Sommerküsse voller Sehnsucht
Roman. Deutsche Erstausgabe
Wenns um Gefühle anderer geht, hat Hochzeitsplanerin Sarah alles im Griff. Was ihre eigenen betrifft: völliges Chaos. Bis ihr der charmante Hugo begegnet. Zu dem leider eine uncharmante Freundin gehört. Doch Sarah weiß: Jetzt muss was passieren.
Leider schon ausverkauft
Buch (Kartoniert)
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Sommerküsse voller Sehnsucht “
Wenns um Gefühle anderer geht, hat Hochzeitsplanerin Sarah alles im Griff. Was ihre eigenen betrifft: völliges Chaos. Bis ihr der charmante Hugo begegnet. Zu dem leider eine uncharmante Freundin gehört. Doch Sarah weiß: Jetzt muss was passieren.
Klappentext zu „Sommerküsse voller Sehnsucht “
Wenn's um die großen Gefühle anderer geht, hat Hochzeitsplanerin Sarah alles im Griff. Was ihre eigenen betrifft: völliges Chaos. Bis ihr der charmant unkomplizierte Hugo begegnet. Zu dem leider eine uncharmant komplizierte Freundin gehört. Oder doch nicht? Jedenfalls weiß Sarah, dass jetzt endlich mal was passieren muss. Egal, ob mit oder ohne Prosecco...
Lese-Probe zu „Sommerküsse voller Sehnsucht “
Sommerküsse voller Sehnsucht von Katie Fforde Kapitel 1 Sarah stand am Kirchhofstor und genoss den perfekten Sommermorgen. Es war Juni, die Sonne schien, der Tag ver-
sprach, herrlich zu werden. Die Kirche war ein Schmuckstück aus altenglischen Zeiten. Sie stand mitten auf einem perfekt geschnittenen Rasen, umgeben von alten, mit Moos bewachsenen Grabsteinen und gestutzten Eiben. Tautröpfchen glitzerten in der Sonne. Als Sarah Sukie, die Floristin, entdeckte, die bereits seit Sonnenaufgang hier war, beruhigten sich ihre Nerven etwas. Alles würde gut werden, und zwei Jahre Arbeit würden nun endlich entlohnt.
In diesem Augenblick kam eine Gestalt hinter einem Grabstein hervorgesprungen. Sarah schrie auf. »Hugo! Du Widerling! Wie kannst du mich so erschrecken!« Langsam fand ihr hämmerndes Herz seinen normalen Rhythmus wieder. Niemand griff sie an, jedenfalls niemand Fremdes. »Eine Sekunde lang dachte ich, es wäre Halloween.«
Hugo, groß, blond und zerzaust, machte auf Sarah immer den Eindruck, als käme er gerade aus dem Bett – und zwar nicht aus seinem eigenen.
Er grinste. »Sarah, du bist süß – auf dich zu verzichten, wäre ein echtes Fastenopfer«, antwortete er gedehnt.
... mehr
Sarah lächelte. Hugo war einer der besten Fotografen, die sie kannte. Sie frotzelten ständig herum, aber sie legte größten Wert darauf, ihm nicht näherzukommen und ihr Verhältnis rein professionell zu halten.
»Anscheinend haben wir beide die Jahreszeiten ein bisschen durcheinandergebracht. «
»Hauptsache, wir haben den richtigen Tag erwischt. Perfekt, oder?«
Sarah nickte. »Du wirst noch begeisterter sein, wenn du erst die Braut siehst. Sie ist wunderschön.«
»Wie steht’s mit den Brautjungfern?«
»Zwei süße kleine ... na ja, Engelchen nennen wir sie erst, wenn wir wissen, wie sie sich benehmen. Und ein großes, um die zwei kleinen in Schach zu halten. Traumhafte Kleider.«
»Und die Familien? Irgendwelche Besonderheiten? Wie sieht es mit den Eltern des Brautpaars aus? Ehen noch intakt?«
»Ja. Bei manchen Leuten scheinen die Beziehungen zu funktionieren.« Sie lächelte und tat, als scherzte sie.
Hugo grinste. »Glaubst du etwa nicht an die Liebe fürs Leben?«
»Nicht wirklich. Deshalb finde ich ja auch, dass die Hochzeit so rauschend wie möglich sein muss.« Sie zeigte auf die perfekte Szenerie um sie herum. »Es könnte irgendwann die einzige schöne Erinnerung sein.«
Hugo betrachtete den Tau, der sich auf seinen frisch polierten Schuhen gesammelt hatte. »Wenn die Leute, die dich engagieren, wüssten, dass du so denkst ... «
»Das brauchen sie ja nicht zu wissen. Für sie ist nur wichtig, dass ich ihnen eine romantische Location besorge und einen Fotografen, der sich darum kümmert, dass alle gut aussehen.«
Er lachte. »Also, gibt es etwas, was ich wissen muss?«
Sarah überlegte kurz. »Eigentlich nicht. Die Brautmutter hat eine Menge Energie in die Vorbereitungen gesteckt und ist nun sehr darauf bedacht, dass nichts schiefläuft. Ein klassischer Fall also. Ich bin sicher, sie wird deinem Charme sofort erliegen.«
Sarah verstand nie, wieso sie die Einzige war, die genau wusste, dass Hugos Charme eine wesentliche Voraussetzung für seinen Erfolg war. Aber sie musste gestehen, dass sie für eine Hochzeitsplanerin verdammt abgeklärt war. Aus gutem Grund. Sie machte diesen Job erst seit ein paar Jahren, und schon zwei der von ihr so perfekt organisierten Hochzeiten hatten auf direktem Weg zur Scheidung geführt. Eine sogar schon acht Monate, nachdem das strahlende Paar in einer Wolke aus getrockneten Rittersporn-Blüten in die Flitterwochen gestartet war. Fünf von den sechs Mädels aus ihrer Schulklasse, die in der Sekunde, als sie fünfundzwanzig geworden waren, geheiratet hatten, lebten inzwischen wieder getrennt. Und dann war da noch das Ehe-Debakel ihrer Schwester – von ihrem eigenen gebrochenen Herzen, das inzwischen etwas genesen, aber noch längst nicht geheilt war, ganz zu schweigen (was sie auch vorzugsweise tat). Kein Wunder, dass Sarah fand, lebenslanges Glück sei die seltene Ausnahme von der Regel.
