Oksa Pollock Band 1: Die Unverhoffte
Band 1
Oksa Pollock ist ein ganz normales Mädchen. Doch dann erscheint auf Oksas Handfläche ein Feuerball und sie kann plötzlich schweben. Dann erfährt sie: Sie ist die "Unverhoffte" und in ihren Händen liegt das Schicksal des Landes Edefia.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Oksa Pollock Band 1: Die Unverhoffte “
Oksa Pollock ist ein ganz normales Mädchen. Doch dann erscheint auf Oksas Handfläche ein Feuerball und sie kann plötzlich schweben. Dann erfährt sie: Sie ist die "Unverhoffte" und in ihren Händen liegt das Schicksal des Landes Edefia.
Klappentext zu „Oksa Pollock Band 1: Die Unverhoffte “
Hier kommt Oksa! Ninja, Kämpferin, Retterin Oksa Pollock ist nicht begeistert, als ihre Eltern beschließen, von Paris nach London zu ziehen. Gut, dass ihr Freund Gus und seine Familie mit von der Partie sind, und sie gemeinsam in die neue Schule kommen. So muss Oksa die Bosheiten des unsympathischen Klassenlehrers McGraw nicht allein aushalten. Doch dann passieren merkwürdige Dinge - auf ihrer Handfläche lodert ein Feuerball, sie kann frei schweben und um ihren Nabel bildet sich ein sternförmiges Mal. Erst jetzt erfährt Oksa von ihrer wahren Herkunft und Bestimmung: Sie ist die "Unverhoffte", die das verschwundene Land Edefia retten soll, aus dem ihre Familie einst vertrieben wurde. Doch auch Lehrer McGraw scheint eine Verbindung zu Edefia zu haben ... Der Auftaktband der Abenteuer von Oksa Pollock - einer hinreißenden, starken, coolen und abenteuerlustigen Heldin!
Lese-Probe zu „Oksa Pollock Band 1: Die Unverhoffte “
'Setzt euch!', befahl der Lehrer.'Wo wir wollen, Mr McGraw?', fragte einer der Schüler.
'Wo ihr wollt. Zumindest, solange ihr euch an die Grenzen dieses Raums haltet', sagte der Lehrer mit zynischem Unterton. 'Stellt eure Sachen fürs Erste auf den Boden. Nachher zeige ich euch die Schließfächer, in denen ihr alles unterbringen könnt, was ihr braucht: Pausenbrote, Sportsachen, Bücher, Glücksbringer, Kuscheltiere und so weiter.' Er lachte boshaft. 'Wir werden den Vormittag zusammen verbringen. Ihr bekommt euren Stundenplan und ich stelle euch eure Lehrer vor. Ich bin euer Mathematik-, Physik- und Chemielehrer und außerdem euer Klassenlehrer. So viel gleich vorweg: Mit irgendwelchem Kinderkram braucht ihr gar nicht erst zu mir zu kommen. Ihr seid jetzt in der Achten, da müsst ihr Verantwortung übernehmen. Ich bin nur für euch da, wenn es gewichtige Gründe dafür gibt, verstanden? Außerdem verlange ich größtmögliche Disziplin und den allergrößten Arbeitseifer. Weder die Schulleitung noch ich dulden Faulheit und Mittelmäßigkeit, merkt euch das. Es ist euer gutes Recht, mittelmäßig zu sein, aber nur, wenn das euer Bestes ist. Eure Höchstleistung. Wir erwarten, dass ihr alles gebt, nicht weniger. Verstanden?' Ein höfliches Murmeln ging durch die Reihen. Oksa machte sich ganz klein. Sie hoffte, niemals auf McGraw angewiesen zu sein. Sollte sie jemals Schwierigkeiten haben, würde sie sich garantiert an jemand anders wenden. Im Moment ging es ihr gar nicht gut. McGraws Ansprache hatte sie eingeschüchtert und sie fühlte sich ziemlich unter Druck gesetzt. Doch das war es nicht allein - die Anwesenheit dieses Mannes flößte ihr ein regelrecht körperliches Unbehagen ein.
'Nun, ich habe mich vorgestellt, jetzt seid ihr an der Reihe', fuhr McGraw in einem eisigen Ton fort, bei dem man am liebsten schleunigst das Weite gesucht hätte. 'Erzählt kurz, wer ihr seid, was eure Stärken sind, eure Hobbys, wenn ihr welche habt, und alles, was eure Klassenkameraden und ich über euch
... mehr
wissen sollten. Übertreibt aber nicht, fühlt euch nicht genötigt, gleich euer ganzes Leben vor uns auszubreiten. Würdest du anfangen, junger Mann?' Gus rutschte auf seinem Stuhl hin und her, nicht gerade erfreut, der erste Kandidat zu sein.
