Meine Mutter, meine Tochter, ihr Freund, sein Vater und ich
Roman
Drei Frauen, drei Generationen, ein Problem: Liebe
Meike Winter läuft Marathon - sie hat Ausdauer. Normalerweise. Aber als ihr Mann sie betrügt, fackelt sie nicht lange. Mit Sack und Pack und Teenie-Tochter Kim im Schlepp will Meike einen neuen Anfang in...
Meike Winter läuft Marathon - sie hat Ausdauer. Normalerweise. Aber als ihr Mann sie betrügt, fackelt sie nicht lange. Mit Sack und Pack und Teenie-Tochter Kim im Schlepp will Meike einen neuen Anfang in...
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Produktinformationen zu „Meine Mutter, meine Tochter, ihr Freund, sein Vater und ich “
Klappentext zu „Meine Mutter, meine Tochter, ihr Freund, sein Vater und ich “
Drei Frauen, drei Generationen, ein Problem: LiebeMeike Winter läuft Marathon - sie hat Ausdauer. Normalerweise. Aber als ihr Mann sie betrügt, fackelt sie nicht lange. Mit Sack und Pack und Teenie-Tochter Kim im Schlepp will Meike einen neuen Anfang in einer anderen Stadt wagen.
Neuer Ort, neuer Job, neues Glück. Das ist der Plan. Da verkündet ihre Mutter: "Ich habe uns ein Haus gekauft" - und kommt einfach mit.
Alles läuft unerwartet prima im Mehrgenerationenhaus, bis ein Mann auf der Bildfläche erscheint. Lehrerin Meike ist nun vollauf damit beschäftigt ihre neue Beziehung geheimzuhalten. Als Kim entdeckt, mit wem ihre Mutter zusammen ist, gibt es Krach unterm gemeinsamen Dach.
Lese-Probe zu „Meine Mutter, meine Tochter, ihr Freund, sein Vater und ich “
Meine Mutter, meine Tochter, ihr Freund, sein Vater und ich von Maja BluhmElternsprechtag
Ich mochte Elternsprechtage nicht besonders. Sie zogen sich oft bis in den Abend, und es gab kaum etwas Unangenehmeres, als mit Eltern über die Noten ihrer Kinder reden zu müssen. Es sei denn, man musste mit ihnen über den Sex ihrer Kinder reden.
Aus diesem Grund redete ich schon zwanzig Minuten auf Herrn Möller ein, der zugegebenermaßen zu der entspannten Sorte Eltern gehörte. Er hatte längst akzeptiert, dass sein Sohn niemals Klassenbester, nicht mal Durchschnitt sein würde.
»Und, muss er noch 'ne Runde drehen?«, hatte er nur gefragt, als er sich mir mit einem abgeklärten Lächeln gegenübersetzte, und ich versicherte ihm, dass Nicolas dieses Mal die mittlere Reife schaffen würde, wenn er sich für den Rest des Schuljahres zusammenriss. Herr Möller nickte und wollte eigentlich schon wieder aufstehen, aber ich hielt ihn mit meinen Ausführungen über Nicolas' Noten, seine guten Leistungen in Englisch und Französisch, die die schlechte in Mathe einigermaßen ausglichen, im Stuhl fest, bis er leicht ungeduldig auf die Uhr schaute.
»Nichts für ungut, Frau äh ...«
»Winter. Meike Winter.« Immerhin war ich seit vier Monaten die Klassenlehrerin seines Sohnes, da hätte er sich meinen Namen ruhig merken können.
»Tut mir leid, Frau Winter, aber ich muss in einer halben Stunde bei der Arbeit sein. Gibt es noch dringende Sachen zu besprechen?«
... mehr
Mein Blick fiel auf seinen tadellosen schwarzen Anzug, das frisch gebügelte weiße Hemd und die etwas altmodische rote Fliege, und ich fragte mich, welche Arbeit er zu dieser Uhrzeit und in diesem Aufzug wohl ausübte. Womöglich war er Kellner in einem teuren Restaurant. Oder Rausschmeißer in einem Edeletablissement? Er hatte auf jeden Fall etwas Verruchtes. Ich fand das nicht weiter schlimm, bis mir eine Kleinigkeit auffiel, die mir ganz und gar nicht behagte: »Sie arbeiten also nachts?«
»Nein, nur abends.«
»Heißt das, Sie sind gar nicht zu Hause, wenn ...«
»Ihre Tochter meinem Sohn Nachhilfe gibt? Nein. Aber, was ich so gehört habe, ist mein Sohn ganz begeistert von seiner Nachhilfelehrerin! Sagten Sie nicht, dass seine Noten besser geworden sind?«
Er grinste vielsagend, und mir wurde klar, dass ich nicht länger um den heißen Brei herumreden konnte.
»Nein, ich meine, schon. Ähm, da fällt mir ein, dass ich noch etwas anderes mit Ihnen besprechen wollte.«
»So?« Er sah mich unschuldig an, aber ich konnte an der einseitigen Lachfalte neben seinem linken Mundwinkel erkennen, dass er genau wusste, worauf ich hinauswollte. Trotzdem machte er es mir kein bisschen leichter.
