Meerraben

Die Protagonistin des Romans „Meerraben“ ist die 72 Jahre alte, seit kurzem verwitweten Flensburgerin Lina Martens, die, ausgelöst durch verstärkte Grübeleien nach dem Tod ihres Ehemannes Carl, seit einiger Zeit wieder von Angstattacken und Albträumen geplagt wird. Ihr Hausarzt vermutet deren Ursachen in Linas frühen Kinderzeit. Sie wehrt sich gegen diese Annahme, obwohl auch sie immer deutlicher erkennt, dass sie als im Krieg geborenes Kind der sogenannten „vergessenen Generation“ von Erinnerungen geplagt wird, die sie bis in die Gegenwart verfolgen.

Und noch etwas wird ihr klar: Ihr bisheriges, anspruchsloses und nur auf die Ansprüche ihres Umfeldes ausgerichtetes Leben will sie so nicht weiterführen, sondern darauf hoffen, dass sie in der Zukunft zumindest noch ein kleines Glück finden wird. Doch bis dahin wird noch viel passieren.

Nachdem sie von einem nervigen Weihnachtsbesuch bei ihrem Sohn Henning und seiner ihr nicht freundlich gesinnten Frau Eva vorzeitig nach Hause zurückkehrt, beschließt sie, sich sowohl neuen Herausforderungen zu stellen, als auch den Schatten der Vergangenheit endlich auf die Spur zu kommen. Als Henning sich ein paar Tage später von seiner Frau trennt, das Jahresende bei seiner Mutter verbringt und Lina endlich den Mut findet, ihm, dem seinerzeit von Carl adoptierten Kind, die Wahrheit über seinen leiblichen Vater zu erzählen, sind sich beide einig, die Herausforderungen im neuen Jahr beherzt anzupacken.

Für beide wird es turbulent. Lina setzt sich mit einer Freundin auseinander, die in Wirklichkeit längst keine mehr ist und vergeblich versucht zu verhindern, dass Lina mit ihrem Jugendschwarm Alexander wieder zusammentrifft.

Als Leser ahnte ich da bereits, was auf dem weiterem Weg der Protagonistin noch alles passieren könnte. Bis zum Ende des Buches war ich dennoch sowohl von den spannenden Rückblicken in ihr früheres Leben, als auch von der überraschenden Auflösung des bis dahin nicht abgefallenen Spannungsbogens ihrer Geschichte fasziniert.