Radikale Demokratie und Gemeinschaft
Wie Konflikt verbinden kann
Demokratische Gesellschaften brauchen Zusammengehörigkeit, darüber sind sich die meisten Menschen einig. Doch wie viel und welche Art der Verbundenheit in Demokratien geboten sind, um sich langfristig gemeinsam regieren zu können, ist ungleich strittiger....
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Produktinformationen zu „Radikale Demokratie und Gemeinschaft “
Klappentext zu „Radikale Demokratie und Gemeinschaft “
Demokratische Gesellschaften brauchen Zusammengehörigkeit, darüber sind sich die meisten Menschen einig. Doch wie viel und welche Art der Verbundenheit in Demokratien geboten sind, um sich langfristig gemeinsam regieren zu können, ist ungleich strittiger. Ausgehend von radikalen Demokratietheorien, die keine Einheit, sondern eine fundamentale Offenheit und Konflikthaftigkeit an den Anfang des demokratischen Gemeinwesens stellen, erarbeitet dieses Buch eine neue Idee politischer Gemeinschaft. Sie lässt identitätslogische Vorstellungen von Zusammenhalt hinter sich und sieht im Vollzug konfliktueller Beziehungen eine wichtige Bedingung, sich wechselseitig als Anteile eines gemeinsamen demokratischen Projekts zu verwirklichen.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Radikale Demokratie und Gemeinschaft “
Vorwort Vor ein paar Jahren noch wurde in öffentlichen Debatten regelmäßig eine Wiederbelebung des Politischen gefordert. Die Demokratie sei eingeschlafen, im Konsensdenken erstarrt, zur Postdemokratie verkommen und bräuchte dringend mehr Leidenschaft, mehr Streit und mehr Einsatz. Be careful what you wish for, könnte man anfügen, denn heute, nicht mal eine Dekade später, stehen zahlreiche demokratische Gesellschaften des Westens unter einem hohen, permanenten Stress und fürchten die gesellschaftliche Spaltung. Die Wehrhaftigkeit von Demokratie stehe auf dem Prüfstand angesichts tiefgehender Dichotomien, heißt es nun, und allerorts wird die Frage diskutiert, wie wir als demokratische Gemeinschaft wieder zusammenwachsen können - und das ohne einem problematischen Nationalismus anheimzufallen. Parallel zur öffentlichen Debatte zeichnete sich in der politischen Philosophie eine ähnliche Entwicklung ab. Zuerst hatten sogenannte radikale Theorien das etablierte, normativ-liberale Demokratieverständnis ordentlich aufgemischt, schließlich meldeten sich jedoch auch hier größere Zweifel an, auf welcher Grundlage man im Postfundamentalismus und angesichts der Allgegenwart von Konflikt - vor allem, wenn diese Ideen von rechts adaptiert werden - innerhalb einer offenen politischen Gemeinschaft positiv aufeinander bezogen bleiben kann. Die vorliegende Untersuchung will dieser teilweise sehr festgefahrenen Debatte zu Fragen der Gemeinschaft in zeitgenössischen Demokratiemodellen noch einmal systematisch auf den Grund gehen, indem sie sozial-theoretische und radikaldemokratische Überlegungen zum Zusammenhalt miteinander ins Gespräch bringt. Ziel ist es, ein Umdenken in der Bedeutung von Gemeinschaft zu erreichen, das vor allem auch Missverständnissen über notwendige identitätslogische Grundlagen von Demokratie entgegenwirkt. Im Zuge dessen werden Bedingungen und Kriterien entwickelt, angesichts derer radikaler gesellschaftlicher Konflikt als demokratieverwirklichend verstanden
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werden kann, und anhand derer sich - im Umkehrschluss - gewisse andere Formen des Streits disqualifizieren. Im Ergebnis legt dieses Buch dar, warum eine radikale Gemeinschaft nicht primär affektiv, sondern nur im Füreinander handeln verbürgt werden kann. Radikale politische Gemeinschaft ist als ein gemeinsames Projekt anzusehen, zu dessen Teil man sich im praktischen Handeln macht und das erst im Vollzug dieses Handelns transparent wird. Konfliktparteien sind dabei wechselseitige Ermöglichungsbedingungen dieser Zusammengehörigkeit. Aber nicht unbedingt oder notwendigerweise. Nur wenn die sozialontologische Tatsache einer Verwobenheit anerkannt wird, können wir einander über den Konflikt Anteile in einer radikaldemokratischen Gemeinschaft verwirklichen. Danken für die Betreuung dieses Forschungsprojekts möchte ich zuvorderst Rahel Jaeggi, die einen Wert in ihm erkannte und sich für seine Förderung einsetzte, als es lediglich eine rudimentäre Idee auf drei luftigen Seiten gab, mit der ich mich am Graduiertenkolleg bewarb. Ihr Bestehen auf einem stärker soziologischen und sozialphilosophischen Zugriff hat dieser Untersuchung zudem erst ihre interessante und gewinnbringende Richtung gegeben - auch dafür bin ich ihr sehr dankbar. Martin Saar danke ich für die sehr kurzfristige Übernahme des Zweitgutachtens und die lange Anreise nach Berlin zur Verteidigung - aber vor allem auch für die genaue und kritische Lektüre, die mir zu einem wesentlich tieferen Verständnis meiner eigenen Arbeit verholfen hat. Ähnlich hilfreich und erhellend, schon seit Beginn der Promotion, waren die wöchentlichen Sitzungen des sozialtheoretischen Kolloquiums der Humboldt-Universität, in dem ich ganz neue Welten des gesellschaftskritischen Denkens und Sehens kennenlernen durfte. Des Weiteren gilt mein Dank dem DFG-Graduiertenkolleg »Verfassung jenseits des Staates« und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Ohne das Stipendium am Graduiertenkolleg hätte ich diese Dissertation weder angefan
