Percy Jackson Band 1: Diebe im Olymp
Band 1
Irgendjemand hat etwas gegen ihn, da ist sich Percy sicher. Immer ist er an allem Schuld. Wenig später erfährt Percy das Unglaubliche: Er ist der Sohn des Meeresgottes Poseidon und die fiesesten Gestalten der griechischen Mythologie sind hinter ihm her.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Percy Jackson Band 1: Diebe im Olymp “
Irgendjemand hat etwas gegen ihn, da ist sich Percy sicher. Immer ist er an allem Schuld. Wenig später erfährt Percy das Unglaubliche: Er ist der Sohn des Meeresgottes Poseidon und die fiesesten Gestalten der griechischen Mythologie sind hinter ihm her.
Klappentext zu „Percy Jackson Band 1: Diebe im Olymp “
Action, Humor und ein bisschen Götterdrama
Auf den ersten Blick ist der zwölfjährige Percy Jackson ein ganz normaler Jugendlicher: Nicht gerade ein Überflieger und in Sachen Selbstbewusstsein ist noch Luft nach oben. Wären da nicht diese merkwürdigen Vorkommnisse, die ihm ständig Ärger einbringen: So wie die Mathelehrerin, die sich in eine Furie verwandelt oder der überaus aggressive Minotaurus, der ihm auf den Fersen ist. Doch dann erfährt Percy endlich, warum ihn die fiesesten Gestalten der griechischen Mythologie ins Visier genommen haben: Er ist ein Halbgott und sein Vater ist der mächtige Meeresgott Poseidon!
Damit verändert sich alles, denn Percy muss ins Camp Half-Blood, eine Zuflucht für Jugendliche wie ihn. Dort soll er lernen, seine göttlichen Kräfte zu beherrschen. Denn nur gemeinsam mit den anderen Halbgöttern hat er eine Chance gegen die unheilvollen Titanen zu bestehen und die Welt vor dem Untergang zu bewahren.
Die Jugendbuch-Bestsellerserie mit nachtragenden Ungeheuern und schrulligen Göttern
Als Percy Jackson erfährt, dass er ein Halbgott ist und es die Kreaturen aus der griechischen Mythologie wirklich gibt, verändert das alles. Von nun an stehen ihm und seinen Freunden allerlei Monster, göttliche Streitigkeiten und epische Quests bevor.
Gespickt mit Heldentum, Chaos und Freundschaft ist die sechsteilige Fantasy-Reihe rund um den Halbgott Percy Jackson inzwischen millionenfach verkauft. Der Mix aus Spannung, Witz und Mythologie begeistert Jung und Alt aus mehr als 40 Ländern und ist die bekannteste Serie von Rick Riordan.
___Griechische Götter in der Gegenwart: chaotisch-wilde Fantasy für junge Leser_innen ab 12 Jahren und für alle Fans der griechischen Mythologie___
Lese-Probe zu „Percy Jackson Band 1: Diebe im Olymp “
Percy Jackson - Diebe im Olymp von Rick Riordan... mehr
An diesem Abend ging es nach dem Essen viel aufregender zu als sonst.
Es war der Tag der Eroberung der Flagge.
Als die Tische abgeräumt worden waren, erklang das Muschelhorn und alle erhoben sich.
Die Campbewohner johlten und schrien, als Annabeth und zwei von ihren Geschwistern mit einem seidenen Banner in den Pavillon gerannt kamen. Das Banner war über drei Meter lang, es war hellgrau und mit dem Bild einer Eule über einem Olivenbaum geschmückt. Von der anderen Seite her kamen Clarisse und ihre Freundinnen mit einem anderen Banner in derselben Größe angerannt, es war knallrot und bemalt mit einem bluttriefenden Speer und einem Eberkopf.
Ich wandte mich an Luke und brüllte durch den Lärm hindurch: »Sind das die Flaggen?«
»Ja.«
»Führen immer Ares und Athene die Teams an?«
»Nicht immer«, sagte er. »Aber häufig.«
»Wenn eine andere Hütte eine erbeutet, was macht ihr dann - die Flagge neu bemalen?«
Er grinste. »Wirst du schon sehen. Erst müssen wir eine haben.«
»Auf wessen Seite stehen wir?«
Er bedachte mich mit einem listigen Blick und schien etwas zu wissen, was ich nicht wusste. Die Narbe auf seiner Wange ließ ihn im Fackelschein fast hinterhältig aussehen. »Wir haben uns vorübergehend mit Athene verbündet. Heute werden wir Ares die Flagge wegschnappen. Und du wirst uns dabei helfen.«
Die beiden Teams wurden vorgestellt. Athene hatte sich mit Apollo und Hermes verbündet, den beiden dichtestbevölkerten Hütten. Offenbar war mit Privilegien gehandelt worden - Duschzeiten, Arbeitsaufgaben, den besten Zeiten für sportliche Aktivitäten -, um sich Unterstützung zu verschaffen.
Ares hatte sich mit allen anderen zusammengetan: Dionysos, Demeter, Aphrodite und Hephaistos. Soviel ich bisher gesehen hatte, waren Dionysos' Kinder absolut gute Sportler, aber es gab nur zwei davon. Die Sprösslinge der Demeter kannten sich mit Natur und dem Leben draußen aus, waren aber nicht gerade aggressiv. Wegen der Kinder der Aphrodite machte ich mir keine besonderen Sorgen. Sie saßen meistens herum, bewunderten ihr Spiegelbild im See, frisierten sich immer wieder neu und tratschten. Die Kinder des Hephaistos waren nicht besonders hübsch und es gab auch nur vier von ihnen, aber sie waren groß und kräftig, weil sie den ganzen Tag in der Schmiede arbeiteten. Sie könnten ein Problem darstellen. Blieb noch Ares' Hütte: ein Dutzend der größten, gemeinsten, hässlichsten Kinder auf Long Island oder irgendwo sonst auf diesem Planeten.
