Steh zu Dir
Wenn nur noch die Erinnerung an eine Liebe dich am Leben hält.
Infolge eines Terroranschlags in Paris verliert die berühmte Schauspielerin Carole Barber ihr Gedächtnis. Sie beginnt eine mutige und auch anstrengende Reise...
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Produktinformationen zu „Steh zu Dir “
Wenn nur noch die Erinnerung an eine Liebe dich am Leben hält.
Infolge eines Terroranschlags in Paris verliert die berühmte Schauspielerin Carole Barber ihr Gedächtnis. Sie beginnt eine mutige und auch anstrengende Reise zurück zu sich selbst. Doch dabei findet sie nicht nur eine glücklichere und zufriedenere Carole - sondern völlig unerwartet auch die Liebe.
Lese-Probe zu „Steh zu Dir “
Steh zu Dir von Danielle Steel1
Es war ein ruhiger, sonniger Novembermorgen. Carole Barber schaute von ihrem Computer hoch und blickte auf den Garten ihres Hauses in Bel Air. Seit fünfzehn Jahren lebte sie in der großen, weitläufigen Natursteinvilla. Sie nutzte den lichtdurchfluteten Wintergarten als Arbeitszimmer. Von hier aus konnte sie den Springbrunnen und den kleinen Teich sehen, in dem sich das Sonnenlicht spiegelte, und die Rosensträucher, die sie selbst angepflanzt hatte. Der Garten wirkte friedlich, und im Haus war alles still.
Während der letzten Stunde hatte sie kaum die Finger auf der Tastatur bewegt. Es war mehr als nur frustrierend. Nach einer langen und erfolgreichen Filmkarriere versuchte sie jetzt, ihren ersten Roman zu schreiben. Schon seit Jahren schrieb sie gern Kurzgeschichten, hatte jedoch nie angestrebt, etwas zu veröffentlichen. Auch an einem Drehbuch hatte sie einmal geschrieben. Sie und ihr verstorbener Mann Sean hatten oft davon gesprochen, gemeinsam einen Film zu drehen. Aber dazu kam es nie. Immer waren sie beruflich zu ausgelastet gewesen. Sean war Produzent und Regisseur, Carole Schauspielerin. Aber sie war nicht irgendeine Schauspielerin, sondern einer der ganz großen Stars, und das schon seit ihrem achtzehnten Lebensjahr. Vor zwei Monaten hatte sie ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Ihren letzten Film hatte sie vor drei Jahren gedreht und seither keine Rollenangebote mehr angenommen. Sie war immer noch eine bemerkenswerte Schönheit, aber gute Rollen waren in ihrem Alter nun mal rar gesät.
Im August hatte sie eine Rolle in einem wichtigen Film abgelehnt. Der Regisseur war ausgezeichnet, und der Drehbuchautor hatte für seine Arbeiten bereits mehrere Oscars bekommen. Für die anderen Rollen waren Schauspieler vorgesehen, mit denen die Zusammenarbeit bestimmt interessant gewesen wäre. Aber dann las sie das Skript und
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fühlte sich nicht angesprochen. Sie wollte nur noch Rollen übernehmen, die ihr etwas bedeuteten.
Als Sean krank wurde, hatte sie aufgehört zu arbeiten. Und nach seinem Tod vor zwei Jahren war sie viel gereist und besuchte regelmäßig ihre Kinder in London und New York. Außerdem engagierte sie sich schon seit Jahren für die Rechte von Frauen und Kindern. Diese Aufgabe hatte sie mehrfach nach Europa, China und in Entwicklungsländer rund um die Welt gebracht. Carole kämpfte leidenschaftlich gegen Ungerechtigkeit, Armut, politische Verfolgung und Verbrechen an den Schwachen und Wehrlosen. Während ihrer Reisen hatte sie sorgfältig Tagebuch geführt. Kurz vor Seans Tod sprachen sie über ihren Wunsch, ein Buch zu schreiben. Er hielt es für eine wunderbare Idee und ermunterte sie dazu. Aber nach seinem Tod hatte sie viel Zeit gebraucht, um den ersten Schritt zu tun. Im letzten Jahr fing sie endlich an. Sie dachte, dieses Buch würde ihr die Möglichkeit geben, sich über all das zu äußern, was sie bewegte. Es wäre eine tiefe Form der Selbsterfahrung, die ihr die Schauspielerei so nicht bieten konnte. Aber dafür musste sie erst einmal den Einstieg finden. Irgendetwas hielt sie davon ab, und sie hätte nicht sagen können, was es war. Aber sie konnte trotzdem nicht davon lassen.
