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David Caine führt ein gefährliches Doppelleben. Tagsüber begeistert er seine Studenten für Quantenphysik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, nachts taucht er ab in die Welt der Pokerclubs in Manhattan. Der brillante Mathematiker kann in Sekundenschnelle die Gewinnchancen seiner Mitspieler berechnen. Doch eines Nachts unterläuft ihm ein Fehler, und sein Leben gerät außer Kontrolle. Eine atemberaubende Jagd beginnt, bei der David Caine nicht nur um sein Leben fürchten muss, sondern auch um seinen Verstand.
Null von Adam Fawer
LESEPROBE
Kapitel 1
«Das macht zwanzig für Sie, Caine. Sind Sie dabei oder nicht?»
David Cainehörte die Frage, konnte aber nicht antworten; seine Nase ließ ihn nicht. DerGestank ähnelte nichts, was er je gerochen hatte - eine widerliche Brühe ausranzigem Fleisch und faulen Eiern in einem Kübel voll Urin. Er hatte imInternet gelesen, dass sich schon Leute umgebracht hatten, weil der Gestank sounerträglich wurde. Er hatte (las zunächst nicht geglaubt, aber nun ... nun kames ihm gar nicht mehr so abwegig vor.
Er wusste zwar, dass dieser Gestanknur das Nebenprodukt einiger verwirrter Nervenzellen war, aber das ändertenichts. Seinem Gehirn zufolge war der Gestank real. Realer als derZigarettenqualm, der über dem 'fisch hing. Realer als das fettige McDonald's-Aroma, das von Walters nächtlichem Imbissausging. Realer als die Geruchsmischung aus Schweiß und Verzweiflung, diealles im Raum durchdrang.
Der Gestank war so schlimm, dass Caine davon die Augen tränten. Doch so schlimm er auchwar, verabscheute Caine ihn doch nicht so sehr wiedas, wofür er stand. Dieser Gestank bedeutete, dass gleich wieder einer kam,und der Heftigkeit nach zu urteilen - ein das Hirn benebelnder Fäulnisgestank,bei dem sich einem alles drehte und man nur noch kotzen wollte -, stand einmächtiger Schlag bevor. Und schlimmer noch: Er nahte schnell, und ausgerechnetjetzt konnte Caine sieh das überhaupt nicht erlauben.
Caine kniff kurz die Augen zusammen, ein fruchtloserVersuch, seinem Schicksal zu entrinnen. Dann hob er die Lider wieder undstarrte auf die zerknüllte rotgelbe Pommestüte, die vor Walter lag. Siepulsierte vor seinen Augen wie ein Herz aus Karton. Cainewandte sich ab, fürchtete plötzlich, sich übergeben zu müssen.
«David. alles in Ordnung mit Ihnen?»
Caine spürte eine warme Hand auf derSchulter. Es war Schwester Mary Straight, eineehemalige Nonne, die eine uralte, übergroße Gebissprothese trug. Sie war dieeinzige Frau am Tisch - ja, die einzige Frau im ganzen Club, einmal abgesehenvon den beiden ausgemergelten rumänischen Kellnerinnen, die Nikolaev engagiert hatte, damit niemand während des Spielsaufstehen musste. Die Schwester aber war die einzige Spielerin. Und obwohl allesie «Schwester» nannten, war sie eher eine Art Ersatzmutter für die Männer,die hier im Keller lebten - oder dem Podvaal,wie die Russen dazu sagten.
Streng genommen lebte niemand im Podvaal, aber Caine hättegewettet, wenn er einen der etwa zwanzig anderen Männer an den "Fischenhier gefragt hätte, wo sie sich am lebendigsten fühlten, hätten sie allegesagt, hier, in dem beengten, fensterlosen Keller vier Meter unter dem East Village. Alle Stammgäste waren wie Caine.Spieler. Süchtige. Klar, manche hatten ein schickes Büro an der Wallstreetoder einen bedeutsam klingenden Job in Midtown und Visitenkarten mit silbernenPrägebuchstaben, aber sie alle wussten, dass das überhaupt nicht zählte. Es zählteeinzig und allein, welche Karten man bekam und ob man dabei war oder nicht.
Allabendlich kamen sie wieder in dasenge Kellergeschoss unter dem Chernobyl, dem kleinenrussischen Nachtclub an der Avenue D. Die Bar war schmutzig, aber die Spiele,die Vitaly Nikolaevbetrieb, waren sauber. Als Caine Vitale zum erstenMal gesehen hatte, mit seinem blassen Gesicht und den mädchenhaft dünnen Armen,hätte Caine ihn eher für einen Buchhalter als für einMitglied der Russenmafia gehalten.
Doch derlei Zweifel verschwanden anjenem Abend, an dem Vital Nikolaev Kleinholz ausMelvin Schuster machte, einem harmlosen alten Mann, der sich den falschen Clubdazu ausgesucht harte, heim Spiel zu betrügen. Ehe Cainewusste, was geschah, hatte Nikolaev dem schmerbäuchigenGroßvater das Gesicht zu rotem Brei geschlagen. Anschließend wurde im Podvaal nie wieder betrogen oder geschummelt.
Und dennoch war dies der Ort, an demsich Caine noch am ehesten wie zu 1-lause fühlte. Inseiner winzigen Einzimmerwohnung an der Upper West Side schlief er nur,duschte und rasierte sich gelegentlich. Ab und an nahm er ein Mädchen mithinauf, aber das war nun schon lange nicht mehr vorgekommen. Kein Wunder, wennman bedachte, dass die einzige Frau, mit der Caineirgendwelchen Umgang pflegte, Schwester Mary war.
«David, alles in Ordnung mit Ihnen?»Schwester Marys Frage holte Caine zurück in die Weltder Lebenden. Er blinzelte und nickte der Schwester dann schnell zu. und dasgenügte, damit ihm wieder übel wurde.
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© KindlerVerlag
Übersetzung:Jochen Schwarzer, Frank Böhmert und Andree Hesse
- Autor: Adam Fawer
- 2016, 12. Aufl., 592 Seiten, Maße: 11,5 x 18,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Jochen Schwarzer, Frank Böhmert, Andree Hesse
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499239418
- ISBN-13: 9783499239410
- Erscheinungsdatum: 01.03.2007
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