Nacht ohne Ende
Roman
Reporterin Tiel McCoy gerät mitten in eine spektakuläre Geiselnahme. Sie traut ihren Augen kaum, als sich die beiden jugendlichen Gangster als die angeblich entführte und hochschwangere 18-jährige Millionärstochter und deren Freund Ronny entpuppen.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Nacht ohne Ende “
Reporterin Tiel McCoy gerät mitten in eine spektakuläre Geiselnahme. Sie traut ihren Augen kaum, als sich die beiden jugendlichen Gangster als die angeblich entführte und hochschwangere 18-jährige Millionärstochter und deren Freund Ronny entpuppen.
Klappentext zu „Nacht ohne Ende “
Auf der Suche nach der entführten Tochter des Millionärs Dendy gerät die ehrgeizige Fernsehreporterin Tiel McCoy zufällig in einen Überfall an einer abgelegenen Raststätte in New Mexico. Sie traut ihren Augen kaum, als sich die beiden jugendlichen Gangster als die angeblich entführte, hochschwangere 18-jährige Sabra Dendy und ihr Freund Ronny Davidson entpuppen. Aus dem Überfall wird jedoch rasch eine von Panik getriebene Geiselnahme, als bei Sabra verfrüht die Wehen einsetzen. Ronny bedroht mit seiner Pistole alle Anwesenden: Tiel, ein älteres Ehepaar, zwei Mexikaner, einen Ranger sowie die Kassiererin. Der Ranger, ein besonnener Mann, scheint zum Glück medizinische Erfahrung zu haben, denn er stellt fest, dass der jungen Frau eine höchst komplizierte Geburt bevorsteht. Aber Sabra will auf keinen Fall ins Krankenhaus, denn sie befürchtet, dass ihr tyrannischer Vater ihr das Kind entreißt und Ronny ins Gefängnis stecken lässt. Bald schon wird auch das FBI in den Fall eingeschaltet, und trotz der Ausweglosigkeit der Situation gilt die Sympathie der Opfer ihren jungen Geiselnehmern. Tiel selbst ist hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, diese einzigartige Situation beruflich für sich zu nutzen, und ihrem Mitgefühl für die beiden Jugendlichen, die nichts dringender brauchen als eine Verbündete mit großem Herzen und kühlem Verstand. Als die Lage zusehends eskaliert, droht eine Kurzschlussreaktion des jungen Ronny, denn die beiden Mexikaner werden gefährlich nervös, der Zustand der jungen Mutter ist lebensbedrohlich, und der Ranger ist offensichtlich nicht das, was er zu sein vorgibt. Der Countdown läuft...
Lese-Probe zu „Nacht ohne Ende “
"Ich habe gerade die Kurznachrichten in meinem Autoradio gehört."Tiel McCoy begann dieses Telefongespräch nicht mit überflüssigem Gerede, sondern sie kam gleich zur Sache, nachdem Gully sich am anderen Ende der Leitung gemeldet hatte. Es waren auch gar keine langen Vorreden nötig. Er hatte ihren Anruf wahrscheinlich ohnehin schon erwartet.
Trotzdem stellte Gully sich erst einmal dumm. "Bist du das, Tiel? Na, genießt du deinen Urlaub bisher?"
Ihr Urlaub hatte offiziell an diesem Morgen begonnen, als sie Dallas verlassen und auf der Interstate 20 Richtung Westen gefahren war. Sie war bis nach Abilene gekommen, wo sie einen Zwischenstopp eingelegt hatte, um ihren Onkel zu besuchen, der seit fünf Jahren in einem Pflegeheim lebte. Sie hatte ihren Onkel Pete als einen großen, robusten Mann mit einem respektlosen Sinn für Humor in Erinnerung, der fantastische Nackensteaks grillen und einen Softball weit über das Spielfeld hinweg schlagen konnte.
Heute hatten sie zusammen Mittag gegessen - matschige Fischstäbchen und Dosenerbsen - und sich danach eine Folge von Guiding Light angesehen. Sie hatte ihn gefragt, ob sie irgendetwas für ihn tun könnte, solange sie da war, wie zum Beispiel einen Brief für ihn schreiben oder ihm ein paar Zeitschriften besorgen. Er hatte sie nur traurig angelächelt, ihr für ihr Kommen gedankt und sich dann einem Pfleger überlassen, der ihn wie ein Kind für sein Mittagsschläfchen ins Bett gepackt hatte.
Draußen vor dem Pflegeheim hatte Tiel dankbar die sengend heiße, staubige Luft von West Texas in ihre Lungen gesogen, in der Hoffnung, den deprimierenden Geruch nach Alter und Resignation loszuwerden, der das Gebäude durchdrungen hatte. Sie war erleichtert gewesen, dass die familiäre Verpflichtung nun hinter ihr lag, hatte aber wegen dieser Erleichterung auch prompt ein schlechtes Gewissen gehabt. Mit äußerster Willensanstrengung schüttelte sie ihre Verzweiflung ab und erinnerte sich daran, dass sie schließlich Urlaub hatte.
Dem
... mehr
Kalender nach war es noch gar nicht Sommer, aber der Mai war ungewöhnlich warm für die Jahreszeit. In der Nähe des Pflegeheims hatte es nirgendwo einen im Schatten liegenden Parkplatz gegeben, folglich war es im Inneren ihres Wagens derart heiß gewesen, dass sie Kekse auf dem Armaturenbrett hätte backen können. Sie drehte das Gebläse der Klimaanlage auf volle Stärke und fand einen Radiosender, der etwas anderes als Garth, George und Willie spielte.