»Tja, dann werde ich mich mal ein wenig umschauen.« Hugo schien von Sarahs Gedanken nichts zu ahnen. »Mal sehen, ob ich einen schönen Hintergrund für ein paar intimere Aufnahmen finde.«
Sarah verdrehte die Augen. »Versuch bitte, Grasflecken auf den Kleidern zu vermeiden! Das gibt jedes Mal Theater!«
Er nickte, doch sein Blick gab ihr zu verstehen, dass er ihre Bitte zwar vernommen hatte, ihr aber nicht unbedingt nachkommen würde.
»Bei dir beklagt sich ja niemand.«
»Weil ich nun mal der Beste bin«, antwortete er ungerührt. Und weil das so war und sie beide das wussten, gab sie sich geschlagen. »Ich fahre jetzt zurück zum Hotel, vergewissere mich, dass alle da sind, die da sein sollen, und verscheuche die, die dort nichts zu suchen haben.« Sie runzelte die Stirn. »Ich bin immer noch nicht sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, den Empfang bei der Braut zu Hause zu machen. Es ist traumhaft dort. Doch es war ihnen zu viel Aufwand, deshalb wollten sie lieber ins Hotel. Das Hotel ist natürlich auch super. Aber was das alles kostet!« Sarah hob die Hände. »So, ich muss los.«
Sie wandte sich ab und spürte Hugos Blick im Rücken. Hoffentlich verlangte er auf der Jagd nach dem perfekten Foto von den Brautjungfern nicht, sich an bemooste Grabsteine zu lehnen und sich die Kleider auf ewig zu ruinieren! Sarah seufzte. Normalerweise gelang es ihr eigentlich ganz gut, Leute dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte. Bloß bei Hugo hatte sie immer das Gefühl, auf taube Ohren zu stoßen.
Auf dem Weg zu ihrem Auto überlegte sie, ob Ashlyn zu den Bräuten gehörte, die den Champagner schon vor der Hochzeit öffneten und aus dem Vormittag, der eigentlich der Vorbereitung diente, einfach eine Fortsetzung der Junggesellinnenabschiedsparty machten. Aber vermutlich würde ihre Mutter das verhindern. Ein Glas für jede nach dem Frisieren und Schminken, das war genug!
Als Sarah ins Hotel kam, bahnte sich gerade eine Tragödie an. Alle waren wie gelähmt, anstatt sich darum zu kümmern, die Braut anzuziehen.
Ashlyn saß in Chemise, French Knickers und Strümpfen am Ankleidetisch. In der Hand hielt sie ein Handy, Zornestränen brachten die falsche Art von Glanz in ihre Augen. Elsa, die Schneiderin, die darauf wartete, ihr in das Kleid zu helfen, das im Moment noch an der Tür hing, betrachtete ausgiebig ihre Fingernägel und zupfte sich Flusen von ihrer schwarzen Hose.
Auch Bron, die für Haare und Make-up zuständig war, hatte sich zurückgezogen. Ashlyns lange Haare waren zur Hälfte hochgesteckt, die andere Hälfte hing herab, und mit ihrem hektischen SMS-Getippe hatte sie fast ihre French-Maniküre ruiniert. Das Make-up musste ohnehin erneuert werden.
»Was ist los?«, fragte Sarah erschrocken. Offenbar spielte sich vor ihren Augen gerade ein Drama ab.
Eine Sekunde war es totenstill, dann zischte die Braut: »Meine verfickte Brautjungfer hat mich sitzengelassen.«
Der Schock breitete sich im Raum aus wie Staub nach einer Explosion. Sarah hatte Ashlyn noch nie so ein Wort in den Mund nehmen hören. Nach kurzem Überlegen fand sie, dass es zutreffend war.
»Oh nein!« Sarah schloss die Augen und fragte sich, wie um alles in der Welt zwei niedliche Dreijährige ohne eine sie begleitende erwachsene Brautjungfer zurechtkommen sollten.
»Oh doch!« Ashlyn entblößte ihre frisch gebleichten Zähne. »Sie findet ein Wochenende mit ihrem neuen Lover spannender als die Hochzeit ihrer besten Freundin!«
»Das ist so mies«, murmelte Bron und grübelte, wann sie wohl mit ihrer Frisur weitermachen konnte.
»Dieser Kuh habe ich ein Wellness-Wochenende im Barnstable Spa spendiert! Das hat ein Vermögen gekostet!«, ereiferte Ashlyn sich weiter. »Und das Kleid hat Mummy ihr auch bezahlt!« Elsa, die außerdem für die Outfits der Brautjungfern zuständig war, zuckte zusammen. »Na, wenigstens kann ich ihr hässliches Hochzeitsgeschenk jetzt gegen was Anständiges umtauschen.« Triumphierend sah Ashlyn in die Runde.
