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Die Hebamme und die Hexenjäger / Die Hebamme - Ein Fall für Bridget Hodgson (Midwife Mysteries) Bd.3
Sam Thomas
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"Ein packender Roman." -- Der Spiegel
"Pompeji erweckt das Römische Weltreich zum Leben." -- Stern
Pompeji von Robert Harris
LESEPROBE
MARS
22. August
Zwei Tage vor dem Ausbruch
Conticinium
[04.21 Uhr]
»Es hat sich herausgestellt, dass zwischen der Gewalt einesAusbruchs und der Länge der vorausgegangenen Ruhezeit ein enger Zusammenhang besteht.Fast alle großen Ausbrüche in geschichtlicher Zeit ereigneten sich beiVulkanen, die jahrhundertelang geruht hatten.«
Jacques-Marie Bardintzeff,Alexander R. McBirney
Volcanology
Sie verließen den Aquädukt zwei Stunden vor Sonnenaufgangund erklommen bei Mondschein die Berge oberhalb des Hafens - sechs Männer,einer hinter dem anderen, mit dem Wasserbaumeister an der Spitze. Er hatte sieselbst aus den Betten geworfen - mit noch steifen Gliedern und mürrischen,verschlafenen Gesichtern -, und jetzt hörte er, wie sie sich hinter seinemRücken beklagten. Ihre Stimmen trugen in der warmen, stillen Luft weiter, alsihnen bewusst war.
»Ein Hirngespinst«, murmelte jemand.
»Knaben sollten bei ihren Büchern bleiben«, sagte einanderer.
Er ließ seine Schritte länger werden.
Lass sie schwatzen, dachte er.
Schon jetzt konnte er spüren, wie sich die Hitze des Morgensaufbaute, Vorbote eines weiteren Tages ohne Regen. Er war jünger als diemeisten Männer seines Trupps und auch kleiner: gedrungen, muskulös, mit kurzgeschnittenem braunem Haar. Die Stiele der Werkzeuge, die er auf der Schultertrug - eine schwere Bronzehacke und eine Holzschaufel - scheuerten an seinemvon der Sonne verbrannten Hals. Trotzdem zwang er sich, mit seinen nacktenBeinen so weit auszuholen, wie es ging. Er kletterte schnell von einem sicherenPunkt zum nächsten, und erst als er sich hoch über Misenum befand, an einerStelle, an der sich der Pfad gabelte, entledigte er sich seiner
Er wischte sich mit dem Ärmel seiner Tunika den Schweiß vonden Augen. Was für einen flimmernden, fiebrigen Himmel die hier im Südenhatten! Selbst jetzt, kurz vor Tagesanbruch, wölbte sich eine gewaltigeHalbkugel von Sternen bis zum Horizont hinab. Er konnte die Hörner des Stierssehen und den Gürtel und das Schwert des Orion; da waren Saturn und der GroßeBär und auch das Sternbild, das sie den Winzer nannten und das immer für Caesaram zweiundzwanzigsten Tag des August aufging, gleich nach dem Fest der Vinalia;Zeichen dafür, dass die Zeit für die Traubenernte gekommen war. Morgen Nachtwürde der Mond voll sein. Er streckte die Hand himmelwärts, wobei sich seineplumpen Finger schwarz und scharf vor den funkelnden Sternbildern abzeichneten- er spreizte sie, ballte sie, spreizte sie abermals -, und einen Augenblicklang hatte er das Gefühl, dass er der Schatten, das Nichts war; das Licht wardie Substanz.
Vom Hafen unten kam das Klatschen der Ruder, die Nachtwachewar zwischen den vertäuten Triremen unterwegs. Die gelben Laternen zweierFischerboote funkelten auf dem Golf. Ein Hund bellte, ein anderer antwortete.Und dann die Stimmen der Arbeiter, die langsam den Pfad unterhalb von ihmheraufkamen: der grobe lokale Akzent des Aufsehers Corax - »Seht euch das an -unser neuer Aquarius winkt den Sternen zu!« - und das Schnaufen und Keuchen derSklaven und freien Männer, die in diesem Moment gleichrangig waren in ihremGroll, wenn auch in nichts sonst.
Der Wasserbaumeister ließ die Hand sinken. »Bei so einemHimmel«, sagte er, »brauchen wir wenigstens keine Fackeln.« Plötzlich war ervoll neuer Tatkraft, bückte sich nach seinem Werkzeug und packte es sich wiederauf die Schulter. »Wir müssen weiter.« Er schaute in die Dunkelheit hinein. Dereine Pfad würde sie nach Westen bringen, um den Rand des Kriegshafens herum.Der andere führte nach Norden, auf den Küstenort Baiae zu. »Ich denke, hiersollten wir abbiegen.«
»Er denkt«, höhnte Corax.