"Es wird eine herrliche Zeit werden. Es wird mir gut tun, mal von all dem Stress und der Hektik wegzukommen und eine Weile auszuspannen. Ich fühle mich jetzt schon sehr viel besser, weil ich es getan habe." Sie wiederholte diesen inneren Monolog wie einen Katechismus, während sie sich von seinem Wahrheitsgehalt zu überzeugen versuchte. Sie war diesen Urlaub angegangen, als ob er gleichbedeutend mit der Einnahme eines scheußlich schmeckenden Abführmittels wäre.
Hitzewellen flimmerten auf dem Highway, erweckten den Eindruck, als kräuselte sich die Fahrbahn in hypnotisierenden Wellenbewegungen. Das Fahren wurde zu einer rein mechanischen, geistlosen Tätigkeit. Ihre Gedanken schweiften ab. Das Radio lieferte nur ein Hintergrundgeräusch, das Tiel kaum noch wahrnahm.
Aber als sie die Kurznachrichten hörte, war es, als hätte plötzlich jemand neben ihr laut "Buh!" gerufen, um sie zu erschrecken. Mit einem Ruck beschleunigte sich alles - der Wagen, Tiels Pulsschlag, ihre Gedanken.
Augenblicklich kramte sie ihr Handy aus ihrer großen Ledertasche und rief Gully über seinen persönlichen Anschluss an. Wieder verzichtete sie auf jede unnötige Konversation, als sie jetzt zu ihm sagte: "Erzähl mir mal, was da abläuft."
"Was haben sie denn in den Radionachrichten gesagt?"
"Dass heute Vormittag ein High-School-Schüler in Fort Worth Russell Dendys Tochter gekidnappt hat."
"Das ist auch so ziemlich das Wesentliche", bestätigte Gully.
"Das Wesentliche, aber ich möchte Einzelheiten wissen."
"Du bist im Urlaub, Tiel."
"Ich komme zurück. Bei der nächsten Ausfahrt werde ich wenden und zum Sender zurückfahren." Sie warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. "Ich schätze mal, ich werde so gegen -"
"Moment, Moment! Wo genau bist du jetzt?"
"Ungefähr fünfzig Meilen westlich von Abilene."
"Hmmm."
"Was, Gully?" Ihre Handflächen waren feucht geworden. Sie spürte wieder das vertraute Prickeln im Bauch, das sich nur dann bemerkbar machte, wenn sie im Begriff war, eine heiße Spur zu einer super Story zu verfolgen. Dieser beispiellose Adrenalinstoß war einfach unmissverständlich.
"Du bist auf dem Weg nach Angel Fire, richtig?"
"Richtig."
"Im nordöstlichen Teil von New Mexico... ah ja, da ist es." Er musste beim Sprechen auf eine Straßenkarte gesehen haben. "Egal, vergiss es. Du willst diesen Auftrag bestimmt nicht. Du würdest dann auch einen Umweg machen müssen."
Er wollte sie ködern, und sie wusste es, aber es machte ihr in diesem Augenblick nichts aus, sich ködern zu lassen. Sie wollte ein Stück von dieser Story. Die Entführung von Russell Dendys Tochter war eine sensationelle Nachricht, ein gefundenes Fressen für die Medien, und sie versprach, noch für eine ganze Menge mehr Schlagzeilen zu sorgen, ehe sie vorüber war. "Es macht mir nichts aus, einen Umweg zu machen. Sag mir, wo ich hinfahren soll."
"Na ja", meinte er zögernd, "aber nur, wenn du dir sicher bist."
"Ich bin mir sicher."
"Okay. Also, nicht allzu weit vor dir gibt es eine Ausfahrt auf den State Highway Zwei-Null-Acht. Fahr von dort aus in südlicher Richtung nach San Angelo. Auf der Südseite von San Angelo kommst du an eine Kreuzung -"
"Gully, ungefähr wie weit wird mich dieser Umweg von meiner geplanten Route abbringen?"
"Ich dachte, es macht dir nichts aus."
"Das tut es ja auch nicht. Ich möchte es nur wissen. Eine grobe Schätzung."
"Tja, mal überlegen. Grob über den Daumen gepeilt... ungefähr dreihundert Meilen."
"Von Angel Fire?", fragte sie schwach.
"Von der Stelle aus, wo du jetzt bist. Den Rest des Weges nach Angel Fire nicht mit eingerechnet."
"Dreihundert hin und zurück?"
"Dreihundert hin und dreihundert zurück."
Sie stieß einen langen Seufzer aus, achtete jedoch sorgfältig darauf, dass Gully ihn nicht hörte. "Du hast gesagt, Highway Zwei-Null-Acht in südlicher Richtung nach San Angelo, und wie weiter?"
Tiel lenkte mit den Knien, hielt das Handy mit der linken Hand und machte sich mit der rechten Notizen. Der Wagen war auf Tempostat eingestellt, aber ihr Gehirn lief auf Hochtouren. Erregung pulsierte durch ihre Adern, und ihr Journalistenblut pumpte schneller als die Kolben im Motor ihres Autos. Gedanken an lange, angenehme Abende in einem Schaukelstuhl auf einer Veranda wurden von solchen an Tonbandaufnahmen und Interviews verdrängt.