'Mein Name ist Gustave Bellanger', sagte er unsicher. 'Ich bin erst vor ein paar Tagen zusammen mit meinen Eltern nach London gezogen. Ich bin eher mathematisch veranlagt. Ich mag Mangas und Computerspiele. Ich mache seit sechs Jahren Karate und spiele Gitarre.' 'Mathematisch veranlagt? Das freut mich', bemerkte der Lehrer. 'Zum Nächsten.' Während die Schüler sich der Reihe nach vorstellten, betrachtete Oksa den Lehrer etwas genauer. Er war ein großer magerer Mann mit einer vornehmen, aber düsteren Ausstrahlung. Die zurückgekämmten braunen Haare hoben die feinen Fältchen, die sein Gesicht überzogen, und seine tiefschwarzen Augen hervor. Seine dünnen, verkniffenen Lippen wirkten wie aneinandergewachsen. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und ein bis oben hin zugeknöpftes anthrazitfarbenes Hemd. Sein hervorstehender Adamsapfel hüpfte bei jedem Wort auf und ab. Ein Detail zog Oksas Aufmerksamkeit besonders auf sich: Am rechten Mittelfinger trug der Lehrer einen wunderschönen Ring aus geflochtenem Silber. Er war mit einem schiefergrauen Stein verziert, der das Licht auffällig reflektierte. Ein beeindruckender Ring, zu groß für eine derart magere, fast schon knochige Hand.
'Und nun zu dir, junges Fräulein, wir hören.' McGraw sprach diese Worte halblaut aus und fixierte Oksa dabei. Sie fühlte sich unwohl unter seinem harten, neugierigen Blick,; es war, als würde ihr Innerstes schmerzen. Sie wollte tief einatmen, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte, um sich zu entspannen, doch sie stellte erschrocken fest, dass irgendetwas in ihrem Brustkrob blockierte.
'Ich heiße Oksa Pollock.' Erneut versuchte sie einzuatmen. Ein dünner Luftzug schaffte es, sich einen Weg zu bahnen.
'Ich heiße Oksa Pollock und interessiere mich für Astro...' Tapfer versuchte sie Luft zu holen, als wäre nichts. Doch vergeblich. Eine Luftblase blieb in ihrer Brust stecken. Eine riesige Luftblase, die sich nicht vertreiben ließ. Panisch lockerte Oksa ihren Krawattenknoten.
'Ja, Oksa Pollock, ich glaube, wir haben deinen Namen verstanden. Wir hören ...', wiederholte der Lehrer, nun in einem viel ungeduldigeren Ton.
Seine Stimme drang kaum zu ihr durch. Oksa erstickte, sie bekam keine Luft mehr und ihr Herz galoppierte wie ein wild gewordenes Pferd. Dazu bekam sie plötzlich solche Bauchschmerzen, als hätte sie einen heftigen Hieb in die Magengrube bekommen. Sie kämpfte noch einige Sekunden dagegen an, aber schließlich erfassten die Schmerzen und die Panik sie von Kopf bis Fuß. Oksa sah. sich Hilfe suchend um.
Ihre Mitschüler starrten sie an, begriffen jedoch offenbar nicht, in welcher Notlage sie sich befand. Und selbst wenn, was hätten sie schon tun können? Entkräftet klammerte sie sich an Gus' Arm und sank zu Boden.
Ein schrecklicher Tag Seit sie klein war, ging Oksa nach der Schule zu ihrer Großmutter. Dann redeten sie über alles, was sich im Lauf des Tages ereignet hatte. Manchmal auch von ernsteren Dingen, von Oksas Sorgen, ihrem Kummer oder davon, was ihr Freude machte. Als sie nach diesem schrecklichen Tag nach Hause gekommen war, war es in der unteren Wohnung wie meistens still gewesen.
'Mama? Papa? Seid ihr da?', hatte sie wider besseres Wissen gerufen. Natürlich waren sie nicht da, sie waren im Restaurant. Mitten in den Vorbereitungen für die Eröffnung.
Mit einem Seufzer hatte sie ihre Schultasche unten an die Treppe geworfen, und war nach oben zu Dragomira gegangen. Darauf hatte sie sich den ganzen Tag schon gefreut.
Wie immer wurde sie von Dragomira mit Fragen bombardiert: 'Und? Wie war's? Erzähl, ich will alles haargenau wissen!' Dragomira hatte einen Nachmittagsimbiss mit Oksas liebsten Leckereien vorbereitet: frische Himbeeren, kleine Cookies und Kräutertee nach einer speziellen hauseigenen Rezeptur.
Oksa ließ sich in ihren Lieblingssessel mit dem verschlissenen rosafarbenen Bezug fallen und betrachtete die Gläser, Schachteln, Fächer und Bücher in den Regalen, die Dragomira den ganzen Tag lang eingeräumt hatte.
'Schön war's, Baba, sehr schön', sagte sie und täuschte Begeisterung vor.
'Du siehst aber schlecht aus, meine Duschka! Richtiggehend erschöpft. War der erste Tag schon so anstrengend?' 'Ich bin nur am Verhungern', sagte Oksa und biss gierig in einen leckeren Schokoladen-Cookie.