Der Wasserbaumeister war schon am Vortag zu dem Schlussgekommen, dass es am besten war, den Aufseher zu ignorieren. Wortlos kehrte erdem Meer und den Sternen den Rücken zu und begann, die schwarze Masse derBergflanke hinaufzusteigen. Was war Führerschaft schließlich anderes als dieblinde Wahl einer Route und die selbstsichere Behauptung, dass die Entscheidungauf Vernunft beruht hat?
Hier war der Pfad steiler. Er musste ihn seitwärtshinaufklettern, manchmal seine freie Hand benutzen, um sich hochzuziehen; wennseine Füße abrutschten, prasselten Schauer von losen Steinen in die Dunkelheit.Die Leute hielten diese braunen, von sommerlichen Buschfeuern versengten Bergefür trocken wie Wüsten, aber der Wasserbaumeister wusste es besser. Dennochspürte er, wie seine frühere Gewissheit ins Wanken geriet, und er versuchtesich zu erinnern, wie der Pfad im Gleißen der gestrigen Nachmittagssonneausgesehen hatte, als er ihn zum ersten Mal erkundet hatte. Der gewundene Pfad,kaum breit genug für ein Maultier. Die Streifen von versengtem Gras. Und dann,an einer Stelle, an der das Gelände ebener wurde, Flecken von blassem Grün inder Schwärze - Anzeichen von Leben, bei denen es sich, wie sich herausstellte,um Efeu handelte, der sich an einem Felsbrocken hinaufrankte.
Nachdem er eine Anhöhe halb hinaufgestiegen und wieder hinabgeklettertwar, blieb er stehen und drehte sich langsam im Kreis herum. Entweder hattensich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, oder der Tagesanbruch war jetztnahe, was bedeutete, dass es fast zu spät geworden war. Die anderen warenhinter ihm stehen geblieben. Er hörte ihr schweres Atmen. Noch so eineGeschichte, die sie in Misenum erzählen konnten - wie ihr neuer, jungerAquarius sie aus den Betten geworfen und dann mitten in der Nacht in die Bergegeführt hatte, und das alles nur wegen eines Hirngespinstes. In seinem Mund warein Geschmack nach Asche.
»Haben wir uns verirrt, hübscher Knabe?«
Wieder die höhnische Stimme von Corax.
Er machte den Fehler, den Köder zu schlucken. »Ich suchenach einem Felsbrocken.«
Jetzt versuchten sie nicht einmal, ihr Gelächter zuunterdrücken.
»Er rennt herum wie eine Maus im Nachttopf.«
»Er muss hier irgendwo sein. Ich habe ihn mit Kreidemarkiert.«
Noch mehr Gelächter - und er wirbelte herum und mustertesie: den gedrungenen und breitschultrigen Corax; den langnasigen Becco, derGipser war; den rundlichen Musa, dessen Spezialität das Verlegen vonZiegelsteinen war; und die beiden Sklaven, Polites und Corvinus. Sogar ihreundeutlichen Gestalten schienen ihn zu verspotten. »Lacht. Gut.
Aber eines verspreche ich euch: Entweder wir finden ihn vorTagesanbruch, oder wir sind morgen Nacht wieder hier, dich eingeschlossen,Gavius Corax. Aber sieh zu, dass du dann nüchtern bist.«
Schweigen. Dann spuckte Corax aus und trat einen halbenSchritt nach vorn. Der Wasserbaumeister machte sich auf einen Kampf gefasst.Seit er in Misenum angekommen war, schien es darauf hinauszulaufen. KeineStunde war vergangen, in der Corax nicht versucht hatte, ihn vor den Männernherabzusetzen.
Und wenn wir kämpfen, dachte der Wasserbaumeister, wird ergewinnen - es steht fünf gegen einen -, und sie werden meine Leiche über dieKlippe werfen und sagen, ich wäre im Dunkeln ausgerutscht. Aber wie würde dasin Rom aufgefasst werden - wenn nach weniger als vierzehn Tagen ein zweiterAquarius der Aqua Augusta verschwand?
Einen langen Augenblick starrten sie sich an. Nicht mehr alsein Schritt war zwischen ihnen. Sie standen so nahe beieinander, dass derWasserbaumeister den schalen Wein im Atem des Älteren riechen konnte. Plötzlichschrie einer der anderen - es war Becco - aufgeregt und zeigte mit der Hand.
Hinter der Schulter von Corax, kaum sichtbar, war einFelsbrocken, in der Mitte deutlich mit einem dicken weißen Kreuz markiert.