Bron witterte eine Chance. Vorsichtig näherte sie sich mit Kamm und Haarnadeln, um ihr alle Schwerkraft negierendes Werk an Ashlyns superglatten Haaren fortzusetzen. Elsa entspannte sich ebenfalls etwas, und Sarah sagte: »Wir kommen auch ohne sie wunderbar klar. Poppy ist sicher in der Lage, dir am Altar den Blumenstrauß abzunehmen. Wir bitten einfach deine Schwägerin, ihn dann von ihr zu übernehmen. Mach dir keine Sorgen.«
Ashlyn seufzte tief. »Ich hätte wissen müssen, dass man sich nicht auf sie verlassen kann. Als wir klein waren, hat sie sich mal auf mein Meerschweinchen gesetzt. Das habe ich ihr nie verziehen.«
Nach einer kurzen Schweigesekunde zu Ehren des toten Meerschweinchens räusperte Bron sich. »Also, wenn ich dann mit deinen Haaren weitermachen könnte ... Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.« Sie lachte krampfhaft, und Sarah fragte sich, ob ihre Augen heute Morgen ein wenig geschwollen aussahen. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein.
Elsa hörte auf, an ihrer Hose herumzuzupfen, und wartete geduldig darauf, dass ihre Nähkünste zum Einsatz kamen. Ashlyns Mutter hatte auf ihrer Anwesenheit bestanden, damit sie notfalls noch einmal Hand an das Kleid der Haupt-Brautjungfer legen konnte, denn sie war auch zur letzten Anprobe nicht erschienen. Wie es jetzt aussah, würde Elsa wahrscheinlich nur gebraucht werden, um die Häkchen an Ashlyns Kleid zu schließen und sie davon zu überzeugen, dass das Brautkleid viel besser fiel, wenn sie statt der French Knickers, die sie sich extra für diesen Tag gekauft hatte, gar nichts darunter trug. Alternativ hatte sie einen String-Tanga in der Tasche.
In diesem Augenblick flog die Tür auf. Die Brautmutter kam herein. »Alles in Ordnung, Darling?«
Wieder war es totenstill. Niemand wollte Überbringerin der Botschaft sein, die der Brautmutter den Freudentag ruinieren würde. Schließlich wagte es Ashlyn. »Fulvia hat abgesagt. Sie wollte lieber mit ihrem Freund nach Paris fahren.«
Mrs. Lennox-Featherstone schrie. Nicht sehr laut, aber es reichte, um ihren Ehemann zu alarmieren. Besorgt streckte er den Kopf zur Tür herein.
»Alles okay bei euch?«
»Nein«, zischte seine Frau zurück. »Diese Schlampe, die wir zum Skilaufen mitgenommen haben, hat einfach abgesagt.«
Sarah begriff, dass nun der Moment gekommen war, in dem sie als Hochzeitsplanerin gefordert war. »Kein Problem, Mrs. Lennox-Featherstone. Wir kriegen das auch ohne sie hin.«
»Ich habe für dieses Kleid ein Vermögen bezahlt«, schimpfte die Mutter ihrer Kundin weiter. »Über zweitausend Pfund! Das ist eine Menge Geld, finde ich! «
Elsa zuckte erneut zusammen. Dabei war es schließlich weder ihre Schuld, dass das Kleid nun nicht getragen würde, noch, dass das Aufsticken der Perlen so verdammt viel Arbeit gewesen war. So was hatte nun mal seinen Preis.
»Ist schon gut, Mum«, rief Ashlyn beschwichtigend. Jetzt, da ihre Mutter sich so aufregte, hatte sie sich wieder im Griff. »Elsa kann es anziehen. Sie und Fulvia haben dieselbe Größe, und im Gegensatz zu Fulvia ist sie eine echte Freundin.«
Elsa schnappte nach Luft. »Aber, Ashlyn, ich ... «
»Klar bist du das«, beharrte Ashlyn, als hätte Elsa dieser Feststellung widersprochen. »Du hast mich damals beruhigt, als Bobby und ich diesen schrecklichen Streit hatten. Und wir hatten schon so viel Spaß zusammen! Weißt du noch, dieser super Tag, an dem wir die Stoffe ausgesucht haben. Oder als wir ...«
»Stehen Sie mal auf, damit ich Sie anschauen kann«, rief Mrs. Lennox-Featherstone. Offenbar war sie nicht der Ansicht, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt für Erinnerungen war. »Warum tragen Sie eigentlich Schwarz? Das ist überhaupt keine Farbe für Sie. Es macht Sie so blass. Also, ziehen Sie das Kleid über, damit wir sehen können, wie Sie darin aussehen. Ist schon okay, Donald«, rief sie durch die Tür. »Du kannst wieder gehen. Es ist alles unter Kontrolle.«
»Äh, ich kann das Kleid nicht anziehen«, sagte Elsa.
»Wieso nicht? Wir wissen doch, dass es passt«, widersprach Ashlyns Mutter.
»Weil ich mir irgendwie falsch darin vorkomme. Ich bin doch gar nicht Ashlyns wirkliche Brautjungfer.« Sie warf Sarah einen um Hilfe flehenden Blick zu.
Sarah ignorierte es. »Ich überlege gerade, was wir mit Fulvias Eltern machen. Sie kommen doch auch zur Hochzeit.« Unter diesen Umständen konnte sie sie unmöglich in der Nähe des Brauttischs platzieren.