'Iss und erzähl! Ich bin so neugierig, dass du auch mit vollem Mund reden darfst.' 'Na ja ... Von innen ist die Schule wirklich beeindruckend. Sie würde dir sehr gut gefallen. Unser Klassenlehrer, der gleichzeitig unser Mathe-, Physik- und Chemielehrer ist, heißt McGraw. Er ist wahnsinnig streng, bei ihm muss man höllisch aufpassen. Das ist nicht so toll.' Eine angespannte Stille trat ein. Dragomira wartete.
'Und sonst?' 'Ich freue mich natürlich riesig darüber, mit Gus in derselben Klasse zu sein', sagte Oksa und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie mitgenommen sie war. Sie scheute sich, ihre Großmutter nach den Strapazen des Umzugs mit ihren Schulproblemen zu belasten. 'Gus und ich haben einen sehr netten Jungen kennengelernt. Er heißt Merlin, wohnt seit fünf Jahren in London und macht einen superintelligenten Eindruck. Die anderen Schüler sind auch in Ordnung, außer einem Mädchen, das aussieht wie ein Pitbull. Sie hat höchstens zwei Gehirnzellen.' 'Komm mal mit', sagte Dragomira, die ihre Enkelin aufmerksam beobachtet hatte und ganz und gar nicht überzeugt war von deren gespielter Lässigkeit.
Sie führte Oksa zu einem prächtigen roten Samtsofa, räumte es rasch ab und sagte: 'Setz dich und warte einen Moment auf mich.' Dann ging sie in den hinteren Teil der Wohnung, wo neben einem ebenfalls bis oben hin vollgeräumten Regal ein großer Arbeitstisch aus poliertem Holz stand. Dort widmete sich Dragomira ihrer Leidenschaft für Botanik und Arzneipflanzen - fast dreißig Jahre lang hatte sie mit Heilkräutern gehandelt. Sie nahm einen kleinen Schlüssel von einem ihrer Armbänder und schloss die Milchglastüren eines Bücherschranks auf. Anstelle von Büchern waren in den Fächern Hunderte von Phiolen aufgereiht. Dragomira nahm eine heraus und schloss die Vitrinentür wieder ab.
'So, das wird dir guttun, meine Kleine. Ein spezielles Öl für schwere Tage.' 'Aber, Baba, so schlimm war es doch gar nicht.' 'Pst, keine Widerrede!' Oksa gehorchte und überließ sich der wohltuenden Schläfenmassage ihrer Großmutter. Ihr Blick schweifte zu den Rauchkringeln der Räucherstäbchen, die zwischen den Nippes, den Wandkonsolen, runden Tischchen und mit purpurrotem oder altgoldfarbenem Samt bezogenen Sofas brannten. Während der Rauch friedlich zu den Stuckmedaillons an der Decke aufstieg, quälten Oksa allerlei Gedanken. Dragomira täuschte sich nämlich gründlich: Es war heute nicht nur schwer gewesen, sondern absolut grässlich! Und die noch frischen Erinnerungen an den ersten Schultag ließen ihr keine Ruhe ...
Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte Oksa auf dem Boden gelegen, mit schweißbedeckter Stirn, wild klopfendem Herzen und starken Bauchschmerzen. Sie sah in mehrere besorgte Gesichter. Gus kniete mit banger Miene neben ihr. Merlin sagte: 'Mach dir keine Sorgen, mach dir nur keine Sorgen', und seine Tischnachbarin Zelda, ein Mädchen mit wunderschönen Augen hockte ebenfalls neben Oksa.
Der Lehrer dagegen wirkte verärgert. 'Bist du immer so empfindlich, Oksa Pollock?', fragte er kalt.
Trotzig und um den wenig einfühlsamen Worten ihres Lehrers zu entgegnen, gab Oksa sich einen Ruck und richtete sich auf. Sie schämte sich, aber gleichzeitig war sie auch sehr wütend.
'Sollen wir den Notarzt rufen, Mr McGraw?', fragte ein Schüler mit Panik in der Stimme.
Der Lehrer warf ihm einen verächtlichen Blick zu, ehe er spöttisch sagte: 'Und warum nicht gleich die Abteilung für Nothilfe des Gesundheitsministeriums, wenn du schon dabei bist? Aber vielleicht sollten wir Fräulein Pollock diese Frage selbst stellen. Sollen wir dich ins Krankenzimmer bringen, oder glaubst du, dass du diesen nervenaufreibenden Tag bis zum Schluss durchhalten kannst?' Gus' vorwurfsvolles Schnaufen ignorierte der Lehrer.
Mithilfe ihrer Klassenkameraden hievte sich Oksa wieder auf ihren Stuhl und versuchte, die Bauchschmerzen und ihre Riesenwut zu verdrängen.
'Hat sonst noch jemand vor, zusammenzubrechen? Nein? Kein Freiwilliger mehr?', fragte der Lehrer.
Zu seinem großen Erstaunen meldete sich jemand.
'Ja, Oksa?' Darauf war er nicht gefasst gewesen, im Gegenteil, er wirkte verunsichert. Ob er wohl seine Härte bereute?