Der Wasserbaumeister hieß Attilius - Marcus Attilius Primus,um seinen vollen Namen zu nennen, aber er hatte nichts dagegen, einfachAttilius genannt zu werden. Er war ein praktischer Mensch und hatte nie vielübrig gehabt für die Phantasienamen, die sich viele seiner Landsleute zulegten(»Lupus«, Panthera«, »Pulcher« - »Wolf«, »Leopard«, »Schöner« - wem zum Teufelwollten sie damit etwas vormachen?) Und außerdem - welcher Name war ehrenhafterin seinem Beruf als der der Attilier, ihres Zeichens Wasserbaumeister seit vierGenerationen? Sein Urgroßvater war von Marcus Agrippa aus derBallisten-Abteilung der Zwölften Legion »Fulminata« rekrutiert und zum Bau derAqua Julia verpflichtet worden. Sein Großvater hatte den Anio Novus geplant.Sein Vater hatte die Aqua Claudia vollendet, sie über sieben Meilen hinweg inweiten Bögen auf den Esquilin geführt und am Tage ihrer Einweihung dem Kaiserwie einen silbernen Teppich vor die Füße gelegt. Und jetzt war er mit seinensiebenundzwanzig Jahren in den Süden, nach Campania, gesandt und mit derBefehlsgewalt über die Aqua Augusta betraut worden.
Eine Dynastie, auf Wasser gebaut.
Er schaute in die Dunkelheit. Oh, die Augusta war einwahrlich grandioses Bauwerk - eine der größten Leistungen der Wasserbaukunst,die es je gegeben hatte. Es war eine Ehre, für sie verantwortlich zu sein.Irgendwo da draußen, an der gegenüberliegenden Seite des Golfs, hoch oben inden Kiefernwäldern auf den Bergen des Apennin, fing der Aquädukt die Quellendes Serinus ein und beförderte das Wasser westwärts - in gewundenenunterirdischen Leitungen, auf mehrgeschossigen Bogenarkaden über Schluchten, inbreiten Kanälen durch Täler -, die ganze Strecke bis hinunter in die Ebenen vonCampania, dann um die andere Seite des Vesuv herum, nach Süden zur Küste beiNeapolis und schließlich auf dem Rücken der Halbinsel Misenum zu der staubigenHafenstadt, eine Entfernung von rund sechzig Meilen, mit einem ganz leichtenGefälle von nur etwa fünf Fingerbreit auf hundert Ellen. Sie war der längsteAquädukt der Welt, noch länger als die großen Aquädukte Roms, und vielkomplizierter, denn während ihre Schwestern im Norden nur eine Stadt speisten,versorgte der gewundene Hauptstrang der Augusta, die so genannte Matrix, nichtweniger als neun Orte am Golf von Neapolis: zuerst Pompeji am Ende einer langenAbzweigung, dann Nola, Acerrae, Atella, Neapolis, Puteoli, Cumae, Baiae undschließlich Misenum.
Und genau das war das Problem, dachte der Wasserbaumeister.Sie musste zu viel leisten. Rom hatte mehr als ein halbes Dutzend Aquädukte,und wenn einer versiegte, konnten die anderen den Mangel ausgleichen. Aber hierunten gab es keine Reserve, zumal während der jetzigen Dürre, die nun schon dendritten Monat andauerte. Brunnen, die Generationen mit Wasser versorgt hatten,waren zu Staubröhren geworden. Flussbetten hatten sich in Pfade verwandelt, aufdenen die Bauern ihr Vieh zum Markt trieben. Selbst die Augusta wies Anzeichenvon Erschöpfung auf. Der Wasserstand in ihrem riesigen Reservoir sank vonStunde zu Stunde, und es war dieser Umstand, der ihn vor Sonnenaufgang in dieBerge getrieben hatte, zu einer Zeit, in der er eigentlich im Bett liegensollte.
Copyright © in der Verlagsgruppe Random House
Übersetzung: Christel Wiemken
- Autor: Robert Harris
- 2005, Maße: 12 x 18,7 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung:Wiemken, Christel
- Übersetzer: Christel Wiemken
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453470133
- ISBN-13: 9783453470132
- Erscheinungsdatum: 01.05.2005

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4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Benedikt, 30.12.2013
Auch ich hatte mehr erwartet, nachdem ich die Bücher von Robert Harris über Cicero gelesen habe. Diese sind wirklich unschlagbar. Natürlich ist auch dieses Buch nicht langweilig, aber eben auch nicht so fesselnd, wie ich es mir erhofft hatte.
-
3 Sterne
Katharina K., 29.04.2022
Auch wenn der Schreibstil etwas anspruchsvoller ist als andere Bücher, kann man dem Inhalt trotzdem folgen und auch die Personen - trotz römischer Namen, die leider alle etwas ähnlich klingen - auseinanderhalten. Die Personen sind nicht unbedingt tiefgründig charakterisiert, was aber an sich kein großes Problem ist, da man das Wichtigste trotzdem erfährt.
Ich fand es nur etwas schade, dass der Vulkanausbruch zwar thematisiert wird, jedoch durch eine Liebesgeschichte eher in den Hintergrund rückt und teilweise völlig aus dem Fokus verloren geht.
Das Buch war aber trotzdem schön zu lesen und es hat auch Spaß gemacht. -
3 Sterne
6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Diana, 15.08.2005
Ich hatte mir mehr von diesem Buch erhofft. Schon nach den ersten Seiten fand ich es fade, trotzdem las ich es weiter und naja... Ein Buch muß mich von Anfang bis Ende fesseln und das war hier nicht der Fall! Schade!!!
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