Schwestern des Mondes, 3er-Package
"Hexenküsse", "Katzenkrallen" und "Vampirliebe"
Jetzt gibt es Band 4-6 der Serie "Schwestern des Mondes" im 3er-Package - und das nur bei uns so günstig! ...
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Produktinformationen zu „Schwestern des Mondes, 3er-Package “
Jetzt gibt es Band 4-6 der Serie "Schwestern des Mondes" im 3er-Package - und das nur bei uns so günstig!
- Hexenküsse: "Es hätte ein ganz entspannter Tag werden können – bis das Einhorn auftauchte und ich es gegen einen Grottenschrat und eine Humberfee verteidigen musste. Manchmal ist es wirklich nicht leicht, eine Hexe zu sein"
Im Kampf gegen den Dämon Schattenschwinge bekommen die D’Artigo-Schwestern unerwartet Hilfe: Der Prinz der Einhörner schenkt ihnen ein mächtiges Artefakt. Camille, die Hexe, muss nun schleunigst lernen, seine Magie in den Griff zu bekommen. Allerdings ist sie ein wenig abgelenkt, da ihr Liebesleben gerade sehr chaotisch ist und der Drache Smoky beschlossen hat, eine alte Schuld bei ihr einzufordern. - Katzenkrallen: "Ich finde es wunderbar, endlich einen Mann gefunden zu haben, den ich lieben kann - aber warum, bitte schön, flüstert er im Schlaf den Namen einer anderen Frau? Ist es möglicherweise einfacher, die Welt zu retten, als glücklich zu werden?"
Die D'Artigo-Schwestern bekommen einen neuen Verbündeten, den Traumjäger Vanzir - aber können sie ihm wirklich trauen? Währenddessen kämpft Delilah mit ihrer neuen Fähigkeit, sich in einen Panther zu verwandeln, denn sie kann dies noch nicht kontrollieren. Trotzdem muss sie so schnell wie möglich ihre Krallen wetzen, als die Schergen des Dämonenfürsten Schattenschwinge ihren Geliebten Chase entführen. - Vampirliebe: "Lange Zeit dachte ich, mein Herz wäre gestorben, als ich zum Vampir gemacht wurde. Aber nun fühlt es sich sehr lebendig
an - vielleicht auch, weil ein Incubus, ein Traumjäger und eine Gestaltwandlerin versuchen, es für sich zu gewinnen."
Eine gefährliche Bruderschaft macht Jagd auf Frauen aus der Anderwelt, um sie einem Dämon zu opfern. Ein freundlicher Nekromant hat seinen
Haus-Guhl nicht unter Kontrolle. Und dann wird auch noch Delilah bei einem Angriff schwer verletzt. Nein, man kann nicht sagen, dass Vampirin
Menolly es gerade besonders leicht hat - aber noch hat es keinen Gegner gegeben, an dem sie sich die Zähne ausgebissen hätte.
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Lese-Probe zu „Schwestern des Mondes, 3er-Package “
Hexenküsse - Schwestern des Mondes von Yasmine GalenornKAPITEL 1
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Pixie-Pulver hing in der Luft. Es trieb aus dem Indigo Crescent, meiner Buchhandlung, unter der Tür hindurch, stieg auf und kratzte mir im Hals. Das Zeug war unverkennbar: Es unterschied sich von so ziemlich jeder anderen Manifestation von Feenmagie, die es gab. Der glitzernde Staub hing schwebend in dieser Zwischenwelt, dem Astralraum. Er war nicht ganz materiell und nicht ganz ätherisch. Dennoch war die Wirkung der Pixie-Magie auf Menschen und ihre Welt stärker als auf alle anderen.
Merkwürdig. Wenn ich das Pulver hier in meinem Büro hinter dem Laden riechen konnte, musste es von einem Pixie mit sehr starker Magie kommen. Anderwelt-Magie, wenn mich nicht alles täuschte. Einen Erdwelt-Pixie hatte ich noch nie hier gesehen, seit ich da war. Jedenfalls glaubte ich nicht, dass es in der Nähe welche gab. Außerdem machten die kleinen Geschöpfe normalerweise einen großen Bogen um mich, weil ich halb Fee, aber vor allem, weil ich eine Hexe war. Beides Gründe, mir nicht zu trauen.