'Ich möchte bitte meinen Satz zu Ende bringen.' Oksa sprach diese Worte mit monotoner, aber fester Stimme. Gleichzeitig drang ein eisiger Luftzug ins Klassenzimmer und die Fenster knallten mit einem dumpfen Schlag zu. Alle zuckten zusammen. Alle außer McGraw, der Oksa nicht aus den Augen ließ.
'Ich heiße Oksa Pollock', sagte das junge Mädchen, ohne sich noch einmal aus der Fassung bringen zu lassen, 'und ich bin gerade nach London gezogen. Meine Lieblingsfächer sind Physik, Chemie und Mathe. Ich interessiere mich für Astronomie, fahre gern Inliner und mache seit sechs Jahren Karate, wie Gus. So, ich bin fertig, Mr McGraw.' Alle Schüler sahen sie an, einige überrascht, andere bewundernd. Doch keiner konnte erahnen, wie groß das Triumphgefühl tief in ihrem Innern war.
'Vielen Dank', meinte der Lehrer scheinbar ungerührt. 'Und nun lasst uns weitermachen. Die Unterbrechung hat lange genug gedauert.' Oksa war heilfroh, als die Pausenglocke endlich läutete. Nichts wie raus aus diesem Klassenzimmer! Es wurde allerhöchste Zeit! Noch eine Minute länger und sie hätte schreien müssen. Dabei sah ihr das alles so gar nicht ähnlich. Und doch war es wirklich passiert.
Gus fand seine Freundin am Fuß einer Engelsstatue im Schulhof kauernd. Er kniete sich neben sie. Als er sah, wie niedergeschlagen Oksa war, hätte er sie am liebsten in den Arm genommen, aber er traute sich nicht.
'Was ist passiert?', fragte er sanft. 'Ich dachte schon, du hättest einen Herzinfarkt. Du bist ganz steif geworden und zu Boden gerutscht. Ich habe einen solchen Schrecken bekommen ...' 'Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nicht so elend gefühlt. Alles hat sich gedreht, ich habe keine Luft mehr bekommen.' 'Hat dir denn irgendetwas wehgetan? Oder hattest du Angst, vor der Klasse zu reden?' Oksa antwortete nicht. Ratlos musterte Gus sie aus dem Augenwinkel. Er überlegte einen Moment, dann sagte er: 'Ach, weißt du was? Mach dir nichts draus! Vergiss es einfach, es ist vorbei!' 'Ja, du hast recht', antwortete sie. 'Bestimmt hast du recht.' Oksa lag in ihrem Zimmer auf dem Bett und starrte zu den Leuchtsternen an der Decke hoch. Sie versuchte vergeblich, einzuschlafen. Ihre Kopfschmerzen waren weg - Dragomiras Massage hatte Wunder gewirkt - und sie hatte auch fast kein Bauchweh mehr. Gus hatte sie am Abend angerufen, um zu fragen, wie es ihr ging. Der Anruf hatte ihr gutgetan. Sie war froh, Gus als Freund haben. Trotzdem war es ein seltsamer Tag gewesen ... Hoffentlich würde es nicht so weitergehen.
Nun war es kurz vor Mitternacht und sie war nicht mehr müde. Oksa schaltete ihre Nachttischlampe an und sah sich um. Auf ihrem Schreibtisch lag der Inhalt eines Umzugskartons ausgebreitet, sie war noch nicht dazu gekommen, ihn wegzuräumen: allerlei Kram, den sie nicht mehr benutzte, von dem sie sich aber nicht trennen konnte. Ihr fiel eine ihrer Lieblingspuppen von früher ins Auge, Püppi mit den roten Haaren. Als Kind hatte sie so gern mit ihr gespielt! Oksa seufzte und schloss die Augen. Die unangenehmsten Momente des Tages gingen ihr durch den Kopf. Die Aufregung vor dem ersten Schultag. Die Angst, die sie empfunden hatte und die ihr immer noch zu schaffen machte - und die nun in einen bitteren Zorn umschlug. Langsam machte sie die Augen wieder auf - und riss sie vor Verblüffung dann erst richtig auf: Die langen Haare der Puppe standen auf dem kleinen Plastikkopf zu Berge, als würden sie von einer mysteriösen Kraft magnetisch angezogen! Oksa blinzelte, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte. Ungläubig stellte sie fest, dass die Puppe sich im Takt ihrer Herzschläge hin und her wiegte. Plötzlich hob Püppi ab und schwebte mitten durchs Zimmer auf sie zu. Oksa schleuderte die Decke von sich und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Sie streckte den Arm aus und konnte gerade noch sehen, wie sich ein kleiner Feuerball von ihrer Handfläche löste und direkt auf den Puppenkopf zuschoss.
Was ist denn hier los?, fragte sie sich panisch.
