Leise stirbst du nie
Thriller. Deutsche Erstausgabe
'Du hast gesündigt. Dafür wirst du sterben. Ich weine nicht länger. So also werde ich sterben. Er wird den kalten Stahl benutzen. Ich schließe meine Augen und beginne zu beten...
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Produktinformationen zu „Leise stirbst du nie “
'Du hast gesündigt. Dafür wirst du sterben. Ich weine nicht länger. So also werde ich sterben. Er wird den kalten Stahl benutzen. Ich schließe meine Augen und beginne zu beten...
Klappentext zu „Leise stirbst du nie “
Du hast gesündigt. Dafür wirst du sterben.Ich weine nicht länger. So also werde ich sterben. Er wird den kalten Stahl benutzen. Ich schließe meine Augen und beginne zu beten...
Lese-Probe zu „Leise stirbst du nie “
Leise stirbst du nie von Daniel AnnechinoProlog
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Ich liege nackt auf dem provisorischen Kreuz. An der Unterseite meiner Arme, die Wirbelsäule entlang und hinten an meinen Oberschenkeln spüre ich, wie sich Splitter des rohen Holzes in meine empfindliche Haut bohren. Meine Arme und Knöchel sind mit Wäscheleinen an das Kreuz gebunden. Ich versuche, in der feuchten Luft zu atmen, doch meine Lungen sind wie zusammengepresst, als würde ein schweres Gewicht auf meiner Brust liegen. Mein Herz klopft gegen meine Rippen. Er streichelt meinen zitternden Körper. Mein Kidnapper. Ein Monster wie kein Zweites. Für einen Moment blickt er mit großen Augen auf meine Brüste. Bei dem Gedanken, dass er mich berühren könnte, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Dann betrachtet er genau mein Gesicht, als würde er darin nach etwas suchen. Ich weiß nicht, wonach. Vielleicht will er sich an meiner Angst berauschen, sie wie edlen Wein genießen. Ich versuche, mich zu überzeugen, dass dies ein Alptraum ist, dass alles, was ich über das Leben und den Tod und die Wirklichkeit weiß, bei meinem Aufwachen noch Bestand haben wird. Aber ich werde nicht aufwachen. Ich blicke in seine Augen und sehe keinen Mann, sondern meinen Henker. Ich schluchze nicht länger oder bettle um Gnade. Mein Flehen beflügelt und erregt ihn nur. Und diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben.
So werde ich also sterben.
Ich drehe meinen Kopf ein wenig und sehe meine Tochter auf dem Bett liegen. Sie schläft friedlich, weiß nicht, dass sie mich nie wiedersehen wird. Er verspricht mir, ihr nichts zu tun, wenn ich keinen Widerstand leiste. Doch sein Versprechen tröstet mich wenig. In der einen Hand hält er einen Hammer und in der anderen einen glänzenden Nagel. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Ausmaß des Schmerzes sein wird, wenn er den kalten Stahl durch meine Hand- und Fußgelenke treibt. Sollte Gott wirklich barmherzig sein, so wird Er mich in Bewusstlosigkeit Zuflucht nehmen lassen und mir die Todesqualen ersparen.
Warum zögert er? Sein Innehalten soll mich nur noch mehr peinigen. Aber ja, das gehört zu seinem Spiel.
Natürlich habe ich Angst vor dem Tod, dem Unbekannten, doch der wahre Horror geht von meinem hellwachen Geist aus. Niemand wird sich an meinen Namen erinnern. Linda Cassidy wird nicht mehr als eine Frau sein, die mit dem Auto liegenblieb und eine falsche Entscheidung traf. Mein Leben, alles, was ich erreicht und für meine Familie getan habe, wird in Vergessenheit geraten. Meine Identität wird verschwinden. Ich werde nur noch in der Unfallstatistik in der Zeitung auftauchen: als Opfer Nummer zwei.
Wie ich hier so liege und darauf warte, dass er mit seinem Ritual fortfährt, denke ich über die Vergangenheit, aber auch über die Zukunft nach, von der ich kein Teil mehr sein werde. Was wird mein Mann Jennifer erzählen, wenn sie nach ihrer Mami fragt? Stephen wird am Boden zerstört sein. Ich denke, er wird Jahre brauchen, um über den Verlust hinwegzukommen. Die Zeit wird seine Wunden vielleicht niemals heilen. Aber das Leben wird trotzdem weitergehen. Eines Tages wird eine andere Frau das Bett mit ihm teilen. Sie wird ihn in ihren Armen halten und mit ihm schlafen, genau wie wir es so oft getan haben. Und Jennifer wird sie Mami nennen.
