Simbayo, Jenseits der Sonne
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Simbayo - Jenseits der Sonne von Barbara Bickmore
LESEPROBE
1926-1931
1. Kapitel
Abblätternde Farbezerbröselte unter ihren Fingern, als Liliane mit der Hand über die Reling desalten hölzernen Bootes fuhr, das immer noch auf dem angestiegenen Fluß dahintuckerte. Sie tupfte sich mit einem durchnäßten Taschentuch das Gesicht ab, damit ihr derSchweiß nicht von der Stirn in die Augen rann. Sie zwinkerte, als sie das Salzbrennen spürte. Ihr helles Kleid hing feucht an ihrem Körper. Sie saß da undstarrte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, lauschte dem leisen,ungleichmäßigen Surren des Motors und betrachtete die großen grünschwarzenBäume, deren Äste über den Flug hingen. Sie hatte das Gefühl, sie hätten nachihr gegriffen und sie gepackt, wenn sie ihnen zu nahe gekommen wäre; trotz derfeuchten Hitze lief ihr ein Schauer über den Rücken. An den Ufern des trägenFlusses, dort, wo die Sonne ihre Sprenkel durch das dichte Laub warf, klapptenKrokodile im schlammigen Wasser die Mäuler auf. Die Dichte der Bäume, dasZunehmen des Urwalds und die seltsamen hallenden Tierlaute schienen sie immertiefer nach Afrika hineinzuziehen. Eine stämmige Frau Mitte Dreißig, die einenwesentlich frischeren und energischeren Eindruck machte als Liliane, obwohlihre Kleidung genauso feucht war, saß neben ihr und fächelte sich mit einemTaschentuch Luft zu. Schweißtropfen schimmerten auf ihrer Oberlippe. »Es wirdmit der Zeit leichter«, sagte sie.
Liliane lächelte, sagteaber nichts, sie fragte sich, ob sie je wieder frischen Tatendrang verspürenwürde. Die Luftfeuchtigkeit umgab sie wie ein unsichtbares Meer, die Hitze unddie Nässe waren greifbar. Die Luft über dem Wasser flimmerte. Bis auf dieKrokodile und ein vereinzeltes Nilpferd schien sich nichts zu rühren. KeinHauch bewegte die Luft. Selbst wenn sie einatmete, hatte Liliane das Gefühl, umLuft zu ringen.
Papageien krächzten undAffen kreischten in den Bäumen über ihren Köpfen.
Der Flußroch nach Verwesung. In den letzten elf Tagen auf diesem träge fließenden Fluß, der sich durch das Innere von Afrika wand, hatte Lilianeunablässig die monotonen Mauem aus Grün angestarrt, die an ihren Augenvorbeizogen. Sie konnte sich nicht daran satt sehen; der Anblick zog siehypnotisch an.
Vereinzelt lagen Dörferam Flußrand, Hütten drängten sich am Ufer, an demnackte Kinder entlangliefen und winkten und lachten und ihnen mit schrillenStimmen etwas zuriefen. Unverändert und anscheinend endlos zog sich die grüneundurchdringliche Mauer dahin. Dort, wo Äste über den Flußhingen, war es düster, doch wenn der Fluß so breitwar, daß das Sonnenlicht auf ihn fiel, war der Himmelkobaltblau. Am Spätnachmittag bildeten sich lange Schatten, die sich vor ihnenauf dem Wasser ausbreiteten. Wolken hingen regungslos am Himmel wie große weißeKnäuel, die die Bläue betonten. Wenn der Abend hereinbrach, wurden die Wolkendichter. In den Tropen wurde es schnell dunkel. Dann hielt das Boot wie durchZauberhand in einem Dorf an, und dort gab es immer Holz zu kaufen. Während dieEingeborenen das Holz auf das Boot trugen, wurden am Ufer Feuer entfacht, unddie Nachtluft trug Stimmen und
Gelächter zu ihnenherüber. Während Liliane und die Bootsmannschaft das Abendessen einnahmen, aßenauch die Dorfbewohner; würzige Düfte hingen in der Luft.