Als sie endlich begann, behauptete sie, in dem Buch gingem es nicht um sie. Aber mit jeder weiteren Zeile musste sie einsehen, dass die Hauptfigur viel mit ihr gemeinsam hatte. Vielleicht fiel ihr das Schreiben deshalb so schwer. Es war beinahe so, als könne sie sich selbst nicht ertragen. Schon seit Wochen war sie jetzt wie blockiert. Der Roman war die Geschichte einer reifen Frau, die sich rückblickend mit ihrem Leben auseinandersetzt. Carole erkannte, dass alles mit ihr zu tun hatte, mit den Männern, die sie geliebt, und den Entscheidungen, die sie im Laufe ihres Lebens getroffen hatte. Jedes Mal, wenn sie sich an den Schreibtisch setzte, merkte sie, dass sie vor sich hinstarrte und sich auf dem Bildschirm ihres Computers rein gar nichts tat. Sie wurde von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Durch das Schreiben stiegen Zweifel in ihr hoch. Plötzlich stellte sie jeden ihrer Schritte in Frage. Hatte sie damals richtig entschieden oder einen großen Fehler begangen? Hatte sie jemandem bitter Unrecht getan? Immerzu quälten sie die gleichen Fragen. Dabei spielte es gar keine Rolle mehr. Oder etwa doch? Sie würde mit dem Buch auf der Stelle treten, bis sie die Antworten gefunden hatte. Durch die Entscheidung, diesen Roman zu schreiben, war sie plötzlich gezwungen, sich mit all dem zu beschäftigen, was sie jahrelang verdrängt hatte. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Nachts in ihren Träumen sah sie die Menschen aus ihrer Vergangenheit vor sich. Jeden Morgen stand sie erschöpft auf.
Am häufigsten tauchte Seans Gesicht auf. Er war der Einzige, bei dem sie sicher sein konnte, ihn wirklich gekannt zu haben. Ihre Beziehung war klar und aufrichtig gewesen. Das konnte sie von allen anderen nicht behaupten. Und ausgerechnet er war so erpicht darauf gewesen, dass sie dieses Buch schrieb. Sie schuldete es ihm. Es war ihr letztes großes Geschenk an ihn.
