Liebe ist nichts für Feiglinge
Kristine Gasbarre führte ein erfolgreiches Leben in New York und Italien. Nur mit der Liebe klappte es nie so recht. Wo sind sie nur, die echten Männer, die wie ihr Großvater sechzig Ehejahre lang unverbrüchlich zu ihrer Frau und ihrer Familie stehen? Als...
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Produktinformationen zu „Liebe ist nichts für Feiglinge “
Klappentext zu „Liebe ist nichts für Feiglinge “
Kristine Gasbarre führte ein erfolgreiches Leben in New York und Italien. Nur mit der Liebe klappte es nie so recht. Wo sind sie nur, die echten Männer, die wie ihr Großvater sechzig Ehejahre lang unverbrüchlich zu ihrer Frau und ihrer Familie stehen? Als Kristine in ihre kleine Heimatstadt zurückkehrt, um sich um ihre verwitwete Großmutter zu kümmern, bekommt sie von ihr überraschende Antworten: Eine Frau braucht keine Machtspielchen, keine Dating-Tipps und keine Checklisten für Mr. Right. Ihr Ehegeheimnis, so erzählt die Großmutter, waren Respekt, Geduld und Hingabe. Angeblich altmodische Liebeswerte, doch Kristine entdeckt: Wenn du weißt, wer du als Frau bist, findest du den richtigen, für dich perfekten Mann _ und den Mut, ihn von ganzem Herzen zu lieben. Kristine Gasbarre führte ein erfolgreiches Leben in New York und Italien. Nur mit der Liebe klappte es nie so recht. Wo sind sie nur, die echten Männer, die wie ihr Großvater sechzig Ehejahre lang unverbrüchlich zu ihrer Frau und ihrer Familie stehen? Als Kristine in ihre kleine Heimatstadt zurückkehrt, um sich um ihre verwitwete Großmutter zu kümmern, bekommt sie von ihr überraschende Antworten: Eine Frau braucht keine Machtspielchen, keine Dating-Tipps und keine Checklisten für Mr. Right. Ihr Ehegeheimnis, so erzählt die Großmutter, waren Respekt, Geduld und Hingabe. Angeblich altmodische Liebeswerte, doch Kristine entdeckt: Wenn du weißt, wer du als Frau bist, findest du den richtigen, für dich perfekten Mann - und den Mut, ihn von ganzem Herzen zu lieben.
Lese-Probe zu „Liebe ist nichts für Feiglinge “
Liebe ist nichts für Feiglinge von Kristine GasbarreEinleitung
Ich habe so gut wie gar nichts mit meiner Großmutter gemeinsam.
Als ich ungefähr zwölf war, platzte ich eines Sonntags zur Haustür herein, um jubelnd zu verkünden, dass meine Cousine gerade ihre erste Periode bekommen hatte. Während meine drei Tanten sofort zu meiner Cousine stürzten, um sie zu umsorgen wie die drei Feen Schneewittchen, fasste sich Großmutter mit beiden Händen an die Brust und zog sich in die Küche zurück. Ich folgte ihr und naschte am Krabbencocktail. »Was ist los, Grandma?«, fragte ich. »Das ist doch toll.« Statt einer Antwort trat Grandma an den Herd und rührte in Grandpas Spaghettisoße, von der sie normalerweise die Finger ließ. Sie hätte vermutlich in diesem Moment alles getan, nur um mir zu zeigen, wie verlegen sie meine Offenheit gemacht hatte.