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Inhaltsverzeichnis zu „Radikale Demokratie und Gemeinschaft “
Vorwort 9 Einleitung: Radikale Demokratietheorien und das Desiderat der Gemeinschaft 13 Die Anforderungen zeitgenössischer Demokratietheorien 15 Das Defizit radikaldemokratischer Gemeinschaft 24 Die sozialtheoretische Vertiefung 27 Von vorne anfangen: Gemeinschaft als Beziehung des mutual concern 29 Methodischer Ansatz und Aufbau 33 I. Die radikale Intervention und der verbindende Konflikt 37 Die Unbestimmtheit des Sozialen 39 Die radikale Negativität des Sozialen 41 Die Politisierung der Politik 45 Der antagonistische Konfliktbegriff 46 Die hegemoniale Gesellschaft und die imaginierte Einheit 50 Die Unverfügbarkeit des sozialen Zusammenhaltes und der verbindende Konflikt 53 Das radikaldemokratische Projekt kollektiver Selbstbestimmung 56 II. Chantal Mouffes agonale Gemeinschaft 62 Die agonistische Gemeinschaft 66 Das zivilbürgerliche Modell demokratischer Gemeinschaft 68 Die Preisgabe der Radikalität 75 Die Vernachlässigung des Sozialen 81 Die sozialtheoretische Alternative 84 III. Ferdinand Tönnies: Zwei Dimensionen der gemeinschaftlichen Fundierung von Zusammenhalt 88 Die Gegenüberstellung der Grundbegriffe 90 Die Willenslehre 93 Der Wesenwille 94 Der Kürwille 97 Die Vermittlung der Willensformen und die politische Gemeinschaft 98 Die Unüberwindbarkeit der ursprünglichen Grundlegung 101 Die vertikale Determiniertheit des Wesenwillens 104 Zwischenresümee 106 IV. Max Weber: Die affektive Spur der Vergemeinschaftung 109 Vom sozialen Handeln zur Organisation sozialer Beziehungen 112 Handlungen und soziale Strukturen 115 Vergemeinschaftung auf der Grundlage von Gefühlen 116 Historisch-empirische Gemeinschaften 119 Die Spur des mutual concern 122 Die Ambivalenz der Affektivität 123 Die Wertegemeinschaft 124 Das individualistische Wertefundament politischer Gemeinschaft 127 Zwischenresümee 130 V. Émile Durkheim: Die horizontale Begründung von sozialem Zusammenhalt 132 Das Faktum der Verbundenheit 133 Die vertikal begründete mechanische Solidarität 135 Die horizontal
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begründete organische Solidarität 137 Entstehungsbedingungen horizontaler Solidarität 140 Die bewusste Verbundenheit 146 Die Unterordnung der affektiven Komponente des mutual concern 152 Zwischenresümee 156 VI. Georg Simmel: Konfliktuelle Beziehungen als Keim des mutual concern und die Öffnung des gesamtgesellschaftlichen Ganzen 158 Die Gesellschaft als Summe von Wechselwirkungen 159 Die Positivität von Konflikt: Konflikt als formale Wechselwirkung 163 Die Produktivität von Konflikten als soziale Beziehungen 165 Die gesamtgesellschaftliche Produktivität von Konflikt 167 Im Inneren des Konflikts: Dualismus und gesellschaftliche Einheit 170 Der nicht gemeinschaftliche Konflikt 174 Die horizontale Integration konfliktueller Beziehungen 177 Die »fließende« Einheit der Gesellschaft 180 Zwischenresümee 187 VII. Die nicht instrumentelle Beziehung des mutual concern und die Gesellschaft als gemeinsames Projekt 189 Was bedeutet es, in einer Beziehung des mutual concern zu stehen? 193 Die vertikale Vergemeinschaftung 198 Die horizontale Vergemeinschaftung 202 Gesellschaft als gemeinsames Projekt 205 Gemeinsame Praxis als Ermächtigung und die Gestaltbarkeit sozialer Lebensumstände 212 Der Holismus als offener Interdependenzzusammenhang 217 Gemeinschaft als Ermächtigung 221 VIII. Ausblick: Die konfliktuelle Gemeinschaft 224 Die Beziehung des Politischen zum Sozialen 225 Die Kompatibilität des mutual concern mit radikalen Modellen 227 Konflikt als Moment des mutual concern 230 Die konfliktuelle Gemeinschaft 235 Literatur 239
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Autoren-Porträt von Theresa Clasen
Theresa Clasen ist Sozialphilosophin und arbeitet als Lektorin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Theresa Clasen
- 2019, 250 Seiten, Maße: 14,2 x 29,8 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593510928
- ISBN-13: 9783593510927
- Erscheinungsdatum: 15.09.2019
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