»Also, ich nehme an, Sie haben mitbekommen, dass die beiden, also meine Tochter und Ihr Sohn, seit einiger Zeit ähm ... zusammen sind.« Ich versuchte mich in einem mütterlichen Lächeln, das der Angelegenheit nicht zu viel Ernsthaftigkeit beimessen sollte, mir aber komplett misslang. Herrn Möllers einseitige Lachfalte wurde tiefer. Er hatte ein asymmetrisches Gesicht.
»Ja, es scheint was richtig Ernstes zu sein«, erwiderte er.
»Ach, wirklich?«, fragte ich jetzt ganz ohne mütterliches Lächeln.
»So ernst es eben in dem Alter sein kann, oder?«
Ich erinnerte mich daran, dass ich meinen Exehemann, na ja, Noch-Ehemann, in Nicolas' Alter kennengelernt hatte, und beeilte mich, das leidige Thema endlich anzusprechen.
»Na ja, manchmal ist es ernster als gewünscht, nicht wahr?« Er sah mich verständnislos an, und ich musste deutlicher werden. »Ich meine, meine Tochter ist gerade erst vierzehn geworden und Ihr Sohn ist siebzehn. Schon fast achtzehn ... Also, ähm, was ich damit sagen will, er ist in einigen Dingen vermutlich erfahrener als Kim ...«
In diesem Moment zappelte meine Handtasche, die ich an den Rand des Schreibtisches gestellt hatte, und ich konnte sie gerade noch schnappen, bevor der Vibrationsalarm meines Handys die Tasche in den Abgrund beförderte. Es dauerte eine Weile, bis ich das Handy gefunden hatte, und ich konnte förmlich spüren, wie Herrn Möllers Lachfalte eine canyonartige Tiefe annahm. Obwohl er es eilig hatte, legte er eine beeindruckende Geduld an den Tag. Ich schaute auf das Display. Meine Mutter. Auch das noch. Wenn ich sie jetzt wegdrückte, würde sie wieder elend lange beleidigt sein. Wenn ich abnahm, würde Herr Möller mich für unhöflich halten.
»Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Ich muss leider ganz kurz ...« Ich machte eine unbestimmte Geste und versuchte, es offiziell aussehen zu lassen.
»Natürlich, gehen Sie ruhig dran.«
Ich nickte dankbar und nahm ab. »Ja, bitte?«
»Hallo, Kindchen, wo steckst du denn schon wieder? Und warum sprichst du so leise? Störe ich dich etwa bei einem heißen Date?«
Ich hasste es, wenn meine Mutter so redete.
»Nein. Ich bin noch in einem Gespräch, ich rufe gleich zurück, ja?«
»Sicher, ich wollte dir auch nur schnell sagen, dass ich ein Haus in Köln gekauft habe. Morgen können wir es uns anschauen. Bis später, mein Kind.«
»Du hast was?«, fragte ich perplex.
»Ein Haus gekauft«, wiederholte sie übertrieben laut und deutlich. »In Köln. Kindchen, ich sag doch immer, diese Handys funktionieren einfach nicht ordentlich.«
»Nein, nein, das Handy ist völlig in Ordnung.« Was man von meiner Mutter gerade nicht unbedingt behaupten konnte. »Mama, bist du verrückt?«, platzte ich entsetzt heraus und bemerkte zu spät, dass das nicht sonderlich offiziell klang. Ich warf Herrn Möller einen kurzen Blick zu und sah, dass er sich ein Grinsen verkniff. Trotzdem musste meine Mutter jetzt augenblicklich zur Vernunft gebracht werden. »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte ich in seine Richtung und versuchte dann, während ich zur Tür eilte, wesentlich leiser und gefasster ins Handy zu flüstern: »Du kannst doch nicht einfach so ein Haus kaufen, Mutter!«
»Natürlich nicht, Kindchen.« Ich schloss erleichtert die Klassentür hinter mir. »Das hat alles mein, wie nennt man das noch ... ach ja, Finanzberater erledigt. Guter Junge, und unverheiratet, übrigens, habe ich dir das schon gesagt?«
»Lenk nicht ab, Mutter, was willst du denn mit einem Haus hier in Köln?«
»Darin wohnen, mein Kind. Und zwar mit euch. Ihr wollt doch nicht ewig in dieser winzigen Dachgeschosswohnung hausen, oder? Außerdem muss sich doch jemand um euch kümmern, bei all dem, was ihr durchmacht.«
»Scheidungen sind heutzutage kein tragisches Unglück mehr, Mama, wir kommen zurecht.«
Und schon fühlte ich mich schlecht. Denn natürlich ging es nicht darum, dass wir jemanden brauchten, der sich um uns kümmerte, sondern darum, dass sie jemanden brauchte, um den sie sich nach Vaters Tod kümmern konnte. Deswegen versuchte ich es mit logischeren Argumenten. »Ich meine, unsere Wohnung ist vollkommen ausreichend, wir haben eine Dachterrasse, und sie liegt nur zehn Minuten von Kims Schule entfernt. Ich brauche mit dem Fahrrad auch nur eine Viertelstunde zur Arbeit. Wenn wir aus der Stadt rausziehen, müssten wir jeden Tag mit dem Auto reinfahren, und der Verkehr in Köln ist die Hölle!«
»Papperlapapp, wer redet denn hier von rausziehen, Kindchen. Das Haus liegt mitten in Sülz.«
»Sülz! Bist du dir sicher? Die Preise da sind unbezahlbar.«
»O ja, das kannst du wohl sagen!«
»Aber du solltest dich wirklich nicht so hoch verschulden«, appellierte ich an ihre ostwestfälische Sparsamkeit und verkniff mir gerade noch ein »in deinem Alter«.