Unsere Ansichten über Weiblichkeit waren immer schon unterschiedlich. Ich diskutiere mit großem Eifer über Themen, die Grandma erröten lassen, und obwohl sie es wegen meiner Jugend und modernen Erziehung stillschweigend toleriert, sind wir so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Sie hat ihren Vater nie kennengelernt; mein Vater ist ihr geliebter, freundlicher dritter Sohn. Sie hat das College nie beendet; ich habe meinen Master gemacht. Sie ist nie allein gereist und hat nie alleine gelebt; ich bin trotz meiner jungen Jahre schon viel herumgekommen. Sie hat mit neunzehn meinen Großvater geheiratet; ich bin letztes Jahr mit achtundzwanzig wieder bei meinen Eltern eingezogen, um mir zu überlegen, ob ich zur Abwechslung nicht mal in Europa statt in New York leben sollte.
... mehr
Grandma Gloria steht für das Traditionelle und repräsentiert die züchtige, damenhafte Seite, während ich vielmehr Modernität verkörpere. Wir lieben uns - aber zu behaupten, wir verstünden einander, wäre, wie Grandma sagen würde, geflunkert.
In einem Thema jedoch sind wir uns einig: bei meinem Großvater. In den anderthalb Jahren seit seinem Tod habe ich gelernt, dass meine Großmutter und ich eine gleichermaßen starke Zuneigung für den Mann empfinden, den unsere gesamte Familie geliebt hat. Sie war seine Frau, ich war sein erstgeborenes Enkelkind, und natürlich hatte Grandma eine völlig andere Beziehung zu Grandpa als ich. Aber wir beide hatten ein gemeinsames Ziel: Bei allem, was wir taten, hofften wir, ihm zu gefallen.
Für mich war Grandpa der perfekte Mann. Er war ein »Selfmademan «, der Gründer unseres heute internationalen Familienunternehmens, das Autoteile und Autozubehör fertigt. Er war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Sonntags ging er meistens in die Kirche, spendete Geld für unsere Schulen und gab so legendäre Partys, dass wir im vorigen Jahr bei unserem zehnten jährlichen Boccia-Turnier zur Erinnerung an ihn seine berühmten Martinis getrunken haben. Und er hat meine Großmutter abgöttisch geliebt.
Er war immer für sie da und erfüllte ihr jeden Wunsch. Mit harter Arbeit, Dynamik und Stetigkeit baute er für sie beide ein großartiges Leben auf - fünf gutgeratene Kinder, zwölf glückliche Enkelkinder, drei Häuser, am Wochenende Golf und einen Bootssteg an unserem See in Pennsylvania. Grandpa hatte eine Vision von seinem Leben und seiner Familie, und er machte sie wahr. Er war ein wundervoller Mann. Vor etwa zwei Jahren - sein Lungenkrebs war noch nicht diagnostiziert worden, und es ging ihm noch gut - sagte ich zu ihm, wenn ich jemals einen so tüchtigen Mann wie ihn finden würde, sei ich das glücklichste Mädchen der Welt.
Seit ich ein Kind war, hatte Grandpa meine Leistungen immer lauthals bejubelt, aber kurz bevor er krank wurde, gestand er meinen Eltern etwas, das er mir immer verschwiegen hatte: Er begann sich langsam Sorgen zu machen, dass ich nie einen Mann finden und eine Familie gründen würde. »Ich lebe in New York, Grandpa«, sagte ich zu ihm bei einem meiner regelmäßigen sonntäglichen Anrufe. Ich spazierte gerade durch die Straßen, beobachtete die Paare in den Cafés und versuchte, laut genug zu sprechen, um den Verkehrslärm zu übertönen, aber nicht so laut, dass die anderen Leute mich verstehen konnten. »Hier sind die Männer heutzutage unmöglich. Sie wollen nur Sex und Geld, und wenn ich mit einem zusammen bin, komme ich mir unsichtbar vor.« In diesem Moment erblickte ich den dünnen Freund einer schlanken Blondine in einem Schlauchkleid. Er warf ein Stückchen Toast auf den Bürgersteig und ermunterte ihr süßes Hündchen, es aufzufressen. Nun, dachte ich, fast alle Männer hier sind unmöglich. Aber mir fiel es schwer, die ... sagen wir mal ... möglichen Männer herauszufiltern.