Eine ganze Reihe Hexen zu Hause in der Anderwelt fingen regelmäßig Pixies in Fallen, um ihr Pulver zu ernten. Die Pixies wurden bei diesem Vorgang nicht verletzt, doch für ihr Ego war das ein schwerer Schlag. Obendrein verkauften einige dieser Hexen das Pulver für Summen, bei denen selbst ein Leprechaun sich die Augen reiben würde. Und natürlich be kamen die Pixies davon keinen Penny ab, also taten sie sich manchmal zusammen und raubten mit Erfolg einschlägige Geschäfte aus. Aber meistens versuchten sie nur, uns aus dem Weg zu gehen.
Ich meinerseits vertraute ihnen ebenso wenig. Pixies waren geborene Unruhestifter, die jede Minute ihres Schabernacks genossen. Normalerweise waren sie nicht gefährlich, jedenfalls nicht so wie der gewöhnliche, nervtötende Goblin, aber sie bedeuteten trotzdem meistens Ärger.
Ich zählte die restlichen Einnahmen zusammen und legte das Geld in eine Kassette, die ich in der untersten Schreibtischschublade versteckte. Ein weiterer mieser Tag. Der Indigo Crescent lief schon den ganzen Monat nicht gut. Entweder las gerade niemand Bücher, oder ich schaffte nicht genug neue Bücher in die Regale, die neue Kunden anziehen konnten.
Ich sammelte meine Handtasche und die Schlüssel ein. Meine Schwester Delilah war längst nicht mehr da. Das Büro ihrer kleinen Detektei lag über meinem Laden. Aber sie war fast den ganzen Tag lang wegen eines Falls unterwegs gewesen und hatte nur heute Vormittag kurz vorbeigeschaut und ihre Nachrichten abgehört.
Ich ließ den Blick über mein Büro schweifen, vergewisserte mich, dass alles ordentlich aufgeräumt war, und legte eine leichte Stola um. Ich stand auf Bustiers, Korsetts und Chiffonröcke - nicht unbedingt wetterfeste Kleidung, aber wegen ein paar Gewitterwolken würde ich gewiss nicht auf Stil verzichten.
Wir näherten uns der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, und in Seattle war es immer noch kalt und bewölkt. Aufgewühlte, graue Wolken voller dicker, schwerer Regentropfen waren vom Meer hereingezogen und ließen nun ihre Ladung auf die Gehwege und Straßen platschen.
Zugegeben, an den Bäumen in der Stadt spitzten schon die ersten Blattknospen hervor, und das Moos duftete satt und erdig, aber der Frühling im Westen des Staates Washington war wirklich nicht mit einem Frühling zu Hause in der Anderwelt zu vergleichen. Um diese Zeit schmückte die untergehende Sonne den Himmel in der Anderwelt mit schmalen goldenen Bändern, die wie auf einem Aquarellbild mit dem Indigoblau der heraufziehenden Dunkelheit verschwammen.
Der rosige Schimmer würde die Nachtschwalben dazu ermuntern, jeden Abend zu singen, und durch die Gärten um unser Haus wehte sicher schon der Duft von Terebellien-Blüten.
Ich seufzte vor Heimweh - Erinnerungen waren zurzeit alles, was wir noch von unserem Zuhause in der Anderwelt hatten -, schaltete die Alarmanlage ein und schloss die Tür ab. So müde ich auch war, ich sollte erst herausfinden, woher dieses Pixie-Pulver kam. Falls eine Gruppe Pixies hier in die Gegend gezogen war, konnten alle Läden sich auf was gefasst machen.
Als ich mich von der Tür abwandte, erregte ein Wiehern meine Aufmerksamkeit.
Meine Absicht, nach einem herumstreunenden Pixie zu suchen, war vorübergehend vergessen. Ich blickte auf, schaute die Straße entlang und erstarrte. Was zum Teufel ... ?
Ein Einhorn kam auf mich zu. Es ging an Baba Yaga's Delikatessen vorbei, dem neuen Laden neben meiner Buchhandlung, und blieb dann so dicht vor mir stehen, dass ich seinen Atem im Gesicht spüren konnte.
Mit einem nonchalanten Nicken sagte das Einhorn: »Guten Abend, Lady Camille.«
Ich blinzelte und fragte mich, ob ich in letzter Zeit vielleicht ein bisschen zu viel gearbeitet hatte. Aber nein, er war noch da. Sein Fell schimmerte in diesem seidigen, leuchtenden Weiß, das nur magische Geschöpfe schmückte. Seine Augen blitzten vor Intelligenz, und sein Horn glänzte in sattem Gold. Daher wusste ich, dass ich ein männliches Einhorn vor mir hatte, ab gesehen von anderen anatomischen Anzeichen, die ebenfalls nicht zu übersehen waren. Weibliche Einhörner haben ein silbernes Horn.
