M. Rainer Lepsius
Soziologie als Profession
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Produktinformationen zu „M. Rainer Lepsius “
Soziologie als Profession
Klappentext zu „M. Rainer Lepsius “
Der Doyen der deutschen Soziologie blickt zurück auf sein Leben, seine Erfahrungen im Nationalsozialismus und deren Verarbeitung in der Bundesrepublik sowie auf die Entwicklung und die gegenwärtige Lage der Soziologie. Er äußert sich überdies zu Fragen der Religion, der Ökonomisierung und der Geschlechterbeziehungen.
M. Rainer Lepsius, geboren 1928, hat die Etablierung und Institutionalisierung der Soziologie seit dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik und nach der Wende in den neuen Bundesländern entscheidend mitgestaltet. Im Gespräch mit Adalbert Hepp und Martina Löw gibt er Auskunft über seine Erfahrungen im Nationalsozialismus und im Krieg sowie über seine akademische Karriere, in deren Verlauf er zu einer tragenden Figur der deutschen Soziologie wurde. Er äußert sich zu allgemeinen Fragen hinsichtlich der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung, über die Beziehungen der Menschen zueinander, über Wissen und Glauben, und er plädiert für die Soziologie Max Webers. Der Band wird ergänzt durch autobiografische Texte und einen Aufsatz über die Rationalitätskriterien der Soziologie.
Lese-Probe zu „M. Rainer Lepsius “
Soziologie als Profession. Autobiographische Skizzen (S. 83-85) M. Rainer Lepsius
Ich wurde 1928 in Rio de Janeiro geboren und 1934 in Madrid eingeschult. Meine Eltern zogen 1936 nach München, dessen soziokulturelles Milieu meine Jugend geprägt hat. Ich erhielt zwei Vornamen, einen portugiesischen: Mario, und einen deutschen: Rainer, letzter ist mein Rufname. Später habe ich den ersten abgekürzt. Hätte ich vorausgesehen, wie viele Menschen sich veranlasst sahen, die Form M. Rainer zu verändern, sei es durch die Umstellung in Rainer M. oder durch die Assoziation mit Rilke, hätte ich das besser unterlassen. Mein Vater war Jurist und in der pharmazeutischen Industrie tätig. Er starb, als ich 14 Jahre alt war, ihm verdanke ich die unmittelbare Vermittlung der Berliner Traditionen meiner Familie.
Den 8. Mai 1945, meinen 17. Geburtstag und den Tag der Kapitulation, erlebte ich in München. Die Stadt war schon am 30. April, dem Tag, an dem Hitler Selbstmord verübte, von der »Rainbow Division« besetzt worden. Die Verdunkelung wurde aufgehoben, die Sperrstunden blieben. Seit Wochen hatten wir den Vormarsch der Amerikaner über BBC und den amerikanischen Soldatensender AFN verfolgt, ihr Eintreffen in München erhofft. Gerüchte über die Verteidigung der »Hauptstadt der Bewegung« ließen noch schwere Bombardierungen befürchten. Erst zwei Tage zuvor war die »Freiheitsaktion Bayern«, die eine kampflose Übergabe der Stadt erreichen wollte, durch den Gauleiter zerschlagen, ihre Anführer waren hingerichtet worden. Endlich war die »Stunde Null« erreicht, sie zu erleben war die Voraussetzung für jede neue Hoffnung. Das alte System war zerstört.
Keine »Götterdämmerung«, Trauermärsche, Fanfaren und Trommelwirbel, der amerikanische Soldatensender verbreitete die Rhythmen von Glenn Miller. Ich
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war proamerikanisch, bevor die »re-education« einsetzen konnte, ich fühlte mich durch die Amerikaner befreit. Befreit wovon? Von »Schicksalsmächten«, von unkontrollierbarer Gewalt, von Nibelungenmythen, allgemeiner gesagt: von ontologisierten Kollektivitäten. »Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen«, »dein Volk ist alles, du bist nichts«, »die Geschichte hätte ihren Sinn verloren, wenn der Krieg verloren ginge«, ich hatte die Beschwörungen und Verpflichtungen alle gehört, in ihnen zuweilen einen tieferen und dunklen Sinn vermutet. Der deutsche Unsinn hatte religiösen Tiefsinn. Das sollte jetzt sein Ende finden.
