Lodernde Küsse

und eine neue E-Mail-Adressebesorgt, doch

Tyler ließ sich davon nichtaufhalten.

Nacht für Nacht hatte er auf derStraße unter ihren Fenstern

gestanden und heraufgestarrt.Tagsüber war er ihr wie

ein Schatten über den Campus derBoston University gefolgt,

bis sie sich schließlich kaum nochauf ihr Studium

konzentrieren konnte, weil er sieunentwegt nervte, belästigte

oder in Verlegenheit brachte.

Und eines späten Abends war er dannsogar in ihr Apartment

eingebrochen, wobei er einenSchlüssel zur Hintertür

benutzte, von dem sie gar nichtgewusst hatte, dass er ihn

besaß.

Gelähmt vor Entsetzen hatte sie vomBett aus beobachtet,

wie er auf sie zukam, während er mit Tränen in den

Augen verkündete, dass er mit ihrreden müsse. Glücklicherweise

hatte sie einerNachbarin von ihrem Problem

erzählt. Die Frau hörte verdächtigeGeräusche und alarmierte

die Polizei, die nur ein paarHäuserblocks entfernt

Streife fuhr und gerade nochrechtzeitig auftauchte, bevor

die Situation außer Kontrollegeriet.

Patience hatte ihn verklagen wollen,aber das College erhielt

großzügige Spenden von seinereinflussreichen Familie.

Nur mit der Hilfe ihrer Eltern,zweier Professoren und

einer Freundin konnte sie wenigstenseine einstweilige Verfügung

erwirken, durch die es demüberdurchschnittlichen

Studenten Tyler Stanfielduntersagt wurde, in irgendeiner

Weise Kontakt zu ihr aufzunehmen.Laut richterlichem Beschluss

musste er einen Abstand vonmindestens hundert

Yards zu ihr einhalten.

Doch die Siedlung beim Campus, wosie während ihres

Philosophiestudiums wohnte, warrelativ klein, und deshalb

lief sie ihm manchmal über den Weg.

So wie an diesem Tag. Patienceverlagerte die Tüte mit

den Lebensmitteln vom rechten Arm inden linken, dann

zog sie ihren Schlüsselbund aus derHandtasche und sperrte

den Kofferraum ihres grauen NissanCoupés auf.

Ihre verschwitzten Fingerbefeuchteten das braune Papier

der Einkaufstüte, während sie nervös über ihre Schulter

spähte und nach dem silbernen BMWihres Peinigers

Ausschau hielt.

Vor sechs Monaten hatte sie ihnattraktiv gefunden. Tyler

Stanfield war ein hochintelligenter, übereins achtzig großer,

gut gebauter blonder Mann von Endezwanzig, der genau

wie Patience die B. U. besuchte.Irgendwie gefiel er ihr.

Sie verabredete sich nur ganz seltenmit jemandem, und als

er sie bat, mit ihm auszugehen,bekam er zunächst eine Abfuhr.

Doch da sie sich gerade mit ihrerDoktorarbeit abplagte

und dringend eine Atempausebrauchte, nahm sie seine

dritte Einladung schließlich an.

Er führte sie ins exklusive Top of the Hub zum Essen aus,

wo sie eine spektakuläre Aussichtauf die Stadt genossen.

Wie sie zugeben musste, amüsiertesie sich. Tylers Familie

schwamm im Geld, und dank seinerstets prall gefüllten

Börse konnte er sich einenkostspieligen Geschmack und

ein brandneues Auto leisten. In derersten Zeit machte ihr

seine Gesellschaft wirklich Spaß.

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© Blanvalet Verlag

Übersetzung:Eva Malsch