Je länger ich ihn ansah, desto mehr erinnerte er mich an diese verschwommen ätherischen Parfüm-Werbespots - die Sorte, bei der ich nie recht wusste, wofür genau eigentlich geworben wurde, bis der Flakon erschien und eine Stimme irgendeinen lahmen Spruch brachte wie: »Magie - erleben Sie die Faszination.«
Ich blinzelte erneut.
Er war immer noch da. Ich räusperte mich und wollte ihn gerade fragen, was er in den Straßen von Seattle zu suchen hatte, als mich ein lautes Geräusch aus der anderen Richtung erschreckte. Als ich mich umdrehte, kamen ein Goblin, eine Humberfee und ein Grottenschrat aus einer Seitengasse und marschierten auf uns zu. Sie sahen ziemlich angefressen aus.
Ich weiß, ich weiß. Gehen ein Goblin, eine Fee und ein Grottenschrat in eine Bar, und da ist dieses scharfe Weib, dem die Titten oben ...
Mein Gedanke brach mitten im Witz ab, als die Situation blitzartig von einem verwunderten Was zum Kuckuck ist denn hier los? umschlug, und zwar in O nein, das haben die doch nicht ernsthaft vor?
Der Goblin zückte ein Blasrohr und zielte auf das Einhorn.
»Rück den Pixie raus, Feddrah-Dahns, oder du bist tot!« Der Grottenschrat hatte eine sehr kehlige Stimme und sprach Calouk, den derben, gewöhnlichen Dialekt, den die meisten Bewohner der Anderwelt verstanden. Die Worte klangen undeutlich, aber die Drohung war klar.
Himmel! Ohne erst darüber nachzudenken - Einhörner waren gefährlich und schön, Goblins hingegen bloß gefährlich und dumm - schloss ich die Augen und flüsterte einen raschen Spruch in den Wind. Meine Finger kribbelten, als ein dicker Strahl Energie durch mich hindurchschoss, genährt von den Böen des beständigen Südwestwinds. Als die Kraftwelle meine Arme wieder hinablief, konzentrierte ich mich darauf, sie in meinen Händen zu einer Kugel zu formen und dem Goblin entgegenzuschleudern.
Bitte lass meinen Zauber jetzt nicht schiefgehen, flehte ich im Stillen. Meine Magie ging oft daneben, wegen meines gemischten Feen- und Menschenbluts. Ob man es nun als Kurzschluss im System betrachtete oder einfach nur als Pech - ich war nie ganz sicher, ob ein Zauber wirken würde und ob er richtig wirken würde oder ob er aus mir hervorbrechen würde wie ein außer Kontrolle geratener Hochgeschwindigkeitszug. Dieses Jahr hatte ich schon ein Hotelzimmer zerstört, indem ich mit Blitzen und Regen herumgespielt hatte. Ich war nicht begeistert von der Vorstellung, möglicherweise den Gehweg aufzusprengen und mir von den Jungs vom Straßenbauamt was anhören zu müssen.
Diesmal jedoch lächelte die Mondmutter auf mich herab, und der Zauber klappte. Der Stoß traf den Goblin mitten in die Brust und riss ihn von den Füßen, ehe er den Pfeil aus dem Blasrohr abschießen konnte. Allerdings machte mein Zauber damit noch nicht halt. Nachdem er den Goblin umgehauen hatte, prallte der magische Windstoß von der Seitenmauer meines Buchladens ab, schoss zurück, rammte den Grottenschrat und schleuderte ihn bis auf die Straße wie eine Mülltonne im Sturm.
Ich starrte auf das Chaos, das ich binnen weniger Sekunden angerichtet hatte, und schwankte zwischen leichter Verlegenheit und ungeheurem Stolz.
Ich wurde allmählich verdammt gut! Normalerweise erzielte ich keine derart durchschlagende Wirkung, schon gar nicht mit Windmagie. Vielleicht färbten Iris' Fähigkeiten ein bisschen auf mich ab.
»Autsch!« Eine Peitschenschnur leckte an meinem Arm, ließ grellen Schmerz in meiner Haut aufflammen und riss mich aus meiner Selbstzufriedenheit. »Das hat weh getan, verdammt noch mal! «
Ich wirbelte zur Seite und sah, dass die Humberfee mit der Peitsche in der Hand auf mich zukam. Ich wich hastig ein paar Schritte zur Seite aus und sagte: »Nein, danke, ich habe kein Interesse an deinen perversen kleinen Spielchen.« Vielleicht sollte ich mich doch besser auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Später würde mir noch genug Zeit bleiben, mir selbst auf die Schulter zu klopfen.