Die Studienjahre
Suche in München
Nach dem Abitur und dem obligatorischen Aufbausemester wurde ich zum Wintersemester 1947/48 an der Universität München immatrikuliert. Meine Freunde studierten überwiegend Germanistik und Geschichte. Mit ihnen besuchte und diskutierte ich die Vorlesungen, die man damals auch als Fachfremder aus dem Angebot der Philosophischen Fakultät auswählte. Es war die Welt der zwanziger Jahre in ihrer konservativen und katholischen Prägung, die da nochmals erstand. Eine phänomenologische Psychologie, eine thomistische Philosophie, eine entweder positivistische oder enthusiastisch-assoziative Germanistik, Romano Guardinis universalistische Bildungsreligion, erhebend anzuhören, die skurrilen Theatergeschichten von Artur Kutscher, die rhetorisch brillanten Vorstellungen von Dostojewskij, Solowjew, Berdjajew, Tolstoj durch den einzigartigen Fedor Stepun. Beeindruckt haben mich die großen vierstündigen Vorlesungen von Franz Schnabel: »Das Zeitalter Bismarcks«, »Das Zeitalter des Imperialismus«, »Das Zeitalter der Reformation«. Durch ihn wurde mein borussisches Geschichtsbild revidiert, die Verengung auf Herrschaftsgeschichte gebrochen.
Die Studienjahre
Suche in München
Nach dem Abitur und dem obligatorischen Aufbausemester wurde ich zum Wintersemester 1947/48 an der Universität München immatrikuliert. Meine Freunde studierten überwiegend Germanistik und Geschichte. Mit ihnen besuchte und diskutierte ich die Vorlesungen, die man damals auch als Fachfremder aus dem Angebot der Philosophischen Fakultät auswählte. Es war die Welt der zwanziger Jahre in ihrer konservativen und katholischen Prägung, die da nochmals erstand. Eine phänomenologische Psychologie, eine thomistische Philosophie, eine entweder positivistische oder enthusiastisch-assoziative Germanistik, Romano Guardinis universalistische Bildungsreligion, erhebend anzuhören, die skurrilen Theatergeschichten von Artur Kutscher, die rhetorisch brillanten Vorstellungen von Dostojewskij, Solowjew, Berdjajew, Tolstoj durch den einzigartigen Fedor Stepun. Beeindruckt haben mich die großen vierstündigen Vorlesungen von Franz Schnabel: »Das Zeitalter Bismarcks«, »Das Zeitalter des Imperialismus«, »Das Zeitalter der Reformation«. Durch ihn wurde mein borussisches Geschichtsbild revidiert, die Verengung auf Herrschaftsgeschichte gebrochen.
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Inhaltsverzeichnis zu „M. Rainer Lepsius “
InhaltEditorisches VorwortKurzvitaBlicke zurück und nach vorneM. Rainer Lepsius im GesprächAnsichten und Einsichten die Soziologie betreffendM. Rainer Lepsius.Soziologie als Profession. Autobiographische SkizzenM. Rainer Lepsius.Die Soziologie und die Kriterien sozialer RationalitätM. Rainer LespiusSchriftenverzeichnis
Autoren-Porträt von Martina Löw, Adalbert Hepp
Adalbert Hepp ist Verlagsleiter Wissenschaft im Campus Verlag, Martina Löw ist Professorin für Soziologie an der TU Darmstadt.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Martina Löw , Adalbert Hepp
- 2008, 178 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 13,4 x 21,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben von Hepp, Adalbert; Löw, Martina
- Herausgegeben: Adalbert Hepp, Martina Löw
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593383225
- ISBN-13: 9783593383224
- Erscheinungsdatum: 13.05.2008
Rezension zu „M. Rainer Lepsius “
Einer, der sich nie verbogen hat"Durch kluges Nachfragen gelingt es dem ehemaligen Campus-Programmleiter Adalbert Hepp und Martina Löw, den geistig enorm präsenten Lepsius in ein lebendiges Gespräch über die Geschichte, Zukunft, Erkenntnisinteressen und (gegenwärtigen) Schwächen der Soziologie zu verwickeln." (Frankfurter Rundschau, 25.06.2008)
"Die Ergänzung zwischen Interview und bereits früher veröffentlichten autobiographischen Skizzen wirkt erhellend." (H-Soz-u-Kult, 10.11.2008)
Kommentar zu "M. Rainer Lepsius"
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