Schattenstunde
Roman
"Ich heiße Chloe Saunders, und mein Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Ich wollte immer eine ganz normale Jugendliche sein. Doch heute weiß ich nicht einmal mehr, was das ist, normal sein. Alles begann an dem Tag, an dem ich meinen...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Schattenstunde “
"Ich heiße Chloe Saunders, und mein Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Ich wollte immer eine ganz normale Jugendliche sein. Doch heute weiß ich nicht einmal mehr, was das ist, normal sein. Alles begann an dem Tag, an dem ich meinen ersten Geist sah - und er mich. Nun kommen immer mehr Tote auf mich zu, die irgendetwas von mir wollen. Und da das alles andere als normal ist, wurde ich nach Lyle House geschickt - angeblich ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche. Aber da steckt mehr dahinter. Und die anderen Jugendlichen hier sind auch nicht einfach nur durchgeknallt. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich muss versuchen, den dunklen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Denn nur so kann ich die Toten, die immer näher kommen, zum Schweigen bringen."
Klappentext zu „Schattenstunde “
"Ich heiße Chloe Saunders, und mein Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Ich wollte immer eine ganz normale Jugendliche sein. Doch heute weiß ich nicht einmal mehr, was das ist, normal sein. Alles begann an dem Tag, an dem ich meinen ersten Geist sah und er mich. Nun kommen immer mehr Tote auf mich zu, die irgendetwas von mir wollen. Und da das alles andere als normal ist, wurde ich nach Lyle House geschickt angeblich ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche. Aber da steckt mehr dahinter. Und die anderen Jugendlichen hier sind auch nicht einfach nur durchgeknallt. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich muss versuchen, den dunklen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Denn nur so kann ich die Toten, die immer näher kommen, zum Schweigen bringen "
Lese-Probe zu „Schattenstunde “
Schattenstunde - die dunklen Mächte von Kelly ArmstrongZwölf Jahre zuvor ...
... mehr
Mommy hatte vergessen, die neue Babysitterin über den Keller aufzuklären.
Chloe schwankte auf der obersten Stufe, die runden Händchen ausgestreckt, um beide Geländerstangen packen zu können. Ihre Arme zitterten so sehr, dass sie sich kaum halten konnte. Die Beine zitterten ebenfalls, so sehr, dass die Scooby-Doo-Köpfe auf ihren Hausschuhen nickten. Und ihr Atem kam in Stößen, als sei sie gerannt.
»Chloe?« Emilys Stimme trieb gedämpft aus dem dunklen Keller herauf. »Deine Mom hat gesagt, die Cola ist im Kühlraum, aber ich finde sie nicht. Kannst du runterkommen und mir helfen?«
Mommy hatte gesagt, sie hätte Emily das mit dem Keller erzählt. Da war Chloe sich sicher. Sie schloss die Augen und dachte angestrengt nach. Bevor Mommy und Daddy zu der Party gegangen waren, hatte sie im Fernsehzimmer gespielt. Mommy hatte gerufen, und Chloe war in den Vorraum hinausgerannt, wo Mommy sie auf die Arme genommen und gelacht hatte, als Chloes Puppe ihr dabei fast ein Auge ausstach.
»Ah, du spielst mit Prinzessin, ich meine mit Piratin Jasmine. Hat sie Aladin schon vor dem bösen Flaschengeist gerettet?«
Chloe schüttelte den Kopf und flüsterte dann: »Hast du Emily das mit dem Keller gesagt?«
»Ja, und zwar ganz deutlich. Kein Keller für Miss Chloe.
Die Tür da bleibt zu.« Als Daddy um die Ecke kam, sagte sie zu ihm: »Wir müssen das mit dem Umzug wirklich mal in die Wege leiten, Steve.«
»In dem Moment, in dem du was sagst, rufe ich sofort den Makler an.« Daddy zerzauste Chloe das Haar: »Sei nett zu Emily, Schätzchen.«
Und dann waren sie fort.
»Chloe, ich weiß, dass du mich hörst!«, schrie Emily. Chloe nahm die Hände vom Geländer und presste sie auf die Ohren.
»Chloe! «
»Ich k-kann nicht in den Keller«, rief sie zurück. »Ich d-darf nicht!«
»Na ja, im Moment habe ich hier das Sagen, und ich sage, du darfst. Du bist ein großes Mädchen.«
Chloe zwang ihre Füße dazu, eine Stufe hinunterzusteigen. Hinten in der Kehle tat es weh, und alles sah verschwommen aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
»Chloe Saunders, du hast noch fünf Sekunden, dann hole ich dich hier runter und schließe die Tür ab.«
Chloe stürzte so schnell die Treppe hinunter, dass sie über ihre eigenen Füße stolperte und ungeschickt auf dem Treppenabsatz landete. Dort lag sie, ihr Knöchel pochte, und Tränen brannten in ihren Augen, als sie in den Keller hinunterstarrte mit seinen Geräuschen und Gerüchen und Schatten. Und mit Mrs. Hobb.
Es waren noch andere Leute da gewesen, bevor Mrs. Hobb sie verscheucht hatte. Wie die alte Mrs. Miller, die mit Chloe Verstecken gespielt und sie Mary genannt hatte. Und Mr. Drake, der merkwürdige Fragen stellte, zum Beispiel, ob schon jemand auf dem Mond lebte. Meistens konnte Chloe seine Fragen nicht beantworten, aber er lächelte trotzdem und sagte, sie sei ein nettes Mädchen.
Früher war sie gern hier heruntergekommen und hatte mit den Leuten geredet. Sie durfte nur nicht hinter den Ofen sehen, wo ein Mann mit einem Gesicht, das ganz violett und aufgedunsen war, von der Decke hing. Er sagte nie etwas, aber allein ihn dort hängen zu sehen verursachte Chloe Bauchschmerzen.
»Chloe?«, rief Emilys gedämpfte Stimme. »Kommst du jetzt endlich?«
Mommy würde sagen: »Denk an die guten Sachen, nicht an die schlechten.« Als Chloe die letzten drei Stufen hinunterstieg, dachte sie an Mrs. Miller und Mr. Drake und ganz und gar nicht an Mrs. Hobb ... oder jedenfalls nicht sehr.
