Rabenschwarze Intelligenz
Was wir von Krähen lernen können
Raben und Krähen sind die intelligentesten Vögel. Sie schwindeln, unterscheiden Freund und Feind und passen sich erstaunlich gewitzt an die Menschenwelt an. Obgleich sie Singvögel sind, können sie nicht singen, aber die menschliche Stimme so täuschend...
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Produktinformationen zu „Rabenschwarze Intelligenz “
Raben und Krähen sind die intelligentesten Vögel. Sie schwindeln, unterscheiden Freund und Feind und passen sich erstaunlich gewitzt an die Menschenwelt an. Obgleich sie Singvögel sind, können sie nicht singen, aber die menschliche Stimme so täuschend ähnlich nachahmen wie kein anderes Tier. Sie bestechen durch ihre Gedächtnisleistung derart, dass Forscher weltweit mehr über ihre Intelligenz herausfinden wollen. Nicht wohl gesonnen sind ihnen manche Jäger und vermeintliche Vogelfreunde. Durch Massenabschuss wollen sie die Krähen, Elstern und Häher "kurz halten", um Niederwild und Singvögel zu schützen.
In diesem Buch erzählt der renommierte Biologe Josef H. Reichhof von den erstäunlichen Verhaltensweisen der Schwarzfedrigen, die - vielleicht sogar aus ungewolltem Respekt vor ihrer Schläue - von den Menschen bekämpft und als Unglücksraben verschrien werden.
In diesem Buch erzählt der renommierte Biologe Josef H. Reichhof von den erstäunlichen Verhaltensweisen der Schwarzfedrigen, die - vielleicht sogar aus ungewolltem Respekt vor ihrer Schläue - von den Menschen bekämpft und als Unglücksraben verschrien werden.
Klappentext zu „Rabenschwarze Intelligenz “
Raben und Krähen sind die intelligentesten Vögel. Sie schwindeln, unterscheiden Freund und Feind und passen sich erstaunlich gewitzt an die Menschenwelt an. Obgleich sie Singvögel sind, können sie nicht singen, aber die menschliche Stimme so täuschend ähnlich nachahmen wie kein anderes Tier. Sie bestechen durch ihre Gedächtnisleistung derart, dass Forscher weltweit mehr über ihre Intelligenz herausfinden wollen. Nicht wohl gesonnen sind ihnen manche Jäger und vermeintliche Vogelfreunde. Durch Massenabschuss wollen sie die Krähen, Elstern und Häher "kurz halten", um Niederwild und Singvögel zu schützen. In seinem neuen Buch erzählt der renommierte Biologe Josef H. Reichhof von den erstaunlichen Verhaltensweisen der Schwarzfedrigen, die - vielleicht sogar aus ungewolltem Respekt vor ihrer Schläue - von den Menschen bekämpft und als Unglücksraben verschrien werden. Klappentext Wer mag sie schon, die Raben und die Krähen? Nicht genug, dass in der Mythologie die gefiederten Ratgeber des germanischen Gottes Wotan zu Totenvögeln wurden, ihr Name muss auch heute noch für Schimpfwörter herhalten. Jäger schießen das "Raubzeug" als Todfeinde von Niederwild und Singvogelbruten noch immer im großen Stil ab - ohne erkennbare Erfolge, wie der Ornithologe Josef H. Reichholf in diesem Buch nachweist. Dabei sind Kolkraben und ihre Verwandten, die Raben-, Nebel- und Saatkrähen, Dohlen, Elstern und Eichelhäher, so intelligent, dass sie es mitunter sogar mit der Intelligenz von Primaten aufnehmen können. Reichholfs Studien über freilebende und von Hand aufgezogene Rabenvögel belegen, dass die ungeliebten Vögel fähig sind, ihre tierischen und menschlichen Partner sowie alle anderen Vögel im Schwarm genau zu erkennen, unfreundliche Lebewesen zu bestrafen, ihre Konkurrenz beim Verstecken von Aas zu täuschen oder Wölfe gekonnt in Schach zu halten. Im Boden versteckte Walnüsse finden Rabenkrähen auch nach Monaten mühelos wieder. Kein Mensch könnte diese höchst bewundernswerte
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Gedächtnisleistung vollbringen. In Japan kann man sogar beobachten, dass Krähen Nüsse bei Rot an Ampelanlagen vor Autos platzieren, um sie in der nächsten Rotphase frisch geknackt wieder abzuholen. Kaum ein Mensch hätte dem ungeliebten "schwarzen Gesellen" solche Findigkeiten zugetraut. Tut sich der Mensch mit den Rabenvögeln vielleicht gerade wegen ihrer unglaublichen Intelligenz so schwer? Der Erfolgsautor Josef H. Reichholf hat auch auf diese Frage überzeugende Antworten gefunden.