Chiron schlug mit seinem Huf auf den Marmortisch.
»Helden und Heldinnen!«, rief er. »Ihr kennt die Regeln. Der Bach ist die Grenze. Der gesamte Wald ist zugelassen. Alle magischen Dinge sind erlaubt. Die Flagge muss offen gezeigt werden und darf von nicht mehr als zwei Personen bewacht werden. Gefangene dürfen entwaffnet, aber nicht gefesselt oder geknebelt werden. Töten oder Verstümmeln ist nicht gestattet. Ich werde als Schiedsrichter und Feldarzt fungieren. Bewaffnet euch!«
Er breitete die Hände aus und die Tische waren plötzlich übersät mit Ausrüstungsgegenständen: Helmen, Bronzeschwertern, Speeren, Schilden aus mit Metall überzogenem Rindsleder.
»Meine Güte«, sagte ich. »Sollen wir das wirklich benutzen?«
Luke sah mich an, als ob er mich für verrückt hielt. »Wenn du nicht von deinen Freunden aus Hütte 5 aufgespießt werden willst, ja. Hier. Chiron dachte, das könnte richtig für dich sein. Du kommst in die Grenzpatrouille.«
Mein Schild war so groß wie eine Reklametafel am Straßenrand und in der Mitte prangte ein großer Caduceus. Er wog ungefähr eine Million Pfund. Ich hätte ihn wunderbar als Snowboard benutzen können, aber ich hoffte, dass niemand erwartete, dass ich damit rennen würde. Mein Helm hatte, wie alle Helme auf Athenes Seite, eine blaue Helmzier aus Rosshaaren. Ares und seine Verbündeten hatten rote.
Annabeth schrie: »Blaues Team, vortreten!«
Wir jubelten und schüttelten unsere Schwerter und folgten ihr den Weg hinab in den südlichen Wald. Das rote Team schrie Verwünschungen hinter uns her, als es sich auf den Weg in den Norden machte.
Ich schaffte es, Annabeth einzuholen, ohne über meinen Schild zu stolpern. »He!«
Sie marschierte weiter.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte ich. »Kannst du mir irgendein magisches Werkzeug leihen?«
Ihre Hand griff nach ihrer Tasche, als fürchte sie, ich könnte ihr etwas gestohlen haben.
»Behalt einfach den Speer von Clarisse im Auge«, sagte sie. »Der darf dich um keinen Preis berühren. Mach dir ansonsten keine Sorgen. Wir werden Ares die Flagge abnehmen. Hat Luke dir gesagt, was du zu tun hast?«
»Grenzpatrouille, was immer das bedeuten mag.«
»Ganz einfach. Stell dich an den Bach und sorg dafür, dass die Roten nicht durchkommen. Den Rest kannst du mir überlassen. Athene hat immer einen Plan.«
Sie lief weiter und ich blieb im aufgewirbelten Staub stehen.
»Na schön«, murmelte ich. »Freut mich, dass du mich in deinem Team haben wolltest.«
Es war ein drückend warmer Abend. Der Wald war dunkel, immer neue Glühwürmchen tauchten auf und verschwanden wieder. Annabeth postierte mich an einem Bach, der über Felsen plätscherte, dann verschwanden sie und die Übrigen unseres Teams zwischen den Bäumen.
Als ich so allein dastand, mit meinem Helm mit dem blauen Rosshaarpuschel und dem riesigen Schild, kam ich mir vor wie ein Idiot. Das Bronzeschwert schien falsch austariert zu sein, wie alle Schwerter, die ich bisher ausprobiert hatte. Der Ledergriff zerrte an meiner Hand wie eine Bowlingkugel.
Aber mich würde doch niemand wirklich angreifen, oder? Ich meine, auch auf dem Olymp müsste doch dann Schadensersatz fällig werden, oder?
In der Ferne erscholl das Muschelhorn. Ich hörte im Wald Geschrei und Gebrüll, ich hörte Metall klirren, ich hörte Kampfgeräusche. Ein blau behelmter Apolloverbündeter rannte wie ein gehetztes Stück Wild an mir vorbei, sprang durch den Wald und verschwand im feindlichen Territorium.
Klasse, dachte ich. Ich verpass den ganzen Spaß, wie immer.
Dann hörte ich ganz in der Nähe ein Geräusch, das mir eine Gänsehaut machte: ein leises Hundeknurren.
Ich hob instinktiv meinen Schild; ich hatte das Gefühl, dass sich etwas an mich heranschlich.
Dann verstummte das Knurren. Ich spürte, wie dieses Etwas sich zurückzog.
Am anderen Bachufer schien das Unterholz zu explodieren. Fünf Areskrieger brachen grölend und schreiend aus der Dunkelheit.
»Haut ihn zu Brei!«, kreischte Clarisse.
Ihre hässlichen Schweinsaugen starrten mich durch die Schlitze in ihrem Helm an. Sie schwenkte einen ein Meter fünfzig langen Speer, dessen metallene Spitze rötlich flackerte. Ihre Geschwister hatten nur die üblichen Bronzeschwerter - was mir allerdings kein Trost war.