Sean war ein sanfter, liebevoller Mann gewesen, immer rührend um sie bemüht. Anfangs hatte er Stabilität und Ruhe in ihr Leben gebracht, und gemeinsam schufen sie eine solide Basis für ihr Leben zu zweit. Er hatte nie versucht, sie zu vereinnahmen oder gar zu erdrücken. Ihre Ehe wurde zu einer Reise, bei der sie sich in angenehmem Tempo Seite an Seite voranbewegten. Ihre acht Jahre mit Sean waren etwas, das einem nur einmal im Leben widerfährt. Carole konnte sich nicht vorstellen, sich jemals wieder zu verlieben oder gar zu heiraten. Sie hatte Sean während der letzten beiden Jahre vermisst, aber nicht beweint. Seine Liebe war so sättigend gewesen, dass sie jetzt noch davon zehrte. Wie alle Paare hatten auch sie ihre Auseinandersetzungen und Unstimmigkeiten gehabt, aber niemals hatten sie einander verletzt. Sie hatten gestritten und hinterher gemeinsam darüber gelacht. Keiner von ihnen war nachtragend, und in ihren Auseinandersetzungen gab es auch nicht die Spur von Boshaftigkeit. Als sie sich kennenlernten, war Carole vierzig und Sean fünfunddreißig. Obwohl er fünf Jahre jünger war als sie, hatte er ihr in vielerlei Hinsicht als Vorbild gedient, vor allem, was seine Ansichten betraf. Sie war damals sehr erfolgreich und drehte mehr Filme, als ihr lieb war. Jahrelang wurde sie davon angetrieben, eine Karriere zu verfolgen, die ihr zunehmend mehr abverlangte. Als sie Sean kennenlernte, lebte sie erst seit fünf Jahren in Los Angeles. Zuvor hatte sie zweieinhalb Jahre in Paris gewohnt. Seit ihrer Rückkehr aus Frankreich hatte es keine ernste Beziehung mit einem Mann gegeben. Dazu fehlte ihr einfach die Zeit - oder auch das Verlangen. Sie ging zwar mit Männern aus, aber in der Regel blieb es bei wenigen Treffen. Einige waren ebenfalls aus dem Filmgeschäft, zumeist Regisseure oder Autoren, andere stammten aus kreativen Bereichen wie Kunst, Architektur oder Musik. Es waren durchaus interessante Männer gewesen, aber Carole hatte sich nie verliebt und war davon überzeugt, dass es auch nie wieder passieren würde. Bis Sean kam. Sie trafen sich auf einer Konferenz, bei der es um die Rechte von Schauspielern in Hollywood ging, und hatten beide an einer Podiumsdiskussion über den Wandel der Rolle von Frauen beim Film teilgenommen. Dass er fünf Jahre jünger war, stellte für sie beide kein Problem dar. Sie waren Seelenverwandte, das Alter war bedeutungslos. Einen Monat nachdem sie sich kennengelernt hatten, flogen sie übers Wochenende nach Mexiko. Drei Monate später zog er bei ihr ein, und sechs Monate später waren sie verheiratet. Sean hatte sie davon überzeugt, dass es für sie beide das Richtige sei. Und er hatte recht gehabt. Carole hatte befürchtet, dass sich ihre Berufe gegenseitig behindern würden und es zu Konflikten käme. Aber wie Sean es versprochen hatte, waren ihre Ängste unbegründet. Ihre Beziehung schien gesegnet zu sein. Dann erkrankte Sean an Krebs. Und so, wie er gelebt hatte, schied er auch dahin - friedlich und still. Offenbar war es für ihn der natürliche Übergang in eine andere Welt. Da er aber großen Einfluss auf ihr Leben gehabt hatte, fühlte sie sich ihm weiterhin nahe. Er hatte sie gelehrt, seinen Tod als nächsten Schritt auf seinem Weg zu akzeptieren. Zwei Jahre war er nun schon tot, und sie vermisste ihn, sein Lachen, seine Stimme, seine Klugheit, seine Gesellschaft, ihre langen Spaziergänge am Strand. Und doch war er auch bei ihr, reiste an ihrer Seite wie zu der Zeit, als er noch lebte. Ihn zu kennen und zu lieben war eines der größten Geschenke gewesen, die sie vom Leben bekommen hatte. Vor seinem Tod hatte er sie daran erinnert, dass sie noch viel zu tun hätte, und sie gedrängt, wieder mit dem Arbeiten anzufangen. Er wollte, dass sie noch viele Filme drehte und dieses Buch schrieb. Sean hatte ihre Kurzgeschichten und Essays immer geliebt, und im Laufe der Jahre hatte sie Dutzende von Gedichten für ihn geschrieben. Er hatte sie in einem Lederordner gesammelt und Stunden damit verbracht, sie immer wieder zu lesen. Bevor er starb, hatte sie nicht die Zeit gefunden, mit dem Buch zu beginnen. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ihn zu pflegen. Ein Jahr lang hatte sie keinerlei Verpflichtungen angenommen, um genügend Zeit für ihn zu haben. Insbesondere nach der Chemotherapie wenige Monate vor seinem Tod hatte sie sich aufopfernd um ihn gekümmert. Er war bis zum Schluss tapfer gewesen. Am Tag vor dem Ende waren sie spazieren gegangen. Sie konnten keine weiten Ausflüge unternehmen und auch nicht viel sprechen. Sie gingen Hand in Hand. Sobald er eine Pause brauchte, setzten sich irgendwo hin und betrachteten den Sonnenuntergang. Sie weinten beide, weil sie wussten, dass das Ende nahte. In der darauffolgenden Nacht starb er friedlich in ihren Armen. Er hatte sie noch einmal lange angesehen, zärtlich lächelnd geseufzt und dann für immer die Augen geschlossen.
