Schönheit und Schrecken

Hervorragendes, authentisches Buch um die Menschen, die zumeist ungewollt in diese "Katastrophe des 20. Jahrhunderts" hineingezogen wurden.
Peter Englund versteht es "die kleinen Leute" zu Wort kommen zu lassen (Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Frontberichte etc.) und beschreibt, wie sich der anfängliche Enthusiasmus, die "Kriegslust", in einen abgrundtiefen Schrecken wandelt - und das weltweit. Englund Verdienst ist es auch, dass er diesen Krieg der Jahre 1914-1918 tatsächlich als den Globus umfassendes Gräuel darstellt: Nicht nur das Gemetzel in Frankreich wird durch Originalquellen beschrieben, sondern auch was in Armenien (Genozid), in den Kolonien Afrikas, in den Alpen und an vielen anderen Orten dieser Welt geschah. Die neunzehn Einzelschicksale sind das Vehikel, das Englung meisterhaft gebraucht und zu Wort kommen lässt - unkommentiert, deshalb "wahrhaftig".
Dem Historiker ist ein ganz anderes, besonderes Geschichtsbuch gelungen, das durchaus seinen Platz neben den gängigen Gesamtdarstellungen des WK I haben sollte.
Wer die zuweilen trockenen (und manchmal fragwürdigen) abstrakten Kriegsdarstellungen nicht mag, sondern lieber von den "Menschen, die Geschichte machten (und machen)" erfahren will, der/die greife zu diesem Buch. Er/Sie wird es nicht bereuen.