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Lese-Probe zu „Rabenschwarze Intelligenz “
Rabenschwarze Intelligenz von Josef H. Reichholf Vorwort
Meine erste nähere Bekanntschaft mit den Rabenvögeln machte ich mit einer Dohle. Damals war ich gerade zehn Jahre alt. Ein älterer Junge hatte seit dem Jahr davor eine »Dachl«, wie die Dohlen im Niederbayerischen hießen. Einen frei fliegenden Vogel zu besitzen, beeindruckte mich so sehr, dass ich unbedingt auch eine Dohle haben wollte. Auf mein Bitten und Drängen hin verriet er mir schließlich, wie man an eine junge Dohle kommt. In die Spitze unseres Dorfkirchturms müsse man zur rechten Zeit im Mai steigen. Ganz oben sind ihre Nester! Eine Treppe im gemauerten Turm und dann Steiggriffe am zentralen Balken führen dort hinauf.
An einem ruhigen Tag in den Pfingstferien riskierte ich es. Die Treppen hoch, das ging sehr schnell. Schwieriger wurde es in der engen Turmspitze, weil ich bald nicht mehr aufwärts schauen, sondern nur noch tasten konnte. Zudem war es stickig heiß und sehr staubig. Die Dohlen nisteten seit Jahrhun derten in diesem Turm. Sie bauten die Nester auf den Sparren und Streben alljährlich Schicht um Schicht höher, bis so ein Nestturm zu hoch wurde und ab stürzte. Die Bestandteile der Nester voller Kotreste, mit viel Staub und Mumien von Jungvögeln, die nicht zum Ausfliegen ka men, landeten in der Tiefe auf der oberen Plattform des gemauerten Turms, wo sie der Mesner alle Jahre wieder einmal entfernen musste. Be liebt waren sie daher nicht, die kleinen schwarzen Dohlen mit ihren silbrig grauen, irgendwie »klug« wirkenden Köpfen und den stahlblauen Augen.
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Aber man duldete sie, weil es schon immer so gewesen war, dass sie in der Turmspitze lebten. Wenn die Glocken geläutet wurden, kamen sie aus allen Lu ken mit lautem Geschrei hervor, umschwärmten flatternd den Turm, beruhigten sich wie der und verschwanden darin.
Mindestens 50 Dohlenpaare hausten damals im Kirchturm. Die meisten hatten Junge, als ich die Kolonie erreichte. Daher war es leicht, einen passend erscheinenden Jungvogel aus einem der Nester zu holen, die in Griffweite waren. Ziemlich verdreckt von all dem Zeugs, das auf mich niederging, weil ich unweigerlich an alte Nester stieß, aber mit einer schreienden Jungdohle als Beute, die ich unter dem Hemd versteckthielt, kehrte ich zurück und schlich mich wie ein Dieb aus der Kirche.