Er war mit einer würdevollen Akzeptanz gestorben, die es Carole ermöglichte, beim Gedanken an ihn nicht von Trauer überwältigt zu werden. Allerdings hatte er eine Leere hinterlassen, die sie jetzt noch spürte. Und diese Leere wollte sie füllen, indem sie sich selbst besser verstand. Das Buch sollte ihr dabei helfen - wenn sie es denn je fertig bekam. Aber sie wollte zumindest versuchen, ihm und seinem Glauben an sie gerecht zu werden. Als sie ihn kennenlernte, lebten ihre Kinder noch bei ihr. Auch das bereitete Carole damals Sorgen. Sean hatte keine eigenen Kinder, und sie bekamen auch kein gemeinsames.
Sie hatten sich darauf geeinigt, mit allem anderen genug ausgelastet zu sein. Stattdessen kümmerten sie sich umeinander und um ihre Beziehung. Als sie heirateten, besuchten Anthony und Chloe die Highschool.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2008 by Danielle Steel
Copyright der deutschsprachigen Ausgaben © 2011 by Knaur Verlag.
Übersetzung:»Silvia Kinkel«
Als Sean krank wurde, hatte sie aufgehört zu arbeiten. Und nach seinem Tod vor zwei Jahren war sie viel gereist und besuchte regelmäßig ihre Kinder in London und New York. Außerdem engagierte sie sich schon seit Jahren für die Rechte von Frauen und Kindern. Diese Aufgabe hatte sie mehrfach nach Europa, China und in Entwicklungsländer rund um die Welt gebracht. Carole kämpfte leidenschaftlich gegen Ungerechtigkeit, Armut, politische Verfolgung und Verbrechen an den Schwachen und Wehrlosen. Während ihrer Reisen hatte sie sorgfältig Tagebuch geführt. Kurz vor Seans Tod sprachen sie über ihren Wunsch, ein Buch zu schreiben. Er hielt es für eine wunderbare Idee und ermunterte sie dazu. Aber nach seinem Tod hatte sie viel Zeit gebraucht, um den ersten Schritt zu tun. Im letzten Jahr fing sie endlich an. Sie dachte, dieses Buch würde ihr die Möglichkeit geben, sich über all das zu äußern, was sie bewegte. Es wäre eine tiefe Form der Selbsterfahrung, die ihr die Schauspielerei so nicht bieten konnte. Aber dafür musste sie erst einmal den Einstieg finden. Irgendetwas hielt sie davon ab, und sie hätte nicht sagen können, was es war. Aber sie konnte trotzdem nicht davon lassen.