Aber sie griff den Dingen ein bisschen zu weit vor. Ihr fehlten noch immer handfeste Fakten. Als sie danach fragte, stellte sich Gully - zur Hölle mit ihm - plötzlich stur. "Nicht jetzt, Tiel. Ich bin so beschäftigt wie ein einarmiger Tapezierer, und du hast noch einen ziemlich weiten Weg vor dir. Bis du dort angekommen bist, wo du hinwillst, werde ich mehr als genug Informationen für dich haben."
Frustriert und mehr als ärgerlich auf ihn, weil er derart mit Einzelheiten knauserte, fragte sie: "Wie heißt die Stadt noch mal?"
"Hera."
Die Highways verliefen schnurgerade, auf beiden Seiten von endloser Grassteppe flankiert, deren Eintönigkeit nur hin und wieder von Viehherden aufgelockert wurde, die auf künstlich bewässerten Weiden grasten. Ölquellen zeichneten sich als Silhouetten gegen einen wolkenlosen Himmel ab. Oft rollte ein Steppenläufer vor Tiel über die Straße. Nachdem sie San Angelo hinter sich gelassen hatte, sah sie nur noch selten ein anderes Fahrzeug.
Komisch, dachte sie, wie sich die Dinge so entwickeln.
Normalerweise hätte sie es vorgezogen, nach New Mexico zu fliegen. Aber sie hatte schon vor Tagen entschieden, mit dem Wagen nach Angel Fire zu fahren, nicht nur, damit sie Onkel Pete auf dem Weg dorthin besuchen konnte, sondern auch, um in Urlaubsstimmung zu kommen. Die lange Fahrt würde ihr Zeit verschaffen, sich von all dem Druck zu befreien, den Alltag hinter sich zu lassen, die Phase der Ruhe und Entspannung zu beginnen, noch bevor sie ihren Urlaubsort in den Bergen erreicht hatte, so dass sie - wenn sie dann schließlich dort ankam - bereits voll und ganz auf Ferien eingestimmt sein würde.
Zu Hause in Dallas bewegte sie sich stets mit Lichtgeschwindigkeit, immer in Hetze, immer unter Termindruck arbeitend. Als sie an diesem Morgen die Randbezirke von Fort Worth erreicht und das sich weit ausbreitende Stadtgebiet hinter sich gelassen hatte, als der Urlaub allmählich zur Realität geworden war, hatte sie zum ersten Mal so etwas wie Vorfreude auf die idyllischen Tage gefühlt, die sie erwarteten. Sie hatte mit offenen Augen von klaren, sprudelnden Bächen geträumt, von langen Wanderungen auf von Espen gesäumten Wegen, von kühler, frischer Luft und faulen Vormittagen bei einer Tasse Kaffee und einem spannenden Bestseller.
Es würde keinen Arbeitsplan geben, der unbedingt eingehalten werden musste, keine Hetze, keinen Zeitdruck. Auf sie warteten einzig und allein Stunden der Entspannung, in denen sie ungehemmt ihren Gedanken nachhängen konnte, was an sich betrachtet ja sogar eine Tugend war. Tiel McCoy hatte inzwischen mehr als genug Anspruch darauf, sich unverfroren der Langeweile hinzugeben. Und sie hatte diesen Urlaub außerdem bereits dreimal verschoben.
"Entweder du nimmst sie, oder dein Anspruch verfällt", hatte Gully ihr in Anbetracht der Urlaubstage gesagt, die sich bei ihr angesammelt hatten.
Er hatte ihr einen Vortrag darüber gehalten, welch ungeheuer positive Wirkung es sowohl auf ihre Leistung als auch auf ihre Stimmung haben würde, wenn sie sich mal eine Verschnaufpause gönnte. Und das von einem Mann, der in den vergangenen vierzig oder sogar noch mehr Jahren nicht mehr als einige wenige Urlaubstage genommen hatte - einschließlich der Woche, die er im Krankenhaus verbracht hatte, wo seine Gallenblase entfernt worden war.
Als sie ihn daran erinnerte, hatte er sie finster angesehen. "Genau das meine ich. Willst du ebenfalls als ein solch jämmerliches Relikt enden wie ich?" Damit hatte er wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen. "Es wird deine Chancen nicht gefährden, wenn du mal Urlaub nimmst. Diese Stelle wird immer noch frei sein, wenn du zurückkommst."
Es war ihr nicht schwer gefallen, die wahre Bedeutung hinter dieser listigen Bemerkung zu erkennen. Sauer auf ihn, weil er sich sofort den wirklichen Grund für ihr Widerstreben, ihre Arbeit auch nur für eine kurze Zeitspanne im Stich zu lassen, herausgegriffen hatte, hatte sie sich schließlich widerwillig bereit erklärt, für eine Woche wegzufahren. Sie hatte die nötigen Reservierungen vorgenommen und die Reise geplant. Aber in jeden Plan sollte ein kleines bisschen Flexibilität eingebaut sein.
Und wenn jemals Flexibilität gefordert war, dann zu einem Zeitpunkt, wenn Russell Dendys Tochter angeblich gekidnappt worden war.