Am Fuß der Treppe spähte sie in die fast vollständige Dunkelheit. Nur die Nachtlichter waren an, die Mommy überall angebracht hatte, als Chloe nicht mehr in den Keller hatte gehen wollen und Mommy geglaubt hatte, sie habe Angst vor der Dunkelheit. Was zutraf, aber nur ein bisschen und nur deshalb, weil Mrs. Hobb sich in der Dunkelheit an sie heranschleichen konnte.
Jetzt konnte Chloe aber die Tür des Kühlraums sehen, hielt ihren Blick also fest auf sie gerichtet und lief so schnell sie konnte auf sie zu. Als sich etwas bewegte, vergaß sie, dass sie nicht hinsehen durfte. Es war aber nur der hängende Mann, und sie sah auch nichts weiter als seine Hand, die ganz kurz hinter dem Ofen sichtbar wurde, als er schwankte.
Chloe rannte zur Kühlraumtür und riss sie auf. Im Inneren war es pechschwarz.
»Chloe?«, rief Emily aus der Dunkelheit.
Chloe ballte die Fäuste. Jetzt wurde Emily wirklich gemein. Sich zu verstecken und ...
Rasche Schritte über ihrem Kopf. Mommy? Schon wieder zu Hause?
»Jetzt komm schon, Chloe. Du hast doch wohl keine Angst im Dunkeln, oder?« Emily lachte. »Wahrscheinlich bist du doch noch ein Baby.«
Chloe verzog finster das Gesicht. Emily hatte keine Ahnung. Sie war einfach bloß ein dummes, gemeines Mädchen. Chloe würde ihr eine Cola holen und dann ins Erdgeschoss hinaufrennen und Mommy alles erzählen. Und dann würde Emily nie wieder auf sie aufpassen dürfen.
Sie beugte sich in den winzigen Raum hinein und versuchte sich zu erinnern, wo Mommy die Cola aufbewahrte. Da stand sie doch, dort auf dem Regal, oder? Chloe rannte hin und stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre Finger schlossen sich um eine kühle Dose.
»Chloe? Chloe! « Es war Emilys Stimme, aber sie klang weit entfernt und schrill. Schritte donnerten auf dem Fußboden über ihrem Kopf. »Chloe, wo bist du?«
Chloe ließ die Dose fallen. Sie landete mit einem lauten Schlag auf dem Betonboden, platzte und rollte Chloe zischend und spuckend gegen den Fuß. Cola sammelte sich in einer Pfütze rings um ihre Hausschuhe.
»Chloe, Chloe, wo bist du?«, fragte eine Stimme hinter ihr. Die Stimme klang fast wie Emilys Stimme, aber nur fast.
Chloe drehte sich langsam um.
In der Tür stand eine alte Frau in einem rosa Hausman - tel, ihre Augen und Zähne glitzerten in der Dunkelheit. Mrs. Hobb. Chloe hätte gern die Augen zugekniffen, aber sie wagte es nicht, denn das machte Mrs. Hobb nur verrückter und alles noch schlimmer.
Mrs. Hobbs Haut begann sich zu kräuseln und aufzufalten. Dann wurde sie schwarz und glänzend und prasselte wie Zweige in einem Lagerfeuer. Große Fetzen begannen abzufallen und landeten auf dem Fußboden. Ihr Haar zischte und brannte. Und dann war nichts mehr übrig als ein Schädel mit einzelnen Resten von verkohltem Fleisch. Die Kiefer öffneten sich, die Zähne glitzerten immer noch. »Willkommen zurück, Chloe.«
1
Ich fuhr im Bett hoch, eine Hand um meinen Anhänger
geklammert, die andere ins Laken gekrallt, und versuchte, Fetzen des Traums, der bereits zu zerfließen begann, noch zu erwischen. Irgendwas mit einem Keller ... einem kleinen Mädchen ... mir? Ich konnte mich nicht erinnern, dass wir jemals einen Keller gehabt hätten. Wir hatten immer in Appartementhäusern gewohnt.
Ein kleines Mädchen in einem Keller, irgendwas Beängstigendes ... waren Keller nicht immer beängstigend? Ich schauderte bei dem bloßen Gedanken an sie, dunkel und feucht und leer. Aber dieser war nicht leer gewesen. Da war etwas gewesen ... ich konnte mich nicht erinnern was. Ein Mann hinter einem Ofen?
Ein kräftiges Klopfen an meine Tür ließ mich zusammenfahren.
»Chloe! «, kreischte Annette. »Wieso hat dein Wecker nicht geklingelt? Ich bin Haushälterin hier, nicht dein Kindermädchen. Wenn du dich wieder verspätest, ruf ich deinen Vater an.«
Auf der Skala gängiger Drohungen war das nichts, das mir Alpträume verursacht hätte. Selbst wenn Annette meinen Dad in Berlin wirklich erwischen sollte, würde er so tun, als hörte er zu, den Blick auf sein Blackberry gerichtet, die Aufmerksamkeit voll und ganz von etwas Wichtigerem in Anspruch genommen - der Wettervorhersage zum Beispiel. Er würde etwas à la »Ich kümmere mich drum, sobald ich zurück bin« murmeln und mich vergessen haben, sobald er die Auflegtaste drückte.
Ich schaltete das Radio ein, drehte die Lautstärke hoch und kroch aus dem Bett.
Eine halbe Stunde später war ich im Bad und machte mich für die Schule fertig.
Ich zog mein Haar seitlich mit Spangen nach hinten, warf einen Blick in den Spiegel und schauderte. Mit dieser Frisur sah ich aus wie zwölf. Und das war nichts, bei dem ich noch zusätzliche Unterstützung gebraucht hätte. Ich war gerade fünfzehn geworden, und im Restaurant brachten mir die Kellner immer noch die Kinderkarte. Ich konnte es ihnen nicht mal übelnehmen. Ich war eins dreiundfünfzig groß, und Kurven sah man nur, wenn ich enge Jeans und ein noch engeres T-Shirt trug.
