Ruhig Blut! / Scheibenwelt Bd.23
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"Er ist zum Schreien komisch. Er ist weise. Er hat Stil." -- Daily Telegraph
"Terry Pratchett ist einer der großen Weltenschöpfer - er hat die wahre Energie eines ursprünglichen Geschichtenerzählers." -- The Times
Ruhig Blut! von Terry Pratchett
LESEPROBE
Wie ein sterbender Stern glitt einFeuer durch die schwarzen
Wolkenfetzen und fiel der Erdeentgegen
das heißt, der Erde derScheibenwelt
Doch im Gegensatz zu einem Sternkonnte dieses Licht seinen
Fall steuern. Manchmal gewann es einwenig an Höhe und neigte
sich zur einen Seite oder zuranderen, aber insgesamt bewegte
es sich nach unten.
Schnee glitzerte an den Berghängen,als das Feuer weiter oben
knisterte und knackte. Das Land fielallmählich ab. Blaues Eis
spiegelte das feurige Schimmernwider, als es eine Schlucht erreichte
und ihrem kurvenreichen Verlauffolgte.
Plötzlich verblasste das Licht.Etwas flog weiter durch das
vom Mondschein erhellte Bandzwischen den Bergen.
Über den Rand einer hohen Klippehinweg sauste es an einer
Stelle, wo das Schmelzwasser einesGletschers in die Tiefe stürzte,
aus der Schlucht.
Entgegen aller Vernunft gab es dortein Tal, oder vielmehr ein
Netzwerk aus Tälern, das sich vordem langen Fall zur Ebene an
den Rand der Berge schmiegte. Einkleiner See glänzte in der
wärmeren Luft. Kleine Felder warenaneinander gereiht wie eine
Flickendecke, die jemand auf derLandschaft ausgebreitet hatte.
Es wehte kein Wind mehr. Die Luftwurde wärmer.
Der Schatten begann zu kreisen.
Weit unten, unbeachtet undunachtsam, erreichte etwas anderes
die kleine Ansammlung aus Tälern.Man konnte kaum erkennen,
um was es sich handelte: Ginster undHeidekraut bewegten
sich so, als strebte eine sehr großeStreitmacht aus sehr kleinen
Geschöpfen einem ganz bestimmtenZiel entgegen.
Der Schatten erreichte einen flachenFelsen, der einen weiten
Blick über die Felder und den Walddarunter bot. Und dann kam
die Streitmacht zwischen den Wurzelnhervor. Sie bestand aus
kleinen blauen Männern: Einige vonihnen trugen spitze blaue
Mützen, doch bei den meisten war dasrote Haar unbedeckt. Sie
waren mit Schwertern bewaffnet.Keine Gestalt war größer als
fünfzehn Zentimeter.
Sie bezogen Aufstellung, blicktenins Tal, schwangen die Waffen
und stießen einen Schlachtruf aus.Alles wäre viel eindrucksvoller
gewesen, wenn sie sich zuvor aufeinen gemeinsamen geeinigt
hätten. Es klang, als sei jeder derkleinen Krieger bereit, gegen
alle zu kämpfen, die ihm seinen ganzpersönlichen Schlachtruf
wegnehmen wollten.
»Wir sind die Größten!«
»Hier gehts lang, und dann gehtsrund!«
»Es gibt Hiebe und ab die Rübe!«
»Wir haunalle um!«
»Ich mach jeden platt!«
»Nix wie ran an die Buletten!«
Die kleine Ansammlung von Tälern,die in den letzten Resten des
abendlichen Sonnenscheins glühte,war das Königreich Lancre.
Es hieß, dass man von den höchstenStellen aus bis zum Rand
der Welt sehen konnte.
Bei anderen Leuten, die nichtin Lancre lebten, hieß es: Unter
dem Rand, über den donnernd dasWasser der Meere hinwegstürzte,
wurde die Scheibenwelt auf dem Rückenvon vier riesengroßen
Elefanten getragen, die ihrerseitsauf dem Panzer einer
noch größeren Schildkröte standen.
Lancres Bewohner hatten davon gehört undmeinten, dass es
im Großen und Ganzen richtig klang.Die Welt war ganz offensichtlich
flach, obgleich in Lancre nur Tische und die Köpfe mancher
Leute flach waren. Außerdem konntenSchildkröten viel tragen.
Auch an der Kraft von Elefantenbestand kein Zweifel, wo
raus folgte: Die These wies keineerkennbaren Lücken auf. Deshalb
beließen es die Lancrestianerdabei.
Sie begegneten der Welt um sie herumnicht etwa mit Gleichgültigkeit.
Ganz im Gegenteil: Sieinteressierten sich sogar sehr
konkret dafür. Aber sie fragtennicht etwa »Warum sind wir
hier?«, sondern »Wird es vor dernächsten Ernte regnen?«.
Ein Philosoph hätte diesen Mangel angeistigem Ehrgeiz vielleicht
kritisiert, aber nur dann, wenn er ganzsicher sein konnte,
woher seine nächste Mahlzeit kam.
Lage und Klima von Lancre hatten praktisch denkende, redliche Leute
hervorgebracht, die in der tiefergelegenen Welt oft Hervorragendes
leisteten. Das Königreich hatte derEbene viele ihrer
größten Zauberer und Hexen gegeben. DerPhilosoph hätte vielleicht
darüber gestaunt, dass ein sostandhaftes Volk viele erfolgreiche Magier
hervorbrachte - aber man kann ebennur dann Luftschlösser
bauen, wenn man festen Boden unterden Füßen hat.
Und so zogen die Söhne und Töchtervon Lancre in die weite
Welt hinaus, arbeiteten, klettertendie verschiedenen Karriereleitern
empor und vergaßen nie, Geld nachHause zu schicken.
Die daheim bleibenden Freunde undVerwandten bemerkten
zwar die Adresse des Absenders, dochabgesehen davon dachten
sie kaum an die Welt außerhalb von Lancre.
Allerdings dachte die Welt außerhalbvon Lancre an sie.
Der große, flache Felsen war jetztwieder verlassen, doch im
Moor weiter unten zitterte dasHeidekraut, als sich jemand dem
tiefer gelegenen Land näherte.
»Wir haunalle um!«
»Wir sind die Größten!«
© Verlagsgruppe Random House
Übersetzung:Andreas Brandhorst
Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren. Brandhorst, Andreas
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, hat mit seinen Romanen die deutsche Science-Fiction-Literatur der letzten Jahre entscheidend geprägt. Spektakuläre Zukunftsvisionen verbunden mit einem atemberaubenden Thrillerplot sind zu seinem Markenzeichen geworden. Etliche seiner Romane wurden preisgekrönt und zu Bestsellern. Andreas Brandhorst hat viele Jahre in Italien gelebt und ist inzwischen in seine alte Heimat in Norddeutschland zurückgekehrt.
- Autor: Terry Pratchett
- 2005, 384 Seiten, Maße: 11,9 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Brandhorst, Andreas
- Übersetzer: Andreas Brandhorst
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442442338
- ISBN-13: 9783442442331
- Erscheinungsdatum: 01.01.2005
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