Kampf ist Krampf.
Das Leben ist kein Kampfsport, auch wenn viele das so sehen und täglich in den Kampf ziehen.
In diesem Kampf werden Sie lediglich ausbluten, gewinnen können Sie ihn nicht. Ich erlebe fast täglich die Ausgebrannten, Herz- und Kreislaufgeschädigten, die Magenkranken oder Depressiven so genannten Erfolgreichen. Sie haben alles für ihren vermeintlichen Erfolg gegeben - sogar sich selbst. Welchen Sinn macht das?
Das Erlösen oder Ernten, das ich meine, geschieht durch die richtige Ursachensetzung auf der geistigen Ebene - der elegantere Weg, ein gesetztes Ziel zu erreichen.
Dies ist der Weg zu leben, statt gelebt zu werden - der Weg zu leben, statt zu funktionieren.
Auch wenn Sie so etwas in Ihrem Fall nicht für durchführbar halten, auch wenn Sie glauben, dass die Lebensumstände, die Branche, der Markt usw., in denen Sie stecken, Ihnen gar keine andere Wahl lassen, als zu kämpfen - Sie irren. Sie sind blind.
Ich habe schon mit sehr vielen Menschen gearbeitet, die eine Änderung ihrer Lebensumstände und ihres Engagements zunächst für unmöglich hielten und dann erstaunt waren, wie einfach es doch letztlich ging.
Das einzige Problem dabei ist, dass „Sie" mit der
Änderung anfangen müssen, vor allem, dass Sie „jetzt"
damit anfangen müssen. Sie müssen nicht erst noch ...
Sie müssen die Änderung allerdings selbst für möglich halten - und an dieser Stelle fängt das Unmögliche meist an. Solange Sie etwas für unmöglich halten, ändert sich nichts. Dies gilt gleichermaßen, ob Sie aus engen Verhältnissen ausbrechen wollen, oder ob Sie sich zu weit aus dem Fenster gelehnt haben und sich nun zurücknehmen möchten.
Wer eine Änderung nicht für möglich hält, sieht natürlich alle Rechtfertigungen für sein Verharren in der schlechten Situation. Natürlich weiß jeder, warum er im Moment nichts ändern kann, warum er da jetzt nicht rauskommt usw.
Wenn dann diese Argumente irgendwann einmal nicht mehr aufrechtzuhalten sind, erklärt er kurzerhand, dass er ja nur noch für eine begrenzte Zeit darin steckt und dass sich ja dann ohnehin alles ändern wird. Spätestens mit 40 ... 50 ... 60 ... usw.
Ich habe leider noch bei keinem Menschen erlebt, dass dies dann auch tatsächlich so eingetroffen wäre, es sei denn, äußere Umstände zwangen ihn dazu. Meist waren es Krankheiten, die die überfällige Kehrtwendung dann erzwangen.
Was ich Ihnen mit diesem Buch nahe bringen möchte, ist ein Weg, der Sie ein in jeder Hinsicht erfolgreiches Leben führen lässt. Der Sie in innerer Ruhe und Gelassenheit über den Dingen stehen und zum Zuschauer der eigenen Komödie werden lässt.
Aber vestehen Sie dies bitte nicht falsch. Dies ist kein Buch zum Aussteigen. Ganz im Gegenteil.
Dies ist ein Buch zum Einstieg in die Fülle der Schöpfung. Dies ist ein Buch zum Einstieg in das Spiel des Lebens, das Sie täglich erfolgreich und mit Freude spielen lässt, statt zu kämpfen.
Wie weit Sie in die Fülle der Schöpfung einsteigen wollen, entscheiden Sie letztlich selbst.
. Im ersten Teil des Buches biete ich Ihnen ein Handwerkszeug an, das Sie in jedem Fall nutzen sollten. Gleichgültig, wo Sie heute stehen und gleichgültig, wo Sie morgen zu stehen wünschen. Nur wenn Sie diesen ersten Teil nutzen, wenn Sie wirklich damit arbeiten, wird sich in Ihrem Leben etwas ganz Entscheidendes verändern. Was Sie allerdings verändern wollen, entscheiden Sie ganz alleine. Ich unterbreite Ihnen lediglich Vorschläge und zeichne die zur Umsetzung notwendigen Wege auf.
Wenn Sie auch den zweiten Teil des Buches beherzigen, wenn Sie mit dem Müll aufräumen, der sich auch bei Ihnen mit der Zeit angesammelt hat, gewinnen Sie noch ein weiteres Stück Freiheit und Lebensfreude dazu.
Aber dieser Teil ist nicht einfach. Es gilt, mit lieb gewonnenen Gewohnheiten und Ansichten aufzuräumen
- und da steht Ihnen Ihr Ego und auch Ihr Umfeld nicht gerade wohlwollend gegenüber. Verhaltensänderungen sind notwendig. Sie werden dadurch einiges verlieren, aber Wertvolleres hinzugewinnen. Wenn Sie auch den dritten Teil des Buches in Ihr Leben integrieren, begeben Sie sich endgültig auf den Weg zur Meisterschaft des Lebens. Dazu brauchen Sie dann etwas mehr Zeit. Dies ist nicht in wenigen Monaten oder auch Jahren zu erreichen.
Es ist ein Prozess, der innere Weisheit, Ruhe und Gelassenheit wachsen lässt. Denn wer einen weiten Weg vor sich hat, der rennt nicht.
Wenn Sie das Buch nur lesen und dann weglegen, ändert sich allerdings rein gar nichts.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls den Erfolg, den Sie sich wünschen.