»I wo, wer redet denn hier von verschulden. Wusstest du, dass unser Haus in Jöllenbeck ein kleines Vermögen wert war?«
»Du hast es verkauft?«
»Natürlich, das brauche ich jetzt doch nicht mehr. Und wovon hätte ich sonst das Haus in Sülz bezahlen sollen?«
»Mutter«, stöhnte ich, als mir klarwurde, dass sie schon alles geregelt hatte und ich mich wohl oder übel damit abfinden musste, nach zwanzig Jahren selbständigen Erwachsenendaseins wieder mit ihr zusammenzuziehen.
»Also, vergiss nicht, morgen früh, Punkt neun, Kim hat die Adresse ...«
»Was denn, sie weiß auch schon Bescheid?«, krächzte ich, aber da hatte meine Mutter bereits aufgelegt.
Minutenlang starrte ich fassungslos auf mein Handy. Dann erinnerte ich mich daran, dass mich im Klassenraum noch Herr Möller und ein nicht weniger unangenehmes Gespräch erwarteten. Ich atmete tief durch, öffnete die Tür und setzte ein künstliches Lächeln auf.
»Tut mir leid, Herr Möller, ich wollte Sie nicht so lange warten lassen.«
Aber er schaute mich immer noch freundlich an, die Lachfalte in seinem Gesicht hatte sich wieder geglättet.
»Gut, also, wo war ich stehengeblieben?«, fragte ich leicht verwirrt.
»Beim Sex«, antwortete er, und das falsche Lächeln auf meinen Lippen erstarb. »Zwischen unseren Kindern, oder war es nicht das, worauf Sie hinauswollten?«
Er sah mich offen an. Ich wurde rot und senkte meinen Blick. »Ja, schon, im Grunde, wobei ich natürlich hoffe, dass ich mir unnötig Sorgen mache ... obwohl es vermutlich früher oder später sicherlich dazu ... also eher später, hoffe ich natürlich ...« Ich sah auf und schaute in ein verständnisloses Gesicht. Offensichtlich hielt er mich jetzt auch noch für eine verklemmte Glucke. Wahrscheinlich war ich das sogar, aber bei meiner Tochter hörte der Spaß nun mal auf. Deshalb riss ich mich endlich zusammen und rückte mit der Sprache raus.
»Also, was ich eigentlich sagen will, Sie haben Ihren Sohn doch aufgeklärt? ... Über die möglichen Folgen von ... Sex?«
Während ich übersprunghaft die Akte seines Sohnes zu- und dann wieder aufklappte, schien er mehr und mehr Gefallen an unserem Gespräch zu finden und grinste mich breit an. Und als er schließlich merkte, dass ich es ernst meinte, besaß er sogar noch die Frechheit, zu sagen: »Sind dafür nicht eigentlich Sie zuständig?«
Ich ließ die Akte sinken und sah ihn fassungslos an. Wie bitte? Was für ein altmodischer Typ! War er etwa einer von denen, die meinten, Verhütung sei grundsätzlich Frauensache?! Mir fehlten die Worte. Ich suchte noch nach einem passenden Konter, da fügte er erklärend hinzu: »Als seine Biologielehrerin, meinte ich.«
Natürlich, wie hätte ich auch nur eine Sekunde etwas anderes denken können. Ich atmete scharf ein und blaffte ihn wütend an: »Für Sexualkunde waren meine Kollegen in der Grundschule zuständig.« Dann stand ich abrupt auf, um klarzumachen, dass das Gespräch für mich beendet war. Herr Möller stand ebenfalls auf und streckte mir freundlich seine Hand entgegen, als wäre nichts geschehen.
Während er meine Hand schüttelte und mir auffiel, dass er für einen Rausschmeißer einen viel zu sanften Griff und auch zu schmale Hände hatte, versicherte er mir, dass sein Nicolas ein wirklich anständiger Kerl sei. Ich nickte stumm und fand, dass ein mehrfach sitzengebliebener Junge mit abgewetzter Lederjacke und ungewaschenen Zottelhaaren (»Total coole Dreadlocks, Mama!«), der Sänger in einer Heavy-Metal-Band war und als Berufswunsch Sänger in einer Heavy-Metal-Band angab, bei mir nicht unter die Rubrik anständiger Junge fiel. Herr Möller verließ zufrieden mein Klassenzimmer, und ich sackte erschöpft zurück auf den Stuhl. Na wunderbar. Nicht nur, dass ich mit fast vierzig bald wieder bei meiner Mutter wohnen würde. Vielleicht konnte ich mich demnächst auch noch mit dem Rekord brüsten, innerhalb eines Jahres alleinerziehende Mutter und Oma geworden zu sein.