Jetzt erkenne ich, dass mir die scheinbar unbedeutenden Dinge am meisten fehlen werden: Jennifer eine Gutenachtgeschichte vorzulesen, mich an Stephen zu kuscheln und mit ihm Popcorn zu essen, Rosen aus meinem Garten zu holen, Rotkehlchen vor meinem Schlafzimmerfenster singen zu hören, der Geschmack von frischen Erdbeeren, meine Mutter zu ihrem Lieblingsbuffet mitzunehmen. Oh, wie gern hätte ich noch eine Chance, das Leben genießen zu können.
»Bist du bereit, Sünderin?«
Seine Worte durchbrachen die Stille wie ein Sturm die Ruhe der Nacht.
Ich werde niemals bereit sein zu sterben.
Seine Augen wirken jetzt anders. In ihnen scheint ein verstecktes Lächeln zu zwinkern. Sein Gesicht strahlt vor Entschlossenheit. Einen Moment lang hoffe ich vergeblich, ein Held wie John Wayne möge die Tür aufbrechen und mich retten. Ich drehe meinen Kopf zur Tür. Hoffe. Bete. Aber dieser Held lebt nur in meiner Phantasie.
Er drückt den scharfen Nagel gegen mein Handgelenk und holt mit dem Hammer aus. »Bist du bereit, für deine Sünden zu büßen?« Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen, als freue er sich auf ein ausgezeichnetes Essen. »Erkennst du Jesus als deinen Herrn und Erlöser an?« Es ist so weit, Linda Cassidy. Der Anfang vom Ende.
Mit verschwommenem Blick sehe ich ein letztes Mal zu meiner wunderschönen Tochter. Ich fühle einen Kloß in meinem Hals wachsen und kann kaum die Tränen unterdrücken.
Auf Wiedersehen, mein süßes Kind. Ich liebe dich von ganzem Herzen.
Ich schließe die Augen und bete leise, in der Hoffnung, Gott möge tatsächlich barmherzig sein.
Ich liege nackt auf dem provisorischen Kreuz. An der Unterseite meiner Arme, die Wirbelsäule entlang und hinten an meinen Oberschenkeln spüre ich, wie sich Splitter des rohen Holzes in meine empfindliche Haut bohren. Meine Arme und Knöchel sind mit Wäscheleinen an das Kreuz gebunden. Ich versuche, in der feuchten Luft zu atmen, doch meine Lungen sind wie zusammengepresst, als würde ein schweres Gewicht auf meiner Brust liegen. Mein Herz klopft gegen meine Rippen. Er streichelt meinen zitternden Körper. Mein Kidnapper. Ein Monster wie kein Zweites. Für einen Moment blickt er mit großen Augen auf meine Brüste. Bei dem Gedanken, dass er mich berühren könnte, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Dann betrachtet er genau mein Gesicht, als würde er darin nach etwas suchen. Ich weiß nicht, wonach. Vielleicht will er sich an meiner Angst berauschen, sie wie edlen Wein genießen. Ich versuche, mich zu überzeugen, dass dies ein Alptraum ist, dass alles, was ich über das Leben und den Tod und die Wirklichkeit weiß, bei meinem Aufwachen noch Bestand haben wird. Aber ich werde nicht aufwachen. Ich blicke in seine Augen und sehe keinen Mann, sondern meinen Henker. Ich schluchze nicht länger oder bettle um Gnade. Mein Flehen beflügelt und erregt ihn nur. Und diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben.
So werde ich also sterben.
Ich drehe meinen Kopf ein wenig und sehe meine Tochter auf dem Bett liegen. Sie schläft friedlich, weiß nicht, dass sie mich nie wiedersehen wird. Er verspricht mir, ihr nichts zu tun, wenn ich keinen Widerstand leiste. Doch sein Versprechen tröstet mich wenig. In der einen Hand hält er einen Hammer und in der anderen einen glänzenden Nagel. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Ausmaß des Schmerzes sein wird, wenn er den kalten Stahl durch meine Hand- und Fußgelenke treibt. Sollte Gott wirklich barmherzig sein, so wird Er mich in Bewusstlosigkeit Zuflucht nehmen lassen und mir die Todesqualen ersparen.