Aschau i. Ch., im August 2002
TEIL I
DIE SELBSTANALYSE
Nur was ich durchschaue, kann ich auch ändern. Aufdeckung und Abbau unserer Erfolgsbremsen Die Fülle der Schöpfung als erreichbare Zielsetzung
Vergessen Sie zunächst einmal ...
... alles, was Sie über die Erfolgsrezepte anderer Menschen gehört oder gelesen haben. Sollten Sie solchen Rezepten folgen wollen, sollten Sie Ihr eigenes Verhalten danach ausrichten wollen, begeben Sie sich auf sehr brüchiges Eis. Dieses Eis ist schon deshalb brüchig, weil die als Anleitung angebotenen Erfolgsrezepte anderer zwangsläufig immer nur Rezepte von gestern oder vorgestern sein können.
Auch wenn die Lebensgeschichten und die Denk- und Verhaltensweisen zumindest in ihrem beruflichen Leben erfolgreicher Menschen immer wieder als Vorbild herausgestellt werden:
Nicht eines dieser Rezepte, nicht eine dieser Arbeitsweisen lässt sich kopieren. Nicht eine einzige Situation lässt sich wiederholen.
Ja nicht einmal für die Zitierten selbst wäre die eigene Geschichte in gleicher Form wiederholbar. Dies kann ich sehr leicht an mir selbst feststellen. Nicht einer meiner Erfolge könnte heute in der gleichen Weise noch einmal zustande kommen.
Was gestern richtig war, was gestern bei diesem oder jenem so wunderbar funktioniert hat, kann heute das genaue Gegenteil bewirken. Die Schöpfung ist in dauernder Bewegung. Nichts bleibt auch nur eine Sekunde so, wie es ist. Nicht einmal wir selbst.
Während Sie z.B. diesen Absatz lesen, sind einige Zellen Ihres Körpers abgestorben und neue Zellen haben sich gebildet - ein immerwährender Prozess, solange wir leben. Man weiß, dass unser Körper auf diese Weise alle sieben Jahre komplett erneuert wird. Nicht eine einzige der heute vorhandenen Zellen wird auch in sieben Jahren noch vorhanden sein. Nicht einen einzigen Gedanken, den wir heute denken, werden wir auch in sieben Jahren noch völlig unverändert denken. Wir haben uns verändert, die Welt hat sich verändert, unsere Mitmenschen haben sich verändert, ja selbst unser intimster Partner, unsere Kinder usw. haben sich verändert.
Wenn nun eine Strategie, wenn Denk- und Verhaltensmuster, die vor einiger Zeit zum Erfolg geführt haben, auch heute wieder zum Erfolg führen sollen, würde dies voraussetzen, dass die damalige Gesamtkonstellation aller Umstände auch heute wieder die gleiche sein müsste. Und dies ist absolut unmöglich.
Noch einmal: Nichts bleibt auch nur eine Sekunde so, wie es ist! Nicht einmal wir selbst!
Wenn aber etwas, das wir beherrschen und letztlich für uns nutzen und einsetzen wollen, in dauernder Bewegung - und damit ja zwangsläufig auch in dauernder Veränderung - ist, bekommen wir nur dann eine reelle Chance zur Einflussnahme, wenn wir diese Bewegung mitmachen.
Wenn wir auf dem Stand von gestern stehen bleiben, wenn wir das Rezept von gestern anwenden wollen, bewegt „es" sich an uns vorbei.
Flexibilität und Elastizität sind bei den sich immer schneller wandelnden Gegebenheiten von entscheidender Bedeutung.
Mit dem Nacheifern eines Vorbilds haben wir jedoch eine klare Vorstellung davon im Kopf, auf welchem Weg etwas zu funktionieren hat. Damit laufen wir Gefahr, für alle Varianten eines möglichen anderen und vielleicht sogar richtigeren Verhaltens unerreichbar zu werden. Neue Wege und Lösungen bleiben unerkannt. Wir sind blind. Wir haben ja unsere klare Vorstellung im Kopf, wie etwas zu sein hat.
Die so enorm wichtige Chance des Augenblicks, die darin besteht, im richtigen Moment das Richtige zu tun, auch wenn es nicht mit unserem Vorbild übereinstimmen sollte, könnten wir durch eine solch starre Fixierung verpassen.
Durch das Nacheifern eines Vorbilds blockieren wir das
wichtigste Kapital, über das wir verfügen:
unsere Individualität - unsere eigene unverkennbare
Duftmarke.
Wir laufen Gefahr, uns durch Kopieren eines fremden Erfolgsrezepts ein Verhalten aufzuerlegen, das unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur möglicherweise nicht nur völlig entgegensteht, sondern auch unsere eigenen Stärken ausbremst.
Folglich werden wir unserem Vorbild niemals gerecht werden können, und weil wir ihm niemals gerecht werden können, sind wir dann allzu schnell bereit, daraus den trügerischen Beweis unserer eigenen Unzulänglichkeit zu ziehen, unseres eigenen Versagens oder unserer eigenen Minderbegabung. Eine völlig überflüssige Quadratur des Nonsens.
Glauben Sie mir aufgrund meiner langen Erfahrung und meines täglichen Umgangs mit Menschen aus allen Positionen und Konstellationen:
Die Selbstanalyse
Es gibt nur einen Weg zum Erfolg Ihres Lebens: Ihren eigenen Weg.
Ich weiß, dass das, was ich hier sage, in krassem Widerspruch zu vielen anderen Büchern steht, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema Erfolg beschäftigen. Vor allem amerikanische Autoren haben es nahezu zur Meisterschaft gebracht, unter Aufzählung hunderter Namen aufzuzeigen, wie andere es gemacht haben, und leiten dann aus diesen Geschichten ihre Empfehlungen für das zukünftige eigene Verhalten ab. Für mich ist das absoluter Nonsens.
