Schweigepflicht / Lilly Valentine Bd.1
Krimi
Die Anwätin Lilly Valentine vertritt als Pflichtverteidigerin Minderjährige. Ihr erster Fall geht gleich in die Vollen. Ein Mord an einer drogensüchtigen Mutter, Die Hauptverdächtige: die 13-jährige Tochter. Lilly versucht, den...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Schweigepflicht / Lilly Valentine Bd.1 “
Die Anwätin Lilly Valentine vertritt als Pflichtverteidigerin Minderjährige. Ihr erster Fall geht gleich in die Vollen. Ein Mord an einer drogensüchtigen Mutter, Die Hauptverdächtige: die 13-jährige Tochter. Lilly versucht, den wahren Mörder zu finden. Und dabei gerät sie selbst in Lebensgefahr.
Klappentext zu „Schweigepflicht / Lilly Valentine Bd.1 “
Lilly Valentine ist eigenwillig, aufmüpfig und keine typische Anwältin. Sie verabscheut korrekte Kleidung und hat eine fatale Neigung zum Naschen und zum Widerspruch. Ihr neuer Fall scheint der Polizei ganz eindeutig zu sein. Die Mutter der vierzehnjährigen Kelsey ist brutal ermordet worden, und Kelsey ist die Hauptverdächtige. Lilly engagiert sich für das verzweifelte Mädchen und ermittelt auf eigene Faust. Dabei stößt sie auf ein Netz von Drogendealern, Kinderpornos und Erpressung. Bald gerät die Anwältin selbst in Gefahr...Spannend, schnell, realistisch, großstädtisch, modern - und eine kämpferische Anwältin, die mit Humor und Energie gegen das Verbrechen kämpft.
Lese-Probe zu „Schweigepflicht / Lilly Valentine Bd.1 “
Schweigepflicht von Helen Black Liebe Mum,
ich kann nicht glauben, dass du uns das angetan hast. Du hast gesagt, egal, was passiert – wir haben einander. Du hast gesagt, wir bleiben zusammen, für immer. Wir haben alles getan, was wir sollten. Ich hab sogar den Mund gehalten, obwohl ich wusste, dass es eigentlich besser wäre, was zu sagen. Und wofür das alles? Du hast uns weggeworfen wie Müll, und so behandeln die uns jetzt. Man hat uns getrennt, und ich darf die Kleinen nicht mal sehen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich hasse wegen dem, was du getan hast, und wenn ich dich jemals wiedersehe, bring ich dich um.
Kelsey
PROLOG
Grace schrubbte mit der Ecke des Spüllappens auf der Arbeitsplatte herum und versuchte zum x-ten Mal, die Spuren wegzukriegen, die ein heißer Löffel vor Jahren dort hinterlassen hatte. Der Anruf hatte sie eine Menge Nerven gekostet, und ihre Hände zitterten. Vorsichtig beugte sie sich über den Herd und zündete sich am Gasring noch eine Zigarette an, in der Hoffnung, das würde sie beruhigen.
Aber nichts dergleichen. Was sie brauchte, war ein Schuss. Ein kleines Briefchen für zehn Pfund würde genügen. Das reichte, um sie in eine bessere Welt zu befördern, das reichte, damit sie alles angemessen erklären konnte. Klar und deutlich. Nur ein einziger Schuss, um das jetzt durchzustehen. Sie sah auf ihre Uhr. Fünf nach acht. Zehn Minuten – genug Zeit, um schnell nach unten zu dem Dealer im Erdgeschoss zu laufen. Zwar verlangte der horrende Preise, aber es war ja auch ein Notfall. Das Klopfen an der Tür war ganz leise, aber Grace sprang vor Schreck trotzdem in die Höhe. Keine Zeit mehr, sich einen Schuss zu setzen, dieses Gespräch würde sie mit ihrem eigenen Kopf führen
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müssen. Nach einem letzten tiefen Zug an der Zigarette ging sie zur Tür. »Ach, du bist es.« »Wen hast du denn erwartet?« Grace zuckte die Achseln. Draußen kratzte irgendwo ein Hund und bellte.
»Sei still, du Töle!«, schrie Grace.