»Ich glaube nicht, dass sie etwas von den Eskapaden ihrer reizenden Tochter wissen«, bemerkte Mrs. Lennox-Featherstone spitz. »Obwohl sie damit rechnen mussten, als sie sie damals auf dieser drittklassigen Schule angemeldet haben. Die verlassen doch alle mit einer Eins in Unzuverlässigkeit.«
Sarah fand, dass es nun endgültig an der Zeit war, das Kommando zu übernehmen. »Also«, erklärte sie, »es ist eine Schande, dass Fulvia uns einfach sitzengelassen hat. Aber wie ich bereits sagte, wir kommen auch ohne sie klar.«
»Und ob«, antworteten Ashlyn und ihre Mutter wie aus einem Munde.
»Es ist ja nicht nur so, dass das Kleid ein Vermögen gekostet hat«, jammerte Mrs. Lennox-Featherstone dessen ungeachtet weiter. »Ohne Haupt-Brautjungfer sehen auch die Fotos so unvollständig aus.«
»Hugo ist ein brillanter Fotograf«, meinte Sarah. »Ich kann Ihnen versichern, dass ... «
»Ich will Elsa«, beharrte Ashlyn wie ein Kind kurz vor einem Trotzanfall. »Sie ist mir viel lieber als diese beschi... « Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Mutter und korrigierte sich hastig, »diese bescheuerte Fulvia.«
»Na, dann werden Sie wohl einspringen müssen«, meinte Mrs. Lennox-Featherstone zu Elsa. »Wenn die Braut das möchte, kriegt sie ihren Wunsch erfüllt.« Sie lächelte dünn.
»Ich kann nicht«, wiederholte Elsa, die sich offensichtlich immer unbehaglicher fühlte.
»Sie wollen Ashlyn doch nicht etwa den schönsten Tag ihres Lebens verderben, oder?«
»Natürlich nicht«, versicherte Elsa. »Aber es ist eine echt große Sache, Brautjungfer zu sein. Das sollte eine Freundin machen, mit der Ashlyn schon ihr Leben lang zusammen ist, nicht eine, die sie gerade erst kennengelernt hat ... «
»Ich kenne dich seit fast zwei Jahren«, unterbrach Ashlyn sie. »Ich finde dich nett, und bisher hast du auch noch keins meiner Haustiere umgebracht.«
Elsa versuchte zu lachen. »Das nicht, aber ...«
»Bitte!«, quengelte Ashlyn. »Ich möchte es so gern.« »Ich kann nicht.«
»Wieso nicht?« Ashlyns Mutter schien ein Nein als Antwort nicht zu akzeptieren.
»Ich kann einfach nicht.«
»Und wieso nicht?«, wiederholte Ashlyn, die ganz auf ihre Mutter kam.
»Wegen meiner Achseln«, antwortete Elsa schließlich verzweifelt.
»Was ist mit deinen Achseln?« Ashlyn zog ihre perfekt geformten Brauen zusammen.
»Ich habe sie nicht rasiert. Jedenfalls nicht in den letzten Tagen ... « Verlegen sah sie in die Gesichter der Frauen ringsum, die sie völlig entsetzt anstarrten.
»Kein Problem«, meinte Bron schließlich. »Ich habe Einmalrasierer dabei.«
Mrs. Lennox-Featherstone, die wie alle anderen die ganze Zeit auf der Kante des Doppelbettes gesessen hatte, sprang erleichtert auf. »Elsa, mir ist völlig klar, dass wir eine Menge von Ihnen verlangen. Aber heute ist ein ganz besonderer Tag für Ashlyn. Wir haben ihn zwei Jahre lang vorbereitet. Bitte helfen Sie uns.«
Elsa sah ihre Kundin nachdenklich an. Sie wusste selbst am besten, wie lange die Vorbereitungen für diese Hochzeit gedauert hatten. Es war ihr erster richtig großer Auftrag, und sie hatte nicht nur viel Mühe, Schweiß und Arbeit investiert, sondern auch eine Menge Herzblut.
»Wir wären Ihnen alle so dankbar.« Mrs. Lennox-Featherstone legte die Hand auf Elsas Schulter.
Elsa schluckte. Gegen diese flehende Bitte war sie machtlos.
»Okay«, willigte sie schließlich ein. »Aber nur unter der Bedingung, dass Ashlyn nicht diese Unterhose trägt«, fügte sie trotzig hinzu.
»Was stört dich denn an meiner Unterhose?«, fragte Ashlyn beleidigt. »Sie ist aus echter Seide. Bobby findet sie bestimmt toll.«
»Das kann ja sein, aber sie zeichnet sich unter deinem Kleid ab, an den Oberschenkeln. Das zerstört die Linie. Ich habe einen String dabei, wenn du nicht ganz ohne gehen willst.«
Ashlyns Mutter sah ihre Tochter entrüstet an. »Darling, ich finde, du solltest etwas anziehen. Du kannst doch nicht ohne Unterhose in die Kirche gehen.«
»Ist mir ganz egal«, antwortete Ashlyn. »Hauptsache, Elsa willigt ein, meine Brautjungfer zu sein.«
»Also gut«, meinte Sarah entschieden. »Elsa, du gehst jetzt ins Bad, duschst und rasierst dich! Mrs. Lennox-Featherstone, Sie gehen in Ihr Zimmer und ziehen sich an, damit Bron Sie frisieren kann. Und Ashlyn, du hältst jetzt endlich still, damit Bron mit deinen Haaren fertig wird und sich um dein Make-up kümmern kann.«
»Lasst uns eine Flasche Champagner aufmachen!«, rief Ashlyn, als ihre Mutter aus dem Zimmer und Elsa mit Handtuch und Rasierer im Bad verschwunden war. »Ich hab extra ein paar Flaschen in die Minibar gestellt.«
Sarah wollte wirklich Nein sagen. Sie wusste, dass es für alle Beteiligten fatal wäre, zu diesem Zeitpunkt die Übersicht zu verlieren. Aber die ganze Aufregung hatte sie geschwächt. Sie brauchte ja selbst nichts zu trinken, doch den anderen würde ein Schluck gut tun. »Also gut, wenn es unbedingt sein muss.«
»Kannst du uns bitte eine Flasche öffnen?« Die Braut warf ihr einen flehenden Blick zu.