Als sie endlich begann, behauptete sie, in dem Buch gingem es nicht um sie. Aber mit jeder weiteren Zeile musste sie einsehen, dass die Hauptfigur viel mit ihr gemeinsam hatte. Vielleicht fiel ihr das Schreiben deshalb so schwer. Es war beinahe so, als könne sie sich selbst nicht ertragen. Schon seit Wochen war sie jetzt wie blockiert. Der Roman war die Geschichte einer reifen Frau, die sich rückblickend mit ihrem Leben auseinandersetzt. Carole erkannte, dass alles mit ihr zu tun hatte, mit den Männern, die sie geliebt, und den Entscheidungen, die sie im Laufe ihres Lebens getroffen hatte. Jedes Mal, wenn sie sich an den Schreibtisch setzte, merkte sie, dass sie vor sich hinstarrte und sich auf dem Bildschirm ihres Computers rein gar nichts tat. Sie wurde von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Durch das Schreiben stiegen Zweifel in ihr hoch. Plötzlich stellte sie jeden ihrer Schritte in Frage. Hatte sie damals richtig entschieden oder einen großen Fehler begangen? Hatte sie jemandem bitter Unrecht getan? Immerzu quälten sie die gleichen Fragen. Dabei spielte es gar keine Rolle mehr. Oder etwa doch? Sie würde mit dem Buch auf der Stelle treten, bis sie die Antworten gefunden hatte. Durch die Entscheidung, diesen Roman zu schreiben, war sie plötzlich gezwungen, sich mit all dem zu beschäftigen, was sie jahrelang verdrängt hatte. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Nachts in ihren Träumen sah sie die Menschen aus ihrer Vergangenheit vor sich. Jeden Morgen stand sie erschöpft auf.
Am häufigsten tauchte Seans Gesicht auf. Er war der Einzige, bei dem sie sicher sein konnte, ihn wirklich gekannt zu haben. Ihre Beziehung war klar und aufrichtig gewesen. Das konnte sie von allen anderen nicht behaupten. Und ausgerechnet er war so erpicht darauf gewesen, dass sie dieses Buch schrieb. Sie schuldete es ihm. Es war ihr letztes großes Geschenk an ihn.
Sean war ein sanfter, liebevoller Mann gewesen, immer rührend um sie bemüht. Anfangs hatte er Stabilität und Ruhe in ihr Leben gebracht, und gemeinsam schufen sie eine solide Basis für ihr Leben zu zweit. Er hatte nie versucht, sie zu vereinnahmen oder gar zu erdrücken. Ihre Ehe wurde zu einer Reise, bei der sie sich in angenehmem Tempo Seite an Seite voranbewegten. Ihre acht Jahre mit Sean waren etwas, das einem nur einmal im Leben widerfährt. Carole konnte sich nicht vorstellen, sich jemals wieder zu verlieben oder gar zu heiraten. Sie hatte Sean während der letzten beiden Jahre vermisst, aber nicht beweint. Seine Liebe war so sättigend gewesen, dass sie jetzt noch davon zehrte. Wie alle Paare hatten auch sie ihre Auseinandersetzungen und Unstimmigkeiten gehabt, aber niemals hatten sie einander verletzt. Sie hatten gestritten und hinterher gemeinsam darüber gelacht. Keiner von ihnen war nachtragend, und in ihren Auseinandersetzungen gab es auch nicht die Spur von Boshaftigkeit. Als sie sich kennenlernten, war Carole vierzig und Sean fünfunddreißig. Obwohl er fünf Jahre jünger war als sie, hatte er ihr in vielerlei Hinsicht als Vorbild gedient, vor allem, was seine Ansichten betraf. Sie war damals sehr erfolgreich und drehte mehr Filme, als ihr lieb war. Jahrelang wurde sie davon angetrieben, eine Karriere zu verfolgen, die ihr zunehmend mehr abverlangte. Als sie Sean kennenlernte, lebte sie erst seit fünf Jahren in Los Angeles. Zuvor hatte sie zweieinhalb