Wenn die Feuer heruntergebranntwaren, verklangen auch die Stimmen. Dann brach die absolute Stille destropischen Dschungels herein.
Nachts war der einzigeLaut das Surren der Moskitos.
Dann kam dieMorgendämmerung - die unglaubliche Morgendämmerung des Kongos. Beim Erwachenspürte sie noch die feuchte Nachtluft im Gesicht, wenn die Motoren des Booteszu schwirren begannen und es wieder in den Strom hinabgelassenwurde. Die Morgendämmerung brach über den Baumwipfeln an. Einen solchenSonnenaufgang gibt es nirgends sonst auf der Welt, dachte sie und beobachteteihn täglich wieder von der Reling aus.
Liliane schreckte ausihren Tagträumen auf, als die ältere Frau sich einen schmutzigen Liegestuhl mitzerrissener Stoffbespannung neben sie zog und sich setzte. Sie trug einen weißenTropenhelm und ein kurzärmeliges weißes Kleid - weiß, die Farbe, die auch Dr. Hathaway getragen hatte. Liliane hatte irgendwo gelesen, daß Weiß die Hitze ablenkte.
»Wie lange sind Sieschon hier?« fragte sie Rose Eversham.
»Sechs Jahre. Ich binmit dem Doktor hergekommen.« Ihre Stimme senkte sichfast zu einem Flüstern. »Sechs wunderbare Jahre.«
»Warum sind Siehergekommen?«
»Wahrscheinlich ausdemselben Grund wie du.« Sie tätschelte Lilianes Arm. »Ich wollte Menschenhelfen, denen vielleicht niemand hilft, wenn ich es nicht tue. Ich wollterückständigen Menschen zeigen, wie sie zu Gott finden können. Ich wollte dasGefühl haben, wichtig zu sein.«
© KnaurVerlag
Übersetzung:UschiGnade
„Mein Bleistift, mein Papier und ich sind schon ein ganzes Leben lang unzertrennlich“, verrät Barbara Bickmore, wenn sie ihre Freude am Geschichtenschreiben erläutern soll. Sie hat bereits mit sieben Jahren angefangen zu schreiben, sich aber lange nicht getraut, ihre Aufzeichnungen jemandem zu zeigen oder sie gar zu veröffentlichen. Sie unterrichtete 20 Jahre lang als Universitätsprofessorin Literatur und ließ sich von den hervorragenden schriftstellerischen Leistungen der Studenten entmutigen. 1985 wagte sie endlich, ihr Manuskript von „Jenseits der Sonne“ einem Verleger zu zeigen – es wurde angenommen. Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte die Autorin vorher gründlich in Bibliotheken gestöbert, um alles über die Vorlieben der Leser und die Anforderungsprofile von Verlagen in Erfahrung zu bringen. Sie wurde belohnt, ihre großartigen Frauensagas erscheinen inzwischen in 16 Sprachen und in mehr als 20 Ländern. Barbara Bickmore sieht sich seitdem selbst als „Cinderella in einem Märchenland“.
Die Autorin findet ihre heroischen Frauengestalten in der ganzen Welt: Die erfolgreiche Geschäftsfrau Carly in „Wem die Macht gegeben“ lebt in Texas, die Anwältin Cat aus „Jenseits aller Versprechen“ in Oregon, Chloe Cavanaugh ist die Heldin in „Ein ferner Stern in China“. Die erste Ärztin unter den Flying Doctors ist die Australierin Cassandra Clarke, deren Leben in „Wer den Himmel berührt“ beschrieben wird. Der Roman „Wer nach den Sternen greift“ schließlich erzählt, wie die schöne, reiche Amerikanerin Alex in England nach der großen Liebe sucht. Doch dann soll sie gegen ihren Willen einen Adeligen heiratet, den sie nicht liebt. Wird sie die wahre Liebe dennoch finden? Die Leserin kann sich beruhigt zurücklehnen, denn „Cinderella“ Bickmore wird schon den Richtigen für ihre Heldin finden...
- Autor: Barbara Bickmore
- 2000, 637 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Uschi Gnade
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426616580
- ISBN-13: 9783426616581
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