Schleuderprogramm
Roman
Als gefeierte Operndiva schwebt Ella auf rosa Wolken. Sie hat alles! Doch plötzlich gerät ihr Leben ins Schleudern.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Schleuderprogramm “
Als gefeierte Operndiva schwebt Ella auf rosa Wolken. Sie hat alles! Doch plötzlich gerät ihr Leben ins Schleudern.
Klappentext zu „Schleuderprogramm “
Temporeich, witzig und lebensnahIrgendwas läuft hier ganz fürchterlich aus dem Ruder! Gerade noch gefeierte Operndiva, muss sich Ella Herbst jetzt um ihren gebrechlichen Großvater kümmern, während der Gerichtsvollzieher ihr gesamtes Hab und Gut konfisziert und ihr Göttergatte die Biege macht. Doch das berufliche und private »Schleuderprogramm« weckt in Ella ganz ungeahnte Stärken ...
Ein spritziger Roman mit Pageturner-Qualitäten und autobiografischen Zügen.
"Ein Feuerwerk an Witz und eine spritzige Geschichte." -- Nürnberger Zeitung
"Buchtipp: Mit Witz, temporeich geschrieben." -- Berliner Zeitung
"Temporeich und voller lebendiger Dialoge. Ein unbeschwerter und leichter Roman." -- SWR.de
"Buchtipp: Mit Witz, temporeich geschrieben." -- Berliner Zeitung
"Temporeich und voller lebendiger Dialoge. Ein unbeschwerter und leichter Roman." -- SWR.de
Lese-Probe zu „Schleuderprogramm “
Schleuderprogramm von Hera Lind LESEPROBE
1
»Nebenan ist ein Anruf für Sie.«
»Nicht jetzt, Menschenskind!«
»Es ist Ihr Großvater!«
»Mein ... Großvater? – Jetzt?«
»Tut mir leid. Er sagte, es sei dringend.«
Zitternd begebe ich mich in den Probensaal, wo der Hörer auf dem Tisch liegt.
»Großvater?«
»Ja.«
»Hallo! Wie geht es dir?«
»Schlecht.«
»Großvater, ich habe gleich Premiere, kann sich Frau Bär um dich kümmern?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Schweigen.
Angespannt presse ich den Hörer ans Ohr.
»Großvater? Ich hör dich ganz schlecht, hier ist so ein Lärm, ich bin im Festspielhaus, und eigentlich dürfen wir so kurz vor dem Auftritt keine Anrufe mehr entgegennehmen ... Also warum geht es dir schlecht?«
Schweigen. Dann, in Verbindung mit einem Seufzer: »Frau Bär ist wohl tot.«
»Wie, Frau Bär ist wohl tot? Ich meine, ist das eine vage Vermutung, oder ist sie tot im Sinne von tot?«
Seufzen. Dann: »Sie bewegt sich nicht mehr.«
Okay. Keine Panik. Keine Panik. Das kriegen wir hin. Sie schläft vielleicht nur. Ich meine, so eine Haushälterin muss sich ja auch mal ausruhen. Besonders wenn sie einen so schwierigen Pflegefall wie meinen Großvater hat. Seit fünf Jahren ist Frau Bär rund um die Uhr für ihn da. Und sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Ich hole tief Luft: »Wo ... ist sie denn?«
»Auf dem Sofa.«
»Na also. Großväterchen!« Ich lache erleichtert auf. »Die macht ein Schläfchen!«
»Nein.«
»Nein? Sie macht ... kein ... Was macht sie denn?«
»Sie atmet nicht.«
»Seit wann?!« Mir bricht der
... mehr
Schweiß aus.
»Seit heute Morgen.«
»Seit heute Morgen sitzt sie auf dem Sofa und atmet nicht?« »Nein.«
Also für Eingeweihte ist die Sache klar. Leute, die stundenlang auf dem Sofa sitzen und dabei nicht atmen, sind in der Regel tot.
Und da Großvater nur noch mich hat, weil meine Eltern vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind und Großmutter auch schon lange im Nirwana weilt, hat Großvater mich angerufen.
Aber ich will das nicht wahrhaben. Nicht hier und nicht jetzt. In drei Stunden kann die meinetwegen tot sein, aber nicht vor der Carmen-Premiere. Nicht vor meinem großen Auftritt! Ein letzter Hoffnungsschimmer keimt in mir auf.
»Großvater? Rüttel sie doch mal.«
Ist das ein guter Vorschlag? Wenn sie wirklich tot ist, kippt sie jetzt womöglich kopfüber auf den Glastisch.
Es kommt jetzt nur darauf an, ruhig weiterzuatmen. Ich nestle den Hörer aus der schwarzlockigen Zigeunerinnenperücke, die mir die Maskenbildnerin gerade mit viel Geduld und Spucke aufgesetzt hat, und reiße mir den klappernden Riesenohrring wieder ab. Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr.