Um mein Vertrauen in die Männer wiederherzustellen (und wohl auch, um mir endlich einmal verführerisch vorzukommen), plante ich einen Urlaub in dem kleinen Dorf in der Nähe von Rom, in dem Grandpas Eltern geboren waren und geheiratet hatten, bevor sie ins ländliche Pennsylvania, meine Heimat, ausgewandert sind.
Diese Reise nach Italien war ein Wendepunkt in meinem Leben. Zwei Wochen lang scharten sich gebräunte Männer in dünnen Leinenhosen um meine Freundin Elena und mich, als seien wir Filmstars aus Hollywood. »Amerikanerinnen?«, sagten sie lächelnd, falteten die Hände und verdrehten lustvoll die Augen. »Mamma mia!« Elena und ich ließen uns bereitwillig von ihnen bewundern und konnten unser Glück kaum fassen.
Die italienischen Männer verwöhnten uns mit Limoncello und Eis. Sie packten uns hinten auf ihre Motorroller und fuhren mit uns zu reizenden Lokalen. Wir machten Fahrradausflüge durch die Toskana und gingen zu Partys voller eleganter Europäer, die uns an den Lippen hingen. Ich kam mir wie eine gänzlich andere Frau vor. Es war, als ob ich durchs Leben liefe wie eine unwiderstehliche Theaterfigur, deren Züge ich angenommen hatte. Und je mehr Spaß ich mit dieser Göttin hatte, desto mehr wurde ich von den europäischen Männern mit Aufmerksamkeit überschüttet. Ich genoss diese lebhafte Version meiner selbst viel mehr als die Speed-Datings, denen ich mich in New York unterzogen hatte, oder als die zugeknöpften Geschäftsessen. In Italien fühlte ich mich wesentlich schöner als zu Hause!
Ich bekam eine Panikattacke, als Rocco, der Cousin meines Großvaters, Elena und mich in seinem Fiat zum Flughafen fuhr, damit wir von dort wieder zurück nach New York fliegen konnten. Ich hatte mich in mein europäisches Ich verliebt - diese sorglose, strahlende Manifestation meines wahren Naturells - und wollte es nicht aufgeben. Das war die Krissy, die Romantik und Schönheit nicht nur wollte, sondern sie verkörperte.
Das Letzte, was Elena und ich vor unserer Abreise besichtigt hatten, war der bezaubernde Boboli-Garten in Florenz. Dort hatte mich besonders eine Renaissance-Statue von Adam und Eva fasziniert, die auf einem Sockel aus Marmor und Muschelkalk stand.
Als ich sie sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.
Der Mittelfinger von Adams Hand war abgebrochen, aber er streichelte die Locken seiner geliebten Eva, die auf seiner Schulter lagen. Sie schauten mich beide aus leeren, wehmütigen Augen an. Hier standen sie, in Ewigkeit vereint, der erste Mann und seine Frau, das unverwüstliche Zeugnis ihrer Liebe. So eine Liebe wollte ich auch. Ich fotografierte die Statue, damit ich diese Liebe wenigstens jederzeit anschauen konnte.
Auch nach der Landung strahlte ich noch immer über das ganze Gesicht wegen all der männlichen Aufmerksamkeit, die ich in Italien erfahren hatte ... aber, ehrlich, zu Hause würde dieses Strahlen sicherlich bald erlöschen. Und als würde ich diesen Prozess noch beschleunigen wollen, war ich am nächsten Abend bei einer Verabredung mit Chuck, einem jungen Manager, schon bald unglaublich betrunken. Ich versuchte allerdings, es auf den Jetlag zu schieben. In der Woche darauf nahm mich die vornehme Freundin, die mich Chuck vorgestellt hatte, ins Gebet, um mir zu erklären, wie man sich bei Verabredungen mit Männern zu benehmen habe. Zwar ekelte mich mein Benehmen selbst an, aber mein Wunsch, jemanden kennenzulernen, der mich so akzeptierte, wie ich war, wurde nur noch größer. Es musste doch irgendwo auf der Welt einen Mann geben, der alles an mir liebte.