Sie jagten über den Bach. Nirgendwo war Hilfe zu sehen. Ich konnte davonlaufen. Oder mich gegen die halbe Areshütte verteidigen.
Ich konnte dem ersten Schlag ausweichen, aber diese Leute waren nicht so blöd wie der Minotaurus. Sie umzingelten mich und Clarisse stieß mit ihrem Speer nach mir. Mein Schild ließ die Spitze abgleiten, aber ich spürte im ganzen Leib ein schmerzhaftes Brennen. Meine Haare sträubten sich. Mein Schildarm verlor jegliches Gefühl. Die Luft brannte.
Elektrizität. Ihr bescheuerter Speer war elektrisch geladen. Ich wich zurück.
Ein anderer Arestyp traf meine Brust mit seinem Schwertknauf und ich landete im Dreck.
Sie hätten mich zu Gelee zertreten können, wenn sie nicht so sehr mit Lachen beschäftigt gewesen wären.
»Verpass ihm eine neue Frisur«, sagte Clarisse. »Pack ihn an den Haaren.«
Ich kam irgendwie auf die Beine. Ich hob mein Schwert, aber Clarisse schob es mit ihrem Speer beiseite und dabei stoben die Funken nur so. Jetzt waren meine Arme beide betäubt.
»Ach herrje«, sagte Clarisse. »Was hab ich eine Angst vor dem Kerl. Eine Höllenangst!«
»Die Flagge ist dahinten«, sagte ich zu ihr. Ich wollte mich wütend anhören, aber ich hatte das unangenehme Gefühl, dass mir das nicht gelang.
»Ja«, sagte eins von ihren Geschwistern. »Aber weißt du was, die Flagge ist uns ganz egal. Was uns nicht egal ist, ist so ein Typ, der unsere Hütte blöd aussehen lässt.«
»Das schafft ihr auch ohne meine Hilfe«, sagte ich daraufhin. Was vermutlich nicht gerade ein weiser Spruch war.
Zwei von ihnen kamen auf mich zu. Ich wich zum Bach zurück und versuchte meinen Schild zu heben, aber Clarisse war zu schnell. Ihr Speer traf meine Rippen. Wenn ich keinen gepanzerten Brustharnisch getragen hätte, hätte sie Schaschlik aus mir gemacht. So schüttelte die elektrische Speerspitze mir nur fast die Zähne aus dem Mund. Einer von ihren Mitbewohnern zog sein Schwert über meinen Arm. Es hinterließ eine ziemlich große Wunde.
Beim Anblick meines Blutes wurde mir schwindlig, heiß und kalt zugleich.
»Verstümmeln ist verboten«, konnte ich herausbringen.
»Huch«, sagte der Typ darauf. »Da wird mir vermutlich der Nachtisch gestrichen.«
Er stieß mich in den Bach und ich fiel klatschend ins Wasser. Alle lachten. Es sah so aus, als müsste ich sterben, wenn sie sich ausreichend amüsiert hätten. Aber dann passierte etwas. Das Wasser schien meine Sinne zu wecken, so als ob ich soeben eine Tüte von den Doppelespresso- Bonbons meiner Mom verzehrt hätte.
Clarisse und ihre Mitbewohner stiegen in den Bach, um mich fertigzumachen, aber ich war schon aufgesprungen. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich schlug mit der flachen Seite meines Schwertes nach dem Kopf des ersten Typen und fegte ihm den Helm vom Schopf. Ich traf ihn so hart, dass ich sehen konnte, wie seine Augen zitterten, als er ins Wasser fiel.
Hässlich Nr. 2 und Hässlich Nr. 3 kamen auf mich zu. Ich traf einen mit meinem Schild im Gesicht und nahm mein Schwert, um dem anderen die Helmzier vom Helm zu rasieren. Beide wichen schnell zurück. Hässlich Nr. 4 schien keine große Lust zum Angriff zu haben, aber Clarisse ließ nicht locker. Ihre Speerspitze knisterte vor Energie. Als sie zuschlug, fing ich den Speer zwischen meinem Schild und meinem Schwert und zerbrach ihn wie einen Zweig.
»Ah!«, schrie sie. »Du Idiot! Du Leichenwurm!«
Sie hätte vermutlich noch schlimmere Dinge gesagt, aber ich traf sie mit dem Schwertknauf zwischen den Augen und sie taumelte rückwärts ans Ufer.
Dann hörte ich laute, begeisterte Schreie und sah Luke, der, die Flagge des roten Teams hoch erhoben, auf die Grenze zurannte. Er wurde von zwei Hermestypen gedeckt, und einige Apollos hinter ihm schlugen die Kinder des Hephaistos zurück. Die Aresleute kamen auf die Beine und Clarisse murmelte eine benommene Verwünschung.
»Ein Trick!«, brüllte sie. »Das war ein Trick!«
Sie wankten hinter Luke her, aber es war zu spät. Alles strömte am Bach zusammen, als Luke unser Territorium erreichte. Unsere Seite jubelte los. Das rote Banner schimmerte und verwandelte sich in Silber. Eber und Speer mussten einem riesigen Caduceus weichen, dem Symbol von Hütte 11. Die Leute vom blauen Team hoben Luke auf ihre Schultern und trugen ihn umher. Chiron kam aus dem Wald getrabt und stieß in das Muschelhorn.