Tante Lauren schwor Stein und Bein, dass ich in die Höhe - und in die Breite - gehen würde, wenn ich endlich meine Periode bekam. Ich neigte inzwischen zu der Ansicht, dass dies weniger ein Fall von »wenn« als von »falls« war. Die meisten meiner Freundinnen hatten sie mit zwölf, wenn nicht mit elf Jahren bekommen. Ich versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken, aber natürlich tat ich es. Ich machte mir Sorgen, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Wenn meine Freundinnen über ihre Tage redeten, kam ich mir wie eine Mutantin vor und betete, sie würden nicht herausfinden, dass ich sie immer noch nicht hatte. Tante Lauren sagte, mit mir sei alles in Ordnung. Und da sie Ärztin war, nahm ich an, dass sie es wissen musste. Zu schaffen machte es mir trotzdem. Sehr sogar.
»Chloe! « Die Tür zitterte unter Annettes massiver Faust. »Ich sitze auf dem Klo!«, brüllte ich zurück. »Gibt's hier vielleicht noch ein bisschen Privatsphäre?«
Ich versuchte es mit einer einzelnen Spange am Hinterkopf, die die seitlichen Strähnen oben hielt. Gar nicht so übel. Als ich den Kopf drehte, um die Angelegenheit von der Seite zu betrachten, rutschte die Spange aus meinem feinen Haar.
Ich hätte es nie abschneiden dürfen. Aber ich hatte meine langen glatten Kleinmädchenhaare gründlich satt gehabt. Stattdessen hatte ich mich für eine schulterlange, fedrig geschnittene Frisur entschieden. An dem Fotomodell hatte es fantastisch ausgesehen. An mir? Na ja.
Ich beäugte die ungeöffnete Tube mit Tönungscreme auf der Ablage. Kari schwor, rote Strähnchen würden in meinem rötlich blonden Haar umwerfend aussehen. Ich konnte mir den Gedanken nicht verkneifen, dass ich eher wie eine von diesen gestreiften Zuckerstangen aussehen würde. Andererseits, wenn ich damit älter wirken würde ...
»Ich gehe jetzt ans Telefon, Chloe«, brüllte Annette.
Ich nahm die Tube mit Tönungscreme, stopfte sie in meinen Rucksack und riss die Tür auf.
Ich rannte die Treppe nach unten - wie immer. Die Häuser, in denen wir wohnten, mochten wechseln, aber meine Gewohnheiten taten es nicht. An meinem ersten Kindergartentag hatte meine Mutter mich an der Hand genommen und sich, als wir oben am Treppenabsatz standen, meinen Sailor-Moon-Rucksack über den freien Arm gehängt.
»Bist du so weit, Chloe?«, hatte sie gefragt. »Eins, zwei, drei!«
Und wir waren losgestürzt, die Treppe hinunter bis ganz nach unten, keuchend und kichernd. Der Fußboden hatte unter unseren unsicheren Füßen geschwankt, und all meine Ängste, die ich wegen meines ersten Kindergartentags hatte, waren verflogen gewesen.
Danach waren wir jeden Morgen zusammen die Treppe hin untergerannt, während meiner gesamten Kindergartenzeit und in der ersten Hälfte des ersten Schuljahrs und danach ... na ja, danach gab es dann niemanden mehr, mit dem ich die Treppe hätte hinunterrennen können.
Am Fuß der Treppe zögerte ich und berührte den Anhänger unter meinem T-Shirt. Ich schüttelte die Erinnerungen ab, hängte mir den Rucksack über und verließ das Treppenhaus. Nachdem meine Mom gestorben war, waren wir innerhalb von Buffalo ziemlich oft umgezogen. Mein Dad kaufte Luxuswohnungen, wenn das Gebäude noch im letzten Bauabschnitt war, und verkaufte sie wieder, wenn die Arbeiten abgeschlossen waren. Den größten Teil seiner Zeit war er dienstlich unterwegs, und damit war es nicht sonderlich wichtig, irgendwo Wurzeln zu schlagen - jedenfalls nicht für ihn.
An diesem Morgen war es keine sonderlich brillante Idee gewesen, die Treppe zu nehmen. Denn angesichts meiner Spanisch-Halbjahresprüfung flatterte mein Magen sowieso schon vor Nervosität. Die letzte Klassenarbeit hatte ich vermasselt und letztlich nur mit Ach und Krach bestanden, weil ich das Wochenende, an dem ich eigentlich hätte lernen sollen, bei Beth verbracht hatte. Spanisch war nie mein bestes Fach gewesen, aber wenn ich mich nicht wenigstens auf ein C verbesserte, würde Dad irgendwann doch noch aufmerksam werden und sich wahrscheinlich fragen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, mich eine Schule mit einem Kunstzweig besuchen zu lassen.
Draußen wartete Milos mit seinem Taxi. Er fuhr mich jetzt seit zwei Jahren, zwei Umzügen und drei Schulen. Als ich einstieg, verstellte er die Sonnenblende auf meiner Seite. Die Morgensonne stach mir trotzdem noch in den Augen, aber das erwähnte ich nicht.
Mein Magen entspannte sich etwas, als ich mit den Fingern über den vertrauten Riss in der Armlehne strich und den künstlichen Kieferngeruch des Duftbaums einatmete, der sich im Windzug der Lüftung drehte.
»Ich hab gestern Abend einen Film gesehen«, sagte Milos, während er das Taxi in einer Diagonale über drei Spuren schob. »Die Sorte, die du magst.«
»Ein Thriller?«
»Nein.« Er runzelte die Stirn, und seine Lippen bewegten sich, als probierte er mögliche Bezeichnungen aus. »Action-Abenteuer. Du weißt schon, jede Menge Waffen, Explosionen. Ein richtiger Shoot'em-down-Film.«
Ich hätte Milos' Englisch viel lieber unverbessert gelassen, aber er bestand darauf, dass ich ihn korrigierte. »Du meinst ein Shoot'em-up-Film.«
Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. »Wenn man einen Mann erschießt, in welche Richtung fällt er dann? Aufwärts?«
Ich lachte, und ein paar Minuten lang redeten wir über Filme, mein Lieblingsthema.