Sarah seufzte. »Okay, du holst die Gläser, Bron.«
Wenig später hielten alle eine Champagnerflöte in der Hand, und plötzlich fand auch Sarah die Idee gar nicht mehr so übel. Schon der Anblick des perlenden Getränks hatte eine beruhigende Wirkung.
Für die Originalausgabe:
Copyright ©2008 by Katie Fforde Ltd.
Für die deutschsprachige Ausgabe:
Copyright © 2010 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
Übersetzung: Barbara Ritterbach
»Anscheinend haben wir beide die Jahreszeiten ein bisschen durcheinandergebracht. «
»Hauptsache, wir haben den richtigen Tag erwischt. Perfekt, oder?«
Sarah nickte. »Du wirst noch begeisterter sein, wenn du erst die Braut siehst. Sie ist wunderschön.«
»Wie steht’s mit den Brautjungfern?«
»Zwei süße kleine ... na ja, Engelchen nennen wir sie erst, wenn wir wissen, wie sie sich benehmen. Und ein großes, um die zwei kleinen in Schach zu halten. Traumhafte Kleider.«
»Und die Familien? Irgendwelche Besonderheiten? Wie sieht es mit den Eltern des Brautpaars aus? Ehen noch intakt?«
»Ja. Bei manchen Leuten scheinen die Beziehungen zu funktionieren.« Sie lächelte und tat, als scherzte sie.
Hugo grinste. »Glaubst du etwa nicht an die Liebe fürs Leben?«
»Nicht wirklich. Deshalb finde ich ja auch, dass die Hochzeit so rauschend wie möglich sein muss.« Sie zeigte auf die perfekte Szenerie um sie herum. »Es könnte irgendwann die einzige schöne Erinnerung sein.«
Hugo betrachtete den Tau, der sich auf seinen frisch polierten Schuhen gesammelt hatte. »Wenn die Leute, die dich engagieren, wüssten, dass du so denkst ... «
»Das brauchen sie ja nicht zu wissen. Für sie ist nur wichtig, dass ich ihnen eine romantische Location besorge und einen Fotografen, der sich darum kümmert, dass alle gut aussehen.«
Er lachte. »Also, gibt es etwas, was ich wissen muss?«
Sarah überlegte kurz. »Eigentlich nicht. Die Brautmutter hat eine Menge Energie in die Vorbereitungen gesteckt und ist nun sehr darauf bedacht, dass nichts schiefläuft. Ein klassischer Fall also. Ich bin sicher, sie wird deinem Charme sofort erliegen.«
Sarah verstand nie, wieso sie die Einzige war, die genau wusste, dass Hugos Charme eine wesentliche Voraussetzung für seinen Erfolg war. Aber sie musste gestehen, dass sie für eine Hochzeitsplanerin verdammt abgeklärt war. Aus gutem Grund. Sie machte diesen Job erst seit ein paar Jahren, und schon zwei der von ihr so perfekt organisierten Hochzeiten hatten auf direktem Weg zur Scheidung geführt. Eine sogar schon acht Monate, nachdem das strahlende Paar in einer Wolke aus getrockneten Rittersporn-Blüten in die Flitterwochen gestartet war. Fünf von den sechs Mädels aus ihrer Schulklasse, die in der Sekunde, als sie fünfundzwanzig geworden waren, geheiratet hatten, lebten inzwischen wieder getrennt. Und dann war da noch das Ehe-Debakel ihrer Schwester – von ihrem eigenen gebrochenen Herzen, das inzwischen etwas genesen, aber noch längst nicht geheilt war, ganz zu schweigen (was sie auch vorzugsweise tat). Kein Wunder, dass Sarah fand, lebenslanges Glück sei die seltene Ausnahme von der Regel.
»Tja, dann werde ich mich mal ein wenig umschauen.« Hugo schien von Sarahs Gedanken nichts zu ahnen. »Mal sehen, ob ich einen schönen Hintergrund für ein paar intimere Aufnahmen finde.«
Sarah verdrehte die Augen. »Versuch bitte, Grasflecken auf den Kleidern zu vermeiden! Das gibt jedes Mal Theater!«
Er nickte, doch sein Blick gab ihr zu verstehen, dass er ihre Bitte zwar vernommen hatte, ihr aber nicht unbedingt nachkommen würde.