Meine Gegnerin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und holte mit der Peitsche aus. Igitt. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Wesen sich ein bisschen zu gut amüsierte. Anscheinend hatte das Einhorn unseren Kampf bemerkt. Der wunderschöne Hengst galoppierte mit gesenktem Horn an mir vorbei, spießte die Fee an der Schulter auf, schleuderte sie einen Meter hoch in die Luft und zwei Meter zurück. Das kreischende Ding knallte auf den Gehweg und blieb liegen; es blutete wie ein angestochenes Schwein.
Mit dem Blutvergießen war es auch noch nicht vorbei. Ein Auto bretterte viel zu schnell um die Ecke und überrollte den Grottenschrat. Flatsch. Platt wie ein Pfannkuchen. Der Porsche - jedenfalls sah der Wagen so aus - raste davon, ehe ich das Nummernschild erkennen konnte.
Ich zuckte mit den Schultern. Da der Grottenschrat mir wohl kaum ein schöneres Schicksal gewünscht hätte, würde ich ihm keine Träne nachweinen. Ich wandte mich wieder dem Tod und der Zerstörung auf dem Gehweg zu.
»Tja ...« Ich wusste nicht recht, was ich sonst sagen sollte. Es kam nun mal nicht jeden Tag vor, dass ein Haufen schräger Kreaturen aus der Anderwelt sich vor meinem Buchladen niedermähen ließ.
Das Einhorn trappelte zu mir heran. Ich blickte zu ihm auf und war wie gebannt von dem Strudel wirbelnder Farben in seinen Augen. Hübsch. Sehr hübsch. Und wenn mich nicht alles täuschte, sah auch er ein bisschen angefressen aus.
»Vielleicht ruft Ihr besser einen Gendarmen«, bemerkte das gehörnte Pferd milde besorgt. Mit einem Nicken wies er auf den plattgewalzten Grottenschrat. »Jemand könnte in dieser Sauerei ausrutschen und sich verletzen.«
Da hatte er recht. Auf dem Gehweg sah es aus wie an einem Set von Pulp Fiction oder Kung Fu. Ich konnte Chase praktisch schon hören. Er würde sich ja so über meinen Anruf freuen. Er steckte in letzter Zeit bis über beide Ohren in Arbeit, weil er die Fassade aufrechterhalten musste. Wir alle taten so, als arbeiteten wir immer noch offiziell für den AND - den Anderwelt-Nachrichtendienst -, während wir in Wirklichkeit auf eigene Faust operierten. Einen Anderwelt-Schlägertrupp vom Boden aufzuwischen war vermutlich das Letzte, was er jetzt noch auf seine Liste setzen wollte. Ich seufzte tief. »Da habt Ihr wohl recht. Möchtet Ihr so lange hereinkommen?« Ich wies auf die Buchhandlung.
Wenn Einhörner mit den Schultern zucken könnten, hätte dieses es jetzt getan. »Also gut. Ihr habt nicht zufällig etwas zu trinken im Hause? Ich habe großen Durst, und anscheinend gibt es hier keine öffentlichen Tränken.«
»Natürlich, ich bringe Euch gleich Wasser. Ich bin übrigens Camille. Camille D'Artigo. Ich komme aus der Anderwelt.« Ich schloss die Tür auf und gab den Code ein, mit dem ich die eben erst eingeschaltete Alarmanlage wieder ausschaltete.
»Das ist recht offensichtlich.« Eine belustigte Note schwang in den Worten des Einhorns mit, und erst jetzt fiel mir auf, dass wir uns nicht auf Englisch unterhielten. Wir waren automatisch ins Melosealfôr verfallen, einen seltenen Krypto-Dialekt; alle Hexen, die der Mondmutter die Treue geschworen hatten, lernten ihn während ihrer Ausbildung. »Ich weiß, wer Ihr seid. Ihr hebt Euch wahrlich von der Masse ab, Mylady. Wie geht es Euch? Ich bin Feddrah-Dahns.«
»Feddrah-Dahns, so? Dann kommt Ihr aus dem Windweidental.« Irgendetwas an dem Namen klang vage vertraut, aber ich kam nicht darauf. Ich wusste allerdings, dass jedes Einhorn aus dem Windweidental Dahns als Nachnamen führte. In der Gegend wimmelte es von Kryptos, und es hieß, riesige Herden der gehörnten Wesen streiften während der Sommermonate wie Nomaden kreuz und quer durch das riesige Tal.