Während Milos einen Anruf auf seiner Sprechanlage entgegennahm, sah ich zum Fenster hinaus. Plötzlich kam ein langhaariger Junge hinter einer Gruppe von Geschäftsleuten hervorgeschossen. Er hatte eine altmodische Lunchbox dabei, Plastik mit irgendeinem Superhelden darauf. Ich war so sehr damit beschäftigt, den Superhelden zu identifizieren, dass ich nicht weiter darauf achtete, in welche Richtung der Junge lief, bis er mit einem Satz auf die Straße hinausstürzte und zwischen unserem Taxi und dem Auto vor uns landete.
»Milos!«, kreischte ich. »Pass ...«
Das letzte Wort wurde mir geradezu aus der Kehle gerissen, als ich gegen den Gurt krachte. Der Fahrer hinter uns und der Fahrer hinter ihm drückten auf die Hupe. Eine Kettenreaktion des Protests.
»Was?«, fragte Milos. »Chloe? Was ist los?«
Ich sah über die Motorhaube hinweg und entdeckte ... nichts. Bloß eine leere Fahrspur vor uns und Autos, die nach links geschwenkt waren, um uns zu überholen. Die Fahrer zeigten Milos den Mittelfinger, als sie vorbeifuhren. »D-d-d-« Ich ballte die Fäuste, als ob ich die Worte auf diese Weise herauszwingen könnte. Wenn du irgendwo feststeckst, nimm eine andere Strecke, sagte meine Sprachtherapeutin immer. »Ich habe gedacht, ich hätte was ge-gege ...«
Rede langsam. Leg dir die Worte vorher zurecht.
»Es tut mir leid. Ich habe gedacht, ich hätte gesehen, wie jemand vors Auto rennt.«
Milos ließ sein Taxi wieder anrollen. »Das passiert mir auch manchmal, vor allem wenn ich den Kopf drehe. Ich glaube, ich sehe jemanden, aber dann ist niemand da.«
Ich nickte. Die Magenschmerzen meldeten sich gerade zurück.
Übersetzung: Christine Gaspard
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei PAN-Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Mommy hatte vergessen, die neue Babysitterin über den Keller aufzuklären.
Chloe schwankte auf der obersten Stufe, die runden Händchen ausgestreckt, um beide Geländerstangen packen zu können. Ihre Arme zitterten so sehr, dass sie sich kaum halten konnte. Die Beine zitterten ebenfalls, so sehr, dass die Scooby-Doo-Köpfe auf ihren Hausschuhen nickten. Und ihr Atem kam in Stößen, als sei sie gerannt.
»Chloe?« Emilys Stimme trieb gedämpft aus dem dunklen Keller herauf. »Deine Mom hat gesagt, die Cola ist im Kühlraum, aber ich finde sie nicht. Kannst du runterkommen und mir helfen?«
Mommy hatte gesagt, sie hätte Emily das mit dem Keller erzählt. Da war Chloe sich sicher. Sie schloss die Augen und dachte angestrengt nach. Bevor Mommy und Daddy zu der Party gegangen waren, hatte sie im Fernsehzimmer gespielt. Mommy hatte gerufen, und Chloe war in den Vorraum hinausgerannt, wo Mommy sie auf die Arme genommen und gelacht hatte, als Chloes Puppe ihr dabei fast ein Auge ausstach.
»Ah, du spielst mit Prinzessin, ich meine mit Piratin Jasmine. Hat sie Aladin schon vor dem bösen Flaschengeist gerettet?«
Chloe schüttelte den Kopf und flüsterte dann: »Hast du Emily das mit dem Keller gesagt?«
»Ja, und zwar ganz deutlich. Kein Keller für Miss Chloe.
Die Tür da bleibt zu.« Als Daddy um die Ecke kam, sagte sie zu ihm: »Wir müssen das mit dem Umzug wirklich mal in die Wege leiten, Steve.«
»In dem Moment, in dem du was sagst, rufe ich sofort den Makler an.« Daddy zerzauste Chloe das Haar: »Sei nett zu Emily, Schätzchen.«
Und dann waren sie fort.
»Chloe, ich weiß, dass du mich hörst!«, schrie Emily. Chloe nahm die Hände vom Geländer und presste sie auf die Ohren.
»Chloe! «
»Ich k-kann nicht in den Keller«, rief sie zurück. »Ich d-darf nicht!«
»Na ja, im Moment habe ich hier das Sagen, und ich sage, du darfst. Du bist ein großes Mädchen.«
Chloe zwang ihre Füße dazu, eine Stufe hinunterzusteigen. Hinten in der Kehle tat es weh, und alles sah verschwommen aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
»Chloe Saunders, du hast noch fünf Sekunden, dann hole ich dich hier runter und schließe die Tür ab.«
Chloe stürzte so schnell die Treppe hinunter, dass sie über ihre eigenen Füße stolperte und ungeschickt auf dem Treppenabsatz landete. Dort lag sie, ihr Knöchel pochte, und Tränen brannten in ihren Augen, als sie in den Keller hinunterstarrte mit seinen Geräuschen und Gerüchen und Schatten. Und mit Mrs. Hobb.
Es waren noch andere Leute da gewesen, bevor Mrs. Hobb sie verscheucht hatte. Wie die alte Mrs. Miller, die mit Chloe Verstecken gespielt und sie Mary genannt hatte. Und Mr. Drake, der merkwürdige Fragen stellte, zum Beispiel, ob schon jemand auf dem Mond lebte. Meistens konnte Chloe seine Fragen nicht beantworten, aber er lächelte trotzdem und sagte, sie sei ein nettes Mädchen.
Früher war sie gern hier heruntergekommen und hatte mit den Leuten geredet. Sie durfte nur nicht hinter den Ofen sehen, wo ein Mann mit einem Gesicht, das ganz violett und aufgedunsen war, von der Decke hing. Er sagte nie etwas, aber allein ihn dort hängen zu sehen verursachte Chloe Bauchschmerzen.
»Chloe?«, rief Emilys gedämpfte Stimme. »Kommst du jetzt endlich?«
Mommy würde sagen: »Denk an die guten Sachen, nicht an die schlechten.« Als Chloe die letzten drei Stufen hinunterstieg, dachte sie an Mrs. Miller und Mr. Drake und ganz und gar nicht an Mrs. Hobb ... oder jedenfalls nicht sehr.