»Bei dir beklagt sich ja niemand.«
»Weil ich nun mal der Beste bin«, antwortete er ungerührt. Und weil das so war und sie beide das wussten, gab sie sich geschlagen. »Ich fahre jetzt zurück zum Hotel, vergewissere mich, dass alle da sind, die da sein sollen, und verscheuche die, die dort nichts zu suchen haben.« Sie runzelte die Stirn. »Ich bin immer noch nicht sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, den Empfang bei der Braut zu Hause zu machen. Es ist traumhaft dort. Doch es war ihnen zu viel Aufwand, deshalb wollten sie lieber ins Hotel. Das Hotel ist natürlich auch super. Aber was das alles kostet!« Sarah hob die Hände. »So, ich muss los.«
Sie wandte sich ab und spürte Hugos Blick im Rücken. Hoffentlich verlangte er auf der Jagd nach dem perfekten Foto von den Brautjungfern nicht, sich an bemooste Grabsteine zu lehnen und sich die Kleider auf ewig zu ruinieren! Sarah seufzte. Normalerweise gelang es ihr eigentlich ganz gut, Leute dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte. Bloß bei Hugo hatte sie immer das Gefühl, auf taube Ohren zu stoßen.
Auf dem Weg zu ihrem Auto überlegte sie, ob Ashlyn zu den Bräuten gehörte, die den Champagner schon vor der Hochzeit öffneten und aus dem Vormittag, der eigentlich der Vorbereitung diente, einfach eine Fortsetzung der Junggesellinnenabschiedsparty machten. Aber vermutlich würde ihre Mutter das verhindern. Ein Glas für jede nach dem Frisieren und Schminken, das war genug!
Als Sarah ins Hotel kam, bahnte sich gerade eine Tragödie an. Alle waren wie gelähmt, anstatt sich darum zu kümmern, die Braut anzuziehen.
Ashlyn saß in Chemise, French Knickers und Strümpfen am Ankleidetisch. In der Hand hielt sie ein Handy, Zornestränen brachten die falsche Art von Glanz in ihre Augen. Elsa, die Schneiderin, die darauf wartete, ihr in das Kleid zu helfen, das im Moment noch an der Tür hing, betrachtete ausgiebig ihre Fingernägel und zupfte sich Flusen von ihrer schwarzen Hose.
Auch Bron, die für Haare und Make-up zuständig war, hatte sich zurückgezogen. Ashlyns lange Haare waren zur Hälfte hochgesteckt, die andere Hälfte hing herab, und mit ihrem hektischen SMS-Getippe hatte sie fast ihre French-Maniküre ruiniert. Das Make-up musste ohnehin erneuert werden.
»Was ist los?«, fragte Sarah erschrocken. Offenbar spielte sich vor ihren Augen gerade ein Drama ab.
Eine Sekunde war es totenstill, dann zischte die Braut: »Meine verfickte Brautjungfer hat mich sitzengelassen.«
Der Schock breitete sich im Raum aus wie Staub nach einer Explosion. Sarah hatte Ashlyn noch nie so ein Wort in den Mund nehmen hören. Nach kurzem Überlegen fand sie, dass es zutreffend war.
»Oh nein!« Sarah schloss die Augen und fragte sich, wie um alles in der Welt zwei niedliche Dreijährige ohne eine sie begleitende erwachsene Brautjungfer zurechtkommen sollten.
»Oh doch!« Ashlyn entblößte ihre frisch gebleichten Zähne. »Sie findet ein Wochenende mit ihrem neuen Lover spannender als die Hochzeit ihrer besten Freundin!«
»Das ist so mies«, murmelte Bron und grübelte, wann sie wohl mit ihrer Frisur weitermachen konnte.
»Dieser Kuh habe ich ein Wellness-Wochenende im Barnstable Spa spendiert! Das hat ein Vermögen gekostet!«, ereiferte Ashlyn sich weiter. »Und das Kleid hat Mummy ihr auch bezahlt!« Elsa, die außerdem für die Outfits der Brautjungfern zuständig war, zuckte zusammen. »Na, wenigstens kann ich ihr hässliches Hochzeitsgeschenk jetzt gegen was Anständiges umtauschen.« Triumphierend sah Ashlyn in die Runde.
Bron witterte eine Chance. Vorsichtig näherte sie sich mit Kamm und Haarnadeln, um ihr alle Schwerkraft negierendes Werk an Ashlyns superglatten Haaren fortzusetzen. Elsa entspannte sich ebenfalls etwas, und Sarah sagte: »Wir kommen auch ohne sie wunderbar klar. Poppy ist sicher in der Lage, dir am Altar den Blumenstrauß abzunehmen. Wir bitten einfach deine Schwägerin, ihn dann von ihr zu übernehmen. Mach dir keine Sorgen.«
Ashlyn seufzte tief. »Ich hätte wissen müssen, dass man sich nicht auf sie verlassen kann. Als wir klein waren, hat sie sich mal auf mein Meerschweinchen gesetzt. Das habe ich ihr nie verziehen.«
Nach einer kurzen Schweigesekunde zu Ehren des toten Meerschweinchens räusperte Bron sich. »Also, wenn ich dann mit deinen Haaren weitermachen könnte ... Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.« Sie lachte krampfhaft, und Sarah fragte sich, ob ihre Augen heute Morgen ein wenig geschwollen aussahen. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein.
Elsa hörte auf, an ihrer Hose herumzuzupfen, und wartete geduldig darauf, dass ihre Nähkünste zum Einsatz kamen. Ashlyns Mutter hatte auf ihrer Anwesenheit bestanden, damit sie notfalls noch einmal Hand an das Kleid der Haupt-Brautjungfer legen konnte, denn sie war auch zur letzten Anprobe nicht erschienen. Wie es jetzt aussah, würde Elsa wahrscheinlich nur gebraucht werden, um die Häkchen an Ashlyns Kleid zu schließen und sie davon zu überzeugen, dass das Brautkleid viel besser fiel, wenn sie statt der French Knickers, die sie sich extra für diesen Tag gekauft hatte, gar nichts darunter trug. Alternativ hatte sie einen String-Tanga in der Tasche.