»So, Großvater. Jetzt noch mal von vorn. Du sagst also, sie bewegt sich nicht mehr.«
Die Tür fliegt auf und Dutzende von geschminkten und verkleideten Darstellern sowie Musikern im Frack strömen aufgeregt in den Saal. Um mich herum setzt freudiges Gefiedel und Geflöte ein. Premierenfieber. Normalerweise liebe ich das. Dieser Adrenalinschub. Aber doch nicht jetzt, Leute! Ruhe doch mal!
Ich presse den Hörer ans Ohr.
»Großvater? Bist du noch da?«
Am anderen Ende der Leitung entsteht eine lange Pause. »Großvater?« Meine Stimme klingt leider hysterisch statt tonrein.
»Ja.«
»Ist sie ... wirklich und unmissverständlich ... tot?«
Schweigen. Ich werde wahnsinnig.
Ich presse den Hörer an mein Ohr, bis er sich beinahe daran festsaugt.
»Großvater?! Bist du noch dran?«
Pause, dann: »Ja.«
»Aha.« O Gott, bitte. Bitte alles, aber nicht das.
Mein Herz rast und hämmert, der kalte Schweiß steht mir auf der Stirn. Die gepuderten Perücken um mich herum bewegen sich wie in Zeitlupe, die staubigen Kostüme, die Schminke, die Kollegen. Das geschäftige Gewusel, das Lampenfieber, die letzten Klänge von den sich einspielenden Orchestermitgliedern.
Neben mir bläst einer rücksichtslos in sein Fagott, als ob ich hier nur zum Spaß telefonieren würde. Und der Don Escamillo schmettert keine zwei Meter neben mir: »Auf in den Kampf, Toreheheherooo!« Die Kinder vom Chor toben aufgeregt durcheinander, der Chordirektor klatscht in die Hände, der Inspizient mustert mich besorgt.
»Frau Bär ist ... also wirklich und unmissverständlich ... tot?«, brülle ich in den Krach hinein. Als wenn sie davon wieder lebendig würde.
»Ja«, kommt es ganz leise und kraftlos aus dem Hörer.
Ich atme so tief ich kann in meinen bebenden und hämmernden Brustkorb.
Wilde Stiche durchzucken meine Schläfen, Adrenalin schießt mir bis in die Fußspitzen.
Frau Bär.
Aber das kann doch gar nicht sein. Wir haben doch erst gestern telefoniert, sie hat mir noch Toi, toi, toi gewünscht für meine Premiere und sagte, sie würde sich die Übertragung im Fernsehen ansehen.
Opas geliebte alte treue Frau Bär kann doch nicht einfach ... Obwohl, ihr Herz hatte schon häufig verrückt gespielt ...
Sie wollte nur noch den Großvater überleben, hat sie immer
gesagt.
Ja, ohne Frau Bär ist mein Großvater ...
Hilflos. Aufgeschmissen.
Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe: Mein Großvater sitzt im Rollstuhl!
Sie kann doch nicht einfach so sterben! Ich meine, doch nicht jetzt! Nicht in diesem Moment!
»Orchester, bitte auf die Plätze! Die Vorstellung beginnt in fünfzehn Minuten!«
Die Stimme des Inspizienten erreicht mich wie durch eine dicke Wattewolke.
Ich presse das Telefon ans Ohr und fahre mir mit der anderen Hand wie wild durch die lange schwarze Perücke, unter der mir so unerträglich heiß geworden ist.
Okay. Ruhe bewahren. Keine Panik. Mir fällt schon was ein. In fünfzehn Minuten kann man viel organisieren. Das haben wir gleich.
Außerdem fangen sie ohne mich nicht an. Hahaha, das nenn ich Galgenhumor.
»Großvater?! Wer ist denn jetzt bei dir?!«
Ich meine, außer der toten Frau Bär?, denke ich. Mich friert, und alle Härchen auf meiner Haut stehen senkrecht.
Lange Pause.
»Niemand.«
© Heyne Verlag
»Seit heute Morgen.«
»Seit heute Morgen sitzt sie auf dem Sofa und atmet nicht?« »Nein.«
Also für Eingeweihte ist die Sache klar. Leute, die stundenlang auf dem Sofa sitzen und dabei nicht atmen, sind in der Regel tot.
Und da Großvater nur noch mich hat, weil meine Eltern vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind und Großmutter auch schon lange im Nirwana weilt, hat Großvater mich angerufen.
Aber ich will das nicht wahrhaben. Nicht hier und nicht jetzt. In drei Stunden kann die meinetwegen tot sein, aber nicht vor der Carmen-Premiere. Nicht vor meinem großen Auftritt! Ein letzter Hoffnungsschimmer keimt in mir auf.
»Großvater? Rüttel sie doch mal.«
Ist das ein guter Vorschlag? Wenn sie wirklich tot ist, kippt sie jetzt womöglich kopfüber auf den Glastisch.