Tiel hielt den klebrigen Hörer des Münzfernsprechers vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger, um nur ja nicht mehr von der schmutzigen Oberfläche berühren zu müssen, als unbedingt notwendig war. "Okay, Gully, ich bin da. Oder zumindest irgendwo in der Nähe. Tatsache ist, ich habe mich verfranst."
Er lachte meckernd. "Zu aufgeregt, um dich darauf zu konzentrieren, wo du hinfährst?"
"Na ja, es ist schließlich nicht so, als hätte ich eine blühende Metropole verfehlt. Du hast selbst gesagt, dass der Ort auf den meisten Karten überhaupt nicht verzeichnet ist."
Ihr Sinn für Humor hatte sich ungefähr zu dem Zeitpunkt verflüchtigt, als sie auch jedes Gefühl im Hinterteil verloren hatte. Schon vor Stunden war ihre verlängerte Kehrseite von dem langen Sitzen taub geworden. Seit sie das letzte Mal mit Gully telefoniert hatte, hatte sie nur ein einziges Mal angehalten, und das auch nur aus zwingender Notwendigkeit. Ihr taten alle Knochen weh, sie war hungrig, durstig, müde, schlecht gelaunt und nicht mehr allzu frisch, weil sie einen langen Teil der Fahrt die untergehende Sonne im Gesicht gehabt hatte. Die Klimaanlage des Wagens hatte vor Überbeanspruchung ihren Geist aufgegeben. Eine Dusche würde eine Wohltat sein.
Gully trug nicht gerade dazu bei, ihre Laune zu verbessern, indem er fragte: "Wie hast du es geschafft, dich zu verirren?"
"Ich habe jeden Ortssinn verloren, nachdem die Sonne untergegangen war. Die Landschaft hier draußen sieht von jedem Blickwinkel gleich aus. Nach Einbruch der Dunkelheit ist es sogar noch schlimmer. Ich rufe von einem Gemischtwarenladen in einem Ort mit exakt achthundertdreiundzwanzig Einwohnern an, jedenfalls laut dem Schild an der Stadtgrenze, und ich glaube, die Handelskammer hat diese Zahl noch zu ihren Gunsten frisiert. Dies ist das einzige beleuchtete Gebäude im Umkreis von vielen Meilen. Die Stadt heißt Rojo Soundso."
"Flats. Rojo Flats."
Natürlich kannte Gully den vollen Namen dieses obskuren kleinen Kaffs. Er kannte wahrscheinlich sogar den Namen des Bürgermeisters. Es gab nichts, was Gully nicht wusste. Er war eine wandelnde Enzyklopädie. Er sammelte Informationen, so wie Verbindungsratten die Telefonnummern von Kommilitoninnen sammelten.
Der Fernsehsender, bei dem Tiel arbeitete, hatte einen Nachrichtendirektor, aber der Mann mit diesem Titel führte die Geschäfte von einem mit Teppichen ausgelegten Büro aus und war eher ein Erbsenzähler und Administrator als ein Boss, der die Zügel gern fest in der Hand hielt.
Der Mann im Schützengraben, derjenige, der sich direkt mit den Reportern, Schreibern, Pressefotografen und Redakteuren befasste, derjenige, der Termine und Arbeitspläne koordinierte und sich rührselige Geschichten anhörte und Dreck fraß, wenn Dreckfressen angesagt war, derjenige, der den Nachrichtenbetrieb wirklich leitete, war der Chefredakteur, Gully.
Er war bereits beim Sender gewesen, als dieser zu Beginn der fünfziger Jahre sein Programm begonnen hatte, und er hatte verkündet, dass sie ihn schon mit den Füßen voran aus der Redaktion würden wegtragen müssen. Eher wollte er sterben, als in Rente zu gehen. Er arbeitete sechzehn Stunden am Tag und ärgerte sich über die Zeit, die er nicht arbeitete. Er verfügte über einen farbigen, äußerst anschaulichen Wortschatz und zahllose Gleichnisse, ein umfangreiches Repertoire an abenteuerlichen Geschichten über längst vergangene Zeiten in der Rundfunk- und Fernsehbranche und hatte anscheinend kein Leben außerhalb des Nachrichtenstudios. Sein Vorname war Yarborough, aber das wussten nur einige wenige Sterbliche. Alle anderen kannten ihn nur als Gully.
"Wirst du mir nun diesen mysteriösen Auftrag geben oder nicht?"
Er ließ sich nicht drängen. "Was ist mit deinen Urlaubsplänen passiert?"
"Nichts. Ich bin immer noch im Urlaub."
"Wer's glaubt, wird selig."
"Aber wenn ich's dir doch sage! Ich habe nicht vor, meine freie Woche zu streichen. Ich verschiebe nur den Beginn, das ist alles."
"Was wird dein neuer Freund dazu sagen?"
"Ich habe es dir doch schon tausendmal erklärt, es gibt keinen neuen Freund." Er lachte sein stoisches Kettenraucherlachen, um anzudeuten, dass sie beide wussten, dass sie log, und dass sie ihm nichts vorzumachen brauchte.
"Hast du deinen Notizblock parat?", fragte Gully plötzlich.
"Äh, ja."
Welche Bazillen sich auch immer auf dem schmierigen Telefonhörer angesiedelt hatten, sie waren inzwischen wahrscheinlich alle zu ihr rübergehopst. Tiel fand sich damit ab und klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Wange, während sie Notizblock und Stift aus ihrer Tasche holte und sie auf das schmale Metallsims unter dem Wandtelefon legte.
