Sons of Fortune

Nach “Kain and Abel” hatte ich hohe Erwartungen, die jedoch nicht erfüllt wurden.
Die beiden Brüder sind zu perfek: Intelligent, gut erzogen, erfolgreich, verständnisvoll, verantwortungsbewusst, ohne Fehler, ohne Schwächen, nicht mal eine Gefühlsäußerung gesteht der Autor ihnen zu. Der Traum jeder Schwiegermutter. Das gleiche Bild zeigt sich bei ihren Frauen und besten Freunden - alles Überflieger, mit 25 Jahren schon Juniorprofessorin an der Uni Harvard, alle sind sie Gutmenschen, alle ohne wirkliche Probleme. Und wenn es doch mal eine Herausforderung gibt, dann wird auch sie meisterlich und vorbildlich gelöst. Man erleidet z.B. im Vietnamkrieg einen Wadendurchschuss, schleppt sich und seinen verletzten Kameraden dennoch auf einer Bahre, die -wie praktisch- beim Helikopterabsturz im Baum hängen geblieben ist, tagelang durch die Wälder bis zum nächsten US-Stützpunkt und bekommt als 19-Jähriger die Ehrenmedaille von Präsident Nixon verliehen. Zwei Seiten später ist von Präsident Johnson die Rede, ohne dass erkennbar die entsprechende Zeit vergangen wäre bis zum nächsten Machthaber.
Unverständlich auch, wie man es sich als Student mit Stipendium und zusätzlichen 400$ im Monat (Verdienste im Militär) leisten kann, durch Europa zu reisen und seine Flitterwochen in Korea und Italien zu verbringen.
Es ist wohl auch nur in den USA möglich, bereits im zweiten Studienjahr eine Angeklagte im Gerichtssaal zu vertreten und beim Schlussplädoyer ausschließlich auf die Tränendrüse zu drücken, natürlich erfolgreich.
Der einzige Lichtblick ist Jimmy, sein Charme und seine humorvollen Kommentare sind wirklich erfrischend, lassen oft schmunzeln. Aber auch dies geht irgendwann im Dahinplätschern der Handlung unter, das reibungslose Leben der vom Glück bevorzugten Hauptakteure fängt schnell an zu nerven, ich habe das Buch nach der Hälfte weg gelegt, was mir wirklich selten passiert. Schade, da wäre mehr drin gewesen.