Ein schlechtes Gewissen hatte ich nicht, denn mit zwei bis drei Jungen pro Nest und somit sicherlich über 100 Jungvögeln allein in jenem Jahr schien mir der Verlust einer Dohle vertretbar. Zudem sollte diese ja nicht umkommen, sondern großgezogen werden und frei fliegen. Vielleicht würde sie auch wieder zur Kolonie zurückkehren – was sie später tatsächlich tat. Denn ich hatte nicht bedacht, dass die so mun tere, schon richtig keck um sich schauende Jungdohle viel zu alt gewesen war, um auf Menschen geprägt zu werden. Sie fraß, schien unersättlich, wuchs heran, lernte von selbst das Fliegen und als sie so richtig schön groß geworden war, flog sie davon, zurück zu den Ihrigen. In den knapp zwei Mo naten, die sie unter meiner Fürsorge aufwuchs, hatte ich viel gelernt.
Am eindrucksvollsten war, wie genau sie mich kannte und von allen anderen Menschen unterschied. Egal, wie ich gekleidet war, sie irrte sich niemals. Als sie fliegen konnte, streifte sie ums Haus herum, lernte die Umgebung kennen und verflog sich nicht ein einziges Mal. Die Leute im Dorf beeindruckte ich mit meiner Dohle sehr. Denn wenn ich sie »Hansi« rief, so hatte ich sie genannt, antwortete sie mit »da, da« und kam auch meist sogleich angeflogen. Gern saß sie auf meiner Schul ter, knabberte dabei am Ohrläppchen und quatschte mir un entwegt auf Dohlisch ins Ohr.
Die Stunden, die ich in die Schule musste, mochte sie nicht. Da blieb sie im Haus eingesperrt. Nachmittags gingen wir »flie gen«. Gemeinsam suchten wir dann auf der Wiese nach Insekten. Da war sie natürlich viel besser als ich. Als die Sommerferien begannen und ich den ganzen Tag Zeit für sie ge - habt hätte, verließ sie mich. Sie verstand offenbar die Rufe ih - rer Artgenossen. Leider hatte ich sie nicht beringen können, weil die Ringe aus Plastik, die unsere Hühner trugen, für ihre dünnen Beine zu groß waren. Deshalb weiß ich nicht, wie es ihr bei den Dohlen im Kirchturm weiter erging.
Die kleine Dohle hatte ein Interesse erweckt, das nachwirkte.
Fünfzehn Jahre später zog ich eine Rabenkrähe auf. Diese war klein genug. Sie hatte die Augen noch geschlossen und als sie sich öffneten, mich als erstes Lebewesen erblickt. Da hielt sie sich selbst für meinesgleichen und blieb. Über Jahre bekam ich mit dieser Krähe höchst ungewöhnliche Einblicke in das Leben von Rabenvögeln. Besonders Spannendes kam hinzu, als ein Freund den intelligentesten aller Vögel, einen Kolk - raben, erhielt. Dieser Rabe lernte auch mich und einen kleinen Freundeskreis individuell kennen.
Jahrzehnte der Forschung an frei lebenden, »wilden« Rabenkrähen, Elstern und Dohlen folgten. Mein Interesse an dieser »Rabenschwarzen Intelligenz« ist nach einem halben Jahr hundert Beschäftigung mit den Krähenvögeln ungebrochen. Aus allen Teilen der Erde kommen immer wieder neue Entdeckungen und die erstaunlichsten Berichte über ihre Fähigkeiten. © Herbig
Mindestens 50 Dohlenpaare hausten damals im Kirchturm. Die meisten hatten Junge, als ich die Kolonie erreichte. Daher war es leicht, einen passend erscheinenden Jungvogel aus einem der Nester zu holen, die in Griffweite waren. Ziemlich verdreckt von all dem Zeugs, das auf mich niederging, weil ich unweigerlich an alte Nester stieß, aber mit einer schreienden Jungdohle als Beute, die ich unter dem Hemd versteckthielt, kehrte ich zurück und schlich mich wie ein Dieb aus der Kirche.