Der Kampf war zu Ende. Wir hatten gesiegt.
Ich wollte mich schon den Feiernden anschließen, als neben mir im Bach Annabeths Stimme sagte: »Gar nicht so schlecht, Held.«
Ich sah mich nach ihr um, aber sie war nicht da.
»Wo zum Henker hast du so gut kämpfen gelernt?«, fragte sie. Die Luft schimmerte und nun wurde Annabeth sichtbar, sie hielt eine Baseballmütze mit dem Emblem der Yankees in der Hand und schien sie sich eben erst vom Kopf genommen zu haben.
Ich merkte, wie ich wütend wurde. Nicht einmal die Tatsache, dass sie sich unsichtbar machen konnte, interessierte mich jetzt. »Du hast mich ins offene Messer laufen lassen«, sagte ich. »Du hast mich hier eingesetzt, weil du gewusst hast, dass Clarisse es auf mich abgesehen hatte, und deshalb hast du Luke um die Flanke herumgeschickt. Du hattest dir das genau überlegt.«
Annabeth zuckte mit den Schultern. »Das hab ich dir doch gesagt. Athene hat immer einen Plan.«
»Einen Plan, um Hackfleisch aus mir zu machen?«
»Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich wollte mich gerade einschalten, aber ...« Wieder zuckte sie mit den Schultern. »Du hast ja gar keine Hilfe gebraucht.«
Dann sah sie die Wunde an meinem Arm. »Wie hast du das gemacht?«
»Schwerthieb«, sagte ich. »Was hast du denn gedacht?«
»Nein. Das war mal ein Schwerthieb. Sieh es dir doch an.«
Das Blut war verschwunden. Wo die rote Wunde geklafft hatte, war jetzt eine lange weiße Narbe und auch die wurde blasser. Vor meinen Augen verwandelte sie sich in einen Strich und war dann nicht mehr zu sehen.
»Das ... das kapier ich nicht«, sagte ich.
Ich konnte förmlich sehen, wie Annabeth sich den Kopf zerbrach, wie es in ihrem Hirn ratterte. Sie starrte meine Füße an, dann Clarisse' zerbrochenen Speer und dann sagte sie: »Komm aus dem Wasser, Percy.«
»Wieso ...«
»Mach es einfach.«
Ich trat aus dem Bach und war sofort todmüde. Meine Arme wurden wieder gefühllos. Der Adrenalinkick verflog. Ich wäre fast hingefallen, aber Annabeth hielt mich fest.
»Ach, beim Styx«, fluchte sie. »Das ist überhaupt nicht gut. Ich wollte nicht ... Ich dachte, es wäre Zeus ...«
Ehe ich sie fragen konnte, was sie meinte, hörte ich wieder das Hundeknurren, diesmal viel näher als vorhin. Ein Heulen lief durch den Wald.
Sofort verstummte der Jubel der Campbewohner. Chiron rief etwas auf Altgriechisch und mir ging erst später auf, dass ich ihn sehr gut verstanden hatte: »Macht euch bereit! Mein Bogen!«
Annabeth zog ihr Schwert.
Auf den Felsen, unmittelbar über uns, stand ein schwarzer Hund von der Größe eines Rhinozeros, mit lavaroten Augen und Reißzähnen wie Dolchen.
Er schaute direkt auf mich herab.
Niemand bewegte sich. Annabeth schrie: »Percy! Lauf!«
Sie versuchte vor mich zu treten, aber der Hund war zu schnell. Er sprang über sie hinweg - ein riesiger Schatten mit Zähnen -, und als er mich traf, als ich rückwärtstaumelte und spürte, wie seine rasierklingenscharfen Zähne meine Rüstung zerfetzten, hörte ich ein lautes Knistern, als ob vierzig Blatt Papier nacheinander zerrissen würden. Ein Büschel Pfeile ragte aus dem Hals des Hundes. Das Ungeheuer fiel tot vor meine Füße.
Durch irgendein Wunder war ich noch immer am Leben. Ich wollte nicht sehen, wie es unter den Resten meiner Rüstung aussah. Meine Brust fühlte sich heiß und nass an und ich wusste, dass ich ernstlich verletzt war. Noch eine Sekunde und das Monster hätte mich in hundert Pfund Hackfleisch verwandelt.
Chiron trat mit grimmigem Gesicht neben uns, den Bogen in der Hand.
»Bei den Göttern«, sagte Annabeth. »Das ist ein Höllenhund von den Feldern der Bestrafung. Sie dürfen nicht ... die sollten eigentlich nicht ...«
»Irgendwer hat ihn gerufen«, sagte Chiron. »Irgendwer hier im Camp.«
Luke kam zu uns herüber, die Flagge in seiner Hand war vergessen, sein Triumph verflogen.
Clarisse schrie: »Percy ist an allem schuld! Percy hat ihn gerufen!«
»Sei still, Kind«, sagte Chiron zu ihr.
Wir sahen zu, wie der Leichnam des Höllenhundes sich in Schatten auflöste, mit dem Boden verschmolz und dann verschwunden war.
»Du bist verletzt«, sagte Annabeth zu mir. »Schnell, Percy, ins Wasser mit dir.« »Mir geht es gut.« »Nein, tut es nicht«, sagte sie. »Chiron, sieh dir das an.« Ich war zu erschöpft, um zu widersprechen. Ich trat zurück in den Bach und alle aus dem Lager umringten mich.