Mein Grandpa ist klug, attraktiv und erfolgreich, und er liebt mich, ihr Idioten!, hätte ich den Männern auf der Straße am liebsten ins Gesicht geschrien. Ihr Trottel wisst gar nicht, was ihr verpasst!
Zwei Wochen später lernte ich an einem Augustabend Adam Hunt auf einer Junggesellinnen-Party kennen. Es war so stickig, dass wir das Gefühl hatten, unser Parfüm hinge in der Luft, während wir über die Terrasse der Bar an der Lower East Side schlenderten.
Adam und ich erblickten einander zufällig. Ich hatte meine Haare angehoben und drückte mir gerade die eisgekühlte Flasche Miller Lite auf den Nacken. Er lächelte mich nachdenklich an, und ich blickte rasch weg. Dass er Engländer war, sah ich an seinem eleganten Button-down-Hemd und seiner blonden Beckham-Welle. Er hatte schöne blaue Augen. Mein Herz klopfte heftig, und ich tat so, als sei ich in ein Gespräch vertieft, als er sich gemeinsam mit seinen Freunden näherte. Er wartete geduldig, bis ich mich ihm zuwandte, und als ich endlich all meinen Mut zusammengenommen hatte und mich zu ihm umdrehte, fragte er mich nach meinem Namen.
»Ich bin Krissy.«
»Krissy.« Er musterte mich von oben bis unten. »Das ist ein schöner Name.«
Sein Akzent und seine Augen waren hinreißend, aber ich versuchte, cool zu bleiben. »Und wie heißt du?«
»Adam.«
Ich zog gespielt ungläubig die Augenbrauen hoch und trank einen Schluck aus meiner Flasche. Die Statue in Florenz fiel mir ein. Adam. Der Name des ersten Mannes; ein Name, der Herz, Treue und Stärke bedeutete. Endlich.
Ich tat mein Bestes, um so gleichgültig wie möglich zu wirken, als seine und meine Freunde sich in den nächsten Club aufmachten. An der Theke reichte Adam mir ein kaltes Bier. Der Schaum quoll über, als er seine Bierflasche kurz auf meine stellte. Ich musste schnell abtrinken, damit die Flüssigkeit nicht über mein Oberteil lief. Als ich das Gleiche bei ihm versuchte, zersplitterte der Flaschenhals. Achselzuckend wollte er die Flasche trotzdem an die Lippen setzen. »Nein«, bat ich und hielt seine Hand fest. »Bitte nicht, im Bier könnten Glasscherben sein.« Ich bestellte eine neue Flasche Corona für ihn und reichte sie ihm. Er strahlte mich an.
»So etwas Nettes hat noch kein Mädchen für mich gemacht. « Das Kompliment ging runter wie Butter.
Ich lehnte mich an die Theke und blickte über die Menge. »Das war nicht nett, sondern einfach nur notwendig.« Er forderte mich zum Tanzen auf und legte seine Hand auf meinen Rücken.
»Darf ich dich küssen?« Er roch nach Hugo Boss, nach Zigaretten und Sommer.
Ich hob mein Kinn wie ein altmodischer Filmstar. »Adam«, sagte ich. »Wenn du mich küssen willst, dann küss mich. Du brauchst nicht zu fragen.«
Er presste seine Lippen auf meine, und ich öffnete den Mund und nahm den Geschmack von Zigaretten und Zitronen wahr. Mein Urteilsvermögen und die Kraft in meinen Beinen schwanden angesichts der Wärme seines Atems, aber ich spürte trotzdem, dass seine Freunde wie die Schuljungen um uns herumstanden. Ich wich einen Schritt zurück.