»Ihr beherrscht Eure Geographie, Camille D'Artigo.«
»Na ja ... Wo ist denn der Pixie? Wo ist er hin? Ich habe vorhin auch Pixie-Pulver bemerkt.«
»Ich hoffe, ihm ist nichts geschehen. Er hat dem Grottenschrat etwas abgenommen, das mir gehört. Eigentlich hat er nur gestohlenes Eigentum zurückgeholt, aber der Grottenschrat und seine Komplizen waren offenbar anderer Ansicht.« Feddrah-Dahns zwinkerte mit den wunderschönen, großen Augen.
Ich lächelte. »Diebe haben meist ein Problem mit dem Konzept des Eigentums, ob Grottenschrat oder Mensch.« Ich öffnete die Tür, so weit ich konnte. Als das Einhorn vorsichtig über die Schwelle trat, neigte es mit einem seltsamen Glitzern in den Augen den Kopf. Das Leben in Seattle mochte düster und nasskalt sein, aber niemand hätte mir je einreden können, es sei langweilig.
Übersetzung: Katharina Volk
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Pixie-Pulver hing in der Luft. Es trieb aus dem Indigo Crescent, meiner Buchhandlung, unter der Tür hindurch, stieg auf und kratzte mir im Hals. Das Zeug war unverkennbar: Es unterschied sich von so ziemlich jeder anderen Manifestation von Feenmagie, die es gab. Der glitzernde Staub hing schwebend in dieser Zwischenwelt, dem Astralraum. Er war nicht ganz materiell und nicht ganz ätherisch. Dennoch war die Wirkung der Pixie-Magie auf Menschen und ihre Welt stärker als auf alle anderen.
Merkwürdig. Wenn ich das Pulver hier in meinem Büro hinter dem Laden riechen konnte, musste es von einem Pixie mit sehr starker Magie kommen. Anderwelt-Magie, wenn mich nicht alles täuschte. Einen Erdwelt-Pixie hatte ich noch nie hier gesehen, seit ich da war. Jedenfalls glaubte ich nicht, dass es in der Nähe welche gab. Außerdem machten die kleinen Geschöpfe normalerweise einen großen Bogen um mich, weil ich halb Fee, aber vor allem, weil ich eine Hexe war. Beides Gründe, mir nicht zu trauen.
Eine ganze Reihe Hexen zu Hause in der Anderwelt fingen regelmäßig Pixies in Fallen, um ihr Pulver zu ernten. Die Pixies wurden bei diesem Vorgang nicht verletzt, doch für ihr Ego war das ein schwerer Schlag. Obendrein verkauften einige dieser Hexen das Pulver für Summen, bei denen selbst ein Leprechaun sich die Augen reiben würde. Und natürlich be kamen die Pixies davon keinen Penny ab, also taten sie sich manchmal zusammen und raubten mit Erfolg einschlägige Geschäfte aus. Aber meistens versuchten sie nur, uns aus dem Weg zu gehen.
Ich meinerseits vertraute ihnen ebenso wenig. Pixies waren geborene Unruhestifter, die jede Minute ihres Schabernacks genossen. Normalerweise waren sie nicht gefährlich, jedenfalls nicht so wie der gewöhnliche, nervtötende Goblin, aber sie bedeuteten trotzdem meistens Ärger.
Ich zählte die restlichen Einnahmen zusammen und legte das Geld in eine Kassette, die ich in der untersten Schreibtischschublade versteckte. Ein weiterer mieser Tag. Der Indigo Crescent lief schon den ganzen Monat nicht gut. Entweder las gerade niemand Bücher, oder ich schaffte nicht genug neue Bücher in die Regale, die neue Kunden anziehen konnten.
Ich sammelte meine Handtasche und die Schlüssel ein. Meine Schwester Delilah war längst nicht mehr da. Das Büro ihrer kleinen Detektei lag über meinem Laden. Aber sie war fast den ganzen Tag lang wegen eines Falls unterwegs gewesen und hatte nur heute Vormittag kurz vorbeigeschaut und ihre Nachrichten abgehört.
Ich ließ den Blick über mein Büro schweifen, vergewisserte mich, dass alles ordentlich aufgeräumt war, und legte eine leichte Stola um. Ich stand auf Bustiers, Korsetts und Chiffonröcke - nicht unbedingt wetterfeste Kleidung, aber wegen ein paar Gewitterwolken würde ich gewiss nicht auf Stil verzichten.