»Wahrscheinlich hat er Hunger.« »Das haben sie doch alle«, entgegnete Grace und drehte sich auf dem Absatz um. »Mach die Tür zu, man friert sich ja den Arsch ab.« »Wohl kaum. Bist du auf Entzug?« Grace rieb sich die Arme, deren Haut sich über den Narben spannte, die wie Sprossen einer Leiter von der Schulter zum Handgelenk liefen. »Nein, eigentlich nicht.« »Ich dachte, du bist bestimmt wieder drauf.« »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.« Seufzend griff Grace nach ihren Zigaretten. Wenn sie das hier überstanden hatte, würde sie sich einen Schuss beschaffen und alles hinter sich lassen.
Aber jetzt klemmte sie sich erst mal eine Zigarette zwischen die Lippen und ging zurück zum Herd. In einer fließenden, geübten Bewegung beugte sie sich darüber: Mit der einen Hand hielt sie ihre Haare fest, die andere streckte sie nach dem Schalter aus. Aber ehe ihre Finger ihn erreichten, fühlte sie, wie ihr Hinterkopf explodierte. Grace war verwirrt. Hatte sie endlich ihren Schuss gekriegt? Seltsam, sie konnte sich gar nicht erinnern, sich was zurechtgemacht zu haben, und sie wartete auf das Schmelzgefühl, das die Drogen hervorriefen, wenn sie sich im Blut ausbreiteten. Stattdessen spürte sie etwas Warmes, Feuchtes im Nacken. So benommen sie auch war, wusste sie doch plötzlich, dass es Blut sein musste. »Warum hast du …?«
Dann gab es noch eine Explosion in ihrem Schädel, und alles wurde dunkel.
KAPITEL 1 Montag, 7. September
Lilly Valentine schlug mit der Hand auf den Kopierer. »Blödes Scheißteil!« »Pass auf, sonst machst du ihn noch kaputt.« Verzweifelt zerrte Lilly an der Schublade, in der ihr Dokument feststeckte. Ihre Chefi n eilte ihr zu Hilfe. »Ich hab doch gesagt, du wirst …« »Er ist doch schon längst hinüber.« Mit ein paar geschickten Handgriffen holte Rupinder die Schublade heraus und entfernte armreifenklimpernd das störende Blatt Papier. »Du bist spät dran«, stellte sie fest. »Ich funktioniere eben nach Indischer Normalzeit«, entgegnete Lilly. »Was du doch selbst immer so gern behauptest.« Rupinder öffnete die Bürotür. »Wogegen in Delhi ja auch nichts einzuwenden ist …« Irgendwie schaffte Lilly es ins Freie, wobei sie gleichzeitig mit drei Akten, einem Handy und ihrer Handtasche jonglierte und heftig den Kopf zurückwarf, weil ihr die dichten Locken in die Augen hingen. Achselzuckend strich Rupinder die losen Strähnen hinter Lillys Ohren und vollendete ihren Satz: »… aber hier sind wir in Hertfordshire. « Lilly zwinkerte ihr zu und stolperte zum Auto. Sie brauste durch den feinen Londoner Vorort Harpenden in Richtung Luton. Bald traten Pfandleihhäuser und Kebab-Schuppen an die Stelle der schicken Schuhläden und exklusiven Gastro-Pubs.
Die Frauen auf der Straße trugen keine Designer-Handtaschen und weiße Blumenarrangements mehr mit sich herum, sondern schoben Zwillingsbuggys mit riesigen Windelpackungen vor sich her. Noch ein Stück weiter nach Ring Farm hinein gab es dann verrammelte Fenster, und in den verwilderten Vorgärten machten sich alte Sofas und auf Backsteine aufgebockte Schrottautos breit.
Schließlich bog sie in eine Sackgasse, die auf allen drei Seiten von grauen Wohnsilos überschattet wurde.
Selbst an einem so wunderschönen Tag wie heute, an dem sich der Sommer in einem strahlenden späten Höhepunkt dem Herbst entgegenneigte, gelangte kaum ein Sonnenstrahl in die Straße, und das Fürsorgeheim »The Bushes Residential Unit for Young People« lag in permanentem Halbdunkel. Lilly parkte im Schatten und zog eine Akte aus dem Stapel, der neben ihr auf dem Beifahrersitz lag.
BRAND, K. – FÜRSORGEVERFAHREN.