Drei-Generationen-Haus
Natürlich ging der Umzug nicht ohne Streit über die Bühne. Meine Mutter war in einem Punkt entscheidend im Vorteil: Ihr gehörte das Haus. Deswegen konnte sie die komplette obere Etage, ein liebevoll ausgebautes Dachgeschoss, auch ohne Gewissensbisse für sich beanspruchen. Meine Tochter versuchte es ihr auf diplomatische Weise abzuschwatzen: »Och, Mensch, Omi, in ein paar Jahren kommst du die Treppen doch sowieso nicht mehr hoch.«
»Kim!«, warf ich pflichtbewusst ein, obwohl ich zugeben musste, dass mir der Gedanke auch durch den Kopf gehuscht war.
»Keine Angst, meine Kleine, die Treppen sehen ganz stabil aus, für einen Treppenlift müsste es reichen.«
»Die sind doch viel zu steil. Das passt vom Winkel her gar nicht. Wenn du willst, kann ich das mal eben ausrechnen.«
»Kim!«
»Das war ein Scherz, Liebes, deine Oma hat nicht vor, in ein paar Jahren schon am Rollator zu gehen.«
»Och, Mann, ich will aber nicht neben Mama wohnen.«
»Kim!«
Mutter hatte nicht übertrieben. Das Haus lag tatsächlich mitten in Sülz und besaß neben dem umkämpften Dachboden auch noch zwei etwa gleichgroße Zimmer im mittleren Geschoss, eins zur Straße und eins nach hinten raus, um das ich mich nun offenbar mit meiner Tochter zanken musste, und ein Wohnzimmer mit Kamin im Erdgeschoss, von dem aus man durch einen gemauerten Rundbogen direkt in die gemütliche Wohnküche gelangte. Dazu kam noch der Luxus eines Gartens inklusive süßer Nachbarskatze. Bei unserem Besichtigungstermin war schnell klar gewesen, dass unsere Zweizimmerwohnung es hiermit nicht aufnehmen konnte. Da ahnten wir noch nicht, dass meine Mutter, oder vielmehr ihre monströsen Möbel, den größten Teil des Hauses selbst einnehmen würde. Innerhalb einer Woche war ihr Umzug abgeschlossen. Sie hatte den kompletten Inhalt ihres großen Vorstadthauses in Jöllenbeck in das nette, aber schmale Reihenhaus nach Köln-Sülz verfrachtet. Als Kim und ich mit unseren Habseligkeiten vor der Tür standen, war für diese dort praktisch kein Platz mehr. Im Prinzip war nicht mal für Mutters Möbel ausreichend Platz im Haus. Während Kim ihre eigene Zimmereinrichtung mit dem Hinweis auf ihre Pubertät durchboxte, musste ich mit Mutters Antiquitätensammlung vorliebnehmen. Einzig mein überdimensionaler Schreibtisch fand ihre Gnade und den Weg in mein Arbeits-/ Schlafzimmer.
»Was ist das denn für ein Ungetüm? Da kann ja eine ganze Flüchtlingsfamilie drin wohnen.«
»Mutter, erstens ist das politisch nicht korrekt, was du sagst, und zweitens verbringe ich wie alle Lehrer einen Großteil meiner Arbeitszeit zu Hause, etwas, was ich dir schon seit Jahren zu erklären versuche. Genaugenommen könnte ich mein Arbeitszimmer sogar von der Steuer absetzen, wenn ich nicht auch noch darin schlafen müsste!«
»Bitte, wenn du dafür noch Platz in deinem Zimmer hast«, überhörte meine Mutter meinen kleinen Hinweis und rückte stattdessen ihren breiten Ledersessel zurecht, der wiederum im Wohnzimmer keinen Platz mehr gefunden hatte und nun Mittelpunkt meines Arbeitsschlafzimmers wurde.
Doch auch wenn der Rest meiner gerade neu gekauften Möbel im Keller landete und Kim nach viel Gemaule das deutlich ruhigere Zimmer nach hinten raus bekam, verlief unser Zusammenleben im Großen und Ganzen harmonisch. Überraschend harmonisch sogar, ich hatte nicht erwartet, dass mein Tag durch Mutter um einiges entspannter, ja sogar stressfreier wurde. Es hatte tatsächlich Vorteile, wenn man eine Mutter hatte, die ihre Hauptaufgabe im Leben darin sah, sich zu kümmern. Um das Frühstück zum Beispiel. Während Kim und ich bisher morgens in die Küche gehetzt kamen, um schnell noch einen Schluck Kaffee und ein paar Cornflakes hinunterzuwürgen, war der Tisch jetzt liebevoll gedeckt, der Kaffee bereits in den Tassen und der Brötchenkorb voll.