Sofort ging es mir besser. Ich spürte, wie die Wunden in meiner Brust sich schlossen. Einige der Umstehenden schnappten nach Luft.
»Hört mal, ich - ich weiß nicht, wieso ...«, sagte ich, wie um mich zu entschuldigen. »Tut mir leid ...« Aber sie sahen überhaupt nicht auf meine heilenden Wunden. Sie starrten etwas über meinem Kopf an. »Percy«, sagte Annabeth und zeigte nach oben. »Äh ...« Als ich aufschaute, verblich das Zeichen bereits, aber ich konnte das grün leuchtende, wirbelnde und funkelnde Hologramm noch immer erkennen: einen Speer mit drei Spitzen, einen Dreizack.
»Dein Vater«, murmelte Annabeth. »Das ist wirklich nicht gut.« »Es ist entschieden«, verkündete Chiron. Alle Umstehenden fielen auf die Knie, sogar die aus der Areshütte, obwohl ihnen das gar nicht zu gefallen schien. »Mein Vater?«, fragte ich total verwirrt. »Poseidon«, sagte Chiron. »Welterschütterer, Sturmbringer, Vater der Pferde. Heil dir, Percy Jackson, Sohn des Meeresgottes.«
© CARLSEN
An diesem Abend ging es nach dem Essen viel aufregender zu als sonst.
Es war der Tag der Eroberung der Flagge.
Als die Tische abgeräumt worden waren, erklang das Muschelhorn und alle erhoben sich.
Die Campbewohner johlten und schrien, als Annabeth und zwei von ihren Geschwistern mit einem seidenen Banner in den Pavillon gerannt kamen. Das Banner war über drei Meter lang, es war hellgrau und mit dem Bild einer Eule über einem Olivenbaum geschmückt. Von der anderen Seite her kamen Clarisse und ihre Freundinnen mit einem anderen Banner in derselben Größe angerannt, es war knallrot und bemalt mit einem bluttriefenden Speer und einem Eberkopf.
Ich wandte mich an Luke und brüllte durch den Lärm hindurch: »Sind das die Flaggen?«
»Ja.«
»Führen immer Ares und Athene die Teams an?«
»Nicht immer«, sagte er. »Aber häufig.«
»Wenn eine andere Hütte eine erbeutet, was macht ihr dann - die Flagge neu bemalen?«
Er grinste. »Wirst du schon sehen. Erst müssen wir eine haben.«
»Auf wessen Seite stehen wir?«
Er bedachte mich mit einem listigen Blick und schien etwas zu wissen, was ich nicht wusste. Die Narbe auf seiner Wange ließ ihn im Fackelschein fast hinterhältig aussehen. »Wir haben uns vorübergehend mit Athene verbündet. Heute werden wir Ares die Flagge wegschnappen. Und du wirst uns dabei helfen.«
Die beiden Teams wurden vorgestellt. Athene hatte sich mit Apollo und Hermes verbündet, den beiden dichtestbevölkerten Hütten. Offenbar war mit Privilegien gehandelt worden - Duschzeiten, Arbeitsaufgaben, den besten Zeiten für sportliche Aktivitäten -, um sich Unterstützung zu verschaffen.
Ares hatte sich mit allen anderen zusammengetan: Dionysos, Demeter, Aphrodite und Hephaistos. Soviel ich bisher gesehen hatte, waren Dionysos' Kinder absolut gute Sportler, aber es gab nur zwei davon. Die Sprösslinge der Demeter kannten sich mit Natur und dem Leben draußen aus, waren aber nicht gerade aggressiv. Wegen der Kinder der Aphrodite machte ich mir keine besonderen Sorgen. Sie saßen meistens herum, bewunderten ihr Spiegelbild im See, frisierten sich immer wieder neu und tratschten. Die Kinder des Hephaistos waren nicht besonders hübsch und es gab auch nur vier von ihnen, aber sie waren groß und kräftig, weil sie den ganzen Tag in der Schmiede arbeiteten. Sie könnten ein Problem darstellen. Blieb noch Ares' Hütte: ein Dutzend der größten, gemeinsten, hässlichsten Kinder auf Long Island oder irgendwo sonst auf diesem Planeten.
Chiron schlug mit seinem Huf auf den Marmortisch.
»Helden und Heldinnen!«, rief er. »Ihr kennt die Regeln. Der Bach ist die Grenze. Der gesamte Wald ist zugelassen. Alle magischen Dinge sind erlaubt. Die Flagge muss offen gezeigt werden und darf von nicht mehr als zwei Personen bewacht werden. Gefangene dürfen entwaffnet, aber nicht gefesselt oder geknebelt werden. Töten oder Verstümmeln ist nicht gestattet. Ich werde als Schiedsrichter und Feldarzt fungieren. Bewaffnet euch!«
Er breitete die Hände aus und die Tische waren plötzlich übersät mit Ausrüstungsgegenständen: Helmen, Bronzeschwertern, Speeren, Schilden aus mit Metall überzogenem Rindsleder.
»Meine Güte«, sagte ich. »Sollen wir das wirklich benutzen?«
Luke sah mich an, als ob er mich für verrückt hielt. »Wenn du nicht von deinen Freunden aus Hütte 5 aufgespießt werden willst, ja. Hier. Chiron dachte, das könnte richtig für dich sein. Du kommst in die Grenzpatrouille.«
Mein Schild war so groß wie eine Reklametafel am Straßenrand und in der Mitte prangte ein großer Caduceus. Er wog ungefähr eine Million Pfund. Ich hätte ihn wunderbar als Snowboard benutzen können, aber ich hoffte, dass niemand erwartete, dass ich damit rennen würde. Mein Helm hatte, wie alle Helme auf Athenes Seite, eine blaue Helmzier aus Rosshaaren. Ares und seine Verbündeten hatten rote.