Kelsey Brand, das älteste von vier Mädchen. Ihre Mutter, eine Heroinabhängige, die ihre Sucht mit Prostitution fi nanzierte und entweder unfähig oder nicht bereit war, clean zu werden, hatte die Scharade endlich aufgegeben und alle vier Mädchen ins Heim gegeben. So weit ein altes, wohlbekanntes Lied. Lilly griff nach einem Schokoriegel. Sie hatte geschworen, sich auf einen pro Tag zu beschränken, im allerschlimmsten Notfall zwei, denn sie hatte sich fest vorgenommen, nicht unversehens von einer sexy Größe 42 in gemütliche Rundlichkeit abzudriften.
Als sie in ihr erstes Twix des Tages biss, fuhr sie sich prüfend mit den Händen über die Hüften. Jawohl, die angemessene Kurve. Gerade noch. Auf der Suche nach ETF überfl og sie die Seiten. So etwas gab es bei jedem Fall. Irgendetwas, was den betreffenden Klienten von allen anderen unterschied und so von der Masse abhob, dass er mehr war als »bloß wieder so ein Jugendlicher im Heim«. Etwas, was die professionellen Helfer daran erinnerte, dass sie zwar jeden Tag mit solchen Geschichten zu tun hatten, diese aber trotzdem nichts Alltägliches waren.
Auf der letzten Seite fand sie es – die Suche wurde durch den Mangel an detaillierten Informationen stark erleichtert –, und es war sensationell. Ein Extra-Tragödien-Faktor allererster Güte. Mit ihren vierzehn Jahren hatte Kelsey Brand einen Selbstmordversuch unternommen und eine Flasche Allzweckreiniger getrunken.
Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2009
»Sei still, du Töle!«, schrie Grace.
»Wahrscheinlich hat er Hunger.« »Das haben sie doch alle«, entgegnete Grace und drehte sich auf dem Absatz um. »Mach die Tür zu, man friert sich ja den Arsch ab.« »Wohl kaum. Bist du auf Entzug?« Grace rieb sich die Arme, deren Haut sich über den Narben spannte, die wie Sprossen einer Leiter von der Schulter zum Handgelenk liefen. »Nein, eigentlich nicht.« »Ich dachte, du bist bestimmt wieder drauf.« »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.« Seufzend griff Grace nach ihren Zigaretten. Wenn sie das hier überstanden hatte, würde sie sich einen Schuss beschaffen und alles hinter sich lassen.
Aber jetzt klemmte sie sich erst mal eine Zigarette zwischen die Lippen und ging zurück zum Herd. In einer fließenden, geübten Bewegung beugte sie sich darüber: Mit der einen Hand hielt sie ihre Haare fest, die andere streckte sie nach dem Schalter aus. Aber ehe ihre Finger ihn erreichten, fühlte sie, wie ihr Hinterkopf explodierte. Grace war verwirrt. Hatte sie endlich ihren Schuss gekriegt? Seltsam, sie konnte sich gar nicht erinnern, sich was zurechtgemacht zu haben, und sie wartete auf das Schmelzgefühl, das die Drogen hervorriefen, wenn sie sich im Blut ausbreiteten. Stattdessen spürte sie etwas Warmes, Feuchtes im Nacken. So benommen sie auch war, wusste sie doch plötzlich, dass es Blut sein musste. »Warum hast du …?«
Dann gab es noch eine Explosion in ihrem Schädel, und alles wurde dunkel.
KAPITEL 1 Montag, 7. September
Lilly Valentine schlug mit der Hand auf den Kopierer. »Blödes Scheißteil!« »Pass auf, sonst machst du ihn noch kaputt.« Verzweifelt zerrte Lilly an der Schublade, in der ihr Dokument feststeckte. Ihre Chefi n eilte ihr zu Hilfe. »Ich hab doch gesagt, du wirst …« »Er ist doch schon längst hinüber.« Mit ein paar geschickten Handgriffen holte Rupinder die Schublade heraus und entfernte armreifenklimpernd das störende Blatt Papier. »Du bist spät dran«, stellte sie fest. »Ich funktioniere eben nach Indischer Normalzeit«, entgegnete Lilly. »Was du doch selbst immer so gern behauptest.« Rupinder öffnete die Bürotür. »Wogegen in Delhi ja auch nichts einzuwenden ist …« Irgendwie schaffte Lilly es ins Freie, wobei sie gleichzeitig mit drei Akten, einem Handy und ihrer Handtasche jonglierte und heftig den Kopf zurückwarf, weil ihr die dichten Locken in die Augen hingen. Achselzuckend strich Rupinder die losen Strähnen hinter Lillys Ohren und vollendete ihren Satz: »… aber hier sind wir in Hertfordshire. « Lilly zwinkerte ihr zu und stolperte zum Auto. Sie brauste durch den feinen Londoner Vorort Harpenden in Richtung Luton. Bald traten Pfandleihhäuser und Kebab-Schuppen an die Stelle der schicken Schuhläden und exklusiven Gastro-Pubs.