"Schieß los."
"Der Name des Jungen ist Ronald Davison", begann Gully.
"Das habe ich schon im Radio gehört."
"Wird allgemein Ronnie genannt. Besucht die letzte Klasse der High School, genau wie die Dendy. Wird seinen Schulabschluss zwar nicht mit Auszeichnung machen, aber er ist ein Schüler mit einem guten Zensurendurchschnitt. Hat bis heute nie Ärger gemacht. Nach der ersten Unterrichtsstunde heute Morgen ist er mit Sabra Dendy in seinem Toyota Pickup vom Schülerparkplatz gebraust, als ob ihn jemand mit vorgehaltener Schrotflinte zum Heiraten hätte zwingen wollen."
"Russ Dendys Kind."
"Sein Einziges."
"Ist das FBI eingeschaltet worden?""FBI. Texas Rangers. Und praktisch sämtliche anderen Behörden. Wer immer eine Dienstmarke trägt, arbeitet an dieser Sache. Ein Mordsaufstand, das Ganze. Alle behaupten, für den Fall zuständig zu sein, und alle wollen bei der Aktion dabei sein."
"Es wird eine herrliche Zeit werden. Es wird mir gut tun, mal von all dem Stress und der Hektik wegzukommen und eine Weile auszuspannen. Ich fühle mich jetzt schon sehr viel besser, weil ich es getan habe." Sie wiederholte diesen inneren Monolog wie einen Katechismus, während sie sich von seinem Wahrheitsgehalt zu überzeugen versuchte. Sie war diesen Urlaub angegangen, als ob er gleichbedeutend mit der Einnahme eines scheußlich schmeckenden Abführmittels wäre.
Hitzewellen flimmerten auf dem Highway, erweckten den Eindruck, als kräuselte sich die Fahrbahn in hypnotisierenden Wellenbewegungen. Das Fahren wurde zu einer rein mechanischen, geistlosen Tätigkeit. Ihre Gedanken schweiften ab. Das Radio lieferte nur ein Hintergrundgeräusch, das Tiel kaum noch wahrnahm.
Aber als sie die Kurznachrichten hörte, war es, als hätte plötzlich jemand neben ihr laut "Buh!" gerufen, um sie zu erschrecken. Mit einem Ruck beschleunigte sich alles - der Wagen, Tiels Pulsschlag, ihre Gedanken.
Augenblicklich kramte sie ihr Handy aus ihrer großen Ledertasche und rief Gully über seinen persönlichen Anschluss an. Wieder verzichtete sie auf jede unnötige Konversation, als sie jetzt zu ihm sagte: "Erzähl mir mal, was da abläuft."
"Was haben sie denn in den Radionachrichten gesagt?"
"Dass heute Vormittag ein High-School-Schüler in Fort Worth Russell Dendys Tochter gekidnappt hat."
"Das ist auch so ziemlich das Wesentliche", bestätigte Gully.
"Das Wesentliche, aber ich möchte Einzelheiten wissen."
"Du bist im Urlaub, Tiel."
"Ich komme zurück. Bei der nächsten Ausfahrt werde ich wenden und zum Sender zurückfahren." Sie warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. "Ich schätze mal, ich werde so gegen -"
"Moment, Moment! Wo genau bist du jetzt?"
"Ungefähr fünfzig Meilen westlich von Abilene."
"Hmmm."
"Was, Gully?" Ihre Handflächen waren feucht geworden. Sie spürte wieder das vertraute Prickeln im Bauch, das sich nur dann bemerkbar machte, wenn sie im Begriff war, eine heiße Spur zu einer super Story zu verfolgen. Dieser beispiellose Adrenalinstoß war einfach unmissverständlich.
"Du bist auf dem Weg nach Angel Fire, richtig?"
"Richtig."
"Im nordöstlichen Teil von New Mexico... ah ja, da ist es." Er musste beim Sprechen auf eine Straßenkarte gesehen haben. "Egal, vergiss es. Du willst diesen Auftrag bestimmt nicht. Du würdest dann auch einen Umweg machen müssen."
Er wollte sie ködern, und sie wusste es, aber es machte ihr in diesem Augenblick nichts aus, sich ködern zu lassen. Sie wollte ein Stück von dieser Story. Die Entführung von Russell Dendys Tochter war eine sensationelle Nachricht, ein gefundenes Fressen für die Medien, und sie versprach, noch für eine ganze Menge mehr Schlagzeilen zu sorgen, ehe sie vorüber war. "Es macht mir nichts aus, einen Umweg zu machen. Sag mir, wo ich hinfahren soll."
"Na ja", meinte er zögernd, "aber nur, wenn du dir sicher bist."
"Ich bin mir sicher."
"Okay. Also, nicht allzu weit vor dir gibt es eine Ausfahrt auf den State Highway Zwei-Null-Acht. Fahr von dort aus in südlicher Richtung nach San Angelo. Auf der Südseite von San Angelo kommst du an eine Kreuzung -"
"Gully, ungefähr wie weit wird mich dieser Umweg von meiner geplanten Route abbringen?"
"Ich dachte, es macht dir nichts aus."