Annabeth schrie: »Blaues Team, vortreten!«
Wir jubelten und schüttelten unsere Schwerter und folgten ihr den Weg hinab in den südlichen Wald. Das rote Team schrie Verwünschungen hinter uns her, als es sich auf den Weg in den Norden machte.
Ich schaffte es, Annabeth einzuholen, ohne über meinen Schild zu stolpern. »He!«
Sie marschierte weiter.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte ich. »Kannst du mir irgendein magisches Werkzeug leihen?«
Ihre Hand griff nach ihrer Tasche, als fürchte sie, ich könnte ihr etwas gestohlen haben.
»Behalt einfach den Speer von Clarisse im Auge«, sagte sie. »Der darf dich um keinen Preis berühren. Mach dir ansonsten keine Sorgen. Wir werden Ares die Flagge abnehmen. Hat Luke dir gesagt, was du zu tun hast?«
»Grenzpatrouille, was immer das bedeuten mag.«
»Ganz einfach. Stell dich an den Bach und sorg dafür, dass die Roten nicht durchkommen. Den Rest kannst du mir überlassen. Athene hat immer einen Plan.«
Sie lief weiter und ich blieb im aufgewirbelten Staub stehen.
»Na schön«, murmelte ich. »Freut mich, dass du mich in deinem Team haben wolltest.«
Es war ein drückend warmer Abend. Der Wald war dunkel, immer neue Glühwürmchen tauchten auf und verschwanden wieder. Annabeth postierte mich an einem Bach, der über Felsen plätscherte, dann verschwanden sie und die Übrigen unseres Teams zwischen den Bäumen.
Als ich so allein dastand, mit meinem Helm mit dem blauen Rosshaarpuschel und dem riesigen Schild, kam ich mir vor wie ein Idiot. Das Bronzeschwert schien falsch austariert zu sein, wie alle Schwerter, die ich bisher ausprobiert hatte. Der Ledergriff zerrte an meiner Hand wie eine Bowlingkugel.
Aber mich würde doch niemand wirklich angreifen, oder? Ich meine, auch auf dem Olymp müsste doch dann Schadensersatz fällig werden, oder?
In der Ferne erscholl das Muschelhorn. Ich hörte im Wald Geschrei und Gebrüll, ich hörte Metall klirren, ich hörte Kampfgeräusche. Ein blau behelmter Apolloverbündeter rannte wie ein gehetztes Stück Wild an mir vorbei, sprang durch den Wald und verschwand im feindlichen Territorium.
Klasse, dachte ich. Ich verpass den ganzen Spaß, wie immer.
Dann hörte ich ganz in der Nähe ein Geräusch, das mir eine Gänsehaut machte: ein leises Hundeknurren.
Ich hob instinktiv meinen Schild; ich hatte das Gefühl, dass sich etwas an mich heranschlich.
Dann verstummte das Knurren. Ich spürte, wie dieses Etwas sich zurückzog.
Am anderen Bachufer schien das Unterholz zu explodieren. Fünf Areskrieger brachen grölend und schreiend aus der Dunkelheit.
»Haut ihn zu Brei!«, kreischte Clarisse.
Ihre hässlichen Schweinsaugen starrten mich durch die Schlitze in ihrem Helm an. Sie schwenkte einen ein Meter fünfzig langen Speer, dessen metallene Spitze rötlich flackerte. Ihre Geschwister hatten nur die üblichen Bronzeschwerter - was mir allerdings kein Trost war.
Sie jagten über den Bach. Nirgendwo war Hilfe zu sehen. Ich konnte davonlaufen. Oder mich gegen die halbe Areshütte verteidigen.
Ich konnte dem ersten Schlag ausweichen, aber diese Leute waren nicht so blöd wie der Minotaurus. Sie umzingelten mich und Clarisse stieß mit ihrem Speer nach mir. Mein Schild ließ die Spitze abgleiten, aber ich spürte im ganzen Leib ein schmerzhaftes Brennen. Meine Haare sträubten sich. Mein Schildarm verlor jegliches Gefühl. Die Luft brannte.
Elektrizität. Ihr bescheuerter Speer war elektrisch geladen. Ich wich zurück.
Ein anderer Arestyp traf meine Brust mit seinem Schwertknauf und ich landete im Dreck.
Sie hätten mich zu Gelee zertreten können, wenn sie nicht so sehr mit Lachen beschäftigt gewesen wären.
»Verpass ihm eine neue Frisur«, sagte Clarisse. »Pack ihn an den Haaren.«
Ich kam irgendwie auf die Beine. Ich hob mein Schwert, aber Clarisse schob es mit ihrem Speer beiseite und dabei stoben die Funken nur so. Jetzt waren meine Arme beide betäubt.
»Ach herrje«, sagte Clarisse. »Was hab ich eine Angst vor dem Kerl. Eine Höllenangst!«
»Die Flagge ist dahinten«, sagte ich zu ihr. Ich wollte mich wütend anhören, aber ich hatte das unangenehme Gefühl, dass mir das nicht gelang.