Oder um die Hausarbeit. Wann auch immer ich nach Hause kam, traf ich meine Mutter entweder mit einem Lappen, einem Besen oder einem Wischmopp an. Das Haus glänzte von oben bis unten, und wenn es zufällig mal nichts zu putzen gab, dann musste mit Sicherheit Unkraut gejätet, Marmelade gekocht oder Unterwäsche gebügelt werden. Das Wort »Ruhestand « kannte Mutter nicht, was nicht zuletzt daran lag, dass sie nie gearbeitet hatte. Im klassischen Sinne. Ihr Arbeitsplatz war der Haushalt, und dort gab es keine Rente mit fünfundsechzig.
Sie liebte es, sich zu kümmern. Um das Essen, den Einkauf, die Wäsche, das Unkraut und natürlich die Erziehung meiner Tochter.
»Es ist ihre erste große Liebe, du musst ihr mehr Freiheiten lassen«, war ihr Kommentar, als ich Kim dazu verdonnerte, ihre Nachhilfestunden mit Nicolas in Zukunft früher und bei uns zu Hause abzuhalten.
»Was?«, stieß ich perplex aus. »So wie ihr mir, als ich Arne nur in der Öffentlichkeit sehen durfte?«
»Hat er dich nun betrogen oder nicht?«
»Ja, aber erst zweiundzwanzig Jahre später, Mutter.«
»Das waren nun mal andere Zeiten.«
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Mein Blick fiel auf seinen tadellosen schwarzen Anzug, das frisch gebügelte weiße Hemd und die etwas altmodische rote Fliege, und ich fragte mich, welche Arbeit er zu dieser Uhrzeit und in diesem Aufzug wohl ausübte. Womöglich war er Kellner in einem teuren Restaurant. Oder Rausschmeißer in einem Edeletablissement? Er hatte auf jeden Fall etwas Verruchtes. Ich fand das nicht weiter schlimm, bis mir eine Kleinigkeit auffiel, die mir ganz und gar nicht behagte: »Sie arbeiten also nachts?«
»Nein, nur abends.«
»Heißt das, Sie sind gar nicht zu Hause, wenn ...«
»Ihre Tochter meinem Sohn Nachhilfe gibt? Nein. Aber, was ich so gehört habe, ist mein Sohn ganz begeistert von seiner Nachhilfelehrerin! Sagten Sie nicht, dass seine Noten besser geworden sind?«
Er grinste vielsagend, und mir wurde klar, dass ich nicht länger um den heißen Brei herumreden konnte.
»Nein, ich meine, schon. Ähm, da fällt mir ein, dass ich noch etwas anderes mit Ihnen besprechen wollte.«
»So?« Er sah mich unschuldig an, aber ich konnte an der einseitigen Lachfalte neben seinem linken Mundwinkel erkennen, dass er genau wusste, worauf ich hinauswollte. Trotzdem machte er es mir kein bisschen leichter.
»Also, ich nehme an, Sie haben mitbekommen, dass die beiden, also meine Tochter und Ihr Sohn, seit einiger Zeit ähm ... zusammen sind.« Ich versuchte mich in einem mütterlichen Lächeln, das der Angelegenheit nicht zu viel Ernsthaftigkeit beimessen sollte, mir aber komplett misslang. Herrn Möllers einseitige Lachfalte wurde tiefer. Er hatte ein asymmetrisches Gesicht.
»Ja, es scheint was richtig Ernstes zu sein«, erwiderte er.
»Ach, wirklich?«, fragte ich jetzt ganz ohne mütterliches Lächeln.
»So ernst es eben in dem Alter sein kann, oder?«
Ich erinnerte mich daran, dass ich meinen Exehemann, na ja, Noch-Ehemann, in Nicolas' Alter kennengelernt hatte, und beeilte mich, das leidige Thema endlich anzusprechen.
»Na ja, manchmal ist es ernster als gewünscht, nicht wahr?« Er sah mich verständnislos an, und ich musste deutlicher werden. »Ich meine, meine Tochter ist gerade erst vierzehn geworden und Ihr Sohn ist siebzehn. Schon fast achtzehn ... Also, ähm, was ich damit sagen will, er ist in einigen Dingen vermutlich erfahrener als Kim ...«
In diesem Moment zappelte meine Handtasche, die ich an den Rand des Schreibtisches gestellt hatte, und ich konnte sie gerade noch schnappen, bevor der Vibrationsalarm meines Handys die Tasche in den Abgrund beförderte. Es dauerte eine Weile, bis ich das Handy gefunden hatte, und ich konnte förmlich spüren, wie Herrn Möllers Lachfalte eine canyonartige Tiefe annahm. Obwohl er es eilig hatte, legte er eine beeindruckende Geduld an den Tag. Ich schaute auf das Display. Meine Mutter. Auch das noch. Wenn ich sie jetzt wegdrückte, würde sie wieder elend lange beleidigt sein. Wenn ich abnahm, würde Herr Möller mich für unhöflich halten.
»Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Ich muss leider ganz kurz ...« Ich machte eine unbestimmte Geste und versuchte, es offiziell aussehen zu lassen.