"Das tut es ja auch nicht. Ich möchte es nur wissen. Eine grobe Schätzung."
"Tja, mal überlegen. Grob über den Daumen gepeilt... ungefähr dreihundert Meilen."
"Von Angel Fire?", fragte sie schwach.
"Von der Stelle aus, wo du jetzt bist. Den Rest des Weges nach Angel Fire nicht mit eingerechnet."
"Dreihundert hin und zurück?"
"Dreihundert hin und dreihundert zurück."
Sie stieß einen langen Seufzer aus, achtete jedoch sorgfältig darauf, dass Gully ihn nicht hörte. "Du hast gesagt, Highway Zwei-Null-Acht in südlicher Richtung nach San Angelo, und wie weiter?"
Tiel lenkte mit den Knien, hielt das Handy mit der linken Hand und machte sich mit der rechten Notizen. Der Wagen war auf Tempostat eingestellt, aber ihr Gehirn lief auf Hochtouren. Erregung pulsierte durch ihre Adern, und ihr Journalistenblut pumpte schneller als die Kolben im Motor ihres Autos. Gedanken an lange, angenehme Abende in einem Schaukelstuhl auf einer Veranda wurden von solchen an Tonbandaufnahmen und Interviews verdrängt.
Aber sie griff den Dingen ein bisschen zu weit vor. Ihr fehlten noch immer handfeste Fakten. Als sie danach fragte, stellte sich Gully - zur Hölle mit ihm - plötzlich stur. "Nicht jetzt, Tiel. Ich bin so beschäftigt wie ein einarmiger Tapezierer, und du hast noch einen ziemlich weiten Weg vor dir. Bis du dort angekommen bist, wo du hinwillst, werde ich mehr als genug Informationen für dich haben."
Frustriert und mehr als ärgerlich auf ihn, weil er derart mit Einzelheiten knauserte, fragte sie: "Wie heißt die Stadt noch mal?"
"Hera."
Die Highways verliefen schnurgerade, auf beiden Seiten von endloser Grassteppe flankiert, deren Eintönigkeit nur hin und wieder von Viehherden aufgelockert wurde, die auf künstlich bewässerten Weiden grasten. Ölquellen zeichneten sich als Silhouetten gegen einen wolkenlosen Himmel ab. Oft rollte ein Steppenläufer vor Tiel über die Straße. Nachdem sie San Angelo hinter sich gelassen hatte, sah sie nur noch selten ein anderes Fahrzeug.
Komisch, dachte sie, wie sich die Dinge so entwickeln.
Normalerweise hätte sie es vorgezogen, nach New Mexico zu fliegen. Aber sie hatte schon vor Tagen entschieden, mit dem Wagen nach Angel Fire zu fahren, nicht nur, damit sie Onkel Pete auf dem Weg dorthin besuchen konnte, sondern auch, um in Urlaubsstimmung zu kommen. Die lange Fahrt würde ihr Zeit verschaffen, sich von all dem Druck zu befreien, den Alltag hinter sich zu lassen, die Phase der Ruhe und Entspannung zu beginnen, noch bevor sie ihren Urlaubsort in den Bergen erreicht hatte, so dass sie - wenn sie dann schließlich dort ankam - bereits voll und ganz auf Ferien eingestimmt sein würde.
Zu Hause in Dallas bewegte sie sich stets mit Lichtgeschwindigkeit, immer in Hetze, immer unter Termindruck arbeitend. Als sie an diesem Morgen die Randbezirke von Fort Worth erreicht und das sich weit ausbreitende Stadtgebiet hinter sich gelassen hatte, als der Urlaub allmählich zur Realität geworden war, hatte sie zum ersten Mal so etwas wie Vorfreude auf die idyllischen Tage gefühlt, die sie erwarteten. Sie hatte mit offenen Augen von klaren, sprudelnden Bächen geträumt, von langen Wanderungen auf von Espen gesäumten Wegen, von kühler, frischer Luft und faulen Vormittagen bei einer Tasse Kaffee und einem spannenden Bestseller.
Es würde keinen Arbeitsplan geben, der unbedingt eingehalten werden musste, keine Hetze, keinen Zeitdruck. Auf sie warteten einzig und allein Stunden der Entspannung, in denen sie ungehemmt ihren Gedanken nachhängen konnte, was an sich betrachtet ja sogar eine Tugend war. Tiel McCoy hatte inzwischen mehr als genug Anspruch darauf, sich unverfroren der Langeweile hinzugeben. Und sie hatte diesen Urlaub außerdem bereits dreimal verschoben.
"Entweder du nimmst sie, oder dein Anspruch verfällt", hatte Gully ihr in Anbetracht der Urlaubstage gesagt, die sich bei ihr angesammelt hatten.
Er hatte ihr einen Vortrag darüber gehalten, welch ungeheuer positive Wirkung es sowohl auf ihre Leistung als auch auf ihre Stimmung haben würde, wenn sie sich mal eine Verschnaufpause gönnte. Und das von einem Mann, der in den vergangenen vierzig oder sogar noch mehr Jahren nicht mehr als einige wenige Urlaubstage genommen hatte - einschließlich der Woche, die er im Krankenhaus verbracht hatte, wo seine Gallenblase entfernt worden war.
