Perry Rhodan Band 96: Die Gravo-Katastrophe
Die Gravo-Katastrophe von Perry Rhodan
LESEPROBE
Die SOL
1.
»Was dieKleine Majestät auf der Erde getan hat, das gilt ebenso für viele andere Welten.« Perry Rhodans Zorn warunverkennbar. »Deshalb habe ich mit der Jagd auf die Kleinen Majestätenbegonnen. Ich hoffe, dass wir die Inkarnation CLERMAC damit provozieren und zu unüberlegtenHandlungen verleiten können.«
Mit dem Desintegrator bearbeitete der Bildhauer GorlovOvosoffsky einen kantigen Ynkeloniumblock.Rhodans Kinnpartie und sein Mund waren schon deutlichzu erkennen. Der Künstler hatte bereits vor Monaten begonnen, die führendenPersönlichkeiten der SOL als Skulpturen zu verewigen.
»Wir werdenalso endgültig zuVerbündeten der Kaiserin von Therm und damit zur kämpfenden Truppe?«Ovosoffsky musterte den Unsterblichen eindringlich.»Der Kristall der Kaiserin, den Sie tragen, ist er nur ein schönes Geschenk -oder dient er auf irgendeineWeise der Kommunikation?«
»Wenn Siedamit andeuten wollen, ich könnte zum Befehlsempfänger geworden sein, dann mussich Ihnen sagen, dass Sie sich gewaltig irren «, erwiderte der Terraner schneidend scharf.
Ovosoffskylachte verlegen. »Entschuldigen Sie, Sir.« Erverneigte sich übertrieben. »Wir Künstler sind ein bisschen verrückt und sehen meistunsere Grenzen nicht. Ich wollte Sie nicht kränken.«
RhodansArmbandfunk meldete sich. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Ich werde in derZentrale verlangt.«
»Ich bleibenoch«, erklärte Fellmer Lloyd, der ebenfalls in dasAtelier gekommen war, weil er Ovosoffskys nächstes»Modell« sein sollte. »Ich möchte einiges mit unserem Freund besprechen.«
DerBildhauer wartete, bis Rhodan das Atelier verlassenhatte. »Sie müssen mir etwas verraten, Mister Lloyd«, drängte er dann sofort.»Als Telepath haben Sie einen viel besseren Einblick als jeder andere. Wird Rhodan von dem Kristall beeinflusst oder nicht?«
»Das kannich nicht beantworten«, erwiderte Lloyd verblüfft. Er hattesich diese Frage selbst schon gestellt, nur halfen ihm nicht einmal seineparapsychischen Fähigkeiten weiter. Es gab keinerlei Be- weise; deutlich warnur, dass Perry Rhodan sich verändert hatte. Er warnicht mehr so wie vor der Begegnung mit der Kaiserin von Therm.
Quasutanhatte die Sterne nie gesehen, stets hing eine dichte Wolkendecke über ihrerWelt. Dennoch hatte sie eine klare Vorstellung von den Gestirnen. Sie wusste,dass Schannion, die Sonne von Lusamuntra,gelb war - und dass es darüber hinaus unzählige weitere Sonnen gab, derenImpulse die Welt bestimmten.
Quasutanglaubte, die Stimmen der Sonnen zu hören. Die Dorlsaß auf einem Balken, der weit aus dem ersten Stockwerk ihres Hauseshinausragte, und blickte über die See. Ein heißer Nordwind peitschte Wellengegen die Klippen und trieb den Gischt bis zu ihr empor.
»Spürst dues auch?« Sie zeigte auf das Meer hinaus. »Mir ist,als kämen glühende Wolken von der Insel. Sie wollen uns befehlen, was wir zutun haben.«
»Quatsch«,widersprach Kara, der fünf Meter unter ihr im Schlammkauerte. »Du weißt nicht, was du redest. Das ist typisch für die bevorstehende Eiablage.«
Quasutanschwieg verbittert, kroch auf dem Balken zurück ins Haus und schloss die Lukehinter sich. In der Dunkelheit krümmte sie sich zusammen. Tatsächlich vergingennur wenige Minuten, bis beide Eier ihren Leib verließen. Karaerschien schweigend neben ihr, hob ein Ei auf und schob es sich in denBrustbeutel, um es auszubrüten. Nachdenklich rollte er das andere hin und her,bis Quasutan seine Hand zur Seite schlug. »Ich werdeeinen Mann dafür finden«, erklärte sie trotzig, in Gedanken bei ihrem zweitenGefährten Kuta, der vor wenigen Tagen einem dergefürchteten Pfeilfische zum Opfer gefallen war.
Karahörte schon nicht mehr, was sie sagte. Gurgelnd stürmte er aus dem Haus, warfsich auf den Boden und riss den Schlick mit beiden Händen auf. Vorübergehendbefürchtete Quasutan, er werde sich wieder von dem Eibefreien, dann registrierte sie, dass nicht nur er sich so rätselhaft benahm.Alle in der Siedlung schienen wie von Sinnen zu sein und wühlten im Schlamm.