Die Frauen auf der Straße trugen keine Designer-Handtaschen und weiße Blumenarrangements mehr mit sich herum, sondern schoben Zwillingsbuggys mit riesigen Windelpackungen vor sich her. Noch ein Stück weiter nach Ring Farm hinein gab es dann verrammelte Fenster, und in den verwilderten Vorgärten machten sich alte Sofas und auf Backsteine aufgebockte Schrottautos breit.
Schließlich bog sie in eine Sackgasse, die auf allen drei Seiten von grauen Wohnsilos überschattet wurde.
Selbst an einem so wunderschönen Tag wie heute, an dem sich der Sommer in einem strahlenden späten Höhepunkt dem Herbst entgegenneigte, gelangte kaum ein Sonnenstrahl in die Straße, und das Fürsorgeheim »The Bushes Residential Unit for Young People« lag in permanentem Halbdunkel. Lilly parkte im Schatten und zog eine Akte aus dem Stapel, der neben ihr auf dem Beifahrersitz lag.
BRAND, K. – FÜRSORGEVERFAHREN.
Kelsey Brand, das älteste von vier Mädchen. Ihre Mutter, eine Heroinabhängige, die ihre Sucht mit Prostitution fi nanzierte und entweder unfähig oder nicht bereit war, clean zu werden, hatte die Scharade endlich aufgegeben und alle vier Mädchen ins Heim gegeben. So weit ein altes, wohlbekanntes Lied. Lilly griff nach einem Schokoriegel. Sie hatte geschworen, sich auf einen pro Tag zu beschränken, im allerschlimmsten Notfall zwei, denn sie hatte sich fest vorgenommen, nicht unversehens von einer sexy Größe 42 in gemütliche Rundlichkeit abzudriften.
Als sie in ihr erstes Twix des Tages biss, fuhr sie sich prüfend mit den Händen über die Hüften. Jawohl, die angemessene Kurve. Gerade noch. Auf der Suche nach ETF überfl og sie die Seiten. So etwas gab es bei jedem Fall. Irgendetwas, was den betreffenden Klienten von allen anderen unterschied und so von der Masse abhob, dass er mehr war als »bloß wieder so ein Jugendlicher im Heim«. Etwas, was die professionellen Helfer daran erinnerte, dass sie zwar jeden Tag mit solchen Geschichten zu tun hatten, diese aber trotzdem nichts Alltägliches waren.
Auf der letzten Seite fand sie es – die Suche wurde durch den Mangel an detaillierten Informationen stark erleichtert –, und es war sensationell. Ein Extra-Tragödien-Faktor allererster Güte. Mit ihren vierzehn Jahren hatte Kelsey Brand einen Selbstmordversuch unternommen und eine Flasche Allzweckreiniger getrunken.
Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2009
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Autoren-Porträt von Helen Black
Black, HelenHelen Black vertritt als Anwältin Minderjährige und ist Expertin in Jugendstrafrecht. Ihre Berufserfahrung bringt sie direkt in ihre Kriminalromane ein. Sie lebt mit ihrer Familie nördlich von London.
Strüh, Christine
Christine Strüh, geboren 1954, lebt in Berlin. Sie ist Übersetzerin von Gillian Flynn, Cecelia Ahern, Judy Blume, Pete Hamill, Laini Taylor und anderen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Helen Black
- 2009, 2. Aufl., 432 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Christine Strüh
- Übersetzer: Christine Strüh
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596177804
- ISBN-13: 9783596177806
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