Das Gestrige kann niemals eine Empfehlung für das
Heutige sein - oder die Welt würde still stehen.
Zudem hege ich tiefstes Misstrauen gegen solche Erfolgsstorys, die nur selten mit der exakten Wahrheit übereinstimmen. Das wirkliche Geschehen wird im Nachhinein nur allzu gerne glorifiziert. Schwierigkeiten haben im Rückblick keine Bedeutung mehr. „Er oder sie hatten ihr Ziel immer klar vor Augen, haben niemals gezweifelt, hatten niemals etwas so Banales wie Angst." Was für Übermenschen! Ich glaube so etwas nicht.
Jeder Mensch neigt dazu, die Vergangenheit positiver zu sehen, als sie in Wirklichkeit war. Das ist ein durchaus sinnvoller Schutzmechanismus unseres Unterbewusstseins. Würden wir alle negativen Erfahrungen, alle Blessuren, Irritationen, Selbstzweifel und Misserfolge immer weiter vor uns hertragen, würden sie sich sehr schnell zu einer Last entwickeln, die uns bei jedem Schritt lähmt. Was in Wahrheit purer Zufall, glückliche Umstände oder die Hilfe von Freunden war, wird bei dieser Nachbetrachtung allzu schnell zum unternehmerischen Weitblick, zu einer unbeirrbar durchgesetzten Strategie usw. usw.
Es gibt keine Patentrezepte.
Nach den Millionenauflagen so genannter Erfolgsbücher müsste es z.B. ein Heer von Menschen geben, die sich keine Sorgen mehr machen und nur noch leben. Es scheint mein ganz persönliches Pech zu sein, dass mir trotz der vielen Menschen, die ich beruflich und privat kennen lerne, davon noch niemand begegnet ist. (Dies ist zugegebenermaßen ein etwas schiefes Bild, denn die, die sich tatsächlich keine Sorgen mehr machen und nur noch leben, kommen natürlich nicht zu mir.)
Was heißt es z.B., wenn gesagt wird, dass ein Erfolgreicher (was auch immer wir zunächst als Erfolg bewerten) immer fest an die Erreichung seines Ziel geglaubt und nie gezweifelt hat? Haben wir dann mit dem Faktor „fester Glaube" ein eindeutiges Erfolgsrezept entdeckt? Ich sage nein.
Was heißt es, wenn wir feststellen, dass ein Erfolgreicher von der Erreichung seines Zieles nahezu besessen war? Haben wir dann mit dem Faktor „Besessenheit" ein Erfolgsrezept entdeckt? Ich sage wiederum nein.
Die Fragwürdigkeit solcher Beispiele ist schon allein daran zu erkennen, dass wir Tausende andere, die genauso fest geglaubt, nie gezweifelt haben, die von ihrer Idee besessen waren und trotzdem gescheitert sind, weder befragen noch analysieren können. Wir wissen nicht einmal von ihnen. Sie fallen einfach unter den Tisch, bleiben namenlos, obwohl sie mit Sicherheit die überwiegende Mehrheit darstellen würden.
Wie viele Menschen haben schon in Besessenheit und unerschütterlichem Glauben an ihre Idee alles gesetzt und alles verloren? Wer zählt diese namenlos Gebliebenen? Vielleicht kann man sie indirekt aus dem Konkursregister, dem öffentlichen Schuldnerverzeichnis, der Statistik über Ehescheidungen und Suizide ablesen?
Natürlich kann und will ich nicht bestreiten, dass der feste Glaube an die Erreichbarkeit eines Ziels eine nicht zu unterschätzende Kraft entwickelt. Wenn ich von vornherein nicht an die Erreichbarkeit eines Ziels glaube, sollte ich mich erst gar nicht auf den Weg machen.
Aber wie oft standen wir schon staunend da und mussten feststellen, dass wir an das, was sich da im Augenblick zu unseren Gunsten entwickelte, schon längst nicht mehr geglaubt hatten? Ja, dass es sich erstaunlicherweise erst ab dem Zeitpunkt positiv entwickelte, als wir es quasi aufgeben hatten. Mir selbst ist es des Öfteren so ergangen.
Wäre aber der feste Glaube eine unverrückbare Voraussetzung zum Erfolg, dürfte so etwas nicht vorkommen. Aber es kommt vor und darin ist sogar so etwas wie Gesetzmäßigkeit zu erkennen, auf die ich später noch genauer eingehen werde. Sie hat etwas mit Loslassen, mit Raum lassen zu tun.
Wenden wir uns also dem alles entscheidenden Faktor eines wirklich erfolgreichen Lebens zu. Dieser Faktor liegt in Ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur, ist Ihre eigene unverkennbare Duftmarke, wie ich es vorhin genannt habe.
Was auch immer Ihnen jemand empfiehlt - es mag im Kern noch so richtig und vernünftig sein - es kann so lange nicht funktionieren, wie es Ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur entgegensteht.
Dabei kann Ihr Verstand durchaus Zustimmung zu einer solchen Empfehlung signalisieren, mag Ihnen der empfohlene Weg durchaus logisch und nachahmenswert erscheinen. Das Problem dabei ist, dass Ihre Persönlichkeitsstruktur nicht auf der Verstandesebene, sondern auf der unbewussten Ebene verankert ist. Diese beiden Ebenen können sich total entgegenstehen.