»Ich bin nur noch eine Woche hier, aber ich rufe dich an, damit wir essen gehen können!«, rief er mir nach.
Ich lächelte und verschwand in der Menge.
Als meine Freundinnen und ich im Taxi saßen, kreischten wir. Die Romanze, die auf diese zufällige Begegnung folgte, ist heute, wie man so schön sagt, Geschichte.
Grandpa unterstützte mich als Einziger in meinen Entschluss, nach Italien zu ziehen. »Das wolltest du doch schon immer tun, dann musst du es auch ausprobieren«, sagte er. »Du kannst doch nicht das tun, was deine Eltern sich für dein Leben vorstellen. Ich habe dir doch immer schon gesagt: Du kannst alles tun, was du willst.«
Am Valentinstag war ich zu Besuch bei meinen Großeltern in ihrem Winterquartier in Florida und hatte ihnen von den Schwierigkeiten der Fernbeziehung zu Adam vorgejammert. »Wenn ich den Job als Kindermädchen in Italien annehme, und er ist in London, dann sind wir nur ein paar Flugstunden voneinander entfernt. Grandma ...« Ich schwieg und fragte dann vorsichtig: »... glaubst du, er meint es wirklich ernst mit mir?«
Sie stellte eine Schüssel Spaghetti auf den Tisch. »Willst du die Wahrheit wissen?«
Nein, wollte ich nicht. »Ja natürlich.«
»Ich finde, es hört sich eher nach einer Liebelei an.«
Autsch. Woraus schloss sie das denn? Grandpa schenkte noch Wein ein - zuerst in Grandmas Glas, dann in meins und erst zum Schluss in seins. Großmutter setzte sich, legte sich die Serviette auf den Schoß und sagte zu mir: »Zieh bloß nicht wegen dieser Beziehung um. Du solltest nach Italien gehen, weil du dort leben und mehr über unsere Familie erfahren willst.«
Copyright © by List TB. (Verlag)
Grandma Gloria steht für das Traditionelle und repräsentiert die züchtige, damenhafte Seite, während ich vielmehr Modernität verkörpere. Wir lieben uns - aber zu behaupten, wir verstünden einander, wäre, wie Grandma sagen würde, geflunkert.
In einem Thema jedoch sind wir uns einig: bei meinem Großvater. In den anderthalb Jahren seit seinem Tod habe ich gelernt, dass meine Großmutter und ich eine gleichermaßen starke Zuneigung für den Mann empfinden, den unsere gesamte Familie geliebt hat. Sie war seine Frau, ich war sein erstgeborenes Enkelkind, und natürlich hatte Grandma eine völlig andere Beziehung zu Grandpa als ich. Aber wir beide hatten ein gemeinsames Ziel: Bei allem, was wir taten, hofften wir, ihm zu gefallen.
Für mich war Grandpa der perfekte Mann. Er war ein »Selfmademan «, der Gründer unseres heute internationalen Familienunternehmens, das Autoteile und Autozubehör fertigt. Er war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Sonntags ging er meistens in die Kirche, spendete Geld für unsere Schulen und gab so legendäre Partys, dass wir im vorigen Jahr bei unserem zehnten jährlichen Boccia-Turnier zur Erinnerung an ihn seine berühmten Martinis getrunken haben. Und er hat meine Großmutter abgöttisch geliebt.
Er war immer für sie da und erfüllte ihr jeden Wunsch. Mit harter Arbeit, Dynamik und Stetigkeit baute er für sie beide ein großartiges Leben auf - fünf gutgeratene Kinder, zwölf glückliche Enkelkinder, drei Häuser, am Wochenende Golf und einen Bootssteg an unserem See in Pennsylvania. Grandpa hatte eine Vision von seinem Leben und seiner Familie, und er machte sie wahr. Er war ein wundervoller Mann. Vor etwa zwei Jahren - sein Lungenkrebs war noch nicht diagnostiziert worden, und es ging ihm noch gut - sagte ich zu ihm, wenn ich jemals einen so tüchtigen Mann wie ihn finden würde, sei ich das glücklichste Mädchen der Welt.