Schockiert sah sie, wie Flammen in dem Kunsthaarschopf zu züngeln begannen. Sie griff automatisch mit beiden Händen nach der Puppe und bereute es sofort, als das glühend heiße Plastik ihr die Finger verbrannte! Sie ließ die Puppe fallen, unterdrückte einen Schmerzensschrei und pustete auf die Haare, die dadurch nur umso stärker brannten. Bald erreichten die Flammen die holzverkleidete Wand, vor der ihr Schreibtisch stand, und beißender Rauch stieg auf. Oksas Herz pochte wie wild. Ihr fiel nichts anderes ein, als die Blumenvase, die ihre Großmutter am selben Morgen ins Zimmer gestellt hatte, über den Flammen auszukippen und so das Feuer zu löschen. Fassungslos ließ sie sich aufs Bett fallen. Ihr war furchtbar schlecht und ihr Bauch tat wieder weh. Dann wurde sie von heftigem Schwindel gepackt. Da schloss sie die Augen und flüchtete sich in die Bewusstlosigkeit.
'O nein!', stöhnte Oksa und zog sich das Kissen über den Kopf.
Kaum war sie aufgewacht, fiel ihr die kleine Puppe ins Auge. Sie hatte am meisten unter dieser merkwürdigen Nacht gelitten. Ihr fehlte ein Auge, der Bauch ihres mit Schaumstoff gefüllten Körpers war aufgeplatzt und ihre Haare waren nicht mehr rot, sondern schwarz vor Ruß.
'Was habe ich nur gemacht? Was war das? Ich habe Püppi verbrannt!', jammerte Oksa, als sie begriff, dass es wirklich geschehen war.
Denn nun, da die Nacht vorbei war, stellte sich ganz klar heraus, dass es kein Traum gewesen war: Irgendetwas war passiert, etwas sehr Reales. Halb verkohlt, mit einem vom geschmolzenen Plastik verzerrten Lächeln und schwarz versengten Haarresten lag die unglückliche Püppi auf dem Schreibtisch. Lange betrachtete Oksa ihr zerstörtes altes Spielzeug, zu Tode erschreckt, aber zugleich aufgeregt und irgendwie begeistert. Ehrlich gesagt - vor allem begeistert ...
'Mein Name ist Gustave Bellanger', sagte er unsicher. 'Ich bin erst vor ein paar Tagen zusammen mit meinen Eltern nach London gezogen. Ich bin eher mathematisch veranlagt. Ich mag Mangas und Computerspiele. Ich mache seit sechs Jahren Karate und spiele Gitarre.' 'Mathematisch veranlagt? Das freut mich', bemerkte der Lehrer. 'Zum Nächsten.' Während die Schüler sich der Reihe nach vorstellten, betrachtete Oksa den Lehrer etwas genauer. Er war ein großer magerer Mann mit einer vornehmen, aber düsteren Ausstrahlung. Die zurückgekämmten braunen Haare hoben die feinen Fältchen, die sein Gesicht überzogen, und seine tiefschwarzen Augen hervor. Seine dünnen, verkniffenen Lippen wirkten wie aneinandergewachsen. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und ein bis oben hin zugeknöpftes anthrazitfarbenes Hemd. Sein hervorstehender Adamsapfel hüpfte bei jedem Wort auf und ab. Ein Detail zog Oksas Aufmerksamkeit besonders auf sich: Am rechten Mittelfinger trug der Lehrer einen wunderschönen Ring aus geflochtenem Silber. Er war mit einem schiefergrauen Stein verziert, der das Licht auffällig reflektierte. Ein beeindruckender Ring, zu groß für eine derart magere, fast schon knochige Hand.
'Und nun zu dir, junges Fräulein, wir hören.' McGraw sprach diese Worte halblaut aus und fixierte Oksa dabei. Sie fühlte sich unwohl unter seinem harten, neugierigen Blick,; es war, als würde ihr Innerstes schmerzen. Sie wollte tief einatmen, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte, um sich zu entspannen, doch sie stellte erschrocken fest, dass irgendetwas in ihrem Brustkrob blockierte.
'Ich heiße Oksa Pollock.' Erneut versuchte sie einzuatmen. Ein dünner Luftzug schaffte es, sich einen Weg zu bahnen.
'Ich heiße Oksa Pollock und interessiere mich für Astro...' Tapfer versuchte sie Luft zu holen, als wäre nichts. Doch vergeblich. Eine Luftblase blieb in ihrer Brust stecken. Eine riesige Luftblase, die sich nicht vertreiben ließ. Panisch lockerte Oksa ihren Krawattenknoten.
'Ja, Oksa Pollock, ich glaube, wir haben deinen Namen verstanden. Wir hören ...', wiederholte der Lehrer, nun in einem viel ungeduldigeren Ton.
Seine Stimme drang kaum zu ihr durch. Oksa erstickte, sie bekam keine Luft mehr und ihr Herz galoppierte wie ein wild gewordenes Pferd. Dazu bekam sie plötzlich solche Bauchschmerzen, als hätte sie einen heftigen Hieb in die Magengrube bekommen. Sie kämpfte noch einige Sekunden dagegen an, aber schließlich erfassten die Schmerzen und die Panik sie von Kopf bis Fuß. Oksa sah. sich Hilfe suchend um.