Als sie ihn daran erinnerte, hatte er sie finster angesehen. "Genau das meine ich. Willst du ebenfalls als ein solch jämmerliches Relikt enden wie ich?" Damit hatte er wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen. "Es wird deine Chancen nicht gefährden, wenn du mal Urlaub nimmst. Diese Stelle wird immer noch frei sein, wenn du zurückkommst."
Es war ihr nicht schwer gefallen, die wahre Bedeutung hinter dieser listigen Bemerkung zu erkennen. Sauer auf ihn, weil er sich sofort den wirklichen Grund für ihr Widerstreben, ihre Arbeit auch nur für eine kurze Zeitspanne im Stich zu lassen, herausgegriffen hatte, hatte sie sich schließlich widerwillig bereit erklärt, für eine Woche wegzufahren. Sie hatte die nötigen Reservierungen vorgenommen und die Reise geplant. Aber in jeden Plan sollte ein kleines bisschen Flexibilität eingebaut sein.
Und wenn jemals Flexibilität gefordert war, dann zu einem Zeitpunkt, wenn Russell Dendys Tochter angeblich gekidnappt worden war.
Tiel hielt den klebrigen Hörer des Münzfernsprechers vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger, um nur ja nicht mehr von der schmutzigen Oberfläche berühren zu müssen, als unbedingt notwendig war. "Okay, Gully, ich bin da. Oder zumindest irgendwo in der Nähe. Tatsache ist, ich habe mich verfranst."
Er lachte meckernd. "Zu aufgeregt, um dich darauf zu konzentrieren, wo du hinfährst?"
"Na ja, es ist schließlich nicht so, als hätte ich eine blühende Metropole verfehlt. Du hast selbst gesagt, dass der Ort auf den meisten Karten überhaupt nicht verzeichnet ist."
Ihr Sinn für Humor hatte sich ungefähr zu dem Zeitpunkt verflüchtigt, als sie auch jedes Gefühl im Hinterteil verloren hatte. Schon vor Stunden war ihre verlängerte Kehrseite von dem langen Sitzen taub geworden. Seit sie das letzte Mal mit Gully telefoniert hatte, hatte sie nur ein einziges Mal angehalten, und das auch nur aus zwingender Notwendigkeit. Ihr taten alle Knochen weh, sie war hungrig, durstig, müde, schlecht gelaunt und nicht mehr allzu frisch, weil sie einen langen Teil der Fahrt die untergehende Sonne im Gesicht gehabt hatte. Die Klimaanlage des Wagens hatte vor Überbeanspruchung ihren Geist aufgegeben. Eine Dusche würde eine Wohltat sein.
Gully trug nicht gerade dazu bei, ihre Laune zu verbessern, indem er fragte: "Wie hast du es geschafft, dich zu verirren?"
"Ich habe jeden Ortssinn verloren, nachdem die Sonne untergegangen war. Die Landschaft hier draußen sieht von jedem Blickwinkel gleich aus. Nach Einbruch der Dunkelheit ist es sogar noch schlimmer. Ich rufe von einem Gemischtwarenladen in einem Ort mit exakt achthundertdreiundzwanzig Einwohnern an, jedenfalls laut dem Schild an der Stadtgrenze, und ich glaube, die Handelskammer hat diese Zahl noch zu ihren Gunsten frisiert. Dies ist das einzige beleuchtete Gebäude im Umkreis von vielen Meilen. Die Stadt heißt Rojo Soundso."
"Flats. Rojo Flats."
Natürlich kannte Gully den vollen Namen dieses obskuren kleinen Kaffs. Er kannte wahrscheinlich sogar den Namen des Bürgermeisters. Es gab nichts, was Gully nicht wusste. Er war eine wandelnde Enzyklopädie. Er sammelte Informationen, so wie Verbindungsratten die Telefonnummern von Kommilitoninnen sammelten.
Der Fernsehsender, bei dem Tiel arbeitete, hatte einen Nachrichtendirektor, aber der Mann mit diesem Titel führte die Geschäfte von einem mit Teppichen ausgelegten Büro aus und war eher ein Erbsenzähler und Administrator als ein Boss, der die Zügel gern fest in der Hand hielt.
Der Mann im Schützengraben, derjenige, der sich direkt mit den Reportern, Schreibern, Pressefotografen und Redakteuren befasste, derjenige, der Termine und Arbeitspläne koordinierte und sich rührselige Geschichten anhörte und Dreck fraß, wenn Dreckfressen angesagt war, derjenige, der den Nachrichtenbetrieb wirklich leitete, war der Chefredakteur, Gully.
Er war bereits beim Sender gewesen, als dieser zu Beginn der fünfziger Jahre sein Programm begonnen hatte, und er hatte verkündet, dass sie ihn schon mit den Füßen voran aus der Redaktion würden wegtragen müssen. Eher wollte er sterben, als in Rente zu gehen. Er arbeitete sechzehn Stunden am Tag und ärgerte sich über die Zeit, die er nicht arbeitete. Er verfügte über einen farbigen, äußerst anschaulichen Wortschatz und zahllose Gleichnisse, ein umfangreiches Repertoire an abenteuerlichen Geschichten über längst vergangene Zeiten in der Rundfunk- und Fernsehbranche und hatte anscheinend kein Leben außerhalb des Nachrichtenstudios. Sein Vorname war Yarborough, aber das wussten nur einige wenige Sterbliche. Alle anderen kannten ihn nur als Gully.