Am Fuß der Treppe spähte sie in die fast vollständige Dunkelheit. Nur die Nachtlichter waren an, die Mommy überall angebracht hatte, als Chloe nicht mehr in den Keller hatte gehen wollen und Mommy geglaubt hatte, sie habe Angst vor der Dunkelheit. Was zutraf, aber nur ein bisschen und nur deshalb, weil Mrs. Hobb sich in der Dunkelheit an sie heranschleichen konnte.
Jetzt konnte Chloe aber die Tür des Kühlraums sehen, hielt ihren Blick also fest auf sie gerichtet und lief so schnell sie konnte auf sie zu. Als sich etwas bewegte, vergaß sie, dass sie nicht hinsehen durfte. Es war aber nur der hängende Mann, und sie sah auch nichts weiter als seine Hand, die ganz kurz hinter dem Ofen sichtbar wurde, als er schwankte.
Chloe rannte zur Kühlraumtür und riss sie auf. Im Inneren war es pechschwarz.
»Chloe?«, rief Emily aus der Dunkelheit.
Chloe ballte die Fäuste. Jetzt wurde Emily wirklich gemein. Sich zu verstecken und ...
Rasche Schritte über ihrem Kopf. Mommy? Schon wieder zu Hause?
»Jetzt komm schon, Chloe. Du hast doch wohl keine Angst im Dunkeln, oder?« Emily lachte. »Wahrscheinlich bist du doch noch ein Baby.«
Chloe verzog finster das Gesicht. Emily hatte keine Ahnung. Sie war einfach bloß ein dummes, gemeines Mädchen. Chloe würde ihr eine Cola holen und dann ins Erdgeschoss hinaufrennen und Mommy alles erzählen. Und dann würde Emily nie wieder auf sie aufpassen dürfen.
Sie beugte sich in den winzigen Raum hinein und versuchte sich zu erinnern, wo Mommy die Cola aufbewahrte. Da stand sie doch, dort auf dem Regal, oder? Chloe rannte hin und stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre Finger schlossen sich um eine kühle Dose.
»Chloe? Chloe! « Es war Emilys Stimme, aber sie klang weit entfernt und schrill. Schritte donnerten auf dem Fußboden über ihrem Kopf. »Chloe, wo bist du?«
Chloe ließ die Dose fallen. Sie landete mit einem lauten Schlag auf dem Betonboden, platzte und rollte Chloe zischend und spuckend gegen den Fuß. Cola sammelte sich in einer Pfütze rings um ihre Hausschuhe.
»Chloe, Chloe, wo bist du?«, fragte eine Stimme hinter ihr. Die Stimme klang fast wie Emilys Stimme, aber nur fast.
Chloe drehte sich langsam um.
In der Tür stand eine alte Frau in einem rosa Hausman - tel, ihre Augen und Zähne glitzerten in der Dunkelheit. Mrs. Hobb. Chloe hätte gern die Augen zugekniffen, aber sie wagte es nicht, denn das machte Mrs. Hobb nur verrückter und alles noch schlimmer.
Mrs. Hobbs Haut begann sich zu kräuseln und aufzufalten. Dann wurde sie schwarz und glänzend und prasselte wie Zweige in einem Lagerfeuer. Große Fetzen begannen abzufallen und landeten auf dem Fußboden. Ihr Haar zischte und brannte. Und dann war nichts mehr übrig als ein Schädel mit einzelnen Resten von verkohltem Fleisch. Die Kiefer öffneten sich, die Zähne glitzerten immer noch. »Willkommen zurück, Chloe.«
1
Ich fuhr im Bett hoch, eine Hand um meinen Anhänger
geklammert, die andere ins Laken gekrallt, und versuchte, Fetzen des Traums, der bereits zu zerfließen begann, noch zu erwischen. Irgendwas mit einem Keller ... einem kleinen Mädchen ... mir? Ich konnte mich nicht erinnern, dass wir jemals einen Keller gehabt hätten. Wir hatten immer in Appartementhäusern gewohnt.
Ein kleines Mädchen in einem Keller, irgendwas Beängstigendes ... waren Keller nicht immer beängstigend? Ich schauderte bei dem bloßen Gedanken an sie, dunkel und feucht und leer. Aber dieser war nicht leer gewesen. Da war etwas gewesen ... ich konnte mich nicht erinnern was. Ein Mann hinter einem Ofen?
Ein kräftiges Klopfen an meine Tür ließ mich zusammenfahren.
»Chloe! «, kreischte Annette. »Wieso hat dein Wecker nicht geklingelt? Ich bin Haushälterin hier, nicht dein Kindermädchen. Wenn du dich wieder verspätest, ruf ich deinen Vater an.«
Auf der Skala gängiger Drohungen war das nichts, das mir Alpträume verursacht hätte. Selbst wenn Annette meinen Dad in Berlin wirklich erwischen sollte, würde er so tun, als hörte er zu, den Blick auf sein Blackberry gerichtet, die Aufmerksamkeit voll und ganz von etwas Wichtigerem in Anspruch genommen - der Wettervorhersage zum Beispiel. Er würde etwas à la »Ich kümmere mich drum, sobald ich zurück bin« murmeln und mich vergessen haben, sobald er die Auflegtaste drückte.
Ich schaltete das Radio ein, drehte die Lautstärke hoch und kroch aus dem Bett.
Eine halbe Stunde später war ich im Bad und machte mich für die Schule fertig.
Ich zog mein Haar seitlich mit Spangen nach hinten, warf einen Blick in den Spiegel und schauderte. Mit dieser Frisur sah ich aus wie zwölf. Und das war nichts, bei dem ich noch zusätzliche Unterstützung gebraucht hätte. Ich war gerade fünfzehn geworden, und im Restaurant brachten mir die Kellner immer noch die Kinderkarte. Ich konnte es ihnen nicht mal übelnehmen. Ich war eins dreiundfünfzig groß, und Kurven sah man nur, wenn ich enge Jeans und ein noch engeres T-Shirt trug.