»Ja«, sagte eins von ihren Geschwistern. »Aber weißt du was, die Flagge ist uns ganz egal. Was uns nicht egal ist, ist so ein Typ, der unsere Hütte blöd aussehen lässt.«
»Das schafft ihr auch ohne meine Hilfe«, sagte ich daraufhin. Was vermutlich nicht gerade ein weiser Spruch war.
Zwei von ihnen kamen auf mich zu. Ich wich zum Bach zurück und versuchte meinen Schild zu heben, aber Clarisse war zu schnell. Ihr Speer traf meine Rippen. Wenn ich keinen gepanzerten Brustharnisch getragen hätte, hätte sie Schaschlik aus mir gemacht. So schüttelte die elektrische Speerspitze mir nur fast die Zähne aus dem Mund. Einer von ihren Mitbewohnern zog sein Schwert über meinen Arm. Es hinterließ eine ziemlich große Wunde.
Beim Anblick meines Blutes wurde mir schwindlig, heiß und kalt zugleich.
»Verstümmeln ist verboten«, konnte ich herausbringen.
»Huch«, sagte der Typ darauf. »Da wird mir vermutlich der Nachtisch gestrichen.«
Er stieß mich in den Bach und ich fiel klatschend ins Wasser. Alle lachten. Es sah so aus, als müsste ich sterben, wenn sie sich ausreichend amüsiert hätten. Aber dann passierte etwas. Das Wasser schien meine Sinne zu wecken, so als ob ich soeben eine Tüte von den Doppelespresso- Bonbons meiner Mom verzehrt hätte.
Clarisse und ihre Mitbewohner stiegen in den Bach, um mich fertigzumachen, aber ich war schon aufgesprungen. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich schlug mit der flachen Seite meines Schwertes nach dem Kopf des ersten Typen und fegte ihm den Helm vom Schopf. Ich traf ihn so hart, dass ich sehen konnte, wie seine Augen zitterten, als er ins Wasser fiel.
Hässlich Nr. 2 und Hässlich Nr. 3 kamen auf mich zu. Ich traf einen mit meinem Schild im Gesicht und nahm mein Schwert, um dem anderen die Helmzier vom Helm zu rasieren. Beide wichen schnell zurück. Hässlich Nr. 4 schien keine große Lust zum Angriff zu haben, aber Clarisse ließ nicht locker. Ihre Speerspitze knisterte vor Energie. Als sie zuschlug, fing ich den Speer zwischen meinem Schild und meinem Schwert und zerbrach ihn wie einen Zweig.
»Ah!«, schrie sie. »Du Idiot! Du Leichenwurm!«
Sie hätte vermutlich noch schlimmere Dinge gesagt, aber ich traf sie mit dem Schwertknauf zwischen den Augen und sie taumelte rückwärts ans Ufer.
Dann hörte ich laute, begeisterte Schreie und sah Luke, der, die Flagge des roten Teams hoch erhoben, auf die Grenze zurannte. Er wurde von zwei Hermestypen gedeckt, und einige Apollos hinter ihm schlugen die Kinder des Hephaistos zurück. Die Aresleute kamen auf die Beine und Clarisse murmelte eine benommene Verwünschung.
»Ein Trick!«, brüllte sie. »Das war ein Trick!«
Sie wankten hinter Luke her, aber es war zu spät. Alles strömte am Bach zusammen, als Luke unser Territorium erreichte. Unsere Seite jubelte los. Das rote Banner schimmerte und verwandelte sich in Silber. Eber und Speer mussten einem riesigen Caduceus weichen, dem Symbol von Hütte 11. Die Leute vom blauen Team hoben Luke auf ihre Schultern und trugen ihn umher. Chiron kam aus dem Wald getrabt und stieß in das Muschelhorn.
Der Kampf war zu Ende. Wir hatten gesiegt.
Ich wollte mich schon den Feiernden anschließen, als neben mir im Bach Annabeths Stimme sagte: »Gar nicht so schlecht, Held.«
Ich sah mich nach ihr um, aber sie war nicht da.
»Wo zum Henker hast du so gut kämpfen gelernt?«, fragte sie. Die Luft schimmerte und nun wurde Annabeth sichtbar, sie hielt eine Baseballmütze mit dem Emblem der Yankees in der Hand und schien sie sich eben erst vom Kopf genommen zu haben.
Ich merkte, wie ich wütend wurde. Nicht einmal die Tatsache, dass sie sich unsichtbar machen konnte, interessierte mich jetzt. »Du hast mich ins offene Messer laufen lassen«, sagte ich. »Du hast mich hier eingesetzt, weil du gewusst hast, dass Clarisse es auf mich abgesehen hatte, und deshalb hast du Luke um die Flanke herumgeschickt. Du hattest dir das genau überlegt.«
Annabeth zuckte mit den Schultern. »Das hab ich dir doch gesagt. Athene hat immer einen Plan.«
»Einen Plan, um Hackfleisch aus mir zu machen?«
»Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich wollte mich gerade einschalten, aber ...« Wieder zuckte sie mit den Schultern. »Du hast ja gar keine Hilfe gebraucht.«
Dann sah sie die Wunde an meinem Arm. »Wie hast du das gemacht?«
»Schwerthieb«, sagte ich. »Was hast du denn gedacht?«
»Nein. Das war mal ein Schwerthieb. Sieh es dir doch an.«
Das Blut war verschwunden. Wo die rote Wunde geklafft hatte, war jetzt eine lange weiße Narbe und auch die wurde blasser. Vor meinen Augen verwandelte sie sich in einen Strich und war dann nicht mehr zu sehen.