Jahre in Paris gewohnt. Seit ihrer Rückkehr aus Frankreich hatte es keine ernste Beziehung mit einem Mann gegeben. Dazu fehlte ihr einfach die Zeit - oder auch das Verlangen. Sie ging zwar mit Männern aus, aber in der Regel blieb es bei wenigen Treffen. Einige waren ebenfalls aus dem Filmgeschäft, zumeist Regisseure oder Autoren, andere stammten aus kreativen Bereichen wie Kunst, Architektur oder Musik. Es waren durchaus interessante Männer gewesen, aber Carole hatte sich nie verliebt und war davon überzeugt, dass es auch nie wieder passieren würde. Bis Sean kam. Sie trafen sich auf einer Konferenz, bei der es um die Rechte von Schauspielern in Hollywood ging, und hatten beide an einer Podiumsdiskussion über den Wandel der Rolle von Frauen beim Film teilgenommen. Dass er fünf Jahre jünger war, stellte für sie beide kein Problem dar. Sie waren Seelenverwandte, das Alter war bedeutungslos. Einen Monat nachdem sie sich kennengelernt hatten, flogen sie übers Wochenende nach Mexiko. Drei Monate später zog er bei ihr ein, und sechs Monate später waren sie verheiratet. Sean hatte sie davon überzeugt, dass es für sie beide das Richtige sei. Und er hatte recht gehabt. Carole hatte befürchtet, dass sich ihre Berufe gegenseitig behindern würden und es zu Konflikten käme. Aber wie Sean es versprochen hatte, waren ihre Ängste unbegründet. Ihre Beziehung schien gesegnet zu sein. Dann erkrankte Sean an Krebs. Und so, wie er gelebt hatte, schied er auch dahin - friedlich und still. Offenbar war es für ihn der natürliche Übergang in eine andere Welt. Da er aber großen Einfluss auf ihr Leben gehabt hatte, fühlte sie sich ihm weiterhin nahe. Er hatte sie gelehrt, seinen Tod als nächsten Schritt auf seinem Weg zu akzeptieren. Zwei Jahre war er nun schon tot, und sie vermisste ihn, sein Lachen, seine Stimme, seine Klugheit, seine Gesellschaft, ihre langen Spaziergänge am Strand. Und doch war er auch bei ihr, reiste an ihrer Seite wie zu der Zeit, als er noch lebte. Ihn zu kennen und zu lieben war eines der größten Geschenke gewesen, die sie vom Leben bekommen hatte. Vor seinem Tod hatte er sie daran erinnert, dass sie noch viel zu tun hätte, und sie gedrängt, wieder mit dem Arbeiten anzufangen. Er wollte, dass sie noch viele Filme drehte und dieses Buch schrieb. Sean hatte ihre Kurzgeschichten und Essays immer geliebt, und im Laufe der Jahre hatte sie Dutzende von Gedichten für ihn geschrieben. Er hatte sie in einem Lederordner gesammelt und Stunden damit verbracht, sie immer wieder zu lesen. Bevor er starb, hatte sie nicht die Zeit gefunden, mit dem Buch zu beginnen. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ihn zu pflegen. Ein Jahr lang hatte sie keinerlei Verpflichtungen angenommen, um genügend Zeit für ihn zu haben. Insbesondere nach der Chemotherapie wenige Monate vor seinem Tod hatte sie sich aufopfernd um ihn gekümmert. Er war bis zum Schluss tapfer gewesen. Am Tag vor dem Ende waren sie spazieren gegangen. Sie konnten keine weiten Ausflüge unternehmen und auch nicht viel sprechen. Sie gingen Hand in Hand. Sobald er eine Pause brauchte, setzten sich irgendwo hin und betrachteten den Sonnenuntergang. Sie weinten beide, weil sie wussten, dass das Ende nahte. In der darauffolgenden Nacht starb er friedlich in ihren Armen. Er hatte sie noch einmal lange angesehen, zärtlich lächelnd geseufzt und dann für immer die Augen geschlossen.