Tante Lauren schwor Stein und Bein, dass ich in die Höhe - und in die Breite - gehen würde, wenn ich endlich meine Periode bekam. Ich neigte inzwischen zu der Ansicht, dass dies weniger ein Fall von »wenn« als von »falls« war. Die meisten meiner Freundinnen hatten sie mit zwölf, wenn nicht mit elf Jahren bekommen. Ich versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken, aber natürlich tat ich es. Ich machte mir Sorgen, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Wenn meine Freundinnen über ihre Tage redeten, kam ich mir wie eine Mutantin vor und betete, sie würden nicht herausfinden, dass ich sie immer noch nicht hatte. Tante Lauren sagte, mit mir sei alles in Ordnung. Und da sie Ärztin war, nahm ich an, dass sie es wissen musste. Zu schaffen machte es mir trotzdem. Sehr sogar.
»Chloe! « Die Tür zitterte unter Annettes massiver Faust. »Ich sitze auf dem Klo!«, brüllte ich zurück. »Gibt's hier vielleicht noch ein bisschen Privatsphäre?«
Ich versuchte es mit einer einzelnen Spange am Hinterkopf, die die seitlichen Strähnen oben hielt. Gar nicht so übel. Als ich den Kopf drehte, um die Angelegenheit von der Seite zu betrachten, rutschte die Spange aus meinem feinen Haar.
Ich hätte es nie abschneiden dürfen. Aber ich hatte meine langen glatten Kleinmädchenhaare gründlich satt gehabt. Stattdessen hatte ich mich für eine schulterlange, fedrig geschnittene Frisur entschieden. An dem Fotomodell hatte es fantastisch ausgesehen. An mir? Na ja.
Ich beäugte die ungeöffnete Tube mit Tönungscreme auf der Ablage. Kari schwor, rote Strähnchen würden in meinem rötlich blonden Haar umwerfend aussehen. Ich konnte mir den Gedanken nicht verkneifen, dass ich eher wie eine von diesen gestreiften Zuckerstangen aussehen würde. Andererseits, wenn ich damit älter wirken würde ...
»Ich gehe jetzt ans Telefon, Chloe«, brüllte Annette.
Ich nahm die Tube mit Tönungscreme, stopfte sie in meinen Rucksack und riss die Tür auf.
Ich rannte die Treppe nach unten - wie immer. Die Häuser, in denen wir wohnten, mochten wechseln, aber meine Gewohnheiten taten es nicht. An meinem ersten Kindergartentag hatte meine Mutter mich an der Hand genommen und sich, als wir oben am Treppenabsatz standen, meinen Sailor-Moon-Rucksack über den freien Arm gehängt.
»Bist du so weit, Chloe?«, hatte sie gefragt. »Eins, zwei, drei!«
Und wir waren losgestürzt, die Treppe hinunter bis ganz nach unten, keuchend und kichernd. Der Fußboden hatte unter unseren unsicheren Füßen geschwankt, und all meine Ängste, die ich wegen meines ersten Kindergartentags hatte, waren verflogen gewesen.
Danach waren wir jeden Morgen zusammen die Treppe hin untergerannt, während meiner gesamten Kindergartenzeit und in der ersten Hälfte des ersten Schuljahrs und danach ... na ja, danach gab es dann niemanden mehr, mit dem ich die Treppe hätte hinunterrennen können.
Am Fuß der Treppe zögerte ich und berührte den Anhänger unter meinem T-Shirt. Ich schüttelte die Erinnerungen ab, hängte mir den Rucksack über und verließ das Treppenhaus. Nachdem meine Mom gestorben war, waren wir innerhalb von Buffalo ziemlich oft umgezogen. Mein Dad kaufte Luxuswohnungen, wenn das Gebäude noch im letzten Bauabschnitt war, und verkaufte sie wieder, wenn die Arbeiten abgeschlossen waren. Den größten Teil seiner Zeit war er dienstlich unterwegs, und damit war es nicht sonderlich wichtig, irgendwo Wurzeln zu schlagen - jedenfalls nicht für ihn.
An diesem Morgen war es keine sonderlich brillante Idee gewesen, die Treppe zu nehmen. Denn angesichts meiner Spanisch-Halbjahresprüfung flatterte mein Magen sowieso schon vor Nervosität. Die letzte Klassenarbeit hatte ich vermasselt und letztlich nur mit Ach und Krach bestanden, weil ich das Wochenende, an dem ich eigentlich hätte lernen sollen, bei Beth verbracht hatte. Spanisch war nie mein bestes Fach gewesen, aber wenn ich mich nicht wenigstens auf ein C verbesserte, würde Dad irgendwann doch noch aufmerksam werden und sich wahrscheinlich fragen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, mich eine Schule mit einem Kunstzweig besuchen zu lassen.
Draußen wartete Milos mit seinem Taxi. Er fuhr mich jetzt seit zwei Jahren, zwei Umzügen und drei Schulen. Als ich einstieg, verstellte er die Sonnenblende auf meiner Seite. Die Morgensonne stach mir trotzdem noch in den Augen, aber das erwähnte ich nicht.
Mein Magen entspannte sich etwas, als ich mit den Fingern über den vertrauten Riss in der Armlehne strich und den künstlichen Kieferngeruch des Duftbaums einatmete, der sich im Windzug der Lüftung drehte.
»Ich hab gestern Abend einen Film gesehen«, sagte Milos, während er das Taxi in einer Diagonale über drei Spuren schob. »Die Sorte, die du magst.«
»Ein Thriller?«
»Nein.« Er runzelte die Stirn, und seine Lippen bewegten sich, als probierte er mögliche Bezeichnungen aus. »Action-Abenteuer. Du weißt schon, jede Menge Waffen, Explosionen. Ein richtiger Shoot'em-down-Film.«
Ich hätte Milos' Englisch viel lieber unverbessert gelassen, aber er bestand darauf, dass ich ihn korrigierte. »Du meinst ein Shoot'em-up-Film.«
Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. »Wenn man einen Mann erschießt, in welche Richtung fällt er dann? Aufwärts?«
Ich lachte, und ein paar Minuten lang redeten wir über Filme, mein Lieblingsthema.