Wir näherten uns der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, und in Seattle war es immer noch kalt und bewölkt. Aufgewühlte, graue Wolken voller dicker, schwerer Regentropfen waren vom Meer hereingezogen und ließen nun ihre Ladung auf die Gehwege und Straßen platschen.
Zugegeben, an den Bäumen in der Stadt spitzten schon die ersten Blattknospen hervor, und das Moos duftete satt und erdig, aber der Frühling im Westen des Staates Washington war wirklich nicht mit einem Frühling zu Hause in der Anderwelt zu vergleichen. Um diese Zeit schmückte die untergehende Sonne den Himmel in der Anderwelt mit schmalen goldenen Bändern, die wie auf einem Aquarellbild mit dem Indigoblau der heraufziehenden Dunkelheit verschwammen.
Der rosige Schimmer würde die Nachtschwalben dazu ermuntern, jeden Abend zu singen, und durch die Gärten um unser Haus wehte sicher schon der Duft von Terebellien-Blüten.
Ich seufzte vor Heimweh - Erinnerungen waren zurzeit alles, was wir noch von unserem Zuhause in der Anderwelt hatten -, schaltete die Alarmanlage ein und schloss die Tür ab. So müde ich auch war, ich sollte erst herausfinden, woher dieses Pixie-Pulver kam. Falls eine Gruppe Pixies hier in die Gegend gezogen war, konnten alle Läden sich auf was gefasst machen.
Als ich mich von der Tür abwandte, erregte ein Wiehern meine Aufmerksamkeit.
Meine Absicht, nach einem herumstreunenden Pixie zu suchen, war vorübergehend vergessen. Ich blickte auf, schaute die Straße entlang und erstarrte. Was zum Teufel ... ?
Ein Einhorn kam auf mich zu. Es ging an Baba Yaga's Delikatessen vorbei, dem neuen Laden neben meiner Buchhandlung, und blieb dann so dicht vor mir stehen, dass ich seinen Atem im Gesicht spüren konnte.
Mit einem nonchalanten Nicken sagte das Einhorn: »Guten Abend, Lady Camille.«
Ich blinzelte und fragte mich, ob ich in letzter Zeit vielleicht ein bisschen zu viel gearbeitet hatte. Aber nein, er war noch da. Sein Fell schimmerte in diesem seidigen, leuchtenden Weiß, das nur magische Geschöpfe schmückte. Seine Augen blitzten vor Intelligenz, und sein Horn glänzte in sattem Gold. Daher wusste ich, dass ich ein männliches Einhorn vor mir hatte, ab gesehen von anderen anatomischen Anzeichen, die ebenfalls nicht zu übersehen waren. Weibliche Einhörner haben ein silbernes Horn.
Je länger ich ihn ansah, desto mehr erinnerte er mich an diese verschwommen ätherischen Parfüm-Werbespots - die Sorte, bei der ich nie recht wusste, wofür genau eigentlich geworben wurde, bis der Flakon erschien und eine Stimme irgendeinen lahmen Spruch brachte wie: »Magie - erleben Sie die Faszination.«
Ich blinzelte erneut.
Er war immer noch da. Ich räusperte mich und wollte ihn gerade fragen, was er in den Straßen von Seattle zu suchen hatte, als mich ein lautes Geräusch aus der anderen Richtung erschreckte. Als ich mich umdrehte, kamen ein Goblin, eine Humberfee und ein Grottenschrat aus einer Seitengasse und marschierten auf uns zu. Sie sahen ziemlich angefressen aus.
Ich weiß, ich weiß. Gehen ein Goblin, eine Fee und ein Grottenschrat in eine Bar, und da ist dieses scharfe Weib, dem die Titten oben ...
Mein Gedanke brach mitten im Witz ab, als die Situation blitzartig von einem verwunderten Was zum Kuckuck ist denn hier los? umschlug, und zwar in O nein, das haben die doch nicht ernsthaft vor?
Der Goblin zückte ein Blasrohr und zielte auf das Einhorn.
»Rück den Pixie raus, Feddrah-Dahns, oder du bist tot!« Der Grottenschrat hatte eine sehr kehlige Stimme und sprach Calouk, den derben, gewöhnlichen Dialekt, den die meisten Bewohner der Anderwelt verstanden. Die Worte klangen undeutlich, aber die Drohung war klar.