Nehmen wir als Beispiel einmal die durchaus vernünftige Aufforderung, positiv zu denken. Niemand kann und will ernsthaft den Wert positiver Gedanken bestreiten. Aber wie kann ich positiv denken, wenn ich z.B. durch Erziehung oder eigene Erfahrungen genau gegenteilig geprägt wurde?
Vielleicht lebe und erlebe ich täglich eine Wahrheit, die für mein Empfinden alles andere als positiv ist und damit positive Gedanken auch gar nicht erst aufkommen lässt.
Wenn ich mich nun trotz dieser negativen Konditionierung (unbewusste Ebene) willentlich darum bemühe (Verstandesebene), die Dinge positiv zu sehen, wiehert mein Unterbewusstsein vor Vergnügen. Es kann und wird die Verrenkungen der Verstandesebene nicht akzeptieren. Es hat eine ganz andere Wahrheit erfahren und es wird diese Wahrheit durchsetzen.
Für mein Unterbewusstsein wirken solche Verstandesanstrengungen wie ein billiger Witz: im Moment ganz lustig, aber ernsthafte Folgen haben derartige Übungen nicht. Warum ist das so?
Unser Wille liegt auf der bewussten, unsere Konditionierungen aber auf der unbewussten Ebene. Wenn Bewusstsein und Unterbewusstsein gegeneinanderstehen, wenn die vermeintlichen Wahrheiten unvereinbar sind, siegt immer und ausnahmslos das Unterbewusstsein.
Die Empfehlung, positiv zu denken, war durchaus richtig, nur die Durchführung war leider nicht möglich. Wenn Napoleon Hill z.B. sagt, dass das Unterbewusstsein ein williger Diener ist, der unterschiedslos jeden positiven wie negativen Impuls aufnimmt, dann ist dies in meinen Augen einer seiner großen Irrtümer.
Das Unterbewusstsein nimmt nur das bereitwillig auf, was zu seiner Programmierung passt, und boykottiert konsequent alles, was dieser Programmierung entgegensteht.
Aber es gibt eine wunderbare Chance: Die unbewusste Ebene und auch unsere Persönlichkeitsstruktur ist umprogrammierbar. Eine solch mögliche Umprogrammierug, mit der wir uns in diesem Buch ausgiebig befassen werden, ist allerdings ein Weg mühevoller Kleinarbeit. Mit einem „willigen Diener" haben wir es dabei leider keineswegs zu tun.
Dale Carnegie führt aus, dass wir uns nur das geistige Rüstzeug schaffen müssen, um mit den verschiedensten Arten von Ängsten fertig zu werden: 1. Tatsachen sammeln, 2. Tatsachen analysieren, 3. Entscheidung treffen und danach handeln. Ich bin da allerdings ganz anderer Auffassung.
Auch die Angst ist auf der unbewussten Ebene verankert. Angst ist etwas völlig Unlogisches, dem mit Mitteln der Logik, die hier vorgeschlagen werden, nicht beizukommen ist. Die Ebenen stimmen nicht überein.
Nehmen wir auch dazu ein recht einfaches Beispiel: Wenn Sie die völlig banale Angst haben, mit einer Rolltreppe zu fahren, können Sie zunächst die objektive Tatsache sammeln, dass Tausende Menschen mit genau der Rolltreppe fahren, vor der Sie Angst haben (Schritt 1 nach Carnegie). Sie können ebenso leicht die Tatsache analysieren, dass keinem dieser Menschen auch nur das geringste Unheil passiert (Schritt 2 nach Carnegie). Sie können nun die Entscheidung treffen, dass deshalb auch Sie mit dieser Rolltreppe fahren können und danach handeln (Schritt 3 nach Carnegie).
Wahrscheinlich werden Sie sich nun mutig in Richtung Rolltreppe in Bewegung setzen. Das einzige kleine Problem könnte dabei sein, dass Sie wie angewurzelt vor den unentwegt aus der Tiefe hervorkommenden Stufen stehen, und den entscheidenden Schritt nicht machen können.
Eine Sperre auf der unbewussten Ebene ist stärker und
mächtiger als jede unserer „vernünftigen" Erkenntnisse.
Ein untauglicher Versuch, wie das Beispiel der Rolltreppe, produziert eine Negativerfahrung, die dann die Angst noch stärker zementiert.
Statt Ihr Problem zu lösen, sind Sie noch tiefer hineingeraten: Sie haben es wieder einmal nicht geschafft, und diese Erkenntnis ergänzt die negativen Erfahrungen um eine weitere.
Vielleicht kommen solch fragwürdige Empfehlungen dadurch zustande, dass diese seit langem verblichenen Autoren das Wissen von gestern repräsentieren und keine Fachleute auf dem Gebiet der Psychotherapie waren. Wir sind in unseren Kenntnissen heute ein ganzes Stück weiter.
Ich habe dieses Kapitel mit der Zeile: „Vergessen Sie zunächst einmal" begonnen. Vergessen Sie bitte auch die vielen Definitionen darüber, was ein Erfolg, was ein erfolgreiches Leben ist und was nicht.
Niemand kann Ihnen darauf eine verbindliche Antwort geben. Die Antwort liegt allein in Ihnen. Sie allein bestimmen, was der „Erfolg Ihres Lebens" ist. Nicht alles, was auf den ersten Blick nach Erfolg aussieht, ist auch in Wahrheit ein Erfolg.
Wenn Sie z.B. die erste Million auf Ihrem Konto oder diese oder jene angestrebte Position endlich erreicht haben, daran aber leider Ihre Ehe zerbrochen ist, Sie von Herzrhythmusstörungen geplagt sind, Ihr Magen nur noch zarte Süpplein verträgt, Ihnen die Arbeit über dem Kopf zusammenbricht und Ihre Kinder inzwischen Sie zu Ihnen sagen, dann waren Sie in meinen Augen keinesfalls erfolgreich. Sie waren ein Narr. Mit Lebenserfolg hat das nichts zu tun.