"Wirst du mir nun diesen mysteriösen Auftrag geben oder nicht?"
Er ließ sich nicht drängen. "Was ist mit deinen Urlaubsplänen passiert?"
"Nichts. Ich bin immer noch im Urlaub."
"Wer's glaubt, wird selig."
"Aber wenn ich's dir doch sage! Ich habe nicht vor, meine freie Woche zu streichen. Ich verschiebe nur den Beginn, das ist alles."
"Was wird dein neuer Freund dazu sagen?"
"Ich habe es dir doch schon tausendmal erklärt, es gibt keinen neuen Freund." Er lachte sein stoisches Kettenraucherlachen, um anzudeuten, dass sie beide wussten, dass sie log, und dass sie ihm nichts vorzumachen brauchte.
"Hast du deinen Notizblock parat?", fragte Gully plötzlich.
"Äh, ja."
Welche Bazillen sich auch immer auf dem schmierigen Telefonhörer angesiedelt hatten, sie waren inzwischen wahrscheinlich alle zu ihr rübergehopst. Tiel fand sich damit ab und klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Wange, während sie Notizblock und Stift aus ihrer Tasche holte und sie auf das schmale Metallsims unter dem Wandtelefon legte.
"Schieß los."
"Der Name des Jungen ist Ronald Davison", begann Gully.
"Das habe ich schon im Radio gehört."
"Wird allgemein Ronnie genannt. Besucht die letzte Klasse der High School, genau wie die Dendy. Wird seinen Schulabschluss zwar nicht mit Auszeichnung machen, aber er ist ein Schüler mit einem guten Zensurendurchschnitt. Hat bis heute nie Ärger gemacht. Nach der ersten Unterrichtsstunde heute Morgen ist er mit Sabra Dendy in seinem Toyota Pickup vom Schülerparkplatz gebraust, als ob ihn jemand mit vorgehaltener Schrotflinte zum Heiraten hätte zwingen wollen."
"Russ Dendys Kind."
"Sein Einziges."
"Ist das FBI eingeschaltet worden?""FBI. Texas Rangers. Und praktisch sämtliche anderen Behörden. Wer immer eine Dienstmarke trägt, arbeitet an dieser Sache. Ein Mordsaufstand, das Ganze. Alle behaupten, für den Fall zuständig zu sein, und alle wollen bei der Aktion dabei sein."
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Autoren-Porträt von Sandra Brown
Autoren-Porträt von Sandra Brown Nein, faul ist Sandra Brown nun wahrlich nicht, und auch über mangelnden Erfolg kann sie nicht klagen: Gut 70 Romane hat sie verfasst, und seit 1990 schafften alle ihre Bücher den Sprung in die Bestsellerlisten. Insgesamt über 70 Millionen Exemplare ihrer Bücher fanden bisher den Weg zu ihren Lesern, darunter Übersetzungen in insgesamt 33 Sprachen.
Sandra Brown ist bekennende Texanerin: Sie wurde in Waco geboren, wuchs in Fort Worth auf und studierte Anglistik an der Texas Christian University. Bevor sie 1981 mit dem Schreiben begann, hatte sie als Model und beim Fernsehen gearbeitet, wo sie Wettervorhersagen ebenso charmant zu präsentieren wusste wie die Sendung „PM Magazine“. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann Michael Brown in Arlington im Bundesstaat – genau – Texas.
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Nicht nur ihre Leser, auch die Kritiker schätzen Sandra Browns Bücher. Unter den zahlreichen Auszeichnungen, die ihr zuteil wurden, sind der „Lifetime Achievement Award“ der „Romance Writers of America“ und der Titel „Thriller Master for 2008“, den sie von der „International Thriller Writers Association“ erhielt. Wie ihre Ehrungen, so lässt sich auch das Werk von Sandra Brown zumindest grob in die Kategorien „Romance“ und „Thriller“ einteilen. Mit „Verliebt in einen Fremden“ fing alles an. Das Buch erzählt die Geschichte von Camille, die sich einem Fremden hingibt, ihn aus den Augen verliert und zu vergessen sucht, um ihn dann nach Jahren wieder zu treffen – und seiner Faszination erneut zu erliegen. In „Warnschuss“, einem der jüngsten Bücher der Autorin, zeigt sie, warum sie auch mit ihren Thrillern so unglaublich erfolgreich ist. Detective Duncan Hunter versteht die Welt nicht mehr: Er hat einen Drogenbaron überführt – und der zuständige Richter stellt das Verfahren gegen ihn wegen eines „Verfahrensfehlers“ ein. Als die Frau des besagten Richters, der Duncan sehr zugetan ist, einen Einbrecher tötet, nimmt die Verwirrung des Ermittlers noch mehr zu: War sie das Ziel eines Komplotts? Oder benutzt sie ihn für seine Zwecke? Duncan riskiert alles, um Antworten auf diese Fragen zu erhalten...
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
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Bibliographische Angaben
- Autor: Sandra Brown
- 2001, 283 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Pane-Bartels, Elke
- Übersetzer: Elke Pane-Bartels
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442354471
- ISBN-13: 9783442354474
- Erscheinungsdatum: 01.06.2001
Rezension zu „Nacht ohne Ende “
"Sandra Brown erweist sich einmal mehr als eine der raffiniertesten Psychothriller-Autorinnen der Gegenwart!"
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