Warum zögert er? Sein Innehalten soll mich nur noch mehr peinigen. Aber ja, das gehört zu seinem Spiel.
Natürlich habe ich Angst vor dem Tod, dem Unbekannten, doch der wahre Horror geht von meinem hellwachen Geist aus. Niemand wird sich an meinen Namen erinnern. Linda Cassidy wird nicht mehr als eine Frau sein, die mit dem Auto liegenblieb und eine falsche Entscheidung traf. Mein Leben, alles, was ich erreicht und für meine Familie getan habe, wird in Vergessenheit geraten. Meine Identität wird verschwinden. Ich werde nur noch in der Unfallstatistik in der Zeitung auftauchen: als Opfer Nummer zwei.
Wie ich hier so liege und darauf warte, dass er mit seinem Ritual fortfährt, denke ich über die Vergangenheit, aber auch über die Zukunft nach, von der ich kein Teil mehr sein werde. Was wird mein Mann Jennifer erzählen, wenn sie nach ihrer Mami fragt? Stephen wird am Boden zerstört sein. Ich denke, er wird Jahre brauchen, um über den Verlust hinwegzukommen. Die Zeit wird seine Wunden vielleicht niemals heilen. Aber das Leben wird trotzdem weitergehen. Eines Tages wird eine andere Frau das Bett mit ihm teilen. Sie wird ihn in ihren Armen halten und mit ihm schlafen, genau wie wir es so oft getan haben. Und Jennifer wird sie Mami nennen.
Jetzt erkenne ich, dass mir die scheinbar unbedeutenden Dinge am meisten fehlen werden: Jennifer eine Gutenachtgeschichte vorzulesen, mich an Stephen zu kuscheln und mit ihm Popcorn zu essen, Rosen aus meinem Garten zu holen, Rotkehlchen vor meinem Schlafzimmerfenster singen zu hören, der Geschmack von frischen Erdbeeren, meine Mutter zu ihrem Lieblingsbuffet mitzunehmen. Oh, wie gern hätte ich noch eine Chance, das Leben genießen zu können.
»Bist du bereit, Sünderin?«
Seine Worte durchbrachen die Stille wie ein Sturm die Ruhe der Nacht.
Ich werde niemals bereit sein zu sterben.
Seine Augen wirken jetzt anders. In ihnen scheint ein verstecktes Lächeln zu zwinkern. Sein Gesicht strahlt vor Entschlossenheit. Einen Moment lang hoffe ich vergeblich, ein Held wie John Wayne möge die Tür aufbrechen und mich retten. Ich drehe meinen Kopf zur Tür. Hoffe. Bete. Aber dieser Held lebt nur in meiner Phantasie.
Er drückt den scharfen Nagel gegen mein Handgelenk und holt mit dem Hammer aus. »Bist du bereit, für deine Sünden zu büßen?« Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen, als freue er sich auf ein ausgezeichnetes Essen. »Erkennst du Jesus als deinen Herrn und Erlöser an?« Es ist so weit, Linda Cassidy. Der Anfang vom Ende.
Mit verschwommenem Blick sehe ich ein letztes Mal zu meiner wunderschönen Tochter. Ich fühle einen Kloß in meinem Hals wachsen und kann kaum die Tränen unterdrücken.
Auf Wiedersehen, mein süßes Kind. Ich liebe dich von ganzem Herzen.
Ich schließe die Augen und bete leise, in der Hoffnung, Gott möge tatsächlich barmherzig sein.
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Autoren-Porträt von Daniel Annechino
Daniel Annechino lebt und arbeitet in San Diego, Kalifornien. Sein Roman 'Leise stirbst du nie' erschien in den USA im Selbstverlag und entwickelte sich dort zum Bestseller.Barbara Krause, geboren 1939, war von 1987 bis 2007 als Verlagslektorin tätig. Heute lebt sie als Übersetzerin und freiberufliche Lektorin in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Daniel Annechino
- 2011, 416 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Krause, Barbara
- Übersetzer: Barbara Krause
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548282628
- ISBN-13: 9783548282626
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