Was Sie zunächst zu Ihrer eigenen Standortbestimmung und Zielsetzung brauchen, ist eine gesunde Portion innerer Freiheit und Unabhängigkeit von der Meinung anderer. Genau an diesem Punkt beginnt Ihr Weg.
Solange Sie den Erwartungen und dem Maßstab anderer gerecht werden wollen, gehören Sie automatisch zu den nie Angekommenen, gehören Sie zu den ewigen Verlierern und Mitläufern.
Schön wäre es, wenn ich Ihnen wie einem Neugeborenen begegnen könnte, so völlig unprogrammiert und offen. Aber unsere Hirne sind voll von „geht nicht, kann nicht, weiß man ja, konnte ich noch nie, tut man nicht, wie sieht das denn aus, usw.".
So bleibt uns nichts anderes übrig, als miteinander zu versuchen, diesen Müllhaufen, diesen Berg von Begrenzungen und Einschränkungen zunächst ein wenig abzutragen.
Packen wir's an.
Ich möchte Ihnen dabei eine kleine Hilfe geben, indem ich die wichtigsten Punkte eines Kapitels jeweils am Schluss noch einmal zusammenfasse. Ich habe diese Punkte als PIP's bezeichnet. Dies sind Ihre „Personal Important Points".
Weitaus wichtiger für Sie, als alle Very Important Persons dieser Welt zusammen. Diesen PIP's können Sie noch weitere, Ihnen wichtig erscheinende PIP's hinzufügen, denn für Sie persönlich kann etwas von großer Wichtigkeit sein, was für einen anderen Leser weniger Bedeutung hat. Dazu sind die Leerzeilen am Ende der PIP's gedacht.
PIP Your Personal Important Points
Die Erfolgsgeschichten anderer sind die Wahrheiten von gestern. * Jede Nachahmung blockiert mein eigenes Potenzial. * Was meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur widerspricht, kann ich nicht mit Erfolg durchführen. * Ich kann meine eigene Persönlichkeitsstruktur selbst erkennen und ändern. * Solange ich die Bewegung der Schöpfung nicht mitmache, werde ich bewegt. * Den Vorstellungen anderer zu folgen bedeutet, nie anzukommen. *
*
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
Dies ist ein etwas trockener Stoff, den ich Ihnen aber trotzdem nicht ersparen kann. Es ist wichtig, dass Sie eine Vorstellung davon haben, wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist. Warum wir so sind, wie wir nun einmal sind.
Sie werden erkennen, dass unser Verhalten, dass das Bild, das wir von uns selbst und der Welt haben, erlernt ist. Erschrecken Sie nicht, denn dies ist eine absolut positive Nachricht.
Alles, was wir erlernt haben, können wir auch wieder
verlernen und durch neu Erlerntes ersetzen.
Also fangen wir an. Unsere Prägungen - wir können sie auch als Konditionierungen bezeichnen - beginnen bereits im Mutterleib. Schon an diesem ersten Wohnsitz bekommen wir so ziemlich alles mit, was um uns herum geschieht, und natürlich besonders das, was unsere Mutter, unseren kurzzeitigen Gastgeber, betrifft.
Am Gefühlsleben unserer Mutter, an ihren Sorgen und Ängsten, an ihrer Freude und an ihrem Leid nehmen wir während unseres Heranwachsens im Mutterleib ohne jede Einschränkung teil.
Die Selbstanalyse
Zwar verstehen wir noch keine Sprache, die lernen wir erst sehr viel später. Unsere Teilnahme am Geschehen geschieht auf dem Weg der Übertragung energetischer Schwingungen.
Wir wissen heute, dass jeder Gedanke, jedes Gefühl eine bestimmte energetische Schwingung erzeugt, die sich
- wie die Wellen eines Radiosenders - ausbreitet. Auf dieser Schwingungsebene sind wir mit unserer Mutter verbunden, in ihrem Bauch empfangen wir ihr Sendeprogramm aus erster Hand. Haben wir z.B. eine Mutter, die das ganze Leben als eine ungeheure Last und die heutige Zeit als nahezu entsetzlich betrachtet, dann nehmen wir uneingeschränkt an dieser lebensverneinenden Grundschwingung teil. Wir können nicht ausweichen. Wir wachsen darin auf, es ist die Schwingung unseres ersten Zuhauses. Es ist die Wahrheit, in die wir hineinwachsen. Wir haben keine Alternative.
Vielleicht haben wir deshalb keine große Lust, diese vermeintlich schreckliche Welt zu betreten, legen uns schon bei unserer Geburt quer oder wickeln uns die Nabelschnur um den Hals. Schwierige Geburten sind nur selten zufällig schwierige Geburten. Versuchen Sie doch einmal herauszufinden, wie Ihre Geburt verlaufen ist. Vielleicht ergibt sich daraus ein erster interessanter Hinweis.
Noch intensiver als die Grundschwingung unserer Mutter nehmen wir natürlich das auf, was unsere eigene Existenz betrifft. Werden wir z.B. mit Freuden erwartet oder werden wir mehr als lästiger Störfaktor angesehen, durch den große Probleme entstehen und der deshalb besser nicht vorhanden wäre? Überlegt man, uns abzutreiben, oder versucht man es sogar?
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
All dies sind prägende Eindrücke, die auf unserer unbewussten Ebene, die auch dann schon voll funktionsfähig ist, wenn sich unser Körper noch in der Entwicklung befindet, tiefe Spuren hinterlassen. Eine Art Startkapital, mit dem wir geboren werden und das so schnell nicht aufgezehrt werden kann.