Himmel! Ohne erst darüber nachzudenken - Einhörner waren gefährlich und schön, Goblins hingegen bloß gefährlich und dumm - schloss ich die Augen und flüsterte einen raschen Spruch in den Wind. Meine Finger kribbelten, als ein dicker Strahl Energie durch mich hindurchschoss, genährt von den Böen des beständigen Südwestwinds. Als die Kraftwelle meine Arme wieder hinablief, konzentrierte ich mich darauf, sie in meinen Händen zu einer Kugel zu formen und dem Goblin entgegenzuschleudern.
Bitte lass meinen Zauber jetzt nicht schiefgehen, flehte ich im Stillen. Meine Magie ging oft daneben, wegen meines gemischten Feen- und Menschenbluts. Ob man es nun als Kurzschluss im System betrachtete oder einfach nur als Pech - ich war nie ganz sicher, ob ein Zauber wirken würde und ob er richtig wirken würde oder ob er aus mir hervorbrechen würde wie ein außer Kontrolle geratener Hochgeschwindigkeitszug. Dieses Jahr hatte ich schon ein Hotelzimmer zerstört, indem ich mit Blitzen und Regen herumgespielt hatte. Ich war nicht begeistert von der Vorstellung, möglicherweise den Gehweg aufzusprengen und mir von den Jungs vom Straßenbauamt was anhören zu müssen.
Diesmal jedoch lächelte die Mondmutter auf mich herab, und der Zauber klappte. Der Stoß traf den Goblin mitten in die Brust und riss ihn von den Füßen, ehe er den Pfeil aus dem Blasrohr abschießen konnte. Allerdings machte mein Zauber damit noch nicht halt. Nachdem er den Goblin umgehauen hatte, prallte der magische Windstoß von der Seitenmauer meines Buchladens ab, schoss zurück, rammte den Grottenschrat und schleuderte ihn bis auf die Straße wie eine Mülltonne im Sturm.
Ich starrte auf das Chaos, das ich binnen weniger Sekunden angerichtet hatte, und schwankte zwischen leichter Verlegenheit und ungeheurem Stolz.
Ich wurde allmählich verdammt gut! Normalerweise erzielte ich keine derart durchschlagende Wirkung, schon gar nicht mit Windmagie. Vielleicht färbten Iris' Fähigkeiten ein bisschen auf mich ab.
»Autsch!« Eine Peitschenschnur leckte an meinem Arm, ließ grellen Schmerz in meiner Haut aufflammen und riss mich aus meiner Selbstzufriedenheit. »Das hat weh getan, verdammt noch mal! «
Ich wirbelte zur Seite und sah, dass die Humberfee mit der Peitsche in der Hand auf mich zukam. Ich wich hastig ein paar Schritte zur Seite aus und sagte: »Nein, danke, ich habe kein Interesse an deinen perversen kleinen Spielchen.« Vielleicht sollte ich mich doch besser auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Später würde mir noch genug Zeit bleiben, mir selbst auf die Schulter zu klopfen.
Meine Gegnerin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und holte mit der Peitsche aus. Igitt. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Wesen sich ein bisschen zu gut amüsierte. Anscheinend hatte das Einhorn unseren Kampf bemerkt. Der wunderschöne Hengst galoppierte mit gesenktem Horn an mir vorbei, spießte die Fee an der Schulter auf, schleuderte sie einen Meter hoch in die Luft und zwei Meter zurück. Das kreischende Ding knallte auf den Gehweg und blieb liegen; es blutete wie ein angestochenes Schwein.
Mit dem Blutvergießen war es auch noch nicht vorbei. Ein Auto bretterte viel zu schnell um die Ecke und überrollte den Grottenschrat. Flatsch. Platt wie ein Pfannkuchen. Der Porsche - jedenfalls sah der Wagen so aus - raste davon, ehe ich das Nummernschild erkennen konnte.
Ich zuckte mit den Schultern. Da der Grottenschrat mir wohl kaum ein schöneres Schicksal gewünscht hätte, würde ich ihm keine Träne nachweinen. Ich wandte mich wieder dem Tod und der Zerstörung auf dem Gehweg zu.
»Tja ...« Ich wusste nicht recht, was ich sonst sagen sollte. Es kam nun mal nicht jeden Tag vor, dass ein Haufen schräger Kreaturen aus der Anderwelt sich vor meinem Buchladen niedermähen ließ.
Das Einhorn trappelte zu mir heran. Ich blickte zu ihm auf und war wie gebannt von dem Strudel wirbelnder Farben in seinen Augen. Hübsch. Sehr hübsch. Und wenn mich nicht alles täuschte, sah auch er ein bisschen angefressen aus.