Er war mit einer würdevollen Akzeptanz gestorben, die es Carole ermöglichte, beim Gedanken an ihn nicht von Trauer überwältigt zu werden. Allerdings hatte er eine Leere hinterlassen, die sie jetzt noch spürte. Und diese Leere wollte sie füllen, indem sie sich selbst besser verstand. Das Buch sollte ihr dabei helfen - wenn sie es denn je fertig bekam. Aber sie wollte zumindest versuchen, ihm und seinem Glauben an sie gerecht zu werden. Als sie ihn kennenlernte, lebten ihre Kinder noch bei ihr. Auch das bereitete Carole damals Sorgen. Sean hatte keine eigenen Kinder, und sie bekamen auch kein gemeinsames.
Sie hatten sich darauf geeinigt, mit allem anderen genug ausgelastet zu sein. Stattdessen kümmerten sie sich umeinander und um ihre Beziehung. Als sie heirateten, besuchten Anthony und Chloe die Highschool.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2008 by Danielle Steel
Copyright der deutschsprachigen Ausgaben © 2011 by Knaur Verlag.
Übersetzung:»Silvia Kinkel«
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Autoren-Porträt von Danielle Steel
Autoren-Porträt von Danielle SteelDanielle Steel ist die meistgelesene Autorin der Welt. Ihre Bücher wurden bisher in 28 Sprachen übersetzt und etwa 530 Millionen Mal verkauft. Seit über zwei Jahrzehnten hat sie einen Stammplatz auf den Bestsellerlisten. Gut 20 Verfilmungen ihrer Romane gibt es bereits.
Danielle Steel wurde 1947 als Tochter eines deutschstämmigen Vaters und einer portugiesischen Mutter in New York geboren. Als junges Mädchen kam sie nach Frankreich und besuchte anschließend verschiedene europäische Schulen. An der Universität von New York studierte sie dann französische Sprache und Literatur. Ebenfalls in New York arbeitete sie für die PR-Firma "Supergirls Ltd.", um sich dann aber ganz dem Schreiben zu widmen. Ihr erster Roman wurde 1973 veröffentlicht, ihren ersten Bestseller landete sie fünf Jahre später mit "Sag niemals adieu". Neben ihren großen Romanen hat sie auch einige Gedichtbände sowie Kinder- und Sachbücher verfasst.
Danielle Steel, Mutter von neun(!) Kindern, ist eine harte Arbeiterin. Ein normaler Tag beginnt für sie um 7.00 Uhr. Sie kümmert sich zunächst um die Kinder, bevor diese zur Schule gehen. Dann kommen Bürotätigkeiten, Meetings mit ihrem Team, PR-Aufgaben und Organisatorisches. Am Nachmittag holt sie die Kinder aus der Schule ab, unternimmt etwas mit ihnen und hilft bei den Hausaufgaben. Mit dem Schreiben beginnt sie meistens erst gegen 20.00 Uhr - und hört in der Regel nicht vor 2.30 Uhr oder 3.00 Uhr auf - mitunter arbeitet sie an fünf Büchern gleichzeitig! Und um 7.00 Uhr beginnt dann wieder ein neuer Tag...
Neben ihrer Familie und dem Schreiben widmet sich Danielle Steel auch wohltätigen Zwecken. Sie selbst hat zwei Stiftungen ins Leben gerufen. Die nach ihrem verstorbenen Sohn benannte Nick Traina Foundation unterstützt
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Organisationen, die bei psychischen Erkrankungen helfen und oder gegen Kindesmissbrauch kämpfen. Die zweite Stiftung hilft obdachlosen Menschen. Außerdem engagiert sich Danielle Steel für junge Künstler, als Sammlerin wie auch (seit 2003) mit ihrer eigenen Galerie in San Francisco. Dort lebt sie auch heute - wenn sie nicht gerade in Frankreich ist, wohin sie jedes Jahr ein paar Monate mit ihrer Familie fährt.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Danielle Steel
- 312 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828992811
- ISBN-13: 9783828992818
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