Es ist sicher nicht schwierig, sich vorzustellen, dass es ein gewaltiger Unterschied ist, in Liebe und Freude erwartet zu werden oder als lästiges Übel unseren Weg antreten zu müssen, wenn wir einmal bei diesem krassen Beispiel bleiben wollen.
Nehmen wir einmal die so wichtigen Punkte des Selbstvertrauens und der Selbstsicherheit, die für unser späteres Leben von tragender Bedeutung sind. Wie kann ich mir selbst vertrauen, wie kann ich mir meiner selbst sicher sein, wenn ich schon im Mutterleib spüren musste, dass ich ein lästiges Übel bin, das es besser nicht gäbe?
Da wohl kaum anzunehmen ist, dass sich die Grundschwingung der Mutter nach unserer Geburt spontan ändert, sind wir diesem Energiefeld noch eine ganze Weile ausgesetzt, was nicht ohne Folgen für unsere eigene Persönlichkeitsstruktur bleiben kann.
Selbst wenn sich die Einstellung unserer Eltern - oder unserer vielleicht allein erziehenden Mutter - doch allmählich ändert und uns sogar so etwas wie Liebe entgegengebracht wird - was sehr häufig zu beobachten ist: Der so elementare Punkt des Urvertrauens hat in unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur einen gewaltigen Knacks bekommen.
Die Selbstanalyse
Urvertrauen bedeutet die vollkommene Sicherheit, dass alles mit uns in Ordnung ist, dass wir zu Recht da sind, dass wir unseren Platz in dieser Schöpfung haben, dass für uns gesorgt ist und letztlich nichts gegen uns geschieht.
Dies ist eine Lebensbasis von elementarster Bedeutung. Ein Mensch, der hier mit einem Defizit startet, wird voraussichtlich ein Leben lang unbewusst versuchen, täglich den Beweis zur Berechtigung seiner Existenz zu erbringen.
Unbewusst versucht er immer etwas mehr zu tun als andere. Mehr zu leisten, bessere Noten zu haben, freundlicher und oft auch angepasster zu sein, um auf diesem Weg Annahme, Liebe und Zuneigung sicherzustellen und sein unbewusst empfundenes Defizit auszugleichen. Wie gesagt - dies alles geschieht unbewusst.
Nun ist nicht jeder, der mehr leistet, bessere Noten hat oder freundlicher als andere scheint, ein Mensch mit einem gestörten Urvertrauen. So einfach können wir uns die Sache nicht machen. Dazu ist die Zahl möglicher anderer Ursachenverkettungen zu groß. Ich wollte damit lediglich ein typisches Beispiel von Grundprägung und möglichen späteren Auswirkungen aufzeigen. Diese Auswirkungen können sehr unterschiedlich sein. Sie können sich z.B. auch in Krankheiten manifestieren - diese Erkenntnis wird ja schon lange auch von der Schulmedizin anerkannt.
Gehen wir weiter. Schauen wir uns einmal die ersten sechs bis acht Wochen nach unserer Geburt an. Siegmund Freud, zu dessen Anhängern ich mich nicht unbedingt in allen Dingen zähle, bezeichnet diese Phase in seiner Neurosenlehre als die Intentionalphase.
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
Haben wir eine Mutter, die emotional offen ist, die uns Gefühle von Liebe und Zärtlichkeit hautnah erleben lässt, die unseren Körper liebevoll streichelt und deren Körper wir umgekehrt fühlen dürfen, so werden wir später kaum Schwierigkeiten mit emotionalem Austausch haben.
Ist es eher umgekehrt, haben wir eine emotional arme oder blockierte Mutter, die womöglich nur wenig Zeit für uns hat, die uns zwar korrekt füttert, sauber macht, badet und eincremt, aber trotz aller Bemühungen emotional als Hauptbeziehungsperson nicht zur Verfügung steht, werden in unserem späteren Leben gewisse NäheDistanz- Konflikte nicht ausbleiben.
Wir sind für den emotionalen Austausch, für das Zeigen-, Zulassen- und Fließenlassen von Gefühlen und Zärtlichkeiten nicht trainiert. Wir können uns nicht bedingungslos öffnen und fallen lassen. Aus einem unbewussten Schutzbedürfnis heraus werden wir in Gefühls- dingen eher zumachen, abblocken und uns auf die verstandesmäßig kontrollierbare Ebene zurückziehen.
Viele der so genannten harten Männer sind nichts anderes als die Auswirkungen solcher Urschäden. Ich gehörte lange Zeit selbst dazu. Meine Mutter war eine sehr kalte und ich muss leider sagen auch sehr böse Frau. Sie sagte mir wörtlich: „Liebe gibt es nicht, das ist Quatsch." Ein harter Brocken, an dem ich lange zu kauen hatte.
Mit unseren Urinstinkten sehnen wir uns nach Liebe und Zärtlichkeit, nach Streicheln und Gestreicheltwerden. Aber wenn wir dann in der ersehnten Situation sind, können wir durch unsere fehlenden Früherfahrungen damit nicht umgehen. Wir verschließen uns. Die unbewusste Ebene bestimmt unser Verhalten.
Die Selbstanalyse
Später ärgern wir uns dann über unser eigenes Verhalten und sehnen uns der nächsten Gelegenheit entgegen, bei der wir uns dann - trotz aller guten Vorsätze - wieder genauso verschließen.
Der Mensch verhält sich nicht so, wie er sich verhalten sollte oder es sogar vernünftig wäre, er verhält sich so, wie er sich aufgrund seiner Konditionierungen nur verhalten kann.