Seit ich ein Kind war, hatte Grandpa meine Leistungen immer lauthals bejubelt, aber kurz bevor er krank wurde, gestand er meinen Eltern etwas, das er mir immer verschwiegen hatte: Er begann sich langsam Sorgen zu machen, dass ich nie einen Mann finden und eine Familie gründen würde. »Ich lebe in New York, Grandpa«, sagte ich zu ihm bei einem meiner regelmäßigen sonntäglichen Anrufe. Ich spazierte gerade durch die Straßen, beobachtete die Paare in den Cafés und versuchte, laut genug zu sprechen, um den Verkehrslärm zu übertönen, aber nicht so laut, dass die anderen Leute mich verstehen konnten. »Hier sind die Männer heutzutage unmöglich. Sie wollen nur Sex und Geld, und wenn ich mit einem zusammen bin, komme ich mir unsichtbar vor.« In diesem Moment erblickte ich den dünnen Freund einer schlanken Blondine in einem Schlauchkleid. Er warf ein Stückchen Toast auf den Bürgersteig und ermunterte ihr süßes Hündchen, es aufzufressen. Nun, dachte ich, fast alle Männer hier sind unmöglich. Aber mir fiel es schwer, die ... sagen wir mal ... möglichen Männer herauszufiltern.
Um mein Vertrauen in die Männer wiederherzustellen (und wohl auch, um mir endlich einmal verführerisch vorzukommen), plante ich einen Urlaub in dem kleinen Dorf in der Nähe von Rom, in dem Grandpas Eltern geboren waren und geheiratet hatten, bevor sie ins ländliche Pennsylvania, meine Heimat, ausgewandert sind.
Diese Reise nach Italien war ein Wendepunkt in meinem Leben. Zwei Wochen lang scharten sich gebräunte Männer in dünnen Leinenhosen um meine Freundin Elena und mich, als seien wir Filmstars aus Hollywood. »Amerikanerinnen?«, sagten sie lächelnd, falteten die Hände und verdrehten lustvoll die Augen. »Mamma mia!« Elena und ich ließen uns bereitwillig von ihnen bewundern und konnten unser Glück kaum fassen.
Die italienischen Männer verwöhnten uns mit Limoncello und Eis. Sie packten uns hinten auf ihre Motorroller und fuhren mit uns zu reizenden Lokalen. Wir machten Fahrradausflüge durch die Toskana und gingen zu Partys voller eleganter Europäer, die uns an den Lippen hingen. Ich kam mir wie eine gänzlich andere Frau vor. Es war, als ob ich durchs Leben liefe wie eine unwiderstehliche Theaterfigur, deren Züge ich angenommen hatte. Und je mehr Spaß ich mit dieser Göttin hatte, desto mehr wurde ich von den europäischen Männern mit Aufmerksamkeit überschüttet. Ich genoss diese lebhafte Version meiner selbst viel mehr als die Speed-Datings, denen ich mich in New York unterzogen hatte, oder als die zugeknöpften Geschäftsessen. In Italien fühlte ich mich wesentlich schöner als zu Hause!
Ich bekam eine Panikattacke, als Rocco, der Cousin meines Großvaters, Elena und mich in seinem Fiat zum Flughafen fuhr, damit wir von dort wieder zurück nach New York fliegen konnten. Ich hatte mich in mein europäisches Ich verliebt - diese sorglose, strahlende Manifestation meines wahren Naturells - und wollte es nicht aufgeben. Das war die Krissy, die Romantik und Schönheit nicht nur wollte, sondern sie verkörperte.
Das Letzte, was Elena und ich vor unserer Abreise besichtigt hatten, war der bezaubernde Boboli-Garten in Florenz. Dort hatte mich besonders eine Renaissance-Statue von Adam und Eva fasziniert, die auf einem Sockel aus Marmor und Muschelkalk stand.