»Vielleicht ruft Ihr besser einen Gendarmen«, bemerkte das gehörnte Pferd milde besorgt. Mit einem Nicken wies er auf den plattgewalzten Grottenschrat. »Jemand könnte in dieser Sauerei ausrutschen und sich verletzen.«
Da hatte er recht. Auf dem Gehweg sah es aus wie an einem Set von Pulp Fiction oder Kung Fu. Ich konnte Chase praktisch schon hören. Er würde sich ja so über meinen Anruf freuen. Er steckte in letzter Zeit bis über beide Ohren in Arbeit, weil er die Fassade aufrechterhalten musste. Wir alle taten so, als arbeiteten wir immer noch offiziell für den AND - den Anderwelt-Nachrichtendienst -, während wir in Wirklichkeit auf eigene Faust operierten. Einen Anderwelt-Schlägertrupp vom Boden aufzuwischen war vermutlich das Letzte, was er jetzt noch auf seine Liste setzen wollte. Ich seufzte tief. »Da habt Ihr wohl recht. Möchtet Ihr so lange hereinkommen?« Ich wies auf die Buchhandlung.
Wenn Einhörner mit den Schultern zucken könnten, hätte dieses es jetzt getan. »Also gut. Ihr habt nicht zufällig etwas zu trinken im Hause? Ich habe großen Durst, und anscheinend gibt es hier keine öffentlichen Tränken.«
»Natürlich, ich bringe Euch gleich Wasser. Ich bin übrigens Camille. Camille D'Artigo. Ich komme aus der Anderwelt.« Ich schloss die Tür auf und gab den Code ein, mit dem ich die eben erst eingeschaltete Alarmanlage wieder ausschaltete.
»Das ist recht offensichtlich.« Eine belustigte Note schwang in den Worten des Einhorns mit, und erst jetzt fiel mir auf, dass wir uns nicht auf Englisch unterhielten. Wir waren automatisch ins Melosealfôr verfallen, einen seltenen Krypto-Dialekt; alle Hexen, die der Mondmutter die Treue geschworen hatten, lernten ihn während ihrer Ausbildung. »Ich weiß, wer Ihr seid. Ihr hebt Euch wahrlich von der Masse ab, Mylady. Wie geht es Euch? Ich bin Feddrah-Dahns.«
»Feddrah-Dahns, so? Dann kommt Ihr aus dem Windweidental.« Irgendetwas an dem Namen klang vage vertraut, aber ich kam nicht darauf. Ich wusste allerdings, dass jedes Einhorn aus dem Windweidental Dahns als Nachnamen führte. In der Gegend wimmelte es von Kryptos, und es hieß, riesige Herden der gehörnten Wesen streiften während der Sommermonate wie Nomaden kreuz und quer durch das riesige Tal.
»Ihr beherrscht Eure Geographie, Camille D'Artigo.«
»Na ja ... Wo ist denn der Pixie? Wo ist er hin? Ich habe vorhin auch Pixie-Pulver bemerkt.«
»Ich hoffe, ihm ist nichts geschehen. Er hat dem Grottenschrat etwas abgenommen, das mir gehört. Eigentlich hat er nur gestohlenes Eigentum zurückgeholt, aber der Grottenschrat und seine Komplizen waren offenbar anderer Ansicht.« Feddrah-Dahns zwinkerte mit den wunderschönen, großen Augen.
Ich lächelte. »Diebe haben meist ein Problem mit dem Konzept des Eigentums, ob Grottenschrat oder Mensch.« Ich öffnete die Tür, so weit ich konnte. Als das Einhorn vorsichtig über die Schwelle trat, neigte es mit einem seltsamen Glitzern in den Augen den Kopf. Das Leben in Seattle mochte düster und nasskalt sein, aber niemand hätte mir je einreden können, es sei langweilig.
Übersetzung: Katharina Volk
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
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Autoren-Porträt von Yasmine Galenorn
Yasmine Galenorn hatte sich in Amerika bereits einen Namen als erfolgreiche Roman- und Sachbuchautorin gemacht, bevor ihr mit ihrer Serie um die "Schwestern des Mondes" auch der internationale Durchbruch gelang. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann Samwise und vier Katzen in Bellevue.
Bibliographische Angaben
- Autor: Yasmine Galenorn
- 1271 Seiten, Maße: 13,2 x 19,1 cm, Gebunden
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868005552
- ISBN-13: 9783868005554
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