»Natürlich, gehen Sie ruhig dran.«
Ich nickte dankbar und nahm ab. »Ja, bitte?«
»Hallo, Kindchen, wo steckst du denn schon wieder? Und warum sprichst du so leise? Störe ich dich etwa bei einem heißen Date?«
Ich hasste es, wenn meine Mutter so redete.
»Nein. Ich bin noch in einem Gespräch, ich rufe gleich zurück, ja?«
»Sicher, ich wollte dir auch nur schnell sagen, dass ich ein Haus in Köln gekauft habe. Morgen können wir es uns anschauen. Bis später, mein Kind.«
»Du hast was?«, fragte ich perplex.
»Ein Haus gekauft«, wiederholte sie übertrieben laut und deutlich. »In Köln. Kindchen, ich sag doch immer, diese Handys funktionieren einfach nicht ordentlich.«
»Nein, nein, das Handy ist völlig in Ordnung.« Was man von meiner Mutter gerade nicht unbedingt behaupten konnte. »Mama, bist du verrückt?«, platzte ich entsetzt heraus und bemerkte zu spät, dass das nicht sonderlich offiziell klang. Ich warf Herrn Möller einen kurzen Blick zu und sah, dass er sich ein Grinsen verkniff. Trotzdem musste meine Mutter jetzt augenblicklich zur Vernunft gebracht werden. »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte ich in seine Richtung und versuchte dann, während ich zur Tür eilte, wesentlich leiser und gefasster ins Handy zu flüstern: »Du kannst doch nicht einfach so ein Haus kaufen, Mutter!«
»Natürlich nicht, Kindchen.« Ich schloss erleichtert die Klassentür hinter mir. »Das hat alles mein, wie nennt man das noch ... ach ja, Finanzberater erledigt. Guter Junge, und unverheiratet, übrigens, habe ich dir das schon gesagt?«
»Lenk nicht ab, Mutter, was willst du denn mit einem Haus hier in Köln?«
»Darin wohnen, mein Kind. Und zwar mit euch. Ihr wollt doch nicht ewig in dieser winzigen Dachgeschosswohnung hausen, oder? Außerdem muss sich doch jemand um euch kümmern, bei all dem, was ihr durchmacht.«
»Scheidungen sind heutzutage kein tragisches Unglück mehr, Mama, wir kommen zurecht.«
Und schon fühlte ich mich schlecht. Denn natürlich ging es nicht darum, dass wir jemanden brauchten, der sich um uns kümmerte, sondern darum, dass sie jemanden brauchte, um den sie sich nach Vaters Tod kümmern konnte. Deswegen versuchte ich es mit logischeren Argumenten. »Ich meine, unsere Wohnung ist vollkommen ausreichend, wir haben eine Dachterrasse, und sie liegt nur zehn Minuten von Kims Schule entfernt. Ich brauche mit dem Fahrrad auch nur eine Viertelstunde zur Arbeit. Wenn wir aus der Stadt rausziehen, müssten wir jeden Tag mit dem Auto reinfahren, und der Verkehr in Köln ist die Hölle!«
»Papperlapapp, wer redet denn hier von rausziehen, Kindchen. Das Haus liegt mitten in Sülz.«
»Sülz! Bist du dir sicher? Die Preise da sind unbezahlbar.«
»O ja, das kannst du wohl sagen!«
»Aber du solltest dich wirklich nicht so hoch verschulden«, appellierte ich an ihre ostwestfälische Sparsamkeit und verkniff mir gerade noch ein »in deinem Alter«.
»I wo, wer redet denn hier von verschulden. Wusstest du, dass unser Haus in Jöllenbeck ein kleines Vermögen wert war?«
»Du hast es verkauft?«
»Natürlich, das brauche ich jetzt doch nicht mehr. Und wovon hätte ich sonst das Haus in Sülz bezahlen sollen?«
»Mutter«, stöhnte ich, als mir klarwurde, dass sie schon alles geregelt hatte und ich mich wohl oder übel damit abfinden musste, nach zwanzig Jahren selbständigen Erwachsenendaseins wieder mit ihr zusammenzuziehen.
»Also, vergiss nicht, morgen früh, Punkt neun, Kim hat die Adresse ...«
»Was denn, sie weiß auch schon Bescheid?«, krächzte ich, aber da hatte meine Mutter bereits aufgelegt.
Minutenlang starrte ich fassungslos auf mein Handy. Dann erinnerte ich mich daran, dass mich im Klassenraum noch Herr Möller und ein nicht weniger unangenehmes Gespräch erwarteten. Ich atmete tief durch, öffnete die Tür und setzte ein künstliches Lächeln auf.
»Tut mir leid, Herr Möller, ich wollte Sie nicht so lange warten lassen.«
Aber er schaute mich immer noch freundlich an, die Lachfalte in seinem Gesicht hatte sich wieder geglättet.
»Gut, also, wo war ich stehengeblieben?«, fragte ich leicht verwirrt.