Es kommt jetzt nur darauf an, ruhig weiterzuatmen. Ich nestle den Hörer aus der schwarzlockigen Zigeunerinnenperücke, die mir die Maskenbildnerin gerade mit viel Geduld und Spucke aufgesetzt hat, und reiße mir den klappernden Riesenohrring wieder ab. Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr.
»So, Großvater. Jetzt noch mal von vorn. Du sagst also, sie bewegt sich nicht mehr.«
Die Tür fliegt auf und Dutzende von geschminkten und verkleideten Darstellern sowie Musikern im Frack strömen aufgeregt in den Saal. Um mich herum setzt freudiges Gefiedel und Geflöte ein. Premierenfieber. Normalerweise liebe ich das. Dieser Adrenalinschub. Aber doch nicht jetzt, Leute! Ruhe doch mal!
Ich presse den Hörer ans Ohr.
»Großvater? Bist du noch da?«
Am anderen Ende der Leitung entsteht eine lange Pause. »Großvater?« Meine Stimme klingt leider hysterisch statt tonrein.
»Ja.«
»Ist sie ... wirklich und unmissverständlich ... tot?«
Schweigen. Ich werde wahnsinnig.
Ich presse den Hörer an mein Ohr, bis er sich beinahe daran festsaugt.
»Großvater?! Bist du noch dran?«
Pause, dann: »Ja.«
»Aha.« O Gott, bitte. Bitte alles, aber nicht das.
Mein Herz rast und hämmert, der kalte Schweiß steht mir auf der Stirn. Die gepuderten Perücken um mich herum bewegen sich wie in Zeitlupe, die staubigen Kostüme, die Schminke, die Kollegen. Das geschäftige Gewusel, das Lampenfieber, die letzten Klänge von den sich einspielenden Orchestermitgliedern.
Neben mir bläst einer rücksichtslos in sein Fagott, als ob ich hier nur zum Spaß telefonieren würde. Und der Don Escamillo schmettert keine zwei Meter neben mir: »Auf in den Kampf, Toreheheherooo!« Die Kinder vom Chor toben aufgeregt durcheinander, der Chordirektor klatscht in die Hände, der Inspizient mustert mich besorgt.
»Frau Bär ist ... also wirklich und unmissverständlich ... tot?«, brülle ich in den Krach hinein. Als wenn sie davon wieder lebendig würde.
»Ja«, kommt es ganz leise und kraftlos aus dem Hörer.
Ich atme so tief ich kann in meinen bebenden und hämmernden Brustkorb.
Wilde Stiche durchzucken meine Schläfen, Adrenalin schießt mir bis in die Fußspitzen.
Frau Bär.
Aber das kann doch gar nicht sein. Wir haben doch erst gestern telefoniert, sie hat mir noch Toi, toi, toi gewünscht für meine Premiere und sagte, sie würde sich die Übertragung im Fernsehen ansehen.
Opas geliebte alte treue Frau Bär kann doch nicht einfach ... Obwohl, ihr Herz hatte schon häufig verrückt gespielt ...
Sie wollte nur noch den Großvater überleben, hat sie immer
gesagt.
Ja, ohne Frau Bär ist mein Großvater ...
Hilflos. Aufgeschmissen.
Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe: Mein Großvater sitzt im Rollstuhl!
Sie kann doch nicht einfach so sterben! Ich meine, doch nicht jetzt! Nicht in diesem Moment!
»Orchester, bitte auf die Plätze! Die Vorstellung beginnt in fünfzehn Minuten!«
Die Stimme des Inspizienten erreicht mich wie durch eine dicke Wattewolke.
Ich presse das Telefon ans Ohr und fahre mir mit der anderen Hand wie wild durch die lange schwarze Perücke, unter der mir so unerträglich heiß geworden ist.
Okay. Ruhe bewahren. Keine Panik. Mir fällt schon was ein. In fünfzehn Minuten kann man viel organisieren. Das haben wir gleich.
Außerdem fangen sie ohne mich nicht an. Hahaha, das nenn ich Galgenhumor.
»Großvater?! Wer ist denn jetzt bei dir?!«
Ich meine, außer der toten Frau Bär?, denke ich. Mich friert, und alle Härchen auf meiner Haut stehen senkrecht.
Lange Pause.
»Niemand.«
© Heyne Verlag
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Autoren-Porträt von Hera Lind
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit ihren zahlreichen Romanen von " Die Champagner-Diät" bis "Männer sind wie Schuhe" sensationellen Erfolg hatte. Auch mit ihren Tatsachenromanen " Der Mann, der wirklich liebte", "Himmel und Hölle", "Wenn nur dein Lächeln bleibt" und "Gefangen in Afrika" eroberte sie wieder die SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hera Lind
- 2008, Erstmals im TB, 400 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453352858
- ISBN-13: 9783453352858
- Erscheinungsdatum: 13.10.2008
Rezension zu „Schleuderprogramm “
»Temporeich und voller lebendiger Dialoge. Ein unbeschwerter und leichter Roman.«
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