Während Milos einen Anruf auf seiner Sprechanlage entgegennahm, sah ich zum Fenster hinaus. Plötzlich kam ein langhaariger Junge hinter einer Gruppe von Geschäftsleuten hervorgeschossen. Er hatte eine altmodische Lunchbox dabei, Plastik mit irgendeinem Superhelden darauf. Ich war so sehr damit beschäftigt, den Superhelden zu identifizieren, dass ich nicht weiter darauf achtete, in welche Richtung der Junge lief, bis er mit einem Satz auf die Straße hinausstürzte und zwischen unserem Taxi und dem Auto vor uns landete.
»Milos!«, kreischte ich. »Pass ...«
Das letzte Wort wurde mir geradezu aus der Kehle gerissen, als ich gegen den Gurt krachte. Der Fahrer hinter uns und der Fahrer hinter ihm drückten auf die Hupe. Eine Kettenreaktion des Protests.
»Was?«, fragte Milos. »Chloe? Was ist los?«
Ich sah über die Motorhaube hinweg und entdeckte ... nichts. Bloß eine leere Fahrspur vor uns und Autos, die nach links geschwenkt waren, um uns zu überholen. Die Fahrer zeigten Milos den Mittelfinger, als sie vorbeifuhren. »D-d-d-« Ich ballte die Fäuste, als ob ich die Worte auf diese Weise herauszwingen könnte. Wenn du irgendwo feststeckst, nimm eine andere Strecke, sagte meine Sprachtherapeutin immer. »Ich habe gedacht, ich hätte was ge-gege ...«
Rede langsam. Leg dir die Worte vorher zurecht.
»Es tut mir leid. Ich habe gedacht, ich hätte gesehen, wie jemand vors Auto rennt.«
Milos ließ sein Taxi wieder anrollen. »Das passiert mir auch manchmal, vor allem wenn ich den Kopf drehe. Ich glaube, ich sehe jemanden, aber dann ist niemand da.«
Ich nickte. Die Magenschmerzen meldeten sich gerade zurück.
Übersetzung: Christine Gaspard
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei PAN-Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
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Autoren-Porträt von Kelley Armstrong
Kelley Armstrong lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Ontario. Mit ihren magischen Thrillern für Erwachsene und insbesondere der Werwölfin Elena hat sie ein ganzes Genre begründet und einen riesigen Fanclub erlangt. Seit kurzem schreibt Kelley Armstrong mit der Serie 'Die dunklen Mächte' auch für junge Leser.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kelley Armstrong
- Altersempfehlung: 13 - 16 Jahre
- 2010, 411 Seiten, Maße: 13,5 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Gaspard, Christine
- Übersetzer: Christine Gaspard
- Verlag: PAN-Verlag
- ISBN-10: 3426283417
- ISBN-13: 9783426283417
Rezension zu „Schattenstunde “
"Ein mystischer und düsterer Fantasy-Volltreffer" -- Lies-und-Lausch, 08.12.2010"Ein sehr gelungenes Jugendbuch, dem es weder an Spannung noch an Gruseleffekten mangelt. Interessante Charaktere und unvorhersehbare Ereignisse machen diesen Roman wirklich lesenswert!" -- Fantasyguide, 21.11.2010
"Ein atmosphärisch dichter Roman, dessen Schwerpunkt auf der Zeichnung glaubwürdiger Charaktere liegt, der seine Leser in seinen Bann zieht, und mit einem veritablen Cliffhanger zum Finale aufwartet." -- Phantastik-Couch.de, November 2010
"SCHATTENSTUNDE ist ein brisantes Lesevergnügen, das ohne romantischen Kitsch die Situation einer Jugendlichen beschreibt." -- Nautilus, 02/11
"Das Buch fängt als gruselige Geistergeschichte an, entwickelt sich dann aber zu einem paranormalen Thriller, der voller Action und Geheimnisse ist und dem es auch nicht an Witz und Charme fehlt. Fans des Übernatürlichen sollten SCHATTENSTUNDE nicht verpassen." -- forks-bloodbank.forumieren.de, 20.06.2013
"Kelley Armstrong konnte mich mit ihrem Buch DARKEST POWERS: SCHATTENSTUNDE regelrecht überraschen. Die Handlung aber auch die Idee ist einfach klasse. Ich freue mich schon riesig auf weitere Bände mit Chloe und ihrem Gespür für Geister." -- Blog Melis Buchlounge, 02.06.2013
"Eine klare Empfehlung von mir an jene, die gerne YA Bücher lesen, in denen es gespenstig und gruselig zugeht." -- Blog Bookaholic, 23.05.2013
"Kelley Armstrongs Fantasy ist schlichtweg atemberaubend gut und dermaßen genial, dass einem die Worte fehlen. Ihre `Darkest PowersŽ- Reihe gehört zu den Juwelen phantastischer Unterhaltung und verfügt über eine dunkle Macht, die den Leser nicht nur umzuhauen, sondern in einen trancehaften Zustand zu versetzen vermag." -- Literaturmarkt.info, 21.05.2013
"Der Schreibstil von Kelley Armstrong ist wunderbar flüssig zu lesen. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und den Leser in die Geschichte hineinzuziehen." -- Blog The Taste of Books, 14.05.2013
"Der erste Band
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der Serie ist spannend, sarkastisch und emotional und macht viel Freude auf die kommenden Bände." -- Blog Books & Biscuits, 07.05.2013
"Jungen Lesern, die das mystische Genre lieben, ist dieser Roman sehr zu empfehlen." -- Jugendschriftenausschuss des BLLV Mittelfranken, 18.01.2012
"Ein absolut fantastischer Start der Trilogie. Achtung! Suchtgefahr!" -- Fantastic-Book-Blog, 30.10.2011
"Bingo! Der erste Teil der DUNKLE MÄCHTE-Trilogie von Kelley Armstrong bekommt von mir die volle Punktzahl. Wow! Ich bin noch völlig weggeblasen, dieses Buch hat es in sich. Kelley Armstrong hat es geschafft, mich zwei Tage völlig von der Außenwelt abzuschneiden." -- Fantastic-Book-Blog.de, 30.10.2011