Ihre Mitschüler starrten sie an, begriffen jedoch offenbar nicht, in welcher Notlage sie sich befand. Und selbst wenn, was hätten sie schon tun können? Entkräftet klammerte sie sich an Gus' Arm und sank zu Boden.
Ein schrecklicher Tag Seit sie klein war, ging Oksa nach der Schule zu ihrer Großmutter. Dann redeten sie über alles, was sich im Lauf des Tages ereignet hatte. Manchmal auch von ernsteren Dingen, von Oksas Sorgen, ihrem Kummer oder davon, was ihr Freude machte. Als sie nach diesem schrecklichen Tag nach Hause gekommen war, war es in der unteren Wohnung wie meistens still gewesen.
'Mama? Papa? Seid ihr da?', hatte sie wider besseres Wissen gerufen. Natürlich waren sie nicht da, sie waren im Restaurant. Mitten in den Vorbereitungen für die Eröffnung.
Mit einem Seufzer hatte sie ihre Schultasche unten an die Treppe geworfen, und war nach oben zu Dragomira gegangen. Darauf hatte sie sich den ganzen Tag schon gefreut.
Wie immer wurde sie von Dragomira mit Fragen bombardiert: 'Und? Wie war's? Erzähl, ich will alles haargenau wissen!' Dragomira hatte einen Nachmittagsimbiss mit Oksas liebsten Leckereien vorbereitet: frische Himbeeren, kleine Cookies und Kräutertee nach einer speziellen hauseigenen Rezeptur.
Oksa ließ sich in ihren Lieblingssessel mit dem verschlissenen rosafarbenen Bezug fallen und betrachtete die Gläser, Schachteln, Fächer und Bücher in den Regalen, die Dragomira den ganzen Tag lang eingeräumt hatte.
'Schön war's, Baba, sehr schön', sagte sie und täuschte Begeisterung vor.
'Du siehst aber schlecht aus, meine Duschka! Richtiggehend erschöpft. War der erste Tag schon so anstrengend?' 'Ich bin nur am Verhungern', sagte Oksa und biss gierig in einen leckeren Schokoladen-Cookie.
'Iss und erzähl! Ich bin so neugierig, dass du auch mit vollem Mund reden darfst.' 'Na ja ... Von innen ist die Schule wirklich beeindruckend. Sie würde dir sehr gut gefallen. Unser Klassenlehrer, der gleichzeitig unser Mathe-, Physik- und Chemielehrer ist, heißt McGraw. Er ist wahnsinnig streng, bei ihm muss man höllisch aufpassen. Das ist nicht so toll.' Eine angespannte Stille trat ein. Dragomira wartete.
'Und sonst?' 'Ich freue mich natürlich riesig darüber, mit Gus in derselben Klasse zu sein', sagte Oksa und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie mitgenommen sie war. Sie scheute sich, ihre Großmutter nach den Strapazen des Umzugs mit ihren Schulproblemen zu belasten. 'Gus und ich haben einen sehr netten Jungen kennengelernt. Er heißt Merlin, wohnt seit fünf Jahren in London und macht einen superintelligenten Eindruck. Die anderen Schüler sind auch in Ordnung, außer einem Mädchen, das aussieht wie ein Pitbull. Sie hat höchstens zwei Gehirnzellen.' 'Komm mal mit', sagte Dragomira, die ihre Enkelin aufmerksam beobachtet hatte und ganz und gar nicht überzeugt war von deren gespielter Lässigkeit.
Sie führte Oksa zu einem prächtigen roten Samtsofa, räumte es rasch ab und sagte: 'Setz dich und warte einen Moment auf mich.' Dann ging sie in den hinteren Teil der Wohnung, wo neben einem ebenfalls bis oben hin vollgeräumten Regal ein großer Arbeitstisch aus poliertem Holz stand. Dort widmete sich Dragomira ihrer Leidenschaft für Botanik und Arzneipflanzen - fast dreißig Jahre lang hatte sie mit Heilkräutern gehandelt. Sie nahm einen kleinen Schlüssel von einem ihrer Armbänder und schloss die Milchglastüren eines Bücherschranks auf. Anstelle von Büchern waren in den Fächern Hunderte von Phiolen aufgereiht. Dragomira nahm eine heraus und schloss die Vitrinentür wieder ab.
'So, das wird dir guttun, meine Kleine. Ein spezielles Öl für schwere Tage.' 'Aber, Baba, so schlimm war es doch gar nicht.' 'Pst, keine Widerrede!' Oksa gehorchte und überließ sich der wohltuenden Schläfenmassage ihrer Großmutter. Ihr Blick schweifte zu den Rauchkringeln der Räucherstäbchen, die zwischen den Nippes, den Wandkonsolen, runden Tischchen und mit purpurrotem oder altgoldfarbenem Samt bezogenen Sofas brannten. Während der Rauch friedlich zu den Stuckmedaillons an der Decke aufstieg, quälten Oksa allerlei Gedanken. Dragomira täuschte sich nämlich gründlich: Es war heute nicht nur schwer gewesen, sondern absolut grässlich! Und die noch frischen Erinnerungen an den ersten Schultag ließen ihr keine Ruhe ...
Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte Oksa auf dem Boden gelegen, mit schweißbedeckter Stirn, wild klopfendem Herzen und starken Bauchschmerzen. Sie sah in mehrere besorgte Gesichter. Gus kniete mit banger Miene neben ihr. Merlin sagte: 'Mach dir keine Sorgen, mach dir nur keine Sorgen', und seine Tischnachbarin Zelda, ein Mädchen mit wunderschönen Augen hockte ebenfalls neben Oksa.
Der Lehrer dagegen wirkte verärgert. 'Bist du immer so empfindlich, Oksa Pollock?', fragte er kalt.
Trotzig und um den wenig einfühlsamen Worten ihres Lehrers zu entgegnen, gab Oksa sich einen Ruck und richtete sich auf. Sie schämte sich, aber gleichzeitig war sie auch sehr wütend.
'Sollen wir den Notarzt rufen, Mr McGraw?', fragte ein Schüler mit Panik in der Stimme.
Der Lehrer warf ihm einen verächtlichen Blick zu, ehe er spöttisch sagte: 'Und warum nicht gleich die Abteilung für Nothilfe des Gesundheitsministeriums, wenn du schon dabei bist? Aber vielleicht sollten wir Fräulein Pollock diese Frage selbst stellen. Sollen wir dich ins Krankenzimmer bringen, oder glaubst du, dass du diesen nervenaufreibenden Tag bis zum Schluss durchhalten kannst?' Gus' vorwurfsvolles Schnaufen ignorierte der Lehrer.
Mithilfe ihrer Klassenkameraden hievte sich Oksa wieder auf ihren Stuhl und versuchte, die Bauchschmerzen und ihre Riesenwut zu verdrängen.
'Hat sonst noch jemand vor, zusammenzubrechen? Nein? Kein Freiwilliger mehr?', fragte der Lehrer.
Zu seinem großen Erstaunen meldete sich jemand.
'Ja, Oksa?' Darauf war er nicht gefasst gewesen, im Gegenteil, er wirkte verunsichert. Ob er wohl seine Härte bereute?
'Ich möchte bitte meinen Satz zu Ende bringen.' Oksa sprach diese Worte mit monotoner, aber fester Stimme. Gleichzeitig drang ein eisiger Luftzug ins Klassenzimmer und die Fenster knallten mit einem dumpfen Schlag zu. Alle zuckten zusammen. Alle außer McGraw, der Oksa nicht aus den Augen ließ.
'Ich heiße Oksa Pollock', sagte das junge Mädchen, ohne sich noch einmal aus der Fassung bringen zu lassen, 'und ich bin gerade nach London gezogen. Meine Lieblingsfächer sind Physik, Chemie und Mathe. Ich interessiere mich für Astronomie, fahre gern Inliner und mache seit sechs Jahren Karate, wie Gus. So, ich bin fertig, Mr McGraw.' Alle Schüler sahen sie an, einige überrascht, andere bewundernd. Doch keiner konnte erahnen, wie groß das Triumphgefühl tief in ihrem Innern war.
'Vielen Dank', meinte der Lehrer scheinbar ungerührt. 'Und nun lasst uns weitermachen. Die Unterbrechung hat lange genug gedauert.' Oksa war heilfroh, als die Pausenglocke endlich läutete. Nichts wie raus aus diesem Klassenzimmer! Es wurde allerhöchste Zeit! Noch eine Minute länger und sie hätte schreien müssen. Dabei sah ihr das alles so gar nicht ähnlich. Und doch war es wirklich passiert.
Gus fand seine Freundin am Fuß einer Engelsstatue im Schulhof kauernd. Er kniete sich neben sie. Als er sah, wie niedergeschlagen Oksa war, hätte er sie am liebsten in den Arm genommen, aber er traute sich nicht.
'Was ist passiert?', fragte er sanft. 'Ich dachte schon, du hättest einen Herzinfarkt. Du bist ganz steif geworden und zu Boden gerutscht. Ich habe einen solchen Schrecken bekommen ...' 'Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nicht so elend gefühlt. Alles hat sich gedreht, ich habe keine Luft mehr bekommen.' 'Hat dir denn irgendetwas wehgetan? Oder hattest du Angst, vor der Klasse zu reden?' Oksa antwortete nicht. Ratlos musterte Gus sie aus dem Augenwinkel. Er überlegte einen Moment, dann sagte er: 'Ach, weißt du was? Mach dir nichts draus! Vergiss es einfach, es ist vorbei!' 'Ja, du hast recht', antwortete sie. 'Bestimmt hast du recht.' Oksa lag in ihrem Zimmer auf dem Bett und starrte zu den Leuchtsternen an der Decke hoch. Sie versuchte vergeblich, einzuschlafen. Ihre Kopfschmerzen waren weg - Dragomiras Massage hatte Wunder gewirkt - und sie hatte auch fast kein Bauchweh mehr. Gus hatte sie am Abend angerufen, um zu fragen, wie es ihr ging. Der Anruf hatte ihr gutgetan. Sie war froh, Gus als Freund haben. Trotzdem war es ein seltsamer Tag gewesen ... Hoffentlich würde es nicht so weitergehen.