»Beim Sex«, antwortete er, und das falsche Lächeln auf meinen Lippen erstarb. »Zwischen unseren Kindern, oder war es nicht das, worauf Sie hinauswollten?«
Er sah mich offen an. Ich wurde rot und senkte meinen Blick. »Ja, schon, im Grunde, wobei ich natürlich hoffe, dass ich mir unnötig Sorgen mache ... obwohl es vermutlich früher oder später sicherlich dazu ... also eher später, hoffe ich natürlich ...« Ich sah auf und schaute in ein verständnisloses Gesicht. Offensichtlich hielt er mich jetzt auch noch für eine verklemmte Glucke. Wahrscheinlich war ich das sogar, aber bei meiner Tochter hörte der Spaß nun mal auf. Deshalb riss ich mich endlich zusammen und rückte mit der Sprache raus.
»Also, was ich eigentlich sagen will, Sie haben Ihren Sohn doch aufgeklärt? ... Über die möglichen Folgen von ... Sex?«
Während ich übersprunghaft die Akte seines Sohnes zu- und dann wieder aufklappte, schien er mehr und mehr Gefallen an unserem Gespräch zu finden und grinste mich breit an. Und als er schließlich merkte, dass ich es ernst meinte, besaß er sogar noch die Frechheit, zu sagen: »Sind dafür nicht eigentlich Sie zuständig?«
Ich ließ die Akte sinken und sah ihn fassungslos an. Wie bitte? Was für ein altmodischer Typ! War er etwa einer von denen, die meinten, Verhütung sei grundsätzlich Frauensache?! Mir fehlten die Worte. Ich suchte noch nach einem passenden Konter, da fügte er erklärend hinzu: »Als seine Biologielehrerin, meinte ich.«
Natürlich, wie hätte ich auch nur eine Sekunde etwas anderes denken können. Ich atmete scharf ein und blaffte ihn wütend an: »Für Sexualkunde waren meine Kollegen in der Grundschule zuständig.« Dann stand ich abrupt auf, um klarzumachen, dass das Gespräch für mich beendet war. Herr Möller stand ebenfalls auf und streckte mir freundlich seine Hand entgegen, als wäre nichts geschehen.
Während er meine Hand schüttelte und mir auffiel, dass er für einen Rausschmeißer einen viel zu sanften Griff und auch zu schmale Hände hatte, versicherte er mir, dass sein Nicolas ein wirklich anständiger Kerl sei. Ich nickte stumm und fand, dass ein mehrfach sitzengebliebener Junge mit abgewetzter Lederjacke und ungewaschenen Zottelhaaren (»Total coole Dreadlocks, Mama!«), der Sänger in einer Heavy-Metal-Band war und als Berufswunsch Sänger in einer Heavy-Metal-Band angab, bei mir nicht unter die Rubrik anständiger Junge fiel. Herr Möller verließ zufrieden mein Klassenzimmer, und ich sackte erschöpft zurück auf den Stuhl. Na wunderbar. Nicht nur, dass ich mit fast vierzig bald wieder bei meiner Mutter wohnen würde. Vielleicht konnte ich mich demnächst auch noch mit dem Rekord brüsten, innerhalb eines Jahres alleinerziehende Mutter und Oma geworden zu sein.
Drei-Generationen-Haus
Natürlich ging der Umzug nicht ohne Streit über die Bühne. Meine Mutter war in einem Punkt entscheidend im Vorteil: Ihr gehörte das Haus. Deswegen konnte sie die komplette obere Etage, ein liebevoll ausgebautes Dachgeschoss, auch ohne Gewissensbisse für sich beanspruchen. Meine Tochter versuchte es ihr auf diplomatische Weise abzuschwatzen: »Och, Mensch, Omi, in ein paar Jahren kommst du die Treppen doch sowieso nicht mehr hoch.«
»Kim!«, warf ich pflichtbewusst ein, obwohl ich zugeben musste, dass mir der Gedanke auch durch den Kopf gehuscht war.
»Keine Angst, meine Kleine, die Treppen sehen ganz stabil aus, für einen Treppenlift müsste es reichen.«
»Die sind doch viel zu steil. Das passt vom Winkel her gar nicht. Wenn du willst, kann ich das mal eben ausrechnen.«
»Kim!«
»Das war ein Scherz, Liebes, deine Oma hat nicht vor, in ein paar Jahren schon am Rollator zu gehen.«
»Och, Mann, ich will aber nicht neben Mama wohnen.«
»Kim!«
Mutter hatte nicht übertrieben. Das Haus lag tatsächlich mitten in Sülz und besaß neben dem umkämpften Dachboden auch noch zwei etwa gleichgroße Zimmer im mittleren Geschoss, eins zur Straße und eins nach hinten raus, um das ich mich nun offenbar mit meiner Tochter zanken musste, und ein Wohnzimmer mit Kamin im Erdgeschoss, von dem aus man durch einen gemauerten Rundbogen direkt in die gemütliche Wohnküche gelangte. Dazu kam noch der Luxus eines Gartens inklusive süßer Nachbarskatze. Bei unserem Besichtigungstermin war schnell klar gewesen, dass unsere Zweizimmerwohnung es hiermit nicht aufnehmen konnte. Da ahnten wir noch nicht, dass meine Mutter, oder vielmehr ihre monströsen Möbel, den größten Teil des Hauses selbst einnehmen würde. Innerhalb einer Woche war ihr Umzug abgeschlossen. Sie hatte den kompletten Inhalt ihres großen Vorstadthauses in Jöllenbeck in das nette, aber schmale Reihenhaus nach Köln-Sülz verfrachtet. Als Kim und ich mit unseren Habseligkeiten vor der Tür standen, war für diese dort praktisch kein Platz mehr. Im Prinzip war nicht mal für Mutters Möbel ausreichend Platz im Haus. Während Kim ihre eigene Zimmereinrichtung mit dem Hinweis auf ihre Pubertät durchboxte, musste ich mit Mutters Antiquitätensammlung vorliebnehmen. Einzig mein überdimensionaler Schreibtisch fand ihre Gnade und den Weg in mein Arbeits-/ Schlafzimmer.