Es gibt aber durchaus gangbare Wege, einen derartigen Kreisverkehr aufzulösen, und ich werde diese Wege später aufzeigen.
Gehen wir aber zunächst noch ein Stück weiter durch unsere prägenden Entwicklungsphasen, wobei ich mich auf das Grundsätzliche beschränken will. Denn es ist wichtig, dass Sie zumindest eine Vorstellung von solchen Zusammenhängen haben, die ganz wesentliche Grundlagen von Glück oder Unglück, Erfolg oder Misserfolg, Freude oder Leid, Gesundheit oder auch Krankheit sein können.
Wenn wir der Einfachheit halber weiter der Freud' schen Einteilung folgen, durchleben wir bis etwa zum vierten Lebensjahr zunächst eine orale und danach die so genannte anale Phase.
Die orale Phase ist der Entwicklungsabschnitt, wo sich unser Erleben und Entdecken ausschließlich auf unseren Mund konzentriert. Alles, was wir greifen können, stecken wir in den Mund und natürlich spielt auch die Nahrungsaufnahme dabei eine wesentliche Rolle.
Werden wir später zum übergewichtigen Vielfraß oder plagen uns mit Magen-Darm-Problemen, kann dies seine tiefere Ursache in Störungen innerhalb dieser Phase
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
haben: ungeduldiges Füttern, übermäßiges Hineinstopfen usw. Es sind nicht immer die Gene oder die Drüsen, die so gerne verantwortlich gemacht werden.
In der darauf folgenden analen Phase konzentriert sich unser Erleben und Entdecken auf den analen Bereich. Vielleicht konnten Sie schon einmal beobachten, wie ein
- meist gerade frisch gewickeltes - Baby mit größter Wonne seinen Stuhlgang in die Windel presst. Es strahlt über das ganze Gesicht und erlebt dabei größte Glücksgefühle, die dem Reinlichkeitsempfinden seiner Mutter oft völlig entgegenstehen. In dieser Phase entdecken wir zum ersten Mal, dass wir selbst etwas produzieren und damit auch ein Gefühl herbeiführen können.
Haben wir nun eine Mutter, die ihren Ehrgeiz dareinsetzt, uns so schnell wie möglich sauber zu haben, und uns zur Hergabe unseres Stuhls auf einem Töpfchen abrichtet
- „mein Kind war schon mit eineinhalb Jahren sauber" -, dann können daraus zwanghafte Persönlichkeitsmerkmale entstehen, die man mit überpenibel sauber, Reinlichkeitsfanatiker, Ordnungsfanatiker usw. umschreiben würde. Wie gesagt, es kann, aber es muss sich nicht immer so auswirken. Bis zum sechsten Lebensjahr etwa folgt dann die so genannte ödipale Phase, in der wir unser eigenes Geschlecht entdecken. Wir fühlen uns vom gegengeschlechtlichen Elternteil angezogen, versprechen als kleiner Junge der Mami, dass wir sie heiraten, wenn wir groß sind, oder machen als Mädchen dem Papi einen Heiratsantrag.
Wir lieben es auch, in das Bett der Eltern zu kriechen und mit der Mami oder dem Papi zu kuscheln, und wenn unsere Eltern normal und souverän damit umgehen, bedeutet dies für uns eine elementar wichtige Erfahrung.
Die Selbstanalyse
Die Selbstanalyse teil, sind wir auch hier um eine wichtige Erfahrung ärmer, und spätere Probleme im Umgang mit dem anderen Geschlecht erhalten damit eine gewisse Wahrscheinlichkeit.
Bis zum sechsten Lebensjahr etwa sind die grundsätz
lichen Weichenstellungen zu unserer Persönlichkeits
entwicklung abgeschlossen.
Danach erfolgt im Wesentlichen nur noch der weitere Ausbau der vorhandenen Basis. Die Sortiermaschine unseres Unterbewusstseins, wie ich es nenne, beginnt zu arbeiten. Sie addiert fleißig hinzu, was zu unserem einmal gefundenen Fundament passt, und blockiert konsequent alles, was diesen einmal gefundenen Wahrheiten widerspricht.
Die gezeigten Zusammenhänge sind sicher für jeden Leser verständlich, aber es gibt dabei ein Problem: Nur ganz selten tut uns das Leben den Gefallen, sich ausschließlich nach solch wissenschaftlich anerkannten Abläufen zu richten. Es gibt in unserer Entwicklung absolut prägende Grunderfahrungen, die in solche Schemata nicht einzuordnen sind. Auch dazu ein Beispiel:
Eine Klientin von mir, die auf einem Bergbauernhof in Sachrang nahe der Tiroler Grenze aufgewachsen war, berichtete mir von ihrer streng katholischen Erziehung. Ihr Vater muss in dieser Beziehung wirklich extrem gewesen sein. Er drohte den Kindern bei jeder Gelegenheit mit dem strafenden und rächenden Gott, der alles sieht, aufzeichnet, belohnt oder bestraft. Büßen, beten und Gott wohlgefällig sein schien der alleinige Lebensinhalt des Vaters, den er auch auf seine Kinder zu übertra
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
gen versuchte. Elementarste Lebensimpulse wurden dabei unterdrückt, Freude und Lachen schienen gar etwas Ungehöriges.
Am Sonntag mussten die Kinder gleich zweimal - am Vormittag und am Nachmittag - von ihrem Berghof in die Dorfkirche hinunter, was für sie jedes Mal eine einstündige Fußwanderung bedeutete. An einem Sonntag waren sie also alleine vier Stunden zur Ehre Gottes unterwegs, sodass der Sonntag mehr Qual als Freude bedeutete.