"Hier liegt ein spannender Auftakt vor, der zu überzeugen weiß und die Spannung bis zum Schluss hin hält." -- Roterdorn.de, 07.08.2011
"Spannend, mitreißend, voller Gefühl." -- Media Mania, 04.04.2011
"SCHATTENSTUNDE ist ein echter Pageturner! Die geheimnisvolle, spannende Handlung und die großartigen Charaktere machen neugierig auf die Fortsetzung." -- Blog BookRomance, 23.01.2011
"Ein rundum gelungenes Buch" -- all-access-lounge.de, 16.01.2011
"Ein irrsinnig spannender Fantasy-Roman" -- Blog Beauty & Books, 28.12.2010
"Der Autorin ist es geglückt, einen packenden Mysteryroman zu schreiben, der mit einigen Überraschungen aufwarten kann." -- Fantasybuch Online, 22.11.2010
"Dieses Buch lässt den Leser sprachlos zurück und nach mehr verlangen. Die Idee und das Konzept sind genau das, was moderne Jugendliteratur braucht, und lässt einen sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten." -- Blog Reden ist Silber Lesen ist Gold, 14.11.2010
"Eine sehr zu empfehlende Geschichte über übernatürliche Gestalten, seltsame Kräfte, voller Geheimnisse und Spannung, gewürzt mit einem leichten Gruselfaktor. (...) Eine perfekte Lektüre für düstere Herbstabende." -- Bücherblog Zwischen den Seiten, 08.11.2010
"Ein wirklich gelungenes Buch mit hohem Spannungsfaktor!" -- Blog Zerberus Grube, 31.10.2010
"Glaubwürdige Charaktere mit Ecken und Kanten, eine Hauptfigur, die keine typische "Jungfer in Nöten" ist: Kelley Armstrong liefert mit DIE DUNKLEN MÄCHTE: SCHATTENSTUNDE den überzeugenden Auftakt einer Jugend-Fantasy-Trilogie ab." -- Bremer Anzeiger, 31.10.2010
"Eine gelungene Mischung aus "Heroes", "Ghost Whisperer" und Jugend-Fantasy-Story für alle, die das Magisch-Gespenstische lieben. Abgerundet wird das Ganze durch einen fesselnden Cliffhanger, der schon ordentlich Hunger auf den zweiten Teil macht." -- Hallo-Buch Online, 26.10.2010
"Ein spannendes, atmosphärisch dichtes (und teilweise echt gruseliges) Buch" -- Phantastic-News, 13.10.2010
"Ein empfehlenswertes Jugendbuch, das ins Bücherregal eines jeden Fantasy-Fans, auch der Erwachsenen, gehört. Kelly Armstrong hat ein Händchen für bedrohlich gruselige Beschreibungen." -- Der phantastische Bücherbrief, November 2010
"Magisch, gespenstisch, fesselnd" -- Oberlausitzer Journal, März 2011
"Jungen Lesern, die das mystische Genre lieben, ist dieser Roman sehr zu empfehlen." -- Jugendschriftenausschuss des BLLV Mittelfranken, 18.01.2012
"Ein absolut fantastischer Start der Trilogie. Achtung! Suchtgefahr!" -- Fantastic-Book-Blog, 30.10.2011
"Bingo! Der erste Teil der DUNKLE MÄCHTE-Trilogie von Kelley Armstrong bekommt von mir die volle Punktzahl. Wow! Ich bin noch völlig weggeblasen, dieses Buch hat es in sich. Kelley Armstrong hat es geschafft, mich zwei Tage völlig von der Außenwelt abzuschneiden." -- Fantastic-Book-Blog.de, 30.10.2011
"Hier liegt ein spannender Auftakt vor, der zu überzeugen weiß und die Spannung bis zum Schluss hin hält." -- Roterdorn.de, 07.08.2011
"Spannend, mitreißend, voller Gefühl." -- Media Mania, 04.04.2011
"SCHATTENSTUNDE ist ein echter Pageturner! Die geheimnisvolle, spannende Handlung und die großartigen Charaktere machen neugierig auf die Fortsetzung." -- Blog BookRomance, 23.01.2011
"Ein rundum gelungenes Buch" -- all-access-lounge.de, 16.01.2011
"Ein irrsinnig spannender Fantasy-Roman" -- Blog Beauty & Books, 28.12.2010
"Der Autorin ist es geglückt, einen packenden Mysteryroman zu schreiben, der mit einigen Überraschungen aufwarten kann." -- Fantasybuch Online, 22.11.2010
"Dieses Buch lässt den Leser sprachlos zurück und nach mehr verlangen. Die Idee und das Konzept sind genau das, was moderne Jugendliteratur braucht, und lässt einen sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten." -- Blog Reden ist Silber Lesen ist Gold, 14.11.2010
"Eine sehr zu empfehlende Geschichte über übernatürliche Gestalten, seltsame Kräfte, voller Geheimnisse und Spannung, gewürzt mit einem leichten Gruselfaktor. (...) Eine perfekte Lektüre für düstere Herbstabende." -- Bücherblog Zwischen den Seiten, 08.11.2010
"Ein wirklich gelungenes Buch mit hohem Spannungsfaktor!" -- Blog Zerberus Grube, 31.10.2010
"Glaubwürdige Charaktere mit Ecken und Kanten, eine Hauptfigur, die keine typische "Jungfer in Nöten" ist: Kelley Armstrong liefert mit DIE DUNKLEN MÄCHTE: SCHATTENSTUNDE den überzeugenden Auftakt einer Jugend-Fantasy-Trilogie ab." -- Bremer Anzeiger, 31.10.2010
"Eine gelungene Mischung aus "Heroes", "Ghost Whisperer" und Jugend-Fantasy-Story für alle, die das Magisch-Gespenstische lieben. Abgerundet wird das Ganze durch einen fesselnden Cliffhanger, der schon ordentlich Hunger auf den zweiten Teil macht." -- Hallo-Buch Online, 26.10.2010
"Ein spannendes, atmosphärisch dichtes (und teilweise echt gruseliges) Buch" -- Phantastic-News, 13.10.2010
"Ein empfehlenswertes Jugendbuch, das ins Bücherregal eines jeden Fantasy-Fans, auch der Erwachsenen, gehört. Kelly Armstrong hat ein Händchen für bedrohlich gruselige Beschreibungen." -- Der phantastische Bücherbrief, November 2010
"Magisch, gespenstisch, fesselnd" -- Oberlausitzer Journal, März 2011
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