»Was ist das denn für ein Ungetüm? Da kann ja eine ganze Flüchtlingsfamilie drin wohnen.«
»Mutter, erstens ist das politisch nicht korrekt, was du sagst, und zweitens verbringe ich wie alle Lehrer einen Großteil meiner Arbeitszeit zu Hause, etwas, was ich dir schon seit Jahren zu erklären versuche. Genaugenommen könnte ich mein Arbeitszimmer sogar von der Steuer absetzen, wenn ich nicht auch noch darin schlafen müsste!«
»Bitte, wenn du dafür noch Platz in deinem Zimmer hast«, überhörte meine Mutter meinen kleinen Hinweis und rückte stattdessen ihren breiten Ledersessel zurecht, der wiederum im Wohnzimmer keinen Platz mehr gefunden hatte und nun Mittelpunkt meines Arbeitsschlafzimmers wurde.
Doch auch wenn der Rest meiner gerade neu gekauften Möbel im Keller landete und Kim nach viel Gemaule das deutlich ruhigere Zimmer nach hinten raus bekam, verlief unser Zusammenleben im Großen und Ganzen harmonisch. Überraschend harmonisch sogar, ich hatte nicht erwartet, dass mein Tag durch Mutter um einiges entspannter, ja sogar stressfreier wurde. Es hatte tatsächlich Vorteile, wenn man eine Mutter hatte, die ihre Hauptaufgabe im Leben darin sah, sich zu kümmern. Um das Frühstück zum Beispiel. Während Kim und ich bisher morgens in die Küche gehetzt kamen, um schnell noch einen Schluck Kaffee und ein paar Cornflakes hinunterzuwürgen, war der Tisch jetzt liebevoll gedeckt, der Kaffee bereits in den Tassen und der Brötchenkorb voll.
Oder um die Hausarbeit. Wann auch immer ich nach Hause kam, traf ich meine Mutter entweder mit einem Lappen, einem Besen oder einem Wischmopp an. Das Haus glänzte von oben bis unten, und wenn es zufällig mal nichts zu putzen gab, dann musste mit Sicherheit Unkraut gejätet, Marmelade gekocht oder Unterwäsche gebügelt werden. Das Wort »Ruhestand « kannte Mutter nicht, was nicht zuletzt daran lag, dass sie nie gearbeitet hatte. Im klassischen Sinne. Ihr Arbeitsplatz war der Haushalt, und dort gab es keine Rente mit fünfundsechzig.
Sie liebte es, sich zu kümmern. Um das Essen, den Einkauf, die Wäsche, das Unkraut und natürlich die Erziehung meiner Tochter.
»Es ist ihre erste große Liebe, du musst ihr mehr Freiheiten lassen«, war ihr Kommentar, als ich Kim dazu verdonnerte, ihre Nachhilfestunden mit Nicolas in Zukunft früher und bei uns zu Hause abzuhalten.
»Was?«, stieß ich perplex aus. »So wie ihr mir, als ich Arne nur in der Öffentlichkeit sehen durfte?«
»Hat er dich nun betrogen oder nicht?«
»Ja, aber erst zweiundzwanzig Jahre später, Mutter.«
»Das waren nun mal andere Zeiten.«
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von Maja Bluhm
Maja Bluhm ist eine erfahrene Läuferin und Autorin. Sie wohnt mit ihren Töchtern und ihrem Mann in einem schönen Haus mit Garten.
Bibliographische Angaben
- Autor: Maja Bluhm
- 2013, 368 Seiten, Maße: 13,7 x 19,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: FISCHER Krüger
- ISBN-10: 3810513288
- ISBN-13: 9783810513281
- Erscheinungsdatum: 16.05.2013
Rezension zu „Meine Mutter, meine Tochter, ihr Freund, sein Vater und ich “
Der Autorin ist wirklich ein Urlaubsroman von hohem Unterhaltungswert geglückt, perfekt, um ihn am Strand, auf dem Balkon oder anderswo 'wegzulesen'. Breit empfohlen. Jane Holler EKZ Bibliotheksservice 20130708
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