»Das ... das kapier ich nicht«, sagte ich.
Ich konnte förmlich sehen, wie Annabeth sich den Kopf zerbrach, wie es in ihrem Hirn ratterte. Sie starrte meine Füße an, dann Clarisse' zerbrochenen Speer und dann sagte sie: »Komm aus dem Wasser, Percy.«
»Wieso ...«
»Mach es einfach.«
Ich trat aus dem Bach und war sofort todmüde. Meine Arme wurden wieder gefühllos. Der Adrenalinkick verflog. Ich wäre fast hingefallen, aber Annabeth hielt mich fest.
»Ach, beim Styx«, fluchte sie. »Das ist überhaupt nicht gut. Ich wollte nicht ... Ich dachte, es wäre Zeus ...«
Ehe ich sie fragen konnte, was sie meinte, hörte ich wieder das Hundeknurren, diesmal viel näher als vorhin. Ein Heulen lief durch den Wald.
Sofort verstummte der Jubel der Campbewohner. Chiron rief etwas auf Altgriechisch und mir ging erst später auf, dass ich ihn sehr gut verstanden hatte: »Macht euch bereit! Mein Bogen!«
Annabeth zog ihr Schwert.
Auf den Felsen, unmittelbar über uns, stand ein schwarzer Hund von der Größe eines Rhinozeros, mit lavaroten Augen und Reißzähnen wie Dolchen.
Er schaute direkt auf mich herab.
Niemand bewegte sich. Annabeth schrie: »Percy! Lauf!«
Sie versuchte vor mich zu treten, aber der Hund war zu schnell. Er sprang über sie hinweg - ein riesiger Schatten mit Zähnen -, und als er mich traf, als ich rückwärtstaumelte und spürte, wie seine rasierklingenscharfen Zähne meine Rüstung zerfetzten, hörte ich ein lautes Knistern, als ob vierzig Blatt Papier nacheinander zerrissen würden. Ein Büschel Pfeile ragte aus dem Hals des Hundes. Das Ungeheuer fiel tot vor meine Füße.
Durch irgendein Wunder war ich noch immer am Leben. Ich wollte nicht sehen, wie es unter den Resten meiner Rüstung aussah. Meine Brust fühlte sich heiß und nass an und ich wusste, dass ich ernstlich verletzt war. Noch eine Sekunde und das Monster hätte mich in hundert Pfund Hackfleisch verwandelt.
Chiron trat mit grimmigem Gesicht neben uns, den Bogen in der Hand.
»Bei den Göttern«, sagte Annabeth. »Das ist ein Höllenhund von den Feldern der Bestrafung. Sie dürfen nicht ... die sollten eigentlich nicht ...«
»Irgendwer hat ihn gerufen«, sagte Chiron. »Irgendwer hier im Camp.«
Luke kam zu uns herüber, die Flagge in seiner Hand war vergessen, sein Triumph verflogen.
Clarisse schrie: »Percy ist an allem schuld! Percy hat ihn gerufen!«
»Sei still, Kind«, sagte Chiron zu ihr.
Wir sahen zu, wie der Leichnam des Höllenhundes sich in Schatten auflöste, mit dem Boden verschmolz und dann verschwunden war.
»Du bist verletzt«, sagte Annabeth zu mir. »Schnell, Percy, ins Wasser mit dir.« »Mir geht es gut.« »Nein, tut es nicht«, sagte sie. »Chiron, sieh dir das an.« Ich war zu erschöpft, um zu widersprechen. Ich trat zurück in den Bach und alle aus dem Lager umringten mich.
Sofort ging es mir besser. Ich spürte, wie die Wunden in meiner Brust sich schlossen. Einige der Umstehenden schnappten nach Luft.
»Hört mal, ich - ich weiß nicht, wieso ...«, sagte ich, wie um mich zu entschuldigen. »Tut mir leid ...« Aber sie sahen überhaupt nicht auf meine heilenden Wunden. Sie starrten etwas über meinem Kopf an. »Percy«, sagte Annabeth und zeigte nach oben. »Äh ...« Als ich aufschaute, verblich das Zeichen bereits, aber ich konnte das grün leuchtende, wirbelnde und funkelnde Hologramm noch immer erkennen: einen Speer mit drei Spitzen, einen Dreizack.
»Dein Vater«, murmelte Annabeth. »Das ist wirklich nicht gut.« »Es ist entschieden«, verkündete Chiron. Alle Umstehenden fielen auf die Knie, sogar die aus der Areshütte, obwohl ihnen das gar nicht zu gefallen schien. »Mein Vater?«, fragte ich total verwirrt. »Poseidon«, sagte Chiron. »Welterschütterer, Sturmbringer, Vater der Pferde. Heil dir, Percy Jackson, Sohn des Meeresgottes.«
© CARLSEN
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Autoren-Porträt von Rick Riordan
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und ist in 40 Ländern erschienen. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rick Riordan
- Altersempfehlung: 12 - 18 Jahre
- 2011, 45. Aufl., 447 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Haefs, Gabriele
- Übersetzer: Gabriele Haefs
- Verlag: Carlsen
- ISBN-10: 3551310580
- ISBN-13: 9783551310583
Rezension zu „Percy Jackson Band 1: Diebe im Olymp “
"Perfekt erzählt! Elektrisierende Momente folgen aufeinander wie Herzschläge." New York Times
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