Wirkliche Freude und überschäumende kindliche Lebensäußerungen, die in der Entwicklung eines Kindes so wichtig sind, waren nach Ansicht des Vaters etwas, was Gott bestrafen würde. Man hatte ruhig, demütig und bescheiden zu sein, alles für die anderen zu geben und nichts für sich selbst zu beanspruchen.
Entsprechend diesen frühkindlichen Konditionierungen verlief dann das Leben dieser zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens etwa 55-jährigen Frau. Ihre Erscheinung war klein, gebeugt, grau. Sie war krebskrank, depressiv und ihr Händedruck fühlte sich wie die Berührung mit einem kalten Pudding an.
Sie hatte zwar inzwischen vieles erkannt, hatte sich sogar völlig von der Kirche getrennt, aber sie hatte es nie geschafft, sich wirklich zu befreien. Die Konditionierungen, denen sie in ihrer Kindheit unterworfen gewesen war, waren stärker. Tief in ihr war die Angst vor der Strafe Gottes, die man in sie hineingepflanzt hatte und die auch heute noch jede Lebensfreude verhinderte. Dagegen kam sie trotz aller verstandesmäßigen Erkenntnisse nicht an. Die unbewusste Ebene war stärker.
Warum erzähle ich solch ein extremes Beispiel und was hat dies mit dem Thema dieses Buches zu tun? Mancher wird sagen, dass solche Extreme nur sehr selten
Die Selbstanalyse
vorkommen und dass uns das, was uns nicht umbringt, doch eher hart macht. Nun gibt es in der Tat keine Dummheit, zu der es nicht auch ein entsprechendes Sprichwort gäbe.
Was wir an diesem Extremfall erkennen können, ist etwas ganz Entscheidendes:
Frühkindliche Konditionierungen werden für uns zu fun
damentalen Wahrheiten, die wir später trotz aller Er
kenntnisse unseres Verstandes kaum noch loswerden.
Steht ein solches Programm einem bestimmten Ziel
entgegen, werden wir dieses Ziel ohne eine Änderung
des behindernden Programms nie erreichen. Die alleini
ge Erkenntnis auf der Verstandesebene reicht dazu nicht
aus.
Kein Buch der Welt mit noch so tollen Tipps und Beispielen, wie andere zu Glück, Reichtum und einem sorgenfreien Leben gekommen sind, kann uns dabei helfen. Wir müssen an unseren eigenen Wurzel ansetzen.
Was wir zunächst dazu brauchen, ist eine Technik, mit der wir unsere behindernden Pseudowahrheiten erkennen und dann in Wahrheiten, die unserer Zielsetzung förderlich sind, umwandeln können.
Auch wenn ich hier die Zusammenhänge an extremen Beispielen deutlich gemacht habe: Mir ist bisher kaum ein Mensch begegnet, der in der frühen Phase seiner Persönlichkeitsentwicklung keine Wunden abbekommen hätte, die ihn noch heute in der einen oder anderen Form behindern.
Wie unsere Persönlichkeitsstruktur entstanden ist
Nehmen wir noch ein anderes Beispiel, von dem ich selbst zwar nur gehört habe, das aber nicht weniger aussagekräftig ist: In einer Großfamilie mit sieben Kindern war es ehernes Gesetz, dass jeden Abend Punkt sieben Uhr gegessen wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Familie vollzählig und ohne jede Ausnahme am Tisch zu sitzen. Üblicherweise bereitet eine solche Regelung den jüngsten Mitgliedern der Familie die größte Schwierigkeit, da ihr Zeitgefühl noch nicht entwickelt ist. Mit Hilfe der älteren Geschwister schaffte es der jüngste Spross der Familie, ein fünfjähriges Mädchen, an diesem Abend gerade noch rechtzeitig an den Tisch zu kommen, und stolz hielt sie ihrem gestrengen Herrn Vater ein Blatt Papier hin, auf dem sie für ihn, in ihrer kindlicher Art, ein Bild gemalt hatte.
„Da Papi, das hab ich für dich gemalt!" Der Vater schaut das Bild nur flüchtig an, schiebt es zur Seite und gibt dem Kind vor der versammelten Familie mit den Worten: „Hab' ich dir nicht gesagt, du hast mit reingewaschenen Fingern am Tisch zu erscheinen, schau dir mal deine schmutzigen Hände an" eine Ohrfeige.
Wenn diese Schilderung bei Ihnen starke Gefühle weckt oder sogar ein paar Tränen hochkommen lässt, dann haben Sie mit Sicherheit einmal ähnliche Verletzungen erlitten. Was das Kind hier erfahren hat, war in der Tat eine so tiefe seelische Verletzung, dass daraus das wurde, was man in der Psychologie als ein Schlüsselerlebnis bezeichnet.
Der im Unterbewusstsein des Kindes gespeicherte Erlebnisinhalt und die damit entstandene Wahrheit war, dass das eigene Tun, das eigene Freude-bereiten-Wollen nichts zählt und das Einhalten von Vorschriften wichtiger ist.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg Copyright der Originalausgabe © 2002/2005 by mvg Verlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München www.mvg-verlag.de
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Matt Galan Abend
- 314 Seiten, Maße: 12,5 x 18,8 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828950833
- ISBN-13: 9783828950832
Kommentare zu "Leben Sie, statt zu funktionieren"
0 Gebrauchte Artikel zu „Leben Sie, statt zu funktionieren“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 8Schreiben Sie einen Kommentar zu "Leben Sie, statt zu funktionieren".
Kommentar verfassen