Als ich sie sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.
Der Mittelfinger von Adams Hand war abgebrochen, aber er streichelte die Locken seiner geliebten Eva, die auf seiner Schulter lagen. Sie schauten mich beide aus leeren, wehmütigen Augen an. Hier standen sie, in Ewigkeit vereint, der erste Mann und seine Frau, das unverwüstliche Zeugnis ihrer Liebe. So eine Liebe wollte ich auch. Ich fotografierte die Statue, damit ich diese Liebe wenigstens jederzeit anschauen konnte.
Auch nach der Landung strahlte ich noch immer über das ganze Gesicht wegen all der männlichen Aufmerksamkeit, die ich in Italien erfahren hatte ... aber, ehrlich, zu Hause würde dieses Strahlen sicherlich bald erlöschen. Und als würde ich diesen Prozess noch beschleunigen wollen, war ich am nächsten Abend bei einer Verabredung mit Chuck, einem jungen Manager, schon bald unglaublich betrunken. Ich versuchte allerdings, es auf den Jetlag zu schieben. In der Woche darauf nahm mich die vornehme Freundin, die mich Chuck vorgestellt hatte, ins Gebet, um mir zu erklären, wie man sich bei Verabredungen mit Männern zu benehmen habe. Zwar ekelte mich mein Benehmen selbst an, aber mein Wunsch, jemanden kennenzulernen, der mich so akzeptierte, wie ich war, wurde nur noch größer. Es musste doch irgendwo auf der Welt einen Mann geben, der alles an mir liebte.
Mein Grandpa ist klug, attraktiv und erfolgreich, und er liebt mich, ihr Idioten!, hätte ich den Männern auf der Straße am liebsten ins Gesicht geschrien. Ihr Trottel wisst gar nicht, was ihr verpasst!
Zwei Wochen später lernte ich an einem Augustabend Adam Hunt auf einer Junggesellinnen-Party kennen. Es war so stickig, dass wir das Gefühl hatten, unser Parfüm hinge in der Luft, während wir über die Terrasse der Bar an der Lower East Side schlenderten.
Adam und ich erblickten einander zufällig. Ich hatte meine Haare angehoben und drückte mir gerade die eisgekühlte Flasche Miller Lite auf den Nacken. Er lächelte mich nachdenklich an, und ich blickte rasch weg. Dass er Engländer war, sah ich an seinem eleganten Button-down-Hemd und seiner blonden Beckham-Welle. Er hatte schöne blaue Augen. Mein Herz klopfte heftig, und ich tat so, als sei ich in ein Gespräch vertieft, als er sich gemeinsam mit seinen Freunden näherte. Er wartete geduldig, bis ich mich ihm zuwandte, und als ich endlich all meinen Mut zusammengenommen hatte und mich zu ihm umdrehte, fragte er mich nach meinem Namen.
»Ich bin Krissy.«
»Krissy.« Er musterte mich von oben bis unten. »Das ist ein schöner Name.«
Sein Akzent und seine Augen waren hinreißend, aber ich versuchte, cool zu bleiben. »Und wie heißt du?«
»Adam.«
Ich zog gespielt ungläubig die Augenbrauen hoch und trank einen Schluck aus meiner Flasche. Die Statue in Florenz fiel mir ein. Adam. Der Name des ersten Mannes; ein Name, der Herz, Treue und Stärke bedeutete. Endlich.
Ich tat mein Bestes, um so gleichgültig wie möglich zu wirken, als seine und meine Freunde sich in den nächsten Club aufmachten. An der Theke reichte Adam mir ein kaltes Bier. Der Schaum quoll über, als er seine Bierflasche kurz auf meine stellte. Ich musste schnell abtrinken, damit die Flüssigkeit nicht über mein Oberteil lief. Als ich das Gleiche bei ihm versuchte, zersplitterte der Flaschenhals. Achselzuckend wollte er die Flasche trotzdem an die Lippen setzen. »Nein«, bat ich und hielt seine Hand fest. »Bitte nicht, im Bier könnten Glasscherben sein.« Ich bestellte eine neue Flasche Corona für ihn und reichte sie ihm. Er strahlte mich an.