Ein schlechtes Gewissen hatte ich nicht, denn mit zwei bis drei Jungen pro Nest und somit sicherlich über 100 Jungvögeln allein in jenem Jahr schien mir der Verlust einer Dohle vertretbar. Zudem sollte diese ja nicht umkommen, sondern großgezogen werden und frei fliegen. Vielleicht würde sie auch wieder zur Kolonie zurückkehren – was sie später tatsächlich tat. Denn ich hatte nicht bedacht, dass die so mun tere, schon richtig keck um sich schauende Jungdohle viel zu alt gewesen war, um auf Menschen geprägt zu werden. Sie fraß, schien unersättlich, wuchs heran, lernte von selbst das Fliegen und als sie so richtig schön groß geworden war, flog sie davon, zurück zu den Ihrigen. In den knapp zwei Mo naten, die sie unter meiner Fürsorge aufwuchs, hatte ich viel gelernt.
Am eindrucksvollsten war, wie genau sie mich kannte und von allen anderen Menschen unterschied. Egal, wie ich gekleidet war, sie irrte sich niemals. Als sie fliegen konnte, streifte sie ums Haus herum, lernte die Umgebung kennen und verflog sich nicht ein einziges Mal. Die Leute im Dorf beeindruckte ich mit meiner Dohle sehr. Denn wenn ich sie »Hansi« rief, so hatte ich sie genannt, antwortete sie mit »da, da« und kam auch meist sogleich angeflogen. Gern saß sie auf meiner Schul ter, knabberte dabei am Ohrläppchen und quatschte mir un entwegt auf Dohlisch ins Ohr.
Die Stunden, die ich in die Schule musste, mochte sie nicht. Da blieb sie im Haus eingesperrt. Nachmittags gingen wir »flie gen«. Gemeinsam suchten wir dann auf der Wiese nach Insekten. Da war sie natürlich viel besser als ich. Als die Sommerferien begannen und ich den ganzen Tag Zeit für sie ge - habt hätte, verließ sie mich. Sie verstand offenbar die Rufe ih - rer Artgenossen. Leider hatte ich sie nicht beringen können, weil die Ringe aus Plastik, die unsere Hühner trugen, für ihre dünnen Beine zu groß waren. Deshalb weiß ich nicht, wie es ihr bei den Dohlen im Kirchturm weiter erging.
Die kleine Dohle hatte ein Interesse erweckt, das nachwirkte.
Fünfzehn Jahre später zog ich eine Rabenkrähe auf. Diese war klein genug. Sie hatte die Augen noch geschlossen und als sie sich öffneten, mich als erstes Lebewesen erblickt. Da hielt sie sich selbst für meinesgleichen und blieb. Über Jahre bekam ich mit dieser Krähe höchst ungewöhnliche Einblicke in das Leben von Rabenvögeln. Besonders Spannendes kam hinzu, als ein Freund den intelligentesten aller Vögel, einen Kolk - raben, erhielt. Dieser Rabe lernte auch mich und einen kleinen Freundeskreis individuell kennen.
Jahrzehnte der Forschung an frei lebenden, »wilden« Rabenkrähen, Elstern und Dohlen folgten. Mein Interesse an dieser »Rabenschwarzen Intelligenz« ist nach einem halben Jahr hundert Beschäftigung mit den Krähenvögeln ungebrochen. Aus allen Teilen der Erde kommen immer wieder neue Entdeckungen und die erstaunlichsten Berichte über ihre Fähigkeiten. © Herbig
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Autoren-Porträt von Josef H. Reichholf
Joseph H. Reichholf, geb. 1945 in Aigen am Inn. Der Zoologe, Evolutionsbiologe und Ökologe lehrt als Professor Naturschutz an der Technischen Universität München und leitet die Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung in München. Reichholf ist unter anderem Präsidiumsmitglied des deutschen WWF. 2007 wurde er mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Josef H. Reichholf
- 2009, 224 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 14,6 x 22,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Herbig
- ISBN-10: 3776626003
- ISBN-13: 9783776626001
- Erscheinungsdatum: 20.03.2009
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