In diesem Augenblick flog die Tür auf. Die Brautmutter kam herein. »Alles in Ordnung, Darling?«
Wieder war es totenstill. Niemand wollte Überbringerin der Botschaft sein, die der Brautmutter den Freudentag ruinieren würde. Schließlich wagte es Ashlyn. »Fulvia hat abgesagt. Sie wollte lieber mit ihrem Freund nach Paris fahren.«
Mrs. Lennox-Featherstone schrie. Nicht sehr laut, aber es reichte, um ihren Ehemann zu alarmieren. Besorgt streckte er den Kopf zur Tür herein.
»Alles okay bei euch?«
»Nein«, zischte seine Frau zurück. »Diese Schlampe, die wir zum Skilaufen mitgenommen haben, hat einfach abgesagt.«
Sarah begriff, dass nun der Moment gekommen war, in dem sie als Hochzeitsplanerin gefordert war. »Kein Problem, Mrs. Lennox-Featherstone. Wir kriegen das auch ohne sie hin.«
»Ich habe für dieses Kleid ein Vermögen bezahlt«, schimpfte die Mutter ihrer Kundin weiter. »Über zweitausend Pfund! Das ist eine Menge Geld, finde ich! «
Elsa zuckte erneut zusammen. Dabei war es schließlich weder ihre Schuld, dass das Kleid nun nicht getragen würde, noch, dass das Aufsticken der Perlen so verdammt viel Arbeit gewesen war. So was hatte nun mal seinen Preis.
»Ist schon gut, Mum«, rief Ashlyn beschwichtigend. Jetzt, da ihre Mutter sich so aufregte, hatte sie sich wieder im Griff. »Elsa kann es anziehen. Sie und Fulvia haben dieselbe Größe, und im Gegensatz zu Fulvia ist sie eine echte Freundin.«
Elsa schnappte nach Luft. »Aber, Ashlyn, ich ... «
»Klar bist du das«, beharrte Ashlyn, als hätte Elsa dieser Feststellung widersprochen. »Du hast mich damals beruhigt, als Bobby und ich diesen schrecklichen Streit hatten. Und wir hatten schon so viel Spaß zusammen! Weißt du noch, dieser super Tag, an dem wir die Stoffe ausgesucht haben. Oder als wir ...«
»Stehen Sie mal auf, damit ich Sie anschauen kann«, rief Mrs. Lennox-Featherstone. Offenbar war sie nicht der Ansicht, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt für Erinnerungen war. »Warum tragen Sie eigentlich Schwarz? Das ist überhaupt keine Farbe für Sie. Es macht Sie so blass. Also, ziehen Sie das Kleid über, damit wir sehen können, wie Sie darin aussehen. Ist schon okay, Donald«, rief sie durch die Tür. »Du kannst wieder gehen. Es ist alles unter Kontrolle.«
»Äh, ich kann das Kleid nicht anziehen«, sagte Elsa.
»Wieso nicht? Wir wissen doch, dass es passt«, widersprach Ashlyns Mutter.
»Weil ich mir irgendwie falsch darin vorkomme. Ich bin doch gar nicht Ashlyns wirkliche Brautjungfer.« Sie warf Sarah einen um Hilfe flehenden Blick zu.
Sarah ignorierte es. »Ich überlege gerade, was wir mit Fulvias Eltern machen. Sie kommen doch auch zur Hochzeit.« Unter diesen Umständen konnte sie sie unmöglich in der Nähe des Brauttischs platzieren.
»Ich glaube nicht, dass sie etwas von den Eskapaden ihrer reizenden Tochter wissen«, bemerkte Mrs. Lennox-Featherstone spitz. »Obwohl sie damit rechnen mussten, als sie sie damals auf dieser drittklassigen Schule angemeldet haben. Die verlassen doch alle mit einer Eins in Unzuverlässigkeit.«
Sarah fand, dass es nun endgültig an der Zeit war, das Kommando zu übernehmen. »Also«, erklärte sie, »es ist eine Schande, dass Fulvia uns einfach sitzengelassen hat. Aber wie ich bereits sagte, wir kommen auch ohne sie klar.«
»Und ob«, antworteten Ashlyn und ihre Mutter wie aus einem Munde.
»Es ist ja nicht nur so, dass das Kleid ein Vermögen gekostet hat«, jammerte Mrs. Lennox-Featherstone dessen ungeachtet weiter. »Ohne Haupt-Brautjungfer sehen auch die Fotos so unvollständig aus.«
»Hugo ist ein brillanter Fotograf«, meinte Sarah. »Ich kann Ihnen versichern, dass ... «
»Ich will Elsa«, beharrte Ashlyn wie ein Kind kurz vor einem Trotzanfall. »Sie ist mir viel lieber als diese beschi... « Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Mutter und korrigierte sich hastig, »diese bescheuerte Fulvia.«
»Na, dann werden Sie wohl einspringen müssen«, meinte Mrs. Lennox-Featherstone zu Elsa. »Wenn die Braut das möchte, kriegt sie ihren Wunsch erfüllt.« Sie lächelte dünn.
»Ich kann nicht«, wiederholte Elsa, die sich offensichtlich immer unbehaglicher fühlte.