»So etwas Nettes hat noch kein Mädchen für mich gemacht. « Das Kompliment ging runter wie Butter.
Ich lehnte mich an die Theke und blickte über die Menge. »Das war nicht nett, sondern einfach nur notwendig.« Er forderte mich zum Tanzen auf und legte seine Hand auf meinen Rücken.
»Darf ich dich küssen?« Er roch nach Hugo Boss, nach Zigaretten und Sommer.
Ich hob mein Kinn wie ein altmodischer Filmstar. »Adam«, sagte ich. »Wenn du mich küssen willst, dann küss mich. Du brauchst nicht zu fragen.«
Er presste seine Lippen auf meine, und ich öffnete den Mund und nahm den Geschmack von Zigaretten und Zitronen wahr. Mein Urteilsvermögen und die Kraft in meinen Beinen schwanden angesichts der Wärme seines Atems, aber ich spürte trotzdem, dass seine Freunde wie die Schuljungen um uns herumstanden. Ich wich einen Schritt zurück.
»Ich bin nur noch eine Woche hier, aber ich rufe dich an, damit wir essen gehen können!«, rief er mir nach.
Ich lächelte und verschwand in der Menge.
Als meine Freundinnen und ich im Taxi saßen, kreischten wir. Die Romanze, die auf diese zufällige Begegnung folgte, ist heute, wie man so schön sagt, Geschichte.
Grandpa unterstützte mich als Einziger in meinen Entschluss, nach Italien zu ziehen. »Das wolltest du doch schon immer tun, dann musst du es auch ausprobieren«, sagte er. »Du kannst doch nicht das tun, was deine Eltern sich für dein Leben vorstellen. Ich habe dir doch immer schon gesagt: Du kannst alles tun, was du willst.«
Am Valentinstag war ich zu Besuch bei meinen Großeltern in ihrem Winterquartier in Florida und hatte ihnen von den Schwierigkeiten der Fernbeziehung zu Adam vorgejammert. »Wenn ich den Job als Kindermädchen in Italien annehme, und er ist in London, dann sind wir nur ein paar Flugstunden voneinander entfernt. Grandma ...« Ich schwieg und fragte dann vorsichtig: »... glaubst du, er meint es wirklich ernst mit mir?«
Sie stellte eine Schüssel Spaghetti auf den Tisch. »Willst du die Wahrheit wissen?«
Nein, wollte ich nicht. »Ja natürlich.«
»Ich finde, es hört sich eher nach einer Liebelei an.«
Autsch. Woraus schloss sie das denn? Grandpa schenkte noch Wein ein - zuerst in Grandmas Glas, dann in meins und erst zum Schluss in seins. Großmutter setzte sich, legte sich die Serviette auf den Schoß und sagte zu mir: »Zieh bloß nicht wegen dieser Beziehung um. Du solltest nach Italien gehen, weil du dort leben und mehr über unsere Familie erfahren willst.«
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Autoren-Porträt von Kristine Gasbarre
Kristine Gasbarre hat in Cleveland und New York Psychologie und Medienwissenschaft studiert. Als Journalistin lebt sie in Brooklyn, New York und arbeitet derzeit an ihrem zweiten Buch.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kristine Gasbarre
- 2013, 288 Seiten, Maße: 12,5 x 18,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Theda Krohm-Linke
- Übersetzer: Theda Krohm-Linke
- Verlag: List TB.
- ISBN-10: 3548611184
- ISBN-13: 9783548611181
- Erscheinungsdatum: 14.01.2013
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