Quasutanließ sich den Schwingbogen hinuntergleiten. Siekonnte sich nicht erklären, warum die anderen Dorlssich benahmen, als hätten sie den Verstand verloren.
Der Sturmließ nach. Es wurde still. Schon nach wenigen Minuten war die Luft trocken undunangenehm. Quasutan fühlte, dass ihre Haut sichspannte, aber sie achtete nicht darauf, denn etwas Ungeheuerliches geschah.
DieWolkendecke brach auf, ein Stück blauer Himmel und die glühende Sonneerschienen.
Alle Dorls wurden schlagartig ruhig. Sie wirkten wie gelähmt.Einige lagen flach auf dem Boden, andere kauerten im Schlamm, und wieder anderestanden auf ihren Häusern. Sie alle starrten zu der Sonne empor, bis die Erstengeblendet zusammenbrachen.
Quasutanwar die Einzige, die ihre Augen mit den Händen schützte. Sie blickte zum Himmelhinauf, bis sich die Wolkendecke wieder schloss, dann sank sie auf die Knie undschickte ein Gebet zu den Göttern hinauf, die sich zum ersten Mal gezeigthatten. Niemand wusste von Dorls, die so etwas jegesehen hatten.
Nochschöner muss es sein, wenn es Nacht ist und die Sterne am dunklen Himmelstehen, dachte Quasutan und wurde sich zugleich des Frevels dieserGedanken bewusst.
VieleMänner und Frauen krochen an ihr vorbei ins Wasser. Entsetzt erkannte sie, dassdie meisten blind um sich tasteten.
Karaerschien neben ihr. Er war einer der wenigen, die nicht den Fehler gemachthatten, offen in das grelle Licht zu starren. »Diese Narren «, sagte erverächtlich. »Jetzt schleppen sie sich ins Wasser, weil sie ihre Augen kühlenwollen. Dabei wimmelt es in der Bucht von Pfeilfischen. Die Räuber werdenreiche Beute machen. Aber du kannst hoffen, Quasutan;es werden auch Frauen umkommen, und einem ihrer Männer kannst du dann das Eigeben.«
»Scheusal!«, entgegnete sie. »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.« Quasutan ging die wenigenSchritte bis zum Ufer. Schlamm spritzte über die Klippen, aufgewühlt von den heranschießenden Raubfischen. Von Entsetzen geschüttelt,schrie sie den Dorls zu, sie sollten sich inSicherheit bringen. Doch nur wenige hörten auf sie. Schließlich sprang sieselbst in die Brandung und zog ungeachtet der Gefahr mindestens zwanzig Kinderaus dem Wasser. Als sie ebenfalls von zwei Fischen attackiert wurde, rettetesie sich mühsam ans Ufer. Mittlerweile war die Sicht klarer geworden undreichte bis zu der fernen Insel, von der ein geheimnisvolles Licht auszugehenschien. Quasutan konnte mit ihren Sinnen wahrnehmen,dass etwas von dort kam, indes brach sie ihre Bemühungen sofort ab, als sie Samok sah. Der große Mann blutete aus mehreren Wunden.
»Ich wolltesie retten«, stöhnte er niedergeschlagen, »aber ich kam zu spät.«
Quasutanbegriff sofort. Hastig sah sie sich um, ob eine andere Frau zugehört hatte,dann packte sie Samoks Hand und zog ihn mit sich. »Ichhabe etwas für dich!« Sie betörte ihn mit zärtlichzirpenden Lauten. »Warte einen Moment!«
Quasutaneilte den Schwingbogen hinauf und ergriff ihr verwaistes Ei. »Schließe dieAugen!«, forderte sie von oben herab.
Samokgehorchte. Erst als sie ihm das Ei in den Brustsack legte, riss er die Augenauf und blickte sie fassungslos an. Er versuchte, etwas zu sagen, aber nurunartikulierte Laute kamen über seine Lippen. »Nun bist du mein Mann«,erklärte Quasutan triumphierend. »Karaist nicht mehr allein und kann mir nicht mehr weglaufen.«»Du hättest mich wenigstens fragen müssen«, protestierte Samokschwach.
Immer nochfreudig erregt, wollte Quasutan ihn mit sich in dasHaus ziehen, doch Samok stöhnte plötzlich und pressteseine Hände auf den Leib. Sie sah, dass seine Herzen in wildem,unkontrolliertem Rhythmus schlugen. Einen Augenblick später wälzte er sich inKrämpfen zuckend auf dem Boden.
»Was istlos?«
Samok warnicht in der Lage, ihr zu antworten. Niemand war dazu mehr fähig; wohin Quasutan auch blickte, überall bot sich ihr das gleiche Bild.Letztlich stellte sie fest, dass sie die Einzige in der Siedlung war, die vondem unbegreiflichen Phänomen unberührt blieb. ()
© Pabel-Moewig Verlag
- 2011, 416 Seiten, Maße: 12,7 x 19,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben von Voltz, William
- Verlag: Moewig - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
- ISBN-10: 3811840819
- ISBN-13: 9783811840812
- Erscheinungsdatum: 06.11.2006
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