Nun war es kurz vor Mitternacht und sie war nicht mehr müde. Oksa schaltete ihre Nachttischlampe an und sah sich um. Auf ihrem Schreibtisch lag der Inhalt eines Umzugskartons ausgebreitet, sie war noch nicht dazu gekommen, ihn wegzuräumen: allerlei Kram, den sie nicht mehr benutzte, von dem sie sich aber nicht trennen konnte. Ihr fiel eine ihrer Lieblingspuppen von früher ins Auge, Püppi mit den roten Haaren. Als Kind hatte sie so gern mit ihr gespielt! Oksa seufzte und schloss die Augen. Die unangenehmsten Momente des Tages gingen ihr durch den Kopf. Die Aufregung vor dem ersten Schultag. Die Angst, die sie empfunden hatte und die ihr immer noch zu schaffen machte - und die nun in einen bitteren Zorn umschlug. Langsam machte sie die Augen wieder auf - und riss sie vor Verblüffung dann erst richtig auf: Die langen Haare der Puppe standen auf dem kleinen Plastikkopf zu Berge, als würden sie von einer mysteriösen Kraft magnetisch angezogen! Oksa blinzelte, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte. Ungläubig stellte sie fest, dass die Puppe sich im Takt ihrer Herzschläge hin und her wiegte. Plötzlich hob Püppi ab und schwebte mitten durchs Zimmer auf sie zu. Oksa schleuderte die Decke von sich und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Sie streckte den Arm aus und konnte gerade noch sehen, wie sich ein kleiner Feuerball von ihrer Handfläche löste und direkt auf den Puppenkopf zuschoss.
Was ist denn hier los?, fragte sie sich panisch.
Schockiert sah sie, wie Flammen in dem Kunsthaarschopf zu züngeln begannen. Sie griff automatisch mit beiden Händen nach der Puppe und bereute es sofort, als das glühend heiße Plastik ihr die Finger verbrannte! Sie ließ die Puppe fallen, unterdrückte einen Schmerzensschrei und pustete auf die Haare, die dadurch nur umso stärker brannten. Bald erreichten die Flammen die holzverkleidete Wand, vor der ihr Schreibtisch stand, und beißender Rauch stieg auf. Oksas Herz pochte wie wild. Ihr fiel nichts anderes ein, als die Blumenvase, die ihre Großmutter am selben Morgen ins Zimmer gestellt hatte, über den Flammen auszukippen und so das Feuer zu löschen. Fassungslos ließ sie sich aufs Bett fallen. Ihr war furchtbar schlecht und ihr Bauch tat wieder weh. Dann wurde sie von heftigem Schwindel gepackt. Da schloss sie die Augen und flüchtete sich in die Bewusstlosigkeit.
'O nein!', stöhnte Oksa und zog sich das Kissen über den Kopf.
Kaum war sie aufgewacht, fiel ihr die kleine Puppe ins Auge. Sie hatte am meisten unter dieser merkwürdigen Nacht gelitten. Ihr fehlte ein Auge, der Bauch ihres mit Schaumstoff gefüllten Körpers war aufgeplatzt und ihre Haare waren nicht mehr rot, sondern schwarz vor Ruß.
'Was habe ich nur gemacht? Was war das? Ich habe Püppi verbrannt!', jammerte Oksa, als sie begriff, dass es wirklich geschehen war.
Denn nun, da die Nacht vorbei war, stellte sich ganz klar heraus, dass es kein Traum gewesen war: Irgendetwas war passiert, etwas sehr Reales. Halb verkohlt, mit einem vom geschmolzenen Plastik verzerrten Lächeln und schwarz versengten Haarresten lag die unglückliche Püppi auf dem Schreibtisch. Lange betrachtete Oksa ihr zerstörtes altes Spielzeug, zu Tode erschreckt, aber zugleich aufgeregt und irgendwie begeistert. Ehrlich gesagt - vor allem begeistert ...
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Autoren-Porträt von Anne Plichota, Cendrine Wolf
Cendrine Wolf wurde 1969 in Colmar im Elsass geboren. Sie absolvierte eine Sportlehrerausbildung und arbeitete einige Jahre mit Kindern, bevor sie Bibliothekarin in der Stadtbücherei von Straßburg wurde. Heute widmet sie sich als freie Autorin ganz ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Schreiben. Die Geschichten um das Zaubermädchen Oksa Pollock, die sie gemeinsam mit Anne Plichota erdacht und geschrieben hat, sind ihr erstes und überaus erfolgreiches literarisches Projekt.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Anne Plichota , Cendrine Wolf
- Altersempfehlung: Ab 10 Jahre
- 2011, 2. Aufl., 592 Seiten, Maße: 16 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Bettina Bach, Lisa-Maria Rust
- Verlag: Oetinger
- ISBN-10: 3789145025
- ISBN-13: 9783789145025
- Erscheinungsdatum: 25.02.2011
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