»Sie wollen Ashlyn doch nicht etwa den schönsten Tag ihres Lebens verderben, oder?«
»Natürlich nicht«, versicherte Elsa. »Aber es ist eine echt große Sache, Brautjungfer zu sein. Das sollte eine Freundin machen, mit der Ashlyn schon ihr Leben lang zusammen ist, nicht eine, die sie gerade erst kennengelernt hat ... «
»Ich kenne dich seit fast zwei Jahren«, unterbrach Ashlyn sie. »Ich finde dich nett, und bisher hast du auch noch keins meiner Haustiere umgebracht.«
Elsa versuchte zu lachen. »Das nicht, aber ...«
»Bitte!«, quengelte Ashlyn. »Ich möchte es so gern.« »Ich kann nicht.«
»Wieso nicht?« Ashlyns Mutter schien ein Nein als Antwort nicht zu akzeptieren.
»Ich kann einfach nicht.«
»Und wieso nicht?«, wiederholte Ashlyn, die ganz auf ihre Mutter kam.
»Wegen meiner Achseln«, antwortete Elsa schließlich verzweifelt.
»Was ist mit deinen Achseln?« Ashlyn zog ihre perfekt geformten Brauen zusammen.
»Ich habe sie nicht rasiert. Jedenfalls nicht in den letzten Tagen ... « Verlegen sah sie in die Gesichter der Frauen ringsum, die sie völlig entsetzt anstarrten.
»Kein Problem«, meinte Bron schließlich. »Ich habe Einmalrasierer dabei.«
Mrs. Lennox-Featherstone, die wie alle anderen die ganze Zeit auf der Kante des Doppelbettes gesessen hatte, sprang erleichtert auf. »Elsa, mir ist völlig klar, dass wir eine Menge von Ihnen verlangen. Aber heute ist ein ganz besonderer Tag für Ashlyn. Wir haben ihn zwei Jahre lang vorbereitet. Bitte helfen Sie uns.«
Elsa sah ihre Kundin nachdenklich an. Sie wusste selbst am besten, wie lange die Vorbereitungen für diese Hochzeit gedauert hatten. Es war ihr erster richtig großer Auftrag, und sie hatte nicht nur viel Mühe, Schweiß und Arbeit investiert, sondern auch eine Menge Herzblut.
»Wir wären Ihnen alle so dankbar.« Mrs. Lennox-Featherstone legte die Hand auf Elsas Schulter.
Elsa schluckte. Gegen diese flehende Bitte war sie machtlos.
»Okay«, willigte sie schließlich ein. »Aber nur unter der Bedingung, dass Ashlyn nicht diese Unterhose trägt«, fügte sie trotzig hinzu.
»Was stört dich denn an meiner Unterhose?«, fragte Ashlyn beleidigt. »Sie ist aus echter Seide. Bobby findet sie bestimmt toll.«
»Das kann ja sein, aber sie zeichnet sich unter deinem Kleid ab, an den Oberschenkeln. Das zerstört die Linie. Ich habe einen String dabei, wenn du nicht ganz ohne gehen willst.«
Ashlyns Mutter sah ihre Tochter entrüstet an. »Darling, ich finde, du solltest etwas anziehen. Du kannst doch nicht ohne Unterhose in die Kirche gehen.«
»Ist mir ganz egal«, antwortete Ashlyn. »Hauptsache, Elsa willigt ein, meine Brautjungfer zu sein.«
»Also gut«, meinte Sarah entschieden. »Elsa, du gehst jetzt ins Bad, duschst und rasierst dich! Mrs. Lennox-Featherstone, Sie gehen in Ihr Zimmer und ziehen sich an, damit Bron Sie frisieren kann. Und Ashlyn, du hältst jetzt endlich still, damit Bron mit deinen Haaren fertig wird und sich um dein Make-up kümmern kann.«
»Lasst uns eine Flasche Champagner aufmachen!«, rief Ashlyn, als ihre Mutter aus dem Zimmer und Elsa mit Handtuch und Rasierer im Bad verschwunden war. »Ich hab extra ein paar Flaschen in die Minibar gestellt.«
Sarah wollte wirklich Nein sagen. Sie wusste, dass es für alle Beteiligten fatal wäre, zu diesem Zeitpunkt die Übersicht zu verlieren. Aber die ganze Aufregung hatte sie geschwächt. Sie brauchte ja selbst nichts zu trinken, doch den anderen würde ein Schluck gut tun. »Also gut, wenn es unbedingt sein muss.«
»Kannst du uns bitte eine Flasche öffnen?« Die Braut warf ihr einen flehenden Blick zu.
Sarah seufzte. »Okay, du holst die Gläser, Bron.«
Wenig später hielten alle eine Champagnerflöte in der Hand, und plötzlich fand auch Sarah die Idee gar nicht mehr so übel. Schon der Anblick des perlenden Getränks hatte eine beruhigende Wirkung.
Für die Originalausgabe:
Copyright ©2008 by Katie Fforde Ltd.
Für die deutschsprachige Ausgabe:
Copyright © 2010 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
Übersetzung: Barbara Ritterbach
... weniger
Autoren-Porträt von Katie Fforde
Katie Fforde wurde in Wimbledon geboren, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem idyllisch gelegenen Landhaus in Gloucestershire, England. Erst vor wenigen Jahren begann sie mit dem Schreiben romantischer, heiterer Gesellschaftskomödien, die stets sofort die englischen Bestsellerlisten eroberten.
Bibliographische Angaben
- Autor: Katie Fforde
- 2010, 496 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Ritterbach, Barbara
- Übersetzer: Barbara Ritterbach
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3404164636
- ISBN-13: 9783404164639
Kommentar zu "Sommerküsse voller Sehnsucht"
0 Gebrauchte Artikel zu „Sommerküsse voller Sehnsucht“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Sommerküsse voller Sehnsucht".
Kommentar verfassen